Asqirith über die gegenwärtige Lage.

WTB. London, 29. Juli. Bei der Begründung des Antrags au/ Vertagung des Hauses gab Asquith einen allgemeinen Ueberblick über die Lage. Er sagte, seiner Ansicht nach würde der Krieg, wenigstens für einige Zeit, eine Frage der Ausdauer sein. Eng­land wäre undankbar, wenn es nicht die beispiellos tapferen Bemühungen der Russen anerkennen würde, die eiudringeude Flut aufzuhalteu und ehre Stel­lungen unversehrt zu bewahren. Er finde in der gan­zen militärischen Geschichte kein großartigeres Bei,viel von Disziplin und Ausdauer, als das von der russischen Armee während der letzten sieben Wochen gegebene, lieber Italien sagt-' der Ministerpräsident unter dem Beifall des Hauses, 'er erkenne mit größter Befriedigung und Genugtuung an, wie dieser neue Verbündete durch umsichtige Bewegungen stetig Boden gewinne und sich den Weg vorwärts zum Ziele bahne, das er wahrschein­lich in sehr kurzer Zeit erreichen werde. Frank­reich habe es seit dem Beginn des Krieges keinen Zeitpunkt gegeben, in dem die beiden Armeen von einer vollkommeneren Brüderlichkeit beseelt und siegesgewis­ser waren, als jetzt- Ueber die Flotte brauche er nur zu sagen, daß sie stark und noch stärker sei, als zu Be­ginn des Krieges, und daß die Unterseebootsblockade ihr keinen ernstlichen, verhängnisvollen Schaden zugefügt habe.

Durchstechereien in einem engl. .Regiment.

WTB. London, 29. Juli. Das militärische Unter- suchungsgcricht hat schlimme Durchstechereien bei dem Britrsh-Empire-Bataillon festgestellt, das von dem British-Empire-Comitee errichtet worden ist. Die Mitglieder dieses Komitees erhielten Lieferungsaufträge, wobei arge Mißbräuche vorkamen. Die Kontrakte wurden erneuert, obwohl der Skandal bereits ruchbar war. D-as Verhalten des Oberstleutnants Bowden, der das Ba­taillon führte, wurde vom Gericht ernst getadelt. Bowden, der Unterhausmitglied ist, versuchte, sich in der Sitzung am 27. Juli zu rechtfertigen, was allgemeines Erstaunen hervorrief und ihm den Rat von anderen Abgeordneten eintrug, sein Mandat schleunigst niederzu­legen.

Die englischen Arbeiterschwierigkeiten noch nicht beendet.

WTB. London, 29. Juli. DieTimes" melden: Kaum war der Bergmannstreik beigelegt, als Schwie­rigkeiten mit den Eisenbahnern in einigen Kohlenbezirken von Südwales entstanden, die drohten, am nächsten Freitag zu streiken, wenn ihre Lohnforderungen nicht be­willigt würden. Die Angelegenheit ist gestern zur Zu­friedenheit der Leute geregelt worden, aber der Fall zeigt, daß die Arbeiterschwierigkeiten noch nicht be­endet sind selbst in Fragen so lebenswichtiger Ver- kehrsgetverbe.

Die Versenkung des DampfersLeelanaw" zn Recht erfolgt.

WTB. London, 29. Juli. TieTimes" melden aus Washington: Die Vereinigten Staaten werden wegen der Versenkung des DampfersLeelanaw" nicht mit Deutschland sprechen, denn der Kommandant des Unterseebootes scheint die erforderlichen Rück­sichten geübt zu haben, bevor er das Schiff und seine Banngutladung versenkte. Es ist unwahrscheinlich, daß die englische Note den Vereinigten Staaten als völlig an­nehmbar erscheinen wird.

Die Mnnitionsfrage im englischen Unterhaus.

WTB. London, 29. Juli. Lloyd George sagte im Unterhaus über die von dem neuen Munitionsministerium geleistete Arbeit, es seien in verschiedenen Teilen des Landes 16 nationale Fabriken unter Aussicht der Re­gierung errichtet worden. Wir müssen die Erzeugung von Granaten außerordentlich vermehren. In Be­sprechungen, die er in Frankreich mit dem Munitions­minister gehabt habe, seien die Erfahrungen, die man in den beiden Ländern gesammelt hätte, verglichen wor­den. Man habe beschlossen, ein neues großes Pro­gramm durchzuführen, das bedeutende Anforderungen an die technischen Hilfsquellen des Landes stellen werde. Um diesen neuen ungeheuren Anforderungen zu genügen, werde es nötig sein, noch 10 nationale Werk­stätten unter Aufsicht der Regierung zu errichten. Lloyd George sprach die Erwartung aus, daß in wenigen Wo­chen, gewiß aber in wenigen Monaten, diese Werkstätten fertig seien und Großbritannien instand se­tzen würden, seine Heere so auszurüsten, daß auch di« besten Heere in Europa nicht besser ausgerüstet fein könnten.

Englische Heuchelei.

WTB. London, 29. Juli. Der Erzbischof von Pork, der der englischen Flotte einen zweiwöchigen Besuch ab­gestattet hat, sagte in einem langen Stimmungsbericht darüber: die einzige Sehnsucht der Flotte ist, den deutschen Schiffen zu begegnen und sie zu versenken, aber Mcnat um Monat vergeht, und die deutschen Schiffe nehmen die Herausforderung nicht an.

Explosion in einer englischen Lnftschiffhalle.

WTB. London, 29. Juli. (Amtlich.) Bei der gestrigen Explosion in der Luftschiffhalle sind 2 Me­chaniker getötet und 9 verwundet worden, davon einige sehr schwer. Die Luftschiffhalle ist leicht beschädigt. Der Niedergang der englischen Kohlenausfuhr.

WTB. Kopenhagen, 29. Juli.National Ti- dende" schreibt in einem Leitartikel über den Niedergang der englischen Kohlenausfuhr: Der Rückgang im Mai belief sich auf 2 264 000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr, der Rückgang im Jnni aus 2 314 000 Tonnen. Ver­schifft wurden im Juni 3 487 731 gegenüber 5 801727 Tonnen im Vorjahr, jedoch ohne die Verschiffungen für

Rechnung der Admiralität. Besonders die Kohlenhäsen der Nordostküste wiesen den größten Rückgang auf, näm­lich 963 000 Tonnen gegenüber dem Vorjahr. Am ge­ringsten ist der Rückgang in Wales, da dieser Bezirk die englische und die Flotte der Alliierten versorgt. Der Rückgang in ^Schottland beträgt 267300 Donnen, was nicht allzuviel bedeutet, da der obere Hafen von Firth of Forth für den Handel geschlossen ist. Den größten Rückgang haben also die Häfen, die bisher Spanien und Skandinavien versorgt haben.

Ein deutsches Flugzeug bombardiert Warschau.

WTB. Lhon, 29. Juli. DerRcpublicain" meldet aus Warschau: Ein deutsches Flugzeug überflog Warschau und warf mehrere Bomben ab, anscheinend um die Weichselbrücken zu zerstören. Mehrere Personen wurden getötet, zahlreiche verletzt.

Ler Besuch der Kaiserin in Ostpreußen.

WTB. Allenstein, 29. Juli. Die Kaiserin be­gab sich gestern in der Begleitung der Frau Kron­prinzessin mit der Eisenbahn von Allenstein nach Neiden bürg, besichtigte die Stadt und das Johan- niterkrciskrankenhaus und kehrte über Hohenstein und Grieslingen mittels Automobil nach Allenstein zurück, woselbst beim Regierungspräsidenten v. Hellmann Woh­nung genommen wurde. Für heute ist die Besichtigung von Ortelsburg und des dortigen Kreislazaretts in Aus­sicht genommen.

Französische Befürchtungen.

WTB. Paris, 29. Juli. Die Erzwingung per Narewlinie durch die Truppen Hindenburgs hat in Frankreich überrascht. Die Presse erkennt die Be­deutung des Ereignisses an, glaubt jedoch, daß der Hauptwiderstand der Russen an der Buglinie erfol­gen werde, die zwar nicht befestigt, aber infolge der Be-, schaffenheit des Geländes besser zur Verteidigung ge­schaffen sei. Major de Civrieux allerdings äußert sich im Matin viel skeptischer. Er glaubt, daß die Bug­linie nur geringe Widerstandsmö glichkeiten biete. Warschau sei nun von einer neuere Seite stark bedroht. Für die Russen sei es jetzt richtiger, zurück^u- gehen, um die Zerreißung ihrer Front zu ver­meiden, als sich an den Besitz Warschaus zu klammern«

Die serbische Halsstörrigkeit

WTB. Sofia, 29. Juli. Einer Blättermeldung zu­folge ist der russische Gesandte, Fürst Trubetzko ff beauftragt, bei Pasitsch und dem serbischen Thron­folger Alexander im Namen des russischen Kaisers energische Vorstellungen zu erheben, daß Ser­bien unverzüglich die nicht strittige Zone Mazedoniens an Bulgarien abtrete. Trotzdem sei es zweifellos, daß auch dieser Schritt Rußlands an der serbischen Jntran- sigenz scheitern werde. ... .

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 29. Juli. Amtlich wird Verlautbark vom 29. Juli 1915 mittags:

Italienischer Kriegsschauplatz: An dev küstenländischen Front unternahmen die Italiener nur an dem Plateaurand bei Sdraussina und bei Ver­mag liano erfolglose Vorstöße. Im Vorfeld des Brüc­kenkopfes von Görz räumte der Gegner seine Stel­lungen und ging in jene Linie zurück, die er vor dev Schlacht inne hatte.

An der Kärntner Grenze ArtÄeriekämpfe un8 Geplänkel. Im Tiroler Grenzgebiet wurde ein feind­liches Bataillon bei Marce im Etschtal zurückgeworfen, eine italienische Kompagnie im Gebiete der Tofana zer­sprengt.

Der italienische Tagesbericht.

WTB. Rom, 29. Juli. Heeresbericht vom 28. Juli: In Kärnten versuchte der Feind, vom Nebel begün­stigt, eine Aktion gegen unsere Stellungen am Pass« del Cacchrators zwischen-dem Monte Chiade- nis und dem Monte Evanka. Er wurde aber schnell zurückgeworfen. Dagegen griffen unsere Alpiniableilun- gen einige feindlichen Schützengräben, die unseren Stel­lungen auf dem Kl. Pal gegenüberlagen, an und er­oberten den größten Teil von ihnen. Auf dem Kar sh wurde der gestrige Tag dazu verwendet, wichtige Stel­lungen, die in den vorhergehenden Tagen erobert worden! sind, Kn verstärken. Jinmerhin wurden im Zentrum einige! bemerkeirswerte Fortschritte erzielt. Durch Säuberung einiger stark besetzten Gräben wurde unsere Front ver­bessert. Nach späteren Feststellungen hat sich die Zahl der gefangenen feindlichen Offiziere vom 25. Juli auf 102 erhöht. Auf dem übrigen Teil der Front ist die LggS beinahe unverändert.

Der türkische Krieg.

WTB. Konstantinopel, 89. Just. Das Haupk ffuartier teilt mit: An der kaukasischen Front hatten unsere wiederholten Angriffe die russischen Kräfte unter Verlusten gegen Osten zurückgedrängt, die mit Hilfe von Banden versucht hatten, unserem rechten Flügel in den Rücken zu fallen, um das Kampffeld zu erweitern. Am 25. Juli warfen wir irr einem Kampfe auf der Höhe Grebo do die Nachhut dieser Truppen weiter nach Osten- zurück und erbeuteten über 300 Gefangene, darunter 7 Offiziere, eine unbeschädigte Kanone und eine Menge Munition, 2 Munitionswagen und zahlreiche Waffen. Auf der Flucht geriet der Feind mit seinem rechten Flügel infolge eines Irrtums in einen Kampf mit seine» herbeikommenden Verstärkungen. Unsere Ar­tillerie beschoß ihn und brachte ihm weitere beträchtlich« Verluste bei. Er floh in Unordnung. An der Dar- banellenfront fand am 27. Juli auf beiden Seiten zeitweilig Geschütz- und Gewehrfeuer statt. Am 26. Juli

wollten einigt feindliche Torpedoboote die Küstengebietei bei Kerevizdere und unseren linken Flügel bei Seddul Bahr beschießen. Unsere Artillerie traf ein Torrpedoboot, worauf die anderen das Feuer einstellten und sich ent­fernten. An den übrigen Fronten nichts von Bedeutung.

Der Bankerott des Bierverbandes vor den Dardanellen.

WTB. Konstantinopel, 29. Juli. Unter der Fest­stellung des bisherigen Mißlingens der en glisch-fran- s is chen D ar d an e ll enu rr t er n eh mu n g, die anr Schluffe des dritten Monats nach der Landung auf der Spitze der Halbinsel Gallipoli keine Fortschritte j gemacht habe, führt derTanin" aus, daß die Alliierten' i vor den Dardanellen bankerott gemacht und eine vollständige Schlappe erlitten hätten, da sie ihr Ziel, nämlich die Freimachung des Weges nach Kon­stantinopel, nicht erreichen konnten Wenn in Zukunft von der einstmals im Orient sprichwörtlichen Macht Eng­lands und Frankreichs gesprochen werde, werde jedermann spöttisch die Achseln zucken.

Seuchen im Dardanellenheere.

WTB. London, 29. Juli. Der Unterstaatssekretäc des Kriegsamts, Tennant, antwortete einem Parla­mentsmitglied auf eine Anfrage über den Gesundheits­zustand bei den Truppen an den Dardanellen brieflich/ daß in gewissem Umfang Typhus und Dys-i zenterie dort herrschen.

Verkauf der Ladung derDaeia".

WTB. Le Havre, 29. Juli. (Agence Havas.) Derj Verkauf von 10 000 Ballen BmmttvolO welche ach Bord des DampfersDacia" beschlagnahmt worden wa­ren, hat 3/2 Millionen Francs ergeben.'

Kaperung eines griechischen Segelschiffes.

WTB. Genf, 29. Juli. DasJournal de Geneve" meldet aus Tunis, daß ein großes griechisches Segel­schiff von den Alliierten am Kap Mat a pan gekapert Und nach Biferta gebracht worden ist. '

Letzte Nachrichten.

WTB. Lyon, 30. Juli. DerProgres" meldet aus Alexandrien: Ein französischer Kreuzer brachte zwei mit Lebensmitteln beladene türkische Segelschiffe nach Alexandrien. Die Schiffe waren in den syrischen Gewässern gekapert wor­den. Die Besatzungen wurden den Ortsbehörden in Alexan­drien ausgeliefert.

WTB. Paris, 30. Juli. (Agence Havas.) England land hat Griechenland amtlich de« Beschluß der Alliierten mitgeteilt, Mytilene vorläufig ausschließlich aus militäri­sche» Gründe« zu besetzen, wie dies»' in ähnlicher Weise zu­vor bei der Besetzung von Lemnos der Fall war. Die eng­lische Note ist in freundschaftlichem Tone gehalten. Sie versichert, daß die Alliierten die Souveränitätsrechte Griechen­lands achten und die Insel räumen würden, sobald die Gründe für ihre Besetzung verschwinden würden.

WTB. Paris, 30. Juli. DerTemps" meldet: Der Verband der französischen Protestanten hat einen Ausschuß gebildet, der in den neutralen Staaten französische Propa­ganda betreiben soll.

WTB. Grimsby, 30. Juli. Der FischdampferDevey" ist von einem deutschen Unterseeboot in der Nordsee ver- seult worden. Man glaubt, daß die Besatzung von 9 Mann ertrunken ist.

WTB. Berlin, 30. Juli. Wie demBerliner Lokal­anzeiger" aus Rotterdam berichtet wird, meldet dasReu- ter'sche Bureau" aus Washington: Sofort nach dem Ein­treffen der Konsularberichte über die Versenkung derLee- lanow" begann Lansing eine Note vorzubereiten, worin wegen Verletzung des Vertrages von 1828 Schadenersatz für die Zerstörung derLeelanow" gefordert wird.

WTB. Berlin, 30. Juli. LautBerliner Lokalanzeiger" hat der schweizerische Bundesrat 1518 Millionen Francs für die Anfertigung von feldgrauen Uniformen für die schweizerische Armee bewilligt.

WTB. Berlin, 30. Juli. DerBerliner Lokalanzeiger" meldet: Beim Neubau eines Erholungsheims zu Fröndsberg im Sauerland lösten sich aus einer Drahtseilbahn zwei mit Material beladene Waggon und stürzten de« Berg hinunter in eine Gruppe von 20 Maurern hinein. Zwei Arbeiter wurden erschlagen und mehrere leicht verletzt, während cs den übrigen gelang, sich durch Seitensprünge in Sicherheit zu bringen.

WTB. Berlin, 30. Juli. Aus Amsterdam erfährt der »Berliner Lokalanzeiger":Daily Mail" meldet aus Peters­burg, die Hitze auf den Schlachtfelder» sei überwältigend. Viele Fälle von Hitzschlag seien die Folge. An Orten, wo man die Laufgräben vorbereitet hatte, halten die Truppen aus, wo sie jedoch unter der Sonnenglut Laufgräben mit dem Spaten Herstellen müssen, werden sie schnell arbeitsunfähig.

WTB. Berlin, 30. Juli. LautBerliner Lokalanzeiger" wurde auf dem Wege von Tressin nach Greifenberg ein russischer Kriegsgefangener. der dem ihn begleitenden Miliär- kommando entwichen war, von dem Landsturmmann er­schossen, da er nach dem Anruf nicht stehen blieb.

WTB. Berlin, 30. Juli. Der Gouverneur von Belgien hat, wie derBerliner Lokalanzeiger" meldet: dem 16 jahrigen Kölner Pfadfinder Gerhard Wischum für die Wiederergreifung eines belgischen Gefangenen, den er in einer Dachrinne niederschlug, obgleich er infolge dessen mit diesem abzuftürzen drohte, das Eiserne Kreuz verliehen.

WTB. Berli«, 30. Juli. DasBerliner Tageblatt" meldet aus Kopenhagen:Rjetsch" erfährt aus russischen Generalstabskreisen, daß die nächsten Tage auf dem polnische« Kriegsschauplatz nur vorbereitende Gefechte bringen würden, da beide Parteien alle Kräfte für die Entscheidungsschlacht