der gut machen und die Mittel zugesteheu, die zum Wiederaufbau des von ihnen Zerstörten nötig sind. (Also alles eroberte Land zurückgeüen und eine hohe Kriegs-- entschädigung zahlen.)
In eingeweihten Kreisen verlautet, der erste Be-, richt des Admirals Jellicoe über die Seeschlacht vor dem Skagerrak sei derart niederschmetternd gewesen, daß er unterdrückt wurde und nun jede Gelegenheit benützt werde, um die Niederlage der englischen Flotte als einen Sieg darzustellen.
Die Lage im Osten.
WTjB. Wien, 20. Juni. Amtlich wird cherlaiMart Vom 20. Juni 1916: > >
Russischer Kriegsschautzl aß: In der Bukowina hat der Feind unter Kämpfen mit unseren Nachhuten den Sere'th überschritten. Zwischen Prath und Dnjestr, an der Strypa und im'Gebiete von Radziwillow verlief der Hag verhältnismäßig ruhig. In den erfolgreichen Abwehrkämpsen südöstlich und nordöstlich von Lokaczy in Wolhynien brachten unsere Truppen bis jetzt 1300 Gefangene, ein russisches Geschütz und 3 Maschinengewehre ein. Im Raume von Kisielin schreiten die Angriffe der Verbündeten in zähem Ringen vorwärts. Zwischen Soukl und Kolli haben wir neuerlich starke feindliche Angriffe abgeschlagen. Bei Gruziatyn, wo es der Feind unter Aufgebot starker Kräfte zum Viertenmal versucht, in die Linie der tapferen Verteidiger einzudringen, wird erbittert gekämpft. ^
Der russische Tagesbericht.
WTB. Petersburg, M. Juni. Amtlicher Bericht von Zeltern. Westfront: An der Front der Armeen des Generals Brussiiow versuchte der Feind du.ch Gegenangriffe unseren Vor-, marsch auf Lemberg aufzuhalten. 2n der Gegend des Dar« ses Rogowicze (6 Kilometer) südöstlich des Dorfes Lokacze (45' Kilometer westlich Luck) 6 Werst südlich der großen Straße Luck- Wiadimir-Wolynsk griffen die Oesterrcicher in dichten Linien unsere Truppen an. Sic drückten einen Abschnitt unserer Ge- fechtsfront ein und nahmen 3 Geschütze einer Batterie, die bis zum letzten Geschütz und bis zur letzten Kartusche heftig Widerstand leistete. Die herbcigeeilten Verstärkungen warfen den Feind über den Haufen, nahmen ihm ein Geschütz ab und brachten 300 Soldaten nebst 2 Maschinengewehren ein. 2n der Gegend von Korytmca (15 Kilometer südöstlich Lokacze) südöstlich Swin- tuchy A3 Kilometer südöstlich Lokacze) vereitelte eines unserer hervorragenden Regimenter einen Gegenangriff des Feindes und zwang ihn zur Flucht. Ein Zug unserer leichten Batterien fuhr an einem Waldrand offen aus und deckte den zurückgehenden Gegner mit direktem Feuer zu. Bei dieser Gesechtshandlung erbeuteten wir 4 Masclstnengewchre und machten 3 Offiziere und 100 Soldaten zu Gefangenen. Lestlich Gorochow (26 Kilometer südlich Lokacze) südlich Ewintuchy namen wir nach heftigem Widerstand den Wald beim Dorfe Bozom (5 Kilometer östlich To- rvchow). Wir nahmen dabei 1000 Soldaten und 4 Maschinengewehre weg. Bei den Angriffen in der Gegend von Riemie- rowka (5 Kilometer südöstlich Radziwillow) machte der Feind von Flammenwerfern Gebrauch. Wir machten in dieser Gegend gestern 1800 Gefangene. Die Truppen von uns, die Czer- nowitz genommen haben, rücken, nachdem sie an vielen Stellen den Pruth überschritten hatten, energisch gegen den Se- reth vor. Bei der Einnahme Ses Brückenkopfes Czernowitz brachten die Truppen des Generals Letschitzki, wie gemeldet wird, 49 Offiziere und mehr als 1500 Soldaten als Gefangene ein. Sie erbeuteten außerdem 10 Geschütze in der Nähe der Stadt Czernowitz. Auf der Verfolgung des Feindes machten wir beim Dorfe Knrzurmare (10 Kilometer südlich Czernowitz) 400 Soldaten zu Gefangenen und nahmen 2 schwere Geschütze,
2 Kanonen, eine Menge Muiiitionswagen und mehr als 1000 Lcbensmittelivagen. Bei dem Dorfe Storozynec (20 Kilometer südwestlich Czernowitz) fingen wir 2 Offiziere und 85 Soldaten und eroberten 1 Maschinengewehr. Die Gesamtbeute der im Lause des 18. Juni gemachten Gefangenen ist auf ungefähr 3000 gestiegen. Auf dem Bahnhof Alt-Zuczka (3 Kilometer nördlich Czernowitz) erbeuteten wir ein Piomerdepot. — Nord- west front: Nördlich des Waldgebietes an der Dünafront dauert der Artillenckampf an. — Kaukasus: Bei dem Dorfe Matardjik (19 Kilometer südlich Trapezunt) an der Straße nach Gümüskhanch wurde ein türkischer Angriff abgeschlagen.
G. K. G. Petersburg, 20. Juni. In Archangelsk am Weißen Meer ist eine englische T'euppenabteilnng gelandet worden. ' : ^ -
Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 20. Juni. Amtlich wird verlautbart vom 20. Juni 1916: '
Italic ui scher Kriegsschauplatz: DieKamPf- tätigkeit an der Jsonzofrom und in den Dolomiten sank aus' Pas gewöhnliche Blaß zurück. Neuerlich: Vorstöße der Italiener gegen einzelne Frontstellea zwischen Brenta, und Aslico winden abgewiescn.
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Bei Seras au der unteren Voju'a Geplant l.
Der italienische Tagesbericht.
WTB. Nom, 20. Juni. Amtiiä>er Heeresbericht vom Mon- tag: Die Schlacht dauert erbittert aus der Hochfläche der Sieben. Gemeinden an. Südwestlich Asiogo erneuerte der Gegner seine Anstrengungen gegen unsere Stellungen. Nordöstlich schreitet unser Angriff kräftig vorwärts. Am gestrigen Morgen ernener- tcv starke feindliche Abteilungen nach heftigem Artilleriefeuer ihre Angriffe gegen einen Teil der Front zwiseiM dem Monte Magnaboschi und Boscon: sie wurden jedoch jedesmal mit starken Verlusten zurUckgeschlageii. Es folgte eine heftige Beschießung aus zahlreichen jeiiidlichen Batterien aller Kaliber. Trotzdem hielicn unsere Truppen die Linie zwischen dem Monte Mag- naboschi und Boscon fest in der Hand. Nördlich des Frenzela- tales versuchte der Feind gestern an mehreren Punkten ünse* rcn Druck durch Gegenangriffe abzuschwächcn, die jedoch überall abgciviesen wurden. Unsere Truppen fetzten ihr langsames aber sicheres Fortschreitcn fort. Die größten Fortschritte wurden auf dem rechten Flügel erzielt, wo Abteilungen Mpint, die sich schon an den vorhergehenden Tagen auszeichneten, den Kamm Isodorv eroberten, wobei sic etwa 100 Gefangene machten und 2 Maschinengewehre erkennten. An der übrigen Front Artillerie- Kämpfe. Gez.: Caüorna.
G. K. G. Rom, 20. Juni. Das neu gebildete Kabinett besteht ans 20 Mitgliedern. Die Verwaltungsministerien sind um zwei neue, das der Eisenbahnen und der Handelsmarine, die früher mit dem Arbeits- bezw. Kriegsmarine-Ministerium vereinigt waren, gebildet worden. 6 Minister sind ohne Verwaltung neu ernannt. Der Wettbewerb um die Ministersessel war außerordentlich groß und es hat viele .Enttäuschte gegeben, namentlich hat der eitle, aber unfähige Luzzatti es Sonnino sehr verübelt, daß er sich gegen seine Aufnahme ins Kabinett sträubte. Tie Verstimmung in London gegen Sonnino /st wieder behoben: vielleicht hat sich letzterer der Forderung Englands, an Deutschland den Krieg zu erklären, gefügt.
Der türkische Krieg.
Konstantinosie!, 20. Juni. Die jüngsten Erfolge der türkischen Truppen gegen die Russen im türkisch- versischen Grenzgebiet lenkten neuerdings die Aufmerksamkeit auf diesen Kriegsschauplatz, über welchen die Russen die Verbindung mit den Engländern am Irak Herstellen wollten, was dis Blätter der Entente bereits als eine vollendete Tatsache hinstellen wollten. Die türkischen Blätter heben die Bedeutung dieses Erfolges hervor, der nunmehr jede Verbindung der Leiden Armeen unmöglich macht. Sie betonen gleichzeitig die Zerstörungswut der Russen, die das Grabmal von Jm- mam Hussein und die heiligen Bücher zerstörten.
Der Krieg zur See.
G. K. G. Paris, 20. Juni. Das französische Wacht- boot „S. Jacques" ist gesunken. j
Neues vom Tage. s
T/' Berlin, 20. Juni. In der Hauptversaminluüg des Deutschen Flottenvercins am Sonntag sprach Großadmiral von Köster über die Aufgaben unserer Flotte.
Auf dunkle« Pfade«.
Roman von A. Hotner-Grefe.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Aber Graf Steinberg war zu einer Jagd eines Erzherzogs nach Südungarn geladen worden und blieb nun wohl acht Tage aus. Und mittlerweile war ein Brief des Haushofmeisters in Wien angelangt, welcher eine kurze Anwesenheit der Herrschaft in der Residenz als dringend nötig erscheinen ließ. Da hatte Frau Otta blitzschnell idren Entschluß gefaßt. Sie fuhr nach Wien l Eigentlich hatte sie die Nacht über in Graz bleiben und erst am nächsten Tage die Reise fortsetzen wollen.
Aber dann litt ihre Sehnsucht sie nicht länger. Und da telegraphierte sie, daß sie gegen zwölf Uhr nachts ankommen werde, und daß Hadmar sie iw Palais Steinberg trotz der späten Stunde noch erwarten möge.
Und nun stand sie bereits so nahe vor diesein Wieder- sehen. Ihr Herz schlug erwartungsvoll, aber froh. Graf Eteinberg batte ihr kurz den Tod des Hormoqer-Heint angezeigt, hne jedes Eingehen auf alle Nebenumständ, von denen er nur wieder neue Erregungen für ü, furcht tete. So wußte sie nichts von dem Brande, nutzrs von der Auffindung des silbergrauen Autos, nickt- von Fn, Lxmanns tragischem Schicksal.
Sit wußte nur das eine: Hormayer war t«t l Sr konnte sie nicht mehr quälen mit seinen Erpressungen un- geheimen Anspielungen: dieser Mann, welcher für uu-
mand ein Segen gewesen, war ausgestrichen aus der Reihe der Lebenden. Und dieser Mann war ihr gefährlichster Mitwisser gewesen! Wer konnte es Frau Otta verargen. daß sie froh und erleichtert aufatmete?
Sie nahm sich vor, für Aga und Hormayers Kinder ausgiebig zu sorgen, ebenso wie sie ja auch für Elisabeth Ambros in splendider Weise sorgte. Gottlob! Auch hier ließ sich alles gut an! Die Nachrichten aus dem Sanatorium lauteten verhältnismäßig günstig: Elisabeth schien zu gesunden in der reichen Umgebung. Nun würde sie wohl Vernunft annehmen. würde mit kick
reden lassen. Einstweilen mochte sie ruhig bleiben, wo sie war.
„Frau Gräfin," sagte der Kutscher, „ich weiß nickt, täuschen mich meine Augen? Liegt denn da nicht eine Frauengestalt? Dort, knapp neben der Palaismauer?"
Er hielt eben mit einem scharfen Ruck vor dem Tore, welches von eilfertigen Händen weit aufgerissen wurde. Ein Strom von mildem Licht quoll heraus auf die dunkle Straße.
Im selben Augenblick taumelte die Gestalt, welch« neben der Palaismauer gelehnt hatte, empor. Ein totenblasses, übermüdetes Gesichtchen hob sich ins Licht, zwei Augen sahen flehend zu Frau Otta empor.
Eine Sekunde lang stand die schöne Frau erstarrt, als wäre ein Gespenst vor ihr aufgetaucht. Aber sie blieb, aller Ueberraschung und allem Entsetzen zum Trotz, doch auch in diesem Moment Herrin über sich selbst und ihre Nerven.
„Ich hatte die Frau bestellt," sagte sie wie erklärend zu der Dienerschaft, welche neugierig herandrängte, „leider vergaß ich ihr abzutelegraphieren. Und da haben Sie nun wohl schon lange gewartet, Sie Arme? Nun, unsere Sache ist ja immerhin von Wichtigkeit, und wert, daß wir ihretwegen alles andere znrücklassen. Ick bitte Sie, folgen Sie mir hinauf in meinen kleinen Salon! Wenn der Herr Baron kommt," wandte sie sich noch an den erstaunt dastehenden Portier, „so sagen Sie, ich erwarte ihn im Speisezimmer. Decken Sie dort für zwei Personen l"
Frau Otta hatte ihren Arm unter den Elisabeths geschoben, und so drängte sie die beinahe Willenlose vorwärts. Die junge Frau war durch den weiten Weg und das ungewohnte lange Wachen vollständig entkräfte^ auch hatte sie seit vielen Stunden nichts gegessen. Ihre ohnehin geschwächte Gesundheit hielt diesen Anstrengungen nicht stand. Als sich endlich die Türen des „kleinen Salons" vor ihr auftaten, schritt sie mit wankenden Knien über die Schwelle.
Die Gräfin winkte dem Diener, sich zu entfernen, während sie selbst auf den elektrischen Taster drückte. Die Flammen des reizenden Kronleuchters zuckten, empor
Ms ''solche Lezerchneke er: 1) das Land vor einem Mn- fall zu schützen, was durchaus gelungen sei; °2) die Wasserstraßen frei zu halten, was durch die ungünstigv Lage unserer Küsten und den Mangel an,AnskandSschifsen und! auswärtigen Flottenstützpunkten so unendlich erschwer!: werde; 3) die Störung des feindlichen Handels, ein« Notwendige Aufgabe, die vor allem den.Tauchbooten Anfälle. Sollen wie zugeben, daß unser Volk unter der britischen Brutalität leidet?. Wir müssen die uns zur Verfügung stehende Waffe ansnutzen. (Stürmischer Beifall.) Die Tauchbootfrage sei die Lebensfrage für Englaich. Wenn der „Vorkämpfer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit", Wilson, die Durchführung des Kriegs einzig und allein durch die Lieferung von Munition an unsere Feinde ermöglichte, warum sollen wir dann nicht unsere Waffe dagegen in Anwendung bringen? Zielbewußt und energisch müssen wir Vorgehen, und wenn die Regierung der Vereinigten Staaten dch „heiligen Gesetze des internationalen Rechts" und dies „Gebote der Menschlichkeit" für noch so gefährdet erachtet. (Brausender, langanhaltender Beifall.) 'Wir wissen, daß wir mit unseren Tauchbooten den Feind ins Herz treffen können. Ebenso müssen die „Zeppelin" zur vollen! Anwendung kommen. Wenn eine Einschränkung des Gebrauchs der Tauchbovtwaffe verfügt worden sei, so könnten dafür wohl nur ganz schwerwiegende politische und wirtschaftliche Gründe vorliegen, die sich unserer Beurteilung entziehen; es sei ein großes Opfer, das der Marine auferlegt sei. 4) Den Feind, der sich die Aushungerung und Vernichtung unseres Volkes zum Ziel« gesetzt hat, unter Einsetzung aller uns zur Verfügung stehenden Mittel zu schädigen. — Nach dem Bericht des Konteradmirals ä. D. Weber beträgt das Vereinsver- mögen 414 000 Mark. Am 27. September soll ein! deutscher Opfertag für die Marine veranstaltet werden..
London, 20. Juni. Ein Teil der Minister iß entschieden gegen die Vermittlungsvorschläge Lloyd Georges in der irischen Frage. Eine Spaltung des Kabinetts ist nicht unwahrscheinlich. ' !
GKG. Dublin, 20. Juni. Tie Bemühungen von Lloyd Georges zur Ordnung der Verhältnisse in Irland können als gescheitert angesehen werden. Der Haß der Irländer ist größer als zuvor.
England und Amerika.
G. K. G. Hamburg, 20. Juni. Nach einer New- y'orker Meldung betreibt England in den Vereinigten! Staaten fieberhaft den Aufkauf von Munition und anderem Kriegsbedarf; zu der Verschiffung werden alle verfügbaren amerikanischen Schiffe herangezogen. Wie dem „Hamb. Fremdenbl." geschrieben wird, soll dies darauf zurückzuführen sein, daß man in England befürchte, ein Wechsel in der amerikanischen Präsidentschaft könnte für England weniger günstige Aussichten bringen, unter Umständen könnte die Ausfuhr von Kriegsmaterial überhaupt verboten werden. (?)
G. K. G. Athen, 20. Juni. Die königliche Familie wird Athen verlassen und sich nach dem Schloß Dokaliä begeben.
G. K. G. Simla, 19. Juni. In Indien wird eins verstärkte Tätigkeit der Ausrufung des Heiligen Kriegs bemerkbar.
Die Einheitsschule.
Fulda, 20. Juli. Der Katholische Lehrerverband erllärte sich aus seiner hiesigen Tagung bereit, an einer „Mitteleuropäischen Bolksichulkonferenz" mitzuwirk.n. Bezüglich der Einheitsschlle wurden folgende Richtlinien ansgestellt: 1. einheitlicher Bildungsgedanke: aus religiös-sittlicher Grundlage tüchtige Staatsbürger zu erziehen:. 2. organischer Auf- und Ausbau des Bildungswe-
und tauchten vas ganze, verschwenderisch in rosafarbiger Seide eingerichtete Gemach in glänzendes Licht. Dann ging Frau Otta nack einem Seitenschränkchen, entnahm ihm. eine Flasche voll starken, feinen Kognaks, einige Zucker- brötchen und ein Glas, und setzte alles auf einem kleinen Tischchen zurecht, welches zwischen zwei Lehnstühlen stand. Und nun erst wendete sie sich an Elisabeth.
»Hier — setzen Sie sich!" sagte sie mit zitternder Stimme. „Und nehmen Sie einen Schluck zu dem Gebäck. Sie sind ja vollständig erschöpft!"
Sie batte ihre ganze Fassung wiedergewonnen und bereits einen Entschluß gefaßt. Ihr war es klar: Elisabeth war entflohen! Weshalb? Nun, sie würde ja sprechen.
Die Hauptsache war die, daß die junge, hilflose Frau den Weg zu ihr gefunden und sie angetrofsen hatte. Nun war sie immerhin wieder in Frau Ottas Gewalt. Und das war gut so! Man würde sie überreden, würde sie irgendwo anders unterbringen, falls es ihr in dieser Anstalt nicht gefiele. Die Hauptsache blieb, daß sie nicht mit Hadmar züsammentraf. Alles andere würde sich finden.
Fast schlich ein Gefühl des Erbarmens in das Herz der stolzen Frau, als sie ihre gefürchtete Rivalin so niedergebrochen vor sich sitzen sah. Sie war ja überhaupt, seit sie von des Heini Hormayers Tod erfahren hatte, viel weicher, die schöne Otta.
Ihre Angst war weg, die Furcht vor Entdeckung veftlogen. Und nun, da ihr selbst ein so gnädiges Geschick zuteil geworden, nun gönnte sie auch allen an- deren alles Gute. Natürlich nur^in den von ihr gezogenen Grenzen.
Sie hatte selbst das Hütchen und den Reisemantel abgelegt und stand nun in dem enganliegenden, einfachen Kleid von tadellosem Sitze vor der jungen Frau, deren überzartes Gesichtchen sich blumenhaft lieblich abhob gegen die seidenen Polster.
„So, mein Kind, und nun sprechen Siel" sagte Frau Otta liebreich.
Fristsetzung folgt.