Martin zusammen. Der musikalische Teil der Tafel war von der Stadtkapelle übernommen worden. Der Tag trug auch nach außen hin ein würdiges Bild: das idealste Sonnenwetter leuchtete über der Stadt.

b. Straßen- und Flußbauten. Nach dem neuen Etraßenbauetat ist für die Finanzperiode 1913/14 vom Staate die Erneuerung der Nagoldbrücke mit einem Aufwand von 125 090 -ft vorgesehen; zu den 20 000 -ft betragenden Kosten für die Verbesserung der Nagold in der Markung Hirsau ist ein Staatsbeitrag vorgesehen. In den Jahren 1911/12 wurden vom Staate 44 000 -ft für die Verbesserung der Staatsstraße Böblingen Calmbach auf Markung Calw bewilligt; ferner ein Staatsbeitrag von 1075 -ft für die Nachbarschaftsstraße TeinachEmberg in Emberg; von 1750 -ll für die Ortsstraßen in Neuhengstett und von 27 660 -ft für die Nachbarschaftsstraße Teinach SommenhardtLützen­hardt. Endlich wurden zur Unterhaltung der nach­stehenden Nachbarschaftsstraßen die beigesetzten Staats­beiträge gewährt: TeinachZavelstein und Rötenbach 330 -ft, Teinach Oberkollwangen 600 -ft und Bahnhof TeinachNcubulach 450 -ft. Im Jahrzehnt 19011910 wurden staatlicherseits für Straßen- und Flußbauten im Bezirk Calw folgende Beträge aufgewendet: Staats­straßen 264 242 -ft, Nachbarschaftsstraßen 135 062 -ft, Flußbauten 41 441 -K.

scb- Mutmaßliches Wetter. Für Donnerstag und Frei­tag steht zwar milderes und zeitweilig bewölktes, aber immer noch vorwiegend, trockenes Wetter bevor.

Hirsau. 25. Febr. Gestern vormittag zwischen >410 und 10 Uhr kreuzte das Militärluftschiff Ersatz Z. 1 über uns. Es war um 9 Uhr in Baden-Oos aufgestiegen und dehnte seine Uebungsfahrt bis nach Stuttgart aus. Bei dieser Ge­legenheit berührte der Kreuzer auch unsere Gegend.

L 2 - Eechingen, 25. Febr. Unter den auf das Eeburts- sest des Königs mit der Goldenen Militär-Verdienstmedaille Ausgezeichneten befindet sich auch Böttinger, Heinrich, Bauer, von hier. Der als langjähriger Vorstand des Vete- ranen-Vereins Gechingen bekannte Veteran stand 1870 bei der 2. bzw. 4. Kompagnie des 7. Infanterie-Regiments. Am 2. Dezember 1870 verlor er bei Champigny den rechten Futz. Wir wünschen dem verdienten Veteranen herzlüch Glück zu seiner Auszeichnung.

8t- Simmozheim, 25. Febr. Dem Eemeindepfleger Bau- ser hier wurde die silberne Verdienstmedaille verliehen.

Neuenbürg, 26. Febr. In Pfinzweiler ist heute nacht das Gasthaus zum Adler samt Scheune und Wohnhaus des Sägers Gauß vollständig niedergebrannt. Der Schaden wird auf 80 000 Mark geschätzt. Die Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht bekannt.

Württemberg.

Oberndorf, 22. Febr. Der bekannte Großwildjäger und Forschungsreisende Heinz Karl Heiland, der vor kurzem eine neue Jagdreise nach Indien antrat, verfügt nach derPost" dieses Mal über eine Waffe, die alles in den Schatten stellt, was bisher auf diesem Gebiet erfunden wurde. Die Waffe ist eine Schöpfung des Konstrukteurs Mauser und existiert zurzeit nur in wenigen Probeexemplaren, deren Konstruktion aus militärischen Gründen streng geheim gehalten wird. So viel teilt Herr Heiland mit, daß die Waffe mit leicht zerlegbaren Magazinen 5, 10 oder sogar 20 Patronen ent­hält, von einem Kaliber 9,3 und einer extremen Ladung rauchlosen Pulvers. Die 20 Patronen können so schnell ver­feuert werden, wie der Zeigefinger krumm gemacht werden kann, also innerhalb weniger Sekunden. Bei allen diesen Eigenschaften besitzt die Waffe weniger Gewicht als unser jetziges Militärgewehr. Herr Heiland gedenkt sich der Waffe natürlich nur in Ausnahmefällen zu bedienen, nämlich dort, wo auf den Gesamtangriff einer ganzen Herde wehrhaften

Wildes gerechnet werden mutz, wie das z. V. beim Sumatra- Elefanten und vor allen Dingen beim Seladung, dem klei­nen, aber außerordentlich angriffslustigen Büffel der Halb­insel Malaka und Borneo der Fall ist.

Schwenningen, 25. Febr. Ins hiesige Krankenhaus wurde die Frau eines Fabrikarbeiters eingeliefert, der der zärtliche Gatte bei einer ehelichen Auseinandersetzung die Nase und einen Finger nahezu abgebissen hatte.

Stuttgart, 25. Febr. Der Geburtstag des Königs wurde vom Militär und Behörden und der Bevölkerung in der üblichen Weise festlich begangen. Alle Straßen waren festlich geschmückt. Verschiedene Geschäftshäuser hatten abends illuminiert. Ein reicher Ordensregen ist auch aus diesem Anlaß wieder ins Land ergangen. Herzog Albrecht von Württemberg, General der Ka­vallerie, wurde zum Generaloberst, und Herzog Philipp Albrecht, Leutnant im Grenadier-Regiment Königin Olga, Nr. 119, zum Oberleutnant befördert

Stuttgart, 25. Febr. Der in schwäbischen Süngerkreisen, namentlich auch durch die Vertonung des Wahlspruches des Schwäbischen SängerbundesDas Herz voll Lieder froh und frei, dem Staufenbanner ewig treu, so steh'n wir ein in Lust und Leid, allzeit für Deutschlands Herrlichkeit" (gedichtet von Reallehrer Reiff in Stuttgart) bekannt gewordene K. Musikdirektor und Professor Hugo Jüngst vollendet am 25. Februar d. I. sein 60. Lebensjahr. Jüngst ist 1853 in Dresden geboren und seiner Vaterstadt bis auf den heutigen Tag treu geblieben. 1876 gründete er den Dresdener Männergesangverein, der ihm seinen Ruhm und sein An­sehen verdankt. Ferner ist er Bundeschormeister des Julius- Otto-Bundes in Dresden, den er schon seit vielen Jahren auf die Deutschen Sängerbundesfeste (1882 in Hamburg, 1590 in Wien, 1896 in Stuttgart, 1902 in Graz, 1907 in Breslau, 1912 in Nürnberg) geführt und mit dem er immer gut bestanden hat. Dieser Bund veranstaltet ihm zu Ehren an seinem Jubelfeste eine Ehrung, zu der eine große Anzahl Vertreter von Bünden und Vereinen aus ganz Deutschland ihr Erscheinen zugesagt hat. Jüngst war auf vielen Sänger­festen, auch in der Schweiz, Preisrichter, zum letzten Male in Gmünd; für Tübingen wurde er wiederum gewonnen. Von ihm stammen die in allen Vereinen gesungenen Lieder Rosenftühling" undFrühlingseinzug".

Stuttgart, 25. Febr. Wie in der letzten Sitzung des Verwaltungsrats mitgeteilt wurde, feiert der Landesverein vom Roten Kreuz in diesem Jahr das 50jährige Jubiläum seines Bestehens. Der Verwaltungsrat erklärt sich mit dem Vorschlag einverstanden, daß im Herbst eine entsprechende Feier stattfinden soll.

Cannstatt, 25. Febr. Wie die Lannstatter Zeitung nach eingehender Erkundigung erfährt, beruht die Notiz, daß der Sohn eines verstorbenen Berger Bürgers eine wichtige Er­findung auf dem Gebiet des Artilleriewesens gemacht hat, insofern nicht ganz auf Richtigkeit, als es sich tatsächlich nicht um einen Oberfeuerwerker von Ludwigsburg handelt.

Mergentheim, 25. Febr. Auf dem Bahnhof Nöttingen wurden einem bayrischen Zugführer, der das Zeichen zur Abfahrt gegeben hatte und beim Aufspringen auf den Wa­gen zu Fall gekommen war, beide Beine vollständig ab­gefahren.

Biberach, 25. Febr. Amtmann Rippmann von Calw hat seine Bewerbung um den Stadtschultheitzenposten zurück­gezogen. Die Vorstellung der Kandidaten findet am nächsten Sonntag in der städtischen Turnhalle statt. Die Wahl er­folgt am 8. März.

Aus Welt und Zeit.

Berlin, 25. Febr. Der Reichstag war in seiner heutigen Sitzung durchweg mit Wahlprüfungen beschäftigt. Die Wahl des Abg. Kölsch (Natl., Offenburg-Kehl) wird zur noch­

maligen Prüfung an die Kommission zurückoerwiesen. Für gültig erklärt wird mit 159 gegen 158 Stimmen die Wahl des Abg. Becker (b. k. Frakt., Bingen-Alzey). Gleichfalls an die Kommission zurückverwiesen wird die Wahl des Abg. Haupt (Soz.). Nächste Sitzung Mittwoch. Schwerinstag.

Bitterfeld, 24. Febr. Die russische Regierung, die schon 1910 von der Luftfahrzeug-Gesellschaft in Bitterfeld einen Luftkreuzer bezogen hat, hat mit der Gesellschaft abermals einen Lieferungsvertrag abgeschlossen. Das neue Luftschiff, das 18., das die Gesellschaft baut, soll nicht mit einer Alumi- niumhülle, sondern mit Diagonalballonstoff bekleidet wer­den. Der Kaufpreis beträgt 600 000 Mark.

Bremen, 25. Febr. Der Volksschullehrer Emil Sonne­mann in Bremen ist vom Disziplinargericht wegen sozial­demokratischer Propaganda in Arbeiter-Jugendvereinen des Rheinlandes zur Dienstentlassung verurteilt worden. Die außerdienstliche Tätigkeit Sonnemanns hatte schon mehrfach seine Vorgesetzte Disziplinarbehörde beschäftigt.

Gerichtssaal.

Ulm. 22. Febr. Vor dem Kriegsgericht der 27. Di­vision hatte sich wegen Verfehlungen gegen die militä­rische Unterordnung der 1888 zu Oggenhausen geborene Steinbruchtaglöhner Georg Mayer zu verantworten. Er ist ein gefährlicher Bursche, der wegen Widerstands, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Beleidigung und Diebstahl schon 17 gerichtliche Vor­strafen erhielt und zu dessen Charakterisierung der Ver­handlungsleiter einiges aus den Vorstrafenakten ver­las. Am 15. Oktober sollte er sich beim Regiment 124 stellen. Er tat dies jedoch nicht, sondern erschien erst am andern Tag, nachdem er eine Anzahl Wirtshäuser besucht hatte, abends im Wachlokal der Kaserne. Dort wurde ihm der Musketier Bort beigegeben, der ihn aufs Regimentsgeschäftszimmer begleiten sollte. Mayer sagte zu Bort:Wenn wir nicht in die Kantine gehen, schlage ich Dir meinen Koffer um den Kopf". Auf dem Ge­schäftszimmer log er, über sein langes Ausbleiben be­fragt, dem Regimentsschreiber vor, seine Mutter sei schwer krank geworden, und als er in Gegenwart an­derer Militärpersonen gefragt wurde, warum er keine Bescheinigung mitgebracht habe, antwortete er:Wenn es Ihnen nicht paßt, kann ich ja gleich wieder gehen. In der Schweiz bin ich gleich". Dem Feldwebel der 8. Kompagnie, der ihm befahl, den Koffer zu nehmen, und mit zur Kompagnie zu gehen, gab er zur Antwort: Erst, wenn mir's patzt, da werden wir alt". Als er dann in Begleitung des Feldwebels und eines Mus­ketiers über den Kasernenhof ging, sagte er:Einer rechts, einer links, ich bin doch kein Gefangener. Wo gehts denn hin? Hoffentlich in die Kantine. Wenn ich nicht bald Bier bekomme, steche ich Euch über den Haufen. Das ist einfacher. In der Schweiz bin ich bald". Auf dem Kompagniezimmer drohte er, dem Feld­webel den Koffer um den Kopf zu schlagen, und außer­dem sagte er zum Feldwebel und einem Musketier:Ich steche doch noch einen nieder, und zwar so, daß er mit dem Seitengewehr zu spät kommt". Aufgefordert, seine Taschen zu leeren und seine Sachen abzuliefern, sagte Mayer:Das tue ich nicht, ich gebe meine Sachen nicht heraus." Dabei drohte er dem Feldwebel, ihm den Geldbeutel ins Gesicht zu werfen, und zum Schluß widersetzte er sich der Verbringung in den Arrest durch Anstemmen seiner Füße und Stoßen mit den Ellbogen. Das Kriegsgericht verhandelte gegen Mayer schon am 26. November v. I., setzte aber damals die Verhandlung aus, um den Angeklagten in Schussenried einer Unter­suchung auf seinen Geisteszustand unterziehen zu lassen. Inzwischen ist das Schuldkonto Mayers um weitere An­klagepunkte vermehrt worden. Er hat nach der ersten

Stirne schlang. Dann ging sie, da sie weder beim Anziehen noch beim Ausziehen ein Dienstmädchen um sich litt, gegen ihr Bett, deckte es selber ab, schlug die schneeweißen Linnen von ihrem Lager, das sie sich immer sehr hart machen ließ, zurück, legte sich darauf, tat den schlanken Arm unter ihr Haupt und schaute mit den schlaflosen Augen gegen die Decke! des Zimmers.

Als nun in der Folge öfters Gesellschaften waren und Brigitta denselben beiwohnte, wurde sie wieder von Mural bemerkt, sie wurde von ihm sehr ehrfurchtsvoll gegrüßt und wenn sie ging, brachte er das Tuch, und wenn sie fort war, hörte man auch gleich darauf seinen Wagen unten rollen, der ihn nach Hause führte.

Dies dauerte längere Zeit.

Einmal war sie wieder bei dem Oheime, und da sie wegen der großen Hitze, die in dem Saale herrschte, auf den Balkon, dessen Türen immer offen standen, hinausgetre­ten war und dichte Nacht um sie lag, vernahm sie seinen Tritt zu ihr und sah dann auch in der Dunkelheit, daß er sich neben sie stellte. Er sprach nichts als gewöhnliche Dinge, aber wenn man auf seine Stimme horchte, so war es, als sei etwas Furchtsames in derselben. Er lobte die Nacht und sagte, daß man ihr unrecht tue, wenn man sie schelte, da sie doch so schön und milde sei; sie allein umhülle, sänftige und beruhige das Herz. Dann schwieg er, und sie schwieg auch. Als sie wieder in das Zimmer getreten war, ging er auch hinein und stand lange an einem Fenster.

Da Brigitta in dieser Nacht zu Hause angelangt war, da sie sich in ihr Zimmer begeben hatte und den Putzflitter

Stück um Stück von dem Leibe nahm, trat sie im Nacht- gewande vor den Spiegel und sah lange, lange hinein. Es kamen ihr Tränen in die Augen, die nicht versiegten, son­dern mehreren Platz machten, die hervordrangen und herab­rannen. Es waren die ersten Seelentränen in ihrem ganzen Leben gewesen. Sie weinte immer mehr und immer hef­tiger, es war, als müßte sie das ganze versäumte Leben nach­holen und als müßte ihr um vieles leichter werden, wenn sie das Herz herausgeweint hätte. Sie war in die Kniee gesunken, wie sie es öfters zu tun gewohnt war, und saß auf ihren eigenen Füßen. Auf dem Boden neben ihr lag zufällig ein Bildchen, es war ein Kinderbildchen, auf dem dargestellt war, wie sich ein Bruder für den andern opfere. Dieses Bildchen drückte sie an ihre Lippen, daß es zerknittert und naß wurde.

Da endlich die Quellen nachgelassen hatten und die Ker­zen herabgebrannt waren, saß sie noch auf der Erde vor dem Spiegeltische, gleichsam wie ein ausgeweintes Kind, und sann. Es lagen die Hände in dem Schoß, die Schleifen und Krausen des Nachtgewandes waren feucht und hingen ohne Schönheit um den keuschen Busen. Sie ward stiller und un­beweglicher. Endlich schöpfte sie ein paarmal frischen Atem, fuhr mit der flachen Hand über die Augenwimpern und ging zu Bette. Als sie lag und die Nachtlampe, die sie nach ausgelöschten Kerzen hinter einen Keinen Schirm gestellt hatte, düster brannte, sagte sie noch die Worte:Es ist ja nicht möglich, es ist ja nicht möglich!"

Dann entschlummerte sie.

Als sie in der Zukunft wieder mit Murai zusammenkam, war es wie früher: er zeichnete sie'nur noch mehr aus, aber sonst war sein Benehmen scheu, fast zaghaft. Er redete bei­nahe nichts mit ihr. Sie selber tat ihm keinen einzigen, auch nicht den kleinsten Schritt entgegen.

Als sich nach einiger Zeit wieder einmal eine Gelegen­heit ergab, mit ihr allein zu sprechen, deren manche früher schon ungenützt vorübergegangen waren, nahm er sich den Mut; er redete sie an und sagte, daß es ihm erscheine, daß sie ihm abgeneigt sei und wenn dies so wäre, so habe er die einzige Bitte, sie möchte ihn doch kennen lernen, viel­leicht sei er doch ihrer Aufmerksamkeit nicht ganz unwert, vielleicht habe er Eigenschaften, oder könne sich dieselben erwerben, die ihm ihre HochachMg gewännen, wenn auch nichts, das er noch heiliger wünschte.

.Nicht abgeneigt, Murai," antwortete sie,o nein, nicht abgeneigt: aber ich habe auch eine Bitte an Sie: tun Sie es nicht, tun Sie es nicht, werben Sie nicht um mich, Sie würden es bereuen."

Warum denn, Brigitta, warum denn?"

Weil ich," antwortete sie leise,keine andere Liebe for­dern kann, als die allerhöchste. Ich weiß, daß ich häßlich bin, darum würde ich eine höhere Liebe fordern als das schönste Mädchen dieser Erde. Ich weiß es nicht, wie hoch, aber mir ist. als sollte sie ohne Maß und Ende sein. Sehen Sie da nun dies unmöglich ist. so werben Sie nicht um mich. Sie find der einzige, der danach fragte, ob ich auch ein Herz habe, gegen Sie kann ich nicht falsch sein."

(Fortsetzung folgt.)