sorguugsstelle von einer anderen Fabrik erfolgte. Andern- teiis vergrößerte in der Hauptsache der Mangel an Eisenbahnwagen und Bahnsperre die Verzögerung in der Ablieferung.
— 11 Millionen verloren. Der Reichsgerichtsrat Dr. Ernst Neukamp veröffentlicht im Verlage von Otto Liebmann irr Berlin eine Schrift über „Die Ausschaltung des freien Handels durch das Kriegswirtschaftsrecht — eine nationale Gefahr". Neukamp bezeichnet die Errichtung der Kriegsgesellschaften, die durch das ihnen verliehene Einkaufs- und Bertriebsmonopol den freien Handel gänzlich ansgeschaltet und besonders im Verkehr mit dem Ausland die freie Betätigung des Kaufmanns unterbunden haben, als eine öffentliche Gefahr. Mitte März 1917 bestanden nicht weniger als 139 Kriegsgesellschaften, die zum Teil noch in zahlreiche Abteilungen zerfallen. (Die Zentral-Einkaufsgesellschaft (Z. E-G.) soll fast ihr ganzes eingezahltes Kapital von etwa 11 Millionen Mark durch den von ihr bezahlten übertrieben hohen Einkaufspreis für Heringe mit einem Schlag verloren haben. Den Schaden habe die Z. E. G. nach Neukamp dadurch hereingebracht, dah sie andere von ihr erworbene Waren mit einem ganz -kolossalen Nutzen verkaufte.
— Pferbeschwindler. In verschiedenen Städten treiben sich wieder Pferdeschwindler herum. Der Schwindler. der meist eine schwarze Ledermappe bei sich führt und sich als Dr. Braun, Direktor der Landwirtschastskammer Braunschweig, aus gibt, bedient sich eines Schleppers, der sich Landwirt Schulz nennt und durch eine große Narbe auf einer Backe kenntlich ist. '
— Ausfall von Lokalzügeu. Die Lokalzüge Nr. 1662, Eßlingen ab 7.10 v-, Stuttgart Hbf. an 7.40 v. and Nr. 1365 Stuttgart Hbf. ab 6.49 v., Eßlingen an 7.21 v> fallen vom 25. November an Sonn- und Feiertagen» aus, verkehren also nur noch Werktags.
— 109 Milliarden Kriegskredit. Mit der
Neuen Kreditfordcrung von 15 Milliarden, die dem Reichstag am 29. November zngehen wird, wächst die Sunnne der zehn Kriegskredite in Deurschland auf 109 Milliarden Mark, und zwar verteilen sie sich folgendermaßen: August und Dezember 1914 je 5, März, August und Dezember 1915 je 10, Juni und Oktober 1916 je 12, Februar, Juli und November 1917 je 15 Milliarden Mark. - — Ter Tenerungszufchlag auf Glühlampen beträgt, wie die A. E. G. mllteilt, nicht 45, sondern 75 Prozent. (!) ' . . . '
— Vorsicht bei Briefen nach der Schweiz, Bei Briefen nach der Schweiz ist größte Zurückhaltung für alle Schreiben geboten, da der dortige Nachrichtendienst großes Interesse an den Vorgängen in Deutschland hat und deshalb alles zu erfahren sucht. Er scheint Mittel und Wege gefunden zu haben, Einsicht in viele ms Deutschland kommenden Briefe zu nehmen, bevor sie dem Empfänger übermittelt werden.
— Höchstpreise für Kaffee-Ersatzmittel. Das Kriegsernahrungsamt hat Höchstpreise für jede Art von Kaffee-Ersatzmittel festgesetzt. Darnach beträgt der Kleinhandelspreis für Getreidekaffee (Malz-, Gerstenkaffee, Kaffeemalz, Gerste usw.) für das Pfund loser Ware 52 Pfg-, bei gepackter Ware 56 Pfg., für die übrigen Kaffee-Ersatzmittel bei loser Ware 80 Pfg., bei gepackter Ware 84 Pfg. für das Pfund. Zugleich ist Vorsorge getroffen, daß die Bevölkerung von Januar ab erheblick) besser als bisher mit Kaffee-Ersatzmitteln wird versorgt werden können. Die Verordnung tritt am 23. November in Kraft, die Kommnnalverbände und Genreinden können bis 31. Dezember Ausnahmen zulassen.
— Warum riecht die Zeitung? Mißbilligend rümpft jetzt oft der Leser die Nase, wenn er das Älat! in die Hand nimmt. Wie riecht nur wieder mal die Zeitung? Wir müssen den Lesern zur Antwort geben' das rührt daher, daß auch unsere Farbe ein Färber- fatz ist. Früher bestand die Farbe aus Leinöl, Firnie und Ruß. (Jetzt besteht sie in ihren Hauptbestandteilen ans Abfallölen, Erdöl n. auch Asphalt. Da ist es also kein Wunder, daß ihr Geruch anhaftet. Wir können das leider nicht ändern und müssen den Borwurf die Anrüchigkeit halt hinnehmen.
* Nagold, 2t. Ns». (ArntsversaMmlung.) Am Donnerstag, den 29. Nov. ds. Js. vorm. 9 Uhr findet auf dem hiesigen Rathause die ordentliche Amtsversamm- lung statt.
js Wildberg OA. Nagold, 21. Nov. (Gedenkfeier.) Nachdem in letzter Zeit an dem Geburtshanse des 1914 verstorbenen Malers Albert Käppis, eines Sohnes unserer Stadt, aus Beiträgen von Freunden seiner Kunst eine Gedenktafel angebracht worden war. fand aus diesem Anlaß gestern eine einfache, aber würdige, mit Gesanzvorträgen eines Kinderchors und Ansprachen von Stadtpfarrer Völter und Stadtschultheiß Mutschler verbundene Gedenkfeier statt.
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Ausstellung.) Am Samstag und Sonntag findet im großen Saal des Königsbaus eine Ausstellung von Handarbeiten Verwundeter statt.
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Offiziergefange- kenlage r.) Das hiesige Eberhard-Ludwigs-Gymnasium wird in ein Offiziergefangenenlager umgewandelt. Die Schulklaffen werden in benachbarten Schulgebäuden nn- tergebracht.
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Payers Befinden) Wie der Beobachter hört, ist im Befinden feines Partei- ! freundes Payer, der an starker Kopfnenralgie leidet, noch ! keine erhebliche Besserung eingetreten; doch steht zu hoffen, j daß er sich anfangs nächster Woche nach Berlin begeben könne-
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Goldene Hochzeit eines Veteranen.) Wie die „Gaisburger Zeitung" I berichtet, feiern heute die Eheleute Karl Kurrle und Frau im Alter von 77 und 70 Jahren die goldene Hochzeit. Kurrle ist ein Veteran von 1866. Bei Tauberbischofsheim stand er als Kanonier. Schon längst waren die Kanonen geladen, und mit Sehnsucht warteten die Kanoniere auf den Befehl „Abprotzen!" Statt des erhofften Befehls hieß es auf einmal „Entladen!" Unser Kurrle entlud feine Kanone aber dadurch, daß er sie abschoß und damit gab er den einzigen schwäbischen Kanonen- schuß auf unsere damaligen Gegner ab.
(-) Stuttgart. 21. Nov. (Straßenbahn.) Die Stuttgarter Straßenbahn will den Versuch machen, weibliche Personen auch als Wagenführerinnen zu verwenden. (
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Einbrecher.) In ver- ! gangener Nacht find Einbrecher in die Verkaufsräume dev ? Firma Glah u. Wels im Wilhelmsbau nach Zertrümmerung eines Schaufensters eingebrochen. Sie entwendeten eine Anzahl Kleidungsstücke. In einem Lederw-aren- ! geschäft in der Karlstraße zertrümmerten sie ebenfalls ' beide Schaufenster, vermochten aber nichts zu stehlen. Die Kriminalpolizei hat die Fahndung sofort ausgenommen. Kürz vor dem Abgang des Frühschnellzuges find die Täter, zwei fahnenflüchtige Matrosen aus Königsberg, auf dem Hanptbahnhof erwischt worden. Die gesamte Beute ist wieder beigebracht. Nach ihrem Besitz zu schließen, handelt es sich um reifende Verbrecher.
(-) Winterbach, OA Schorndorf, 21. Nov. (Ehrung.) Pfarrer Hönes, der im Alter von 70 Jahren auf eine 25jährige Amtszeit als Ortsgeistlicher zurückblickt, ist von den Gemeindekollegien das Ehrenbürgerrecht verliehen worden.
(--) Maulbronn, 21. Nov. (Französische Kriegsgefangene als Wilderer.) Der Forstwart Ulmer in Lienzingen bemerkte schon einige Zeit Spuren von Wilderern. Als er dieser Tage wieder ein 'frisches Reh in der Schlinge fand, stellte er sich in der Nacht auf die Lauer und es gelang ihm, drei französische Kriegsgefangene, die aus dem Füllmenbacher Hof arbeiten, zu ertappen, als sie die Beute abholen wollten.
(-) Metzingen» 21. Nov. (Todesfall.) Im Alter von 73 Jahren ist heute nacht nach längerem Leiden der Verleger des „Metzinger Anzeiger", Herr Gustav Köll- reutter, sanft verschieden. Der Verewigte gehörte zu den ältesten Vertretern der württ. Zeitungsherausgeber.
Gerichtssaal.
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Zum Ratskeller-Prozeß.), Das Reichsgericht hat die Revision in dem bekannten Stutt-i zarter Ratskeiler-Prozeß, wobei der Gemeinderat Theurefi wegen Anstiftung zu einem Vergehen gegen das WeingcseH zu 400 Mk. und der seither verstorbene Ratsküfermeistzvz Aeckerle wegen dieses Vergehens zu 300 Mk. und noch!
einer anderen kleinen Gelt strafe verurteilt, ferner die Ein
ziehung von 40 000 Liter Wein ungeordnet wurden, irischem verworfen, als die Einziehung sich nur auf den Wein zu, erstrecken hat, bezüglich dessen Theurer den Aeckerle angestiftet hat. 2m übrigen erkannte das Reichsgericht die
Revision für unbegründei an.
(-) Stuttgart, 21. Nov. (Unverbesserlich.) Das 25- Jahre alte Dienstmädchen Lucie Bauer von Ulm entwendete» auf dem Hanptbahnhof eine Handtasche !m Werte von 3,80 ML, und einer Frau aus deren Armkorb einen Geldbeutel mW 12 Mk. Inhalt. Die Angeklagte, die gegenwärtig eine zweimonatige Gefängnisstrafe verbüßt, und zwanzigmal wegen Dieb, stahls u. a. V. vorbestraft ist, wurde unter Emberechnung; dieser Strafe zu 5 Monaten und 2 Wochen Gefängnis verurteilt, l-) Reutlingen. 21. Nov. In Tübingen ist Mustklehrer und Organist Schön Hardt, der sich mit Schülerinnen unsittlich vergangen hat, zu 8 Monat Gefängnis verurteilt worden.
Vermischtes.
Sport im Felde. Am 20. November fand in Sedan unter der Leitung des Vtzeseldwcbels d. L. E. Kißling aus Stuttgart (früher Vorsitzender des Deutschen Rerchsvcrbands für Athletik) eine Sportübung statt, an der 75 Mannschaften der Etappeninspektion 3 teilnahmen. Von den Offizieren waren prächtige Ehrengaben gestiftet worden. — Die österreichisch« Heeresverwaltung hat angeordnet, daß auf dem Uebungsplaß eines jeden Ersatzbataillons ein Fußballplatz angelegt wird. Die Soldaten haben Fußball als militärische Hebungen zu betreiben.
Steuerhinterziehung. Der Lederfabrikant Josef Licnhardt in Reh au bei Hof i. B., ist wegen Steuerhinterziehung zu 250 000 Mk. Geldstrafe verurteilt worden. Bei ihm wurde der Brief einer angesehenen Großbank beschlagnahmt, die ihm riet, eine von ihr bewilligte Löschung von 100 000 Mk. (Grundbuchschuld) jetzt nicht vornehmen zu lassen, um di« Steuerbehörde nicht auf seine Gewinnziffern zu bringen. Der Fall erregt in diesem Zusammenhang beträchtliches Aufsehen,
Mord. In Dresden ist der 23jährige Krankenhausdiener Karl Martin Suter ans Mannheim verhaftet worden, der in Berlin an der 19jährigen Cisenbahnschasfnerin Paula Weigel aus Frankfurt a. M. einen Lustmord verübt hätte.
In Berlin hat ein 17jähriger Mu ikerlehrlmg die Prostituierte Frau Krzyminski in deren Wohnung ermordet, um sie zu berauben. Vorher hatte er seinen Eltern 400 Mk. gestohlen und in geeigneter Gesellschaft durchgcbracht. Der Täter Ist verhaftet.
51VVV Hamster. Der Hamsterfänger Arthur Rülke in Mühlhausen i. Thür, hat in Jahresfrist 51 000 Hamster — natürlich vierbeinige — zur Strecke gebracht.
De Wendel. Die französische Firma de Wendel besitzt in Deutschland, besonders in Lothringen, große Eisen- und Kohlenwcrkc. Dieser Besitz soll nun m deutsche Hände üüer- geleitet werden und es haben bereits Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung und deutschen Hüttenwerken staft- gefunden. Zur käuflichen Uebernahme werden etwa 100 Millionen Mk. erforderlich sein, an denen der Staat mit der Hälfte beteiligt sein soll. Die Mittel würden nötigenfalls durch eine Anleihe aufzubringen sein.— Die de Wendel taten sich trotz ihres deutschen Namens stejs durch Deutschfcindlich- keit hervor und sie sollen zu der Wahl des Präsidenten Poincare nicht wenig beigetragen haben.
Die Opfer des Weltkriegs. 60—80 Zentner Geschosse und Explosivstoffe sind nötig, um ' einen einzigen Soldaten zu tüten, wenigstens nach der Besprechung, die der amerikanische -Arzt. Dr. W. Hutchinson, der Roval Societv of Meüictn«
! P Lduoon vsrgetragen hat.. Er sagte, „man habe jeden Grund ch,. "kr Annahme, daß die gesamte jährliche Sterblichkeits- a P 5 Prozent der Gesamtzahl der an
Zm beteiligten Menschen nicht übersteige". Noch in keinen) AW Menschen eben zu nehmen „soviel Gib ge
kostet . Auch bei den Alliierten, wo üje Verbä tvire wenwen b's der Prozentsatz tödlicher Verwundungen außer«' ordentlich klerm „Von den alliierten Soldaten, die ihre Wunden sechs Stunden überleben, kommen 90 Prozent davon! von denen, die die Feldlazarette erreichen. 95 Prozent, uni» derer, die m den zurückzelegenen Lazaretten an-' kommen. Der Pro,entlaß der Operationen ist der kleinste L vorgekommene, und während in früheren Kriegen sechs!
Todesfälle infolge Krankheit auf einen in U Schlacht oder durch Wunden kamen, ist das Verhältnis nun- umgekehrt einer jener auf zwanria dreier. ._
Das Makzontikngent für das neue Sudjahr ist laut „Mim-! chener Neuesten Nachrichten" stir Bayern auf 15 Prozent fest»! -gesetzt worden.
Zum 150. Geburtstage Andreas Hofers am 22. November.
> ' Der heldenmütige Führer oes Tiroler Aufstandes i son 1809, Andreas Hofer, wurde heute vor 150 Jahren, ! um 22. November 1767, im Gasthaus „Am Sand" bei « 8t. Leonhard im Pafseier Tal geboren. Er befreite 1809 > durch die siegreichen Treffen bei Innsbruck, Hall und
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Sterzing das nördliche und mittlere Tirol von den Basierst und Franzosen, vertrieb durch die Siege am 25. und 29. Mai die wieder eingedrungenen Feinde und zwang Lefebvre am Jsel (13. August) zur Räumung des Landes. Als nach dem Wiener Frieden Tirol an Bayern sieh unterwarf sich Hofer, rief aber im November von neuem zum Aufstand, erlag der Uebermacht, wurde verraten und am 20. Februar 1810 in Mantua erschossen. — Das bekannte Volkslied, das Hofers Vaterlandsliebe und rührende Treue verherrlicht, hat aus Anlaß der „Kämpfe der Tiroler gegen das verräterische Italien folgende Ergänzung erfahren:
s Ahr wackerst Enkelsöhue
s Von Achtzeynhundertnenn,
j Die Tat der frommen Väter,
! Ihr werdet sie erneu'n,
! Zu Innsbruck aus der kalten Gm st
! Steht Andre Hofer auf und ruft:
? Trefft, Schützen von Tirol?
Mutmaßliches Wetter.
r Ein neuer Lnftwirbel beherrscht die Wetterlage. Um j rMeitag und Samstag sind Regen- und Schneefälle nrit j rauher Temperatur zu erwarten. -