Earsons Kritik an der engl. Regierung.

WTB. London. 4. Noo. Carson sagte in seiner Rede: Wir stehen im 15. Monat des Krieges und geben täglich 5 Mil­lionen Pfund Sterling aus. Unsere Verluste betrugen eine halbe Million Mann. Der Kriegsschauplatz erweitert sich beständig und droht sich auf den Osten, auf die Lebensinteressen dies briti­schen Reiches auszudehnen. Wir sehen nach 15 Kriegsmonaten die Feinde im Besitze Belgiens, eines Te/iles von Frankreich und Polen. Sie drohen, binnen kurzem Serbien zu zermalmen. Unsere Truppen auf Gallipoli werden in Schach gehalten. Die dortigen Kämpfe verursachten zahllose Verluste durch Verwuu» düngen und Krankheiten. Das bedeutet eine schwere Gefahr. Man wird nichts durch den Versuch gewinnen, die Gefahr vor der Nation zu verkleinern. Das Parlament und die Nation wollen wissen, ob die Hilfsquellen im Innern und das Kriegs­material vorteilhaft verwendet werden, ob große Rechenfehler vermieden werden könnten und ob die Maschinerie der Regie­rung die zweckmäßigste und wirksamste für die Kriegführung ist. Die Nation ist sehr beunruhigt wegen der Vorgänge auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen. Der erste Stoß, den die Nation erhallen hat, war die schreckliche Enthüllung des Mu- nitionsmanaels. Daß das Kabinett zur Kriegführung ungeeignet ist, erhellt daraus, daß keiner der 22 Minister jeweils die Ur- fachen des Munitionsmangels herausfand. Ich begriff nie, wie alle 22 Minister blind dagegen sein konnten, daß es gänzlich un­möglich war, die militärische Expedition nach den Dardanellen die uns schon so lange wie ein Mühlstein um den Hals hängt,: erfolgreich auszuführen. Keine Nation durste eine Expedition unternehmen, die einige Hunderttausend Mann kostete und un­beschreibliches Leid verursachte, wenn sie nicht von ihren ma­ritimen und militärisch:« i Ratgebern die Versicherung erhal­ten hatte, daß der Erfolg wahrscheinlich sei. Gab es jemals ein solches Beispiel falscher Berechnung als das, was an den Dardanellen geschah? (Beifall.) Der erste Rechenfehler war die Flottenexpedition, der zweite war die Truppen­landung, die 40 000 Mann kostete und mit zu schwachen Truppen ausgeführt wurde, um vorwärts kommen zu kön­nen. Ein weiterer Fehler war die Landung in der Suolabai» die gleichfalls mit zu geringen Streitkräften und ebenfalls mit einem Verlust von 40000 Mann ausgeführt wurde, wobei die Expedition keine Meile vorrückte. Vom Tage dieses Unglücks bis heute war das Kabinett unfähig, einen Entschluß zu fasse», ob es die Expedition fortsetzen sollte und könnte, oder die Truppen zurückziehen und die Verluste und Leiden sparen sollte, die täg­lich fortdauern, ohne die geringste Hoffnung auf ein befriedigendes Ergebnis. Das Kabinettssystcm ist gut für den Frieden, aber die krampfhaften Sitz > ^ - und Debatten des Kabinetts sind gänzlich fruchtlos für die Kriegführung. Nötig ist eine kleÜne Anzahl von Männern: die täglich, nicht i-öchmtlich, zusammen- treten. Der beste Genera,stab ist nr ig, aber zu Beginn des Krie­ges wurden die besten Offiziere an die Front gesandt und der Generalstab geschwächt. Solange dieses System fortdauert, das für die gemachten Fehler verantwortlich ist, wird man die zur Ver­fügung stehenden Hilfsmittel des Landes nicht zum besten In­teresse der Nation verwenden können. Carson erklärte weiter, er könne in dem von Asquith angekündigten Kriegsausschuß keine wesentliche Verbesserung sehen und fuhr dann fort: Vielleicht der ernsteste Fall des Gebahrens des Kabinetts ist die Balkanfrage. Nichts setzte mich mehr in Erstaunen als der Anblick, wie unsere Balkanpolitik sich im Kreise herumdrehte. Grey gab am 28. September eine Erklärung ab, die Serbien tatsächlich Hilfe versprach. Ich glaubte, unsere militärisch: Berater würden diese Erklärung niemals erlaubt haben, wenn sic nicht Vorbereitungen und Pläne fertig gehabt hätten, um, sobald der Augenblick kam, Serbien militärisch zu unterstützen- Ob Serbien dachte, daß die Erklärung nur bedeuten sollte, daß wir, als der Augenblick eintrat, einen General nach dem östlichen Mittelmeer senden würden, um fcstzustellen, was die Lage bertefss der Dardanellen, Aegyptens, Serbiens und der anderen östlichen Kriegsschauplätze wäre? Ich wünschte heute, der von Asquith mitgeteilte Entschüß wäre vor Wochen gefaßt worden. Carson las darauf seinen Brief an Asquith vor, in dem er seinen Austritt aus dem Kabinett be­begründet. Carson sagte weiter: Ich bewillkommne aufrichtig Asquiths Erklärung über die künftige Politik. Ich will nicht die Umwege untersuchen, über die die Regierung diesen Entschluß erreicht hat, und will nur hoffen, daß der Feldzugsplan klar und endgiltig ausgearbeitet worden ist, obwohl ich, als ich zurück­trat keine Spur davon entdecken konnte. Kost­bare Zeit ist verloren gegangen und der Krieg steht leider nicht

Der neue BanLdirektor.

Erzählung von R. Ortmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)-

Da krachte in seiner unmittelbaren Näh« eia Schuß, ein zweiter folgte, und dann das Geknatter einer ganzen Salve. Ehe er sich noch mit voller Bestimmtheit darüber zu orientieren vermocht hatte, aus welcher Richtung das Kampfgetöse drang, brach mit lautem Geschrei aus der nächsten Seitenstraße ein offenbar in wilder Flucht be­griffener Menschenhaufe hervor. Es waren wohl mehr als fünfzig mit Säbeln und Gewehren bewaffnete Männer, aber es waren keine militärischen Uniformen unter ihnen zu erblicken, und Werner zweifelte darum nicht, daß es versprengte Insurgenten seien. Er sah sich nach einem Schlupfwinkel um, in dem er sich vor ihnen Härte ver­bergen können, aber die Türen der Häuser waren samt «nd sonders fest verschlossen, und da inzwischen auch der Mond über den Dächern emporgestiegen war, die Straße fast taghell mit seinem silbernen Licht überstuiend, hatten ihn di« Heranstürmenden gewahtt, bevor es ihm gelungen war, ein schützendes Versteck zu gewinnen.

Der Uniformrock des guten Sennor Cabildo wurde ihm jetzt zum Verhängnis, denn die Insurgenten, die ihn für einen ihrer Feinde hielten, zeigten Lust, sich an dem «ehrlosen Einzelnen für die Schlappe zu rächen, die sie »o-

eben von den Regierungstruppen erlitten zu haben schienen Werner vernahm die drohenden Rufe, die nur ihm gelte» konnten, er sah das Aufblitzen von Schüssen und hörte deutlick, das unheimlich« Pfeifen von Gewehrkugeln, di« dicht an seinem Haupte »orüberflogen. Sein Leben war in äußerster Gefahr, und es wäre Wahnwitz gewesen, an «inen Widerstand zu denke«. Hier gab es keine Rettung, wenn nicht in schneller Flucht. Darum, ob ihn dieselbe seinem Ziele näher brachte, oder ihn nur weiter von dem- j selben entfernte, durfte er sich natürlich jetzt nicht kümmern.

, Er rannte in die erste beste Gaffe hinein, di« sich vor ihm <Gn«t,, und dann aufs Geratewohl weiter und weiter, so­lange er «och das Schreien, Toben uM Schießen hinter feinem Rücken vernahm.

still. Fch tzlaube, daß es für die Nation Zeit ist, diese MiHe zu wissen. Es ist gleich, welche Männer den Krieg fortführen, wofern es nur mit der größten Anstrengung geschieht.

Zur Krisis im engl. Parlament.

WTB. Rotterdam, 4. Nov. DerNieuwe Rotter- damsche Courant" meldet aus Londo n: Die Kommen­tare der Abendblätter und der Provinzblätter verstärken den Eindruck, daß die Stellung der Regierung durch die Rede Asquiths gefestigt wurde. Cars v ns Kri­tik war nicht imstande, den Erfolg der Rede zu schmä­lern.

Der entflohene engl. U-Boot-Kommandant in London eingetroffen.

WTB. Kopenhagen, 4. Nov. (Ritzaus Bureau.) Einer der hier internierten Offiziere des englischen Un­terseebootesE 13" erhielt von dem entflohenen Kom­mandanten Leyton heute vormittag aus London die telegraphische Mitteilung, daß er dort wohlbehalten ein­getroffen sei.

Die Lage im Osten.

WTB. Wien, 4. Nov. Amtlich wird verlautbart oom 4. Nov. 1915 mittags:

Russischer Kriegsschauplatz: Der Feind setzte seine Angriffe gegen die Strypafront fort. Die gegen die Stellung bei Wisniowczyk und Bukka­ck o w gerichteten Angriffe brachen vor unseren Hindernis­sen zusammen. Vor den Schützengräben zweier Batail­lone wurden 500 russische Leichen begraben. Im Dorfe Siemikowoce nördlich von Sieniawa wird nach wie vor heftig gekämpft. Oesterreichisch-ungarische und deutsche Truppen gewannen den Ort fast ganz zurück. Tie Zahl der in diesem Raum cingebrachten Gefangenen beträgt 3000. Auch am unteren Styr wurden zahlreiche Vor­stöße des Gegners abgeschlagen. Bei den vorgestrigen Kämpfen westlich von Czartorysk hat ein aus Trup­pen beider Heere zusammengesetztes Armeekorps insge­samt 5 russische Offiziere und 1117 Mann gefangen ge­nommen und 11 Maschinengewehre erbeutet.

Kein Rücktritt Sasonows?

WTB. Rom, 4. Nov. DieAgenzia Stefani" dementiert nach einer Depesche aus Petersburg die Ge­rüchte über den Rücktritt des Ministers des Aeußern S asonow.

Zuständigkeits-Konflikt zwischen ruff. Ministern.

WTB. Petersburg, 4. Nov. Zwischen Chwostow und Ruchlow ist infolge der Einmischung des ersteren in Fragen der Lebensmittelbeförderungein Kompetenzkonslikt ausgebroch?n. Ruchlow hat an Chwostow ein Schreiben geschickt, in dem er sich jede Einmischung in Angelegenheiten seines Ressorts verbittet.

Schadenersatzklage gegen die russische Regierung.

WTB. Petersburg, 4. Nov. Eine Anzahl von russ. Geschäftsleuten in Moskau, die bei den Deutschen-- Pogromen Schaden erlitten haben, haben beim Senat- Bericht die Privatklage auf Schadenersatz gegen den da­maligen Minister des Innern Maklakow, den Go- neralgouverneur Znssupow und den Stadthauptmarm Adrian--.- : ^.gereicht.

Eine Halbe Million obdachloser Flüchtlinge.

WTB. Petersburg, 4. Nov. In den Wäldern von Wolhynien und Süd Westrußland hatten sich bis jetzt eine halbe Million Flüchtlinge aufgehal- ten. Durch die eingetretene strenge Kühle gezwungen, die Wälder zu verlassen, verlangen sie nunmehr von der Regierung, nach Osten befördert zu werden.

Das Glück schien auch diesmal mtt ihm gewesen zu sein, denn der Lärm wurde schwächer, so daß er an­nehmen durfte, die Aufständischen hätten seine Spur ver­loren oder aus irgendwelchen anderen Gründen die Ver­folgung aufgegeben.

Beinahe atemlos vom raschen Laufe blieb er stehen und betrachtete seine Umgebung in der Hoffnung, aus irgendwelchen Anzeichen zu erkennen, wohin dieser neue, unvorhergesehene Zwischenfall ihn geführt hatte. Und er glaubte kaum seinen Augen trauen zu dürfen, als er warnahm, daß er sich in einer Seitenstraße der Calle Sa«! Martin befand, deren er sich deshalb so genau erinnerte, weil in ihr die Wohnung des Prokuristen Henninger lag, den er in den ersten Wochen seines Aufenthalts wiederholt von Donna Marias Tertulia bis zu seinem Hause begleitet hatte. Zugleich mit dieser Erkenntnis fuhr ihm ein neuer Gedanke durch den Sinn. Die große Lebensgefahr, der er soeben nur wie durch ein Wunder entronnen war, hatte ihm ja deutlich gezeigt, wie bedenklich es sei, die Stadt­gegend, in der Doktor Vidals Haus lag, zu betreten. Sein deutscher Landsmann aber hatte ohne Zweifel in ungleich höherem Maße als jener Fremde die Pflicht, ihm Schutz und Beistand zu gewähren; er durfte sich nicht weigern, ihn bei sich aufzunehmen.

Das Schicksal muß es doch besser mit mir im Sinne haben, als ich es noch vor wenig Stunden vermuten konnte," dachte er, als er zwei Fenster des ersten Stock­werks, das der Prokurist bewohnte, hell erleuchtet sah. Die Haustür zwar war verschlossen, aber er brauchte nur ein paarmal in die Hände zu klatschen, um Henningers Aufmerksamkeit zu erregen. Der Schatten einer mensch­lichen Gestalt zeigte sich oben, und gleich darauf wurde ein Fensterflügel geöffnt.

Wer ist da?" rief die Stimme des Prokuristen hinunter.

Die Frage war in spanischer Sprache gestellt; Rode- waldt aber, der sich noch im Schutze eines Mauervorsprung» hielt, antwortete auf deutsch, indem er seinen Name« nannte und hinzufügte:Sie müssen mir für diese Nacht Gastfreundschaft gewähren, und ich bitte Sie dringend, lassen Sie mich auf der Stelle ein l"

Die Entfernung war zu groß, als daß er hätte wahr­nehmen können, öb sich auf Henningers Antlitz eine be­kund«» Semütsbeweauna offenbarte. _.. _

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

WDB. Wien, 4. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 4. Nov. 1915 mittags:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Oestlich von Trebinje ist ein Angriff gegen die montenegrinischen. Grenzstellungen im Gange. Oestlich von Bileca und süd­lich von Avtovac wurden in den dort erkämpften Positio­nen feindliche Vorstöße abgeschlagen. Auf dem Berg Bobija kam es zum Handgvanatenkampf. Der serbische Widerstand im Raume von Kragujevac und bei Jagodina wurde gebrochen. Der Feind ist im Zurückweichen. Von der Armee des Generals von Koeveß rückten österreichisch­ungarische Streitkräfte über Pozega hinaus. Die Ver­bindung zwischen Uzice und der östlich von Visegrad kämpfenden Gruppe ist hergestellt. ^ Südwestlich von Ca- cak warfen wir den Feind von den das Dal beherrschenden Höhen. Andere österreichisch-ungarische Kolonnen nah- men die Höhen Stolica und Lipnica Glavice und drängen die Serben auf den Drobnja-Rücken zurück. Deutsche Truppen rückten in Jagodina ein.

Bon den bulgarischen Kräften drang eine Kolonne bis Boljevec südwestlich von Zajecar vor. Eine andere nahm den Berg Lipnice, nordöstlich von Nisch Die Angriffe der Bulgaren südwestlich von Pirot ge­winnen Raum.

Der bulgarische Bericht.

WTB. Sofia, 4. Nov. Amtlicher Bericht über die Kampfhandlungen am 2. November: Unsere Truppen setzten ihre Offensive auf der Straße ZajecarP ara- cin fort. Wir besetzten die Stadt Bolevac und erreich­ten die Linie Valakone-Bodrujevac im Tale des Eorljiky- Timok. Nach einem erbitterten Kampfe erreichten wir die Linie Kalasat-Höhe, 372-Torf Prekopok-Pvokopjo- Planina-Höhe 951-Höhe 109 an der Viecrga-Mian (?). Nach Aussagen von Gefangenen wohnte König Peter in Person den Kampfhandlungen an dieser Front bei. Im Tale des Blassotinsca-Flusses wurden die Serben aus ihren Stellungen vertrieben. Unsere Truppen besetzten die Linie Secenica-Brestovdol und machten noch 600, Gefangene. Von den übrigen Fronten wird keine Ver­änderung gemeldet.

Was der Bierverband an Bestechungsgeldern ausgibt.

WTB. Sofia, 4. Nov. Das RegierungsblattRa- rodni Brava" bringt eine eingehende Aufstellung der Bs- stechungssnmmen, die im Laufe des Monats Septem­ber seitens der Agenten des Vierverbandes an veo- schiedene bulgarische Politiker gegeben wurden, die für einen Krieg gegen die Türkei agitier­ten. An die erwähnten Personen wurden 1 050 000 Franken ansbezahlt, ferner im Laufe des Monats September und bis zum 18. Oktober mehrere Checks im Betrage von 2 740 000 Franken an einen Banernbünd- ler, endlich an andere Personen Beträge von rund 18 Millionen Franken. Das Blatt kündigt äü, daß eine Untersuchung eingeleitet wurde.

Die Absicht des serbischen Generalstabs.

WTB. Lyon, 4. Nov. Wie die Blätter melden, er­klärte eine hochgestellte serbische Persönlichkeit, daß der serbische Generalstab das serbische Heer langsam an die albanische Grenze zurückznführen und seine Streitkräfte möglichst intakt zu erhalten beabsichtige, um, später mit dm verbündeten Armeen gemeinsam Vorgehen zu können. Im Abschnitt von Kriwolak fanden nach den letzten Gefechten nur Vorpostenscharmützel statt. An der ganzen griechisch-bulgarischen Grenze herrscht b-ulga- rischerseits eine große Tätigkeit. Soldaten und Zivi­listen sind längs der ganzen Grenze mit dem Anlegen von Schützengräben und Schanzwerken beschäftigt.

Einigermaßen seltsam war es immerhin, oaß «Se­kunden verstrichen, ehe die Erwiderung kam:Ich werde selbstverständlich sogleich herabkommen. Aber sind Sie es denn wirklich?"

Werner trat in das Helle Mondlicht hinaus und nahm die Uniformmütze ab.Ich habe mich vielleicht ein wenig verändert, seitdem wir uns zum letzten Male gesehen, aber ich hoffe, Sie zweifeln trotzdem nicht länger an meiner Identität."

Nur einen Augenblick Geduld!" tönte e» herunter. Ich werde Ihnen selbst öffnen."

In der Tat verging nur eine sehr kurze Zeit, bis der Schlüssel knirschte und die Haustür sich austat. Henninger, der noch vollständig angekleidet war, hob die mitgebrachte Kerze empor, so daß ihr Licht voll auf dar Antlitz des Ein­laßheischenden fiel, und ohne daß sich dabei in seinem eigenen Gesicht irgendwelche Bewegung verraten hätte, sagte er:Haben Sie diese Veränderung vorgenommen, um sich unkenntlich zu machen, so ist Ihnen Ihre Absicht aller­dings vortrefflich gelungen. Ich gestehe, daß ich bis zu diesem Moment noch immer an die Möglichkeit glaubte, irgendein Spaßvogel wolle sich über mich lustig machen. Aber treten Sie gefälligst näher und seien Sie mir will­kommen. Ich stehe Ihnen natürlich sowohl mit meiner be­scheidenen Behausung wie mit allem, was ich sonst besitze, zur Verfügung."

Wie das gesprochen war, klang es vielleicht nicht be­sonders herzlich, aber es war doch auch nichts von Un­lust und innerem Widerstreben darin zu spüre... Als sie oben in dem behaglich eingerichteten Wohnzimmer standen, das der Bankdirektor heute zum erstenmal betrat, war denn auch ein warmes Dankerwort das erste, was über Werners Lippen kam.

Ohne den glücklichen Zufall, der mich ganz unver- mutet in die Nähe Ihrer Wohnung brachte, wäre vielleicht doch alle» für mich verloren gewesen," sagte er.

Und a« der Größe der Gefahr, der Sie nun ja, Gott sei Dank, entronnen find, mögen Sie ermessen, was Ihre Freunde »»ransgesetzt, daß Sie mir gestatten, mich unter dieselben zu zählen seit diesem unglückseligen Morgen «m Ihretwillen an Angst und Aufregung au»- aestauden. Cs waren i« der Tat entsetzliche Stusdrn." -

Fortsetzung folgt.