Graf Bernftorff gelandet.

Christiania. 11. März. Der DampferFreds- rik VIII.", mit dem die deutsche Botschaft die Heim­reise von Washington angctreten hatte, ist gestern nachit hier angekonnnen. Ter Dampfer bleibt vorläufig wegen des Eises hier.

Aendernng der Thronfolgeordnnng.

Gotha, 10. März. Der gemeinschaftliche Landtag nahm heute die Vorlage über die Thronfolge im Her­zogtum Koburg und Gotha gemäß der Vorlage der Re­gierung gegen die sieben sozialdemokratischen Stim­men an.

Mailand, 11. März. TerCorricre della Sera" berichtet aus London, Minister Carson habe sich im Unterhaus sehr ernst über den Tauchboolkrieg ausge­sprochen. Den Deutschen sei es gelungen, am Kap der guten Hoffnung (Südafrika), im Golf von Aden (Arabien und an den ostindischen Küsten Minen auszulegen. Bis jetzt sei noch kein Mittel zur Bekämp­fung der barbarischen Kampfmethode gefunden. Die Ein­fuhr nach England soll weiter eingeschränkt werden. (Alles ist natürlichbarbarisch", was England gefährlich in. D. Schr.)

Höchstpreise in England.

London, 10. März. Für eine Anzahl Nahrungs­mittel, darunter Zucker, Käse und Butter, sind Höchst­preise festgesetzt worden.

Die drohende Lage in Rußland.

Petersburg, 11. März. In der ersten Tum..-- sitzung wurden schwere Anklagen gegen die Regierung er­hoben. Der offene Bruch scheint unvermeidlich. All­gemein ist die Ansicht, daß sich etwas Außergewöhn­liches vorbereite.

Der Schatten des Kapitals.

Paris, 11. März. Ueber den Bruch zwischen Amerika und Deutschland machte eine Neuyorker Finanz­größe dem Berichterstatter desPetit Journal" folgende Mitteilungen: Allein im Jahre 1916 haben wir den Alliierten für über 10 Milliarden Franken alles verkauft, was wir nur verkaufen konnten. Der geringste unserer Hafenarbeiter in Newyork bezieht 35 Franken im Tag für die Verladung der für die Entente bestimmten Waren. Die Pulverfabrik Dupont in New Jersey hat im Jahre 1916 eiW Dividende von 101 Prozent verteilt. Der Wert de^lktien der Bethlehem-Stahlwerke hat sich durch den Krieg und der Bestellungen der Entente vervielfacht, und so alles in gleichem Verhältnis. In diesen Ziffern habe ich die unzähligen Anleihen unserer Banken an die (Alliierten und die privaten Zeichnungen aus alle auf- ! einanderfolgenden Anleihen der Entente nicht mitgerechnet. ^lÄn Papier hat.osio nur Wert mir dem Stempel des Sieges des Vierverbands. Wir haben auf den Triumph ides letzteren eine Hypothek ausgenommen. Die Alliierten müssen um jede'n Preis Sieger sein, damit sie uns be­zahlen können. Der Schatten des amerikanischen Kapitals stand hinter dem Präsidenten Wilson, als er die Be­ziehungen zu Deutschland abbrach.

Drohung an Mexiko.

Washington, 11- März. Das Staatsamt beauf­lagte den amerikanischen Gesandten in Mexiko, Carranza mitzuteilen, daß er verantwortlich gemacht würde, wenn Deutschlands Bemühungen in Mexiko Erfolg hätten.

Freund Wilson.

Washington» 10. März. Reuter meldet: Die Re- i gierung der Vereinigten Staaten wurde halbamtlich davon verständigt (von wem?. D. Schr.h daß die Stadt Mexiko

Die Tochter der Heimatlosen.

Kriminalroman von A. Ostland. tForlsetzung.) < Nachdruck verboten.»

Der erste Böllerschuß knallte, ein zweiter, ein dritter folgte die Glocken der Ortsgemeinden begannen zu läuten, der Pfarrer trat vor, der Schullehrer gab das Zeichen, und hell setzten die Stimmen der Kinder ein:

Das ist der Tag des Herrn I" i

Feierlich klang das Lied dem heimkshrenden Sohne ! der Richtings entgegen. . .

lind dann ein Winken, Rufen, ein einziger, unge- ! heurer Schrei:

Da ist er!"

Der Zug fuhr langsam ein. Und gleich am offenen Fenster des einzigen Coupes erster Klasse, da stand Felix von Richting. Es hätte wohl keiner in dem hochgewachienen, tiesgebräunten Manne mit dem starken, dunklen Barr den Erben der Richtings wieüererkannt. Zu sehr hatte die unbarmherzige Sonne der Wüste ihn verändert. Und doch wußten sie es alle sofort: das war er! So stolz und gebieterisch blickte nur ein echter Herr, der auf seine Güter zurückkehrt, wie «in Koüig in fein Land. Während noch der Zug fuhr, nahm er den breitkrempigen Hut ab und dankte nach allen Seiten. Aber die dünne, zitternde Greisenstimme, welche nichts Hervorbringen konnte, als seinen Namen, schien er auch zu hören.

Vater I" rief er hinab.

Und der alte Mann breitete weit dte Arm« au». fsZj j

Mein Sohn!"

Felix von Richting lag am Herzen des Greises. Aber § nur eine kurze Sekunde lang. Dann richtete er sich empor, > schien vollständig beherrscht. Da fiel sein Blick auf Olga. ! Einen Herzschlag lang maßen sie sich. Dann senkte Las ^ Mädchen sie Armen; unrer diesem kailen Blick, der sie ;>elrofsi,r fror sie fast, und es schien ihr, als höbe sich etwas Unsichtbares empor und schiebe sich trennend zwischen sie und diesen Mann, den sie zum erstenmal sah, und der i werden sollte. Aber sie rang das seltsame HK-

in drahtloser Verbindung mit Deutschland stehe. 'Die Regierung leitete eine Untersuchung ein. In Regierungs­kreisen würde man das Bestehen einer solchen Verbin­dung als eineernste Gefahr" betrachten, da durch sie die Tauchboote über den Verkehr der Schiffe unterrichtet werden könnten. (Die Anmaßung gegen Deutschland kennt wirklich keine Grenzen mehr. Wenn Mexiko eine draht­lose Fernsprechstation unterhalten will, so ist das seine eigene Angelegenheit.)

Wilson wird auf den 16. April eine außerordentliche Tagung des Kongresses anordnen. Die Geschütze zur Be­waffnung der Handelsschiffe werden sofort bereitgestM.

Amtliches.

Anweisung und Kontrolle der dauernd Kriegsnubrauchdaren.

In der Zeit vom 10. bis l2. ds. Mts. haben sich zur Landsturmrolle erneut anzumelden.

1. Alle am l6. August 1869 und später geborenen Mi­litärdienstuntauglichen, die früher dem ausgebildeten Landsturm angchörten. .

2. Alle am 5. Dezember 1869 und später geborenen dauernd Untauglichen und Kriegsunbrauchbiren, die vor ihrer Ausmusterung dem unausgebildeien Land­sturm angehörten.

3. Alle diejenigen Leute, welche durch Reichsgesetz vom

4. September l9I5 wieder landsturmpflichtig gewor­den sind, d. b. alle am 8. September 1870 und später geborenen dauernd Untauglichen, die bei der Reichsmusteruug oder bei einer späteren Nachmusterung wieder die Entscheidungdauernd untauglich" bezw. .dauernd kricgsunbrauchbar" erhalten haben.

4. Alle als .dauernd ganzinvalid", kriegs-, garnisons- oder arbeitsverwendungsfähig vom Heeresdienst ent­lassenen Leute.

Die militärisch Ausgebildeten haben sich beim Melde­amt (Bezirksfeldwebel), die militärisch Unausgebil- deten bei der Ortsbehörde anzumelden.

Nicht zu melden haben sich Kriegsrentenempfänger und zeitig Kriegsunbrauchbare.

Musterung u"d ^»«Hebung im OA.-Bezirk Freudenstadt.

Zur Gewinnung geeigneter Mannschaften für den mili­tärischen Arbeitsdienst findet im Monat März eine Nach­musterung der dienstunbrauchbaren Wehrpflichtigen statt.

Die Nachmusterpng beginnt für die Wehrpflichtigen des Bezirks Freudenstadt am

Freitag, den 16. ds. Mts., vormittags -A8 Uhr im

Rathaussaal in Freudenstadt.

Hiezu haben zu erscheinen: alle bei früheren Musterunsen als zeitig garnisondienstfähig, zeitig arbeitsverwendungsfähig, zeitig kriegsunbrauchbar, sowie dauernd kriegsunbrauchbar loauernd untauglich) befundenen Mannschaften.

Die in Kontrolle des Bezirkskommandos stehenden, Pflichtigen werden mit Gestellungsbefehl, und die in Kon­trolle der Zivilbehörden stehenden durch die Ortsbehörden zur Musterung geladen. Wer nicht geladen ist und zu den Vorzustellenden gehört, hat trotzdem zu erscheinen. Wer durch Krankheit am Erscheinen verhindert ist, hat »lsbald ein ärztliches Zeugnis eiuzureichen.

Nicht zu erscheinen haben:

1. Die für die Kriegswirtschaft und Kriegsindustrie zurückgeftellten Wehrpflichtigen d. kr. u. oder d. u.

fühl nieder und überließ ihm die Hand nach weicher er gegriffen.

Olga! Meine Braut!'

Felix von Richting stand eine Sekunde lang wie un­entschlossen. Dann sank er, wie von einer höheren Macht niederzeworfen, in die Knie. Zwei Arme? umschlangen ihn, ein greises Mutterantlitz neigte sich dicht Über ihn.

Im selben Augenblick schrie die Freifrau auf, kurz schneidend. Eine Welt unsagbaren Wehes klang aus diesem unartikulierten Ton. Dann ging ein Wanken durch die Ge­stalt ; noch ein Röcheln, ein kurzes Stöhnen.

Fee war hinzugesprungen und hatte die Taumelnde aufgefangen. Schwer fiel der weiß« Kopf gegen die Brust des Mädchens. Noch einmal öffneten sich die müden, schon halb erloschenen Augen . . .

Nein!' lallte sie,nein er er ist nicht"

Aber sie kam nicht weiter. Eine eigentümliche Steif­heit machte den leichten Körper furchtbar schwer.

Helfen Sie mir!' sagte Fee tonlos, du, Olga, ver­sorge Onkel! Wir müssen Tante ins Schloß bringen.'

Der Freiherr konnte kaum stehen.

Anna!" jammerte er leise,Anna!" Und dabei haschte er immer wieder nach der Hand, die ein Menschen­alter lang treu in der seinigen gelegen.

Aber keine Antwort kam über die totenblassen Lippen, kein Erkennen flog mehr hin ^ber diese Züge.

. Fee und Felix trugen die Bewußtlose aus ihr Zimmer. Und eme halbe Stunde später wurden auf der Richtburg die bunten Fahnen eingezogen. Vom nächsten Turme wehte ein schwarzes Tuch.

Die Freifrau von Richting war fast km selben Augen­blick gestorben, als sie ihren totgeglaubten Sohn zum ersten Male wiedergesehen hatte. Ueber ihren toten Züge« aber lag ein sonderbarer, unverständlicher Ausdruck: Eine unsägliche Enttäuschung schien in ihnen eingegraben zu sein, ein grenzenlvser, furchtbarer Schmerz.

Fee kniete neben der Leiche, als schon alle gegangen waren.

Immer wieder mußte sie in dieses entstellte Gesicht sehen. Und immer wieder dachte sie:Was für ein Wort

2. alle dienstmibrauckwareu, bereu Militärpapiere de» Vermerk tragen:nicht zu komrollieren',

8. alle diejenigen, bei welchen im Monat Dezember 19l6 die Verwendungsfähigkeit oder Unfähigkeit aut länger als drei Monate ausgespr«chen wurde und

4. die als unabkömmlich bezeichueten öffentlichen Be­amten d. kr. u. oder d. u..

Eierpreise.

Das Kgl. Oberamt Nagold macht bekannt: Nachdem das K. Ministerium des Innern mit Verfügung vom 27. Februar 1917, betreffend Eieraufbringung, Staatsanzeiger Nr. 49, den Erwerbspreis für ein Hühnerei auf 25 Pfen­nig und der Kommunalverband Nagold mit Anordnung vom 8. März 19 l7 den Preis für ein Entenei auf 26 Pfennig und für ein Gänftei auf 40 Pfennig festgesetzt hat, wird bis auf weiteres zugelassen, daß die örtlichen Sammelstellen zur Deckung der Unkosten für jedes von ihnen an die Verbraucher abgegebene Ei 1 Pfennig Zu­schlag berechnen dürfen.

An den Verbraucher dürfen bis auf weiteres wöchent­lich für den Kopf der Familie nicht mehr als 3 Stück Eier abgegeben werden.

Bei Ablieferung der Eier an die Vezirkssammelstelle bzw. an sonstige auf besondere Anweisung bezeichnte Stel­len darf zur Deckung der Unkosten der O>rtssammelstelle bis auf weiteres ein Zuschlag von ^ Pfennig zudenEür- preisen verlangt werden.

Ausbruch der Maul- uud Klauenseuche iu Holzbronn OA Calw.

Die Maul- uud Klauenseuche ist ausgebrochen im Ge­höfte des Waldschützen Roller in Holzbronn.

In den Umkreis von 10 Klm. um den Seuchen­ort werden eindezogen die Gemeinden Altbulach, Altburg, Althengstett, Alzenberg, Breitenberg, Calw, Dachtel, Decken- pfronn, Emberg, Ernstmühl, Gechingen, Hirsau, Liebelsberg, Martinsmoos, Neubulach, Neuhengstelt, Oberhaugstett, Oberkollwangen, Oberreichenbach, Ottenbronn, Rötenbach, Schmieh, Sommenhardt, Stammheim, Teinach, Zavelstein, des Oberamtsbezirks und folgende Gemeinden

im Oberamt Nagold: Ebershardt, Ebhausen mit Wöllhausen, Effriugen, Emmingen, Gültlingen, Mindersbach, Pfrondorf, Rotfelden, Schönbronn, Sulz, Wart, Wenden, Wildberg.

Ausbruch der Seuche iu Dachtcl

Die Maul- und Klauenseuche ist weiter ausgebrochen im Gehöft des Maurer Martin Wöruer iu Dachtel.

In den Umkreis von 10 Klm. um den Seuchen­ort werden einbezogen die Gemeinden Calw, Althenstett, Deckenpfronn, Gechingen, Holzbronn, Kentheim Gde. Som­menhardt, Kohlerstal, Seitzental und Talmühle Gde. Alt­bulach, Möttlingen, Neuhengstett, Ostelsheim, Simmozheim, Stammheim und Bahnhof Teinach des Oberamtsbezirks und folgende Gemeinden im Oberamt Nagold: Gültlingen, Sulz und Wildberg.

. Mre^rlei«. 12. März 1917.

* Mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse wurde ausge­zeichnet: Leutnant und Batterieführer im Feldartillerie-Reg. 29 Drescher, Sohn des Forstmeister Drescher in Wildbad.

* Befördert wurde Gefr. Karl Bolz von Aichelberg beim Pionier-Batl 13, Inhaber des Eisernen Kreuzes und der Silb. Verdienstmedaille, zum Unteroffizier; Unteroffizier Christian Girrbach von Dürr Weiler zum Vizefeld­webel.

wollten diese Lippen noch formen? Was sah diese arme Mutter in ihrem letzten Augenblick?"

Aber die Toten sind verschwiegen und verraten di« ^ tiefen Geheimnisse der letzten Sekunde, wo die Seele sich losloü von dem Körper, nicht, sondern nehmen diese aller- tie.vk Erkenntnis als ihr ewiges, größtes Geheimnis hin­über m das Land der Ewigkeiten.

11. Kapitel.

Ein Freund aus alter Zeit.

Um die Rlchtburg ging heulend der Nachtwind, und durch die Fenster warf der Mond sein mattes Licht. Nir­gends ein Laut, welcher die Nähe eines wachenden Men­schen verraten hätte. Nur in den Zimmern des am Vor­tage heimgekehrten Majoratsherrn brannten alle Lampe«, und der Besitzer dieser Räume ging mit unsteten, eilen­den Schritten aus und nieder. Es war schon fast zehn Uhi. aber er, der noch immer Kranke, fand keine Ruhe. .Der >ähe Tod der langentbekrten Mutter mußte ihn doch sehr erschüttert haben, tiefer als er merken ließ. Denn gleich nach dem traurigen Ereignis, als der Freiherr von Richting in vollständiger Fassungslosigkeit in Fees Armen zusammenbrach und auch die sonst sich so beherrschende Olga ihre Ruhe nicht aufrechterhalten konnte, da blieb Miix von Richting der einzige, welcher gefaßt und überlegt seine Anordnungen traf. Und von diesem Moment an wußten sie es alle, welche hier auf der Richtburg waren, daß nun ein neuer Geist in die alten Mauern einziehen würde. Vorbei wär's mit der Schlichtheit, dem einfachen Zuschnitt aller Lebensoerhältnisse. Der neue Herr liebte den Prunk, den Pomp, das Glänzende. Sogar bei den Anordnungen für die Trauerfeier machte sich dies geltend, und Fee dachte mit zuckendem Herzen:

Wenn die bescheidene, vornehme alte Frau sehe« könnte, mit welchem Prunk man sie im Tode umgibt! Und wenn sie diesen Heimgekehrten sehen könnte, um den sie doch eigentlich starb I"

F-Mchnn« f»l,t.