!vk sozialdemokratisch- Fraktion krachte ihre Zustimmung zum iEtat mit folgender Begründung zum Ausdruck:

Wir haben dem vorliegenden Hauptfinanzetat, dessen Be- rotung unter außergewöhnlichen Verhältnissen erföchte, cm ganzen aus folgenden Gründen zugeftimmt: Durch die E>n- nlhrung der Vermögenssteuer ist eine alte Forderung unserer Partei in einer Form verwirklicht worden, die zwar nicht alle unsere Ansprüche erfüllt, in ihrer weitgehenden Befreiung der kleinen Vermögen aber unsere Anerkennung findet. Auch ! die Gewinnung der Wertzuwachssteucr findet unseren Lei- faili. Die Regierung hat durch die Vorlage der beiden Gesetz- entwürfe bei der Deckung des Defizits nach dem Grundsatz der Schonung der weniger leistungsfähigen Klassen gehandelt, den wir für die Ausbildung des staatlichen Steuersystems in die erste Linie stellen. Weit schwerer als dieser Gesichts- i »unkt fällt für unsere Entscheidung die Erwägung ins Ge- wicht, daß alle politischen Gegensätze solange zu schweigen haben, alls die Gefahren, die dem Sein unseres Volkes von einer feindlichen Uebermacht drohen, nicht endgültig abgewehrt sind. > Die Geschlossenheit des württcmbergischen Volkes in diesem un­geheuren Kampfe auch nach außen zu betonen, gilt uns als ^ erste Pflicht. (Bravo.) Es handelt sich jetzt für uns nicht darum, der Regierung ein Vertrauensvotum zu geben. Wir sehnen daher alle Schlüsse ab, die man in dieser Hinsicht aus unserer Handlung ziehen möchte. Es handelt sich vielmehr darum, auszusprechen, daß die Bolksklassen, die wir zu ver­treten haben, sich als untrennbaren Teil des Volksganzen

betrachten. .

Di«Sozialistische Vereinigung" (Westmeyer, Hoschka und Engelhardt) sprach sich gegen den Etat aus mit der Be­gründung, daß sie ihre Ueberzeugung dadurch zum Ausdruck i bringe, die mit den sozialistischen Grundsätzen und den Be- Flüssen der Paeteitage der Sozialdemokratie übereinstimme.

Nack) einer weiteren kurzen Pause traten beide Kammern zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen. Es waren anwesend von der Ersten Kammer 26, von der Zweiten Kammer 78 Mit­glieder; die Sozialistische Vereinigung hatte den Saal verlassen. In den Engeren und den Weiteren Ständischen Ausschuß wurde Vizepräsident v. Kiene und der Abg. Schlegel gewählt. Hierauf ergriff Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker das Wort, während sich sämtliche Anwesenden von ihren Sitzen er­hoben, zu folgender Anrede:

Seine Majestät der König haben allergnädigst geruht, die Etändcversamnüung von heute an bis auf weiteres zu vertagen. Seine Majestät der König lassen der Ständeversamm­lung seinen wärmsten Dank für die Hingebung aussprechen, mit der Sie in der vergangenen TagunaIhren verantwortungsvollen Aufgaben gerecht geworden sind. Mit Stolz und tiefster Rüh­rung erfüllt den König die mit unablässigem Opfermut be­seelte Haltung des württcmbergischen Landes in den eben so schweren Nöten. Der König ist überzeugt, daß es so bleiben wird, bis zum siegreichen Ende. Diese seine landesherrliche Empfindung hier zum Ausdruck zu bringen, habe ich den ehrenvollen Auftrag erhalten."

Dann sprach Fürst Hohenloh e-B artenstein, der Prä­sident der Ersten Kammer, folgende Worte:

Wir stehen am Ende einer kurzen, aber inhaltsreichen Tagung. In einträchtigem Bemühen haben beide Kammern zusammengewirkt, um den Anforderungen in außerordentlicher Weise a erecht zu werden. Mit Genugtuung dürfen wir auf die Ergebnisse unserer oft nicht einfachen und leichten Verhand­lungen blicken, bei denen manche Sonderwünsche und -Inter­essen hinter dem großen Ganzen zurücktreten mußten. Die namens des Königs ausgezeichnete dankende Anerkennung, die im ganzen Lande Widerhall finden wird, begrüßen wir aufs , freudigste. Wir sind gewiß, daß der bisher gezeigte Opfersinn des Landes und seiner Vertretung auch ferner bis zum Ende Nck bewäbren wird: in der Zuve-^ckt. d"b dieses Ende ein

ruhmvolles und glückliches sein wird, sehen wir uns gestärkt durch die großartigen und bewunderungswürdigen Erfolge, die unsere verbündeten Armeen in der letzten Zeit wieder errungen haben. In d ieser stolzen Zuversicht, mit dem König verbunden, bitte ich Sic mit mir einzustimmen in den Ruf:Der König, seine Truppen, das württemberqische Volk und Land, lebe hoch!"

Das Haus, das auch dierse Rede stehend angehört hatte, brach mit Ausnahme der Sozialdemokratie begeistert in den Ruf ein.

(-) Stuttgart, 29. IM. - Erste Kammer.

In ihrer heutigen letzten Sitzung nahm die Erste Kammer das Moorgenossenschaftsgesetz, über das Graf Adelmann von Adelmannsfslden Bericht erstattete, einstimmig und ohne Debatte an. Ebenso gab di« Kammer dem Hauptfinanzetat für 1915 mit dem Finanzgesetz einstimmig seine Zustimmung, wenn auch das Haus einigen Anträgen des anderen Hauses über Teue- rungsmaßnahmen seine Z.usiimmung versagte. Unter anderem nahm die Kammer eine Resolution an, die Re­gierung zu ersuchen, durch eigene Maßnahmen unter Einwirkung des Bundesrats auf sämtlichen Gebieten des täglichen Bedarfs einer weiteren Verteuerung der Lebensmittel rechtzeitig und mit Nachdruck entgegenzuwirken. Die Bereitwilligkeit zur Be­willigung von ausreichenden Zuschüssen an die Gemeinden und Lieferungsverbände zu den Mindestsätzen der'Reichsunterstützung siir bedürftige Kriegerfamilien konnte die Kammer nicht aus­sprechen. Die Zweite Kammer hat daher beschlossen, dem Staats­ministerium einseitig ihre Beschlüsse vorzulegen.

Kriegs-Allerlei.

Z Wie die Italiener einfeindliches Unterseeboot* vernichteten . . . Die Erfolge der deutschen und öster­reichischen U-Boote haben die ruhmeshungrigen Italiener nicht schlafen lassen, sie wollen es mindestens ebenso schön machen. Jetzt wurde endlich nach römischen Meldungen bei der Insel Gorgona, in der Nähe von Leghorn, ein feind­liches Unterseeboot gesichtet. Ein eiligst drahtlos herbeige­rufener italienischer Torpedobootszerstörer eröffnet« sofort das Feuer auf den furchtbaren Feind. Nachdem dieser niedergekämpft war, stellte es sich heraus, daß ein harm­loser Walfisch unter den Schüssen des Zerstörers sein Leben hatte lassen müssen. Das Pikanteste an der Sache aber ist die Tatsache, daß die englischen Blätter diese Meldung ihrer italienischen Bundesgenossen sofort aufgefaßt haben und sie unter der UeberschriftSchlimm für den Walfisch' bringen. Auch unter Bundesgenossen scheint manchmal die Schaden­freude noch zu den reinsten Freuden zu gehören.

Z Mackensen und die Zivilstrategen. Eine hübsche Erinnerung an Generalfeldmarschall von Mackensen besitzt eine Stammtischgesellschaft in der Stadt Wildeshausen. Die Mitglieder des Stammtisches hatten im vorigen Jahre nach der Einnahme von Lodz an Generalfeldmarschall telegraphiert und ihm ihre Anerkennung ausgesprochen. Umgehend er­hielten sie folgende Antwort: An denKlub der Zioilstra- tegen" in Wildeshausen:Stolz auf die wohlwollende Be­urteilung des hochangesehenen Klubs spreche ich demselben meinen Dank für die gute Zensur aus. v Mackensen/

Z Emen schreckliche« Tod hat in Wiesbaden ein junger Mensch erlitten, der sich einen Zahn ziehen ließ und gleich hinterher eine Zigarre rauchte. Sofort stellte sich eine hef­tige Nikotinvergiftung ein, die schwere Schmerzen verursachte und schließlich unter furchtbaren Qualen den Tod herbei­führte. Zweifellos war beim Rauchen Nikotingift in die noch offene Zahnwunde geraten.

8 Die Freude der Tiroler ist, seitdem eine neue nur sie angehende Verordnung herausgekommen ist, ungemein groß. Sie haben nämlich, soweit sie in den Alpen zur Bekämpfung des tückischen Italieners herangezogen sind, die Erlaubnis bekommen, im Hochreoier zu gleicher Zeit auch Gemsen und Murmeltiere zu erlegen. Sie fühlen sich nun wieder so recht in ihrem Element und werden schon gute Beute machen an Gemsen, Italienern und Murmeltieren.

Handel und Verkehr.

(--) Stuttgart, 29. Juli. (Schlachtviehmarkt.) Zuge­trieben: 241 Stück Grvßvieh, 757 Kälber, 375 Schweine. Unser- kauft: 45 Stuck Großvieh, 40 Kälber. Preise: Bullen 1. QuaiiiSt 112 bis 116 M., 2. Qualität 108 bis 110 M., Stiere und Iung- rinder 1. Qualität 121 bis 126 M.. 2. Qualität 112 bis 118 M. 3. Qualität 100 bis 110 Di., Kühe 2. Qualität 90 bis 97 M.. Kälber 1. Qualität 110116 M., 2. Qualität 100 bis 109 3. Qualität 85 bis 98 M., Schweine 1. Qualität 145 bis 148 M., 2. Qualität 140 bis 144 M-, 3. Qualität 130 bis 135 M., Verlaus des Marktes: langsam.

Weiterbericht.

Der auf der Rückseite des letzten nach Osten gewan­derten Luftwirbels entstandene Luftdruck hat sich zu einem mittelstarken Maximum entwickelt. Es wird durch einen neuen im Nordwesten auftauchenden Wirbel bedroht, dürf­te aber vorläufig standhalten. Für Samstag und Sonntag ist zwar noch zeitweise bewölktes, aber meist trockenes u nd etwas wärmeres Wetter zu erwarten._.

Für dieMedaküon verantwortlich: Ludwig Lank.

Dmck und Verlag der W. Rtekcr'schen Buchdruckerei, Altenfteig.

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Calw: Christian Koch, Musk. im Jnf.-Regt. 126.

Nagold: Gottlob Seeger, Füsilier. Durrweiler: Johannes Hornberger, beim Ldw.-Jns.-Regt. 120, 26 I. Aach: Andreas Grözinger, Lehrer, Gefr. beim Gren.-Reg, 119, 21 I.

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