ist, daß unser Vertreter im Reichstag für selbstverständ­liche Stärkung und Entwicklung unsrer Heeresmacht, so­weit sie in den Verhältnissen bedingt liegen, eintritt. Das hindere aber gar nicht, kritisch und vorsichtig zu prüfen namentlich diese Milliardenvorlage. Die llebertreibungen von gewissen Seiten über die Unzu­länglichkeit deutscher Heereseinrichtungen gegenüber den ausländischen tat er eindrucksvoll ab, wobei er u. a. mit dem Märchen aufräumte, daß irgendwo in der Reichsverfassung geschrieben stehe, ein Prozent der Be­völkerung sei zur Fahne auszuheben. Sympathisch ist ihm die Deckung der Vorlage durch einmalige Abgabe vom Vermögen,' es dürfe aber auch hier nicht ungerecht vorgegangen, sondern müsse berücksichtigt werden, daß jemand »>ü 30 000 und noch mehr Einkommen leichter einen bestimmten Teil davon opfere, als der Besitzer von 50 000 -,tl Vermögen, mit 2000 Zl Zinsen jährlich. Leistung nach Leistungsfähigkeit. Zu der Heeresvorlage ergriffen nach dem mit lebhaftem Interesse verfolgten Vortrag Forstmeister Dr. Harsch- Hirsau und Sägwerksbesitzer L. Wagner-Ernstmühl das Wort. Beide Redner traten in warmen Worten für die Heeresvorlage ein. Der Abgeordnete unsres Wahlkreises möge im Bewußtsein ihrer Notwendigkeit für diese stimmen und He^r Harsch besonders unterstrich den Gedanken, den Besitz in erster Linie zur Deckung heranzuziehen. So verlief die Versammlung ganze an­regend. In einem kurzen Schlußwort nahm Herr Schweickhardt den Umstand, daß die Petroleumfrage in der Diskussion nicht weiter verfolgt worden sei, als Zu­stimmung zu seiner Haltung und gegen ^11 Uhr konnte der Versammlungsleiter die Versammlung für beendet erklären.

Kkum gedacht, ward der Lust ein End gemacht. Auf unserm Schwarzwald, auf der Alb, im Allgäu und in allen höher gelegenen Teilen des Landes ist heute nacht Schneefall eingetreten. Von einzelnen Gegenden wird über eine Schneedecke berichtet, die schon die Höhe von 10 Zentimeter erreicht und gleichzeitig ist auf das milde Frühlingswetter im Unterland naßkalte und frostige Witterung eingetreten. Ein eisiger Nordwestwind hat der fürwitzigen Lenzespracht ein jähes Ende bereitet.

8cd. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist zunächst trockenes, aber kühleres und zu neuen Störungen überleitendes Wetter zu erwarten.

-r. Eechingen, 17. März. Kürzlich hielt imHirsch" vor etwa 30 Zuhörern der Sohn des Geschäftsführers des Bundes der Landwirte, Herr Körner aus Stutt­gart, einen Lichtbildervortrag über künstliche Düngung. Der schwache Besuch ist wohl darauf zurückzuführen, daß zu gleicher Zeit ein Güterverkauf stattfand, auch durch die jetzt streng einsetzenden Feldgeschäfte mag mancher abgehalten worden sein. Schon die Lichtbilder an sich wären eines stärkeren Besuchs würdig gewesen. Zwar mag mancher der Erschienenen etwas kritisch veranlagt gewesen sein, als er sich den jungen Herrn besah, der uns da belehren wollte, und gedacht haben, da schicken sie uns einen Lehrjungen, der sich aus abgelegenen Dörfern in seiner Praxis einlernen soll. Aber die wur­den bald eines besseren belehrt. Sachlich und klar be­handelte der junge Herr das Thema. Er zeigte u. a., wie durch richtig angewandte, sachverständige Düngung unsre Landwirtschaft ihre Bodenerzeugnisse verdoppeln könnte, so daß Deutschland immer weniger vom Aus­land abhängig werde. Und weil alle Stände und Be­rufsklassen einmütig zusammenstünden und für ihre Interessen kämpften, sollten auch die Bauern treu zu­sammenstehen und Zusammenhalten, wie ihnen der Bund der Landwirte dazu Gelegenheit biete. Denn nur Einigkeit mache stark! Reicher Beifall belohnte

Blagerung Settins empfangen. Die Mannschaft sah etwas buntscheckig aus, da sie Waffen und Uniformen trug, die aus England geliefert waren. Die Tschakos waren oben spitzzulaufend, die Röcke auf der Brust und den Aufschlägen mit Bandlitzen besetzt und die Tornister aus gefirnister gelber Leinwand hergestellt.

Fritz Fischer war bei seinem Onkel, dem Bezirks­vorsteher Paulus, einquartiert worden, mit ihm noch drei Kameraden. Zwei derselben gehörten der 6. und 7. Kompagnie an und waren aus Schlesien gekommen. Der Dritte war ein zarter, schmächtiger Bursche, mit blauen, treuen Augen, die eigentümlich, weich leuchteten, und frischem, runden Gesicht, das fast einem Mädchen­gesicht glich. Indessen, August Lübeck, Sohn eines Acker­bürgers zu Friedland in Mecklenburg, konnte kaum sech­zehn bis siebzehn Jahre alt sein. Auf seinen Wunsch war ihm von dem patriotischen, freigebigen Wirt ein kleines Kämmerchen neben dem Schlafraum der Kame- eingeräumt worden, worüber die beiden anderen Mus­ketiere spotteten und höhnten. Fritz trat vor sie hin, hielt ihnen die breite, gewichtige Schlächerfaust vor die Nase und sagte:Noch einen Muck, und ich streiche euch blau an, daß ihr die Farbe in vier Wochen nicht wie­der herunterwäscht! Schämt ihr euch nicht, große Lüm­mels? Hättet ihn nur sehen sollen, den Lübeck, als bei dem Angrff auf den Kespersteig der Leutnant von Renouard viermal verwundet zusammenbrach, da war Lübeck einer der Ersten und Kühnsten, die den Fran­zosen ihre Bajonette zwischen die Rippen stießen. Nein,

den Redner für seine Ausführungen. Der beste Dank war ihm der reiche Beitrag zum Wahlfond.

Neuenbürg, 18. März. Der Gemeinderat Bacher ist aus seine Berufung gegen das schöffengerichtliche Urteil von der Strafkammer Tübingen wegen Unter­schlagung freigesprochen worden. Es hat sich um einen Baum gehandelt, den Bacher von einem Allmandgrund- stück auf sein Grundstück setzen ließ.

Württemberg.

Herrenberg, 17. März. Vor kurzem ging die Nach­richt durch die Blätter, daß das Reichsgericht in Leip­zig das Urteil gegen den Eetreidespekulanten Weick aufgehoben habe. Der Erfolg soll aber nebensächlich sein, denn Weick wird nochmals verhandelt und ist in Stuttgart wieder verhaftet worden. Das Konkursver­fahren ist noch nicht zu Ende, weil noch verschiedene Prozeße wegen der Weickschen Spekulationen zu ent­scheiden sind.

Freudenstadt, 17. März. Gegenwärtig beschäftigt die Earnisonsrage die Gemüter. Freudenstadt war 1670 bis 1750 Earnisonstadt. Eine große Kaserne stand hin­ter dem Rathaus. Herzog Eberhard beschloß 1661, die Stadt zu befestigen, da sie gute, gesunde Lust, genug frisches Wasser und Gelegenheit zur Zufuhr habe. Da diese Vorzüge heute noch zutreffen und die Zufuhr sich mit dem Ausbau der Murgbahn noch verbessert, so haben Bürgerschaft und Stadtrat den lebhaften Wunsch, es möchte der Errichtung einer Garnison in Bälde nähergetreten werden.'

Schwenningen, 17. März. Die 48 Jahre alte Ehe­frau Barbara des Flaschners Karl Psaff in dem nahen badischen Dörfchen Mönchweiler bei Villingen sollte heute nachmittag von dem Bürgermeisteramt vernom­men werden, da sie angeblich einen anonymen Brief geschrieben haben soll. In der Erregung darüber gab sie heute früh ihren drei Kindern im Alter von 3 Jah­ren, 2 Jahren und 9 Monaten Lysol und trank hierauf selbst ein größeres Quantum, um sich das Leben zu neh­men. Mit lebensgefährlichen inneren Verbrennungen wurden alle vier ausgefunden. Das 2 Jahre alte Kind wurde ins Villinger Krankenhaus übergeführt, die an­deren wurden zu Hause in ärztliche Behandlung ge­nommen, ebenso die Mutter selbst, die nach der ersten Hilfe zwar auf kurze Zeit zu sich kam, aber rasch die Besinnung wieder verlor und noch nicht vernommen werden konnte. Der Mann der Unglücklichen mußte erst von St. Georgen, wo er in Arbeit steht, nach Hause geholt werden.

Aus Wett und Zeit.

Radolfzell, 17. März. Eine gestern im Saale des Hotels Sonne-Post abgehaltene, aus allen Bezirken des 1. Badischen Reichstagswahlkreises stark besuchte natio­nalliberale Vertrauensmänner-Versammlung erklärte sich mit überwiegender Mehrheit für einen Eroßblock bei den kommenden Landtagswahlen schon im ersten Wahlgange.

Frankfurt a. M., 17. März. Der Frankfurter Ge­sangswettstreit findet vom 6. bis 8. Mai statt. Die 72 Vereine, die sich gemeldet haben, singen in drei Gruppen, sodaß also täglich 24 Vereine singen.

Krefeld, 15. März. Die drohende Riesenaussper­rung in der niederrheinischen Seidenindustrie ist heute zur Tatsache geworden. Infolge Scheiterns der Ver­mittlungstätigkeit des Oberbürgermeisters wurden nun­mehr weitere 15 000 Krefelder Weber, Seidenarbeiter und -Arbeiterinnen ausgesperrt, denen im Laufe der kommenden Woche noch rund 5000 Arbeiter folgen dürf­ten. Infolge Stilliegens zahlreicher großer Betriebe wird für die Krefelder Seidenindustrie großer Schaden befürchtet.

auf den lasse ich nichts kommen, und haltet ihr nicht die Luft an. sonst könnte sie euch bald ausgehen!"

Gegen Abend kam Helene Lange, um den Bezirks­oorsteher Paulus und Frau zu besuchen, und Fritz zu fragen, ob er nicht von Hans etwas erfahren habe, der mit dem Jägerdetachement der Brandenburger Dra­goner bei Fürstenwalde stehen sollte. Fritz konnte dem Mädchen aber nichts Mitteilen, da die Truppen mit Exerzieren, Marschieren, Schießen und anderen Hebun­gen den Tag über vollauf zu tun hatten.

Etwas Unwiderstehliches zog Lenchen zu dem jungen Musketier August Lübeck hin. Es war, als spräche eine innere Stimme zu ihr mit Sympathie, die ihr rät­selhaft war. Sie reichte dem jungen Krieger freundlich die Hand, die er errötend und dankbar drückte

Am 25. Juli war Oesterreich dem Bunde gegen Napoleon beigetreten, und am 17. wurden die Feind­seligkeiten wieder eröffnet. Die Kolberger verließen Berlin und biwakierten auf der Hasenehide. Von hier ging das 2. Bataillon nach Rixdorf. Als dann am 19. August die Franzosen bei Trebbin in die Mark ein- brachn, ging di 6. Brigade Oberst von Krafft nach Klein-Ziethen und Wusdorf vor. Jeden Augenblick erwartete man das Knattern des Eewehrfeuers und das Dröhnen der Kanonen zu hören. Bis zum 20. blieb man indessen ungewiß über die Stellung des Feindes, vergebens hatten Orurks und Jllowaiskis Kosaken, wie die Patrouillen der Reiter Thümens und Börstels ir­gend etwas Näheres zu erfahren gesucht. Erst den Ta-

Paris, 17. Mürz. In Konstantinopel kann die Re­volution stündlich zum Ausbruch kommen. Die im.Bos­porus liegenden ausländischen Kriegsschiffe sind ange­wiesen, beim Ausbruch von Kämpfen Stambul zu be­schießen.

Stettin, 17. März. Die Stettiner Rhederei Kunz­mann hat auf telegraphische Erkundigungen gestern Nachrichten aus Norwegen erhalten, daß in der Nach­barschaft von Namsos mehrere Schiffstrümmer ange­trieben worden sind, aus denen mit Sicherheit geschlossen werden muß, daß sie von dem vermißten Dampfer Peruvia" herrühren. Mit dem etwa 6000 Tonnen haltenden Schiff dürfte die gesamte Besatzung von 28 Mann untergegangen sein. Kapitän des Schiffes war E. Grüse aus Swinemünde.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 14. März. Die Notlage einer leicht­gläubigen Kaufmannsfrau, deren Mann in Unter­suchungshaft saß, haben die Kaufleute Hermann Flügel, Ernst Schmidt, Gotthilf Hoch und der Maler Friedrich Wellner auf schnöde Weise ausgenützt. Zunächst er­schien Flügel bei der Frau und bewog sie durch das Vorbringen, er wolle für sie reisen, ihm kleinere Dar­lehen zu geben. Dann kam er mit Schmidt, der sich der Frau gegenüber als Adventist au gab die Frau gehört nämlich der Adventistengemeinde an, begrüßte sie als Schwester und erbot sich, Butter an die Adven- tisten in Zuffenhausen verkaufen zu wollen. Die Frau gab ihm zu diesem Zweck 43 Pfd. Butter. Den Erlös lieferte er aber nicht ab, sondern verbrauchte ihn für sich. Von der Frau erschwindelte er auch noch 30 Zl. angeblich zur Einlösung eines Wechsels. Sodann machte Wellner der Frau allein weiß, er sei Sekretär des Un­tersuchungsrichters, und ihr Mann könne aus Kaisers Geburtstag freigelassen werden, wenn eine Kaution von 100 -N geleistet werde. Die Frau fiel auch auf diesen Schwindel herein und entlehnte 50 Zl. Als Wellner am andern Tag die weiteren 50 -N holen wollte, wurde er verhaftet. Als letzter erschien Hoch bei der Frau und log sie an, ihr Mann habe ihm im Untersuchungsgefängnis seine Geheimnisse anvertraut und ihn beauftragt, alles, was noch im Magazin sei, zu verkaufen. Die Frau überließ ihm den Schlüssel zum Magazin, das die Gauner ausräumten. Sogar die Ein­richtung wure-Don ihnen fortgeschleppt und zu Geld ge­macht. Die Angeklagten sind ohne Ausnahme schon schwer vorbestraft. Hoch stellte sich in der Verhandlung verrückt. Er erklärte, er sei der Herzog der Abbruzzen. Diesen hohen Titel hat er sich seit vierzehn Tagen bei­gelegt. Die Strafkammer verurteilte die Angeklagten FUgel, Schmidt und Wellner zu je 1 Jahr Zuchthaus, wovon 1 Monat Untersuchungshaft abgeht. Das Ver­fahren gegen Hoch wurde abgetrennt.

Magdeburg, 15. März. Die 4 Kapläne, die wegen Einreichung einer Beschwerde gegen den Hauptmann Bode vom Bezirkskommando in Diedenhofen zu 6 Mo­naten Festungshaft verurteilt worden waren, und am 16. November vorigen Jahres ihre Strafe in Magde­burg angetreten hatten, sind gestern begnadigt und aus der Haft entlassen worden.

Das deutsche Handwerk einst und jetzt.

Von Hans Schäfer, Oberamtssekretär, Calw.

(Fortsetzung).

In den Zünften gab es einen Konkurrenzkampf wie heutzutage nicht; werktätige brüderliche Liebe war unter den Zunftgenossen Pflicht. Die geselligen Zusammenkünfte, bei denen, wie auch sonst im Leben, über die Beobachtung des geselligen Anstandes und der guten Sitte streng gewacht wurde, führten zu

taren des Majors von Cardell gelang es, den Schleier zu lüften. Von dem Kosakenoffizier Daolet, Sultan Brat Beju, wurde der Kapitain du gLnie Cambier ge­fangen eingebracht; und durch diesen erhielt man Nach­richt, daß das 12. französische Korps bei Luckenwalde, das 4. bei Baruth und das 7. zwischen beiden, unfern Luckenwalde, stehe.

Am Morgen dieses Tages war Lange durch einen Boten in die Wohnung des Supernumerarius Brüm­mer gerufen worden. Als er keuchend die vier Treppen erklommen hatte, stand der Supernumerarius in Hemd­ärmeln vor ihm, eine blaue Küchenschürze vorgebun­den, mit Schrubber und Wischlappen Flur und Küche reinigend.

.Wissen Sie," begann Brümmer etwas verlegen, die nasse Hand an der blauen Schürze abtrocknend, meine Frau Eveline ist so nervös, da muß ich schon etwas mithelfen. Sie ist aus so guter Familie."

Ich weiß, ich weiß!" unterbrach Lange ungeduldig die Entschuldigungsversuche des kleinen, kahlköpfigen Mannes.Was gibt es? Warum sollte ich sobald wie möglich kommen?"

Die zwinkernden Fuchsaugen des Supernumerarius flogen scheu zu einem dicken Dienstmädchen hinüber. Es ist ein Bekannter da. Sie wissen doch, der Vieh­kommissionär Nathan Schuster aus Luckau. Er ist drinnen mit meiner Frau im Wohnzimmer und er­wartet Sie."

(Fortsetzung folgt.)