" 1-4 Milliarden auf dem Meeresgrund.

Newyork, 11. Mai. Eine Gesellschaft Jnter-Ocean Submarine EnAeneering Co., die sich mir der Bergung von Gold und Mistigen Gütern der im Laufe des Achte- ges torpedierten und anderweitig verunglückten Schiffs befassen s oll, ist in Newyork von amerikanischen Geld­männern ins Leben gerufen. U. a. soll der Versuch zur Hebung des Wracks derLusitania" gemacht werden. Ter Wert der auf d>em Meeresgrund liegeirden Güter, deren Hebung möglich erscheint, wird auf l.r/1 Milliar­den Mark geschätzt.

Kleine Nachrichten vom Kriege.

Berlin, 11. Mai. Der Kronprinz wurde unter Belassung in den a la suite-Stellungen zum Chef des zweiten schlesischen Jägerbataillons ernannt.

WTB- Sofia ,11. Mai. Ueber den Verlust des Luftschiffs bei Saloniki wird gemeldet: Als die Mann­schaft sah, daß infolge der erlittenen Beschädigungen! Du Zeppelin verloren sei, wurde dieser angezündet, so daß nur Trümmer dem Feind in die Hand fielen.

WTB. Kiel, 11. Mai. Tie bulgarischen Abgeord­neten trafen heute früh von Berlin hier ein. Nach der Begrüßung begaben sich die Abgeordneten an Bord der. StationsyachtSchneewitchen" zu einer Fahrt nach dem Kriegshafen. Mittags fand im Schloß ein Empfang der Mgeordneten durch den Prinzen Heinrich von Preu­ßen statt. Abends erfolgte die Weiterreise nach Hamburg.

Petersburg, 11. Mai. Wie hier verlautet, will L»er Vierverband die Beförderung der serbischen Truppen lvvn Korfu nach Saloniki auf der griechischen Eisenbahn erzwingen.

Reichstag.

WTB.Berlin, 11. Mai.

:ä'' Mg. von Payer berichtet über die Behandlung des Ge- schästsordnungsausschusfts in Sachen Liebknecht, dessen Hast- «Ulaswng beantragt war. Der Ausschutz habe keine Veran- lassung, zu der juristischen Frage SreUung zu nehmen und habe die Anträge abgelehnt. ,

Abq. Landsberg lSoz.): Die Annahme un,eres Antrags wurde einem Brauche entsprechen, der sich Jahrzehnte hindurch ent­wickelt hat. Ich verteidige das Recht des Reichstags, der mcht nach juristischen, sondern nach politischen Gesichtspunkten zu handeln hat.

Abg. Hanse (Soz. Ard.): Durch die Ablehnung der An- träge konnte auf das Strasversah.en nachteilig emgewirkt wer­den Von dem Verbrechen des Landesverrats kann keine Re-

be sein.

Abg. Dr. von Laszewsky Wole): Wir lehnen aus prin­zipiellen Gründen den Kommissionsantrag ab.

Die Anträge wurden in namentlicher Abstimmung mit 229 gegen 111 Stimmen bei 2 Stimmenthaltungen abgelehnt.

«Pfuirufe bei der soz. Arbeitsgemeinschaft). Abg. Rühle »wird zur Ordnung gerufen. Abg. Bogtherr (Soz. Arb.) ruft: sEine Schande für den Reichstag! Auch er wird zur Ordnung gerufen. ^ .

Darauf wird die erste Lesung der Novelle zum Vereins- gesek fortgesetzt. ^ ,

Abg. Dr. Oertel Wons.): Es ist Bedingung für uns. daß »Die Jugendlichen von allen politischen Erörterungen ferngehalten 'werden. Deshalb können wir nicht dafür stimmen, daß diese wesentliche Bestimmung des Gesetzes durchlöchert wird. Unsere Jugend darf nicht htngezogen werden in uiyere wirtschasts- sozial­politischen- und rein politischen Kämpfe. (Sehr richtig.)

Abg. Dr. Funck (Natl.): Die Vorlage will nur einige Fesseln des Vereinsgejetzes, Las lediglich ein Polizeigesetz ist, de- Zeitigen. Deshalb hassen wir. daß sie bald zustande kommt.

Abg. Stubbendorf (D.Fr.): Wir freuen uns, daß alten Arbeitern, auch den Landarbeitern, das gleiche Recht gegeben wird. Kontraktbruch und Streikrecht muß bei den Landarbei­tern aber ebenso verhindert werden, wie bei den Verkehrs­arbeitern. ^

Abg. von TrampczynsA (Pole): Durch den Sprachenpara­graphen ist das Vereinsgesetz zu einem Ausnahmegesetz gegen die Polen geworden.

Darauf wird vertagt.

Landesnachrichten.

-Nteilrtekg, 13. Mai ISIS.

' Die preuß. Verlustliste verzeichnet u. a. folgende Würt­tembergs: Karl Stoll, Glatten, schwer verw. Utffz. Adolf Schmidt, Calw, gef. Gefr. Friedr. Harr, Simmersseld, oerm. Utffz. Joh. Schweizer, Lützenhardt, verm. Die bayerische Verlustliste verzeichnet: Eide! Friedr. Freudenstad:, schwer verwundet.

' Befördert wurde zum Leutnant der Reserve der Vize­feldwebel Welker Robert (Calw), Sohn des Stadtschult­heiß Welker hier.

" Eine Karte zu den Kämpfe« von Verdun. Es ist

uns ermöglicht, unseren Lesern heute eine Uebersichtskarte über das nördliche und östliche Kampfgebiet von Verdun zu bieten, an deren Hand die derzeitigen Kämpfe übersehen und verfolgt werden können.

Teuerungszulagen. Mit Wirkung vom 1. Mai d. I. ab erhalten die staatlichen Beamten und Ar­beiter eine Kriegsteuerungsznlage. Dieselbe beträgt mo­natlich für ein Kind ftiuch Pflege- und außereheliche Kin­der, soweit sie voll unterhalten werden) unter 16 Jah­ren 6 Mk., für jedes weitere Kind unter 16 Jahren 3 Mark mehr, also für 2 Kinder 9 Mk. usw., sowie für voll unterhaltene Kinder über 16 Jahre, die wegen kör­perlicher oder geistiger Gebrechen dauernd erwerbsunfähig sind. Tie Grenze des Dienst- oder Lohncinkommens, bis zu der die Zulage zu gewähren ist, wird von 2100 Mk. ans 2400 Mk. erhöht. Eine Teuerungszrflage von 3 Mk. kann auf Ansuchen auch gewährt werden, wenn die Ehe­frau nachweislich erwerbsunfähig ist, oder wenn erwerbs­unfähige Eltern oder Großeltern unterhalten werden müs­sen.

Beförderung von Kranken. Die Württ. Eisenbahnverwaltung hat an zwei Hauptkurplätzen, in Wildbad und in Freudenstadt, besondere Geschäftsstellen errichtet, die den Bade- und Kurgästen für ihre Reisen mit Rat und Tat zur Hand gehen sollen. Für die Be­förderung von Kranken sind Einrichtungen getroffen, die die Möglichkeit bieten, ohne Wagenwechsel an den Ort zu fahren, wo sie Heilung oder Erholung finden können. Die Einrichtungen sind auf Seite 561 des würt- tembergischen Kursbuchs des näheren beschrieben. Be­sonders empfehlenswert ist die Benützung des württ. Krankenwagens A 16, für die bei Reisen innerhalb Württembergs nur 6 Fahrkarten 1. Klasse zu lösen sind, wobei der Kranke zwei Begleiter ohne besondere Bezah­lung mitnehmen kann bei Reisen von und nach Orten außerhalb Württembergs müssen nach den außerwürttem- bergischen Tarifbestimmungen mindestens 12 Fahrkarten 1. Klasse bezahlt werden. Weniger kostspielig ist die Benützung eines für den Kranken besonders eingestellten Personenwagens 3. oder 4. Klasse oder eines Gepäck­oder Güterwagens, da hierfür nur der Preis von 6 Fahr­karten 2. Klasse erhoben wird, wobei gleichfalls zwei Begleiter frei sind.

Deutsche r» 'Siörrrerr.

Von den bisher in sibirischen Gefangenenlagern, vor al­lem in Spaßkoje (Ostsibirien), befindlichen Deutschen sind in letzter Zeit Nachrichten ausgeblieben, was die Ange­hörigen natürlich mit Sorge erfüllt hat. Zur Erttü- rung kann vielleicht dienen, daß, wie an amtlicher Stelle bekannt geworden ist, eine große Anzahl unserer kriegs- gefangenen Landsleute aus Sibirien zurücktransportiert wird, um im europäischen Rußland bei der Verrichtung landwirtschaftlicher Arbeiten Verwendung zu finden. Bei der langwierigen Fahrt durch weite Strecken des asiati­schen Rußlands ist es den Gefangenen natürlich nicht möglich, irgend welche Nachrichten vor dem Eintref-

Auf dmcklen Pfaden.

Roman von A. Hotner-Grefe.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

^aktör Helm blies' nachdenklich den Rauch seiner Zigarre von sich, aber er entgegnete keine Silbe. Er hatte diesen' letzten Versuch, die geheimnisvollen Geschehnisse, welche hier gespielt hatten, aufzuklüren, unternommen, und dieser Versuch war gescheitert. Aber noch war nicht aller Tage Abend! Schon hielt er zu viel Beweise und Anschuldigungen in Händen, um ganz mutlos zu werden.

Freilich : wofür mühte er sich denn eigentlich?

Hadmar nabin die Frage auf,.ohne daß sie ausge­sprochen worden war. Er hatte genau denselben Ge­dankengang gehabt.

Ja, wofür mühen Sie sich eigentlich?" fragte er laut. Für wen, Doktor? Elisabeth Ambros hat es oorgezogen, unterzutauchen im Kampf ums Dasein, als von mir eine Gabe anzunehmen. Sie selbst erzählten mir, daß Sie ihr nachgesorscht haben, soweit dies möglich war. Aber nun ist sie vollständig verschwunden, untergegangen im Strom des Lebens. Wem also sollen Ihre Enthüllungen, wenn Sie überhaupt welche erringen, dienen?"'

Doktor Helm blieb stumm. Er zog es stets vor, «Len solchen Fragen des Majoratsherrn mit Schweigen zu begegnen. Vielleicht geschah dies nur deshalb, weil er »äßte, wo Elisabeth Ambros sich befand. Es war für ihn, den gewiegten Polizeibeamten, keineswegs schwer gewesen, herauszubekommeu, daß man die jung«, ohn­mächtige Frau von der eienden Mansardenwohnung in der Gudrunstraße nach einem hochmodernen Sanatorium übergesührt hatte.

Und nachdem er dies einmal wußte, war das Wei­tere keine Schwierigkeit mehr. Er hatte schon wenige Tage später in der Anstalt Vorgesprächen und war vom Direktor derselben zwar sehr liebenswürdig, aber äußerst kühl empfangen worden.

Man leugnete absolut nicht, d«ß sich eine Dame »«mens Elisabeth Ambros hier in Pflege befand, aber niema»d durste sie besuchen. Sie sei noch immer in ««m Stadium vollständiger Erschöpfung und Apathie.

Dieser Zustand werde voraussichtlich noch monatelang andauern.

Doktor Helm kannte den Ruf des Sanatoriums. Er war der denkbar beste. Gewiß erschien es als ausgeschlos­sen, daß eine Patientin hier nicht die sorgsamste Pflege und Wartung fand. Solange Elisabeth hier war, konnte er selbst sie freilich nicht sehen, aber auch Hadmar würde sie kaum entdecken! Auch ihm, der noch dazu nicht die leiseste Ahnung hatte, wo Elisabeth sich aufhielt, war sie vollständig entzogen. Ganz leise spannte die Hoffnung wieder ihre Flügel aus in der Seele Doktor Helms. Viel­leicht vergaßen die beiden einander.

Hadmar als nunmehriger Majoratsherr würde gewiß von allen Seiten umworben werden. War er erst für die junge Witwe unerreichbar, dann war sie vielleicht, wenn sie endlich das Sanatorium verließ, doch noch froh, »in warmes Herz z» finden. Las unentwegt für sie schlug. Und vielleicht gelang 'es dann, auch sie, die sich mittlerweile au allen Komfort und Luxus neuerlich und unmerklich gewöhnt hatte, zur Annahme ihrer Witrven- peufion zu veranlassen.

Alle diese Erwägungen zogen durch den Kopf des Po­lizeibeamten, während er so still seinem Gastgeber gegen­übersaß. Er war sich wirklich selbst noch nicht klar, was er tun sollte. Einesteils lockte es ihn wieder machtvoll, den Schleier des Geheimnisses zu lüften, anderseits hielt ihn eine eigentümliche Angst davon ab, schärfer oorzu- gehen.

Ich werde also mit dem besten Danke für Ihre Gast­freundschaft abreisen, Baron!" sagte er endlich in die Stille hinein.

Hadmar von Werbach fuhr aus tiefem Sinnen empor. Eigentlich war es ihm sebr recht, wenn dieser so scharf sehende Jurist nun endlich und für immer ging!

Er sehnte sich grenzenlos nach ungestörter Einsamkeit, und er gedachte auch fernerhin allem schriftliche» Zureden des Steinbergschen Ehepaares einen steten Widerstand entgegenzusetzen und die weiteren Monate nicht in ihrer Gesellschaft an der Riviera, sondern allein hier auf Schloß Werbach zu verbringen.

Der eintretende Diener überhsb Hadmar der Antwort. Er deckte geräuschlos ein Tischchen für das Abendbrot, das die beiden Herren gemeinsam einnahmen., Dann

fen'an ihren neuen Bestimmungsort aufzugeben, so daß wegen des Ausbleibens von Nachrichten eine Besorgnis nicht begründet erscheint.

Missionsjttbiläum. Anläßlich des 25jährigen- Arbeitsjubiläums der Herrnhuter Brüdergemeine in Deutsch-Ostafrika hat der Kolonialstaatssekretär Tr. Sols ein herzliches Glückwunschtelegramm an die Brüderge­meine in Herrnhut (Sachsen) gerichtet.

Mafienlotterie. Ter Hauptgewinn mit 500000 Mk. fiel auf Nr. 54831, 50 000 Mk. auf Nr. 52 258, 5000 Mk. auf die Nrn. 32 467, 46 269, 219 280. (Ohne Gewähr.)

Berkehr mit Marmeladen. Marmeladen dürfen zum Verkaufe nur feilgeboteu werden, wenn sie leicht erkennbar einen Vermerk auf der Verpackung tra­gen, aus dem sich ergibt, was den Inhalt der Verpackung bildet. Auch muß auf der Verpackung das Gewicht an- gegeben sein.

(-) Göppingen, 11. Mai. (Einschränkung desFleischverkaufs.) Me Verkaufsläden der Metz­ger werden Sonntags von Vs 10 Uhr ab geschlossen. Werktags mit Ausnahme Samstags und der Wochen­tage, die vor einen Festtag satten, wird nachmittags kein Fleisch mehr verkauft.

(-) Cannstatt, 11. Mai. (Milch fälsch er.) Vom Kgl. Amtsgericht Cannstatt wurden der Milchhändler Johannes Lang, die Milchhändlerin Helene Stilz, sowie die Milchhändlerin Katharine Schneider, sämtliche von hier, wegen Milchfälschung zu 4 Wochen bezw. 10 und 6 Tagen Gefängnis verurteilt.

(-) Heilbronn, 11. Mai. (Dieb.) Ter aus Flein stammende vielfach vorbestrafte Möbelpacker und Schrei­ner Deis wurde in Pforzheim verhaftet unter dem Ver­dacht, daß er den Einbruch in das Haus Tunnelstraße 51 dort verübte, wobei eine Kassette init Reichsanleihe und Edelsteinen, zusammen für ca. 6000 Mk., gestohlen wurden. Das Gestohlene ist beigebracht.

(--) Hsilbronn, 11. Mai. (Vom Zeitungs- Wesen.) Der Einfluß des Krieges macht sich bekannt­lich im Zeitungsgewerbc recht ungünstig fühlbar. Ueber 3000 kleine Zeitungen haben ihr Erscheinen einstellen müssen, die andern erleiden in ihren Einnahmen fühlbare Ausfälle. So muß auch die Bilanz der Heilbrunner Vereinsdruckerei, in der die sozialdemokratische Zeitung! Neckar-Echo" erscheint, für düs Geschäftsjahr 1915 einen' Verlust von 5238 Mk. buchen, nachdem schon das Jahr, 1914 einen solchen von 2450 Mk. gebracht hatte. Auch die Zahl der Genossenschafter ist zurückgegangen.

(-) Mergentheim, 11. Mai. (Ortsvorsteher- wahl.) Bei der Ortsvorsteherwahl in Wachbach wurde der bisherige Amtsverweser Gemeinderat Melber mit 105 von 109 abgegebenen Stimmen gewählt.

(-) Ans dem Hohenlohischen, 11. Mai. (Durch- gebrannt.) In den Ortschaften Mangoldsatt und Füßbach sind in der Nacht insgesamt 9 kriegsgefangenö Russen entwichen. Sie dürften wohl nicht allzuweit kom­men.

(-) Reutlingen, 11. Mai. (Zentral-Eier- Verkaufs-Gesellschaft.) Der Reutlinger Gen.- Anz. weiß zu erzählen, wie sich die Z.E.G. an der Eier­versorgung der Stadt Reutlingen beteiligt. Ende vorigen Monats war es der Stadt gelungen, ein Angebot auf 1000 Kisten gleich 1200 000 Stück schwerer holländi­scher Eier zum Preise von 20 Pfennig das Stück franko Reutlingen zu erhalten. Die Eier waren versandbereit,, auch die holländische Atissuhrerlanbnis lag vor. Als die Stadtverwaltung Zugriff und einen erheblichen Teil? der angebotenen Eier unter dem Vorbehalt der freien Ausfuhr''kaufte, da verweigerte die Z.E.G. die Frei­gabe, d. h. der direkte Aufkauf für die Lebensmittel-

saßen sie noch ein Weilchen, über entfernt uegenoe Dinge plaudernd, beisammen. Und endlich ging Doktor Helm hinüber nach seinem Zimmer, welches nur durch wenige Räume von dem Hadmars getrennt war.

Der junge Schloßherr winkte dem Diener, daß er sich entferne. Er wollte allein bleiben. Schlafen konnte er noch nicht.

Immer lockender hob sich aus den 'Tiefen der Erinne­rung Elisabeths Bild vor ihm empor. Er konnte sie nicht vergessen! Nie hatte er dies so deutlich gefühlt als jetzt, in dieser tiefen Abgeschiedenheit. Sie war die erste, welche einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht hatte. Sein Herz war bis dahin vollkommen unberührt geblieben von dem Zauber der Liebe. Desto nachhaltiger wirkte nun das Zusammentreffen mit dieser liebreizenden und so tief unglücklichen jungen Frau.

Immer wieder mußte er ihrer gedenken, und wie über ein unfaßbares Rätsel sann er darüber nach, weshalb ^Elisabeth Ambros, deren Söhnchen er mit eigener Lebens­gefahr hatte vom drohenden Tode retten wollen, nun so hochmütig jede Hilfe der Familie von Werbach zuruckwies und weit lieber den Kampf mit dem harten Leben auf­nahm, als von ihm, dem Majoratsherrn von Werbach, abhängig zu sein. Stknmte denn dieser Charakterzug mit dem Bilde, das er von Elisabeth im Sinne trug?

Er dachte ihrer, wie weich, liebevoll und anschmiegend sie gewesen, wie glücklich, in ihm einen Helfer in höchster Not zu finden! Und diese selbe Frau floh ihn nun so beharr­lich? Versteckte sich förmlich vor ihm in ihrer mädchen­haften Schönheit, ein Bild reinster und lieblichster Weib­lichkeit.

Aber immer tauchte neben ihr eine zweite. Gestalt auf. welche Elisabeth ins Dunkle zurückzudrängen schien. Das schöne, tiefblasse Gesicht seiner Mutter schob sich vor das rosige Antlitz der jungen Frau; flammende schwarze Augen, die blitzten in dunkler Leidenschaft und die doch wieder weich wurden in unendlicher Mutterliebe, sahen ru ihm herüber.

Fortsotzung folgt.