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Der Krieg mit Serbien.

WTB. Wien, 28. Okt. Amtlich wird verlautbart vom 28. Oktober 1915 mittags:

Südöstlicher K r ie g s s ch a npl atz: Die östlich von Bisearad vordringenden K. und K. Truppen haben den Feind beiderseits der Karaula Balva über die Grenze zurückgeworfen. Zwei flankierend angesetzte Ge­genangriffe einer montenegrinischen Brigade wurden ab­geschlagen. Der aus österreichisch-ungarischen Kräften zusammengesetzte rechte Flügel der Armee des Generals von Köveß hat die obere Kolubara in breiter Fvont überschritten. Die Deutschen erstiegen die Gebirgskette nördlich von Rudnik. Oestlich davon dringen auf gleicher Höhe österreichisch-ungarische Kolonnen beiderseits der Straße Topola-Kragujevac vor. Die Armee °»es Generals von Gallwitz gewann das Gelände west­lich See Eisenbahnstation Lapowo und vertrieb den Geg­ner unter schweren Kämpfen von den Höhen südlich' und südöstlich von Svilajnac.

Die bug arische erste Armee hat Zajecar und Knjazeva» erobert und kämpfr erfolgreich auf den Höhen des linken Timok-Users. In Knjazevac wurden 4 Geschütze und 6 Munitionswagen erbeutet.

Der russ. Angriff auf Barna nn- Burgas.

WTB. Bukarest, 28. Okt.Universal" meldet, daß das russische Geschwader, das Varna beschoß, aus 16 Einheiten bestand. Ein anderes russisches Geschwader habe zu derselben Zeit Burgas beschossen.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 28. Okt. Amtlich wird verläutert vom 28. Oktober 1915 mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: Das

feindliche Artilleriefeuer war gestern an der Jsonzo- sront Nieoer lebhafter. Die italienische dritte Ar­mee erneuerte den Angriff auf die Hochfläche von Do-- berdo bisher nicht. Dagegen setzte die nördlich anschließende zweite Ar, ee ryre vergeblichen An­strengungen gegen unsere festen Stellungen mehrfach fort uno dehnten sie auch auf das Flitsch er Becken aus. Ae eine weitere Armee greift die Dolomitenfront und Südtirol an. Im Abschnitt von Riva sind Ein­leitungskämpfe im Gange. Auf der Hochfläche von Lafraun geht der Feind mit Sappen vor. Ein An­griffsversuch gegen unsere Stellungen nördlich des Wer­kes Lusern scheiterte in unserem Artilleriefeuer. Vor dem Col di Lana brachen gestern nachmittag 6 Stür­me oec Italiener zusammen. Ebenso mißlangen kleinere feindliche Angriffe gegen Tre Sassi, die Fancs-Stellung und den Nordausgang des Travenanzes- Tales.

Im Raume von Flitsch schlugen die Verteidiger am Westhang des Javorek einen Angriff an den Hin­dernissen blutig ab. Gegen unsere Linien südöstlich Mrzli Vrh und gegen Dolje gingen abermals starke Kräfte vor. Sie wurden gleichfalls abgewiesen. Um einzelne Graben­stücke ist der Kamps noch im Gange. Auch ein abends gegen den Raum nördlich Selo angesetzter feindlicher Angriff brach zusammen. Uebergangsversuche der Ita­liener nördlich Canale wurden vereitelt. Der Görzer Brückenkopf stand wieder unter schwerem Feuer. Ein* vereinzelter Vorstoß des Feindes gegen den Monte Sa- botino mißlang vollständig. Mehrere italienische Ba­taillone, die gegen den Abschnitt nördlich des Monte San Michele vorstießen, mußten in unserem Artillerie- und Maschinengewehrseuer in ihre Deckungen zurück­flüchten.

Zum Fliegerangriff auf Venedig.

WTB. Rom, 28. Okt. DieAgenzia Stefani" be­richtet folgende Einzelheiten über den in der Barfüßer­kirche in Venedig durch den Fliegerangriff ange­richteten Schaden: Die Bombe siel auf die linke Seite des einzigen Kirchenschiffs bei der großen Kapelle, zer­brach zwei Dachbalken und durchbohrte leicht sie Decke, die dann durch die darauffolgende Explosion vollkommen zerstört wurde, sodaß auch nicht ein Quadratmeter des Freskogemäldes Tievolos unversehrt blieb. Der Mosaik boden der Kirche ist anscheinend schwer beschädigt.

Sitzung des italienischen Ministerrats.

WTB. Mailand, 28. Okt. DerCorriere della Sera" meldet aus Rom, daß gestern der Minister­rat vollzählig zusammengetreten sei. Sonnino habe seinen Kollegen die Lage auseinandergesetzt die nach den neuesten Ereignissen im Orient entstanden sei. Es liege kein Grund vor zu glauben, daß die jetzt noch neutralen Balkanstaaten Griechenland und Rumänien ihre Neutralität ausgeben wollten. Es scheine, daß unter den Diplomaten des Vierverbandes die Ansicht Sonninos vorherrschend geblieben sei, wonach vorläufig von der Taktik der Vorschläge und Angebote an neu­trale Staaten abgesehen werden solle, bis der Vier­verband auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen ent­scheidende Ergebnisse erlangt haben werde. Wenn diese Erfolge erreicht seien, könne man vielleicht die Ver­handlungen mit den Neutralen erfolgreich wieder auf­nehmen. _

Vergleich zwischen den deutschen und feindlichen Schiffsverlusten.

WTB. Berlin, 28. Oktober.

Deutschland. Durch Torpedos versenkte Schiffe:

3 Schiffe:

S. M. S. Hela

13. 9. 14

2036 T.

S. 116

6. 10. 14

420 T.

S. M. S. Pr, Adalbert

23. 10. 15

9000 T.

Summa

11456 T.

England.

4 Li n i en s ch iffe:

Formidable

1. 1. 15

15240 T.

Goliath

13. 5. 15

13160 T.

Triumph

25. 5. 15

12180 D.

Majestic

27. 5. 15

15140 T.

3 Panzerkreuzer:

Aboukir

22. 9. 14

12190 T.

Hogue

22. 9. 14

12190 T.

Cressy

22. 9. 14

12190 T.

5 Gesch, KreUHer:

Pathfinder

5. 9. 14

2990 T.

Hawke

15. 10. 14

7470 T.

Hermes

31. 10. 14

5690 T.

Wahrscheinlich

Amethyst-Kl.

10. 8. 15

3000 T.

? Arethusa-Kl,

17. 8. 15

3560 T.

Kanonenboot:

Niger

11. 11. 14

820 T.

4 Torpedoboote und Zerstörer:

Recrnit

1. 5. 15

385 T.

N, 10

9. 6. 15

300 T.

N. 12

9. 6. 15

300 T.

Wahrscheinlich M-Kl.

17. 8. 15

1000 T.

Summa:

117805 T.

Frankreich. Unterseeboo t : Mariotte Rußland. Panzerkreuzer: Pallada

Kleiner Kreuzer Zemtschug Minenschiff Jenissei

Japan.

Kleiner Kreuzer: Takatschio

26. *7. 15

530 T.

7900 T. 3180 T. 2970 T.

Summa: 14580 T.

17. 10. 15

3700 T.

22 Schiffe Summa: 136085 T. Durch T o rp e d o tre ffer verletzte Schiffe: Deutschland.

In kurzer Zeit wieder repariert und gefechtsbereit 3 Schiffe, darunter S. M. S. Moltke.

England.

Panzerkreuzer Roxburgh 20. 6. 15.

Neues vom Tage.

Ter glatte Verlaus der Einzahlungen aus die Kriegsanleihe.

WTB. Berlin, 28. Okt.. In der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Reichsbank bezeichnete der Vor­sitzende, Präsident des Rcichsbankdirek'toriums Dr. Ha- venstein, die Lage der Rcichsbank als sehr befriedigend. Im Einzelnen betonte der Vorsitzende, daß sich die Ein­zahlungen auf die dritte Kriegsanleihe bisher mit au­ßerordentlicher Leichtigkeit vollzogen haben.

Sozialdemokraten als Gemeindebeamte in Bayern

WTB. München, 28. Okt.-Der besondere Aus­schuß der bayerischen Abgeordnetenkammer zuc Bera­tung des von der Regierung der Kammer vor mehr als einem Jahr vorgelegten Entwurfes ür ein Gemeinde- beamtcngesey hat gestern die Beratungen wieder aus­genommen. Sie waren am Beginn des Krieges in der vorigen Session bei der Beratung des Artikel 13 abge­brochen worden, der die Pflichten der Gemeindebeamten uno ihr Verhalten in und außer dem Amte sestsetzt. Ge­stern gab der Staatsminister Frh. v. Soden im Na­men der Staatsregierung in der Sitzung die folgende Er­klärung ab: Die Begründung zu Artikel 12 des Ent­wurfes legt dar, daß sich ein berufsmäßiger Gemeinde­beamter durch eine Betätigung als Sozial­demokrat der Achtung unwürdig erweisen würde. An­gesichts der vaterländischen Haltung, die im gegenwärti­gen Kriege auf dem Boden der geltenden Staatsordnung auch von den Sozialdemokraten an den Tag gelegt wur­de, hält die Staatsregierung jene Darlegung nicht mehr aufrecht und erachtet damit diese Stelle der Begrün­dung als weg fallend.

Schwere Kämpfe an der indischen Nordwestspitze

WTB. London, 28. Okt.Daily Mail" veröffent­licht den Brief eines Offiziers über die Kämpfe an der indischen Nordwestspitze vom 9. September: Die Moh- mands zählten darnach 20000 und die britischen und indischen Truppen 10 000 Mann. Die Mohmands wa­ren sehr tapfer und schossen sehr genau. Die Engländer kamen in eine schwierige Lage. Eine Bri-

Der neue VanLdirektor.

Erzählung von R. Ortmann.

(Fortsetzung.) ^Nachdruck verboten.)

19. Kapitel. s

Nie hatte Werner seine Geistesgegenwart und Selbst­beherrschung nötiger gehabt, als in dem Moment, da vie vermeintliche Chola in der offenen Tür seiner Zelle erschien. Obwohl sie die Mantilla weit über das Gesicht gezogen Hatte, war doch ein einziger Blick hinreichend gewesen, ihm zu offenbaren, daß keine andere als Conchita selbst in dem kurzen, kaum bis zu den Knöcheln reichenden Röckchen stecke, und er würde vielleicht in der ersten Ueberraschung wirklich ihren Namen ausgerufen haben, wenn sie ihn nicht mit Augen und Hand bedeutet hätte, zu schweigen. Aber er konnte so wenig verhindern, daß ihm das Blut heiß in das Gesicht stieg, als er des Zitterns Herr werden konnte, das ihn plötzlich befallen hatte. Er hatte an diesem ver­hängnisvollen Tage mehr als einmal dem Tode ins Auge geblickt, ohne zu erbeben; jetzt zum erstenmal drohte seine Fassung ihn gänzlich zu verlassen. Wäre Conchita nicht i starker und geschickter gewesen als er, so würde sein Be- ' nehmen es ihr ohne Zweifel unmöglich gemacht haben, die Rolle durchzuführen, die sie sich selber zugewiesen hatte. Aber sie war offenvar gut vorbereitet und lieh sich durch die Empfindungen, welche dies schmerzliche Wiedersehen auch in ihrem Herzen wachrufen mußte, nicht irremachen in der Ausführung ihres Vorhabens.

Nachdem sie eine Sekunde lang zaudernd an der Schwelle verharrt, eilte sie auf ihn zu und schlang ihre beiden Arme um seinen Nacken.

Welch ein Unglück, liebster Schatz, welch ein schreck­liches Unglück!" rief sie mit theatralischem Pathos.Wollen sie dich wirklich totschießen, diese abscheulichen Soldaten? Aber es kann ja gar nicht sein. Man hat mich sicherlich «« erschrecken und sich über meine Angst lustig machen wollen. Sage mir, daß es nicht wahr ist. Liebster, bannt ich nicht nötig habe, mir vor Verzweiflung die Augen aus- veinen!'

' Werner verstand noch nicht, worauf sie hinauswolltsZ aber er erkannte, daß sie eine für den Schließer berechnetes Komödie spielte.

Natürlich," erwiderte er, auf ihren Ton eingehend,, man hat dir ein Märchen aufgebunden, mein liebes Herz l! Ich befinde mich hier nur infolge eines Mißverständnisses, und man wird mich freilassen, sobald es sich aufgeklärt hat."

O, diese häßlichen Menschen," jubelte sie,mich ohne Not so zu ängstigen! ckio^, es wäre auch gar zu abscheulich gewesen. Und nun, da ich mich mit entsetzlüüer Mühe bis zu dir durchgebettelt habe, nun schickst dti mich auch nicht gleich wieder fort, nicht wahr? Dieser gute Mann dort hat gewiß nichts dagegen, daß wir ein Viertelstündchen miteinander verplaudern."

Werners Herz klopfte zum Zerspringen. Wortlos preßte er die biegsame Gestalt, die sich so vertraulich an ihn ge­schmiegt hatte, an seine Brust.

Es war gut, daß der Sennor Cabildo ihm in seiner liebenswürdigen Weise zu Hilfe kam.Nein, meine reizende Sennorita, ich habe durchaus nichts dagegen. Und wenn Ihr Freund galant genug ist. Sie mit einem Gläschen Wein zu bewirten, werde ich mich Ihren hübschen Augen zuliebe sogar bereikfinden lassen, es zur Stelle zu schaffen."

Ein bedeutsamer Druck der kleinen Hand, die auf seiner Schulter ruhte, sagte Werner, daß er von diesem Anerbieten Gebrauch machen müsse. Mit unsicherer Stimme erteilte er seinem wohlwollenden Gönner den Auftrag, ihm eine Flasche vom besten Rebensaft und einen kleinen Im­biß für die Sennorita zu besorgen.

Allerdings muß ich Sie bis zu meiner Rückkehr beide einschließen," meinte der Schließer lächelnd, während er sich zum Fortgehen anschickte.Aber ich hoffe. Sie werden sich nicht davor fürchten."

Höchlichst erheitert durch diesen ausgezeichneten Scherz, zog sich der Wackere zurück. Sobald die Tür hinter ihm zugefallen war, ließ Conchita ihre Hände von Werners Schulter herabgleiten und trat ein paar Schritte von ihm zurück. Es war. als käme ihr erst jetzt ein Gefühl der Beschämung über die Vertraulichkeiten, die sie sich gegen ihn herausgenommen, denn die bräunliche Haut ihrer Wangen färbte sich um eine Nuance dunkler von dem darunter heiß auüteiaen-e» Blut. - -

Verzeihen Sie mir, Sennor, und denken Sie nicht schlecht von mir. Aber ich durfte in dem Schließer keinen Verdacht aufkommen lassen, als könnte es meine Absicht sein. Sie zu befreien. Und ich wußte es nicht besser an- zufangerx als auf diese Art."

Was hätte ich Ihnen zu verzeihen, Sennorita! Auf meinen Knien möchte ich Ihnen vielmehr dafür Lanken, daß Sie mir diesen letzten Sonnenblick der Freude verschafft haben. Ich kann Ihnen ja nicht aus­sprechen, wie glücklich"

Das Rot auf ihren Wangen wurde noch liefer, aber sie schüttelte, ihn unterbrechend, energisch den Kopf.Wenn jede Sekunde ein Menschenleben wert sein kann, darf man die Zeit nicht mit Artigkeiten vergeuden. Sennor! Haben Sie den Brief des Doktor Vidal empfangen?"

Ja, und ich war tief ergriffen von der Teilnahme, die er meinem Schicksal zuwendet. Aber der Fluchtplan, Len er mir angibt, scheint mir aus mehr als einem Grunde unausführbar. Ich würde noch andere in mein Verhängnis hineinziehen, ohne doch selbst einen Gewinn davon zu haben."

Um des Himmels willen, so dürfen Sie nicht denken. Seien Sie versichert, daß der" Plan gelingen wird, wenn nicht ganz unvorhergesehene Zwischenfälle eintreten. Wir haben alles reiflich überlegt."

Wir sagen Sie, Conchita? So habe ich in Ihnen vielleicht sogar die eigentliche Urheberin der Idee zu erblicken? Und Sie sind der ungenannte Freund, von dem Doktor Vidal in seinem Briefe spricht?"

Ja. Als Sie mich zur verabredeten Zeit auf dem Friedhofe vergebens warten ließen, und als ich dabei fortwährend das Schießen von der Stadt herüber hörte, erfaßte mich eine schreckliche Angst. Ich hatte die sichere Empfindung, daß Ihnen etwas Schlimmes zugestoßen sein müsse, und nachdem ich bis zum Mittag vergebens versucht hatte. Sie aufzufinden, wußte ich mir keinen anderen Rat mehr, als zu Doktor Vidal zu gehen, dem einzigen Menschen, dem ich mich anzuvertrauen wagte. Es muß eine Fügung des Himmels gewesen sein, die mir diesen Gedanken eingab, denn während ich noch bei ihm war, und während wir gemeinsam überlegten, was man unternehmen könnte, Ihren Verbleib zu ermitteln, kam Li« Sol dat mit der lckrecklicben Melduna voll Ihre "