Verhandlung in der Arrestzelle Tisch und Stuhl zer­brochen, das Leintuch zerrissen, die Türe verrammelt, die Aufforderung zum Oeffnen der Türe nicht beachtet, sondern gesagt, es sei seine Festung, die müsse er ver­teidigen, und als die Aufseher in den Arrest eindrangen, spie er ihnen Wasser ins Gesicht, widersetzte sich der Fesselung, biß um sich und schlug einen der Aufseher mit einem Stuhlbein aus den Arm. Bei der Verhand­lung gab Mayer an, er wisse gar nichts mehr davon. Sein Verhalten dem Kriegsgericht gegenüber war das denkbar ungenierteste. Er antwortete auf die meisten Fragen mit einem Lachen, steckte die Hand in die Hosen­tasche und knöpfte sich Rock und Hose locker, weil er so schwitzen müsse. Das Gericht erkannte auf Grund der Gutachten der ärztlichen Sachverständigen, die Mayer für nicht verantwortlich für sein Tun erklärten, auf Freisprechung.

Landwirtschaft und Markte.

Dornstetten (O.-A. Freudenstadt), 28. Febr. Dem gestri­gen Viehmarkt wurden zugetrieben: 68 Paar Ochsen und Stiere, 197 Kühe und Kalbinnen und 87 Stück Jungvieh. Die Preise waren hoch, der Handel etwas flau. Auf den Schweinemarkt kamen 18 Läufer und 285 Milchschweine. Hier ging der Handel gut, wenn auch die Preise etwas nachgaben, erstere galten 6980 -K, letztere 1088 pro Paar.

Rottweil, 25. Febr. Dem Schweinemarkt wurden 238 Stück Milchschweine und 11 Läufer zugeführt. Der Handel war ein sehr lebhafter und wurde die ganze Zufuhr abgesetzt. Bezahlt wurde für Milchschweine 1860 °1t, für Läufer 8295 lll je pro Paar.

Stuttgart, 28. Febr. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 218 (77 Ausl.), Kälber 201, Schweine 818 Stück. Ochsen 1. Kl. 98101 -1t, Bullen 1. Kl. 9092 -A, Bullen 2. Kl. 8198 -Ä, Stiere 1. Kl. 99101 -K, Jungrinder 2. Kl. 9698 -K, Jungrinder 8. Kl. 9298 -1t, Kühe 2. Kl. 7585 -tt, Kühe 3. Kl. 5565 °-<t, Kälber 1. Kl. 111118 -1t, Kälber 2. Kl. 107113 -1t. Kälber 8. Kl. 102105 -1t, Schweine 1. Kl. 8283 -1t, Schweine 2. Kl. 8081 -1t, Schweine 3. Kl. 7271 -1t. Verlauf des Marktes: mähig belebt.

Heilbronn, 25. Febr. Der Zutrieb zum gestrigen Pferde­markt betrug etwas über 750 Stück, von denen am gestrigen ersten Tage zirka 100 Stück verkauft wurden. Für die Lot­terie sind 5 Pferde im Wert von 3600 -1t angekauft worden. Der Handel ging lebhaft. Die zugetriebenen Pferde be­standen vorwiegend aus Arbeitspferden: Belgier, Normän- ner, Oldenburger und Landschlag. Der Wagen- und Sattler­warenmarkt war von 60 Verkäufern beschickt, neben 23 Aus­stellern landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte. Für Lotteriezwecke wurden für zirka 1000 -1t Waren angekauft. Der 1. und 5. Landwirtschaftliche Eauverband hatte mit dem Markt eine Fohlenprämiierung verbunden und 12 Preise im Gesamtbetrag von 120 <1t verteilt.

Die Fleischeinfuhr in England. Ein interessanter Um­schwung ist in der letzten Zeit im britischen Fleischimport vor sich gegangen: die Einfuhr lebendiger Tiere hat sich be­trächtlich verringert und ist durch den Import von geschlach­teten Tieren, zumeist in gefrorenem Zustand, ersetzt worden. Die Zahl der lebenden Rinder, die aus den beiden einzigen für Großbritannien in Betracht kommenden Ländern, aus Kanada und den Vereinigten Staaten, stammen, ist von

200 000 Stück im Jahre 1911 auf 18 000 Stück im Jahre 1912 gefallen. Dagegen ist die Menge des eingeführten Rinder­fleisches von 7 360 000 Zentnern auf 8 015 000 Zentner ge­stiegen. Nach den Berechnungen der englischen Landwirt­schaftskammer beträgt das Gewicht des durch die lebenden Tiere repräsentierten Fleischimportes nur 1 Prozent von der gesamten Fleischeinfuhr. Dies Verhältnis besteht nicht nur beim Rindfleisch, sondern auch beim Hammelfleisch.

* Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen in Württemberg: in Neckargartach (O.-A. Heilbronn); in Bayern: am Schlachtviehhof in Nürnberg, in Marktbreit (Bez.-A. Kitzingen). Die Seuche ist erloschen in der Stadt­gemeinde Heilbronn.

Ueberflüssiger Wust."

Die evangelische Pressekorrespondenz schreibt: Die scharfe Tonart, die gegenwärtig das Hauptorgan der württembergi- schen Sozialdemokratie, dieSchwäb. Tagwacht", auf politi­schem Gebiet anschlägt, wird neuerdings auch auf das reli­giöse übertragen. Immer deutlicher tritt seit dem Abschluß der Wahlen die wahre Stellung offizieller Parteikreise zu den Fragen der Religion zutage, so z. B. in den neuerdings erscheinenden Sonntagsgedanken, in Berichten über kirchen­feindliche Veranstaltungen und Vorträge. Alles, was in dieser Hinsicht in den letzten Monaten unter der verant­wortlichen Leitung des Chefredakteurs Crispien geleistet worden ist, wird aber übertroffen durch einen Artikel über die Verhandlungen der Evang. Landessynode in Nr. 11 der Schwäb. Tagwacht". Jede Zeile dieses Artikels verrät eine höhnische Freude darüber, daß die religiöse Unterweisung der schulentlassenen Jugend auf Schwierigkeiten stößt. Be-! sonders aber erregt das Spruchbuch und die Forderung des Memorierens den Zorn derSchwäb. Tagwacht". Sie ist außer sich über die Zumutung, daßder ganze über­flüssige Wust unbedingt gelernt werden muß" und hebt diesen Kraftausdruck noch durch besonderen Druck hervor. Also die Kernworte der Bibel, in denen nicht bloß tiefste religiöse Wahrheiten, sondern auch die elementaren Grund­lagen der Sittlichkeit niedergelegt sind, sind für dieSchwäb. Tagwacht"überflüssiger Wust". Sie ahnt wohl nicht, auf welch niedriges Bildungsniveau sie sich mit einem solchen Urteil stellt. Merkwürdig wenig muß es aber auch dem norddeutsch besetzten Teil der Redaktion gelungen sein, mit dem Gros der schwäbischen Arbeiterschaft in Fühlung zu kom­men, sonst müßte sie wissen, wie lebhaft sie sich mit solchen Ausfällen mit dem Empfinden auch vieler sozialdemokrati­scher Wähler im Lande in Widerspruch setzt. Denn so steht es bis jetzt in Württemberg nicht, daß alle Sozialdemokraten der Kirche und dem christlichen Glauben den Rücken gekehrt hätten. Es gibt genug Gemeinden, in denen trotz starker sozialdemokratischer Stimmenzahl ein großer Teil der Ar­beiterschaft am kirchlichen Leben teilnimmt; und selbst in den industriellen Vororten der größeren Städte bestehen, namentlich durch Berührung auf dem Gebiet der Wohl­fahrtspflege, mancherlei freundliche Beziehungen der kirch­lichen Organe auch zu den Führern der sozialdemokratischen Arbeiterschaft. Die württembergischen Pfarrer haben bisher in ihrer großen Mehrzahl eine weitgehende Zurückhaltung geübt, weil sie auch den Schein vermeiden wollten, als ob sie im Kampf der politischen und wirtschaftlichen Interessen eine Parteistellung gegen einen Teil ihrer Eemeindemit- glieder einnehmen wollten. Diese Haltung würde zur Un­

möglichkeit werden, wenn die Tonart, wie sie neuerdings die Schwäb. Tagwacht" anschlägt, die herrschende werden sollte, weil dann klar zutage träte, daß es mit der vielbehaupteten Neutralität in religiöser Beziehung nichts ist. Man sollte meinen, die sozialdemokratische Parteileitung hätte schon im eigensten Interesse allen Grund, solchen Ausfällen mit Ent­schiedenheit entgegenzutreten, sonst werden die Versicherun­gen der religiösen Neutralität auch im entlegensten Schwarz­walddorf bald keinen Glauben mehr finden. (Diese Aus­lassungen der Eangelischen Pressekorrespondenz bilden eine sehr wichtige Illustration zu dem am Sonntag vom Land­tagsabgeordneten Hornung in seinem Vortrag über die poli­tische Lage berührten ThemaSozialdemokratie und Reli­gion". Wir bedauern nur, daß dieser Artikel erst über die Eroßstadtpresse in die Spalten unserer Zeitung gelangt; vielleicht genügt die Anregung an dieser Stelle, die Presse­korrespondenz möge die Provinzzeitungen ebenso prompt be­dienen wie die Blätter in der Residenz. D. Red.)

Abend im Februar.

Bläulich dämmert am Hügel hinab zum See Matten Schimmers im Schmelzen der weiche Schnee,

In den Nebeln gestaltlos wie bleiche Träume Schwimmen vielästige Kronen erstorbener Bäume.

Aber durch Dorf, durch alle schlummernden Gassen Wandelt der Nachtwind, schlendert lau und gelassen, Rastet am Zaun und läßt in den dunkeln Gärten Und in den Träumen der Jugend Frühling werden!

Hermann Hesse (Guckkasten).

Denksprüche.

Wenn jeder das Kleinste, das ihm obliegt, gewissenhaft und mit Liebe tut, fördert er das große Ganze am sichersten.

Fanny Lewald.

Die Menschheit zusammen ist erst der wahre Mensch, und der einzelne kann nur froh und glücklich sein, wenn er den Mut hat, sich im Ganzen zu fühlen. Goethe.

Einer der seltensten Glücksfälle, die uns werden können, ist die Gelegenheit zu einer gut angewendeten Wohltat.

; M. von Ebner-Eschenbach.

Ein eigner Herd, eine Familie, in diesem Kreise ent­wickelt sich leicht die Arbeitsamkeit, die Opferwilligkeit, das Selbstvertrauen und die Zufriedenheit. P. Rosegger.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Vuchdruckerei.

Reklameteil.

Aus dem Schwäb. Liasschiefer, welcher vor 60 Jahren das erste Brennöl lieferte, gewinnt man heute ausgezeichnete Stoffe, welche ärztlich vielfach verwendet werden und Liasol- Produkte heißen. Auch die natürlichen Schwefelquellen in Württemberg, Hohenzollern usw. kommen meist aus diesem Posidonienschiefer, und für diese wird als Ersatz die Liasol- Schwefelbad-Essenz chemisch hergestellt, so daß man jetzt überall diese Schwefelbäder zu Hause oder in jeder Bade­anstalt sich zuberetten kann, ebenso Fußbäder. Die Essenz kann auch mit Fichtennadelduft oder Quendel, (des. auch für schwache Kinder) bezogen werden in Fl. ä 50 75 A und

1.75 Diese Bäder sind vorzüglich bei allen Erkältungen, Gicht, Rheuma usw., des. auch für Frauen geeignet. Zu haben durch die Apotheken, auch Badeanstalten, oder direkt von Karl Haas, Apotheker, Liasolprodukte, Reutlingen.

Amtliche und Privatanzeigen

Stammheim.

Die Gemeinde bringt im Sub­missionsweg zum Verkauf:

997 St. Lang und Sägholz und zwar 27,68 Fm. I., 93,09 Fm. II., 161,14 Fm. III.. 117,05 Fm. IV., 134.41 Fm. V.. 64,21 Fm. VI. Klasse.

Schriftliche Angebote auf einzelne Lose oder auch auf das ganze Quantum wollen bis spätestens

Freitag, den 28 . Februar

vormittags SV2 Ahr

zu welcher Zeit die Offert öffnung ftattfindet, mit der Auf­schriftAngebot auf Stammholz", verschlossen beim Schult­heißenamt eingereicht werden. Die Angebote wollen in Pro­zenten des Taxpreises für 1913 ausgedrückt werden. Die Bedingungen liegen auf dem Rathaus auf.

Auszüge wollen rechtzeitig bei den H. Forftwarten hier bestellt werden.

Gemeinderat.

Schömberg.

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