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Nr. 258
Ausgabe i« Altenfteig-Stadt.
Donnerstag, de« 4. November.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1915.
Der Krieg.
Der deutsche Tagesbericht.
WTB. Großes Hauptquartier, 3. November. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Keine wesentlichen Ereignisse.
Am Souchez-Bach (nordöstlich des gleichnamigen Ortes) wurde ein vorgeschobenes, der Umfassung ausgesetztes Grabenstück von etwa 100 Meter Breite nachts planmäßig geräumt.
Oestlich von Pöronne mußte ein englisches Flugzeug im Feuer unserer Infanterie landen; der Führer (Offizier) ist gefangen genommen.
Oestlicher Kriegsschauplatz: Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Hindenburg: Vor Dünaburg setze« die Russen ihre Angriffe fort. Bei Jlluxt und Garbunowka wurden sie abgewiesen. Viermal stürmten sie unter außergewöhnlichen Verlusten vergebens gegen unsere Stellungen bei Gateni an. Zwischen Swenten- und Jlsen-See mußte unsere Linie zurückgebogen werden: es gelang dort den Russen, das Dorf Mikulischki zu besetzen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarfchalls Prinz Leopold vo« Bayer« : Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals vo» Linfivgen: Am Oginsky- Kanal wurde ein feindlicher Vorstoß gegen die Schleuse von Osaritschi abgeschlagen.
Beiderseits der Straße Lffowo—Czartorysk sind die
Russe« erneut zum weiteren Rückzug gezwungen; 5 Offiziere, 680 Man» find gefangen genommen, 3 Maschinengewehre erbeutet.
Bei den Truppen des Generals Grafen von Bothmer wird noch im Nordteil von Sienikowce gekämpft.
Balkankriegsschauplatz : Usice ist besetzt. Die Straße Cacak-Kragujevac ist überschritten. Beiderseits der Morava leistet der Feind noch hartnäckigen Widerstand.
In Kragujevac wurden 6 Geschütze, 20 Geschützrohre, 12 Miuenwerfer, mehrere Tausend Gewehre, viel Munition und Material erbeutet.
Die deutschen Truppen der Armee des Generals von Köveß machten gestern 380 Gefangene und erbeuteten 4 Geschütze. — Die Armee oes Generals von Gallwitz nahm in den letzten 3 Tagen 1100 Serben gefangen.
Die Armee des Generals Bojadjeff hat westlich von Planinica beiderseits der Straße Zajecar-Paracin den Feind zurückgeworfen, 230 Gefangene gemacht und 4 Geschütze erbeutet. Südwestlich von Knjaceoac verfolgende bulgarische Truppen haben den Brückenkopf von Sverljig genommen, den Svrljiski-Timok überschritten und dringen über den Ples- Berg (1337 Meter) und die Gulijanska (1369 Meter) nach dem Nisava-Tale vor. 800 Gefangene und 2 Maschinengewehre fielen in ihre Hand. Die im Nisavatal vorgegangenen Kräfte wichen vor überlegenem Angriff aus, der Bogov-Berg (1154 Meter) westlich von Bela-Palanka ist behauptet.
Oberste Heeresleitung.
Ereignisse im Westen.
Neue Explosion in einer franz. Munitionsfabrik.
WTB. London, 3. Nov. Das Reutersche Bureau meldet aus Saint Etienne: Aus unbekannter Ursache entstand heute früh in der pyrotechnischen Werkstätte zu Saint Hamond eine Explosion. Zwei Arbeiter sind schwer, fünfzehn leicht verwundet.
Zum Unfall des englischen Königs.
WTB. London, 3. Nov. (Reuter.) Nach einer Erklärung von verlässiger Seite ritt der König bei der Truppenbesichtigung ein fremdes Pferd. Es scheute bei den Hurrarufen, bäumte sich und stürzte infolge des glatten Bodens auf den Reiter, der verwundet wurde und einen heftigen Schreck hatte aber keinen Knochen brach. Tie Folgen des Unfalls verschlimmerten sich noch dadurch, daß der Patient mit dem Auto eine weite Strecke transportiert werden muhte. Ter König wurde von der Biktoriastation auf einer Tragbahre, die in einen Ambulanzwagen gestellt wurde, nach dem Buckinghampalast gebracht. Tie Wunden waren so schmerzhaft, daß der Wagen schrittweise fahren mußte.
Feindliches Lob für den deutschen Generalstab.
WTB. London. 3. Nov. Tie Blätter beschäftigen sich mit dem deutschen Großen Generalstab. Tie früheren Berliner Korrespondenten der „Times" und der „Daily Mail" bringen Artikel darüber. Der Artikel in der Daily Mail schließt: England könne ihn nicht nach-- machen. — Daily Mail schreibt im Leitartikel:. Unsere Armeen in Flandern beißen auf Granit, die Deutschen ebenfalls. Ter Unterschied ist, daß die Deutschen prompt gemäß dieser Erkenntnis handelten, wogegen wir wieder alte erfolglose Pläne versucht haben. Die Deutschen verdanken ihre Leistungen der Tat- sach e,daß sie in ihrem Generalstab ein zentrales strategisches Gehirn besitzen.
Uns der Erklärung Asquiths über die gegenwärtige Lage Englands.
WTB. London 3. Nov. Das Reutersche Bureau verbreitet den folgenden ausführlichen Bericht über die Rede von Asquith: Asquits wurde mit lautem, langandauernden Beifall begrüßt als er sich erhob, um seine Erklärung abzugeben. Nachdem er das Bedauern und dlie Sympathie des ganzen Hauses für den König zum Ausdruck gebracht hatte, dessen Verletzung zum Glück nicht schwer sei, sagte er u. a.: Dieser Krieg war wie alle Kriege reich an Ueberraschungen und Enttäuschungen für alle Beteiligten. Von diesem Land scheint er in diesem Augenblick vor allem drei Dinge zu fordern: richtigen Sinn für die Ausblicke, grenzenlose Geduld und einen unerschöpflichen Vorrat an Mut zur Tat und zum Aüsharren. Als wir den Krieg begannen, schickten wir 6 Infanterie- und 3 Kavalleriedivisionen nach dem Ausland. Bei den Operationen, die von Sir John French beschrieben worden sind, befehligt er fast eine Million Mann. (Lauter Beifall.) Dazu kommen die Truppen an den Dardanellen in Aegypten und auf den anderen Kriegsschauplätzen, die Reserven in den Garnisonen für die Verteidigung des Vereinigten König, reiches und der fernab liegenden Teile des Reiches. Der Beitrag Indiens ist hervorragend und wohlbekannt. Canada hat 96 000 Mann zu den Expeditionskrästen geliefert, Australien 92 000 Mann, Neuseeland 25 000 Mann, Südafrika hat nach einem erfolgreichen und glänzenden Feldzug im Da- maraland wichtige Kontingente für den Dienst in Zentral- und Ostafrika zur Verfügung gestellt und außerdem 6500 Mann für den Dienst in Europa geschickt. (Beifall.) Neufundland hat außer einem wichtigen Beitrag zur Flotte 1600, Westiin- dien 2000 Mann geschickt. Auch Ceylon und die Fidschi- inseln haben Kontingente gesandt. Seit Beginn des Krieges hat die Marinetransportabteilung für die Armee allein zweieinhalb Millionen Offiziere und Mannschaften. 320 000 Kranke, Verwundete und Pflegerinnen, zweieinhalb Millionen Tonnen Proviant und Munition und 800 OM Pferde, Maultiere und Kamele befördert. Diese Operationen erforderten Tausende von Reisen durch Meere, die anfangs den Unternehmungen deutscher Kreuzer ausgesetzt waren und selbst jetzt noch von Unterseebooten in gewissem Maße unsicher gemacht wer- den. Es ist bemerkenswert, daß die Verluste an Menschenleben in diesen gigantischen Operationen über See bedeutend geringer waren als ein Zehntel Prozent.
Sich den verschiedenen Kriegsschauplätzen zuwendend, betonte Ausquith daß die Deutschen auf dem westlichen Kriegs- schauplatz im Ganzen seit letzten April keinen Fuß Boden gewonnen hätten. Bezüglich des östlichen Kriegsschauplatzes versicherte Asquith daß England das größte Vertrauen zu der Fähigkeit des Alliierten Rußland habe, schließlich und in nicht all zu langer Zeit die Flut der Invasion zurückzudrängen und das Verfahren umzukehren. Bezüglich der Dardanellen sagte Asquith: Der Flottenangriff auf die Dardanellen war sehr sorgfältig vorbereitet, vom französischen Marincministerium rückhaltlos gebilligt und wurde vom Großfürsten Nicolai, der die russischen Armeen befehligte, begeistert ausgenommen. Der Großfürst glaubte, der Angriff würde Rußland im Kaukasus Helsen. Wenn man die Operationen an den Dardanellen beurteile, müßte man fragen, was geschehen wäre, wenn sic nicht unternommen worden wären. Wahrscheinlich wären dann die Russen im Kaukasus in ernste Gefahr geraicn und die Türke» Häven auch einen großen Angriff auf Aegypten organisieren können, während die Ervedition in Mesopotamien vielleicht ganz vernichtet wor
den wäre. Während der ganzen Zeit bis jetzt hielten unsere Truppen Gallipoli fest und halten dort noch hunderttausende von Türken fest, die verhindert wurden, an anderen Gegenden unermeßlichen Schaden anzurichten. — Bezüglich des Balkans erinnert Asquith diejenigen, die vorwarfen, daß die Alliierten zu spät kamen, um die Serben wirksam zu unterstützen, daran, daß bis zum letzten Augenblicke der stärkste Grund für die Annahme bestand, daß Griechenland seinen Pflichten ge- genüber Serbien Nachkommen werde. Serbien kann versichert sein daß seine Unabhängigkeit von uns als eines der wesentlichsten Ziele des Krieges betrachtet wird. (Beifall.) Asquith sagte — sich der finanziellen Aufgabe zuwendend — weiter: die Finanzlage sei ernst. England könne trotz seines Reichtums und seiner Hilfsquellen die Finanzlast nicht länger tragen, außer, wenn von Seiten der Regierung und der Finanzpersonen die peinlichste Sparsamkeit geübt werde. Die Lage Englands fei im Vergleich zu derjenigen Deutschlands günstig.
Die Lage im Osten.
WTB. Wien, 3. Nov. Amtlich wird Verlautbark vom 3. November 1915, mittags:
Russischer Kriegsschauplatz: Tie Kämpfe an der Strypa dauern an. Die Russen setzten Verstärkungen ein. Nördlich von Sieniawa wurde den ganzen Tag erbittert um den Besitz des Ortes Sicmi- kowce gekämpst. Der gestern mitgeteilte Gegenangriff österreichisch-ungarischer Truppen führte nach wechselvollen Gefechten in den Nachmittags!,nuden zur Vermeidung der- Russen aus Tors und Meierhof. In der Nacht griffen neue russische Kräfte ein, so daß einige Hänsergruppen wieder verloren gingen» Heute wird weitergekämpst. Auch am Teich nördlich von Siemi- kowce sind Kämpfe im Gange. Tie unter dem Befehl des Generals von Linsingen stehenden österreichisch-ungarischen und deutschen Streitkräfte brachen mit ihrer Stoßgruppe bei Bielgow, westlich von Czartiorhsk, in die russische Hauptstellung ein. Es wurden 5 Offiziere und 660 Mann gefangen genommen und 3 Maschinengewehre erbeutet. Sonst ist die Lage im Nordosten unverändert.
Der Krieg mit Serbien.
WTB. Wien, 3. Nov. Amtlich wird verlautbart vom 3. November 1915, mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Die gegen Montenegro kämpfenden österreichisch-ungarischen Streitkräfte erstürmten südlich von Avtovac die au, feindlichem Gebiet liegende Höhe Bobija und drei andere von den Montenegrinern zäh verteidigte Berggipfel. Beim Sturm auf die Bobija-Stellnng wurde ein 12 Eentimeter- Geschütz italienischer Herkunft erobert.
Von den in Serbien operierenden verbündeten! Streitkräften rückten eine österreichisch-ungarische Kolonne in Uzice ein. Andere K. und K. Truppen stehen südlich und südöstlich von Caeak im Gefecht. Südlich der von Caeak nach Kragujevac führenden Straße und auf den Höhen südöstlich von Krkkgujevac und nördlich und nordöstlich von Jagodina gewannen die Angriffe der österreichisch-ungarischen und deutschen Stceitkräfte trotz des zähesten gegnerischen Widerstands überall Raum. In Kragujevac wurden 6 Geschütze, 20 Geschützrohre, 12 Minenwerfer, einige Tausend Gewehre und viel Munition und Kriegsmaterial erbeutet.
Serbiens Ende?
WTB. Christianin, 3. Nov. „Morgenbladets" militärischer Mitarbeiter schreibt in einem Artikel mit der Überschrift „Finis Serbiae?": Bei Kragujevac hatten die Serben ihre Stellungen, die schon von Natur aus sehr stark waren und von ihnen außerdem jahrelang verschanzt und außerordentlich stark befestigt worden waren, in eine Verteidigungsstellung ausgebaut, die das Rückzugswerk ihres ganzen Verteidignngs- systems für den ganzen Nordteil ihres Landes bilden sollte, einen festen, unerschütterlichen Stützpunkt, den sie sicher waren halten zu können. Es ist anders gekommen, als die Serben gehofft haben. Unverkennbar sind sie es mehr als ihre Gegner, die durch die iersten Kämpfe geschwächt wurden und deren Moral dabei gelitten hat. Kragujevac, auf das sie so sicher gebaut hatten, ist mach kurzen, anscheinend nicht außerordentlich harten Kämpfen gefallen. Damit ist der Feldzug im nördlichen Serbien tatsächlich praktisch für sie verloren, die Macht ihrer Verteidigung gebrochen. Darüber scheint ihre Niederlage bei Kragujevac klaren Bescheid zu geben. Sollte nun Nisch, ihr letzter Stützpunkt, mich noch von Süden angegriffen werden, so ist das Schicksal dieser Festung besiegelt. Mle Rückzugswege