Landesnachrichlen.

RItenrtetg, 20 . Oktober ISIS.

Die württ. Verlustliste Nr. 288

etrifft das Briy-Ers.-Bat. Nr. 53, das Res.-Jüf.-Reg. Nr. 119, das Füs.-Reg. Nr. 122, das Greii.-Rea Nr.

23, die Jüf.-Regimenter Nr. 125, 126 und 180.

Die Liste enthüll u. a. folgende Namen: Georg Ottmar, Nagold, l. verw. Gefr. Wilh. Klinger, Hörschweiler, I. verw. Georg Schönhardt, Breitenberg, l. verw., b. d. Tr. Georg Harr, Simmersseld, gef. Wilh. Klink, Nagold, schw. verw. (gestorben.)

Die pre«ß. Verlustlisten verzeichnen, u. a.: Heinrich Koch, Hirsau, gef.

* Das Eiserne Kreuz hat erhalten Feldwebelleutnant WilhelmKübler, Walzmeister inCalw. Hermann Schm: d, Oberheizer auf S. M. Schiff v. d. Tann, Sohn des Altkronenwirts Schmid in Dietersweiler.

* Uebrrtrage« wurde seinem Ansuchen gemäß die er­ledigte Stelle eines Staatsstraßenmeisters mit dem Sitz in Heilbronn dem Staatsstraßenmeister EugenClaß bei der Straßenbauinspektion Calw.

* Eine Belehrung über die Maul- und Klauenseuche finden unsere Leser auf Seite 3 dieses Blattes.

— Deutsche Aahrpr isermätzigung für türki­sche Kriegsteilnehmer. Auch die türkischen Kriegs­teilnehmer genießen von jetzt ab auf den deutschen Ei­senbahnen Fahrpreisermäßigungen. Ter amtliche Ta­rif- und Verkehrsanzeiger meldet darüber folgendes: Mit sofortiger Gültigkeit wird auf den deutschen Bahnen dm mit Unterstützung des Roten Halbmonds zum Be­such deutscher Kurorte reisenden türkischen Kriegsteil­nehmern die gleiche Fahrpreisermäßigung wie den deut­schen, österreichisch und ungarischen Kriegsteilnehmern gewährt. Vorläufig wird die Fahrpreisermäßigung an die türkischen Kriegsteilnehmer am den deutschen Bah­nen auf Grund der von den österreichisch-ungarischen Vorbahnen zugelassenen Bescheinigungen, ausnahmswei­se auch ohne Bescheinigung zugestanden, wenn sonst die äußeren Umstände dafür sprechen, daß die Inanspruch­nahme begründet ist.

(-) Göppingen, 19. Okt. (Nahrungsmittel­fälscher.) Vom hiesigen Amtsgericht ist die 21 Jahre alte Margarethe Zwicker, geb. Esenwein, wegen eines Vergehens gegen g 10 Ziffer 1 und 2 des Nahrungsmit­telgesetzes zu drei Tagen Gefängnis verurteilt worden. Ihr Mann erhielt eine Geldstrafe von 30 M. Außerdem wurde ihnen die Kosten des Verfahrens auferlegt.

(-) Herbrcchtingen, 19. Okt. (Heldentod in der Heimat.) Der 76 Jahre alte Gottfr. Bauer wurde während des Pflügens von einem Schlaganfall betroffen und auf dem Acker als Leiche gefunden. Das ist wieder einer der häufigen Fälle, in denen die statt der ausmarschierten Söhne und Enkel die landwirtschaft­lichen Arbeiten besorgenden alten Leute, nachdem sie schon jahrelang auf dem Altenteil gesessen waren, der ungewohnten Schwere der Arbeit erliegen. Es vergeht kaum eine Woche, ohne daß derartige Nachrichten be­kannt werden. Auch diese Alten starben einen Heldentod fürs Vaterland.

(-) Königsbronn, 19. Okt. (Tödlicher Bau­unfall.) Bei den Arbeiten an der Landeswasserver­sorgung kam ein viele Zentner schweres Leitungsrohr ins Rollen und erdrückte den 19jährigen Arbeiter Benz von Ochsenberg. Der Vater des Getöteten steht im Feld.

(-) Reutlingen, 19. Okt. (Lebensmitteldie- b e.) Aus einem Keller in Betzingen sind 170 einge­machte Eier samt dem Geschirr gestohlen worden. Aus einem anderen Keller im dortigen Wasen wurden fünf Pfund Schweineschmalz und ein Laib Brot entwendet.

(-) Bibcrach, 19. Okt. (Beisetzung des Ab­geordneten Dr. Späth.) Unter äußerst zahlrei­cher Beteiligung von Stadt und Land fand heute vor­mittag hier die Beerdigung des Stadtpfarrers und Laird- tagsabgeordneten Dr. Späth statt. In der Trauerge­meinde bemerkten wir Präsident der Zweiten Kammer von Kraut und Vizepräsident v. Kiene, den Landesvor­stand der Zentrumspartei, Abgeordneter Rembold-Ra- veusburg, sowie die meisten Mitglieder der württem- bergischen Zentrumsfraktion, den Reichstagsabgeordne­ten Stiegele, von der ersten Kammer Dekan Mül. er von Saulgau, die staatlichen und städtischen Behörden, an ihrer Spitze Oberamtmann Bauer und Stadtschultheiß Doll, über 100 Geistliche, die katholischen Vereine der Stadtgemeinde und viele Leidtragende. Dekan Seifer machte am Grabe bekannt, daß der Verstorbene in sei­nem Testament zum Ausdruck gebracht habe, daß eine Grabrede nicht gehalten werden dürfe. Er habe nur einen kurzen selbstverfaßten Lebenslauf des Verstorbe­nen zur Verlesung zu bringen.

(-) Biberach, 19. Okt. (Die Mandatsnach­folge.) Durch den Tod des Landtagsabgeordneten Dr. Späth geht das erledigte Mandat auf Herrn Laub, Vor­stand des Kath. Arbeitervereins, Begründer der „Concor- dia", in Leutkirch als Ersatzmann über. Wir erinnern an das Resultat der Landesproporzwahl vom 18. De­zember 1912 (2. Landeswahlkreis): Herbster 147 887, Dr. Späth 146 287, Weber 145 333, Betzler 75 186, Laub 73 936 Stimmen. Herbster, Dr. Späth, Weber und Betzler waren gewähl' und Laub war Ersatzmann. Me Wahlperiode dauert bis 1918.

(-) Balingen, 19. Okt. (Ehrenvoller Ruf.) Oberamtstierarzt Dr. Wörner hier ist durch ein Tele­gramm des Reichskanzlers in die Zivilverwaltung von "ölen berufen worden.

Kriegs-Merlei.

Empörende Vorgänge in italienischer Gefangenschaft.

GKG. Das „Fremdcnblatt" veröffentlicht auf Grund von Protokollen, die mit mehreren aus mehrmonatiger italienischer Gefangenschaft in ihre küstenländischc Heimat zurückgekchrten Ar­beitern ausgenommen worden sind, eine Schilderung empörender Vorgänge, die sich zu Beginn des Feldzuges an der küsten­ländischen Grenze abgespielt haben. Am 4. Juni besetzten italieni­sche Truppen di Ortschaften Amast und Kamno der Ge­meinde Libusins beiKarfreit. Alle wehrpflichtigen Män­ner wurden festgenommen und in barbarischer Weise über die Grenze abgeflihrt. Der Weg, den die Unglücklichen durch halb Italien zu machen hatten, gestaltete sich zu einem Leidenswege im wahrsten Sinne des Wortes. Die ihnen zuteil gewordene Behandlung spricht jedem Begriff von Völkerrecht und Zi- vilisation Hohn. Kaum hatte der Transport aus dem Marsche nach Karfrelt Amast verlassen, als die Eskorte einen Mann aus dem Zuge heraus nahm und ihn kurzerhand ohne jede Der- anlassung nied erschoß. Dasselbe Schicksal teilten gleich, zeitig ein Mann und eine Frau, die nichts ahnend auf dem Felde bei Amast arbeiteten und plötzlich von den Soldaten nie­dergestreckt wurden. Auf dem weiteren Marsche wurden döe Gefangenen von vorbejmarschicrcnden Alpini gröblich und tät­lich in der gemeinsten Weise mißhandelt. Ein höherer Offliter ließ den Transport bei Idersco in einem Gliede aufstcllen und ganz ohne Ursache, ohne Erklärung und Verhör jeden zehnten

Mann erschießen. Die bedauernswerten Opfer weroen m vem Protokoll mit Namen angeführt. In Karfreit angelangt, zwang man die noch Ueberlebenden, die nächste Nacht im Gefängnis mit der Leiche eines Leidensgefährten, der von den Soldiaten »uch. stäblich totgeschlagen worden war, zuzubringen. Der Trans- port wurde nach Sardinien gebracht, von wo man alle nicht Wehrpflichtigen über die Schweiz in ihre Heimat entliieß. Während des Aufenthaltes in Sardinien erlag einer von den Leuten den ausgestandenen Qualen und Strapazen. Vier seiner Schicksalsgefährten liegen in Salzburg schwer krank darnieder. Auch von den Unterzeichnern des Protokolls, die sich bereit erklärt haben, ihre Aussagen vor jedem Richter unter Eid zu bestätigen, mußten drei wegen ihres angegriffenen Gesundheits- zustandes dem Krankenhause übergeben werden. Solche Dinge, schließt das Fremdenblatt, sind mitten in Europa geschehen bei einem Volke, das den Anspruch erhebt, zu den Kulturnationei, der Welt gezählt zu-werden. Mit Entrüstung und Abscheu wen- det sich die ganze zivilisierte Welt von solchen Greueln ab. wie man sie noch höchstens aus den Kriegen mit wilden und halb- wilden Völkern kennt, und voll Grauen und Eckel blickt sie auf ihre unmittelbaren und mittelbaren Urheber.

Wetterbericht.

Die Störungen machen sich allmählich stärker gel­tend. Für Donnerstag und Freitag ist zwar immer noch vorherrschend tvackenes, aber dach durchweg trübes und nebeliges, zeitweilig auch regnerisches Wet­ter zu erwarten.

Kriegschronik 1914

20. Oktober: Die große Schlacht in Mittelgalizien hat an Heftigkeit zugenommen.

— 3m Adriattschen Meere hat ein Scharmützel zwischen ein» zelnen österreichischen Torpedo- und Unterseebooten nebst einem Luftfahrzeug und dem französischen Kreuzer „Wal- deck Rousseau" statt.

— 3n Paris wird die Ausgabe einer städtischen Anleihe von II? Millionen Francs beschlossen.

— Dal 0 na wird von einer Abteilung italienischer Marine» soldaten besetzt.

— Der Reichsanzeiger veröffentlicht einen Prdtest gegen die völkerrechtswidrige Kriegführung der Franzosen.

— Der japanisch« Krenzer .Sakätschir" ist durch eine Mine in der Kiautschau-Bvcht vernichtet worden. >

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