sprachen. Aus den Untersuchungen ergab sich, daß zwischen beiden Regierungen vollste Uebereinstimmung herrscht.
Eine Drastische englische Maßregel.
WTB. London, 8. Nov. (Reuter.) Die Beschlagnahme des „Globe" ist die drastischste Maßregel, die seit Beginn des Krieges gegen eine Zeitung unternommen worden ist. Es ist kein Grund dafür angegeben, aber man glaubt, daß sie wegen der Meldung des Globe vom Freitag erfolgt ist, daß Kitchener sein Amt Liedergelegt habe und weil das Blatt ain Samstag Meldungen mit der Ueberschrift „Kitchener und die Politiker. Bestätigung der Meldung des Globe." verbreiten ließ. Die Polizei ging sehr gründlich vor. beschlagnahmte alle Nummern vom Freitag und Samstag, schnitt die elektrische Leitung für die Druckmaschine durch und nahm die Sterotypierplatten mit. Verhaftet wurde niemand.
Unerfüllte Vierverbards-Wünsche.
. ' WTB. Bern, 8. Nov. Der Pariser Berichterstatter des „Secolo" hebt bei einer Betrachtung über die Bedingung des Endsieges des Vierverbandes hervor, daß die Versuche, die deutschen Linien im Artois zu durchbrechen, ihren Zweck nicht erreicht Hätten, daß die italienische Offensive nicht alle Wün- We des Oberkommandos erfüllt habe und daß der erste Teil der Balkanpartie für den Vierverband bereits verloren sei. Der Berichterstatter glaubt, daß diese Lage von dem sehr eigenartigen Charakter des gegenwärtigen Krieges abhänge und ist davon überzeugt, daß die französische und deutsche Defensivorganisatwn derartig vollkommen sei, daß jeglicher Bewegungskrieg unmöglich gemacht werde. Die Allierten müßten heute ihre Hoffnung darauf setzen, den großen Schlag der Deutschen in eine unheilbare deutsche Niederlage zu verwandeln.
Gewalttätige Verhinderung der Auswanderung.
WTB. London, 8. Nov. (Reuter.) Die Cunard- linie teilte gestern mit, daß sie keine englischen Reisenden annehmen könne, die in militärpflich - tigem Alter stehen. Diese Verfügung gab Anlaß zu aufgeregten Szenen in Liverpool, als irische Auswanderer, die im Begriffe waren abzureisen, an Bord des Dampfers „Saxonia" gehen wollten. Ti? An- werbungsaaenten begannen ihre Arbeit. Me Volksmenge pfiff die Irländer aus. Die Heizer der „Saxonia" Fingen an Land und erklärten den Beamten der Cunard- linie, daß sie sich weigern würden, zu fahren, wenn die Irländer Erlaubnis bekämen, an Bord zu gehen. Die Gesellschaft weigerte sich schließlich, die Irländer mitzunehmen.
Der Inhalt der amerikanische« Note an England.
WTB. London, 8. Nov. (Reuter.) IN der amerikanischen Note an England wegen der Behinderung des amerikanischen Handels durch die englische Blockade wird England das Recht streitig gemacht, Güter, die für neutrale Länder bestimmt sind, und Schiffe auf den bloßen Verdacht hin, daß sie Bannware führen, in Beschlag zu nehmen. In der Note wird in Abrede gestellt, daß die britische Blockade effektiv sei und erklärt, daß die Vereinigten Staaten die Aufgabe übernommen hätten, für die Rechte der Neutralen einzutreten.
Versenkt.
WTB. London, 8. Nov. Lloyds melden: Der Dampfer Woolwich aus London ist versenkt worden. Die Besatzung ist gerettet.
Der neue Bankdirektor.
Erzählung von R. Ortmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Sie zauderte eine Sekunde lang» dann warf sie mit trotziger Bewegung den Kopf zurück und erwiderte: „Mögen Sie es denn in Gottes Namen wissen! Ihr Landsmann und vermeintlicher Freund Henninger ist es, der Sie Ihren Mördern auszuliefern beabsichtigt. Er kam in dieser Nacht zu meinem Vater, um ihm mitzuteilen, daß Sie bei ihm Zuflucht gesucht hätten. nachdem es Ihnen unbegreiflicherweise gelungen sei, aus dem Gefängnis zu entkommen, und er bestimmte ihn, Ihre Wiederverhaftung zu bewirken."
„Was? Welche Ungeheuerlichkeit haben Sie sich da ausgesonnen? Nein — nein! Nie und nimmer werde ich daran glauben!"
„Nur uns also halten Sie jeder Schlechtigkeit fähig, während Sie diesem Elenden, der uns zu Werkzeugen seiner Pläne zu machen wußte, ein unerschütterliches Vertrauen entgegenbringen? Wahrhaftig, wie klug ihr Deutschen sonst auch sein mögt, mit eurer Menschenkenntnis ist es recht kläglich bestellt."
Werner drückte die Hände gegen die Schläfen. Es war ihm, als ob alles um ihn zu schwanken und zu kreisen beginne. „Nein, es wäre nicht auszudenken," murmelte er, »es wäre ein Abgrund von Nichtswürdigkeit, den keine menschliche Vorstellung ermessen kann."
Um Isabella» Lippen zuckte es wie bitterer Holm. „Wenn die Wünsche Ihre» Freundes Erfüllung gefunden batten, so wären Sie bereits wieder in Ihrer Kerkerzelle oder Sie hätten vielleicht auch schon aufgehört zu atmen. Er bestand darauf, daß Sie noch während der Nacht frstgenommen würden, weil er seiner Sach« unbedingt sicher sein wollte. Nur dem glücklichen Umstand, daß es meinem ' Vater an persönlichem Mut gebrach, sich vor Tagesanbruch hinauszuwagen, haben Sie den Aufschub zu danken."
Sie wädnte, ihn von der Wahrheit ihrer Mitteilungen Lberzeugt zu haben, aber sie mußte erkennen, daß es ihr noch imm« nicht gelungen war.
Die Lage im Osten.
WTB. Wien, 8. Nov. Amtlich wird verlautbart vvm 8. Nov. 1915 mittags:
Russischer Kriegsschauplatz: Bei Sapa- now an der Jkwa, am Kormin-Bach und westlich von Czartorysk wurden russische Angriffe abgeschlagen. Sonst! nichts Neues.
Der Krieg mit Serbien.
WTB. Wien, 8. Nov. Amtlich wird Verlautbart vom 8. Nov. 1915 mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Die beiderseits des Morawica-Tales vordringenden österreichischungarischen Kolonnen warfen den Feind aus seinen Höhenstellungen nördlich von Jwanjica. Die deutschen Truppen der Armee des Generals der Infanterie von Koeveß kämpfen aus den Höhen südlich von Kralje- v o. Flußabwärts, bei Trstenik haben sich unsere Streitkräfte den Uebergang über die hochgehende Morawa erkämpft. Krusevac und die Höhen östlich davon sind in der Hand des Generals von Gallwitz. Die bulgarische Armee gewinnt in erfolgreichen Fortschritten die Ausgänge in das Becken von Leskovac.
Zwei engl. Divisionen nach der bulgarischen Front unterwegs.
WTB. Paris, 8. Nov. „Petit Parisien" meldet aus Athen: Der englische Gesandte in Athen meldet, daß zwei englische Divisionen nach der bulgarischen Front unterwegs sind. Andere Kontingente sollen folgen. — Ferner wird gemeldet, daß die Allierten täglich 15—18 Eisenbahnzüge mit Truppen von Saloniki an die Front abgehen lassen können.
Schwierigkeiten für das franz. Expeditionskorps in Süd-Mazedonien.
WTB. Paris, 8. Nov. Blättermeldungen aus Saloniki zufolge ist die Bewegung des Expeditionskorps in Süd-Mazedonien infolge des Mangels an Eisenbahnen und Straßen äußerst langsam. Die Hilfsquellen des Landes seien außerdem durch die Balkankriege erschöpft. Man begegne immer wieder unerwarteten Schwierigkeiten. Kürzlich hätten die Franzosen, da keine Pferde vorhanden waren, ihre Batterien mit Büffeln in Stellung bringen müssen. Ferner sei die Witterung äußerst ungünstig. Alle Straßen und Wege seien von den letzten Regengüssen aufgeweicht und grmrdlos geworden.
Abreise des russ. Gesandten ans Sofia.
WTB. Sofia, 8. 'Nov. (Bnlg. Tel.-Ag.) Ter russische Gesandte Sawinsky ist gestern vormittag 10 Uhr mittelst Sonderzngs abgereist. Der Adjutant des Königs, General Markow, begleitete Sawinsky bis zur Grenzstation Rustschuk. Am Vorabend der Abreise hatte Sawinsky den Besuch des Königs Ferdinand erhalten.
Die Meldung vom Falle der Festung Risch.
WTB. Sofia, 8. Nov. (Bnlg. Tel.-Ag.) Aus Anlaß des Falles der Festung Nisch telegraphierte Generalissimus Schekow an König Ferdinand: Jcki bin überaus glücklich, Eurer Majestät berichten zu könnest- daß heute um 3 Uhr nachmittags die Festung Nisch, ein befestigter Platz erster Ordnung, unter den Schlägen der siegreichen. Eurer Majestät unerschütterlich ergebenen Truppen unserer ersten Armee gefallen ist. Nach dreitägigen hartnäckigen Kämpfen gehört nun die Stadt Nisch für immer zum bulgarischen Königreich und wird die Krone unseres verehrten obersten Führers schmücken.
Der König erwiderte: Ich beglückwünsche Sie auf das Wärmste zum Fall« von Nisch, der HochbuyL
^ „Am an eine so unerhörte Schändlichkeit zu glauben, müßte ich vor allem imstande fein, sie mir zu erklären," sagte er. „Henninger hat so wenig einen Grund, mich zu hassen, als mein Tod ihm Nutzen bringen könnte. Erst wenn Sie mir zuvor bewiesen haben, daß er den Verstand verloren, werde ich ihn des Verbrechens fähig halten, dessen Sie ihn anklagen."
Unten auf der Straße wurde der Klang von Schritten und von lauten Menschenstimmen vernehmlich. Isabella flog zum Fenster und schob den Vorhang ein wenig beiseite.
„Dem Himmel sei Dank, es sind keine Soldaten," sagte sie aufatmend. „Aber wenn Ihr Leben nicht jeden Wert für Sie verloren hat, so lassen Sie uns nicht untätig hier verweilen, bis sie kommen."
Sie hatte den eindringlichsten Ton angeschlagen, besten sie fähig war, und doch blieb ihr ungestümes Mahnen noch immer vergeblich.
„Sie wollen einer Antwort ausweichen — ich sehe es wohl. Aber es bedarf deren auch nicht. Henninger mag sich einer für mich verhängnisvollen Unvorsichtigkeit schuldig gemacht haben, als er Ihnen meinen Aufenthalt verriet; solange aber die Aufforderung, diese Zufluchtsstätte mit einer anderen zu vertauschen, nur von Ihnen oder einem der Ihrigen ausgeht, werde ich mich hier immer noch am sichersten fühlen."
„Sie wollen also durchaus, daß ich die kostbare Zeit damit vergeude. Ihnen eine Erklärung fist die schurkischen Anschläge dieses Menschen zu geben ? Wohl, wenn Sie denn nicht anders zu überzeugen sind, so mag es darum sein."
Und in kurzen, hastig heroorgestoßenen Worten, jeden Versuch einer Unterbrechung beinahe heftig zurückweisend, sagt« sie ihm alles, was sie über Henninger wußte, und was sie über ihn vermutete. Es war, als sei plötzlich ein leidenschaftliches Verlangen über sie gekommen, rückhaltlos zu offenbaren was sie noch vor kurzem vor keinem anderen so ängstlich als Geheimnis gehütet haben würde, wie gerade vor dem Manne, dem sie es jetzt preisgab.
Bon dem brennenden Ehrgeiz beseelt, als erster Leiter an dieSpitze des Bankinstituts zu gelangen, dem erangehärte, war Henninger von jeher ein erbitterter, haßerfüllter Feind derjenigen gewesen, die man ihm zu Vorgesetzten gegeben. Aber er hatte diesen Haß allezeit hinter einem ruhig bescheidenen, fast demütigen Wesen verborgen und aeduldio ae»artet. bis idm der reckte Reitvuntt für
Von Treulosigkeit und Lüge. Gott segne die Truppen.
Der Kaiser an die Eroberer von Kragujevae.
G.K.G. Berlin, 8. Nov. Aus dem Felde wird unter dem 6. Nov. den Berliner Blättern berichtet: In Anerkennung der wirklich außerordentlichen Leistungen der bei dem Vormarsch aus der großen Straße Kragu- jewac nach dem Morawntal kämpfenden Truppen wurde vom deutschen Kaiser an den Führer des Armeekorps folgendes Telegramm gerichtet:
Die Einnahme von Kragujevae durch branden- burgische, hessische und württembergische Trutz- pen ist ein schöner Lohn der vortrefflichen Leistungen der unter Ihrer bewährten Führung stehenden Verbände. Ich spreche Ihnen hierzu meine volle Anerkennung aus. Wilhelm I. kl.
Diese kaiserliche Anerkennung wurde vom Korps kommandeur den Truppen mit folgendem Korpsbefehl bekannt gegeben:
Ich spreche den Herren Divisionskommandeuren und Offizieren des Generalstabes und sämtlichen fechtenden Truppen, sowie Kolonnen und Trains des Armeekorps meine Glückwünsche zu dieser allerhöchsten Anerkennung aus. Sie soll uns ein neuer Ansporn sein, unter Anspannung aller Kräfte vorwärts zu gehen, bis der Feind ganz niedergerungen fit.
Dieser Befehl wurde von den Truppen mit großem Beifall ausgenommen.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 8. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 8. Nov. 1915 mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Die Rühe an der Südwestfront hielt im allgemeinen auch gestern an. Im Nordabschnitt der Hochfläche von Doberdo hatten unsere Truppen wieder einzelne Vorstöße des Feindes abzuweisen. Um den Col di Lana wurde heftig gekämpft. Nachmittags fiel die Spitze des Berges in die Hand der Italiener; abends wurde sie von unseren Truppen durch einen Gegenangriff zurückgewonnen. Die feindliche Artillerie hat das Feuer auf die Südfront von Riva eröffnet.
Die Sondermission des Generals Gonraud.
WTB. Bern, 8. Nov. Zu der Sondermission des Generals Gouraud nach Rom schreibt der Pariser Berichterstatter des „Seoclo", daß man ihr in Paris eine Bedeutung beimesse, die weit über die Grenzen des Höflichkeitsbesuches hinausgehen. Gonrand sei einer der besten französischen Kolonialoffiziere und besonders erfahren in militärischen Expeditionen.
Die Balkanlage.
Sehr wohlwollende Neutralität gegen den Vierverband.
WTB. Athen, 8. Nov. Ministerpräsident Sku- ludis hat eine Unterredung mit dem Athener Berichterstatter der „Times" gehabt, in der er sagte, er beabsichtige gegenüber den Mächten des Vierverbandes eine Haltung sehr wohlwollender Neutralität einzunehmen.
Der neue griechische Ministerpräsident Sku.ludi.sj ist ein Mann von 80 Jahren. Er steht dem politischen Parteigetriebe seit langem fern. Seine politischen Anschauungen decken sich ungefähr mit denen von RHaitis und Trikupis. Er trat als junger, sehr begüterter Mann in die Diplomatie ein. Seine politische Laufbahn beschloß er vor ungefähr vier Dezennien als Ge-
Lie Ausführung seiner Pläne gekommen schien. In Manuel del Vasco, dessen zerrüttete Vermögensverhältniffe er auf das genaueste kannte, hatte er ein geeignetes Werkzeug zu finden geglaubt. Er hatte seine Berufung zum Syndikus der La-Plata-Bank durchgesetzt, obwohl er wußte, daß del Vasco ein ruinierter Börsenspekulant un'' ein leichtsinniger Spieler war, der es nur noch durch die gewagtesten Manöver ermöglichte, sein ausschweifendes Leben fortzusetzen und den Ansprüchen seiner verschwenderischen Gattin zu genügen.
Und er hatte sich in der erhofften Willfährigkeit dieses Mannes nicht getäuscht. Der ehemalige Rechtsanwalt besaß das weiteste Gewissen, und für die Aussicht auf die Befreiung aus seinen drückenden Verlegenheiten war er unbedenklich bereit, nicht nur die eigene Ehre, sondern auch die seines Kindes zu opfern. Wenn Isabella die Wahrheit sprach, so hatte man sie nicht von Anfang an in den abscheulichen Plan eingeweiht. Ihre Eltern hatten sie nur gebeten, den Direktor Strahlendors bei seinen Besuchen recht freundlich und liebenswürdig zu behandeln, und sie hatte sich dabei, wie sie sagte, nichts Besonderes gedacht, weil sie daran gewöhnt war, daß man ihr in bezug auf diese oder jene einflußreiche Persönlichkeit, deren Gunst man gerade gewinnen wollte, derartige Winke gab.
Erst als das Benehmen des Bankdirektors erkennen ließ, daß er das Spiel ernst nahm, und als sie sich darüber bei ihrer Mutter beklagte, wurde ihr eine volle Aufklärung zuteil. Nichts Geringeres als die Ehre und die Existenz ihres Vaters sollten d> i abhängen, daß sie den betörten Deutschen in seinem Wahn erhielt — in dem Wahn, von ihr geliebt zu werden, und daß sie ihn fester und fester umgarnte.
„Es ist also volle Wahrheit?" rief Werner entsetzt. „Und einen so schändlichen Auftrag vermochten Sie zu übernehmen?"
„Machen Sie mir jetzt keine Vorwürfe — es ist wahrlich nicht Zeit dazu! Ich ahne nicht, wer Sie über die Ursache von Strahlendorfs Selbstmord unterrichtet haben mag, aber ich weiß aus den Mitteilungen meiner Eltern, daß Sie sie kennen. Er hatte sich meinem Vater zuliebe allerlei Pflichtwidrigkeiten und vielleicht noch Schlimmeres zuschulden kommen lasten. Und als ich ihm auf Henninger» Befehl unser heimliches Verlöbnis auskündlgen mußte, als