Eine brenzliche Anfrage im engl Unterhaus.
WTB. London, 5. Nov. Sir I. D. Rees (Unionist) fragte 1. nach dem Namen der Direktoren des Niederländischen Over-Zee-Trust, 2. ob Ursache bestehe, anzunehmen, daß durch die Agentur der Newyorker Schiffahrtsgesellschaft deutsche Güter aus Rotterdam über Newyork Großbritannien erreichten. Lord R. Cecil gab die Namen an und sagte, die Direktoren seien führende Männer in der Welt des Handels und der Schiffahrt, meist Leiter der hauptsächlichsten holländischen Schifffahrtslinie, Banken und Handelsgesellschaften. Zur 2. Frage besitze er keine Informationen, werde aber gerne jede'Information, die Rees geben könne, untersuchen. Markham (Liberal) fragte, ob Cecil wisse, daß das Svn- dikat, das im Over-Iee-Trust das Kohlengeschäft erledige, ganz aus Leitern des Westfälischen Kohlensyndikats bestehe. Cecil sagte, er wisse nicht? darüber, wolle aber Erkundigungen einziehcu.
Die Lage im Osten.
WTB. Wien, 5. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 5. Nov. 1915 mittags:
Russischer Kriegsschauplatz: .Die Kämpfe um Sienikowce dauerten auch gestern den ganzen Tag über fort. Sie endigten mit der völligen Vertreibung der Russen aus dem Ort und von dem westlichen Strypaufcr. Der Feind ließ neuerlich 2000 Gefangene in unserer Hand. Die siebenbürgische Honvet- division, die durch vier Tage und vier Nächte ununterbrochen im Kampf stand, hat an der Wiedergewinnung aller unserer Stellungen hervorragendsten Anteil. Nördlich von Ko.marow am unteren Stry wurden einige russische Gräben genommen. Westlich von Ra- falowka brach der Feind in unsere Stellungen ein; ein Gegenangriff warf ihn zurück. Tie Kämpfe sind noch nicht abgeschlossen. Sonst im Nordosten an zahlreichen Teilen der Front erhöhte russische Artillerietätigkeit.
Wehrlose deutsche Gefangene von Kosaken niedergemacht.
WTB. Berlin, 5. Nov. Eine russische Meldung, die in deutsche Hände gefallen ist, lautet in Ueber- setzung wie folgt:
Kommandeur der !I. Brigade, Baron von Stempel. Mrotschi-Kawke. 8.—21. 7. 1915, 3,30 Uhr nachmittags:
Auf dem Wege Bahusy-Male-Napjorki wurde ich beim Heraustritt aus dem Walde durch feindliche Infanterie beschossen. Die zweite Sotnje unter Sot- nik Tjurin und die 4. Halbsotnfe unter Jessaul Pasch- kow attackierten und stießen bei Lachi Rasdjeluyja auf eine etwa 40 Mann starke Schützenlinie, die angegriffen wurde. Einige summiert abgeschickte Gefangene vom 175. Regiment wurden niedergemacht, da die sie begleitenden Kosaken, als sie das Geschrei ihrer Kameraden bei der Attacke hörten, es für nötig hielten, sich an der Attacke zu beteiligen und daher für nötig hielten, sich des Dienstes als Begleitmannschaft zu entledigen. Oberst Ma. . . .
Worauf gründen sich die Gerüchte vom Sturze Safonows.
WTB. Kopenhagen, 5. Nov. In Skandinavien ist keine Bestätigung der Reuternachricht über russische Ministerveränderungen eingetroffen. Reuter gab die Nachricht nach Paris und Rom weiter, jedoch nicht nach Kopenhagen oder Stockholm. Aus Anlaß der Meldung erkundigte sich „Berlingske Tidende" an hiesiger Stelle, wo erklärt wurde, daß nichts bekannt sei, was das Gerüche veranlaßt habe, auch nicht, daß Veränderungen im russischen Ministerium in Vorbereitung seien. Man habe überhaupt nichts gehört, was andeuten könnte, daß eine derartige Veränderung der Regierung bevorsteht. — Von anderer Seite erfährt „Berlingske Tidende", die Gerüchte seien anscheinend darauf begründet, daß Sasonow nicht mehr die Gunst des Zaren genieße. Dies wird daraus geschlossen, daß er keine Einladung erhalten habe, den Zaren an der Front zu besuchen. — Nach Stockhomelr Gerüchten soll Goremy- kin nach der letzten Reise beim Zaren ein Abschiedsgesuch Safonows veranlaßt, jedenfalls aber erhWten haben. Die Presse scheint jedoch an die Richtigkeit der Reutermeldung zu glauben. „National Tidende" begründet diese Vermutung mit der Tatsache, daß die Nachricht unmittelbar nach der Rückkehr des Zaren von der Front nach Zarskoje Selo verbreitet wurde. „Berlingske Tidende" bemerkt: Es herrsche unzweifelhaft in der inneren russischen Politik eine Gärung, die Ueberraschungen Hervorrufen kann. '
Der Krieg mit Serbien.
WTB. Wien, 5. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 5. Nov. 1915 mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz : Unsere im Orjen-Gebiet kämpfenden Truppen erstürmten gestern im umfassenden Angriff den westlich von Prahowo ausragenden Berg Mizi Motika, versprengten die montenegrinische Besatzung und machten einen großen Teil derselben zu Gefangenen. Auch östlich von Trebinje wurden mehrere Grenzhöhen genommen. Südlich von Astovac räumten vorgeschobene Abteilungen vor überlegenem Gegner einige auf feindlichem Boden befindliche Stellungen. Die Armee des Generals von Köveß drängt die Serben bei Arilje und südlich von C'acak ins Gebirge zurück. Die deutschen Truppen dieser Arme« nähern sich Kraljevo. Die über die Höhen östlich des Gru- za-Tales vorgehenden österreichisch-ungarischen Truppen warfen feindliche Nachhuten. Die Arme? des Generals von Gallwitz ist in Paracin eingerückt. Auch das Vordringen der bulgarischen ersten Armee macht Fortschritte.
Heftiger Kampf zwischen Serben und Bulgare«.
' WTB. London/ 5. Nov. Das Reutersche Bureau meldet auS Saloniki von: 3. November: Ein heftiger Kampf zwischen Serben und Bulgaren am Ba- bnnapasse, der den Weg nach Prrlep und Mona- stir schützt, ist im Ganges Das Artillerieduell zwischen den Franzosen und den Bulgaren bei Valandovo und in der Gegend von Strumitza hat fast den ganzen Tag gedauert.
Rumäniens Wacht an der Donau.
WTB. Bukarest, 5. Nov. (Wiener Korr.-Bureau.) Halbamtlich wird gemeldet: Infolge der Besetzung des serbischen Donau ufers durch deutsche und österreichisch-ungarische Truppen, haben die rumänischen Behörden die nötigen Maßregeln ergriffen, um die mit Waffen und Munition für Serbien beladenen unter russischer Flagge fahrenden Schiffe in rumänische Häfen zu bringen und zu entwaffn en, wenn sie sich in rumänische Gewässer der Donau geflüchtet haben.
Ein zweites Franzofenlager in Saloniki.
WTB. Budapest, 5. Nov. Der Pester Lloyd meldet: Die ist Saloniki gelandeten Franzosen haben nun ein zweites Lager angelegt und zwar in der Nähe des kleinen Kaps Kara Burun, das sich vor die Bucht von Sedes schiebt. Es hat somit den Anschein,
! als lege man auf ein Lager in nächster Nähe des Meeres Gewicht, oder daß man den Zweck verfolgt, Saloniki noch mehr einzukreisen, als es jetzt schon der Fall ist. Jedenfalls ist das neue Lager vom gesundheitlichen Gesichtspunkt aus besser gewählt, als bei Sestinlik. Gleich daneben befindet sich ein Komplex griechischer Artillerie- und Kavalleriekasernen. Auf der Höhe steht die einst von Abdul Hamid bewohnte ehemalige Billa Allatini. Die Alliierten haben bisher einen großen Teil der gelandeten Truppen für Serbien abgegeben.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien. 5. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 5. Nov. 1915 mittags:
Italienischer Kriegsschauplatz: Der gestrige Tag verlief auch im Görzischen ruhig. Nachmittags standen einzelne Abschnitte des Brückenkopfes von Görz und der Nordteil der Hochfläche von Doberdo unter heftigem Geschützfeuer. Vereinzelte Vorstöße der Italiener brachen in unserem Feuer zusammen. Nachts wurden zwei feindliche Angriffe auf Zagora abgeschlagen. Ein italienisches Lenkluftschiff warf wieder über Miramare Bomben ab.
Der türkische Krieg.
WTB. Konstantinopel, 5. Nov. Das Hauptquartier teilt mit: Auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen ist keine erwähnenswerte "Veränderung eingetreten.
Ein deutscher Borschutz von 6 Mill. Wund an die Türkei.
WTB. Konstantinopel, 5. Nov. Das Amtsblatt veröffentlicht die von der Kammer angenommenen Gesetze, durch die die Regierung ermächtigt wird, mit der deutschen Regierung ein Abkommen betreffend einen Vorschuß von 6 Millionen Pfund abzuschließen, der von der deutschen Regierung gewährt wird, und durch die ferner der Finanzminister zur Ausgabe von Kassenscheinen im Betrage von 6 Millionen Pfund ermächtigt wird, deren Gegenwart vollständig in Schatzscheinen der deutschen Regierung hinterlegt wird, die der Verwaltung der osmanischen Staatsschuld übergeben worden sinvi Tie Kassenscheine werden Zwangskurs haben und in Konstantinopel ein Jahr nach Abschluß des Friedens rückzahlbar sein. , , > t >
Neues vom Tage.
Der bulgarische Finanzminister in Berlin.
WTB. Berlin, 5. Nov. Ter bulgarische Finanz- minister D r. Tontschew und der Direktor der bulgarischen Staatsschuldenverwaltung, Tr. Stojanoff, trafen, aus Wien kommend, heute vormittag auf dem Anhalter Bahnhof hier ein. Zum Empfang hatten sich der bulgarische Gesandte Rizow mit dem Gesandtschaftspersonal und der bulgarische Konsul Mandelbaum eingefunden. -
Festsetzung von Höchstpreisen für Schlachtschweine.
WTB. Berlin, 5. Nov. In der Bundesratsverordnung über die Regelung der Preise für Schlachtschweine und Schweinefleisch sind mit Wirkung vom 12. November die Höchstpreise für 50 Kilogramm Lebendgewicht nach den Abstufungen für Schweine im Lebendgewicht 1. über 80—100 Kilogramm, 2. über 60 bis 80 Kilogramm, 3. unter 60 Kilogramm, 4. Sauen, wie folgt festgesetzt: 108, 93, 79, 103 Mark.
Landesnachrichten.
KIte»rtelg, 6. November ISIS.
Die württ. Verlustliste Nr. SS7
betrifft das Res.-Jns.-Regt. Nr. 122.
Die Liste enthüll u. a. folgende Namen: Utffz. Georg Schulz, Calw, verm. San.-Ulffz. Adolf Heller, Nagold, in Gefgsch. Gefr. Tamb. Jakob Waidelich, Simmersseld, in Gefgsch. Eugen Gaffer Salzstetten, verw. Martin Schnaible, Martinsmoos, in Gefgsch. Tamb. Jakob Walz, Zavelstein, verm. Martin Schwämmle, Oberkollbach, l. verw. Ludw.
Rivinius Gültlingen, ins. Verw. gesi. Johs. Röhm II, Sulz, Nagold, l. verw. August Zink, Obertalheim, 'verw. — Wilh. Kaupp, Haiterbach, bish. verm., in Gefgsch. Gg. Schenk, Freudenstadt, bish. schw. verw., gest.
' Das Ergebnis der letzten (6.) hilfigen Sammlung für das Rote Kreuz ist insgesamt Mk. 882.45. Es ist dies wieder ein sehr schönes Resultat. In der Folge sollen je 3 Sammlungen zusammen in der Zeitung quittiert werden.
- Calw, 5. Nov. Die Stadt hat mit dem Bezug von KühlhauZeiern von der Nahrungsmittelsürsorge in Stuttgart gute Erfahrungen gemacht. Die Eier waren sehr schön und gingen in den fünf Verkaufsstellen rasch ab. Der Gemeinderat hat deshalb einen weiteren Eiereinkauf beschlossen, zumal der Preis der städtischen Eier mit 17 Pfg. das Stück sofort preisregulierend auf die Landeier wirkte, Vom 1. Nov. an kostet das Liter Milch bei den Milchhändlern 22 Psg. Der Gemeinderat spricht sich einmütig gegen diese starke Preissteigerung aus und behält sich geeignete Schritte vor. Die Stadt hat bis jetzt 1000 Ztr. Kartoffeln bestellt; da aber die Nachfrage noch eine große ist, werden weitere 2 Wagen nachbestellt.
' Calw, 5. Nov. (Städtische Kriegsfürsorge.) Die am 3. Nov. veranstaltete Sammlung von Seiten der Stadt hat das erfreuliche Ergebws von 1598,30 Mk. gehabt. Davon wurden der städt. Familienunterstützung 1168.55 Mk. überwiesen und dem Roten Kreuz 429,75 Mark.
(-) Stuttgart, 5. Nov. (Weihnach ts me f) e.p Vom 19. bis zum 21. November findet im Kunstgebäuda! eine Ausstellung und ein Verkauf der von Verwundeten gearbeiteten Gegenstände statt, von denen viele einen gewissen Kunstwert besitzen. Auch praktische Tinge sind dort zu haben, alles aber dient dem Zwecke der Fürsorge für unsere Verwundeten. Weihnachten ist nicht mehr allzu fern und so hofft manches Lazarett, aus seinem Erlös einen Ueberschuß für den Berwundeten- christtag zu erzielen. Ter Umstand, daß alle zum Verkauf angebotenen Sachen gut und preiswert sind, vor allem aber der unnachahmliche Stimmungsgehalt, der solchen Langeweile- und Sorgenvertreibern" anhaftet und ihnen einen besonderen Reiz verleiht, verspricht einen regen Zuspruch der Wintermesse und ein ebenso gutes Gelingen, wie die Sonnnerausstellung im Landesgewerbemuseum.
(-) Stuttgart, 5. Nov. (Schwindelhaftes Treiben.) Nach Mitteilung des Polizeipräsidiums Frankfurt a. M. ist in Bommersheim, Kr. Homburg, im Juli d. I. ein sogenannter Verband zur Abwehr feindlicher Handels-Angriffe und zur Förderung des Deutschtums gegründet worden mit dem Namen „Deutsche Wacht". Dieser sogenannte „Verband" versendet Reklameschriften und Listen mit angeblich bezahlten Beiträgen und fordert zum Beitritt und zur Zahlung von Beiträgen auf. Ten Verbandsmitgliedern wird die Propaganda für ihre Erzeugnisse selbst überlassen, der Verband liefert ihnen nur Aufrufe und Reklamemarken und treibt nebenbei einen schwunghaften Handel mit Klebemarken. Ter „Verband" ist nichts als ein Erwerbs- geschäft eines Spekulanten unter dem Deckmantel der Wohlfahrtspflege. Vor dem Treiben des „Verbandes" warnt der heutige Polizeibericht.
(-) Cannstatt, 5. Nov. (Verschüttet.) Gestern nachmittag wurde in einer hiesigen Fabrik ein 19 Jahre alter italienischer Arbeiter von einrutschend ein Material verschüttet: er konnte erst nach fast 2i/zstün- diger Arbeit von der Feuerwache III als Leiche geborgen werden.
(-) Göppingen, 5. Nov. (Abermaliges Ver- sammlungsverbot.) Tie Ver. Gewerkschaften wollten am letzten Sonntag hier eine Versammlung, mit dem Thema Lebensmittelteuerung, abhalten. Vom Oberamt zunächst genehmigt, wurde sie aber wegen des Referenten Gottfr. Kinkel, eines Anhängers der Westmeyerianer, vom Generalkommando verboten. Jetzt hatte die sozialdemokratische Partei eine neue Versammlung auf kommenden Samstag mit dem Landtagsabgeordneten Pflüger einberufen, die ebenfalls vom Oberamt genehmigt, vom Generalkommando aber gestern verboten wurde mit der Begründung, man solle zunächst die Wirkung der von der Regierung zur Bekämpfung der Lebensmittelteuerung getroffenen Maßnahmen abwarten.
' (-) Baihinge» a. F., 5. Nov. (Wohltätigkeitskonzert.) Zugunsten der Vaihinger Verwundeten fand in der hiesigen Kirche ein gut besuchtes Konzert statt, in dessen Mittelpunkt Liedervorträge des Singchors der hiesigen Garnison und des Kirchenchors standen. Als Solisten stellten Musikdirektor Koch-Stuttgart (Orgel), die Landsturmleute Böhringer und Haller (Tenor bezw. Bariton) und der Feldwebel Bletzinger (Violine) ihre Kunst in den Dienst der guten Sache. Leiter der Veranstaltung war Hauptlehrer Schöll.
(-) Laupheim, 5. Nov. (Brandstiftung.) Einem Einwohner von Achstetten wurde ein im Freien stehender Heuschober angezündet. Als Brandstifter sind auswärtige schulpflichtige Knaben ermittelt.
Wetterbericht.
Tie Wetterlage bessert sich weiter. Für Sonntag und Montag ist mäßig kühles, meist trockenes, ober vielfach trübes Wetter zu erwarten.
Konkurse.
Nachlaß des am 9. Febr. 1915 gestorb. Adolf Württem- berger, Kaufmanns, Inh. der Firma Franz Glück, Metallwarenfabrik in Stuttgart-Berg. Werderstraße 4.