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Schwarzwcildsr Tageszeitung. Air die L).-A.-Bezirke Nagold, Freudenstadt und Lalw.

«t. 234

Druck und Verlag iv Alteusteig.

Samstag» den 8. Oktober.

Amtsblatt für Psalzgrafenweiler.

LV17.

I Niemand darfdiesmalZurückbleiben ! 1 keim Zeichnen der Kriegsanleihe. ! ! Helfet dem Daterlande in seiner ! z schwersten Stunde und zeichne jeder j 1 was in seinen Kräften steht. r

Der Krieg.

L'TB. Gvoßcs Hauptquartier, 5. Okt. (Amtlich,)

Westlicher Kriegsschauplatz:

Heeresgruppe Kronprinz Nnpprecht:

Ein S ch i a ch t t cr q von seltener Schwere liegt l.'nter Führern und Truppen der vierten Armee; er ist bestanden!

Vom frühen Morgen bis in die Nacht währte das R »gen, das durch wiederholle englische Angriffe uns der (legend nordwestlich von Langhemark bis südlich der Straße Men infhpern (15 Kilometer) immer tuen neuem entfesselt wurde. Ununterbrochen wirkten die Nrtillcriemassen mit äußerster Leistung von Mann und ch'-!F,,"ch in dg? .Gelände, gnf dein (ich die erbitterten, hin- mw herwogcnden Kämpfen der Infanterie abspieltcn.

Äremipnnkte der Schlackß wcircn P o e l c ci v e l l e, de einzelnen Höfe 3 Kilometer westlich von Paschen- d r e. le, die Wegekrenze östlich und südöstlich von Z o n il e- be ke, die Waldstücke westlich von Bccelaers und das chehöft Ghcluvclt; über diese Linie hinaus konnte die Feind zwar vorübergehend Vordringen, doch' sich unter der Wucht unserer Gegenangriffe nicht behaupten, vbwohl er bis zum späten Abend dauernd frische Kräfte ins Feuer führte. Der Gewinn der Engländer beschränkt sich somit auf einen 1 bis IVz Kilometer tiefen Streifen mm Pvekcapellc über die östlichen Ausläufer von Zvnne- mke und längs der von dort nach Becelaerc führenden Straßen, Das Dorf ist ebenso wie das heißumstrittene v-heluvelt voll in unserem Besitz.

Die blutigen Verluste der englischen Divisionen mindestens 12 wurden allein beim Frühangriff auf dem Schlachtfeld angesctzt werden übereinstimmend als sehr hoch gemeldet.

Das gute Zusammenwirken aller unserer Waffen brachte auch diesen gewaltigen Stoß, der Engländer zum Infam menbrechcn vor dem Ziele, das diesmal, nicht, wie behauptet werden wird, eng, sondern unzweifel­haft recht weit gesteckt war.

Das Heldentum der deutschen Truppen in Flandern wird durch nichts üb er troffen.

Heeresgruppe deutscher Kronprinz:

Auf dem Ostufer der Maas führten die Franzosen abends einen neuen starken Angriff den 12. binnen! drei Tagen am Nordhang der Höhe 344 östlich von! Samlogneux. Tagsüber bereitete heftiges Feuer, vor dem! Borbrechen Zum Trommelfeuer gesteigert, den Sturm der französischen Kräfte vor, die von den kampfbewähr­ten W ü r t t em b er g e r n fast überall zurückge­schlagen wurden. Än einzelnen Stellen wurden Ge­genstöße erforderlich, ne brachten zahlreiche Gefangene in unsere -Hand.

Auf dem

östlichen Kriegsschauplatz

keine größeren Kampfhandlungen.

Mazedonische Front:

Fm Becken von Monastir und im Cernabogen war die Glfcchtstütigkcit lebhafter als an den Vortagen.

Der Erste Geuerakauartiermcister: Lud endo rff.

» » » .

Ein Großkampftag liegt hinter unserer vierten Armee, so schwer, wie nur einer in diesem- Kriege-war. -Es ist das Kennzeichen der Schlachten in diesem Jahre, daß sie mit Aufbietung der äußersten physischen und. Morali­schen Kräfte und, soweit die Feinde in Betracht kommen, mit schonungsloser Einsetzung von Menschen und Ma­terial geschlagen werden. Man erkennt den starren, un­beugsamen Willen der Engländer. Auch an den Fronten her Franzosen und Italiener. Auch sie zwingt der britische

I Wille unter sein Gesetz. Aber es gibt einen noch stärkeren Willen, und es gibt vor allem eine noch größere see- ! fische Spannkraft, als sie den Feinden eigen ist. Das i ist die etwaige Stärke der Deutschen. Dank dieser Eigen­schaften ist der Tag bestanden, der große Angriff aufs neue gebrochen. Am ersten Sturm, der in der Frühe des Morgens begann, waren mindestens 12 Divisionen beteiligt, die immer wieder aufgefüllt oder ersetzt wurden, auch als schon die Nacht das weite, über 15 Kilometer breite Schlachtfeld ihre Schatten gebreitet hatte. Mit. besonderer Erbitterung wurde bei Poelcapelle (östlich von Langhemark), im Wald von Bekeläre und bei Gheluvelt gekämpft. Auf einer Strecke von etwa 7 Kilometer gelang es dem Feind, seine Linien um 1 bis Ih» Kilometer vorzudrücken, aber seine Verluste sind entsprechend schwer. Tic Schlacht ist für den Feind verloren. Tie Württem- berger schlugen auch am 4. Oktober starke Angriffe der Franzosen bei der Höhe 344 blutig zurück.

Nach deniNieuwen Rotterdamichen Courant" geben die englischen Verlustlisten die Gcsamtverluste der briti­schen Armee im Monat September mit 2938 Offizieren und 109 200 Mann und die Gesamtvcrluste der Flotte mit 100 Offizieren und 614 Mann an. Im August be­trugen die Gesamtverluste der Armee 5284 Offiziere und 52 404 Mann.

Heber das Leben und Treiben der Amerikaner in den kleinsten Städten der Normandie, wo sie sich als eigent­liche Herren auffpielen, machen die Blätter allerhand An­deutungen. Die Felder gehören ihnen. Sie bauen darauf ihre Baracken und Schuppen. Weiler heiße cs: Tic Frauen gehören ihnen und der schönste Traum der Mäd­chen ist, einen Amerikaner zum Mann zu bekommen.

Der Reichstag.

Der Reichstag hat am 3. Oktober sich wieder ver­sammelt und nach Erledigung einiger Bittschriften sich der Beratung der Regierungsvorlage bctr. den Wieder­aufbau der deutschen -Handelsflotte mit Reichsiinterstülmng zugewandt. Zu dem Zwecke würde eine Summe von bei­läufig einer Milliarde Marl nötig sein- Gemäß.dem An­trag des Ausschusses für .Handel und Gewerbe, der mit geringen Abänderungen die Annahme des Entwurfs emp­fiehlt, wird die Unterstützung zweifelsohne auch vom Reichstag bewilligt werden. Inzwischen hat der Haupt- ausschuß seine umfangreichen Arbeiten teils in der Vor­beratung erledigt, teils wenigstens in Angriff genommen. Erledigt sind die Antwortnote ans die Fricdensnote des Papstes, die Besprechungen der Kricgszielpolitik und Hce- rcsfragen. An Weiteren Beratimgsgegenständen liegen noch vor die Ordnung der Dinge in Polen, Litauen und Kurland, das Verhältnis zu Argentinien, Schweden, Hol­land und der Schweiz. Auch die elsaß-lothringische Frage wird eingehend behandelt werden. Dazu kommen die lviederholt behandelte Zensurfrage bzw. die Kompetenz der Militärgewalt in politischen Angelegenheiten, die Heran­ziehung der Ausländer zur Dienstpflicht im Deutschen Heer, die Erhöhung des Soldatensvlds und der Familicn- »nterstützüng, die Fürsorge für Kriegsbeschädigte und . die Sicherung der Ernährung Minderbemittelter. Kriegswu­cher, Zwangssyndikate, Mittelstandsfürsorge und Rohstoff­versorgung fm kommenden Winter bilden den Abschluß des reichhaltigen Arbeitsplanes. Der Verfassungsansschnß sucht die ins Stocken geratenen Bestrebungen der Parla- tnentarisiernng wieder in Fluß zu bringen. Die Aussichten sind indessen wenig günstig. Einerseits zeigt .die Regie- tung wenig Neigung zu weiteren Zugeständnissen, sodh'nn aber versteift sich der Widerstand innerhalb des Reichstags selbst, namentlich nachdem das Zentrum mit Mcksicht- ans den bundesstaatlichen Charakter der Reichsvcrfasiung wei­tergehenden Wünschen der Nationalliberalen, Fortschritt­ler und Sozialdemokraten gegenüber Bedenken erhoben hat.

Paul Bolo Pascha.

Paul Bolo Pascha Ist das Tagesgespräch in Paris. Wer ist Bolo Pascha? Zunächst einmal kein Pascha, den Titel hat er ffich selbst verliehen; wahrscheinlich heißt er aber auch nicht Paul Bolo,. den Namen, hat er W) vermutlich beigelegt, um über seine Herkunft ein Dunkel zu verbreiten. Und das war nötig, denn er ist aller­dings einFinanzmann", aber von der Sorte, bei der Man nicht fragen darf, woher die Millionen kommen, mit denen Bolo nur so um sich warf. Gerade dafür

hat sich mm aber die Ocffentkichkeit in Paris interessiert, nachdem die französische Regierung durch die englische ..Gesandtschaft in Bern auf Bolo aufmerksam gemacht wor­den war. Herr Bolo machte viele Reisen in die Schweiz, nach Spanien und Italien und brachte jedesmal ein iHeidcngeld mit. Große Summen bezog er auch durch amerikanische Banken. Das ging so durch zwei Jahre (hindurch. Tic geheimen Nachforschungen der französischen Regierung bei den amerikanischen Banken Mieden ohne Erfolg. Das änderte sich, als Amerika in den Krieg eintrat und eine Untersuchung des Falles Von sich aus einleitete. Die Nenyorker Geheimpolizei will gefunden: haben, daß die Summen von der deutschen Bank in Berlin (nach anderer Meldung von der Dresdener Bank) an Neuyorker Banken für Bolo eingezahlt wurden. Dar­aufhin wurde Bolo verhaftet. Die Pariser Presse freut sich, wieder einenFall" zu haben, den sie gegen Deutsch­land ausmünzen kann. DasEcho de Paris" erzählt, der englische Gesandte habe schon vor einem Jahr berichtet, daß ein hoher Beamter in Berlin, als ihm die Dienste Bolvs empfohlen worden seien, gesagt habe:Das Ge­ischäft ist wohl 25 Millionen wert." Und Havas meint) die Franzosen werden nun endlich von der angeblichen. Friedenssehnsucht der Deutschen genug haben. Bolo soll? nämlich man staune das Geld von Deutschland zu­dem Zweck erhalten haben, die Kriegshetze in Frankreich zu fördern. Ist es gleich Unsinn, hat er doch Methode.

Der Krieg zur See.

London, 5. Okt. Die Admiralität meldet: Das Kriegsschiff Drake wurde am Dienstag Morgen an der Nordküste von Irland torpediert. Es erreichte einen Hafen und sank in seichtem Wasser. Die ^pbv- sion tötete einen Offizier und 18 Mann. (Drake ist ein Panzerkreuzer von 14 300 Tonnen.)

Neues vom Tage.

Wilson sammelt Material.

Berlin, 5. Okt. Oberst House, der Vertrauensmann Wilsons, soll erklärt haben, es sei ein großer Irrtum, daraus, daß er mit der Sammlung aller Beweisstücke über den Krieg beschäftigt sei, zu schließen, die Friedens­konferenz stehe nahe bevor. Er werde die große Ehre haben, bei dieser Konferenz den Präsidenten an der Seite der Alliierten zu vertreten. Man sei aber sehr man­gelhaft unterrichtet und dürfe bei der dereiustigen Frie­denskonferenz. in diplomatisch-historischer Hinsicht nicht entwaffnet dastehen, wie es militärisch bei Ausbruch des Krieges ryit Deutschland der Fall gewesen sei.

Reichstag.

Berlin. 4. Okt.

(Schluß-)

Zwecke Beratung -er Gesetzentwurfs zur Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte.

Abg. Alvers (D. F.): Me Zahl unserer Schiffsverluste ist noch nicht zu' übersehen, zumal die Verhältnissein Argentinien noch unklar sind. Ein Reichsschiffahrtsmonopol ist nicht za empfehlen.

Abq. Henke (Unabh. Soz.): Angesichts der hohen finan­ziellen Beihilfen darf der Reichstag nicht ausgeschaltet werden. Das Koalilionsrccht der Seeleute muß vor allen Dingen gesichert werden.' Es ist noch nicht klar, wie das Reich die Mittel zur Dccküng dieser Beihilfen aufbringen soll.

. Hieraus wird Par. 1 angenommen. Bei Par. 2 begrü- Retc Abg. Wald steck n (F: P.) einen Antrag, der den über 6 ' Prozent hinaustzchenden Gewinn dem Reiche als Rückvergütung sichern-soll- - , - v

Ministerialdirektor Dr. von Ionquieres: Es. versteht sich.von selbst, daß wir den Reedereien keine Geschenke machen wollen: Die Reedereien verkörpern, wie die letzthin bezahlten Dividenden beweisen. aber, keineswegs dgs Kapital/ Die' An­träge, die. Beihilfen nur. als Darlehen zu. gewähren, sind un­annehmbar. Die Reeder müssen wissen, woran sie, sind.' Des­halb sollte das Geld rückhaltslos gegeben werden. Eine Beteili­gung, des Reiches an dem Gewinn würde als Damoklesschwert über der Zukunst der Schiffahrt schweben.

Abg. Stöve (Rat!.): Die in Aussicht genommenen - Zu­schüsse des Reiches zu den Friedenspreisen sind nicht zu hoch bemcssen. Der eilige Ausbau unserer Handelsflotte ist dringend nötig, um uns non der ausländischen, namentlich von der eng­lischen Schiffahrt zu befreien.

Abg. Stadt Hagen (Unabh. Soz.): Die Reeder sind durchaus nicht notleidend. Diese ungeheuerliche Liebesgabe von einer Milliarde Mark auf Kosten der Allgemeinheit wird den Gesamtwert der Handelsflotte vor dem Kriege um eine Vier­tels Milliarde Mark überiteiaen. . . ^