Die Lage im Osten.

WTB. Wie«, 18. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 18. Dezember 1915 mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Unveränderte Ruhe. Die Russen behaupten in ihrem Bericht vom 15. dis. Mts., ihre Kavallerie wäre bei Uscieczko am Dnjestr auf österreichisch-ungarische Aufklärer in russi­schen Uniformen gestoßen. An dieser Mitteilung ist kein wahres Wort. Wir verwen^-i derartige ver- werfliche Mittel nicht.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 18. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 18. Dezember 1915 mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: In Ti­rol wiesen unsere Truppen nördlich des Bugana-Talesi Mehrere feindliche Angriffe auf dem Collo ab. Im Flit- scher Becken wurden die Italiener wieder in einer ihrer vordersten Stellungen überfallen. Görz stand vorüber­gehend unter schwerem Feuer.

Ein Vertrauensvotum des ital. Senats.

WTB. Rom, 18. Dez. (Agenzia Stefnni.) Der Senat besprach gestern die von Sonninoam 1. Dezem­ber im Namen der Regierung abgegebenen Erklärun­gen. In Beantwortung der Rede Berzelottis, der die Politik der Regierung angegriffen hatte, erklärte Sa--> landra: Es sei nicht möglich, in das Ministerium die Häupter der Opposition eivtreten zu las­sen, weil in Italien keine Opposition bestehe, die mit der Regierung hätte zusammenarbeiten können mit Aus­nahme der sozialistischen Partei, die aber nicht bezüg­lich der Kriegsmittel, sondern der Kriegsziele anderer Meinung sei. Weiter wies Salandra Berzelottis Kri- tit bezüglich der Inneren Politik zurück und erklärte, wie schon Marconi hervorgehoben habe, daß man in keinem Lande soviel Freiheit genieße wie in Ita­lien. Salandra verlangte schließlich, daß der Senat durch Annahme der Tagesordnung Muratori der Re­gierung sein Vertrauen ansspreche. Diese be­sagte, daß der Senat die Politik der Regierung bil­lige und wurde einstimmig mit 221 Stimmen angenom­men.

Der Krieg mit Serbien.

WTB. Wien, 18. Dez. Amtlich wird verlautbart vom 18. Dezember 1915 mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Der Raum östlich von Bijelopolje wurde vom Feind gesäubert. Di« Zahl der bei der Einnahme dieser Stadt in unsere Händ« gefallenen Gefangenen wuchs auf 1950 an. Eine unserer Divisionen brachte in Nordost-Montenegro in den letz­ten fünf Kampftagen insgesamt 13500 Gefangene ein.

Verhandlungen wegen -er Befestigung Salonikis.

WTB. London, 18. Dez. TieMorning Post" meldet aus Athen: Die Gesandten der Entente ver­handelten mit Skuludis über die Schwierigkeiten zwi­schen den Militärbehörden Griechenlands und der En­tente bezüglich der Befestigung Salonikis. Die Angelegenheit wurde in befriedigender Weise geordnet.

Beabsichtigte Ausweisung der Ententekorre­spondenten aus Griechenland.

WTB. London, 18. Dez. (Reuter.)Daily Te­legraph" berichtet aus Rom: Die griechische Regie­rung habe gedroht, alle Ententekorresponden­ten aus dem Lande zu verweisen. Sie habe den .Befehl jedoch infolge eines diplomatischen Protestes zu­rückgezogen.

Auf dunklen Pfaden.

Roman von A. Ho tn e r-G re fe.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Graf Steinberg hatte sich vollständig g.deckt durch einen der riesigen Kasten, welche hier verschiedene Ecken und Winkel bildeten. Seine Gestalt in dem dunklen Anzug verschmolz vollständig mit den Gegenständen seiner Um­gebung.

Aber er mußte sich anlehnen, so heftig zitterte er, als jetzt eine Hand von außen erst tastend an dem Türchen entlang fuhr und dann der Riegel mit leisem Knacken zurückgeschoben wurde.

In dem Hellen Sonnenschein, welcher einen Augenblick später in den Raum flutete, stand Baronin Ottas dunkle Gestalt wie ein Bild auf Hellem Grunde.

Den Oberkörper weit vorgeneigt, spähte sie hinein in den Schuppen.

Aua, i,' rührte sich nichts.

Da zog sie mit einem tiefen Aufatmen das Türchen hinter sich zu und glitt init outomatenhaften Bewegungen quer durch den Schu!""-n. stnapp vor dem Kasten, in dem die Autoausrm n hing, blieb Otta von Werbach

eine Minute l Fall schien es, als wolle sie noch

umkehren. AVer dann riß sie mit einem jähen Ruck die Tür des Schrankes auf.

In der nächsten S hatte sie den Pelz in den

Händen und wühlte die Taschen des Kleidungsstückes durch. Ein weißes Tuch entfiel denselben.

Mit einem nur halb unterdrückten Schrei raffte Otta das Tüchlein vom Boden auf und tteckte es in die Tasche ihres eigenen Gewandes. Do mühte sie sich, den schweren Pelz wieder in den Ka, und seinen Platz zu hängen.

Graf Steinberg hatte jede Bewegung genau beobachtet. Ihn schwindelte: tausend Gedanken durchkreuzten seinen schinerzenden Kopf.

Als Baronin Otta den Kasten wieder geschloffen hatte n»d sich nun zum Gehen wendete, machte der Graf eine ganz unwillkürliche Bewegung, als ob er folgen, nach- ! stürzen wolle.

Bulgarien und Saloniki.

WTB. Sofia, 19. Dez. Mir, das Blatt Geschows, schreibt: Der Verband sollte Saloniki freiwillig verlassen und die Neutralität Griechenlands achten, das dann Saloniki hüten würde. Sollten wir und die Mittelmächte uns ge­zwungen sehen, die Engländer und Franzosen aus Saloniki gewaltsam zu vertreiben, so haben wir ein Recht, Maßregeln zu treffen, um zu verhindern, daß die Feinde sich neuerlich dort festsetzen. Deutschland und seine Verbündeten versprachen, die Hohei.srechte Griechenlands zu achten, doch können sie nicht gleichgültig zusehen, was die Feinde dort machen. Das Benehmen der Engländer und Franzosen gegen die Griechen kann niemals deren Sympathie erwecken. Durch die See­macht der Alliierten werden sie gezwungen, sich zu beugen. Aber sie tun es mit Murren und sind bereit, sich zu rächen. Auf diese Art verliert die Entente die Sympathie einer kleinen Nation nach der anderen. Schließlich wird es sich Heraus­stellen, daß ihre Gegner die wahren Wohltäter und aufrich­tigen Beschützer der kleinen Staaten sind und die kleinen Staaten werden sich künftig mehr den Mittelmächten zuneigen.

Die Befestigung Salonikis.

WTB. Bern, 19. Dez. Magrini drahtet dem Mailänder Secolo aus Saloniki, an der Befestigung Salonikis werde fieberhaft gearbeitet. Bis jetzt seien mehr als 160000 Mann gelandet. Gegebenenfalls nehme an der Verteidigung Salo­nikis auch die Flotte teil. 10 Kriegsschiffe der Alliierten seien im Hafen anwesend. Die andauernd sonderbare Lage der Alliierten werde gekennzeichnet durch die tägliche freie Durchfahrt des Personenzugs nach Bulgarien durch das neue Lager der Alliierten.

Türkische Erfolge.

WTB. Ko»stanti»opel, 19. Dez. Ein Telegramm aus Bagdad meldet: Von zwei englischen Monitoren, die die türkische Belagerungslinie um Kut-el-Amara zu durchbrechen versuchten, wurde sofort einer durch das Feuer der türkischen Artillerie versenkt, während der andere zur Rückkehr ge­zwungen wurde. Die Verluste der Engländer während der letzten türkischen Angriffe werden aus 1 000 Mann geschätzt.

Neues vom Tage.

Vorläufig keine weitere Kriegsanleihe.

WTB. Berlin, 18. Dez. Ter Reichsschatzsekretär hat bekanntlich im Reichstag die Bewilligung eines wei­teren Kredits von 10 Milliarden Mark beantragt. Jtn Anschluß hieran ist vielfach im Publikum.die Meinung verbreitet, daß der Genehmigung des Kredits durch den Reichstag alsbald die Ausgabe einer neuen Kriegsan­leihe folgen wird. In der Presse ist zwar diese Auf­fassung bereits widerlegt worden. Es scheint indeß an­gezeigt, nochmals daPuf hinzuweisen, daß der Reichs­schatzsekretär im Reichstage mit voller Deutlichkeit erklärt hat, vor dem März nächsten Jahres sei keinesfalls die Ausgabe einer weiteren Kriegsanleihe zu erwarten. Auf Grund der für die bisherigen Kriegsan­leihen festgesetzten Emissionsbedingungen läßt sich aus dieser Erklärung folgern, daß, wenn im neuen Jahre eine'weitere Anleihe an den Markt kommt, Einzahlun- egn auf diese nicht vor dem April nächsten Jahres zu leisten sein würden.

Fast alle griech. Wahl-Kandidaten für Neutralität.

WTB. Amsterdam, 18. Dez. Einem hiesigen Blatt zufolge melden dieTimes" aus Athen, für? tüe bevorstehenden Wahlen seien nur 450 Kandi­daten aufgestellt worden, die sich fast alle für Neu- tralität ausgesprochen hätten. Die niesten seien An-

llnter seinem Fuße krachte ein dürres Aestchen, welches sich hieher verirrt hatte.

Baronin Otta stieß keinen Schrei aus; kein leisester Ton kam über ihre Lippen. Aber sie hielt den Schritt an und wendete den Kopf nach jener Richtung, wo der Graf stand.

Da sah sie trotz der Dunkelheit mit ihren durch die Angst geschärften Augen die Männsrgestalt, welche sich dort im schärfsten Schatten verborgen hielt.

Graf Steinberg wußte nwht, ob Otta ihn erkannte. Er sah nur, daß ihre Hand plötzlich nach ihrem Herzen fuhr; er bemerkte ein Zittern, welches durch die schlanke Ge­stalt rann, und dann sank diese zusammen.

Mit einem schweren Aufschlag fiel der schöne Körper nach vorwärts.

Otta! Um Himmelswillen Otta I"

Graf Heinrich von Steinberg hatte nun alle seine Vor­sicht vergessen. Eine wahnsinnige Angst erfaßte ihn. Mit ein paar großen Sätzen war er neben der leblos Hin- gestreckten und kniete nun neben ihr auf dem staubigen Erd­boden.

Ottal*

Er beugte sich über sie. Sein Mund streifte fast ihr herrliches dunkles Haar, welches sich bei dem Sturze - aus dem einfachen Knoten gelöst hatte, in dem Gräfin j Otta es sonst trug, und das in langen Strähnen hinab- j flutete. j

Von diesen dunklen Haarwellen hob sich blaß und totenhast still das feine, schöne Gesicht der Frau ab. Sie lag in einer tiefen Ohnmacht. Kaum ein leiser Atem ' kani über ihre blassen Lippen.

Mit einem verzweifelten Blick sah der Graf umher. Niemand war in der Nähe, der ihm hätte helfen können. Er war allein, vollständig allein mit der Frau, 'welche er jo unendlich liebte. Und daß er jo allein war mit ihr in dieser Minute, das war für sie vielleicht das größte Giück.

So legte ein gnädiges Schicksal ihr Geschick in seine Hände. Was immer auch sie bewogen hauen mochte zu ihrem seltsamen und unerklärlichen Wesen, bei ihm lag ihr Geheimnis woylbehütet, und nie würde eine Silbe da­von über seine Lippen kommen.

Aber hier konnte er doch die Ohnmächtige nicht lassen l

Hänger des Ministeriums, 40 seien Anhkkkktzer des frü­heren Finanzministers Dimitr akvpul o s. Ungefähr zwei Drittel seien Parteigenossen des Ministers des In­nern, Gunaris. Angesichts der Wahlenthaltung der Venizelisten-Partei seien Ueberrasch ungen von den! Wahlen nicht zu erwarten. j

Amerika mit der öfterr. Note unzufrieden.

WTB. London, 18. Dez. Aus Washington meldet das Reutersche Bureau, Lansin-g habe auf drin­gendes Ersuchen eine Erklärung abgegeben, daß in der österreichischen Antwort keine einzige der For­derungen der Vereinigten Staaten bewilligt wer­de. Weiter verlautet, daß ein Abbruch der Bezie­hungen vor einem neuen Notenwechsel nicht wahrschein­lich sei. Man könne deshalb nicht sagen, daß die Kri­sis in ihr letztes Stadium getreten sei. In der nächsten Note werde Lansing wcchrscheinlich erklären, warum die Vereinigten Staaten sich mit der Antwort Oesterreich-Ungarns nicht zufrieden geben können.

Ein Millionen-Dteuerhinterziehungsprozetz.

WTB. Bonn, 18. Dez. Wie derBonner General­anzeiger" meldet, ist heute nach ungefähr 4wöchiger Ver­handlung das Urteil in dem Prozeß wegen Hinterzie­hung der Branntweinsteuer gefällt worden. Es lautet gegen den Brennereibesitzer Bötticher in Eitorf wegen Hinterziehung in drei Fällen auf 1 Jahr 6 Monate Ge­fängnis, 13316 813 Mark Geldstrafe und im Unver­mögensfall auf Zusatzstrafe von 18 Monaten Gefängnis, wobei 1 Jahr 3 Monate der Untersuchungshaft angerech­net wurden, gegen den Kaufmann Jansen in Eitorf auf 8 Monate Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt erlkärt werden und auf 8 302 492 Mk. Geld­strafe, bezw. 6 Monate Gefängnis, und gegen den Bren­nereibesitzer Lubanski in Homberg wegen Hinterzie­hung in zwei Fällen auf 1 Monat Gefängnis und 4 Mill. 818 404 Mk. Geldstrafe, bezw. 1 Jahr Gefängnis.

Tabak-Ausfuhrverbot in der Türkei und in Bulgarien.

WTB. Berlin, 18. Dez. Wie dieVereinigten Tabakszsitungen" von unterrichteter Seite erfahren, be­absichtigt die türkische Regierung ein Verbot dev Ausfuhr einheimischen Tabaks zu erlassen. Auch der bulgarische Staat will sich einem solchen Vorgehen anschließen, das in erster Linie bezweckt, dm eigenen Bedarf und den der Verbündeten sicher zu stellen.

Schweres Eisenbahnunglück in England

WTB. London, 18. Dez. (Reuter.) Das Eisen­bahnunglück bei Southshields ereignete sich bei finsterem, nebligem Wetter. Sofort nach dem Zusammenstoß gerie­ten vier Wagen hinter der Lokomotive, in denen sich viele Munitionsarbeiter befanden, durch ausströ­mendes Gas in Brand. Das Feuer griff so schnell um sich, daß man die laut um Hilfe rufenden eingeschlos­senen Passagiere nur schwer erreichen konnte.

Geheimnisvolles Sinken eines Schiffes.

WTB. Newhork, 18. Dez. (Reuter.) Gestern sank! .im Northriver plötzlich ein Leichterschiff, von dem 533 Pferde von einem Dampfer verladen wurden. Die Pferde ertranken. Die Polizei stellte eine Untersuchung, an. Das Leichterschiff sank an demselben Ankers Platz, bei dem kürzlich ein Schiff mit Zucker durch) eine Bombe in Brand gesteckt wurde.

Die Vermählung Wilsons.

WTB. Washington, 19. Dez. (Reuter.) Die Ver­mählung Wilsons mit Frau Galt fand ohne Festlichkeit statt. Das Paar begab sich auf eine vierzehntägige Hochzeitsreise nach dem Süden.

»Li . i SSSSSSSE

Wenn jemand kämewenn man sie beide hier in diesem Schuppen entdeckte?

Mit einem Blick maß Graf Steinberg die Entfernung bis zu der schmalen Stiege, welche in das Zimmer der Gräfin führte. Dann nahm er rasch entschlossen den leb­losen Körper auf seine starken Arme und trug die Ohn­mächtige mit Aufbietung aller seiner Kräfte durch den im Dämmerlicht liegenden Raum hinaus in den Hof. Mit einer raschen Bewegung des Fußes warf er das Türchen des Schuppens hinter sich ins Schloß

Sonderbar und riesengroß zeichnete sich der Schatten der beiden Gestalten ab von dem grellbeleuchteten Kies des Hofes.

Schwer atmend erreichte der Graf die kleine Treppe. Er maß sie mit einem Blick; sie war so steil, die Stufen waren eigentlich nur Sprossen. Würde es ihm gelingen, mit seiner Last hier emporzuklimmen?

Da klang von draußen ein scharfe» Hupensignal herein. Ein dumpfes Geräusch verriet das Näherkommen der Autos.

Nun gab es kein Zögern mehr.

Graf Heinrich Steinberg nahm alle seine Kraft und Entschlossenheit zusammen. Langsam klomm er empor.

Als er,'' keuchend vor Anstrengung, den kleinen Vorbau erreicht hatte, schob eben jemand den schweren Riegel des Hoftores zurück. Und als er, mit einem letzten, großen Schritt in das Zimmer tretend, nun die Tür desselben hinter sich zudrückte und einen Augenblick, zu Tode er­schöpft, dicht neben dieser Tür stehenblieb, da vernahm er von unten schon die lauten Stimmen der Chauffeure.

Sie waren also zurück und würden nun wahrscheinlich drunten in dem Seitenhofe bleiben, denn dort sollte an einem eigenen Tische im Schatten auch ihnen ein Mittag­mahl aujgetragen werden.

An ein Zurückkehren des Grasen auf der schmalen 'Ski- und durch den Seitenhos war also nicht mehr zu deiu-n.

Mit einem verwirrten Blick sah der Graf sich um. -Dann ging or schwankenden Schrittes aus das große Bett zu, welches im Hintergrund des Zimmers stand, und legte keine Last darauf nieder.

(Fortsetzung folgt.) , :