worauf die Menge den mit Teer bestrichenen Pfahl anzündete, sodatz der Reger lebendigen Leibes zu brennen begann. Der Vater der ermordeten Weihen! tötete den Neger schließlich durch einen Revolverschuh, sodah dieser von seinen Qualen erlöst wurde.
Konstantinopel. 9. Febr. Die Kämpfe auf der Halbinsel Eallipoli nehmen ungeschwächt ihren Fortgang. Die griechische Flotte unterstützt die Artillerieangriffe der Bulgaren, indem sie die den Golf von Saros beherrschenden Häfen bombardiert. Einem Flügel der Bulgaren ist es gelungen, die Höhen südlich von Xamilo zu stürmen.
Die Letzten.
Skizze von Herbert v. d. Osten.
Entschieden war die Unglücksschlacht von Lüle-Burgas. Ohne Munition, hilflos dem grausamen, erbarmungslosen Feinde preisgegeben, flohen die Trümmer der' osmanischen Armee den bergenden Forts der Tschataldscha-Linie entgegen. Nur an der Eisenbahnbrücke tobte noch der Kampf, der letzte, furchtbare.
Zn hohlen Augen den Tod, den abgemagerten Körper in zerfetzten Uniformen, hielten ein paar zusammengeschossene Bataillone Stand gegen die bulgarische Uebermacht.
Unaufhaltsam wie die Fluten eines jungen Bergstroms brandeten die bulgarischen Regimenter gegen die kleine Schar, die sich wie ein Wall von Eisen gegen den wütenden Ansturm der Bulgaren stemmte. Wie Verzweiflung das letzte Rettungsmittel, verteidigten sie jeden Fußbreit Erde.
Sesah Effendi führte sie, ein Freiwilliger mit weißen Haaren.
Wohl wußte er es längst, daß er sich für eine verlorene Sache opferte, daß er den Vormarsch der siegestrunkenen Feinde nicht mehr hindern konnte. Eher hätte er die Lawine bei ihrem Lauf zur Tiefe mit seinem Arme aufgehalten, aber er wollte es der Welt zeigen, daß es noch Männer unter den Osmanen gab, die für die Ehre zu sterben wußten.
Mit keiner Wimper hatte der Greis gezuckt, als man ihm rasch hintereinander die Todesnachricht seiner drei Söhne brachte.
Der Jüngling, der jetzt an seiner Seite kämpfte, war sein einziger Enkel.
Der junge Ibrahim, der vor vier Wochen aus Berlin heimgekehrt war, um sich dem Vaterland zu stellen, hatte seinen Vater nicht mehr wiedergesehen, der auf dem Tarabosch den Heldentod gefunden.
„Ergebt Euch."
Eine wohlbekannte Stimme rief es Ibrahim zu.
Dunkel schoß das Blut in die braune Wange des Osma- ne», als er den Freund erkannte, der das Bataillon führte, welches zur Verstärkung der Bulgaren im Sturmschritt vorrückte.
Daß er Irenes Bruder auf so rühmlosem Felde treffen mutzte.
Wie ein blitzendes Meer umfunkelten sie die Bajonette ver Bulgaren, die, wie berauscht von Blut, sich kaum von ihrem Führer zügeln ließen.
Hinter Ibrahim und seinem Vater standen kaum zwanzig zum Sterben müde Männer, und kein einziger, der noch ohne Wunden war.
„Ihr könnt nicht einer gegen tausend kämpfen." drängte Danilow. „Der Weg nach Konstantinopel steht uns offen, auch ohne diese Brücke. Ergebt Euch."
Ibrahims Hand krumpfte sich nur noch fester um die Waffe.
Sein düsterer Blick sagte es dem Freunde, daß er sterben wollte.
„Denk' an Irene," flehte Danilow beschwörend.
Mit ausgebreiteten Armen stellte er sich vor den Geliebten seiner Schwester, um ihn vor seinen immer ungestümer vordrängenden Soldaten zu schützen.
„Irene!"
Vor die Seele des Gehetzten drängte sich das Bild des schönen, feurigen Mädchens, dem in Berlin sein Herz in stürmischem Verlangen zugeflogen. Er dachte der Abschiedsstunde, wo sie gelobt, ihm bis ans Ende der Welt zu folgen und auch nach den Sitten seines Volkes mit ihm zu leben, wenn er das verlangte.
Ein weicher, sehnsüchtiger Ausdruck trat in seine Augen.
„Verführer! Drei Söhne habe ich dem Vaterland geopfert. Soll ich mich des Enkels schämen?" _(Schluß folgt.)_
Landwirtschaft und Märkte.
Preis-Ausschreiben des Württ. Obstbauvereins.
Der Württ. Obstbauverein erläßt folgendes Preisausschreiben: Am l. Juni ds. Js. haben wir zu vergeben: /l. Für richtig behandelte, zweckmäßig angelegte, mindestens 5 Jahre alte Zwergobst-, größere Hochstamm-, Halbchochstamm oder gemischte Obstanlagen in für die betreffende Gegend geeigneten Tafel- und Wirtschaftssorten, 1. an Gemeinden und Vereine: eine große, silberne und eine große bronzene Vereinsmedaille samt Diplom; 2. an Private: eine große silberne, eine kleine silberne und eine kleine bronzene Vereinsmedaille samt Diplom. 6. Für schön, gezogene und musterhaft gehaltene, mindestens 5 Jahre ausgepflanzte Spalierobstbäume an Wänden von Gebäuden, Mauern usw. in geeigneten Tafelsorten, eine kleine silberne und eine kleine bronzene Vereinsmedaille samt Diplom. L. An Lehrer und Baumwärter in Württemberg, welche sich um den Obstbau auf dem Lande, insbesondere auch um die Zwergobstzucht verdient gemacht haben: l. die Zinsen aus der Kohlhammer-Stiftung und zwar ein Preis von 20 -4t samt Diplom an Lehrer, zwei Preise von 10 bis 20 -4t samt Diplom an Baumwärter; 2. vom Verein je eine Vereinsmedaille und ein Diplom an Lehrer und Baumwärter. — Für die Beurteilung der zur Prämiierung angemeldeten Obstbaumpflanzungen kommt folgendes in Betracht: Dieselben müssen in Württemberg gelegen und mindestens drei Jahre im Besitz oder Pflege des Anmelders sein, Zwerg- oder Formobst-, bezw. Spalierbäume müssen, neben zweckentsprechenden Formen und Sorten, Gleichmäßigkeit und richtige Behandlung des Fruchtholzes aufweisen; ferner sind passende Unterlagen, richtige Pflanzweite, sowie Gesundheit der Bäume maßgebend. Jüngere Hoch- und Halbhochstämme müssen richtig gezogene Baumkronen mit noch mehr Aesten, als zur Bildung einer vollkommenen Krone notwendig sind, mit nach außen gerichteten Verlängerungen und möglichst geradem Mittelast. aufweisen. Die Stämme müssen in den ersten Jahren an geschälte, bis 10 Zentimeter unter die Krone gehende Vaumpfähle gebunden und die Baumscheiben mindestens auf 1 Meter im Durchmesser offen, sowie von Unkraut frei sein. Die Bäume müssen in einer den Sorten, dem Boden, Klima und Lage entsprechenden Entfernung von einander stehen, sodaß jede Baumkrone sich frei entwickeln kann. Die Anlage muß eine verständige und rationelle Baumpflege erkennen lassen, insbesondere müssen die älteren Bäume rein von Moos und Flechten, die Kronen richtig gelichtet und frei von Aststumpen, dürrem Holz und entbehrlichen Wasserschossen sein. Auf eine zweckmäßige Wundebhandlung ist besonders zu achten. Richtige Anbringung von Nistkästen ist erwünscht. Für Lehrer und Baumwärter (L)
kommt außer den eigenen Bäumen noch das Maß ihrer Bemühungen und das gute Beispiel für andere Gartenbesitzer in Betracht. Jüngere als fünfjährige Baumpflanzungen werden auch bei dieser Prämiierung nicht berücksichtigt. Bewerbungen find bis spätestens 1 März an das Sekretariat des Württ. Obstbauvereins, Züchter und selbständige Gärtner sind von der Konkurrenz ausgeschlossen. Ein und dieselbe Pflanzung kann nur einmal mit einem Preise bedacht werden.
Das Andauern der Fleischteurung.
Ueber die Lage des Viehmarktes im Monat Januar schreibt die Amtliche Zeitung des Deutschen Fleischer-Verbandes: Nachdem im Dezember die Rinder- und Schweinepreise zurückgegangen waren, schöpfte man Hoffnung, daß es besser würde. Auch im Januar hat die etwas willigere Haltung für Ochsen angehalten. Bullen und Kühe wurden aber an den meisten Märkten wieder teurer, und auch Schweine sind an einzelnen Märkten wieder fester geworden. Wo man hinhört, hat man wenig Vertrauen zur Marktlage, denn man fürchtet, daß die gegenwärtig etwas lauere Haltung mehr eine Folge des geschwächten Konsums, als eine Folge bessern Angebots sei, und daß alsbald eine neue Preissteigerung eintrete. Mit dem „alsbald" hat es indes nach dem Dafürhalten des Deutschen Fleischer-Verbandes doch noch gute Weile. Die Wintermast muß jetzt an den Markt kommen und bei der reichlichen Futterernte des Vorjahres ist nicht daran zu zweifeln, daß auch die Qualität des Viehes in der nächsten Zeit sich bessert. Schon jetzt kommen recht annehmbare Posten, namentlich aus Ostpreußen, an den Markt, mährend man für die Wintermast aus den mitteldeutschen Zuckerfabriken nicht so günstige Ergebnisse erwartet wie in früheren Jahren. Das Anziehen der Bullen- und Kuhpreise ist darauf zurückzuführen, daß Bullen in verstärktem Maße verlangt werden, während Kühe noch immer zurückgehalten werden. Dasselbe trifft für Kälber zu, die sowohl im Dezember wie im Januar steigende Preise verzeichneten und nachgerade, ebenso wie Hammel, Luxusartikel geworden sind. Die gegenwärtigen Preise für Kälber und Hammel stehen mehr als 12 -4t pro Zentner Schlachtgewicht höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Dabei sieht es, obgleich die Hauptwurfzeit für Kälber vor der Tür steht, noch gar nicht so aus, als wolle es besser werden.
Stuttgart, 8. Febr. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 76, Kälber 110, Schweine 538 Stück. Bullen 1. Qual. 90—91 -4t, Stiere 1. Qual. 99—102 -4t, Jungrinder 2. Qual. 95—98 -4t, Kälber 1. Qual. 110—114 -4t, Kälber 2. Qual. 104—109 -K, Kälber 3. Qual. 95—100 -4t, Schweine 1. Qual. 80—81 -4t, Schweine 2. Qual. 78—79 -4t, Schweine 3. Qual. 72—74 -4t. Verlauf des Marktes langsam.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Reklameteil.
Der Kaffee ist bei Arterienverkalkung absolut zu verbieten oder nur durch den unschädlichen Kaffee Haag, den coffe'i'nfreien Bohnenkaffee, zu ersetzen.
Generalarzt König und vr. Pototzky.
(Zeitschrift f. Baneologie 1908, Heft 8.)
„Halten Sie mich nicht für zudringlich, weil ich hier bei Ihnen eingedrungen," sagte sie mit ihrer weichen, sympathischen Stimme. „Es ist die Liebe zu meinem einzigen Kinde, die mich alle Rücksichten vergessen läßt. Ich weiß, Sie haben Percy zurückgewiesen, Sie glauben ihm den Zweifel an Ihrer Treue nie vergeben zu können?" Toska nickte schweigend mit dem Haupte, und die alte Dame fuhr eindringlich fort: „Er hat schwer an Ihnen gefehlt, gewiß, aber sind wir nicht alle irrende, kurzsichtige Menschen, die sich durch den Schein täuschen lassen?" Sie sah fragend in das abgewandte Gesicht der jungen Frau und sagte mit sanftem Vorwurf: „Kennst du nicht die Worte unseres himmlischen Erlösers: Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet — und mit welcherlei Maß ihr messet, wird euch gemessen werden?" Toska senkte hocherglühend den Blick zu Boden, die Matrone aber schlang zärtlich den Arm um ihre Schulter: „Die wahre Liebe duldet alles, verzeiht alles," sagte sie leise. „Gib mir meinen Sohn wieder, Toska. Er kann das Leben in der Heimat, wo ihn alles an das verlorene Glück mahnt, nicht ertragen, er will in ferne Länder — und den Tod suchen, Toska, weil das Leben seinen Reiz für ihn verloren. Darum laß mein Mutterherz nicht vergeblich zu dir sprechen, du würdest, wen er fern der Heimat wirklich stürbe, dich ja selbst ewig anklagen müssen, der einsamen Witwe den einzigen Trost ihres Alters geraubt zu haben."
(Fortsetzung folgt.)
Schwalben deutend, die am Rande des Horizontes dahinzogen. „Gelt, Schwesterchen?"
Toskas Augen leuchteten auf. Italien war ja immer das Ziel ihrer Sehnsucht gewesen. „Ein herrlicher Gedanke, Achim," rief sie begeistert aus, „aber wird die Reise auch nicht zu teuer?"
Der junge Marinier lachte sein altes, übermütiges Lachen. „Ja, wie du meinst, Maus. Für mein Billet reicht meine Gage vielleicht aus, wenn du freilich von deinem Eelde gar nichts Herausrücken willst?"
Toska sah fragend in seine vor Ilebermut blitzenden Augen.
„Ich verstehe dich nicht, Achim."
„Das kannst du ja auch nicht, Kleine, wenn du nicht den Seherblick besitzest," gab Achim fröhlich zurück.
„Doch Scherz beiseite, du denkst sonst, ich habe den Verstand verloren. Wolfersdorf schrieb mir nämlich heute, daß er endlich durch seine reiche Heirat in der Lage sei, mir die geliehenes 5000 Taler zurückzuzahlen und hoffe ich, dir morgen schon das Geld wiedergeben zu können, welches du einst selbstlos mir überlassen."
Das ist ja herrlich," jubelte Toska. „Da dürfen wir uns freilich diese kleine Extravaganz erlauben."
„Und nicht wahr, du verlangst nicht, daß ich dich in ein teures, elegantes Hotel führe?" neckte Achim, „sondern bist zufrieden, wenn wir uns irgend ein bescheidenes Häuschen in Neapel mieten, wo wir die Zeit meines Urlaubes bleiben?"
„Wie schön du dir das ausgedacht, und wann reisen wir?"
„Morgen bin ich durch die Gnade meines Kaisers frei, könntest du dich bis zu dem Zwölfuhr- Zug fertig machen, Liebling?"
„Gewiß, gewiß," beteuerte sie eifrig, „mein kleiner Koffer ist schnell gepackt."
„Arme Kleine," sagte Achim mitleidig, „du passest so gar nicht zu einem dürftigen Leben voll ewiger Einschränkung."
Toska lachte.
„Ich fühle mich sehr wohl, und wenn ich auch noch so reich wieder würde, nie möchte ich das untätige Leben von früher wieder beginen. Hätte ich damals nur eine Arbeit verstanden," fügte sie sinnend hinzu, „ich wäre ja nie so hilflos verlassen gewesen."
Achim drückte warm ihre Hand. „Laß die Vergangenheit begraben sein, hoffnungsvoll wollen wir der Zukunft entgegensehen."
Als Toska am Abend in ihre Wohnung zurückkehrte, empfing sie die Wirtin schon auf der Treppe mit der Nachricht, daß eine Dame Frau Colonna in ihrem Zimmer erwarte.
Toska meinte ungläubig: „Ich habe ja hier gar keine Bekannte," aber sie beschleunigte doch ihre Schritte und öffnete hastig die Tür ihres kleinen Stübchens. Mit einem Rufe des Erstaunens aber blieb sie auf der Schwelle stehen, als von dem Lehnstuhl an dem Fenster sich die Gräfin Hochstraten erhob.
Der Schein der Lampe fiel hell auf das ernste, faltenreiche Gesicht der Greisin, welche jetzt bittend Toska beide Hände entgegenstreckte: