dingten: Vertrauen zu unserer Obersten Heeresleitung! und im Hinblick auf unsere Erfolge zur See haben wir begründete Hoffnung, daß es uns im letzten Stadium des Krieges gelingen wird, den grössten Gegner Deutsche lands, England, auf die Knie zu zwingen. (Leb. Beifakl-H
Michaelis ernste Mahnung.
- lin, 7. März. In der heutigen Sitzung des preußischen Abgeordnetenhauses erklärte der Staatskomp« nrissar für Ernährungsfragen Tr. Michaelis, er rechne bei lleüernahme seines Amtes damit, daß sich bei der Bestandsaufnahme am 15. Februar die im Oktober nach-- geprüften Schätzungen nicht als zu gering Herausstellen werden. In den Städten sei nicht mehr die strenge Aufsicht wie früher. Tie Bäcker verkaufen mehr Brot als sie dürfen. Brotmarken würden widerrechtlich benutzt. Unsere Vorräte seien in erschreckender Weife gesunken. Dazu komme die Verfütterung von Brotgetreide. Eine schärfere Kontrolle der Städte werde kommen. Manchen Städten werde die Selbstbewirtschaftung entzogen werden. Bisher nicht rationierte oder beschlagnahmmte Lebensmittel müßten durch wirksamere Organisation zur jVerbesserung der Volksernährung hcrangezogen werden. In der großen Not werde sich niemmand dagegen auflehnen. Was solle geschahen, wenn wir die letzten Kriegs-- monare nicht durchhalten? Er werde sich, schloß der Staatskommissar, kein Schwert ohne Schärfe in die Hand drücken lassen und nicht länger im Amte bleiben, wenn ihm diese Schärfe genommen würde. Wir müßten auch auf dem inneren Gebiete siegen.
Einstellung der Brauerei?
Berlin, 7. März. Wie verlautet, wollen viele Brauereien in Norddeutschland die Biererzeugung einstellen, da sie seit dem 15. Februar vom Krieg wen äh- rungsamt keine Gerste mehr erhalten haben.
Washington, 7. März. Nach der United Preß Kat Wilson, gestützt auf die Stimmung der Senats- Mehrheit, die sofortige Bewaffnung der Handelsschiffe besohlen. ' .'
Das Dutzend ist voll.
>v. ag, 7. März. Aus Shanghai wird gemeldet, China werde zunächst die Beziehungen zu Deutschland abbrcchen und dann den Krieg erklären. (Nach Amerika ,noch China, das von den Amerikanern Geld braucht und ihnen deshalb ru Willen sein muß. D. Schr.)
Das schlafende Heer.
Warschau, 7. März. „Ziemia Lübelska" bespricht einen Vortrag des Chefs des Stabes den Legionenkommandos, Obersten Berbecki über die polnische Armee, den dieser kürzlich in Warschau gehalten hat. Er stellte darin die Organisation der künftigen, sich auf die Legionen als Kadres stützenden Armee dar. Wie Oberst Berbecki behauptet, wird ein 60000 Mann zählendes Heer schon Ende April aufgestellt werden können und bis September ds. Js. soll sie bis zu 300 000 Mann anwachsen.
Tank an Hammarskjöld.
Stockholm, 7. März. Fünfzig Professoren der Universität Upsala haben in einer Adresse an (^zellenz Hammarskjöld der Regierung ihren Dank ausgesprochen und den Wunsch zum Ausdruck gebracht, sie möchte das Schicksal des Landes weiterhin lenken.
Der Prozeß gegen die Attentäter.
London, 7. März. (Reuter.) Der Prozeß gegen die Personen, die angeklagt sind, daß sie Lloyd Georgs und Henderson ermorden wollten, hat heute im Central Criminal Court begonnen. Der Generalanwalt schilderte
Die Tochter der Heimatlosen.
Kriminalroman von A. Ostland.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Wollen Sie auch den wiedererstandenen, neuen Majoratsherrn der Richtings ansehen?" fragte Dottor Huber, nachdem er eine ganze Weite von Fernliegendem gereoer harte.
Walter nickte, fast ein wenig verlegen.
„Und Sie?" fragte er dann. „Haben Sie htei Geschäfte, Herr Doktor?"
. Huber schüttelte den Kopf.
„Nein. Und doch litt es mich heute nicht in der Stadt. Und unter dem Vorwände, daß ich noch immer mit allerlei Erhebungen hier in der Gegend beschäftigt sei, bat ich Fräulein Felicitas, mir in der Grundmühle ein Zimmer zu überlassen."
! „AHI Sie wohnen nicht mehr im Schlosse?" unterbrach Walter ihn erstaunt.
, „Nein", sagte Huber heftig. „Und ich werde nie mehr d»rt wohnen I Ich kann einfach nicht! Ich kann nichtl"
( Er schrie .diese letzten Worte fast hinaus, so daß Walter, merkwürdig berührt, zurückwich. Mit unverhohlener Verwunderung blickte er auf Huber. Dieser sonst so gleichmäßige, selbstsichere Mann schien ja heute vollständig aus dem inneren Gleichgewicht gebracht zu seinl Was Hatte er nur?
s Huber schien diese Frage in den Augen Walters zu lesen.
« Mühsam raffte er sich ein wenig zusammen ! »Ja," sagte er bitter, „da wundern Sie sich nun,
i nicht wahr? Aber erleben Sie nur einmal, was ich erllebt habe! Machen Sie das nur mit! Und dann Eben (Sie nicht mehr staunen, junger Freund. Sie haben es ! doch sicher, ebenso wie alle anderen, bemerkt, daß ich so i töricht war — so unendlich töricht, mir einzubilden, Olga l — die schöne, stolze Olga von Halberg! — habe mich -lieb! Mich, den einfachen Polizeibeamten, mich, den § Bürgerlichen! So lachen Sie doch, Herr von Richting! > Lachen Sie über den Narren, so wie sie gelacht hat! Die «ganze Sache ist ja nur zum Lachen!" l Aber Walter lachte nicht. Ihn überwältigte die seit-
i die Angeklagten als eine Baude gefährlicher Revolntionüre, ! die von Haß gegen ihr eigenes Land erfüllt seieiu und ^ ihm die Mittel Vorcnthaltcn wollten, um den Krieg mit - Erfolg fortzusetzen. >
Verschwörung gegen Bratianu. ^
Budapest, 7. März. Tie russische Geheimpolizei !
ist nach „Az-Est" einer Verschwörung von Offizieren I
gegen den rumänischen Miniserpräsiden en Bratimm auf die Spur gekommen. Unter den rumänischen Offizieren herrsche eine große Verbitterung gegen Bratianu und die Polizei, welche znm Krieg hetzte. In Jassy seien die kriegsfreundlichen Abgevrdiietcn von Offizieren aller Grade auf offener Straße verprügelt worden. Biele Offiziere seien infolgedessen von der russischen Geheimpolizei verhaftet und nach Kiscksinew gebracht worden.
Absichten auf Palästina.
Genf, 7. Mürz. Ans Paris wird gemeldet, England beabsichtige einen Zug nach Palästina, das besetzt und von tz»er Türkei abgetrennt werden soll. Zunächst würde das Land „neutralisiert" und unter die Oberaufsicht der Bierv erb arrdsm ächte gestellt. Da aber zwischen den vier Mächten noch keine Einigkeit erzielt sei, so wäre Frankreich durch die Zuteilung von Syrien bis zum Euphrat zufriedcnzustellen. (Wie es scheint, möchte England den zionistischen Plan, in Palästina ein jüdisches Reich wieder aufzurichten, benützen, um durch das englische Patronat die Vorherrschaft in Kleinasien und die Landverbindung zwischen Mittelmeer und persischem Meerbusen sich zu sichern. D. Schr.)
China und Vre Entente.
London, 7. März. (Reuter) Es verlautet,, daß unter den alliierten Mächten völlige Einmütigkeit über die Lage in China besteht. Die alliierten Mächte handeln in enger Zusammenarbeit und geben China jeden Rat, den es fordert. Bon einer Note der Gesandten der Alliierten an China ist hier nichts bekannt, aber die Beratungen über den finanziellen Beistand, der China gewährt werden soll, falls es sich znm Abbruch der Beziehungen zu Deutschland entschließt, wird fortgesetzt. Der finanzielle Beistand wird wahrscheinlich in der Form geleistet werden, daß die ans dem Boxeraufstand an die Ätächte zu zahlende Entschädigung bis nach dem Krieg aufgeschoben und der Zolltarif revidiert wird. Das sind siie beiden Punkte, die noch erörtert werden sollen. Alle führenden Personen Chinas sind für den Abbruch der Beziehungen zu Deutschland. Es sind noch einige technische Schwierigkeiten vorhanden, deren Lösung der Präsident wünscht, bevor er seine Zustimmung erteilt.
Amtliches.
Verkauf von Schlacht- und Nutzhühuer« und -Hähnen.
Von nichtwürttembergischen Aufkäufern, insbesondere auch von Beauftragten nichtwürttembergischer Truppenteile, werden in letzter Zeit Versuche gemacht, Schlacht- und Nutzhühner sowie -Hähne-zur Ausfuhr aus Württemberg zu erwerben. Durch hohe Preise erreichen sie in Sielen Fällen ihr Ziel. Derartige Verkäufe verringern unsere Bestände von Legehühnern, was aufs tiefste zu bedauern ist, da der Bezirk wie das ganze Land in der Hauptsache auf die eigene Eiereizeugung angewiesen ist.
Die Hühnerhalter werden daher dringend ermahnt, sich derartigen Verkaufsangeboten gegenüber unbedingt ablehnend zu verhalten und sich stets dessen bewußt zu sein, daß es zur Erzielung einer geregelten Eierversorgung auf jedes Legehuhn ankommt. Sie müssen derartige Aufkäufer unter ?
allen Umständen abweisen. Bei den hohen Eierpreisen ist es überdies unwirtschaftlich, Legehühner auch zu hohem Preise abzugeben.
esnachrichlen.
8. März 1917.
* Las Eiserne Kreij haben erhalten: Amtsgerichtssekretär Rud. Talmon - Gros, Unteroffizier, von Nagold; Ernst Düttling, Sohn des Postboten D. in B ai e r s bronn.
* Das Eiserne Kreuz I. Kl. hat erhalten Gefr. I o- hann Braun, Ochsenwirt von Beihingen.
' Die preuß. Verlustliste verzeichnet u. a. folgende Württemberger: Friedrich Bauer, Altensteig, gef. Otto Gaiser, Baiersbrorm, vermißt.
* Fürs Vaterland gefallen. Einen schmerzlichen Verlust hat die Familie des Tagiöhners Johs. Hammer hier erlitten. Sie erhielt die Nachricht, daß ihr Sohn Friedrich vom 22. auf 23. Februar, als er auf Posten stand, durch ein feindliches Geschoß den Tod fürs Vaterland erlitten Hot. Friedrich Hammer war vor dem Krieg Silberarbeitcr bei Lutz und Weiß hier. Er war ein beliebter fleißiger junger Mann, seiner Eltern Stütze und Freude. Ehre seinem Andenken!
" Jugendwehr. Für die Jugendwehren des Oberamts- bezirks Nagold ist Herr Volksschulrektor Bachteler in Nagold als Stellvertretender Bezirksvorsitzender bestellt worden.
— Stadtkinder aufs Land. Wie aus Nürnberg
berichtet wird, sind in vergangener Woche 300 Nürnberg« Bolksschulkinder aufs Land zu Familien in MittelsranA»? gebracht worden. Sie wurden von Müttern oder Mitgliedern der evangelischen und katholischen Missionsvereine, begleitet. In dieser Woche sollen weisere 1000 Kinder" aufs Land gebracht werden. — Es ist wirklich rührend, welche Opferfreudigkeit und welchen Gemeinsinn die ländliche Bevölkerung mit der herzlichen Aufnahme der Stadtkinder trotz der schwierigen Lage, in der sich das Ljcmd befindet, an den Tag legt. Es ist aber auch im Interesse der Volkserhaltung notwendig, daß in dieser Beziehung geschieht, was irg"n^> geschehen kann.
— Militärischer Hilfsdienst. Seit 14 Tagen werden in Augsburg Soldaten als Postboten verwendet. Auch zu anderen Arbeiten sind Landsturmleute als Hilfs-, kräfte befohlen worden. Auch anderwärts sollen ähnliche Maßnahmen ins Auge aefaßt sein.
— Verpachtung der Schafweiden. Da aus dem Kreisen der Schafhalter Klage geführt wird, daß uu-/ geachtet der hohen Pachtpreise für Schafweiden es oft! nicht gelinge, eine Vvrsommerschafweide zu erhaltend 'wendet sich ein Erlaß des Ministeriums des Innern/ an die Kgl. Oberämter mit dem Auftrag, bei solchem Gemeinden, in denen die Voraussetzungen für die Ver-! Pachtung einer Schafweide gegeben sind, mit allem Nachdruck darauf hinzuwirken, daß die Weide zur Verpachtung wenigstens über die Dauer des Kriegs ausgeschrieben wird.
— Amtsdauer der Versicherungsvertreter.
Durch bundesratliche Verordnung ist die Amtsdauer der! Vertreter der Arbeitgeber und der Versicherten bei destih Versicherungsbehörden und der Versicherungsträger und! der nichtständigen Mitglieder des Reichsversicherungsamtsj und der Landesversicherungsämter (das jedoch Württem-, berg seinerzeit aufgehoben hat) bis auf den Schluß des-!! jenigen Kalenderjahres festgesetzt, das dem Kriegsbeendi-' gnngsjahre folgt. ^
same Tragik der Verhältnisse. Dieser Mann liebte Olga, und Olga liebte doch ihn, ihn, Walter von Richting! Sie hatte es ihm selbst gesagt in jener schwülen Gewitterstunde bei der Kapelle. Er aber hatte siefortgewiesen, wenn auch in milder Form. Und sie wies den weg, der in Wahrheit an ihr zu hängen schien, und lächelte vielleicht heute über alles, das einst gewesen. Heute, wo sie ihren Bräutigam erwartete. . .
„Können Sie sich nun denken, daß ich die Verkettungen segnete, welche zu Ihrem Prozeß führten?" fragte Huber nach einer Pause. — „Glauben Sie denn, ich sei blind gewesen, wie die beiden alten Leute auf der Richtburg? Glauben Sie, ich habe es nicht gemerkt, daß seit Ihrem Auftauchen ich für Olga nur noch ein Schatten war, ein Nichts? Beim Himmel, das tat mir weh, denn ich Habs noch nie ein Weib so geliebt wie dieses! AVer ich hätte Ihnen schließlich Ihr Glück gegönnt, wie ein Ehrenmann dem anderen sein Schicksal läßt, ohne daran zu deuteln. Dann kam Ihr Prozeß. Und wieder kann ich es Ihnen schwören: Ich tat immer bloß meine Pflicht, nicht einen Punkt mehr! Nie habe ich getrachtet. Ihnen zu schaden, nie habe ich einen leisesten Versuch gemacht, Ihr Geschick zu beeinflussen. Aber daß allmählich die Hoffnung in mir wieder wach wurde, Olga doch noch zu erringen, das können Sie mir nicht übelnehmen. Und sie war gut zu mir, freundlich, liebenswürdig. Sie schien wärmer, herzlicher zu werden. Ich begann mich sicherer zu suhlen. Während Ihrer Haft kam ich täglich zu den Richtings. Und immer mehr lebte ick mich hinein in diesen seligen, unseligen Gedanken, immer heißer wurden meine Wünsche. Da — da kam Ihr Urteil. Ich kenne doch Olga gut. Ich konnte mir denken, welchen Eindruck dieses „Wegen Mangels an Beweisen" auf sie machen würde!
Aber am selben Abend kam auch die Nachricht, daß dieser totgeglaubte Freiherr Felix von Richting lebt! Und seither ist Olga für mich nicht zu sprechen. Sie ist überhaupt unnahbar. Und der alte Freiherr sagte mir, sie sei Felix' Braut, ohne ihn zu kennen, seine Braut! Hören Sie, Herr! Die Braut dieses kranken, siechen, unbekannten Mannes, der sie heimführt, nicht aus Liebe — denn er hat sie ja nur als Kind gekannt —, sondern aus reiner Berechnung, aus den niedrigsten Gründen! Und diesem Menschen wird sie angehören, wird sein Weib sein! Sein
Wew!"
Doktor Huber war stehengeblieben und wischte sich den Schweiß von der Stirne. Ec'schüttert sah Walter auf den furchtbar Erregten. Und einem raschen Impulse folgend, streckte er ihm die Hand hin.
„Wir sind in mancher Hinsicht Kameraden", sagte er herzlich. „Beide vom Geschick hart verfolgt. Und nun Sie schon so weit in Ihrer Offenheit gegen mich gegangen sind, nun jagen Sie mir vielleicht auch noch das eine:" Was treibt Sie eigentlich heute hierher? Bloß der Wunsch, Olgas künftigen Gatten selbst zu sehen? Bloß dies?"
Doktor Huber ward ein wenig verlegen.
„Nein," sagte er dann offen. „Nicht dies allein l Da ist noch etwas anderes: Ein Untergesühl: Ich traue der ganzen Sache nicht. Lachen Sie mich nun aus, meinetwegen! Es ist doch so! Es stimmt ja alles, und die amtlichen Berichte scheinen überzeugend.^ Und trotzdem: Irgend etwas stimmt nicht! Ich habe es im Gefühl. Und aus diesem Grunde bat ich Felicitas um Quartier. Ich habe eben jetzt Ferien, bin Herr meiner Zeit."
Wieder klangen Schritte durch die Stille. Diesmal waren es zwei Menschen, die herankamen. Ein Man« und eine Frau. Der Mann machte einen sonderbar kränklichen Eindruck. Er ging stark gebückt, der graue Bollbart umstand wirr das scharfgeschnittene, von Furche« und Runzeln übersäete Gesicht. Der linke Arm schien ihm zu fehlen, denn der Rockärmel hing schlaff heraL In der Rechten trug er ein Musikinstrument, ein Waldhorn. Er setzte es im Gehen an den Mund und blies eine schlichte, altväterische Melodie. Die Frau neben ihy» schien nicht darauf zu achten. Sie schritt mit gleichmäßigem Gange dahin. Die Sonne funkelte in dem schlohweißen Haar, und die tiefliegenden Augen glänzten wie im Fieber. Mager und blutleer war das Gesicht, und doch sah man es noch deutlich: Diese Frau war einst sehr schön. Aber das schwarze Kleid schlotterte um den hageren Körper, und ein Ausdruck völliger Apathie verlieh ihren Zügen etwas Steinernes.
Ksrtsetzuus salHt-