Wie Ereignisse im Westen.

Der französische Tagesbericht. ,

WTB, Paris, 21. Nov. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Auf dem rechte» Maasufer griffen die Deut« schen nach eingehender Artillerievorbereitung - an der Front BezonvauxChaumewald unsere Abteilungen von nördlich des Caurrie ewaides auf einer Ausdehnung von ungefähr einem Kilometer an. Der Angriff wurde durch unser Feuer ge­brochen und konnte unsere vorgeschobene Linie nur auf einer sehr geringen Ausdehnung erreichen.

Der englische Tagesbericht. i

WTB. London, 21. Nov. Amtlicher Bericht von gestern vormittag: Oxfordshire- und Buchinghamchire-Truppen führ­ten letzte Nacht einen erfolgreichen Handstreich östlich von Fampour und östlich Wytschaete aus. Eine feindliche Streif­abteilung wurde durch unser Feuer vertrieben.

Der Krieg zur See.

Erweiterung und Verschärfung der Seesperre.

Berlin, 21. Nov. Da die Vergewaltigungen der Neutralen Europas durch unsere Feinde zunehmen und insbesondere durch neutrale Schiffe ihr Schiffsraum durch Gewaltmaßregeln ergänzt wird, so sieht sich die deutsche Regierung im Kampfe gegen die rücksichtslose, über alle Rechte, besonders die der kleinen Nationen, hinweggrei-- sende Gewaltherrschaft Englands genötigt, das Opera­tionsfeld ihrer Unterseeboote zu vergrößern. Die Erweiterung erstreckt sich in der Hauptsache auf eine Ausdehnung des um England gelegten Sperrgebietes mehr nach Westen, um den für England zunehmend wichtiger werdenden Verkehr aus dieser Richtung zu tref­fen, und auf ein neues Sperrgebiet um die Azoren die zu einem wirtschaftlich und militärisch wichtigen Stütz­punkt des atlantischen Seeverkehrs geworden find, außer» dem auf die Schließung des bisher im Mittelmeer freigelasfenen Kanals nach Griechenland, da die­ser von der venezelistifchen Regierung nicht sowohl zur Versorgung der griechischen Bevölkerung mit Lebensmit­teln, als vielmehr zur Beförderung von Waffen und Munition verwendet worden ist.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 21. Nov. Amtlich wird verlautbart: An der unteren Piave schießt die italienische Artillerie planmäßig die auf dem Oistuser liegenden Ortschaften zu­sammen. Sonst nichts zu berichten.

Der Chef des Generalstabs.

Neues vom Tage.

Gegen die Trennung von Kirche und Staat.

Köln, 21. Nov. DerKirchliche Anzeiger" für die Diözese Köln veröffentlicht einen von 27 deutschen Bischöfen und Erzbischöfen Unterzeichneten Hirtenbrief, der sich mit einer Reihe von wichtigen Fragen befaßt. Die Bischöfe weisen u. a. auf die großen Verwüstungen hin, die der Krieg aus sittlichem und religiösem Gebiete angerichtet hat, warnen vor den Bestrebungen zur Be­festigung der konfessionellen Schule und fordern, daß bei Einrichtung von konfessionellen mittleren und höheren. Schulen keine Schwierigkeiten gemacht werden. Sie ver­langen mehr Freiheit für die katholischen Orden und Kongregationen und wenden sich gegen die Trennung vcm Kirche und Staat. Den Bestrebungen, Katholiken und Protestanten auf einer gemeinsamen Grundlage zu einer deutschen Nationalkirche zu vereinen, treten die Bischöfe mit Nachdruck entgegen.

r« cdl.

Wer über andere Schlechles hört,

Soll es nicht weiter noch verkünde::;

Gar leicht wird Menschenglück zerstört,

Doch schwer ist Menschenglück zu gründen.

Godenstedt.

Mächtiger als Gold.

Roman von M. Withe.

Entsetzung.) (Nachdruck Verboten.)

: Es war ungefähr eine Woche später um die Bor­

mittagszeit. Der Iustizrat war, wie immer, nach Berlin gefahren, und Edith hatte der Einladung einer in der (Nachbarschaft wohnenden Pensionsfreundin Folge geleistet. iFrau Lydia saß lesend in ihrem Boudoir, mit sich und der Welt vollkommen zufrieden, als plötzlich» ohne vor­heriges Anklopfen, die Tür aufgerissen wurde» und ein bleicher junger Mann mit farblosen Lippen und dunkel! umschatteten Augen über die Schwelle trat.

Rolf!" schrie Frau Lydia aus, und das Buch entfiel ihren Händen. Mein Sohn! Mein geliebter Sohn!. Welche Ueberraschung! Aber, um des Himmel» willen» wie siehst du aus? Bist du denn krank?"

Er ging auf sie zu und ergriff ihre Hand, um sie mit

krampfigem Druck zwischen seinen eiskalten Fingern fest- zuhalten.

Mach' kein Geschrei, Mama! Es ist nicht nötig daß Lte Dienstboten etwas erhorchen. Dein Mann ist nicht im Hause, wie man mir sagte?"

Nein. Er ist in Berlin. Und Edith ist leider auch Nicht da. Aber warum hast du dich nicht vorher ange- meldeh mein Kind? Du weißt doch, wie sehr ich mich Nach dir gesehnt Habel Oder hat es hat es etwas Schlimmes zu bedeuten, daß du so plötzlich kommst?"

»Ja", stieß er hervor, indem er endlich ihre Hand sreigab und sich auf einen Stuhl fallen ließ.Ich bin Nicht zu meinem Vergnügen gekommen und nicht, um dir «me freudige Ueberraschung zu bereiten, Es. hat. keinem

Erfolgreiche Bemühung.

Berlin, 21. Nov. T-ieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Da die gesundheitlichen Verhältnisse für die in den afri­kanischen Besitzungen Portugals, insbesondere in Lou- rencv Marques, gefangen gehaltenen Deutschen infolge des' heißen Klimas sehr ungünstig sind, hat die deutsche Regierung bei der portugiesischen Regierung bereits seit längerer Zeit aus Räumung der Internierungslager in Afrika und ans Ueberführung der Lagerinsassen nach einem klimatisch einwandfreien Unterb.'mgungsort gedrungen. Tie Bemühungen sind von dem König von Spanien unterstützt worden. So ist es gelungen, von der portu­giesischen Regierung die Zusicherung zu erlangen, daß die sämtlichen deutschen Internierten demnächst von Afrika nach den Azoren verbracht würden, lieber den Zeitpunkt der Ueberführung, sowie den neuen Unterbringungsort auf den Azoren liegen noch keine Mitteilungen vor.

Brasilien gegen Deutschland.

Bern, 21. Nov. Nach demTemps" wird durch ein Dekret der brasilianischen Regierung der Betrieb der deutschen Versicherungsgesellschaften in Brasilien ein­gestellt. Die Regierung wird Liquidatoren ernennen.

Verhaftung von Deutsche».

Berlin, 21. Nov. In Hoboken (Neuyork) sollen über 2000 Deutsche verhaftet worden sein.

Clemencean über den Friede«.

Paris, 21. Nov. In der Kammer erklärte Minister­präsident Clemencean ans eine Anfrage: Man hat mir vorgeworfen, daß ich einem Schiedsgericht nickst zustimme. Ich habe bei dem Casablanca-Zwischenfall ein Schiedsgericht vorgeschlagen, das von Deutschland und Oesterreich abgelehnt wurde. Ich glaube nicht, daß die Gesellschaft der Nationen" der notwendige Abschluß des Krieges ist, weil ich dem Eintritt Deutschlands in die Gesellschaft der Nationen nicht zusiimmen würde. Fragen Sie die Belgier, was die Unterschrift Deutschlands wert ist. Die schreckliche Tatsache ist, daß Deutschland den preußischen Militarismus nicht zerbricht. Wir können uns auf eine Gesellschaft der Naffonen nicht festlegen. Tie Männer in den Schützengräben schlagen sich für einen Frieden, der ihnen ein würdiges Leben geben wird. Sie fragen nach meinen Kriegszielen. Ich antworte: Mein Ziel ist, Sieger zu sein! (Lebhafter Beifall auf allen Bänken, außer aus der äußersten Linken.) Clemen- seau wandte sich zu den Sozialisten und sagte: Es liegt etwas Edles in Ihrer Denkweise, aber die Leute, die sich schlagen, wollen den Frieden und während sie sich schlagen, macht man nun Zusammenkünfte von Sozialisten and Delegierten solcher Parteien und Länder, die sagen, daß man morgen Verhandlungen erhofft und morgen rn der Schwelle des Friedens sein wird. Auf eine solch? Weise entwaffnet man nur ein Volk. (Anhaltender Beifall, außer auf der äußersten Linken.) Clemencean gab das Versprechen ab, daß es keine Geheimdiplomatie mehr geben soll.

Die Nationntratswahlen in der Schweiz.

Bern, 21. Nov. In dear Nationalrat sind ge­wählt: 102 freisinnige Demokraten (bisher 109), 42 Katholisch-Konservative (31), 18 Sozialdemokraten (17), 12 Protestantisch-Konservative (14), 8 Wilde (8), 4 so­zialpolitische Gruppe (3), 1 Rütlianer (0). Zwei Wahlen stehen noch aus.

Belagerungszustand in Zürich.

Basel, 21. Nov. Aus schweizerischen Blättern geht hervor, Laß über Lürich der BelagerunasNNwnd verhängt ist.

Zweck, lange um die Sache herumzugehen. Wie du mich Lu stecht, Mama, bin ich ein verlorener Mensch!"

Rolfl" schrie sie auf.Das ist nicht wahr! Das kann nicht wahr sein l Du willst mich nur erschrecken!"

Ich denke nicht daran. Zum Komödienschelen bin ich wahrhaftig nicht in der Stimmung. Ich muß inner­halb vierundzwanzig Stunden zwanzigtausend Mark auf- bringen, oder ich gehe vor die Hunds!"

Entgeistert starrte ihn Lydia an. Sie konnte kein Wort herausbringen. Die Größe der Summe, die er da genannt hatte, verschlug ihr den Atem. Rolf aber preßte die Hände zwischen die Knie und blickte finster vor sich

nieder. . ^ ^

Es ist schon buchstäblich so, w:e :ch sage, Mama! Ich kann mir wohl denken, daß du wenig Freude daran hast. Aber was sollte ich machen? Du bist doch schließlich die einzige Zuflucht, die ich auf Erden habe, lind ich hoffte, du würdest mich nie zugrunde gehen lassen."

Aber du kannst unmöglich geglaubt haben, daß ich

eine so ungeheure Summe-"

Ach Gott, gar so ungeheuer ist sie doch schließlich nicht! Wenigstens nicht für Leute in euren Verhältnissen. Wenn es sich darum handelt, ein Menschenschicksal zu

retten-" ^ ^

Für einen Augenblick siegte m Frau Lydras Herzen nun doch der Zorn.

Wie kannst du so sprechen! Weißt du denn nicht, daß dein Vater dich völlig vermögenslos in der Weit zurückgelassen hat. und daß ich eine Bettlerin war, als mich dein Stiefvater heiratete? Welches Recht haben wir beide, Forderungen an ihn zu stellen?" ,

Recht hin. Recht her! Du bist seine Frau, darmt :st schließlich alles gesagt. Wenn ich die Wahl hätte, wurde ich es freilich von jedem andern lieber nehmen als von ihm. Denn mit seinem großartigen Wesen und seinem Ehrenhaftigkeit-dunkel ist er mir in tiefster Seele zuwider. Das brauche ich dir nicht erst zu erzählen."

Sprich nicht so von ihm! Kein anderer Stiefvater würde so viel für dich getan haben wie er. Deine Worte sind der schreiendste Undank. Und ich will nicht, daß man ihn in meiner Gegenwart verlästert, denn er ist der beste aller Männer."

Nun gut, so soll er es beweisen, indem er m« aus der Verlegenheit Hilst und die zwanzigtausend Mark Leraibtl " _ _

Die Lage in Rußland.

Stockholm, 21. Nov. Ter MoskauerUtro Nossij" schreibt, die Ansprüche Japans auf die von Rußland' besetzte Nord-Mandschurei und das Ussurigebiet werde» immer offener. Wichtige politische Ereignisse scheine» heranzureifen.

Pariser Blätter berichten aus Petersburg, daß während der Unruhen aus dem Winterpalast für 5 Mil­lionen Rubel Bilder, alte Möbel und Wertgegenstände gestohlen wurden.

Amtliches-

M-rhlvorfchriften bete.

Das Kgl. Obcrmt Nag»ld macht bekannt:

Die Fälle von Uebertretungen der Mahlvorschriften haben sich in letzter Zeit derart gehäuft, daß in Zukunft der Kommunalverbcmd, um diesem Treiben zu steuern, von seinem ihm nach Z 70 R. G. O- zustehenden Recht der Beschlagnahme und unentgeltlichen Wegnahüie aller zu Un­recht in die Mühlen des Bezirks gebrachten Getreidevorräte unnachsichtlich Gebrauch machen muß.

Zuckerpreise.

Die Preise für Zucker im Kleinhandel an die Verbraucher wurden wie folgt festgesetzt:

für Hutzucker, gemahlenen Zucker und Kristallzucker 41 .L das Pfund,

für Würfelzucker 43 ^ das Psuud.

M1e«Ne««. 32 November 1S17.

* Die württ. Verlustliste Nr. 632 enthält u. a. fol­gende Namen: Petrus Ase, Obertalheim, l. verw. Gott­lieb Barth, Calmbach, gef. Wilhelm Barth, Calmbach, schw. verw. Christian Bauer, Götlelsingen, l. verw. b. d. Tr. Jakob Brenner, Walddorf, gef. Christian Döttling, Dietersweiler, vermißt. Utffz. Lvrenz Faßnacht, Untertal­heim, I. verw. Michael «Kreule, Breitenberg, gef. Wilh. Kalmbach, Moiihardt, in Gefgsch. Andreas Rubel, Pfalz­grafenweiler, l. verw. Christian Rentschler, Rötenbach, gef. Erwin Scha ble, Altensteig Stavt, l. verw. Ernst Spitzen- berger, Rohrdorf gef. Jakob Wurster, Psalzzrafenweiler, gefallen.

' Das Eiserne Kreuz haben erhalten: Friedrich Hennefarth von hier; Fahrer Chr Martini von Tumlingen; Friedrich Dengler, Schieinermeister und Christian Dengler, Svhn des Jak. Schill, Gurten- Mber, von Ebh « usen; Albert Bachmann von Ro hr- darf; Utffz Konrad : del von W: ldberg.

* Die Silt. Verdienstmedaille wurde verliehen: Johs. Seeger, Gottlieb und Jakob Hennefarth, Wöhne der Witwe Hennefarth und Friedrich Bauer, Sohn des Joh. Bauer, Hckfswürter, sämtliche vvn hier; Joh. Gg. Theurer, Inh. des Eis. Kreuzes, Sohr des I. Fr. Theurer vov Wörnersberg.

* Der Zucker »«rn Monat November ist im Bezirk Nagold immer noch nicht zur Ausgabe gelangt. Wie die Bez;rtsversorgungsstclle mitteilt, ist der Zucker unterwegs und wird voraussichtlich- diese Woche noch zur Ausgabe gelangen. Die Verzögerung ist eingetreten einesteils da­durch,' daß eine Anzahl Verssrgungsberechtigter diesmal auch gestoßenen Zucker wünschte und aus diesem Grunde die Zuteilung für den hiesigen Bezirk durch die Landesver-

Du willst dich ihm also offenbaren, willst vor ihn hintreten und das Geld von ihm erbitten?"

Ich werde mich hüten l Denn wie in dem Fäll seine Antwort ausfallen würde, weiß ich gut genug. Dir aber wird er es nicht abschlagen. Er kann es dir gar nicht abschlagen, wenn du es auf die rechte Weise zu fordern weiht!"

Oh, wie wenig du ihn kennst! Und ich würde auch §ar nicht den Mut dazu haben. Ich brächte es nicht über die Lippen. Es ist ja auch ganz undenkbar, daß es sich um einen so ungeheuren Betrag handeln soll. Du kannst doch in der kurzen Zeit, seitdem ich dir geholfen, nicht so viele Schulden gemacht baden!"

Man braucht nicht so viel Zeit dazu, wie du denkst MamaV Unter Umständen genügt eine einzige Nacht. Aber das trifft bei mir nicht einmal zu. Die zwanzig­tausend Mark setzen sich aus einer ganzen Menge von kleineren Beträgen zusammen, und es sind überdies Wucherzinsen genug dabei. Das Schlimme ist eben nur. Laß jetzt alles auf einmal gezahlt werden muß."

Wenn ich nur begriffe, wozu du das viele Geld ge­braucht haben kannst!" jammerte Lydia.Du kannst es doch nicht verspielt haben!"

..Es wird wohl so sein. Ich bin eben mein Leben laug ein Pechvogel gewesen. Na, und dann man hat - roch auch sonst noch kleine Passionen."

Kleine Passionen?! O, mein unglückliches Kind! Es sind die Sünden deines Vaters, die sich an dir rächen."

Wenn du das einsiehst, Mama, kannst du mich doch auch nicht untergehen lassen. Bin ich verantwortlich sirr das unglückliche Erbteil in meinem Blute? Kann ich dafür, daß mein Vater mir zwar seine Leidenschaften, »der nicht zugleich die Mittel zu ihrer Befriedigung hinterlassen hat?"

Höre auf! Du versündigst dich! N«d ich bin nahe daran, de» Verstand zu verlieren. Das Geld kann ich dir nicht schaffen. Aber vielleicht kann ich an die Leute schreiben, denen du es schuldig bist kann sie um Nach­sicht bitte« kann ihnen Versprechungen machen. Wenn wir Zeit gewinnen, vielleicht läßt sich dann später alles reaeln."

Fortsetzung fol-r.