Die Lage im Osten.
WLB- Wien, 21. Juni. Amtlich wird öerlambart vom 21. Juni 1916: 1 >
Russischer Kriegsschauplatz: In der Bukowina, in Ostgalizien und im Raume von Radziwillmo keine besonderen Ereignisse. In Wolhynien haben die unter dem Befehl des Generals von Linsingen stehendem deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte trotz' heftigster feindlicher Gegenwehr abermals Raum gewonnen. Bei Gruziatyn wiesen unsere Truppen in zäher Standhaftigkeit auch den vierten MqssenstgH-'der Russen völlig ab, wobei 600 Gefangene verschiedener feindlicher Divisionen eingebracht wurden. Insgesamt find gestern in Wolhynien über 1000 Russen gefangen worden.
Der russische Tagesbericht.
Petersburg, 21. Ium. Amtlicher Bericht vom 20. Juni. Westfront: In einigen Abschnitten Ler Front der Krussilow'schen Armeen machte der Gegner heftige Gegenangriffe. Mach vervollständigten Berichten, die die Kämpfe in der Ge» send nördlich des Dorses Hadomicze am Styr, westlich des Dorfes Kolki, umfassen, machten unsere Truppen am 17. Juni 86 Offiziere, 3137 Soldaten zu Gefangenen und erbeuteten 17 Maschinengewehre. Durch unser Feuer mieten wir den feindlichen Angriff ab, der von deutschen Truppen unterstützt in der Umgegend des Dorfes Woronczyn (8 Kilometer nordöstlich, Ki-> nekim) 7 Werst nördlich der großen Straße Luck-Wladimir- Wolynsk vorgetragen wurde. Nach den in letzter Stunde ein- getrossenen Meldungen trieben unsere Truppen nach einem Gegenangriff in der Gegend von Rogowicze, 5 Kilometer Kd-c östlich des Dorfes Lokacze, den Feind zurück und nahmen ihm 16 Offiziere. 1200 Soldaten und 8 Maschinengewehre ab. Man meldet, daß in dieser entscheidenden Kampfhandlung eines Unserer Schützenbataillone in sehr geschickter Weise manöverierte. Cs griff den Feind nicht nur von der Flanke her an, jondern ryllte sogar seine ganze Front aus. Dieses Baiailion, das zu einem unserer ruhmreichsten Schiitzenregimenter gehört, zwang den Gegner zum Rückzug und nahm ihm 3 Kanonen wfieder ab, deren Verlust gemeldet war. Ein anderes Bataillon machte gestern 300 Gefangene und erbeutete 2 Maschinengewehre. In der Gegend des Bahnhofes Ochotnikowo (41 Kilometer östlich Sarny) mußte ein deutsches Flugzeug lanven. Wir nahmen den Führer und den Beobachter gefangen. Fn der Gegend von Haj- woronka und Wisniowczd nördlich Buczacz leistete der Gegner erbitterten Widerstand. Auf dem äußersten linken Flügel geht der Feind in voller Auflösung zurück, von unseren Truppen energisch verfolgt. Wir besetzten die Dörfer Zadow (33 Kilometer fürstlich von Lzernowitz), Storozyner, Hliboka (22 Kilometer südlich Czernowitz am Sercth.) —'Nordwest front: An der Dünafront werden die feindlichen Befestigungen ftel- lenwxise heftig von uns beschossen. Nördlich von Spiagla und östlich des Wiczniewjees versuchte der Feind mit Schützen an «iiscre Gräben heranzukommen. Er mußte in unserem Infan- <erieseuer zurück. — Kaukasus: Pei Sarpool an der Straße nach Bagdad wurden Angriffe feindlicher Infanterie und Kavallerie mit großen Verlusten für den Feind abgeschlagen. — Anmerkung: Ein ergänzender Bericht meldet eine ganz außerordentliche Heldentat unserer reitenden Artillerie. In dem Kampf am 10. Ium, in dem der Feind aus seinen befestigten Stellungen der Okna südöstlich von Zalescziky geworfen wurde und seinen fluchtartigen Rückzug in der allgemeinen Richtung aus Iastawna begann, folgte sie, entbrannt von Begeisterung durch Pkt Erfolge und ohne Zaudern mit unserer Infanterie den Oesterreichern und hinderte diese, sich in den ausgebauten Aufnahme«, Mellungen festzusetzen. So ging eines unserer Regimenter gegen Äastawna vor und auf gleicher Höhe mit seinen Schützenlinien! die reitende Batterie einer Artillerieabteilung. Der Führer dielet Abteilung sah, daß die feindliche Infanterie gruppenweise, auflöst und in grozer Hast nach Zastawna zurückslutete und daraus eine feindliche Batterie, die sich aus der Chaussee zu retten suchte. Er war überzeugt, daß die Batterie, da ihre Kavallerie zur Hand war, sicher entkommen würde und entschloß sich deshalb, die Verfolgung mit seinen Fahrern auszunehmen. Ohne einen Augenblick zu zögern, drangen 60 Reiter, M der Spitze die Offiziere und der Batterie sichrer Oberst Schirinhin in Zastawna «ip, von wo der Oberst 40 Reiter zur Berfotgung der fliehenden Infanterie unter dem Kapitän Nassonow mit den anderen Leuten zur Verfolgung der zurückgehenden Batterie aussetzte. Die erste Gruppe der Reiter machte eine Anzahl von Flüchtenden nieder und nahm 150 Infanteristen gefangen mit. Der anderen Gruppe des Kapitäns Nassonow gelang es, die Batterie ein-c zuholen, deren Bedienungsmannschaft sich aus der Flucht mit
Auf dunLle« Pfade«.
Roman von A. Hotner-Grese.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Elisabeth war unermeßlich erstaunt. War das dieselbe Frau, welche ihr die heftigsten, ungerechtesten Vorwürfe ins Gesicht geschleudert hatte der ihrem letzten Zusammensein auf Schloß Werbach? War das die Frau, von welcher Elisabeth mir vollster Bestimmtheit annahm, daß sie einst in der Maske eines Chauffeurs ihr gefolgt war?
Frau Otta sah das Erstaunen in dem jungen Gesicht, und wieder lächelte sie gütig.
„Also das Sprechen wird Ihnen noch schwer? Run, dann will ich Ihnen Helsens Handelt es sich vielleicht darum, daß Sie einen Ortswechsel wünschen ? Sie braunen mir das bloß zu sagen, und ich vermittle dast Die An- stall hat zwar einen vorzüglichen Ruf —"
„Frau Gräfin," stieß Elisabeth hervor, „wie kam ich in Liese Anstalt?"
Einen Augenblick zögerte Otta, Elisabeths Frage zu beantworten, dann aber sagte sie fest:
„Durch mich, mein Kind. Ich traf Sie in ohnmächti- gem Zustande m Ihrem armseligen Daheim! Daß ich die junge Witwe meines toten Schwagers ausforschen ließ und aufsuchte, ist doch nicht unbegreiflich?"
„Die Witwe, Frau Gräfin? Sie selbst haben doch stets an der Wahrheit meiner Behauptungen gezwellett."
„Heute glaube ich daran, Elisabeth", sagte Frap Otta warm. „Mein Gott, ich war krankl Was spricht man da alles! Jetzt bkti ich gesund und sehe die Sache in einem ganz anderen Licht. Also ich fand Sie ohnmächtig. Der Armenarzt war bei Ihnen. Die Sachlage war eine sehr chnste. An eine rasche Gesundung war überhaupt nicht zu denken. So entführt« ich Sie aus einer Umgebung, welche Ihrer gar nicht würdig war, und brqchte Sie in dem vorzüglichen Sanatorium unter."
„Upd wer erzählte dem Anstaltsdirektor das Märchen, idaß mir die Brasilianische Bank mein Erbe ausgezahlt Habe?" ttaate Eliiabeib lckari.
Marcwrnern und Revolvern verteidigte. Erst nach dem Tode Vcs feindliche» Batteriechefs, der durch einen Degenisteb sie!, und nachdem einige Bordcrpferde und Vordcrreiter erschossen waren, machte die Batterie Halt und ergab sich. Bei dieser Attacke machte der Kapitän Nassonow im Ganzen 2 Offiziere, 79 Artilleristen zu Gefangenen und erbeutete Lo Bjerde mit Geschirr, sowie 4 nicht gebrauchte Geschütze und Munitwnswagen. Als der Feind den Verlust seiner Batterie bemerkte, eröffnete er ein ungestümes Feuer, ungeachtet dessen die eroberte Batterie glücklich weggebrnclst werden konnte. Unsere Batterie verlor dabei nur den Wachtmeister, zwei' Artilleristen und -'^ge Pferde. sDas ist schon mehr als russisch gewgcny
Der Krieg mit Italien.
WTsB. Wien, 21. Juni. Amtlich wird verlautbart vom 21. Juni 1916:
JtalienischerKriegsschauplatz : Tie Lage ist unverändert. Im Plöckenabschnitt kam es zu lebhaften Artilleriekämpfen. An der Dolomitenfvont wiesen unsere Truppen bei Rofreddo einen Angriff unter schweren Verlusten des Feindes ab. Zwischen Brenta und Etsch fanden keine größeren Kämpfe statt. Vereinzelte Vorstöße der Italiener scheiterten. Zwei feindliche Flieger wurden abgeschossen.
^Der italienische Tagesbericht.
WTB. Rom, 20. Juni. Amtlicher Bericht. Am 18. Juni wiesen wir kleine feindliche Angriffe im oberen Genovatal (eoar- ca) flutzauswärts von Daone, gegen Chicsa, in der Richtung auf den Monte Giooci und im Postnatal ab. Der lebhafte Kantpf dauerte gestern auf d?r Hochfläche der Sieben-Gemeinden, im Frontabschnitt nordwestlich und nördlich von Schlegen an. Heftige Stürme vermehrten die Schwierigkeiten unseres Vorrückens. Wir wiesen die gewöhnlichen Gegenangriffe, die der Feind hartnäckig forttreibt, um unser Borwärtsschreiten aufzuhalten, zurück- Auf dem rechten Flügel nahmen unsere Alpentruppen dem Feind 200 weitere Gesungene ab. Im oberen Boitetal griff der Gegner in der Naclst zum 19. Juni die jüngst von,uns ,er-§ obcrten Stellungen wieder an, wurde aber mit schweren Ver- lüsten wieder abgeschlagen. Unsere Batterien haben den Bahnhof Toblach und die Strecke nach Landro (Rienztale) beschossen. In Carmen und am Isonzo unterbrochenes Artilleriegefecht.
Gez.: Ladorna.
Bern, 21. Juni. Die Wiedereröffnung der italienischen Kammer wurde ans den 27. Juni angesetzt.
Der Balkankrieg.
WTB. Wien, 21. Juni. Amtlich wird Verlautbart vom 21. Juni 1916:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: An der unteren Vojusa haben die Italiener, vom Feuer unserer Geschütze gezwungen, den Brückenkopf von Feras geräumt. Wir zerstörten die italienischen Verteidigungsanlagen und erbeuteten zahlreiches Schanzzeug.
Der bulgarische Bericht.
WTB. Sofia, 21. Juni. Bericht des Genera.stabs: Tie Lage an der Front in Mazedonien ist unverändert^ Schwaches Artilleriefeuer auf beiden Seiten Hanert an. Im Wardartal, südlich von Tioiran und Gewgheli war ain 18. Juni der Artilleriekampf ein wenig lebhafter. Am selben Tag zersprengten unsere Patrouillen am rechten Ufer des Wardar, südlich von Belassitza-Plcming mehrere Kavallerieabteilungen, dje in jenen Gegenden Erkundungen ausfüyrten und schlugen sie in die Flucht. Feindliche Flieger warfen erfolglos Bomben auf Pardeitzr Doiran und bewohnte Ortschaften des Abschnittes von Rüpel. Eines unserer Flugzeuge griff bei Portio Lagos einen feindlichen Transportdampfer an, beschoß ihn und bewarf ihn mit Bomben, wobei die Brücke des Schiffes getroffen und ernstlich beschädigt wurde.
Frau Otta wurde rot, aber sie blieb gefaßt.
„Ich", entgegnete sie anscheinend ruhig.
„Der Direktor weiß aber genau, daß dies nicht wahr ist, Frau Gräfin. Denn er erhält allmonatlich den für meiste Bedürfnisse nötigen Betrag durch — Sie!"
„Hat er Ihnen hies selbst gesagt?" fragte Frau Otta.
„Nein, Ihre»! Sohne aber, Hadmar von Werbach hat er es gesagt. Ich hörte es nur zufällig- Weichen Sie nicht so zurück, ich tue Ihnen gar nichts! lind ich spreche die volle Wahrheit, das beschwöre ich! Und nun bin ich hier, Frau Gräfin, nicht um Sie zur Rechenschaft zu ziehen — o nein! Ich bin hier, um Sie um Ihre Hilfe zu bitten b Heimlich bin ich aus der Anstalt geflüchtet und komme zu Ihnen, weil ich mir allein keinen Rat weiß.
Wir wollest alles Vergangene vergangen sein lassen! Ich kann nur eines feststellest: meine Dokumente, welche mir das Recht geben, mich Freifrau von Werbach zu nennen, find verloren; aller Wahrscheinlichkeit nach für immer! Ich werde kaum jemals mehl in die Lage kommen» meine rechtmäßige Zugehörigkeit zu Ihrer Familie zu beweisen !"
Sie hielt eine Sekunde lang, schwer atmend, inne. Wartete sie vielleicht auf ein Wort von den Lippen der stolzen Frau, die jetzt so finster vor sich hinstarrte? Aber Frau Ottas Mund blreb fest geschlossen. Nach kurzer Pause fuhr Elisabeth fort:
„Also ich bleibe Elisabeth Ambros. Noch vor einem halben Jahre habe ich gekämpft und gerungen um mein Recht, Gräfin, heute bin ich zermürbt vom Leben, ich bin elend, schwach, hilflos. Ich habe einst stolz Ihr Angebot, mir die hohe Witwenpension zu gewähren, abgewiesen. Sie hahen mir, als ich ohnmächtig und krqpk lag, dieses Geld aufgedrungen. Ich aber, ich stehe heute vör Ihnen, Frau Gräfin, und tue das Bitterste, das ich tun kann: ich bitte Sie auch weiter um Ihre Hilfe! Nicht um soviel Geld, als Sie bisher für mich ausgaben! O nein! Nur um eine weit kleinere Summe. Mit dieser Summe will ich fliehest, rpeij, weit fort — vielleicht sehre ich zurück in mein alses Vaterland!"
Elisabeth vermochte kaum weiter zu sprechen. Ein eisiger Schauer schüttelte sie. Erschöpft lehnte sie den Kopf an oie seidenen Killen.
! KonsttNltmoPs!, 21. Juni. Bericht des Hauptquartiers: An der Jrakfront keine Ereignisse von Bedeutung. — Kaukasusfront: Ans dem rechten! Flügel keine Veränderung. Im Zentrum in einigen .Abschnitten Artillerie- und Jnfanterieseuer. Auf dem linken Flügel scheiterte ein überraschender Angriff, den der Feind mit einem Teil seiner Kräfte vorwarf infolge unseres glücklichen Feuers. — Ein Flugzeug, das' über Seddul Bahr erschien, wurde durch unser Feuer> verjagt. Einige Schisse des Feindes, die bei der Insel' Keuchen in Sickit gekommen waren, wurden durch unser Feuer verjagt. Am 18. Juni um 9 Uhr morgens griffen 9 Flugzeuge des Feindes El Arisch mit Bomben und Maschinengewehren an. Durch unser Freuer wurden zwei Flugzeuge abgxschossen. Wir stellten fei, daß csi.es - von ihnen in Flammen gehüllt abstürzte. Dieser Lust- ! angriff, der zwei Stunden dauerte, war ergebnislos, denn der Feind konnte keinen Schaden anrichten.
Der Krieg zur See.
ALopetthagett, 20. Juni. Nach einer Stockholmer Blättermeldung ist durch das Seeverhör festgestellt worden, daß die Torpedierung des Hamburger Dampfers „Ems" bei Falkenberg auf schwedischem Seegebiet durch ein russisches Unterseeboot erfolgte. Mehrere Schüsse, die von dem Unterseeboot gegen den Dampfer abge-
seuert wurden, sielen auf dem Land nieder. _
London, 21. Juni. Lloyds melden, der Dampfest „Beachy" (4718 Tonnest)' und der französische Dampft fev „Olga" (3921 Tonnest) wurden am 18. Ium, best italienische Dampfer „Poviga" (3360 Tonnen) am 17. Juni versenkt. fff,.: , u.
Berlin, 21. Juni. .. Von der russischen Grenze melde! die „Narionalzeiiuiig" : Bus einer Mitteilung des Regierungsboten geht hervor, daß rin russisches Unterseeboot von einer Streffahrt an der schwedischen Küste bisher nicht znrückgr- kehrt ist. Allem Anschein nach ist es mit samt der Besatzung untergegangen. Es handelt sich voraussichtlich um das neue Tauchboot „Newa".
Neues vom Tage.
' Die Denkschrift Kapps/si
Berlin, 21. Juni. Die „Nordd. Mg. Zeitung" schreibt: Durch das in die Presse gelangte Rundschreiben des Gencrallandschaftsdirektors Kapp ist eine erneu s Erörterung des Falles hervorgerusen worden. Tie Presst beschäftigt sich insbesondere mit den Eingcmgssätzvu best Kapp'fchen Erklärung: „Herr Kapp hat der Politik deH Herrn Reichskanzlers den Borwurf der Unfähigkeit und' Schwäche gemacht. Der Herr Reichskanzler hat getzeuj Herrn Kapp persönliche Schimpstvorte gebraucht". Diese Darstellung des Sachverhalts wird in einer Reihe von' Zeitungen abgelehnt. Die „Kreuzzeitung" dagegen tritt' ihr bei, indem sie erklärt, Herr Kapp sei tatsächlich per-^ sönlich beschimpft worden. Das Blatt unterläßt eine, Prüfung der Frage, ob die Kapp'fche Denkschrift nicht weit über jede zulässige Kampfesweife hinausgeigaugenjl ist. Dadurch werden folgende Angaben nötig: Die Kapp- fche Denkschrift behauptet, die Handhabung der Zensur, erwecke den (Andruck, „daß sie weniger in den Dienst! der vaterländischen Sache, als in der der gegenwärtig' an leitender Stelle befindlichen Männer gestellt werde, zum persönlichen Schutz gegen Angriffe, denen sie wegen ihrer Haltung auf politischem und wirtschastspoli-.
Frau Otta nahm rajcy em Flajcycven aus Oer wasche und netzte der halb Ohnmächtigen mit der starkriechenden Essenz Stirn und Schläfen.
„Und warum sind Sie nicht einfach im Sanatorium geblieben?" fragte die Gräfin nach einer Weile. „Und — und was hat mein Sohn Hadmar mit alledem zu tun? Sie erwähnten doch, daß er beim Direktor war?"
Frau Otta vermochte kaum ihre Ungeduld zu zügeln. Sie war innerlich furchtbar erregt. Nur mit äußerster Anstrengung behielt sie noch ihre Fassung. So überhörte sie es auch vollständig, daß im Nebenraum ganz leise eine Tür ging.
Elisabeth sah die Gräfin mit tränenschweren Augen an. Ein rührend lieblicher Zug von Verlegenheit trat in ihr schmales Gesichtchen.
„Pch, Hadmar," sprach sie vor sich hin, wie aus einem Traum heraus, „Hadmar! Er sah mich heute nachmittag im Park der Anstalt, Frau Gräfin. Wir — wir plaudersen zusammen. Ach, wie lange, wie lange hat nienianö mehr so gütig, so liebreich mit mir gesprochen! Und dann — dann sprach er mir davon, daß er mich liebe —"
Mit einem unterdrückten Schrei fuhr Frau Otta empor.
„Sie können nie die Seine werden I" rief sie schneidend.
Elisabeth blieb ruhig.
„Deshalb komme ich zu Ihnen!" sagte sie schlicht. „Ich komme ja, um Sie zu bitten, daß Sie Mir forthelfen! Denn ich — ich kann nicht hiervleiben und ihn immer wieder von der Unmöglichkeit seiner Pläne zu überzeugen suchen, dazu bin ich zu schwach!"
„So haben Sie ihn wieder lieb?"
Ganz leise kamen die Worte von Frau Ottas Lippen.
„Lieb?" Wie weltentrückt blickte Elisabeth in die weite Fepne. „Er ist so ganz wie Ludwig einst war, nur jünger, und dadurch mir beinahe noch näher. Er war Ludwigs Liebling. Oh, Frau Gräfin, verbinden Sie sich Mit mir! Helfen Sie mix, daß ich fortkomme, daß ich fest bleibe. Er will alles aufgehen meinetwegen: das Majorat, den Reichtum, hie hervorragende Stellung; und ich — oh, ich bin so glücklich, zu wissen, daß wieder ein Mensch lebt, der mich so lieb hat! Und doch muß ich fliehen!"
Fortsetzung folg!.