8cd- Mutmaßliches Wetter. Für Dienstag und Mittwoch ist zwar vielfach bewölktes, aber zumeist trockenes Wetter zu erwarten.
Pforzheim, 10 . Febr. Gestern vormittag fand man an der Enz bei Eutingen den Hut des vermißten Forstwarts Keller. Von der Leiche selbst fehlt immer noch jede Spur. Es scheint, daß der Forstwart ins Wasser geraten ist. An dem Hut waren keine Anzeichen dafür vorhanden, die auf eine gewaltsame Beseitigung Kellers schließen lassen konnten.
Pforzheim, 9. Febr. Spielplan des Viktoria-Theaters vom 10.—16. Febr. Sonntag, 3)4 Uhr: Der fidele Bauer, 7 >4 Uhr: Der gutsitzende Frack. Montag 8)4 Uhr: Gastspiel Minni Ephra-Kornfeld. Elektra; Tor und Tod. Dienstag. 8)4 Uhr: 63.Abonnem.-Vorst. Serie 8 21, Erstaufführung von Der gute Ruf. Mittwoch 8)4 Uhr: 64. Abonnem.-Vorst. Serie A 22, Glocken von Corneville. Donnerstag 814 Uhr: Geschl. Vorst.: Der gutsitzende Frack. Freitag 8)4 Uhr: 65. Abonnem.- Vorst. Serie L 22, neu einstudiert: Sappho. Samstag 8)4 Uhr: Der fidele Bauer. Sonntag 3)4 Uhr: Der gutsitzende Frack; 7)4 Uhr: Erstaufführung: Hoheit tanzt Walzer.
Pforzheim. 9. Febr. Bijouteriefabrikanten in Pforzheim und Hanau sind einem groben Schwindel in Berlin zum Opfer gefallen. Der Inhaber der Firma Gebrüder Blumenkranz in Berlin, Jakob B.. kam Ende Dezember nach Pforzheim und nach Hanau, brachte einen Ausweis mit, datz ihm eine Bank 100 000 -N bei der Deutschen Bank in Berlin zur Verfügung gestellt habe, und bestellte auf Grund dessen für etwa 100 000 Mark Waren, die Mitte Januar abgeliefert und bar bezahlt werden sollten. Mit den 100 000 -1t, auf die erst 10 000 -1t abgehoben seien, hatte es seine Richtigkeit. Man lieferte daraufhin der sonst wenig bekannten Firma die Waren nach Berlin, Jakob B. nahm sie dort in Empfang, aber auch die noch vorhandenen 90 000 -1t hob er ab und verschwand mit beidem. Bis jetzt fehlt jede Spur, wohin sich Jakob B. gewendet hat. Die Firma betrieb seit einigen Jahren Export in Schmucksachen nach Skandinavien und gab vor, mit den neu gekauften Waren neue Absatzgebiete aufsuchen zu wollen.
Salmbach (O.-A. Neuenbürg), 10. Febr. In vergangener Nacht ist das Wohnhaus und die Scheune des Martin Fischer vollständig niedergebrannt. Der Schaden ist groß, die Ent siehungsursache nicht bekannt.
Herrenberg, 8 . Febr. In ihrer gestrigen Sitzung haben die bürgerlichen Kollegien einer neuen Industrie einen Bauplatz, unmittelbar am Bahnhof und zirka 50 Ar groß, unentgeltlich zugesagt. Die neue Industrie wird die Schweinemästung im großen Stil unternehmen und hat als Absatzgebiet die großen Städte des deutschen Südens im Auge. In hygienischer Beziehung sind entsprechende Garantien gegeben worden. — Weil die Eltern der 19jährigen Karoline König in Nufringen deren Verhältnis mit einem Burschen nicht dulden wollten, ging das Mädchen am Donnerstag abend, nur mit einem llnterrock bekleidet, fort und stürzte sich in ein sumpfiges Gewässer unweit des Ortes. Gestern früh wurde sie zwar noch lebend, aber in erfrorenem Zustande am Rain sitzend und die Füße in den Sumpf hängend, aufgefunden. Nach Hause gebracht, starb das Mädchen wenige Stunden später.
Leonberg, 8. Febr. Vom Schöffengericht wurde ein Milchhändler von Ditzingen zu der Geldstrafe von 50 -1t verurteilt, weil — nach seiner Erklärung infolge der unzweckmäßigen Kühlung im Brunnentrog — in seiner von ihm nach Stuttgart gebrachten und dort beanstandeten Milch nach dem Gutachten des städtischen Laboratoriums mindestens 7 Liter Was-
Die Schule des Lebens.
51) Roman von Herbert v. Osten.
„Und Achim hörte das alles auch und glaubte doch an mich."
„Ja, ich glaube an dich," brauste Achim auf.
„Und ich bleibe bei dir, du mein einziger, treuer Freund im Unglück," rief Toska.
Percy atmete schwer. „Mein Unrecht willst du nicht verzeihen und vergessen?"
„Verziehen habe ich längst, vergessen kann ich nicht! Wo das Vertrauen fehlt, da flieht die Liebe! Ich könnte ja nie, selbst im Augenblicke des schönsten Glückes nicht das beruhigende Gefühl der Sicherheit empfinden. Stets müßte ich fürchten, datz wieder ein Verleumder käme und mir von neuem die Liebe raubte."
„Toska, sei nicht grausam." rief Percy flehend, „du muht es fühlen, datz auch ich in diesen Iahten ein anderer geworden, ein starker, fester Charakter, der sich sein höchstes Gut von niemandem mehr entreißen läßt. Gib mir wenigstens eine Hoffnung mit auf den einsamen Lebensweg."
„Nein, Percy, antwortete Toska schmerzlich bewegt. „Ich kann dir nicht mehr glauben, du hast mich zu tief gekränkt."
„So lebe wohl!" sagte Percy. Dann wandte er sich ab und ging mit schweren Schritten heimwärts.
Einige Tage später ließ sich Leutnant Wildheim bei Toska melden. Ein traur'"es Lächeln huschte über
ser gefunden wurden. Außerdem wurde eine Produzentin, die dem Händler Milch, die in Höhe von 13 Proz. gewässert war, geliefert hatte, zu der Geldstrafe von 30 verurteilt und in diesem Fall auch noch die Veröffentlichung des Urteils auf Kosten der Verurteilten ausgesprochen.
Württemberg.
Stuttgart, 7. Febr. Der Ehrenpreis des Kaisers für Offiziere der Kavallerie, gestiftet für die besten Leistungen in den Dauerritten, ist im 13. A.-K. dem Rittmeister Weyrauch vom 19. Ulanenregiment zuerkannt worden.
Stuttgart, 9. Febr. Das Luftschiff als Angriffswaffe. Das neue Militärluftschiff Ersatz Z. 1 wird in der nächsten Zeit öfters von Baden-Baden aus nach dem Schießplatz Hagenau fahren, um dort Uebungen im Bombenwerfen vorzunehmen. Die zur Verwendung kommenden Sprenggranaten sollen ein Gewicht von 105 Kilogramm haben und mit einem Brisanzsprengstoff von besonders starker Wirksamkeit geladen sein.
Stuttgart, 9. Febr. Am Dienstag nachmittag 3,21 Uhr begibt sich der König über Zürich zu mehrwöchigem Aufenthalt nach Cap Martin. In seinem Gefolge werden sich zunächst Kabinettschef Frhr. v. Soden und ein Flügeladjutant befinden. Die Königin wird während der Abwesenheit ihres Gemahls Aufenthalt in Schloß Hornegg bei Mundelsheim a. N. nehmen, und zwar voraussichtlich in Begleitung ihrer jüngeren Schwester, der Prinzessin Alexandra zu Schaum- burg-Lippe.
Stuttgart, 9. Febr. Iungdeutschland. Am 2. März wird sich der Bundesvorsitzende, Eeneralfeldmarschall Freiherr von der Goltz, hier einfinden, um Jungdeutschland zu besichtigen.
Heilbronn, 10. Febr. In München wurden vor kurzem in einem vornehmen Hotel einer Dame Juwelen im Wert von 20 000 -1t gestohlen. Diese Dame ist die Kommerzienratswitwe Llotz von hier, deren Gatte Direktor der Heilbronn-Böblinger Zuckerfabrik war. Der Diebstahl begab sich ungefähr wie folgt: Als sich die Dame mit ihrer Tochter nach 2 Uhr in ihr Zimmer begab, fand sie im Badezimmer, das zwischen den von Damen gemieteten Zimmern liegt, die ausgeschnittene Geldtasche liegen, in der ihr Schmuck aufbewahrt war. Die Abwesenheit der Damen hatte ein Dieb benützt, um unbemerkt in das Zimmer einzudringen. Er hat die dort auf einem Koffer liegende Tasche an sich genommen, sie im Badezimmer entleert und war dann verschwunden. Das Einschleichen war ihm dadurch erleichtert, datz die Damen die Zimmer nicht verschlossen hatten. Wie der Dieb den Aufbewahrungsort des Schmuckes in Erfahrung bringen konnte, ist noch nicht aufgeklärt. Man vermutet, datz es sich um einen internationalen Hoteldieb handelt. Die Dame trifft der Verlust um so schwerer, als der Schmuck zum Teil aus Geschenken ihres verstorbenen Gatten besteht. Sie hat auf die Beschaffung des Schmuckes eine Belohnung von 1000 -1t, für Benachrichtigung, die zur Entdeckung des Täters oder zur Beschaffung des gestohlenen Gutes führen, 500 -4t ausgesetzt.
Ulm, 8. Febr. Die durch die „Donau-Wacht" verbreitete Nachricht, wonach in einer Kompagnie des Pionierbataillons Nr. 13 zirka 30 bis 40 Leute nicht unbedenklich erkrankt seien, weil sie vor einigen Tagen bei ziemlich kalter Temperatur genötigt wurden, Uebungen in dem kalten Wasser der Donau zu vollziehen, ist nach Erkundigungen der „Württem- berger Zeitung" nicht ganz richtig. Richtig ist, daß beim Pionierbataillon zurzeit Leute erkrankt sind, ihre Zahl mag auch 30 bis 40 betragen, aber diese Zahl greift nicht in eine einzelne Kompagnie, sondern in das ganze Pionierbataillon. Die Erkrankungen rühren auch nicht von einer einzelnen
Hebung her, sondern Schuld trägt die ungesunde Witterung der letzten Zeit. Die Entstehung der Erkrankungen geht teilweise weit zurück. Es ist überhaupt sehr fraglich, ob die betreffende Uebung eine Krankheit verursacht hat. Die Uebungen gehen seit längerer Zeit mit Rücksicht auf den Winter nur beschränkt vor sich. Das Pionierbataillon ist eben daran, über die Erkrankungen, die durchaus nichts Besonderes zu befürchten geben, an das Generalkommando zu berichten.
Aus Welt und Zeit.
Ludwigshafen. 8. Febr. Einen teuflischen Mordversuch unternahm die erst 15 Jahre alte Tochter des in der Bismarckstratze wohnenden Taglöhners Spilger. Das Mädchen hat-bereits vor 14 Tagen die Mutter dadurch zu vergiften versucht, datz es Lysol in den Kaffee schüttete, weil die Mutter sein Verhältnis mit einem jungen Burschen nicht dulden wollte . Das Verbrechen wurde nur dadurch vereitelt, datz das 8jährige Brüderchen, das die Vergiftung des Kaffes beobachtet hatte, der Mutter davon Mitteilung machte. Die Rache des verdorbenen Geschöpfes wandte sich nun gegen das Kind. In Abwesenheit der Eltern fesselte das Mädchen den Bruder, nachdem sie ihn vorher in Bettdecken gewickelt hatte, übergotz ihn mit Petroleum und.legte ein brennendes Stück Holz in den Kleiderschrank. Dann schloß es die Wohnung und begab sich zu seinem Geliebten, das Kind seinem Schicksal überlassend. Der Knabe wäre zweifellos erstickt und verbrannt, wenn die Flurnachbarin, die in einer Mannheimer Fabrik arbeitende Frau eines Kranenführers, nicht rechtzeitig mit ihrer Schwester heimgekommen wäre. Die Frauen' drangen auf die Schreie des Knaben in die Wohnung ein, die bereits in Hellen Flammen stand, und retteten den Knaben, der mit dem Schrecken davonkam. Dann alarmierten sie die Freiwillige Feuerwehr, die nach angestrengter Tätigkeit den Brand, der durch eine Verbindungstür bereits in die Wohnung der Nachbarsfrau übergegriffen hatte, löschte. Die Brandstifterin wurde bei ihrem Geliebten abends verhaftet. Bei ihrer Vernehmung legte sie eine unglaubliche Frechheit an den Tag.
Straßburg, 8. Febr. Der vor kurzem wegen einer Broschüre über Hagenauer Earnisonverhältnisse mit der Polizei in Konflikt geratene Schriftsteller Jung wurde als Mitwirkender resp. Mittäter des falschen Alarms verhaftet. Er war der Absender des Telegramms, mit dem Wolter den Erfolg seines Streiches einer Zeitungsredaktion angekündigt hat. Wolter erlitt bei einer polizeilichen Vernehmung über die Angelegenheit einen Tobsuchtsanfall. Er wurde in die psychiatrische Klinik gebracht.
London, 9. Febr. Die Zeitungen aller Richtungen beschäftigen sich mit den Ausführungen des Staatssekretärs v. Tirpitz in der Budgetkommission des Deutschen Reichstages, in der er erklärte, datz die Aeutze- rungen des englischen Marineministers im März vor. Jahres, daß ein Verhältnis von 10 :16 zwischen der deutschen und englischen Schlachtflotte für die nächsten Jahre annehmbar wäre, auch von seinem Standpunkt aus angenommen werden könne. Vielfach erblickt man in diesen Worten ein Zeichen, daß die deutsch-englische Annäherung Fortschritte macht und der Hebel endlich da angesetzt wird, wo schon längst in erster Linie und am nachdrücklichsten hätte „entspannt" werden sollen.
Newyork, 9. Febr. Eine schreckliche Lynchjustiz wurde gestern in Houston im Staate Mississippi an einem Neger verübt, der eine weiße Frau ermordet hatte. Der Neger wurde an einen Pfahl gebunden,
sein mageres, unschönes Gesicht, als er den erschrockenen Blick auffing, mit dem Toska bei seinem Eintreten von ihrem Platze aufsprang.
„Glauben Sie nicht, datz ich an alte, vergangene Tage mahnen will," sagte er schnell, indem er sich an Toskas Seite auf dem kleinen Sofa niederlietz. —
„Wenn dieses Herz auch nie die kurze Maienzeit seiner einzigen Liebe vergessen wird, so hat es doch längst zu begehren aufgehört — und heute mutz ich für einen anderen sprechen," sagte Leutnant Wildheim. „Es ist meine Pflicht, bei Ihnen für Percy Hochstraten zu bitten; denn ich, ich allein habe sein Herz von Ihnen gewendet. Ich wollte ihn bewahren vor dem Schicksal, das mir zuteil geworden, verhüten, daß er unschuldiges Blut vergoß, denn, verzeihen Sie, Toska, ich hielt Sie damals für falsch und kokett. Täglich sah ich diesen gefährlichen, schönen Italiener Ihr Haus betreten, und Sie oft im Gespräch mit ihm. Ich traf ihn zu nächtlicher Stunde mit einer Dame in Ihrem Mantel auf einsamem Platz — ich war überzeugt von Ihrer Schuld. Und trotzdem ich ihm alle diese Beweise entgegenhielt, glaubte er mir nicht, mit seinen eigenen Augen wollte er sich überzeugen, und was er gelitten, als er Sie für verloren hielt, ich, sein vertrautester Freund, weiß es vielleicht allein, außer seinem Gott und seiner Mutter! Wären Sie Zeuge seines fassungslosen Schmerzes damals gewesen, Sie würden erkennen, datz niemals ein Mann Sie treuer und auch wärmer lieben wird, wie mein junger Freund."
„Und trotzdem verlobte er sich mit Edith v. Merum, wäre längst verheiratet, wenn sie nicht die Verlobung gelöst!"
„Zu diesem unüberlegten Schritt ritz sein arg verletzter Stolz ihn in einem Moment höchster Verzweiflung hin und glauben Sie mir, er hat ihn schwer gebüßt! Um Jahre ist er in diesen Monaten gealtert, die ersten grauen Haare hat der Kummer ihm in dieser Zeit gebracht." Wildheim stand auf und bot Toska mit bittendem Blick die Rechte dar. „Darf ich meinem Freunde sagen, datz er kommen darf?"
„Nicht jetzt, nicht bald," wehrte Toska. Lassen Sie mich erst ruhiger werden, mich selbst wiederfinden."
„Wenn nicht jetzt, so doch einst!" sagte der Offizier ernst und ein gepreßter Seufzer hob seine breite Brust, als er mit schnellen Schritten das Zimmer verließ.
Es war ihm doch fast übermenschlich geworden, für einen anderen bei der zu werben, zu der sein Herz ihn selbst noch stürmisch zog; aber gerade, weil er sie liebte, wollte er sie glücklich wissen um jeden Preis, selbst um den des eigenen Glückes. —
* S *
Es war Herbst geworden. Die Weinranken, welche den Ehrenbreitsteiner Turm umspannen, färbten sich glühend rot, die letzten Blüten der Gärten welkten und die Wandervögel rüsteten sich, um vor den rauhen Stürmen des winterlichen Nordens zu fliehen in die weiche Luft des Südens.
„Wir wollen auch südwärts ziehen," sagte Achim lächelnd, auf die dichten Schwärme der zwitschernden