Aus Portugal.

Lissabon, 23. April. Tie Kammer hat mit 5? Hegen 21 Stimmen das Dekret abgclchnt, das einen Kolkswirtschaftsrat einsetzen sollte. Ministerpräsident jMmeida reichte darauf die Entlassung des awamten Kabinetts ein.

Rationalliberale Entschließung betr. die Kriegs«

Kiele.

Berlin, 23. April. Eine Entschließung der Na« tionalliberalen Partei Westfalens verlangt ausreichende Kriegsentschädigung und Gebietszuwachs in Ost und West und an Kolonien. Namentlich solle die Ostmark gegen Rußland geschützt werden.

Die Umwälzung in Rußrcmo.

Die Komödie in Minsk.

Petersburg, 23. April. (Pet. Tcl.-Ag.) In Minsk ist in Gegenwart des Dumapräsideuten Rodziauko und des Kricgsminifters Gutschrow der Kongreß von Ver­tretern der Armeen der Westfront eröffnet word-m. An­wesend waren mehr als 1200 Vertreter der Soldaten, Offiziere und der Munitionsarbeiter. Der Kongreß wur­de durch den Vorsitzenden des Rates der Arbeiter und Soldatenabgeordneten von Minsk, namens Posener, er­öffnet. Rodziauko sagte, die Rückkehr zur Vergangenheit sei unmöglich; der Abgeordnete Rcditsch forderte znm Zusammenschluß auf gegen den inneren und äußeren Feind. Laßt uns den Gegner vernichten. Tie Ver­sammlung rief:Wir schwören es!" Darauf hielt der französische Oberst Rampou eine Ansprache: die Sol­daten sollten ihre Pflicht tun und weniger Politik trei­ben. Ein englischer Major forderte auf, alles für die Freiheit zu tun. General Gurkow, der Kommandierende der Westfront, sagte, der deutsche Militarismus müsse vernichtet werden.

Petersburg, 23. April. (Pet. Tel. Ag.) Der Ministerpräsident Fürst Lwow und Kriegsminister Gntsch- kow haben an die für die Armee tätigen Arbeiter einen Aufruf gerichtet, in dem sie erklären: Die letzte Stunde unserer Prüfung ist gekommen und vielleicht die Schick­salsstunde, die uns vielleicht auf «nmer glücklich und frei machen wird, oder uns unsere nationale Ehre rauben und uns in die alte Sklaverei zurückschleidern wird. Mehr als jemals werden wir unser Glück erzwingen und das Schicksal der gewonnenen Freiheit ist in unserer Hand.

Petersburg, 23. April. (Pet. Tel. Ag.) Der Vollziehungsausschuß der Petersburger Arbeiter- uns Soldatendelegierten hat mit 211 gegen 14 Stimmen be­schlossen, die von der provisorischen Regierung ausgege­bene sogenannteFreiheitsanleihe" mit allen Kräften zu unterstützen.

Petersburg, 23. April. (Pet. Tel. Ag.) Der - Professor für Völkerrecht Baren-Melde ist an Stelle von , Polowzow zum Gehilfen des Ministers des Aeußern er­nannt worden.

Stockholm, 23. April. Bon London aus wird wie­der mit einem Ueberfall Japans auf Rußland ge­droht, falls Rußland einen Sonderfrieden schließen wollte.

Petersburg, 23. April. General iLetschinsky, Ober­befehlshaber der russischen Truppen an der rumänischen Front, hat seine Entlassung gegeben.

Der Generalstab des Militärbezirks von Moskau hat eine größere Anzahl bischer Studenten der Uni- iversität Moskau zur Vorbereitungsschule für Offiziere zugelassen.

Der amerikanische L<rreg.

Berlin, 23. April. Der deutsche Gesandte in Brasilien wird nach Chile abreisen.

Kopenhagen, 23. April. Minister Balfour ist mit einer Sondergeselischaft nach Washington abgereift, um die amerikanische Regierung zum Beitritt zum eng­lischen Abkommen (betr. Ausschluß des Sonderfriedens)» zu bewegen.

Neuyork, 23. April. (Reuter.) Die englische Kom­mission unter Führung von Balfour, fand in den Ver­einigten Staaten begeisterte Aufnahme. An der Grenze wurde sie von Vertretern des Kriegs- und des Marine­amts empfangen. Dann fuhr sie im Sonderzuge nach Washington. In einer Unterredung erklärte Balfour, das Ziel der Reise sei die Sicherstellung des Zusammen- arbeitens aller derer, die einen dauerhaften Frieden nach einem siegreichen Kriege wünschten.

Berlin, 23. April. Nach einer Baseler Meldung desBerliner Lokanzeigers" wird aus Washington berich­tet, Senator Penrose habe einen Gesetzentwurf eingebracht. ' wonach die Einreihung von 10 Jndianerkavalle- rieregimentern von zusammen 50000 Mann vorge- fchlagen werde. Alle aus diese Weise angeworbenen Indianer würden amerikanische Bürger werden. Echt amerikanischer Humbug!

Neues vom Tage^

Wiesbaden, 23. April. König Wilhelm von Würt­temberg ist hier zum Kurgebrauch für mehrere Wochen eingetroffen.

Ist der preußische Landwirtschaftsminister amtsmnde?

Berlin, 23. April. Nach demBerl. Tageblatt" wird neuerdings von dem Rücktritt des Landwirtschafts- Ministers Frhr. v. Schorlemer gesprochen. Die Wirtschaftspolitik des Ministers wurde vomBerl. Tage­blatt" in der letzten Zeit heftig bekämpft, weil er den

Standpunkt der Produzenten einseitig gegenüber dem der Händler und Konsumenten vertrete.

Der neue Generalgouverneur in Belgien.

Berlin, 23. April. Wie verlauket, ist General­oberst von Falkenhausen an Stelle des verstor­benen Generaloberst Bissing zum Generalgouverneur in Belgien ernannt worden. (Falkenhausen wurde im März 1899 Kommandierender General des 13. Armeekorps und trat 1902 in den Ruhestand. Bei Kriegsbeginn stellte er sich toieder zur Verfügung und erhielt das Oberkommando einer Armeegruppe an der Westfront und im Jahre 1916 den Oberbefehl über eine Armee. Im Dezember 1914 war er zum Generaloberst befördert worden. Der neue Generakgouverneur steht im 73. Le­bensjahr.)

Zur Aufhebung ves Jesuitengesetzes.

Leipzig, 23. April. Nach denL. N. N." haben die sächsischen Bundesvatsmittzlieder gegen die Aushe­bung des Jesnitengesetzes gestimmt.

Amtliches.

Bekanntmachung, betr. Ausputzgerfte und Gchwirumgerfte

Das Kgl. Oberamt Nagold macht bekannt:

Geweibtiche betriebe, welche bei Beginn des Kalender- Viertel iahrs Ausputzgerfte oder Schwimmgerste im Gewahr­sam haben, sind verpflichtet, die vorhandenen Menge» der W ü r t t. L a u d e s f u 1 r c r m i t t e! st e il e in S l u t l- g art, unter Bezeichnung des Eigentümers anzuzeigen. Aus­genommen sind Mengen, die einen Doppelzentner nicht übersteigen. Soweit die Anzeige innerhalb der vorgcschrie- beneu Frist bis zum 5. April nicht erstattet wurde, ist sie spätestens bis zum 30. uachzuholen. Unterlassung wird nach Paragraph l8 der Verordnung des Bundes- rats über Futtermittel vom 5. Oktober l916 R. G.-Bl. S. >108 bestraft Gesuche um Freigabe der Ausputzgerfte und Sckwimmgelfte zur Lerfül.erung au Spauutiere'oder im landwirtschaftlichen Nebeubetrie!) sind beim Oberaml einzureicheu.

Kiuurtrik, 34. April luit.

* Die Verdienstmedaille wurde verliehen: dem Ge­freiten Karl Groß mann von hier, Inhaber des Eiser­nen Kreuzes.

Stuttgarter Geld- und Pferdc-Lotterie. Die auf

21. April 1917 festgesetzte Ziehung wurde auf garan­tiert 4. Mai >9l7 verlegt.

e. Bienenzüchterversammlung. Die Versammlung des Vereins war von Männern und Frauen, Mitgliedern und Nichtmitgliedern, sehr gur besucht Der Vorstand des Vereins, Haupllehrer Kachele von hier, begrüßte die Er­schienenen, vor allem den Wauderrcduer, Herrn Oberl. Bürkle aus Ottenhausen. In seinem Vortrag: .Der Schwarzwaldimkcr, die Behandlung per Völker zur Erzie­lung guter Spältracht," bemerkte der Redner, daß gerade die Imker des Ragolder Amtes zu denen gehören, die sich am frühesten zu einem Verein Zusammenschlüssen, die weite Ausdehnung des Bezirks jedoch später eine Teilung in zwei Vereine für angezeigt gehakten hätte. Dann gab er aus der Fülle seiner reichen Erfahrungen beherzigenswerte Muke über Bieuenwohnnngeu und über die Behandlung der Völker. Dem Vortrag schloß sich eine rege Besprechung an. In einem zweiten Vortrag behandelte Herr Bürkle dieBienenkrankheiteu", ein Kapitel aus der Bienenzucht, dem der Imker nicht genug Aufmerksamkeit schenken kann. Sind doch im verstv'seimi sehr strengen Winter viele Völ- ! ker an .Ruhr" erkrankt, znm Teil sogar ganz «angegangen; auch tritt die .Faulbrut" in ewigen Gemeinden immer wieder auf und fallen ihr ott ganze Stände zum Opfer. Nack Erledigung einiger Bereiusang«legenheiten schloß der Vorsitzende mit herzlichem Dank an den Redner die Ler- saiiimlimg, mahnte zur Beachtung des Gehörten und wünschte aller: eine gute Honigernte Es erfolgten einige Beitrittserklärungen, aber leider stehen immer'noch viele Bieuenzüchier abseits.

Dor militärische Luftdienst erfordert für ge­wisse Zwecke das Hochlassen einer größeren Anzahl von Ballons. Durch Sturm oder andere äußere Einflüsse kann es Vorkommen, daß Ballons sich iosreißen und niedergehen. Der Finder eines solchen Ballons wird ge­beten, diesen mit größter Sorgfalt zu behandeln urrd zu bergen und der näHsten Polizeibehörde oder dem stellt).

; Generalkommando sofort Mitteilung zu machen. Eine genaue Anweisung, die unbedingt gelesen werden muß, befindet sich deutlich sichtbar in einer kleinen Tasche des Ballons. Für einwandfreie Ablieferung wird eine ent­sprechende Geldbelohnung gewährt. Mutwillige Beschädi­gung oder Beraubung des Ballonstoffes wird nach den bestehenden Gesetzen streng bestraft.

. Tiermehl-Aabrikanlagen in Württemberg.

- Die Flcischversorgungsstelle für Württemberg und Hohen- ' Zollern errichtet in Württemberg 5 Tiermehl-Fabrikan- lagcn, und zwar eine für den Neckarkreis im Bezirk Lud­wigsburg, eine für den Schwci''zwaldkreis im Bezirk Horb, eine für den Zagstkreis im Bezirk Hall, eine weitere in der Mitte des Oberlandes und eine Zentralanlage im Bezirk Geislingen. Diese der Tiermehl- bzw. Fettge­winnung dienenden A r » gen verfolgen hervorragende Zwecke. A:s 4)en gewonnenen Fetten werden eiweiß­haltige Kraftfuttermittel für die Bieherzeugung hergestellt und militärischen Interessen dienen diese Fette für die Herstellung von Glycerin und Explosivstoffen. Mit der Ausführung der Anlagen tvurde Architekt Baurat P. I. Manz in Stuttgart beauftragt.

d Eine Vorbildliche Reglung bezahlter

draucrrheimarhcit ist in Kassel durch die letzthin ein gerichteteStädtische Ausgabestelle für bezahlte Frauen- hcimarbeit" ein- und durchgeführt worden. Durch diese Einrichtung war es möglich, den im zweiten .Halbjahr des vergangenen Kricgsjahres danicderlicgendeu Ärbeits- markt mit Hilfe des Beklcidungsamtes des 11. Armee­korps wieder zu beleben. Auch das Jngenieurmmitee Berlin gab Bestellungen im Werte von 1,5 Millionen, ferner die Munitionsindustrie 100 000 Patronentaschen monatlich aus, dazu kamen noch nahmhafte Aufträge für die Wäsche-Jnstandsetzungsarbeitsn für das Heer, so daß im letzten Halbjahr 2500 Heimarbeiterinnen ununter­brochen beschäftigt werden und 259500 Mk. an Löhnen ausgezahlt werden konnten. Der Reingewinn tvurde teils an die beschäftigten Heimarbeiterinnen, teils für wohl­tätige Zwecke abgeführt.

' Kein trtvzug des Lagergelds. Aus bäuer­lichen Kreisen wird häufig darüber Beschwerde gefühjrt, daß von den Kommissionären von den gesetzlichen Ge- tveidepreisen unberechtigte Abzüge, so namentlich bei demLagergeld" gemacht würden, das Unkosten des Kommissionärs decken solle. Auf eine an die ^zustän­digen höchsten Behörden deshalb gerichtete Beschwerde hat das preußische Landesgetreideamtin Uebereinstim- mung mit der Geschästsabtellung der Reicht getreideste-le" dieser Tage folgenden Bescheid gegeben:Nach Par. 6 Abs. 3 der Verordnung über Höchstpreise für Brotge«- treide hat der Verkäufer für den .Höchstpreis auch die Kosten des Einladens zu tragen. Soweit der Verkäufer nicht selbst die Beförderung und dre Einladung vor­nimmt, können ihm die dadurch entstehenden Kosten am Höchstpreis gekürzt werden. Einen Abzug am Höchst­preis für Lagergeld halten wir nicht für begründet. Die unvermeidliche, kurzfristige Einlagerung kleiner Alen­gen gehört zu den Aufgaben, die durch dre Zuschläge (Kommissionsgebühren) abgegolten werden." Danach sind die so vitt'sach geübten Bezüge vonLagergeld" für kleinere Posten ungerechtfertigt und unter Umständen als Kriegswucher strafbar.

Hilfsdicnstgesetz. Der Verband der Rechts­auskunftsstellen, Lübeck, Parade 1, hat Auskunftsertei- tung für das Kriegsamt übernommen und cs empfiehlt sich daher, Anfragen über Bestimmungen des Kriegs­amts, über welche Zweifel bestehen, im Einzelfalle an die genannte Auskunftsstelle zu richten.

Militäranwärter. Um für die Militäran- wärter nach dem Kriege mehr Stellen zu beschaffen, wiid die Vorschrift betr. die Besetzung von mittleren, Kanzlei- und Unterbeamten auf alle Gemeinden mit mindestens 1000 Einwohnern (bisher 3000) ausgedehnt.

Hagelversicherung. Von Regierungsseite wird allen Landwirten dringend empfohlen, ihre Felderzeug­nisse rechtzeitig gegen Hagel zu versichern, durch Ueberein- kommen mit der norddeutschen Hagelversicherung aufzu­nehmen. Außerdem ist eine Nachschußprämie bei Hagel­schaden für den Einzelnen ausgeschlossen, da diese vom S" -mmmen wird.

(--) Stuttgart, 23. April. (Ueberfall.) Am Samstag den 14. April abends ist der 12 Jahre alte Werner Wagner von hier durch die See- und Jägerstraße bis zur Kreuserstraße von einem jüngeren, großen und schmächtigen Mann, der einen Arbeitsanzug trug, ver­folgt, zu Boden geworfen und durch Schnitte und Stiche an beiden Unterschenkeln verletzt worden. Von dem Täter hat man bis jetzt keine Spur.

(-) Lauffen a. N., 23. April. (Wieesdraußen aus sieht.) Die Einsaat des Sommergetreides konnte, freilich mit mancher Unterbrechung, nunmehr beendet wer­den. Die schon länger gesäten Sommerhalmfrüchte gehen schön gleichmäßig auf. Das Umackern von ausgewinter­tem Winterweizen war vereinzelt von Nöten. Die Saat­kartoffeln wurden zum größten Teil in den Boden ge­bracht. Allmählich haben sich Wiesen und Kleefelder mit saftigem Grün bedeckt. Tie Entwicklung der Futterge­wächse geht bei der kühlen Witterung allerdings langsam voran. Tie Obstbäume zeigen reichlichen Fruchtansatz. Beim Eintritt wärmeren Wetters dürften die Knospen bald anfbrechen und die Bäume, zunächst die früheren Obstsorten, ihre Blüten entfalten. Weit zurück in der Vegetation sind namentlich auch die Weinberge, in denen die Reben noch tot sind. Dagegen schreiten die Wein­bergsarbeiten: Biegen, Behacken, Pfählen, rasch voran. Tie langanhaltende rauhe Witterung, die eine Verzöge­rung in der Entwicklung sämtlicher Knltukgewächse mit sich bringt, läßt hoffen, daß wir vor späteren, schäd­lichen Nachtfrösten verschont bleiben und eine gute Ernte bekommen.

(-) Gmünd, 23, April. Der Milch höchst Preis wird hier vom 1. Mai an von 24 auf 26 Pfg. mit der Maßgabe erhöht, daß von der Erhöhung mindestens 1 Pfg. den Milcherzengern zukommen muß im Interesse der Förderung einer gesteigerten Milchlieferung.

(-) Rottweil, 23. April. In der zweiten Aprilwoche sind von den Bezirksgemeinden 28 700 Eier und lOU Zentner Butter angeliefert worden. Die Zahl der Eier Hot gegen die letzte Märzwoche um 4000 Stück zu­genommen.

Vermischtes.

Hochwasser in Ostpreußen. Die an das kurische Hass an- renzende weite Niederung bildet mit diesem infolge der durch as Hochwasser verursachten Ueberschwemmung eine weite Wasser­fläche. Die Forsten stehen tief im Hochwasser. Das Elchwild sucht Zuflucht auf den Dämmen. Das Vieh in den Ortschaften mußte auf höher gelegene Stellen gebracht werden.

Horst Brehm ft Der bekannte Frauenarzt Dr. Horst Brehm, der Sohn desTier-Brchm", ist in Meiningen im Alter von 54 Jahren gestorben. Weithin- bekannt geworden ist der Verstorbene besonders durch seine Förderungen des Fisch­angelwesens und die Organisation der Angler.