Die Krise im französischen Warenverkehr.

WTB. Paris, 23. Dez. Das Journal bespricht die Krise im französischen Warenverkehr infolge des sehr großen Warenmangels, der teils durch die Wegnahme von 50000 Wagen für die Deutchen. teils durch die Erhöhung des Verkehrs mit im Ausland gekauften Roh­stoffen bedingt sei und eine allgemeine Lebensteuerung Lm Gefolge habe. Das Matt verlangt zur Besserung 'des Eisenbahnverkehrs eine teilweise und allmählich zu­nehmende Wiedereinstellung gelernter Spezialarbeiter, da «diese, besonders die jüngsten und leistungsfähigsten einge- Aogen und an der Front seien. Zum Schluß weißt der Aufsatz darauf hin, daß in Deutschland das Eisenbahn- personal unberührt gelassen wurde, weshalb die deut­schen Eisenenbahnen glänzend ihre Aufgabe erfüllten, währenddessen Frankreich auf allen Linien bis zum Jahr­gang 1909 und auf den Staatsbahnen sogar bis zum Jahrgang 1905 einschließlich zu den Waffen gerufen worden sei.

UBoot-Opfer.

WTB. Malta, 23. Dez. (Agence Havas.) Der DampferSaco Maru" wurde am 21. Dezember im östlichen Mittelmeer durch ein feindliches Unterseeboot versenkt. Die Hafenbehörde von Alexandria wur­de durch Funkspruch benachrichtigt uns sandte Hilfe. (No­tiz : In Lloyds Register ist ein DampferSado Maru", 6227 Bruttoregistertonnen, aufgeführt. Vielleicht han­delt es sich um diesen.)

Ei» schwedischer Dampfer durch deutsche Torpedoboote gekapert.

WTB. Kopenhagen, 23. Dez.National Ti- dende" meldet aus Malmö: Sonntag Nacht stieß der schwedische Dampfer Argo auf schwedischem Seegebiet mit einem deutschen Torpedoboot zusammen. Der Damp­fer wurde am Bug beschädigt, erreichte jedoch Aarhus, wo sich herausstellte, daß der Dampfer nur wenig be­schädigt war und die Reise sortsetzen konnte. Gestern vor­mittag führ die Argo nach Raumo weiter. Sie hatte dä­nische Werkzeugmaschinen an Bord. Als der Dampfer 'das Leuchtfeuer von Utlaeugan erreicht hatte, bemerkt« der Kapitän, daß er von zwei deutschen Torpedobooten -verfolgt wurde. Der Kapitän brachte die Maschinen auf !dje höchste Leistung, um zu entkommen. Die beiden Torpedoboote holten jedoch den Dampfer ein und nah-. ,men ihn in die Mitte, obgleich er sich auf schwedischem Seegebiet befand. Die deutsche Besatzung kam an Bord der Argo und erklärte den Dampfer als gute Prise. Die Argo wurde von den Torpedobooten ins Schlepptau ge­nommen und in See geschleppt. Der Borgang spielte ,sich zwei Seemeilen von der Küste ab.

WTB. Kopenhagen, 23. Dez. Das schwedische Marineministerium erhielt vom kommandierenden Admi­ral in Karlskvona die telegraphische Meldung, daß' der schwedische DampferArgo" am 21. Dezember durch deutsche Torpedoboote gekapert worden sei. Aus der Meldung geht hervor, daß der Admiral, als er die Nachricht erhielt, sofort ein Torpedoboot nach der Ka- Heruugsstelle entsandte. Die Kaperung war vom Lot- senperfonal des Utlaengan-Leuchtfeuers beobachtet wor­den. Sie hatte ungefähr in zwei Minuten Abstand Rich­tung Nordlost bis Ost vom Leuchtfeuer stattgefunden. National Tidende" meldet: Der dänische Dampfer Heini" ist auf der Reise von einem schwedischen Hafen mach Raumio mit Eisenerz von einem deutschen Torpedo­boot aufgebracht worden. Heini hielt sich zunächst der Küste so nahe als möglich, wurde aber später von Stür­zen gezwungen, in See zu gehen. Bei Sandhamner wurde er von einem deutschen Torpedoboot ausgebracht, bas den Dampfer für eine gute Prise erklärte und nach Stettin überführte. Die dänische Rsederei erhob Ein­spruch, doch scheint es, daß Heini in internationales Gebiet gekommen ist.

Planlosigkeit im englischen Rekrutierungssystem.

WTB. London, 23. Dez. DieMorning Post" sagt in einem Leitartikel, die Mitteilung Carslons in seiner Unterhausrede, daß einige Divisionen im nahen Osten reduziert würden, lasse darauf schließen, daß dev Mühsam ausgearbeitete Plan des Kriegsamtes zur Ver­mehrung der Territorialtruppen mangels Rekruten zu­sammengebrochen sei. Einem gewaltigen Heer­plan des Kriegsamtes scheine der tatsächliche Rekrutenzu­strom seit geraumer Zeit nicht entsprochen haben.

Englands finanzielle Methode

WTB. London, 23. Dez. Reuter meldet: An­läßlich der Erklärung HeIfferichs im Reichstage über Englands finanzielle Methoden im Gegensatz zu den deutschen, hat man in Londoner Finauzkreisen die An­sicht ausgesprochen, daß England zweifellos im Vor­teil sei. Man habe sich in England au das System der außerordentlichen Steuern gehalten und werde damit 175 Milloinen Pfund Sterling hereiu- vringen. Dadurch werde das jährliche Einkommen aus M)5 Millionen Pfund Sterling steigen, oder 107 Millio­nen mehr als die gewöhnlichen Ausgaben im Jahre vor dem Ausbruch des Krieges. Da die Zinsen der bisher ausgegebenen Anleihen bei einem mittleren Zinsfuß von 4 Hz Prozent 61200 000 Pfund Sterling betrü­gen, bleibe noch immer eine bedeutende Summe für die Taufenden Ausgaben übrig. An die Dominions und die Verbündeten seien im Laufe der Zeit 423 Millionen Mund Sterling geliehen worden und diesen Betrag sterbe iman zurückerhalten. Während England noch ohne große Schwierigkeiten die Anleihen aus der Einkommensteuer iüsw. in die Hohe schrauben könne, habe Deutschland keine «entsprechenden Kavitalreserven, aus denen es schöpfen könne.

Enthüllungen im englischen Unterhaus.

WTB. London, 23. Dez. (Unterhaus.) Holt , (Lib.) fragte, ob die Regierung verflicht habe, mehr als ! die bisher bewilligten drei Millionen Manu auszuheben. Asquith sagte, das Gesetz sei in kemer Weise verletzt worden. Holt erwiderte, viele glaubten, daß das Gesetz verletzt worden sei. Asquith habe dem Hause keine wirkliche Information zur Begründung der Hee­resverstärkung gegeben. Es sei ein alter Trick, dem Hause das Vertrauen auszusprechen, daß es selbst im­stande sei, zu beurteilen, ob die vorgeschriebene Heeres­verstärkung der Industrie, dem Transportwesen und der Schiffahrt genug Arbeitskräfte lasse. Der Redner, der in Liverpool Reeder ist, sagte, er bekomme in den Häfen von London und Liverpool nur halb so viel Arbeiter, als er brauche. Andere Reeder seien in der gleichen Lage.und das werde täglich schlimmer (Hört k Hört!) Auch der Eisenbahn fehlten Arbeiter. Tie Trans­portfrage sei aber wesentlich für die Zahlungsfähigkeit der Nation. Die Hauptaufgabe Englands sei, die Ver­bündeten finanziell und mit Munition zu unterstützen, den Verbündeten müsse es überlassen blei­ben, die Soldaten aufzubringen. (Hört! Hört!) Der Redner widersprach der Heeresvermehrung, weil sie den festen Ausbau der Nation und ihre Fähigkeit, den Krieg zu gewinnen, gefährde. Carson bekämpfte Holt und sagte, die Regierung behandle die Jndustriefrage eher zu schonend. Er habe an der Regicrungsforde- rung nur auszusetzen, daß sie zu spät komme und nicht groß genug sei. Die Auffüllung der Ge­fechtseinheiten sei sehr schwer. Beispielsweise seien 36 Bataillone Territorialtruppen im nahen Osten auf 11 000 Mann, also um Zweidrittel, zusammen­geschmolzen. Man brauche nicht Soldat zu sein, um die Lage zu beurteilen. Der einzige Weg, den Krieg zu gewinnen, sei, Ne deutsche Front zu durchbrechen und die Deutschen über den Rhein zurück­zutreiben. Das Gallipoliunternchmen sei eine große Enttäuschung. Ihre Ursachen müßten spä­ter untersucht tverdcn. Die Regierung habe einen un­geheuren Fehler begangen, daß sie seit August keinen Entschluß fassen konnte, obwohl die Verluste durch Krankheit zeitweilig 1000 Mann täg­lich betragen hätten. Thomas (Arbeiterpartei) sprach gegen die Wehrpflicht. Im Notfall müsse Lord Derbys Werbearbeit wiederholt werden. Dillon (Natl.) for­derte eine genauere Darlegung der Gründe für die Hee­resvermehrung und für die Ansicht, daß das Land sie ertragen könne. Dillon fuhr fort, die Zeit werde kom­men, wo die gesamte Politik und Diplomatie, die zu diesem Kriege geführt und England in die jetzige Lage gebracht habe, erörtert werden müsse. Irland werde jedenfalls die Dienstpflicht nicht dulden. Pac­ker (Arbeiterpartei) sagte, er werde der Dienstpflicht scharf widersprechen. Grisfith (Lib.) sagte, es sei zu spät, die Dienstpflicht zu bekämpfen; sie bestche in gewissem Sinne feit Beginn von Lord Derbys Arbeit.

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Der Krieg mit Jkrlien.

WTB. Wien, 23. Dez. Amtlich wird Verlautbart vom 23. Dezember 1915, mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: Die all­gemeine Lage ist unverändert. In Judikarien kam es auch gestern zu heftigen Geschütz kämpfen. An der kü­stenländischen Front wurde aus der Podgora.der An­griff eines italienischen Bataillons zurückgeschlagen.

Wichtiger italienischer Ministerrat.

WTB. Bern,. 23. Dez. Nach römischen Meldungen hat gestern bei Salandra, der wegen einer Erkältung das Zimmer hütet, ein dreistündiger Ministerrst stattgeftm- den, der nach der amtlichen Mitteilung darüber par­lamentarische und Verwältungsangelegenheiten besprochen hat. DerCoriere della Sera" (Mailand) schreibt je­doch, man müsse annehmen, daß der Ministerrat sich die internationale Lage, die nicht unwahrscheinliche Ankunft König Peters in Italien und den Gang der Kriegsunter­nehmungen. Italiens besprochen habe. Das Blatt glaubt ? zu wissen, daß der Kriegsminister über die Lage de» ! in Albanien gelandeten italienischen Truppen berichtet ! habe. ' ^

Der Krieg mit Serbien.

WTB. Wien, 23. Dez. Amtlich wird verlarttüart Vom 23. Dezember 1915, mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Eine in der Gegend von Tepca noch in den Felsen des nördli­chen Taraufers verborgen gebliebene kleinere montene­grinische Mteilung wurde nach kurzem Kampf gefangen genommen. Sonst nichts Neues.

Russische Heldentaten zur See.

WTB. Petersburg, 23. Dez. (Pet. Tel.-Ag.) Von > berufener Seite wird gemeldet: Am 21. ds. Mts. be- i gegneteu zwei russische Torpedoboote, die eine Kreuzfahrt i an der bulgarischen Küste unternahmen, einem bulga- rischen Torpedoboot, auf welches sie sofort Jagd machten, j Das 'bulgarische Torpedoboot floh nach Warna. Unsere i Torpedoboote verfolgten es bis zur Buchteinfahrt. Als ! die Küstenbatterien das Feuer auf sie eröffneten, ent- ' kernten sie sich aus dem Feuerbereiche der Batterien

ohne Verluste noch sonstigen Schaden. Im Verlause dieser Kreuzfahrt wurden zwei türkische Segelschiffe ver- - senkt, die nach Constanze fuhren, um Benzin zu holen. Die Besatzungen wurden gefangen genommen.

Die Vorbereitungen in Saloniki.

WTB. Saloniki, 20. Dez. (Verspätet eingetvof- fen.) Die Bevölkerung ist infolge des Abzugs der grie­chischen Truppen sehr beunruhigt. Viele Familien, auch Ausländer, außer der österreichisch-ungarischen und deutschen Kolonien sind abgereist,. Die griechischen Trup­pen sind nach Verria im Olympgebiet und nach Sorio-' witsch abgegangen. Die neue Hauptfvont der Alliierten von Karasuli bis Salmanli soll durch eine zweite etwas zurücktretende Verteidigungslinie gestützt werden, die sich bis gegen Langaza hinzieht. An den Befestigungen wird fleißig gearbeitet. Die Bevölkerung von Saloniki be- stlrchtet, daß die Stadt in die Kampfzone einbezogen wird, zumal viele Kriegsschiffe im Hafen von Saloniki zum Eingreifen bereit liegen. Den neuesten Verfügungen zu- folge soll doch eine ganze Division griechischer Truppen in Saloniki zurückbleiben. Die Alliierten beabsichtigen tvotz- dem, die Besetzung der Stadt ganz in ihrem Sinn durch­zuführen, auch einige Sicherheitsmahregeln zu ergrei­fen. Die Konsulate der Mittelmächte, Bulgariens und der Türkei werden von ihnen scharf beobachtet.

Italienische Freude über den Mißerfolg der Engländer ans Gallipoli.

WTB. Mailand, 23. Dez. DerAvanti" erklärt, der Abzug der englischen Truppen von der Suvla- Bai sei eine der sensationellsten Begebenhei­ten des Weltkrieges. Der Abzug sei zu erwar­ten gewesen, nachdem deutsche und bulgarische Ver­stärkungen auf Gallipoli ankommen konnten. Wären die englischen Truppen nicht freiwillig abgerückt, so hätte man sie mit Gewalt ins Meer geworfen. Nun sei nur noch Seddul Bahr von den Engländern be­setzt. Allein dieser Besitz sei mehr politischer als militärischer Natur, da Seddul Bahr keine geeignete mi­litärische Basis bilde. So breche denn ein großes Unternehmen zusammen, welches zu dem größten historischen Ereignis hätte führen sollen, zur Einnahme Von Konstantinopel. Für die Entente breche auch noch die Hoffnung auf die Möglichkeit zusammen, Rußland" durch das Schwarze Meer mit Munition zu versehen.

»So scheitert ein Unternehmen des Bierverbands »ach dem anderen."

WTB. Bern, 23. Dez. Zur amtlichen Mitteilung des englischen Rückzuges aus Anasorta schreibt di« >,Neue Züricher Zeitung": Die ganze Begründung kann auch dazu bestimmt sein, sanft auf die Möglichkeit des Rückzugs der letzten Landungstruppen und damit aus eine vollständige Räumung der Dardanellen vorzubereiten. Unter allen Umständen hat das Prestige der Entente, ganz besonders aber Englands, eine weitere ganz bedenkliche Be­einträchtigung erfahren-, die vor allem im Orient nicht' ohne RüNvirkung bleiben wird. DasLuzerner Vater­land" sagt: Mit lauten Trompetenstößen hat man seinerzeit diesen Sturm auf Konstantinopel angekündigt. »Jetzt baut man ab und zieht gesenkten- Hauptes von dannen auf einen anderen Kriegsschauplatz. So schein tert ein Unternehmen des Vierverbandes nach dem anderen.

Neues vom Tage. !

Die wirtschaftliche Annäherung Oesterreichs a» Deutschland.

WTB. Wie», 23. Dez. In der Sitzung des Aus­schusses der Agrarischen Zentralstelle wurde die wirt­schaftliche Annäherung Oesterreich-Ungarns an Deutschs land besprochen. Es kam allgemein der Wünsch zuM Ausdruck, daß die Annäherung im Jäter esse der ge-' samten Volkswirtschaft anzustreben sei, und daß die be­reits eingeleiteten Verhandlungen mit den ungarischen Agrariern und dem Bund der Landwirte in Berlin zu. beschleunigen seren. H

Eine erfreuliche Weihnachtsüberraschnng.

WTB. Berlin, 33. Dez. (Amtlich.) Eine erfreuliche Weihnachtsüberraschung ist den in den Staatswerkstätten mit der Herstellung von Waffen, Geschützen und Munition be­schäftigten Arbeitern und Arbeiterinnen zu teil geworden, die zugleich die bisher erzielten Leistungen auf diesem Gebiete erkennen läßt. Während nämlich im vorigen Jahre an den Weihnachts- und Neujahrsfesttagen in diesen Werkstätten zur Deckung des überaus großen Heeresbedarfs gearbeitet werden mußte, ist es, wie wir hören, der Heeresverwaltung in diesem Jahre möglich gewesen, die Staatswerkstätten während der Feiertage stillzulegen und die Arbeit ruhen zu lasten.

Amtliches.

Erdöl für Landwirte, Heimarbeiter und Gewerbe­treibende im O.A.-Bezirk Nagold.

Dem Oberamt ist wieder eine beschränkte Menge Erdöl mr Verteilung an Landwirte und Heimarbeiter überwiesen worden. Dieses Erdöl kann u. a. t"' folgenden Verteilungs- Pellen gegen Abgabe von Erdölmo- en gekauft werden: in Altensteig bei den Firmen Brughardt jung und Paul Bcck für Altensteig, Altensteig-Dorf Berneck, Egenhausen, Gaugenwald, Enztal, Ettmannsweile , Fünfbronn, Simmers­feld und Ueberberg, sowie für je 4 Liter für Bösingen,'und Ebershardt; in Bösin gen bei Kfm. und Schultheiß Broß für Bösingen; in Wart bei Frau Roller für Watt, Ebershardt und Wenden ; in Ebhausenbei den Firmen Rall und Karl Schüttle für Ebhausen; in Oberschwan­dorf bei Kaufmann Theodor Ehemann für Oberschwandorf und Beihingen; in Spielberg bei Friedrike Teufel für ! Spielberg; in Walddorf bei den Firmen Ehr. Hiller und Anna Widmaier für Walddorf.