Verschwörungen. 'Während die englischen und französischen Staatsmänner großsprecherische Erklärungen abgeben, handeln wir und unsere Verbündete auf den Schlachtfeldern.
Angebliche franz. Erfolge auf dem Balkan.
WTB». London, 9. Nov. Das Reuter'sche Bureau aneldet aus Saloniki: Der französische Generalstab peilte am . November folgendes über die Operationen mit, die sich über die Linie Gradako — Doiran-See, wo die Engländer Vorgehen, erstrecken. Die Kämpfe wurden nordöstlich Strumitza fortgesetzt. Die Dörfer Ka- joli, Memisti und Doroluba sind in dm Händen der Franzosen. Diese setzen ihre Aktion in nördlicher Richtung fort und werdm dabei auf dem rechten Flügel durch die Engländer unterstützt, die ihre Bewegungen in llebereinstimmung mit den -Operationen der Franzosen bringen. Die Franzosen schlimm einen heftigen Angriff -er Bulgaren beim Dorfe P a hl ist auf dem linken Wardar-Uker in der Umgebung von Krivolac ab. Ihre Lime erstreckt sich jetzt längs des Wardar bis Gradsko. In westlicher Richtung gewannen sie Raum bis zur Crnaja, einem rechtsseitigen Nebenfluß des Wardar. Die Crnaja bildete ein ernstliches Hindernis. Die Franzosen überschritten sie beim Dorfe Kamendol. Kamendol und Debrista wurden besetzt.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 9. Nov. Amtlich wird verlautbark vom 9. Nov. 1915 mittags:
' Italienischer Kriegsschauplatz: Die Lage ist unverändert. Mehrere feindliche Angriffe an der Jsonzofront auf Zagora, in dm Dolvmitm auf dem Col di Lana und den Sief-Sattel wurden abgewiesen.
Bon der Niederlage des Vierverbands überzeugt.
WTB. London, 9. Nov. Dr. Dillon telegraphierte an dm „Daily Telegraph" aus Rom vom 6. November: Dank der wunderbarm deutschen Presseor- vanisation, der die Alliierten nichts entgegenzu- setzen haben, sind König Konstantin, sein Gp< neralstab und ein größerer Bruchteil der Abgeordneten ebmso wie eine einflußreiche Minderheit des Volkes fest überzeugt, daß die Vierverbandsmächte den Krieg verlieren müssen.
Neues vom Tage.
Eine Entschließung der deutschen Israeliten.
WTB. Berlin, 9. Nov. Die Freie Organisation der „Alliance Jsraelite Universelle" hat auf ihrer Tagung vom 7. ds. Mts. einstimmig folgende Entschließung gefaßt: Die heute versammelten Mitglieder des Zentralkomitees und der Freien Organisation der A. I. U. habm mit Entrüstung festgestcllt, daß der Sekretär der A. I. U. unter Mißbrauch ihres Namens dm Aufruf verbreitet hat, den das Zentralkonsistorium der Israeliten Frankreichs an die Juden der neutralen Länder versandt hat und der von den schwersten Angriffen gegen unser Vaterland erfüllt ist. Wir erhebm schärfsten Widerspruch dagegen, dass der Sekretär der A. I. U. entgegen ihrer Satzung und unter völliger Verkennung ihrer Aufgabe als reine Wohltätigkeitsorganisation die ihr als solche obliegende Neutralität verletzt hat. Wir werden die maßgebenden Stellen zur Rechenschaft ziehen und erwarten, daß das Zentralkomitee das Verfahren seines Sekretärs mißbilligen und uns volle Genugtuung gewähren wird. Solange das nicht geschehen ist, sind unsere Beziehungen zur A. I. U. gelöst.
Großer Erdrutsch in Oberitalien.
WTB. Mailand, 9. Nov. Der „Secobo" erfährt Ws Chieti, daß entlang der Eisenbahnlinie Chiog- yia — Chastellamare -Adriaticoein großer Erdrutsch erfolgte, der ungeheuren Umfang angenommen habe, so daß die Bahngleise ganz verkrümmt und zerstört seien. Der Zugsverkehr sei eingestellt. (Chioggia ist die Distriktshauptstadt der Provinz Venedig und liegt 26 Kilometer südlich von Venedig, so daß eine der wichtigsten Eisenbahnverbindungen für den Truppentransport zerstört ist. Die Red.)
Haftung zu widersehen. Das Mißverständnis wird sich am Wtändigen Orte ja leicht aufklären lassen."
Neuer, verstärkter Lärm drang plötzlich von der Straße herauf. Schüsse krachten, und deutlich hörte man von einer Hellen, kreischenden Stimme den Ruf: „Es lebe die Freiheit! Nieder mit den Bluthunden, den Mörder« unserer Brüder I"
c Der Offizier stutzte. Auch er hatte den Tumult und den in hundertstimmigem Gebrüll von der Menge wiederholten Ruf vernommen. „Machen wir ein Ende!" befahl er, „geben Sie den Weg frei, Sennorita, damit mir die Notwendigkeit erspart bleibe, auch gegen Sie Gewalt anzuwenden."
Aber sie wich nicht von der Stelle. Wie neu erwachte Hoffnung leuchtete es in ihren dunklen Augen.
„Vorwärts — bemächtigt euch dieses Mannes, Leute!" befahl der Offizier. „Reißt das Weib hinweg."
' Die Soldaten drangen auf Werner ein. Dieser aber schob Isabella, die ihn noch immer z» decken versuchte, zur Seite und schlug den ersten der Soldaten mit dem schwere» Stuhle nieder. Eben wollte er die plumpe Waffe zum zweitenmal heben, da erhielt er von der Seite her einen wuchtigen Schlag über de« Kopf. Er hörte auch noch de» Knall eines Schusses, aber er wußte nicht mehr, ob de» stlbe vor ihm «der hinter ihm abgefeuert worden war, denn plötzlich begann sich alle» um ih« zu drehe», und er isank bswußtl«« nieder.
Fortsetzung folgt.
Ei« Zeppeliuluftschiff 1« Sofia.
WTB. Sofia, 9. Nov. (Bulg.Trl.-Ag.) Ein Zeppelinluftschiff, das mit dem Herzog von Mecklenburg in Tenesvar aufgestiegen ist, ist in Sofia gelandet. Der König wohnte mit seinem Gefolge der Landung auf dem Flugplätze bei. Das Erscheinen des Zeppelinlustschiffes, das über der Stadt Kreise beschrieb, rief großes Aufsehen hervor.
Das versenkte fra«zöfifche Unterseeboot wieder . flott gemacht.
WTB. Konstantinopel, 9. Nov. Das französische Unterseeboot Turquoise, das vor einigen Tagen in den Dardanellen versenkt worden war, ist wieder flott gemacht und in gutem Zustand hierher gebracht worden. Es wird in die türkische Marine eingereiht. Heute findet die Zeremonie der Neubenennung und die Hisfung der türkischen Flagge statt. Sodann wird das Publikum zur Besichtigung des Unterseebootes zugelaffen. Der Betrag der Eintrittsgelder wird zu Gunsten bedürftiger Soldatenfrauen verwendet werden.
Der Jahrestag der Einnahme von Saloniki.
WTB. Athen, 9. Nov. (Agence Havas.) Der dritte Jahrestag der Einnahme von Saloniki wurde hier festlich begangen. Der König und die königliche Famibe wohnten nach einer Feier der Truppenparade bei. Dem König wurden Huldigungen bereitet. — Der erste Ministerrat ist am 8. November abgehalten worden. Man erwartet, daß in der Regierungspolitik keine Aenderung erfolgen wird.
Das griechische Kabinett.
WTB. Athen, 9. Nov. „Patris" befragte den Ministerpräsidenten Skuludis, der erklärte, das Kabineet werde sich der Kammer nur dann vorstellen, wenn es sicher sei die Mehrheit zu erhalten. Andernfalls werde er die Kammer auslösen.
Amtliches.
Erhebung der Vorräte an Getreide und Mehl am 1«. November ISlS.
Nach der Bundesratsverordnung vom 22. Oktober 1915 findet am 16. Nov. 1915 eine Aufnahme der Vorräte von Brotgetreide, Hafer und Mehl statt.
Nach dieser Verfügung unterliegen derErheb- ung: Sämtliche bei landwirtschaftlichen Betrieben überhaupt in der Nacht vom 15. zum 16. November 1915 vorhandenen Vorräte an Getreide und zwar Roggen, Weizen, Dinkel (zu 70"/« Kernen), Emer, Einkorn, Gemengen aus vorgenannten Getreidear en, auch mit Gerste, zur menschlichen Ernährung geeignet, Hafer und Mischfrucht, sofern sich in den beiden letztgenannten Getreidearten Hafer befindet; sämtliche bei den Unternehmern landwirtschaftlicher Betriebe (Selbstversorger) vorhandenen Vorräte an Mehl, Mehlgemische und Schrotmehl, sofern sie zur menschlichen Ernährung geeignet sind; die vom Kommunaloerband bereits an Bäcker, Konditoren und Händler abgegebenen und am 16. November noch vorhandenen Vorräte; die Vorräte, die sich im Gewahrsam des Kommunalverbands befinden.
Anzeigepflichtig sind die verfügungsberechtigten Betriebsinhaber oder deren Vertreter (Ehefrauen der ausmarschierten Beiriebsinhaber); das in der Mühle befindliche Getreide oder Mehl hat also der Eigentümer, nicht der Müller anzuzeigen. Anzuzeigen sind alle Vorräte, auch Saatgut. Die Vorräte an Gelreide sind getrennt nach gedroschenem und ungedroschenem Getreide anzugeben. Die Vorräte an gedroschenem Getreide und an Mehl sind durch Wägen genau festzustellen und in Zentnern und Pfunden anzugeben. Statt des Wägens kann das Gewicht auch durch Messt« festgesteüt werden. Es empfiehlt sich bei größeren Vorräten, daß die Anzeigepflichtigen die Vorratsmengen alsbald feststellen; Zugänge oder Abgänge an den Vorräten bis zum Erhebungslag sind dann bei der Anmeldung zuzuschlagen oder abzuziehen. Die Vorräte an ungedroschenem Gelreide sind nach dem Körnererlrag so genau als möglich zu schätzen und in Zentnern anzugeben. Dinkel ist nach seinem Ertrag in Kernen, wobei 100 Pfund Dinkel — 70 Pfund Kernen zu rechnen sind, auszudrücken. Unrichtige oder unvollständige Anzeige kann mit Gefängnis bis zu S Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 10 000 Mark bestraft werden; die Vorräte die verschwiegen sind, können im Urteil als dem Staat verfallen erkläre werden.
Bekanntmachung bete. Marktverbot.
Der am II. ds Mts. in Horb fällige Viehmarkt ist wegen der z. Zt. herrschenden Maul- und Klauenseuche vom K. Oberamt Horb verboten worden. Dagegen wird die Abhaltung des Krämermarkis gestattet.
Landesnachrichten.
Kltenrleig, 10. November ISIS.
Die württ. Verlustliste Nr. 3VV
betrifft das Gren.-Regt. Nr. 119, die Inf.-Regimenter Nr. 120 und 127, die Res.-Jnf.-Regimenter Nr. 121, 246, 247 und 248, das Landw.-Jnf.-Regt. Nr. 121, die Feldartill.-Regimenter Nr. 13 und 49, das Res.- Feldartill.-Regt. Nr. 26.
, Die Liste enthält u. a. folgende Namen: Gefr. Johs. Frey, Huzenbach, ins. Verw. gest. Adam Schaible, Sim- ! mersfeld, gef. Karl Stoll, Fünfbronn, gef. Feldw. Ehr. Dengler, Ebhausen, ins. Verw. gest. Uiffz. Georg Klaiber, Enzklösterle, l.'verw. Utffz. Bernhard Morlock, Baiersbronn, gef. Friedr. Hofer, Aach, gef. Georg Schmieder, Freudenstadt, gef. — Chr. Kienzle, Gündringen, zuerst verw., dann verm. (V.-L. 264), gef. Utffz. Eugen Henne, Nagold, bish. schw. verw., gest.
* DaS Eiserne Kreuz hat erhalten Unteroffizier Wilhelm Bruder, Sohn des Maurermeisters Bruder in Freudenstadt.
* Mit der Silberne« Militärverdienstmedaille wurde» ausgezeichnet: Wehrmann Gottfried Jäckle, Bauer in Egenhausen; Musketier Michael Gauß, Holzhauer in Enztal und JakobRetttschler, Sohn des Straßen- warts Rentschler in Pfalzgrasenweiler.
* Ein schwerer Jagdvnsall ereignete sich gestern Nachmittag auf der den Jagdpächtern Kämmerer und Keßler von Ebhausen gehörigen Walddorfer Jagd, oberhalb der Gerberäcker, in der Nähe der hiesigen Stadt. Den obengenannte« Jagdpächtern hatte sich zu einer Treibjagd auch Fabrikant Pfeifle von Ebhausen angeschloffen, welcher zum erstenmal zur Jagd ging. Er wollte einem angeschofs enen Reh mit seinem Gewehrkolben den Rest geben, das Gewehr entlud sich und die ganze Schrotladung ging Pfeifle in den Bauch und verletzte ihn schwer. Der rasch herbeigerufene hiesige Arzt brachte den Schwerverletzten mit seinem Auto nach Nagold ins dortige Bezirkskrankenhaus, aber schon im Hof desselben starb Pfeifle an innerer Verblutung. Eine Witwe und ein Töchterchen trauern um den aus so erschütternde Weise ums Leben gekommenen Mann, der ein Bild blühender Gesundheit war. Mit Fabrikant Pfeifle ist ein tüchtiger Geschäftsmann, ein lebensfroher, allgemein beliebter Mann dahingegangen, dessen Hinscheiden in wetten Kreisen Trauer und Mitgefühl Hervorrufen wird.
* Rohrdorf, 9. Nov. Ein hiesiges Mädchen verlobte sich mit einem nordd. Kriegsinvaliden, der längere Zeit im Lazarett in Nagold war und der im Krieg beide Beine verloren hat.
WTB. Stuttgart, 8. Nov. Vor einiger Zeit erschien im „Filderboten" in Möhringen eine Anzeige, worin „mehrere Möhringer Kraulbauern" zur Zurückhaltung der vorhandmen Krautvorräie aufforderten. Das stellv. Generalkommando hat den Aufgeber der Anzeige ermittelt und die Angelegenheit zur wetteren Behandlung der K. Staatsanwaltschaft übergeben. .
— Jugendwehr. Vom K. Stellvertretenden Generalkommando ist vor einiger Zeit angeordnet worden, daß in die Truppenstammrollen eingetragen wird, ob die Mannschaften, die bei den Ersatz- und Landsturm- trnppenteilen und Formationen eingestellt werden, der Jugendweh-r angehört haben oder nicht und welche besonderen Fähigkeiten in den von den Jugendwehrmitgliedern beigebrachten Bescheinigungen vermerkt sind. Die beim stellv. Generalkommando eingelaufenen Berichte der Truppenteile sprechen sich einstimmig über das von der Jugendwehr Geleistete durchaus anerkennend aus. So berichtet ein Landsturm-Rekrutendepot: „Tie jungen Leute, die der Jugendwehr angehört haben, und eine Bescheinigung darüber besitzen, waren durch die Jugendwehr im Exerzieren und Schützcndienst gut vorgebildet, so daß ihre Ausbildung hierin in kurzer Zeit beendet werden konnte. Ganz besonders machte sich die Vorbildung beim Patrouillendienst bemerkbar. Tie Leute zeigten sich durchweg gewandt in ihrem Benehmen und in der Ausnützung des Geländes. Tie Ausbildung-der Leute wurde durch die militärische Vorbereitung der Jugendwehr wesentlich erleichtert und beschleunigt, so daß ihnen allen die Vergünstigung einer Abkürzung der Ausbildungszeit gewährt werden konnte." Wie bei diesem konnten auch bei andern Depots die früheren Jugendwehrmitglieder mit Rücksicht auf ihre raschere Ausbildung für einige Zeit beurlaubt werden. Die Hebungen der Jugendwehr wurden während der Erntearbeiten und . Schulferien eingeschränkt und unterbrochen. Sie werden aber wieder mit frischer Kraft ausgenommen werden. Es kann allen jungen Leuten vom vollendeten 16.
. Lebensjahr an und den unausgebildeten LanHürrmpflich- tigen, für die meist besondere Abteilungen bestehen, im Interesse des Heeres wie in ihrem ergenen Interesse nur dringend geraten werden, in den Hebungen kort-m- fahrey oder sich neu für sie anzumelden.
(--) Cannstatt, 9. Nov. (Messerheld!) Gestern abend wurde ein verheirateter Werkführer in einer Wirtschaft in der Fischergasse hier nach vorangegangenem Wortwechsel von einem Unbekannten durch Messerstiche erheblich verletzt. Er wurde ins hiesige Krankenhaus verbracht.
(-) Heilbronn, 9. Nov. (Stiftung.) Für die Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen hat u. a. Fabrikant Ernst Meyer hier 5000 Mark gestiftet.
(-0 Heilbronn, 9. Nov. (Hoher Herbstertrag.) Unsere Nachbargemeinde Sontheim hat in diesem Jahr 1387 Hektl. Wein geerntet im Werte von 116121 Mark. Das ist ein lange nicht mehr verzeichneter Ertrag.
(-) Aalen, 9. Nov. (Eisenbahnunfall.) Gestern abend 6»/t Uhr ist der von Aalen kommende Personenzug 603 bei der Einfahrt in die Station Lauch«
' heim auf den Schluß des Güterzugs Aalen-Nördlingen infolge unrichtiger Weichenstellung 'aufgefahren. Zwei Reisende wurden leicht verletzt; Sachschaden ist nicht unerheblich. Keine Betriebsstörung.
(-) Jsny, 9. Nov. (Unsauberes Gewerbe.) Auf dem hiesigen Bahnhof wurden schon verschiedene Sachen gestohlen, ohne daß man die Diebe erwisch m konnte. Dieser Tage hatte ein solcher Dieb die Frechheit, während drei Beamte mit Rangieren beschäftigt waren, sein dunkles Handwerk auszuführen. Er löste von einem geschlossenen Wagen die Plomben und suchte sich einen Sack Mehl heraus. Als der Dieb diesen fortschcifsen wollte, wurde er bemerkt. Es ließ den Sack Mehl fallen und nahm ReißauS, so daß er nicht gefaßt werde« konnte.