Ereignisse im Westen.

Explosion in einem franz. Panzerkreuzer.

WTB. Zürich, 27. Dez. DieNeue Züricher Zei­tung" meldet aus Brest: In den Kohlenbehältern des PanzerkreuzersMarsaillaise", der hier vor Anker liegt, ereignete sich eine Explosion von Kohlengasen. 3 Matrosen wurden schwer verletzt.

Lloyd George an die engl. Arbeiter..

WTB. London, 27. Dez. (Reuter.) In seine» Rede in der Arbeiterversammlung in Glasgow sagte Lloyd George u. a. noch: In der Kommission, die sich mit der Einstellung von ungelernten Arbeitern ne­ben gelernten beschäftigt habe, seien auch s e en Vertre­ter von Gewerkschaften gewesen. (Zwischenruf: Wir traten den Gewerkschaftsführern nicht mehr!) Als Lloyd George auf die Notwendigkeit hinwies, 80 000 gelernte Arbeiter für die staatlichen Munitionsfabriken zu gewinnen, wurde er durch den Zwischenruf unterbrochen: Die kriegt ihr nicht! Lloyd George erklärte schließlich: Wenn die Leute sich weigern, das Regierungsprogramm zu unterstützen, so bleibt nur übrig, entweder den Soldaten zu erzählen, daß es unmöglich ist, die Kanonen zu lie­fern, die sie in den Stand setzen sollen, im Jahre 1916 den Sieg zu erringen, oder aber dem Kaiser > emde heraus zu sagen, daß wir den Kampf nicht fort­setzen können. Der Kaiser kann uns dann vielleicht mit der Annexion Belgiens, der Bezahlung einer Kr egs- entschädigung und der Abtretung von einer oder zwei Kolonien laufen lassen, wird aber sicherlich auch ver­langen, daß die britische Seeherrschaft aufhört. Damit wäre Großbritannien dem Preußischen Despotismus eben­so ausgeliefert wie Belgien.

Die Lage im ^-len.

WTB. Wien, 27. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 27. Dezember 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Die Lage ist unverändert.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 27. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 27. Dezember 1915, mittags:

Italienischer Krieg sschauplatz: Die Tä­tigkeit der italienischen Artillerie gegen die Tiroler Süd- fvont war gestern wieder lebhafter. Bei einem Gefechte, das aus den östlichen Begleithöhen des Etschtales südlich Roveret-o stattfand, verlor der Gegner 200 Mann <»n Daten und Verwundeten. An der Jsonzofront vereinzel­tes Geschützfeuer.

Der Krieg mit Serbien.

WTB. Wien, 27. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 27. Dezember 1915, mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Keine be­sonderen Ereignisse. In Bielopolje wurden bisher an Beute 5400 Handfeuerwaffen eingebracht.

Der Krieg wird hart «nd lang sein."

WTB. Sofia, 27. Dez.Woenni Jzwestia" schreibt: Dieser heilige Krieg wird nicht eher beendet sein, als wir unsere nationale Einigung gegen jede mög­liche Gefahr gesichert haben. Erst dann können wir uns der kulturellen Entwickelung der jungfräulichen Kraft unseres so nüchternen Voltes ruhig widmen. Der Krieg endet erst, wenn wir die Freunde Serbiens überzeugt ha­ben, daß ihre Sache endgiltigverlorenist und daß

! Serbien, das den Krieg angezettelt hat, wirklich s tot ist. Wird die Entente dies bald bekennen? Nein! Diejenigen, die glauben, das Aufgeben der Dardanellen sei ein Schritt zum Friedensschluß, irren. Die Entente wird vielmehr bei Kavalla und Saloniki versuchen, die Scharte von den Dardanellen auszuwetzen. Der Krieg wird hart und lang sein. Wir und unsere mächti­gen Verbündeten werden siegen, doch wird das weder schnell noch leicht bewerkstelligt werden. Jeder von uns wird sich im Karen sein, daß der Krieg für uns erst dann endet, wenn er für unsere Verbündeten endet. Bis dahin müssen wir uns gedulden in dem Bewußt­sein, daß wir in der größten Zeit leben, seitdem Bulgarien besteht.

Di« Eisenbahnverbindung zwischen Bulgar ien und Griechenland unterbrochen.

Ä. K- G. Sofia, 27. Dez. Die bisherige Eisen­bahn-Verbindung zwischen Bulgarien und Griechenland (von Saloniki aus) ist unterbro­chen, und der Post- und Telcgraphenverkehr befinde sich 'eit längerer Zeit in englischer Hand. Mit dem Ictz:en fug ans Saloniki eingetroffene Reisende erzählen, daß > Saloniki der französische General Sarrail der tatsächi- liche Herrscher sei. Zwischen ihnm nd dem griechischen General Pallis sei es des öfteren zu Streitigkeiten ge­kommen. In Saloniki selbst nimmt das Elend immer mehr zu. Der Mangel an Lebensmitteln ist ungeheuer und die Preise erreichten eine schwindelnde Höhe. Die Lage wird obendrein durch die Ankunft zahlreicher serbi­scher Flüchtlinge erschwert, obwohl man, wie gemeldet, mit ihrer Abbeförderung nach Italien begonnen hat. ^

Der Bierverband fordert die Zulassung von Truppenlandungen in Kawalla.

G. K. G. Berlin, 27. Dez. Aus Ath^en wird ge­meldet: Die Gesandten des Vierverbannds hielten in ge- gemeinsamer Vorstellung die Forderung nach Zulassung von Truppenlandungen in Kawalla aufrecht.

Der türkische Krieg.

WTB. Konstantinopel, 27. Dez. Das Haupt­quartier teilt mit: Die Krieger des Scheichs der Genüssen setzten in mehreren Kolonnen ih e Angriffe egen die Engländer in Aegypten erfolgreich ort. Die Gegend von Siva wurde vollständig von Engländern gesäubert. Eine Kolonne, die an der Küste vorrückte, griff die Ortschaft Matruh. 240 Kilo­meter östlich von Solum, an. In dem Kampfe wur­den der Kommandant von Matruh und 800 eng­lische Soldaten getötet. Der Rest des Fein­des sloh gegen Osten. Die muselmanischen Kriegen er­beuteten bei Solum und Matruh von den Englän­dern zwei Feldkanonen, eine Menge ArtOle.iemunition, 10 Automobile, von denen 3 gepanzert sind, und eine Menge Kriegsmaterial. An der Dardanellen- sront zwang in der Nacht vom 24. zum 25. Dezember unsere Artillerie ein Torpedoboot, das die Landungsstelle beiAri Burnu beschoß, sich zu entfernen. Bei-Sed- dul Bahr warf der Feind eine ziemlich große Menge von Bomben und Lufttorpedos. Unsere Artillerie zer­störte einge feindliche Minenwerfer und reuirsachte be­deutenden Schaden in der ersten und zweiten Linie der feindlichen Schützengräben. Unsere Artillerie traf vier­mal einen feindlichen Kreuzer, der v-rrschiedenemale Alt­schi Tepe beschoß. Unsere Meerenge rbatterien beschossen wirksam die Landungsstellen von Seddul-Bah-r, die Vev- sammlungsplätze der Truppen bei Morto Liman- die feindlichen Schützengräben in der Umgegend von Kere-

vksdere, Reservetruppen westlich von Eski HsssckrM und eine Haubitzenbattererie. Sie richteten merkbaren Schaden an und versenkten zwei gepanzerte Boote lei Morto Li- man. Am 25. Dezember führte eines unserer Wasser­flugzeuge erfolgreiche Erkundungsflüge über Teneöos, der Insel Mavro und den feindlichen Stellungen bei Seddul Bahr aus und traf ein Torpedoboot südlich von Seddul Bahr mit einer Bombe. Sonst nichts von Bedeutung.

Neues vom Tage.

Keine Mißachtung der deutschen Evangelischen.

WTB. Köln, 27. Dez. Wie dieKöln. Bolks- zeKung" schreibt, hat Papst Benedikt XV. kürzlich beim Empfang des Vorstandes der Opera della Preservazmne della Fide in Rom, einem Verein zur Erhaltung des Glaubens in Rom, über die daselbst betriebene anti­katholische Propaganda lebhafte Klagen geführt und die von ihr angewandten Methoden scharf miß­billigt. Einzelne hierbei gebrauchte Wendungen sind als Mißachtung und Kritik der deutschen Evan­gelischen gedeutet worden. Ueber den Sinn der päpst­lichen Kundgebung hat Kardinal von Hartmann, der kürzlich aus Rom zurückgekehrt ist, auf Grund genauer Informationen u. a. gesagt: Der Papst dachte bei seiner Ansprache an die Opera della Preservazione della Fide in Rom nicht im mindesten daran, die deutschen Prote­stanten zu kränken. Hierzu war ja kein Grund vorhan­den. Me Ansprache richtete sich gegen die beiden Sekten der Methodisten in der Via Nazionale und in der Piazza Cavour, die seit Jahren, durch die Freimaurer un­terstützt, mit allen Mitteln daran arbeiten, das römische Volk der Kirche zu entfremden. Die Nennung Lu­thers und Calvins ist auch mißdeutet worden. Der Papst hat sich nur dagegen ausgesprochen, daß deren Leh­ren in Rom zur Herrschaft gelangen. Niemand kann es dem Papst verdenken, wenn er dafür sorgt, daß in der Stadt der Päpste der katholische Glaube unversehrt erhalten bleibt. Die deutschen Protestanten sind sonach durch die Rede des Papstes durchaus nicht berührt. Sie richtet sich ausschließlich gegen die freimaurerischen me- thodistischen Treibereien in Rom. (Notiz des WTB.:' Die Ausführungen des Kardinals von Hartmann decken sich im Wesentlichen mit den Erklärungen, die dem könig­lich preußischen Gesandten beim päpstlichen Stuhl aus dem Vatikan zugegangen sind.)

Drei Kinder vom Eisenbahnzug getötet.

WTB. Gumbinnen, 27. Dez. Aus der Eisenbahn zwischen den Stationen Pendrinnen und Inster­burg sind, der Preußisch-Litauischen Zeitung zufolge, am Abend des ersten Weihnachtstages 3 Kinder (ein bereits erwachsener Sohn und zwei jüngere Mädchen), die mit ihrem Vater das Gleis entlang gingen und einem Güterzug answeichen wollten, von einem D-Zug, der auf dem zweiten Gleis herankam erfaßt und auf der Stelle getötet worden. Der Vater kam mit leichten Verlet­zungen davon.

Schreckenstat eines Tobsüchtige«.

WTB. Weener (Ostfriesland), 27. Dez. In letzter Nacht hat ein Insasse des Armenhauses zu Stapel­moor, namens Rosema in einem Tobsuchtsanfalk eine Mitbewohnerin des Hauses, sowie einen Keinen Knaben durch Messerstiche ermordet und einige andorq, Personen leicht verletzt. Der Täter wurde rechaftet. ^

Uuterseedovt Arbeit.

WTB. London, 27. Dez Lmyds meldet: Der Dampfer Hadley aus London wurde Verse kt. Die Besatzung wurde gerettet.

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Nein," sagte sie kurz,ich gehe letzt nicht hinein l Später, wenn die Kommission fort ist! Und heute nacht bleibe ich hier und halte die Wacht. Ich allein! Hadmar wollte etwas erwidern, aber sie schritt schon auf die Mitteltür zu, und gleich darauf stand sie im Zimmer einigen Herren gegenüber, welche sich bet ihrem Eintritt er­hoben hatten.

Ein paar Worte flogen hin und her. Die Baronin nahm die Vorstellungen entgegen.

Doktor Winkler, Bezirksrichter Herr Helm, Polizei- kommifsar"

Den alten Arzt, Doktor Wichmann, kannte sie bereits. Sie wollte ihn etwas fragen, aber er kam ihr zuvor:

Frau Baronin, wir Aerzte konnten hier" er deutete »ach dem Totenzimmerleider gar nichts machen. Es war ein Schuß aus allernächster Nähe, unzweifelhaft von dem armen Baron selbst abgefeuert: denn seine Hand hält jetzt noch krampfhaft die Waffe. Also entweder ein Unglücksfall vielleicht herbeigeführt durch unvorsich­tiges Putzen der Pistole oder ein Selbstmord. Irgend etwas anderes ist vollständig ausgeschlossen.

Die Kugel führte augenblicklich den Tod herbei. Also, Frau Baronin, hier war jede menschliche Hilfe umsonst. Anders ist es dort drüben" er wies nach Elisabeths Zimmerdie bedauernswerte junge Frau ist zwar sehr schwach und liegt in hohem Fieber aber hoffentlich retten wir sie trotzalledem. Und das Kind der Knabe ist sehr kräftig. Ein normales, gutentwickeltes Kind"

Otta hob leinst abwehrend die Hand, so Laß der Arzt rasch abbrach. Dann setzte sich die Baronin und winkte Hadmar, dem Grasen Steinberg und Förster Ax- mann gleichfalls, sich zu setzen. Sie sprach ein paar ein­leitende Worte : Fragen allgemeiner Natur.

Im stillen wunderten sich die Herren über die selt­same Ruhe, mit welcher diese Frau den ganz ungewöhn­lich tragische« Fall aufnahm. Jetzt erschien sie absolut «icht nervo». Schließlich ging sie zu den Hauptsachen über:

Also und die Herren haben gar nichts sonst Lusfälliges gefunden?" fragte sie fast ein wenig zögernd.

Der Bezirlvrichter schüttelte den Ka«.

Auf dunklen Pfade«.

Roman von A. Hotner-Grefe.

(Fortsetzung.) iNachdruck verboten.)

Als der Wagen vor dem Iagdschlößchen hielt, wurde droben ein Fenster aufgerissen. Der Kopf des alten Ivsef «schien.

Und zugleich drang au» dem Innern des Zimmers ein scharfer, Heller Kinderschrei.

Frau Otta vernahm den Schrei und zuckte zu- stimmen.Sein Kind! Himmel sein Kind!" dachte fie in einer plötzlichen, furchtbaren Verzweiflung.Das Lind dieses Mannes, dsn ich geliebt habe, mehr, weit mehr als mich selbst und das Kind dieser Frau, die ich hasse, so furchtbar, wie ich noch nie haßte in meinem ganzen Leben! Und gegen dieses Kind soll ich kämpfen I"

Aber sie überwand auch diese Schwäche. Ihr Blick streifte bin über das Haus, dessen Tor soeben weit ge­öffnet wurde.

Auf der Schwelle stand ihr ältester Sohn Hadmar.

Für ihn!" dachte sie und richtete sich straffer empor. .Alles für ihn!"

Das Wort blieb lebendig in ihr und klang nach in Ahrer Seele. Und dieses Wort machte sie stark und un­barmherzig und mitleidlos.

4. Kapitel.

Ludwig von Werbachs Erbe.

Hadmar von Werbach war eine Erscheinung, deren hervorragende Eigenschaften sofort jedem ins Auge fallen mußten. Er war nicht gerade ausgesprochen schön, aber seine ungewöhnlich hohe, schlanke Gestalt, das kluge G. ficht, in dem neben dem Ausdruck von Vornehmheit und Intelligenz auch ein Zug seltener Weichheit nicht fehlte, die warmblickenden grauen Augen alles das ließ ihn sofort unter anderen jungen Männern günstig heroor- stechen.

Dichtes, braunes Haar lag wollig um die freie Stirn, «nd die Ruhe und Sicherheit seiner Bewegungen stach eigentümlich ad gegen die Nervosität seiner Mutter, welche «e t«um mehr zu bemänteln vermochte.

Gottlob, Mama, daß du da biss!* rief Hadmar schon auf der Schwelle,wir warten auf dich! Himmel, es ist ja so furchtbar, dieses, ganz unglaubliche Unglückl Onkel Ludwig tot! Ich kann es noch gar nicht ausdenken! Aber die Lebenden sind jetzt doch die Hauptsache! Diese unglückliche Frau sein Kind"

Baronin Otta sah mit prüfenden Blicken in dieses junge, tieferregte Gesicht, während sie langsam am Arm des Sohnes die Treppe emporstieg. Mit welchem Mitge­fühl er sprach von dieser Frau und diesem Kindel

Dachte er denn gar nicht daran, daß dieser Knabe mit seinen winzigen Händchen ihn um seine ganzen Zukunsts­aussichten brachte? Und Hadmar studierte doch Iura! Er mußte die Tragweite der letzten Geschehnisse ermessen können!

Droben im Flur kam ihnen der alte Josef entgegen. Noch tiefer gebeugt erschien heute seine kümmerliche Ge­stalt; sein Gesicht war überwacht und durchzogen von Linien tiefen Grames.

Beim Anblick der Baronin füllten sich seine Augen von neuem mit Tränen.

Wortlos gab sie ihm, dem treuen Diener des Toten» die Hand, über die er sich ehrfurchtsvoll neigte. Er hatte mit fanatischer Liebe an seinem Herrn gehangen, und er wußte, daß auch Otta diesen geliebt hatte. In dieser Minute wob diese gemeinsame Liebe ein Band um die beiden so grundverschiedenen Menschen.

Beim Anblick der schönen Frau, welche so tief schwer- mutsvoll aussah, verflogen alle die leisen Verdachts- Momente, welche sich schon in Josefs Brust geregt hatten. Er konnte jetzt plötzlich nicht mehr glauben, daß diese Frau je etwas Böses gegen das Kind seines toten Herrn im Schilde führen könne. Sie hatte ihn ja auch so lieb ge- habt! Mußte ihr da nicht auch sein Kind heilig sein?

Frau Baronin wollen gewiß zuerst zu zu unserem Toten?" fragte Josef und öffnete bereits die Tür zu dem Arbeitszinlmer Ludwig von Werbachs.

Dis volle Sonne brach durch die unoerhüllten Fenster und schüttete ihr goldenes Strahlenbündel aus über den stummen Mann, welchen man vom Boden aufgehoben und auf den breiten Diwan gebettet hatte. Scharf hob sich das feine, bleiche Antlitz ab gegen das dunkle Polster.

Frau Otta wich jäh zurück.