den. Daß der Mißerfolg eine gewaltige Schmälerung des englischen Ansehens in der mohammedanischen Welt hervorgebracht hatte, wollte man in den Kauf nehmen, wenn nur die zwecklosen Opfer aufhörten.

Es mag den Machthabern in London und Paris eine willkommene Gelegenheit gewesen sein, daß der sieg­reiche Feldzug der Mittelmächte mit ihrem neuen Bun­desgenossen Bulgarien ihnen ermöglichte, ein neues Ziel zu wählen, und jetzt stehen wir vor der Tatsache, daß der kühne Durchbruchsplan zu den .Akten gelegt wird, nachdem er, ohne irgendwelchen Gewinn zu bringen, Hunderttausende vonTot'en, Verwundeten Und Kranken und ein riesiges Material von Schif­fen jeder Art bis zu beliebigen Heeresbedürfnissen ge­kostet hat.

Die Ereigrn^e rm Westen.

Der französische Tagesbericht.

WTB. Paris, 26. Dez. Amtlicher Bericht von gestern abend 11 Uhr: In Belgien war die Tä­tigkeit der Artillerie im Laufe des Tages auf beiden Seiten in der Gegend von Lombartzyde andauernd sehr lebhaft. Im Artois beschossen unsere Batterien die deut­schen Werke südlich von Augres und in der Gegend von Arras mit Erfolg. Zn der Champagne zerstreuten wir einen feindlichen Trupp auf dem Wege von Tahure nach Somme-Py. Zn den Vogesen ziemlich lebhafte Artillerie- kämpfe. Der Feind beschoß, ohne Erfolg unsere Stel­lung an der Hirzsteinfront und aus hem Nordhang des Hartmannsweilerkopfes. Belgischer Bericht: Die letzte Nacht und der heutige Vormittag verliefen ru­hig. Am Nachmittag zeigte der Feind vor dem mittleren Teil der Front einige Tätigkeit. Seine Batterien wur­den von unserer Artillerie bald zum Schweigen gebracht, die hierauf gegen die deutschen Arbeiten bei Vioogne und gegen ein wichtiges Werk des Feindes nördlich von Dir- muiden ein zerstörendes Feuer richtete.

Eröffnung des fozialdem. Landespartei-K^

greffes in Frankreich.__

WTB. Paris, 25. Dez. Heute vormittag hat der sozialdemokratische Landesparteikongreß in Anwesenheit von 400 Vertretern der Vereinigungen in den De­partements und zahlreicher Parlamentarier, darunter die Minister Guesde, Sembat und Thomas, begonnen. Die Presse war nicht zugelassen.

Zur Beseitigung der Kohlennot in Frankreich.

WTB. Paris, 26. Dez. Die Kammer hat die Erörterungen über die Schwierigkeiten der Kshlenver- sorgung beendigt. Beim Ministerium für die öffentlichen Arbeiten wird eine Stelle für die Verteilung der Brenn­materialien eingerichtet, wo die Versorgung der Industrie and der Haushaltungen mit Kohlen zentralisiert werden soll. Dieser Zentralstelle wird das Recht der Beschlag­nahme bei den Bergwerken und in den Einfuhrhäfen eingeräumt. Ferner ist ein Steuernachlaß auf Kohlen für den häuslichen Verbrauch, sowie die Regelung der Einfuhr vorgesehen.

Der Bericht aus dem brit. Hauptquartier

WTB. London, 25. Dez. Bericht aus dem bri­tischen Hauptquartier in Frankreich vom 24. Dezem­ber: Heute beidersetis fortgesetzt lebhafte Artillerietätig- keit, namentlich an der Strecke von Ypern. Bericht vom 25. Dezember: Normales Artilleriefeuer längs der Front. Es ist nichts Besonderes zu berichten.

Der Weihnachts-Tagesbefehl des englischen Königs.

WTB. London, 26. Dez. Der König erließ am Weihuachtsmiorgen einen Tagesbefehl an das Heer und die Motte, worin er ihnen leinen Dank und sein Ver-

Auf dunLlen Pfade«.

Roman von A. Hotner-Grefe.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

oem Antlitz des Aelteren glitt ihr Auge hin über die feinen Züge ihres jüngeren Sohnes.

Und du mein Erich"

Ihre Lippen flüsterten nur noch. Aber dann preßte sie mit einer jähen Gebärde das Bildchen an den Mund

Für euch o Gott für eucd!"

Wie ein Hauch klangen die Worte durch das Zimmer. And doch waren sie das Leitmotiv, weiches durch das ganze Leben dieser Frau klang.

Für ihre Söhne hatte sie gelebt. Für ihre Söhne hatte sie ihre Ehre rein und fleckenlos erhalten, obgleich es nicht an Versuchungen gefehlt hatte, welche sie die schöne Frau zu verlocken trachteten, während der ttngen Reisen ihres Gatten; kür ihre Söhne sündigte ste. Und seltsamerweise erschien ihr nichts als Sünde, was sie für diese ihre Kinder tat.

Nur als selbstverständlich erschien es ihr, daß sie ihnen den Weg in ihre Zukunft ebnete soviel als möglich.

Draußen auf dem Gange erklang ein Schritt. Graf Steinberg ging dort auf und ob. Er wartete; und sie vernahm schon, daß der Wagen unten oorfuhr.

Gewaltsam raffte sie sich zusammen. Alle Weichheit war aus ihrem Antlitz gewichen. Sie steckte das Elfen- bembildcheu wieder ein und öffnete die Tür.

Ich bin bereit", sagte sie, auf Len Korridor hinaus- tretend.

Graf Steinberg wollte den Moment des Alleinseins benutzen, wollte eine Frage an Otta von Werbach stellen; aber da klang hinter ihnen ein Schritt.

Der Förster Fritz Axmann kam auf sie zu.

Iran Baronin, der Wagen ist unten," sagte er, mit einem raschen Blick seine Umgebung mrAernd.Ich wallte Litten, auch mitsahren zu dürfen. Mein Pferd ist öotal erschöpft von dem wilden Nitt hieher, und die Ger i ch ts kemmission dürste auch mich vernehmen wollen."

Auch Sie. Axmann?" fragte Otta erstaunt.

«r iah sie lest ««. -

trauen für die Zukunft ausspricht. Der König schließt: Wiederum geht ein Jahr zu Ende, wie es begonnen hat, unter Mühseligkeiten, Blutvergießjen und Leiden. Aber es tut mir wohl, zu wissen, daß das Ziel, wonach wir streben, näher rückt.

Die Lage nn Dsten.

WTB. Wien, 24. Dez. Amtlich wird veriautbart Vom 24. Dezember 1915, mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Angriffsver- stiche der Russen gegen Teile der beß arabischen Front wurden unter schweren Verlusten für den Feind abgewiesen.

WTB. Wie«, 35. Dez. Amtlich wird verlautbart vom

35. Dezember:

RussischerKriegsschauplatz: Feindliche Kräfte, die sich nach dem gestern abgeschlagenen Angriffsversuch öst­lich von Rarancze nahe vor unserer Stellung eingegraben hatten, wurden nachts überfallen und vertrieben. Zwei Ma­schinengewehre blieben in unserer Hand. Sonst keine be­sonderen Ereignisse.

WTB. Wie«, 36. Dez. Amtlich wird verlautbart vom

36. Dezember 1915:

Russischer Kriegsschauplatz: Im Sumpfge­biet der Polesie wurden an mehreren Stellen starke feindliche Aufklärungsabteilungen zurückgeworsen. Sonst nichts Neues.

Der Krieg mit stauen.

WTB. Wien, 24. Dez. Amtlich wird verlautbart Vom 24. Dezember 1915, mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: Der be­festigte Raum von Lardaro und unsere Stellungen am Brückenkopf von Tolmein wurden von der italienischen Infanterie heftiger beschossen.

WTB. Wien, 35. Dez. Amtlich wird veriautbart vom

35. Dezember 1915 :

Italienischer Kriegsschauplatz: Das feind­liche Geschützfeuer gegen einzelne Stellungen des Brücken­kopfes von Tolmein dauerte tagsüber fort. Aus dem Nord­hang des Altissimo wurde der Vorstoß einer italienischen Kompagnie abgewiesen. An allen übrigen Frontabschnitten verlief der gestrige Tag ruhig.

WTB. Wien, 36. Dez. Amtlich wird verlautbart vom

36. Dezember 1915:

Italienischer Kriegsschauplatz: Annäher­ungsversuche gegen den Südteil der Hochfläche von Doberdo wurden leicht adgewiesen.

Der Krieg mit Serbien.

WTB. Wien, 24. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 24. Dezember 1915, mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Bei Rei­neren Unternehmungen der letzten Tage wurden gegen 600 Gefangene eingebracht. Sonst kein« besondere!» Ereignisse.

WTB. Wie«, 35. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 35. Dezember 1915:

SüdöstlicherKriegsschauplatz: Nichts Neues.

Der türkische Krieg.

WTB. Konstantinopel, 25. D'cz. Das Haupt­tier teilt mit: An der Jrakfront macht die Um­fassungsbewegung gegenüber dem bei Kut-el-Ama- ra bedrohten Feinde von allen Seiten erfolgreiche Fortschritte. Die Beschießung der Stellung und der Vorräte des Feindes in Kut-el-Amcrra hat gute Er­gebnisse. An der Kaukasusfront nichts Wesentliches außer schwachen Feuergefechten. An der Dardanel­

len krönt hat unsere Artillerie am 24. Dezember vor­mittags einen feindlichen Kreuzer, der sich im Meerbusen von Saros zu nähern versuchte, dreimal getroffen, sv daß der Kreuzer sich entfernte. Ms am Nachmittag ein Kreuzer und ein Torpedoboot einige Granaten aus Ki- retsch-Tepe, Buschuk-Kemikli und Ari Burnu warfen, traf unsere Artillerie einmal das Torpedoboot. Bei Seddul Bahr beschoß gestern unsere Artillerie die feindlichen Schützengräben vor unserem linken Flügel und richtete er­heblichen Schaden an. Ein feindliches Flugzeug, das bei Bir-el-Sabe herabgeschossen wurde, wird nach einigen Ausbesserungen von uns verwendet werden. Der Flug, sührer wurde lebend gefangen genommen. Es ist der französische Hauptmann Baron de Cepon. Der andere Insasse, der englische Leutnant Lintaher, ist tot.

Neues vom Tage.

Begräbnis des Generals v. Emmich.

WTB. Hannover, 26. Dez. Dem toten Helden von Lüttich, General v. Emmich, wurde von der Stadt Hannover, deren jüngster Ehrenbürger er war, ein prunkvolles Begräbnis bereitet. In der Kup­pelhalle des neuen Rathauses, wo der Sarg inmitten prächtigen Trauerdekoration aufgebährt war, versammelte sich um die Mittagsstunde ein großes Trauergefolge. Der Großherzog von Oldenburg, sowie Herzog Ernst August und die Herzogin Viktoria Luise von Braunschweig wo ren persönlich erschienen. Als Vertreter des Kai­sers legte General von Linde-Suden einen mit weißen Rosen geschmückten Lorbeerkranz nieder. Der Sarg war ferner mit Kranzspenden des Königs von Würt­temberg, des Königs von Sachsen, des Groß­herzogs von Oldenburg, sowie des Herzogs uns der Her­zogin von Braunschweig, des Prinzen Heinrich und des Prinzen Waldemar von Preußen, des Erzherzogs Fried­rich von Oesterreich, des X. Armeekorps, einzelner Re- gimenter, der Stadt Hannover und zahlreicher anderer Behörden, sowie vieler einzelner Persönlichkeiten ge­schmückt. Nach dem GesangJesus meine Zuversicht", vorgetragen von den Vereinigten Norddeutschen Lieder­tafeln, hielt Militäroberpfarrer, Geh. Konsistorialrat Z i e- rach die Trauerrede. Mit einem vom Verband Nie- dersächsischer Männergesangvereine vorgetragenen Trau­erchor fand die erhebende Feier ihren Abschluß. Unter dem Geläut sämtlicher Kirchenglockeu bewegte sich der Leichenzug, die zur Leichenparade befohlenen Truppen voranschreitend, durch die von einer nach vielen Tausenden zählenden Menge besetzten Straßen der Stadt nach dem Engesader Friedhof, wo die Stadt ihrem Ehrenbürger ein Ehrengrab bereitet hatte. Der Geistliche sprach Gebet und Segen und die Ehrensalven donnerten über das Grab als letzter Gruß für den tapferen General, der nach ruhm­vollem Kampf für sein Vaterland die letzte Ruhestätte in heimatlicher Erde gefunden hat.

Die neue amerikanische Note an Oesterreich.

WTB. Washington, 26. Dez. (Reuter.) Die Note der Bereinigten Staaten an Oesterreich-Ungarn we­gen des Anoona-Vorfalles lautet: Die Regierung der Vereinigten Staaten hat die Note Ew. Exzellenz über die Versenkung der Ancona, die am 15. ds. Mts. in Wien überreicht und nach Washington telegraphiert wur­de, erhalten. Am 15. Dezember überreichte Baron Zwie- dinek von Südenhorst, der Geschäftsträger der K. und K. Regierung in Washington, dem Staatsdepartement einen Bericht des -Oesterreichisch-ungarischen Flottenkommaiidos Aber die Versenkung der Ancona, in dem zugegeben v rde, daß das Schiff torpediert wurde, nachdem dich Maschinen gestoppt hatten und solange sich nochs Passagiere an Bord befanden. Das allein ist nach Auch

Gewiß, Frau Baronin. Ich war nach dem Josef und der Dienerin der jungen Frau der erste Mensch, welcher den toten Baron gesehen hat."

Sein Blick war sonderbar, so daß langsam ein Ver­dacht, eine unbestimmte Angst in ihr aufstieg. Aber ste sagte nur kurz:

Also so fahren wir in Gottes Namen!"

Graf Steinberg schritt voraus. Während er hinabeilte, um den Kutscher zu verständigen, neigte sich Axmann für eine Sekunde zu der Frau, welche dicht neben ihm schritt.

Frau Baronin, verraten Sie sich durch kein Wort! Niemand darf wissen, daß Sie heute nacht im Iagd- schlötzchen waren!"

Ich?"

Ihr Gesicht versteinerte sich fast. Sie schien gar nicht erregt, nur ihre Lippen zitterten stärker. Dann wieder­holte sie noch einmal? s

Ich, Axmann? Was fällt Ihnen ein?" i

' Er griff in die Tasche, »

Hier. Frau Baronin ist dies Ihr Eigentum?"

Sie griff rasch nach dem langen Handschuh; aber sie verlor ihre Fassung nicht.

Gewiß. Als ich das latztemal mit meinen Söhnen bei meinem Schwager war, habe ich diesen Handschuh vermißt."

Frau Baronin, das war vor mehr als vierzehn Tagen; ich weiß «s. Dieser Handschuh aber lag im Strauchwerk neben der Treppe, welche zu dem Holzgange führt. Da es bis gestern ununterbrochen regnete-

Er vellendete nicht, denn er sah. daß es nun doch wie ei« Erschrecken über ihr Gesicht ging. Sie tat ihm leid. Und dennoch regte sich in ihm ein Gefühl wie Triumph. Zum erstenmal fühlte er sich ihr überlegen. Zum erstenmal war sie in seiner Gewalt unter seinem Schutz.

»Ich sage kein Wort, Frau Baronin," stieß er hervor,eher lasse ich mich selbst einsperren I Ader ich weiß noch eine, der müssen wir den Mund stapfen um jeden* Preis l"

Wer soll das sein?" fragte sie schnell.

Aber zur Antwert kam. e« nichts mehr, denn von

unten rief Graf Steinberg. Satz Sie Pserve nqon unge­duldig würden.

Eine Minute später saßen sie alle im Wagen.

Rasch flog das leichte Gefährt auf der sonnenbs- schienenen Straße dahin. Die beiden Männer hatten die Rücksitze eingenommen. Im Fond saß Frau Otta. Sie sprach kein Wort während der Fahrt. Ihre großen schwarzen Au^n sahen vor sich hin ins Leere.

Da war es wieder, das schreckliche Bild : der Mann, den sie seit Jahren geliebt über alle Maßen, der lag tot vor ihr. Sie hatte ihn doch nicht getötet. . .

Und doch und doch traf sie eine Schuld an seinem Endel

Ein Stöhnen rang sich aus ihrer Brust. Graf Stein­berg sah besorgt zu ihr hinüber. Aber da hatte sie ihre Fassung schon wieder errungen. Whl und unbewegt blickte sie in seine treuen Augen.

Sie wußte, daß ihr auch hier ein Kampf bevor- stand. In irgendeiner Weise würde sie doch ihre Anwe­senheit im Schuppen erklären müssen, und den Schwäche­anfall, welcher sie so jählings überfallen hatte, als sie die Gestalt des Grafen in dem dunklen Winkel erblickte. Ob er wohl mehr gesehen hatte?

Die Gedanken jagten sich hinter ihrer weißen Stirn, aber ihre Züge blieben ruhig. Von jeher hatte der Kampf sie gereizt, sie war eine streitbare Natur. Nun galt es kämpfen für ihren Sohn, für sein Erbe nun galt es auch kämpfen gegen die junge Frau, welche ste mehr haßte als irgend jemand anderen auf dieser Welt. Hatte sie ihr doch ihr Teuerstes geraubt!

Nur durch sie, nur durch den Eindruck, welchen dieses halbe Kind auf Ludwig gemacht hatte, war er ihr entrissen. Wenn jene Elisabeth nie seinen Weg gekreuzt hätte, so wäre Otta von Werbach jetzt vielleicht schon die seligste Frau.

Aber die kleinen Hände dieser jungen Frau griffen erbarmungslos hinein in ihr ganzes Lebe», sie entrissen ihr den geliebten Mann, ihrem Sohn das Erbe.

Wir »ollen sehen, wer stärker ist. sie oder ich!" dachte Frau Otta. Unwillkürlich streckte sich ihre ganze Ge- L«lt. Ihre Kraft «uchs mit der Gefahr.

fvlgv,- . j