begangen worden seien. Grey erwähnt ^odann drei Fälle, die sich in denselben Tagen, wie der Barcr- longfall ereignet hätten:
1. Die Versenkung der Arabic durch ein deutsches Unterseeboot, das ohne vorherige Warnung ge-' handelt und kein- ' Versuch gemacht habe, die Wsatzunw der Arabic, die leinen Widerstand geleistet habe, zu ret^ ten. 2. Ten deutschen Dorpedobootszerstörer. der eiw englisches Un ters eeb >oo t an der dänischen Küste,' wo es gestrandet war, entdeckt, und, obgleich er es' vorher nicht verfolgt, obgleich es sich in neutralen Gewässern befunden hätte und austerstan.de gewesen wäre, sich zu verteidigen, das Unterseeboot und seine Mannschaft bei ibrem Versuch zu schwimmen, beschossen hätte. Ein dritter Vorfall habe sich ungefähr 48 Stunden ^später abgespielt. Der Dampfer Ruel sei durch ein deutsches Unterseeboot angegriffen worden. Er habe nicht den geringsten Widerstand versucht, um sich zu retten und' sei mit Kartätschen und ans Gewehren beschossen worden, wodurch ein Mann getötet und acht andere, darunter der Kapnän, schwer verletzt worden seien. Der unter Eid erstattete Bericht, auf den die Mitteilungen sich gründen, gebe keine Ursache an, die diese rohe, kühlen Bluts begangene Missetat rechtfertigen würde.
Tie britische Regierung sei der Ansicht, daß diese drei Fälle zusammen mit dem Baralongfall vor einen unparteiischen U n t er su ch u n g s r a t gebracht wwden könnten, z. B. vor eine ans amerikanischen Marin eo ff i zieren zusammengesetzte Kommission. Sollte dieser Vorschlag angenommen werden, so würde die englische Regierung alles tun, was in ihrer Macht liegt, um die weitere Untersuchung zu erleichtern und die Schritte km, die die Gerechtigkeit erfordere. Die britische Legierung erachte es „ichtfür notwendig, auf die Beschuldigung zu antworten, daß die englische Flotte sich der Unmenschlichkeit schuldig gewacht kabe. Die lebten 'Statistiken, die sie zur Verfügung habe, erwiesen, daß jl.150 deutsch e Matrosen gerettet worden seien. ^Me deutsche Flotte könne diesen Rekord nicht schlagen, »Wahrscheinlich, weil sich ihr nicht die gleiche Gelegenheit 'geboten habe.
Ereignisse im Westen.
Jtal. Stimme gegen die Schlappheit Englands.
WLB. Bern, 9. Jan. „Popolo d'Jtalia", das Matt der Kriegshetzer Italiens und der unentwegten Enteutefreunde, beschäftigt sich in einem Leitartikel mit der Schlappheit in England. England verfügt, so heißt es, heutzutage über keinen einzigen Mann und keine starke Seele. Politischer Staatslenker Englands sei, seit Lloyd George sich zurückgezogen habe, ein gutmütiger Advokat: Asquith. Dieser, der die Bedürfnisse dieser schrecklichen Stunden genau kenne, Hube nichts getan, was die Umstände erforderten. Er versuche nur eine Versöhnungspolitik zwischen den verschiedenen Parteien. Seine Militärvorlage bestehe nur aus Ausnahmen. Während Franzosen, Russen und Italiener ohne Ausnahme die furchtbarsten Blutopfer brächten, suche mau in England Och immer noch au der Sache vorbeizudrücken.
Amerik. Note an England -uege irnterscy. »gung -er neutralen Post.
WLB. Washington, 9. Jan. (Reuter.) Die Regierung hat an Großbritannien eine Note gerichtet, in der über die von den britischen Behörden uusge- übten Zensur der Postsendungen von den Ver- -sinigten Staaten nach neutralen Ländern Klage geführt wird.
Die Lage m
WTB. Wien, 8. Jan. Amtlich wird verlautbact vom 8. Januar 19l6, mittags:
R us sis cher Kr ieg s s ch auplatz: Tie Schlacht in Ostgalizien und an der Grenze der Bukowina ist gestern aufs neue entbrannt. An der StryPa hat, wie bereits gemeldet wurde, der Feind schon vor Tagesanbruch seine Angriffe begonnen. Einige starke Abteilungen der Sturmtruppen waren unter dem Schutze des Nebels bis zu unseren Batterien vorgedrungen, als der Gegenangriff der Honvedregimenter 16 und 24 und des mittelgalizischen Infanterieregiments Nr. 57 einschtc und die Angreifer über unsere Stellungen zurückschlug. Unter den 720 hierbei gefangenen Russen befinden sich ein. Oberst und 10 andere Offiziere. Unsere Linien ^ am Dnjestr standen tagsüber meist unter starkem Geschütz- feuer. An der bess arabischen Front leitete der Gegner seine Angriffe kurz vor Mittag durch Artilleris- twmmelfeuer ein. Seine Anstrengungen waren abermals gegen unsere Stellungen in Doporontz und östlich voi« Rarancze gerichtet.
Die Kämpfe waren wieder außerordentlich erbittert. Teile seiner AngriffsSolionnen vermochten in unsere Gräben ckinzudringen, imirden aber durch Reserven im Hans- gemenge wieder zurückgetrieben. Wir nahinen hiebei T Offizier und 250 Mann gefangen. Bei Berestiany irr Wolhynien wiesen unsere Truppen russische Erkundungsabteilungen ab. Am Styr vereitelte unsere Artillerie durch konzentrisches Feuer einen Versuch der Russen, den Kirchhof nördlich von Czartorysk zurückzugewinnen.
WTB. Wien, 9. Jan. Amtlich wird verlautbart vom 9. Januar 1916:
Russi scher Kriegsschauplatz: Vor zwei Tagen neuerlich cm allen Punkten Ostgaliziens und der beßa- rabischen Grenze unter großen Verlusten zurückgeschlagen, hat der Feind gestern seine Angriffe nicht wiederholt, sondern nur zeitweise sein Geschützfeuer gegen unsere Linien gerichtet. Er zieht Verstärkungen heran. Am Korminbach in Wolhynien versprengten unsere Truppen russische Amstlärnngsabteim^eir. keine besonderen Ereignisse.
Der Krieg mit
WTB. Wien, 8. Jan. AmklrH wird verlautbact Vom 8. Januar 1916, mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Tie Italiener hielten den Nordteil des Telmeiner Brückenkopfes und unsere Stellungen nördlich davon, besonders den unlängst gewonnenen Graben, gegen den sich auch gestern wieder mehrere Angriffsversuche richteten, unter sehr lebhaftem Artillerieseuer. Auch bei Osla- wisa und stellenweise im Abschnitt der Hochfläche von Doberdo fanden ziemlich heftige GeschntzWmpft! statt.
WTB. Wien, 9. Jan. Amtlich wird verlautbact vom 9. Januar 1916:
Italienischer Kri egssch au Platz: Nichts Neues.
Der italienische Tagesbericht.
WTB. Rom, 9. Jan. Amtlicher Bericht vom 8. Januar: Die sehr rege Artillerietätigkeit des Feindes an der ganzen Front dauert an. In den Bergen verhindert das schlechte Wetter die Operationen der Infanterie, indessen fanden einige Unternehmungen feinerer Abteilungen gegen den Kärntner Kreuzberg und die Schützengräben von Dolje bei Tvlmein mit einem für uns günstigen Ergebnis statt. Cadorna.
Wegen dia Leberrsvtittalteueruuq in Italien.
MTB. Bern, 9. Jan. „Jtalia" meldet, daß in Genua eine Kundgebung von Frauen und Kindern stattfand, die sich gegen die Lebensrnittelteue- LUNg richtete. Der Umzug wurde aus der Ferrari von der Polizei aufgelöst.
Ei« gesunkener italienischer Dampfer.
WTB. Cettinje, 8. Jan. Zu dem Untergang des italienischen Dampfers aus Brindisi, der mit Vorräten und 495 montenegrinischen Rekruten aus Amerika gestern bei San Giovanni di Medua auf eine Mine gestoßen und gesunken ist, wird noch gemeldet, daß dabei 200 Passagiere ums Leben gekommen sind.
Der Balkankrieg.
W^B. Wien, 8. Jan. Amtlich wird verlautbact!, Vom 8. Januar 1916, mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Keine Llenderung- !
i MTB. Wien, 9. Jan. Amtlich wird vecrautbart; vivm 9. Januar 1916:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Nordöstlich von Bercrne haben sich die Montenegriner neuerlich gestellt. 'Tie von ihnen besetzten Höhen wurden gestürmt, wobei wir ein Geschütz erbeuteten. An der Tara Geplänkel an der herzegowinischen Grenze und im Gebiete der Bocche di Cattavo sind unsere Truppen im Kampf gegen die montenegrinischen Stellungen.
§ Ankunft der verhafteten Konsuln in Toulon.
! WTB. Toulon, 9. Jan. (Agence Havas.) Me § Konsuln der feindlichen Staaten, die in Saloniki ver- ! hastet wurden, sind an Bord des Kriegsschiffes, ans dem s sie interniert worden waren, hier eingetroffen. Sie werden zur Verfügung der Behörden gehalten.
Vergeltungsmaßnahmen der Türkei.
WTB. Konstantinopel, 9. Jan. (Wiener Korr.-- Bureau.) Ms erste Vergeltungsmaßnahme für die Verhaftung der Konsuln in Saloniki hat die Regierung die Verhaftung der hier zurückgebliebenen Beam e : dev enAischen und französischen Botschaft und einiger anderer Personen angeordnet, und insgesamt 10 Perso.su verhaften lassen. Man glaubt, daß die Regierung noch zu weiteren Verhaftungen schreiten wird, als Vergeltungsmaßnahme für die in Saloniki erfolgte Jnternie- ^ rung von 1000 Untertanen der Mächte des Vierbnndes.
j Ein griechischer Untertan durch den
Vierverband verhaftet.
WTB. Athen, 9. Jan. (Agence Havas.) Aus Mytilene wird gemeldet: Eine Abteilung von Truppen des Bierverbandes hat den deutschen Vizekonsul Gonrtgis, der griechischer Untertan ist, und seinen Sohn, den 'Tragoman des Konsulats, festgenommen. Ebenso wurden der österreichisch-ungarische Konsularen;ent Bart-, zili, ein osmamscher Würdenträger, der deutsche Agent Hotsner und mehrere andere Personen, die verdächtig erschienen, verhaftet. Alle wurden ans ein Krieasschiff ^ der Alliierten gebracht.
Der türüfche Krieg.
WLB. Konstantinopel, 9. Jan. Bericht des Hauptquartiers. An der Dardanellenfront in der Nacht vom 6. zum 7. Januar ziemlich lebhafter ! Bombenkampf auf unserem rechten und linken Flügel.
> Am 7. Januar beschoß unsere Artillerie vier Stuw- ! den lang mit Unterbrechung, aber heftig, die unserem rechten Flügel gegenüberliegenden feindlich«! Schützen- ! qräben und verursachte dort schweren Schaden. Im
Auf dunkle» Pfaden.
Roman von A. Hotner-Grefe. lFcMseyuna.) (Nachdruck verbaler.)
Fritz Axmann hemmte plötzlich seinen «schrill.
Wohin wollte er denn eigentlich? Das war nicht der Weg zu seinem eigenen Forsthause. Dieser schmale Pfad führte durch nachbarliches Revier, und an seinem Ende lag, mitten im Walde, das armselige Häuschen, welches der Holzhauer Hormayer mit seinem Weibe, der Aga, und den Kindern bewohnte.
Der Förster dachte einen Augenblick nach. Ja, zur Aga mußte er, und das noch heute! Er mußte sie bestimmen, reinen Mund zu halten; aber wie?
Während er schneller weiterschritt, überlegte er scharf die Lage. Und bald war er sich über eins klar: Aga durfte nicht in dem Glauben bleiben, daß Otta von Wer- bach um diese Nachtstunde verkleidet in der Nähe des Jagdschlößchens war!
Bon jeher, solange Aga ihn, den Fritz Axmann, liebte, war ihr die schöne, stolze Otta als ihre bitterste Feindin erschienen. Würde sie nicht mit tausend Freuden nun die Gelegenheit wahrnehmen, sich an der Baronin zu rächen?
Rascher schritt Axmann vorwärts. Es war, als triebe ihn eine dunkle Macht dem Häuschen entgegen, in dem die Frau hauste, welche einst gern zu seinem Weibe gemacht hätte, wenn nick- der Zauber, welchen Otta auf ihn ausübte, stärker als er selbst gewesen wäre.
Es war ein äußerst armseliges Heim, welches der Holzhauer Hormayer sein eigen nannte. Aber zu einem besseren Hause hatte es nicht gelangt, als das große stattliche Bauerngehöft abgebrannt war. So hatte Hormayer dann das elenue, kleine Anwesen hier in der tiefen Einsamkeit des Waldes gekauft.
Windschief waren die schlecht gemauerten Wände, der Anstrich abgeschlagen; die Tür hing lose in den Angeln, mehrere der kleinen Fensterscheiben waren vom Sturme eingedrückt und durch Papier ersetzt worden. Einige halb entlaubte, magere Obstbäume streckten in dem verwilderten 'Gärtchen ihre Aeste gen Himmel.
Frist Lrmann sah alles dies mit einem einzigen Blick.
Er hatte es stets vermieden, in diese Gegend zu kommen. Fast fürchtete er die leidenschaftliche Art der Aga. Heute aber, beim Anblick dieses zerrütteten Hauses, dem man die Armut seiner Bewohner nur allzu deutlich ansah, heute kam über ihn ein tiefes Mitleid mit der Frau, welche durch ein hartes Geschick gezwungen war, diese Baracke als Heimstätte anzusehen.
Sie hatte ihn sehr lieb gehabt, damals — vor Jahren.
Daß er sie nicht wiederlieben konnte, das war nicht seine Schuld, aber ihr Unglück war es. Und wußte er es nicht selbst am besten, wie bitter wehe das tat, jemand liebhaben und keine Gegenliebe finden?
Wie ausgestorben lag das Häuschen vor ihm. Entschlossen trat er durch die nur halb angelehnte Lattentür in dem zerbrochenen Zaun in das Gärtchen.
Horchend stand er still.
Jetzt vernahm er einen Ton — drmnen im Zimmer weinte ein Kind. Leise kam er näher und lugte durch das Fenster.
Das Zimmer, welches er von hier aus übersehen konnte, erschien ihm im ersten Augenblick leer. Es war auch schon nicht mehr früh am Nachmittag. Bereits sank die graue Dämmerung herab und füllte alles mit ihren Schatten. Aber nun entdeckten des Försters scharfe Augen doch einen helleren Punkt in dem halben Licht.
Ein Mädchen von ungefähr acht Jahren lag dort vor dem elenden Stuhl auf den Knien und schluchzte erbärmlich. Der zarte Körper des Kindes wurde geschüttelt von dem stoßweisen Weinen. In dicken, schwarzen Flechten krauste sich das Haar in dem Nacken.
„Ganz ähnlich wie bei der Aga," dachte Axmann in einer seltsamen Weichheit.
Behutsam schlich er fort von seinem Platz beim Fenster, und gleich darauf klopfte er kräftig an die Tür.
Niemand rief herein. Das Weinen aber klang fort drinnen.
Da stieß der Förster die Tür auf und trat in den kleinen, finsteren Vorraum.
„Aber Mäderl!" rief er laut ins Zimmer hinein. „So — was hast denn? Weinst dir ja noch die Seel' aus'm Leib l Geh, komm her und sag' mir, wo dir's
Er trat schon über die Schwelle in das niedrige, rauchgeschwärzte Zimmer.
Das Mädchen hatte sich rasch von den Knien erhoben. Evschrocken blickte sie nach ihm hin. Lieblich rührend war sie in ihrer kindlichen Schönheit. Blaß das Gestchtchen, aber stolz geschnitten; der Mund so purpurrot; „auch ganz wie bei der Aga," dachte der Förster wieder, „die schmale Gestalt hoch aufgeschossen."
„Na also— was gibt's denn ?" fragte Axmann noch einmal und trat vollends näher. „Geh — komm her dal Sag' mir's — ja? Ich bin ein alter Freund von deiner Mutter! Wenn ich dir helfen kann, Herzerl, so tu' ich's gern!"
Noch immer antwortete das Kind keine Silbe, aber das Schluchzen, welches die junge Brust so wild bewegt hatte, wurde leiser. Die großen, feucht schimmernden Äugen blickten mit einem vertrauenderen Ausdruck herüber zu dem fremden Mann. Schließlich kam das Mädchen zögernd ein wenig näher.
Axmann verstand es sehr gut, mit Kindern umzugehen. Er ließ ihr Zeit; aber da sie schließlich ganz nahe vor ihm stehenblieb, faßte er nach ihren kleinen, schon rauh gearbeiteten Händen und streichelte sanft und zärtlich die schmalen Fingerchen.
„Aber Mäderl! Aber Mäderl!"
Mehr sagte er nicht. Und doch beruhigten die paar warmen Worte das Kind sichtlich.
„Wer seid's denn?" fragte die Kleine endlich scheu.
»Ich sagt' dir's ja schon, ein alter Freund von deiner Mutter!" entgegnete der Förster.
Er war sich noch nicht recht klar, ob er vor dem Kinde seinen Namen nennen sollte. Der Heini Hormayer, Agas Mann, das war wirklich sein erbittertster Feind. Der sollte, wenn das möglich war, gar nicht erfahren, daß er hier gewesen. Heute kam Heini wohl kaum vor Nacht heim.
Der Förster wußte, daß die Holzhauer drüben im Wendenwald Schichtarbeit machten. Vielleicht blieb er auch droben in der Holzknechthütte, um morgen wieder zeitig beim Fällen sei« zu können. Also sür heute gab » wohl keine Gejahr.
(Foclietzurrg folgt.) , i ^