aufgcicglc Eejchrci ver Kinder und Ircmen, das Krachen der tz e s ch ü tz e, das Zurren des feindlichen Molares. Man steht ans der Straße und betrachtet ihn. bis auch er wieder umkehrt und verschwindet. Es mar der siebte feindliche Besuch und sicher nicht der letzte. Gegen 11 Uhr wurden
nicht weniger als fünf Rieger gesichtet, welche ständig in der Nähe der Stadt kreisten, stets lebhaft beschossen. Wann wird er auch uns wieder seine eisernen Grüße schicken, wie heute unserer Nachbargemeinde Haltingen? Es wird wohl nicht allzulange dauern!
Der Tagesbericht.
WTB. Paris, 29. April. Amtlicher Bericht von gestern abend I 1 Uhr: Der Tag war verhältnismäßig ruhig. In Belgien keine Veränderung in der Lage. Wir behaupten seit drei Tagen das gewonnene Gelände.
In der Champagne nahmen uns die Den >'chen im Gebiet von Beau Tejour ein Stück vorgcschLoener Schützengräben weg. Wir nahmen die Halite davon wieder ein. In den Ärgo n n c n bei Marie Therese wurde ein Angriffsversuch durch unser Feuer sofort angehalten. In Ep arg es bombardiert der Feind, greift aber nicht mehr an, ebenso am H a r t in a n n sw e i lerkop fü Die Deutschen richteten ein intensives Feuer gegen den Gipfel, griffen aber nicht an. Am 27. April warfen unsere Flugzeuge 32 Geschosse aut den Bahnhof Boll- weil er, 60 Geschosse auf den Bahnhof Chamblay, wo sie ein Mnnili mslager in Brand setzten. Der Bahnhof Arnaville und die Verbindungsstrecken der Eisenbahnlinien Chamb.ay—Thiaucourt wurden nachts bombardiert. Am 23. April warf eines unserer Flugzeuge^ 6 Geschosse ans die Luftschiffhallen Friedrichshofen. Der Flieger sah eine Rauchwolke aus dem Dache einer Lustschiffhalle aufsteigen. 21 Geschosse wurden auf den Bahnhof, die Brücken und die Werkstätten von Leopolds höhe geworfen. Während der B"schießung siel einer unserer Flieger in die deutschen Linien. Im Laufe des Tages wurden vier deutsche Apparate von unseren Fliegern verfolgt und getroffen,- einer, der in Flammen stand, fiel bei Brimont in die feindlichen Linien. Zwei andere fielen in der Nähe unserer Schützengräben nieder, der eine in der Champagne, der andere im Gebiete des An o r e fl u sse s. Sie wurden durch unsere Artillerie zerstört. Der Vierte ging innerhalb unserer Linien in Muizon (westlich Reims) nieder. Die beiden deutschen Flieger, die unverletzt waren, wurden gefangen genommen.
General French über die Kämpfe bei Flandern.
WTB. London, 29. April. (Reuter). General French berichret vom 28. April: Das Gefecht nördlich und nordöstlich von Ipern dauerte gestern den ganzen Tag. Tie Engländer brachten im Verein mit den Franzosen die deutsche Offensive zum Stehen. Sie wurde nicht wieder ausgenommen. Seit gestern früh steht westlich des Merkanals kein deutscher Soldat niehr, außer bei Steen st rate, wo die Deutschen einen kleinen Brückenkopf errichtet haben.
Der englische Munitionsmangel verzögert die Kriegs Operationen.
WTB. Manchester, 29. April. Lord Derby sagte in einer Rede am 27. Mai, Asquith Erklärungen, daß die Krieasoperatsionen nicht durch Ma ngel an Munition verzögert worden seien, widerspreche vollständig den Tatsachen. Lord Kitchener habe ihm kürzlich gesagt, der Bedarf an Munition sei unb e- grenzt. Nicht nur an Granaten, sondern auch an kleiner Munition.
Umzingelt.
Von Detlev von Liliencron.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
MS unS der Befehl erreichte, schlug die Dorfkirch« geben. Di« heiße Augustsonne hatte sich häufig während des TageS in den Regenwolken gezeigt, glühend, dann dampften unsere Röcke. Nun schien sie aus schwammigen Massen, sich spiegelnd in den Regenlachen und Blut- tümpeln. Dann kroch sie in den Mantel zurück, noch ein» mal wieder heraus und sank. Ein breiter Streifen, in blauer und gelber Farbe, blieb am Horizont wohl eine Viertelstunde. In dieser Beleuchtung brachen wir auf. Da eS kein Rückzug war, da wir nicht mehr vom feindlichen Feuer belästigt wurden, ging alles in Ordnung. Bei dem Hofe angekommen, machte der Bataillonskommandeur für seine Person Kehrt und Halt. Er saß, den Kops vor» gebeugt, den wieder gezogenen Degen auf dem Sattelknopf kreuzend, in ruhiger Haltung. Um ihn, höchste Eile ln größter Ordnung war geboten, llutete rechts und links daS Bataillon wie schnelle Ebbe um einen Felsen. So nahe mußten die Leute an ihm vorbei, daß sie oft die Flanken des Gauls berührten, der dadurch -ch rechts und links geschoben wurde.
Im Osten lag das einzige breite Tor der Besitzung. Dieses sog, wie Schafe der Pferch, nacheinander die Kompagnien herein. Unmittelbar neben dieser Öffnung hatte sich ein Geschütz mit den sechs Pferden und einigen Bedienungsmannschaften zu undurchdringlichem Knäuel verfitzt. Alles schien schon im Jenseits, Mensch und Tier: nur ein Dunkelbrauner suchte immer wieder auf die Beine zu kommen, Mähne und Kopf wiederholt hebend. Ist es der aus dem Himmel geschlagene, in- und durcheinander geschüttelte Sonnenwagen? ging's mir durch den Kopf, als ich den Wirrwarr sah. Eine einzige, gut getroffene Granate batte das Unheil angerichtet.
„Alles drin in der Arche?* rief der Noah-Oberstleut- ncmt, als er, der letzte, Hereinritt. „Zu Befehl, Herr Oberstleutnant." schrien wir vier Kompagnie - CbefS fast
Die tatsächlichen Verhältnisse.
WTB. London, 29. April. Die Morning Post veröffentlicht einen Brief Lord Eshers, in dem es heißt: Die tatsächlichen Verhältnisse sind heute, daß die deutschen Armeen fast das ganze belgisch e G e b i e t besetzt halten, daß ein großes Stück Frankreichs und ein größerer Teil Polens verwüstet und verloren sind. Der Erfolg der Deutschen ist, obwohl sie Paris und Calais nicht genommen haben, wesentlich und bedrohlich. Seit September ist die Lage der gegnerischen Streitkräfte unverändert geblieben. Trotz Tapferkeit, Hingebung und Opfermut ist kein Fortschritt erreicht worden. Deutschlands große Stärke liegt darin, daß es ein einziges Ziel hat. Rußland wünscht Deutschland zu besiegen, um einen mächtigen Slavenstaat am Balkan zu gründen und Konstantinopel zu gewinnen. Rußlands Interesse im Westen ist nur platonisch. Frankreich hat nur an der Freiheit seines Volkes und an der Wiedererlangung seiner Provinzen Interesse. Die Franzosen sino treue Verbündete, aber welches Interesse außer dem gefühlsmäßigen können sie für den Balkan und die Zukunft der Dardanellen haben? Unsere Ziele sind sehr verschieden. Die ganze Zukunft Englands, aller Briten, ja der ganzen Welt hängt von dem Ausgang dieses Krieges ab. Wenn der Krieg mit einem Kompromiß endet, mit einem unheilvollen Frieden, der kein wirklicher Frieden ist, so würde er nur wenige Jahre dauern und der Kampf dann unter ganz anderen Bedingungen wieder beginnen, denn Ententen und Bündnisse sind ihrer Natur nach vorübergehend, und so würde England einerseits der Rache und Habsucht, andererseits der Gleichgültigkeit erliegen.
Die englischen Fischdampfer spionageverdächtig.
WTB. Berlin, 29. April. Wie Neutrale über die heuchlerischen englischen Klagen über scharfes Vorgehen der deutschen Seestreitkräfte gegen die englischen Fischdampfer denken, zeigt eine Zuschrift an den „Nieuwe Courant". Sie weist darauf hin, daß die britische Admiralität für Informativ nenüberfeindlicheSe e- streitkräfte Prämien bis zu 20 000 Mark ansgesetzt habe. Dies sei ein Ansporn zu Spionage für Handelsfahrzeuge, mit dem die britische Admiralität selbst die in Betracht kommenden kleinen Fahrzeuge, in erster Linie Fischdampfer und Fischerboote, außerhalb des gewöhnlichen Rechtes stelle. Wenn derartige Fahrzeuge durch den Feind mit Mann und Maus vernichtet würden, so erlitten ihre Besatzungen nach Ansicht des Einsenders der Zuschrift eine zwar schreckliche, aber sehr gerechte Strafe.
Npern vollständig verwüstet.
WTB. London, 29. April. Times vernimmt aus Nordfrankreich, daß infolge der letzten Gefechte die Verwüstung Aperns jetzt vollständig sei. Die Tuchhalle ist zerstört. Kaum ein Haus steht noch. Poperinghe litt ebenfalls schwer. Die Station, auf der die englischen Verwundeten in die Züge gebracht wurden, liegt in Trümmer, sodaß die Verwundeten in den Kellern der benachbarten Häuser in Sicherheit gebracht werden mußten.
Meuterei im russische« Heer.
Berlin, 29. April. Aus Kopenhagen wird der „Täglichen Rundschau" gemeldet: Nach einer Petersburger Prioat- meldung sollen Fälle schwerer Meuterei in den Reihen der in Kurland aufgestellten russischen Reichswehr vorgekommen sein. Verschiedene ihrer Offiziere wurden von den Meuterern erschossen. Die Bewegung ereignete sich kurz nach der russ. Niederlage bei Memel. Amtlich wird strengstes Stillschweigen über die Vorgänge bewahrt.
einstimmig. „Tor schließen, verrammeln, Bettzeug dahin I" Dann eine kurze Anweisung: dort die erste, dort die zweite, dritte, vierte Kompagnie, begleitet mit Fingerzeig und Degenausstreckung. Und fast ebenso schnell standen wir an den angewiesenen Plätzen. Diese Plätze waren einfach zu wählen. Ringsum hinter der ganzen Umfassungsmauer. Aber diese Mauer ragte hoch auf. So mußte vor allem dafür gesorgt werden, daß wir über die Bekrönung hinwegsehen, auf diese die Gewehre legen konnten. Also Unterlage her. Und gleich wurde herangeschleppt, was nur tragbar war: Möbel. Tonnen, Fässer, ein Erard, Dünger, im Umsehen gekappte Bäume, ein mit Windeseile abgebrochenes chinesisches Lusthäuschen. Uber dies alles Bohlen und Bretter, die sich glücklicherweise vorfanden. Nun hinauf auf die Bohlen und Bretter l Es geht; die Gewehre liegen gut, wir können ins Vorland schauen.
Der Besitz bestand aus einem Herrenhaus und einem groben Nebengebäude, das als Stall und Vorratsraum seinen Zweck zu erfüllen schien. Beide wurden umschlossen von einem großen Park mit jungem Baumschlag: diesen wieder umzog überall die nun von uns besetzte Mauer. Das Schlößchen war in nicht aufzuklärendem Stil gebaut. Oben barock (Schnörkel und Muschel), lief es unten in eine, die ganze Länge der Stirnseite einnehmende Säulenhalle aus. Diese Säulen verband, im höchsten Grade beleidigend fürs Auge, eine Glaswand. Doch in diesem Augenblick glänzte keine Scheibe, kein Scheibchen ganz. Und klirr, klirr, klang es noch immer.
Während ich -fig beschäftigt bin mit der Unter- briw und Ai.fiellung meiner Kompagnie, steht plötzlich err in bürgerlicher Kleidung vor mir. Seine Rechte preßt das Herz, die Linke ist in die schwarzen Haare gefahren: genau wie auf dem bekannten Bild, wo der an der Stirn blutende Cambronne beschwörend vor Napoleon kniet. Wie ein Wasserfall geht seine Rede, begleitet von den aufgerissensten Augen. Ich verstehe kein Wort; ich bitte ihn, langsamer und deutlicher zu sprechen. Nun allmählich wird es mir klar. Er erzählt mir französisch, daß er, der Besitzer, Graf Mericourt, im Begriff sei, wahnsinnig zu werden; worauf ich zwischen die Zähne, deutsch: Waschlappen. Seine Frau befinde sich unmittel-
Der österr.-uugar. Tagesbericht.
WTB. Wien, 29. April. Amtlich wird vcrlautbart vom 29. April 1915 mittags: Die allgemeine Lage ist unverändert. An der Front in Russisch- Polen und in den Karpathen in mehreren Abschnitten heftige Geschützkämpfe. Unsere Artillerie feuerte mit sehr guter Wirkung gegen russische Unterkunfts- und Munitionsobjekte. Im Oportale versuchte der Feind nach mehrstündigem erfolglosem Artilleriefeuer nachts einen Vorstoß gegen die .Höhenstellung unserer Infanterie, wurde jedoch nach kurzem Kampf an der ganzen Front abgewiesen.
Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.
Glänzendes Zeugnis eines Neutralen über die Karpathentruppen.
WTB. Wien, 29. April. Sven Hedin, der sich gegenwärtig bei den Karpathentruppen aufhält, erklärte dem Berichterstatter des „Wiener Journals": Die Haltung ihrer Truppen hatte für mich geradezu etwas feierliches. Diese Männer haben im winterlichen Gebirgskriege an Strapazen und Entbehrungen vielleicht mehr erduldet, als irgendwelche Menschenfrüher, sie können nichtgenugbewun- dert werden. Daß die Soldaten diese Leistungen zu vollbringen vermochten, ist nur so erklärlich, daß jeder einzelne Mann sich bewußt war, wieviel für das Vaterland von seiner Haltung abhängt. Sven Hedin hatte sich bei seinem Besuche der österreichisch-ungarischen Stellungen so stark exponiert, daß eine russische Granme in seiner nächsten Nähe explodierte, so daß er und seine Begleiter mit Erdstücken überschütter wurden.
Die heldenhafte türkische Verteidigung der Dardanellen
WTB. Konstantinopel, 29. April. In den er- änzenden Berichten über die Kämpfe an den Daran ellen treten die Tapferkeit und der Elan der, osmanischen Soldaten und Offiziere immer deutlicher zutage. Während der Kämpfe auf der Halbinsel Galli- poli insbesondere bei Kaba Tepe kämpften die türkischen Truppen zwei Tage und eine Nacht hindurch ununterbrochen, ohne die geringste Erschöpfung zu zeigen, gegen stets von neuem heranrückende feindliche Kräfte. Bei den ersten Kämpfen bet Kum Kale gaben die türkischen Truppen keinen einzigen Gewehrschuß ab, sondern warfen den Feind bloß mit dem Bajonett zurück. Während der Kämpfe beschossen 4 «feindliche Kriegsschiffe, darunter der russische Kreuzer Askold, die zur B> achtung aufgestellt waren, von Zeit zu Zeit Sedd Bahr und Kum Kale. Die türkischen Forts erwü o oas Feuer mit Erfolg und brachten zweiTorp^ ooote und ein Transportschiff zum Sinken. Ein schwer beschädigter Kreuzer mußte, -ft: schon gemeldet, nach Tenedos geschleppt werden. Di, von den Türken gewonnene Kriegsbeute umfaßt eine große Zahl von Gewehren und eine Menge Munition.
Die Kämpfe im Kaukasus
WTB. Petersburg, 29. April. Der Generafttab der Kaukasusarmee berichtet vom 26. April: In -der Richtung gegen Olty besetzten unsere Truppen mehrere wichtige Punkte auf türkischem Gebiete. Ferner hatten unsere Truppen in Hangiadoukpac in Aser- beidschan ein kleines Gefecht. Auf den anderen Fronten fanden keine Zusammenstöße statt.
Die österreichisch italienischen Verhandlungen.
Berlin, 29. April. Aus Mailand wird dem „Berliner Tageblatt" gemeldet: lieber den Stand der italienischen
dar vor ihrer schweren Stunde. Ein Wegtragen sei unmöglich gemacht durch ihren Zustand. Die Gräfin und er seien heute durch die Schlacht überrascht worden. Die Dienerschaft sei geflohen und nur eine alte Tante geblieben. ,
Der Tausend, ja, da mußte denn doch Anstalt getroffen werden. Unter Begleitung unseres jungen Stabsarztes. der vor der Hand nichts zu tun hatte und vor der Hand nichts anderes tat, als sich Pflaumen herunterzuschütteln, trugen wir die Gräfin in den Keller. Uber diesem machten wir eine Decke „bombensicher". Der Oberstleutnant, dem ich in fliegender Eile den Vorfall genietet hatte, stellte einen Doppelposten vor die Tür, so daß die Dame vor dem, natürlich, wenn es geschehen sollte, unverschuldeten Eindringen unserer Leute gesichert war. Der deutsche Soldat bleibt immer deutsch.
Die Sonne war untergegangen. Auch die blauen ' gelben Streifen am Himmelsrand verblaßten mehr und mehr. Die Sterne flimmerten immer deutlicher. Die schöne, klare Sommernacht kümmert sich nicht um das wüste Kriegsgetümmel.
Nur ein einziges Feuer brannte hinter der Scheune;
konnte es nicht entdeckt werden. Zwei eingefangene Hammel brieten.
„Herr Hauptmann, der Herr Divisionspfarrer bitten, eingelassen zu werden," meldet ein Posten von den Bohlen her zu mir. Ich mußte die Augen, als ich zu ihm hinauf schaute, beschatten; schon hob er sich wie ein Schattenriß gegen den bleichen Himmel.
Da das Tor fest verrammelt ist, ist an ein Offnen nicht zu denken. Auf einer nach der andern Seite hinuntergelassenen Leiter holten wir den Feldgeistlichen herein. Der kleine Herr mit den doppelten Brillengläsern, in hohen Stiefeln, mit der violett und weißen Binde am Arme standen mitten unter uns.
„Ich konnte doch das Bataillon nicht allein lasten. Die Kameraden oben auf den Höhen werden ruhige Stunden haben; hier kann's heiß hergehen." Ich konnte nicht anders, ich nahm das Kerlchen wie eine Puppe in die Arme und drückte ihn an mich wie ein süßes Mädel in verschwiegener Sommerlaube. Alle Offiziere gaben iym pürnnsch oankvar die Hand. (Forts, folg!.)