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Schwarzwälder Tageszeitung/für die Gberamrsbezirke Nagold, Kreudenstadt u. Lalw.

lleäalrtlon u. Ver­lag in Mtenrteig.

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Ausgabe tv Mteustetg - Stadt. Freitag, den 30. April. Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

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Der deutsche Tagesbericht.

WTB. Großes Hauptquartier, 29. April. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz: Unsere auf dem westlichenKanalufer befindlichen Stellungen, nördlich von Ipern am Iper-Leebach, bei Steenstraate und Het Sas werden seit gestern nach­mittag ununterbrochen, aber vergeblich angegriffen. Oestlich des Kanals scheiterte ei» gegen unseren rechten Flügel von Franzosen, Algeriern und Engländern gestern abend gemeinsam unternommener Angriff unter sehr starken Verlusten für die Feinde. Die Zahl der von uns in den Kämpfen nördlich von Ipern erbeuteten feindlichen Geschütze hat sich auf 63 erhöht.

Feindliche Minensprengungen an der Eisenbahn La Basfee- Bethune und in der Champagne nördlich von Le Mesnil waren erfolglos. Bei Le Mesnil wurden nächtliche französische Angriffe gegen die von uns gestern nach: eroberten Stellungen unter starken Verlusten für den Feind abgeschlagen. Die hier gemachten französischen Gefangenen sind in jammervoller Verfassung. Sie zitterten vor Angst, da ihnen von ihren Offizieren vorgeredet worden war, sie würden, in deutsche Gefangenschaft geraten, sofort erschossen.

Auf den Maashöhen südöstlich von Verdun schoben wir «nsere Stellungen um einige 100 Meter vor u. befestigten sie.

In den Vogesen ist die Lage unverändert.

Oestlicher Kriegsschauplatz : Südlich von Kalvarja setzten wir uns in den Besitz des Dorfes Kowale und der Höhe südlich davon. Bei Dachow, südlich Sochazcew, eroberten wir einen russischen Stützpunkt.

Oberste Heeresleitung.

* * *

W ist ein englisches Blatt, welches die Schlacht bei Ipern als größten Erfolg seit 5 Monaten bezeichnet. Die Schlacht bei Ipern; es ist kein Gefecht mehr, sondern eine strategisch breit an­gelegte Schlacht, die noch im vollen Gange ist. Mit einer für unsere englischen Feinde überraschenden Offen­heit geben Londoner Blätter zu, daß die Deutschen der geplanten englischen Offensive zuvorge­kommen seien. Diese Offensive, dieser anscheinend schon Dr die nächsten Tage beabsichtigte Durchbruchsver­such, war langer Hand vorbereitet. Zunächst hatten die Engländer Riesenmengen von Artilleriemu­nition für ihre schweren Geschütze herangcschafft, um die deutschen Stellungen durch eine ununterbrochene Be­schießung erschüttern zu können. Dann sollte der Jn- fanterieangriff erfolgen, und zur Verfolgung der ge­schlagenen und fliehenden Deutschen hatten die vorsorgen­den Engländer sogar reichlich Kavallerie hinter ihrer Front zusammengezogen. Nach allem, was man aus englischen Blättern hört, muß dieser Durchbruchs­versuch aus einer breiten Front östlich von Ipern ge­plant gewesen sein.

Der Erfolg des deutschen Sieges ist nach allem, was aus den Berichten des Generalstabes und den Lon­doner Blättern hervorgeht, durch zweierlei errun­gen worden: einmal dadurch, daß unsere Offensive mit­ten in den feindlichen Offensiv plan hinein­traf und die nach Osten gerichtete Front der Gegner überraschend von der Flanke faßte. In einem Zeitpunkte, wo alle Welt einen Angriff der Verbündeten gerade auch in diesem Raum erwartete, kam ein deutscher Vorstoß den Feinden zuvor, ein Angriff in einem Ausmaße/der sich weit hervorhebt über die Grabenkämpfe früherer Tagch 3 weitenshat nach allen feindlichen Berichten die G a s- entwicklung der deutschen Granaten mit gutem Er­folg der vorgehenden Infanterie den Weg frei gemacht. In der Anwendung dieser Gasbomben haben wir uns als gelehrige Schüler der Engländer erwiesen. Die Stink­bombe, das. Dumdum-Geschoß und das Großkampfschiff

sind englische Kulturerrungenschasten. Solange sie nur im Besitze des englischen Volkes und seiner Soldaten sind, gelten sie jenseits des Kanals als gut und nützlich in «der Weltordnung aber wenn sich ein anderes Volk erdrei­stet, diese Kulturgüter geg.en England anzuwenden, so wird diesem Volke sofort der Makel des Barbarentums angehängt.

Ebenso bedeutsam wie der eigentliche Erfolg ist aber, daß es uns gelungen ist, sämtliche eroberten Stel­lungen gegen die starken feindlichen Angriffe zu hal­ten. Wir vermögen diese Tatsache erst recht zu wür­digen, wenn wir uns die Bedeutung der Mitteilung des heutigen Tagesberichtes vergegenwärtigen, daß unsere auf dem westlichen Kanalufer befindlichen Stellungen nördlich von Ipern am Iperuleebach bei Steenstrate und Het Sas seitge st ernNach mittagununterbrochen, aber vergeblich angegriffen werden. Die Engländer setzen ihr Letztes ein, sie sind sich wohl bewußt, daß es jetzt ums Ganze geht. Gelingt es uns, die hier befindliche englische Flanke einzudrücken, so ist Ipern, der letzte Stützpunkt der Engländer auf dem Festlande, unser und die englische Armee von der französischen Un­terstützung abgeschnitten. Zur Unterstützung des englischen Entsetzungsversuches dienen die französischen Angriffe öst­lich des Kanals gegen unseren rechten Flügel, die mit sehr starken Verlusten für den Angreifer endigte.

Bezeichnend für die französische Kriegsführung sind die Aussagen der französischen Gefangenen, die bei Le- mesnil in unsere Hände sielen. Ihre Offiziere hät­ten ihnen gesagt, sie würden von uns erschossen, wenn sie in deutsche Gefangenschaft fielen. Welcher Geist muß demnach in der französischen Armee herrschen, daß solche Lügen den Truppen Angriffsbegeisterung vermitteln müs­sen. Es bestätigt sich die Mutmaßung, die wir an die beiden französischen Tagesbefehle knüpften, in denen mit ähnlichen Schauermären die Soldaten gewarnt wurden, sich zu ergeben. Die Fahnenflucht scheint wieder bei den Franzosen überhand zu nehmen.

Im Osten nützen unsere Truppen ihre gestrigen Er­folge aus und gehen in erfolgreicher Offensive nach Osten und Südosten vorwärts. Hierbei setzten sie sich in den Besitz des Dorfes Kowale und der Höhe südlich davon. Bei Da cho wo, südlich von Sochazcew. eroberten sie einen russischen Srützpunkt.

Ein halbes Jahrtausend

Hohenzollernherrschaft.

DieNordd. Allg. Ztg." schreibt mit dem .Hinweis, daß am 30. April 1915 auf dem Reichstag zu Konstanz Friedrich I. mit der M ark Br an d e nb ur g nebst Kurwürde belehnt wurde: Das gewaltigste Völkerringen, das die Entwicklung des Menschengeschlech­tes kennt, bildet den geschichtlichen Hintergrund des Ge­denktags, den wir heute begehen. Die herrlichen Taten, die unser Volk in Waffen in dem freventlich aufgezwunge­nen Kampfe vollbringt, sind Verkünder des ruhmreichen Werkes, das von einer bescheidenen Grenzmark ausging, um in der Zusammenfassung der Stämme Deutschlands zu einer fürsten- und volksumschließenden machtvollen Einheit zu gipfeln.

Nicht der Tag allein, an dem der Grund zu diesem Aufstieg gelegt wurde, ist dankbarer Anerkennung wert.

Die Persönlichkeit des Fürsten selbst, der als erster Ho- henzoller seine Gaben in den Dienst der Mark stellte, wird in der Geschichte unseres Vaterlandes unvergeß­lich fortbestehen. Bon ihm ist das schöne und große Wort, er sei derschlichte Amtsmann Gottes im Fürstentum". Diese hohe Vorstellung von dem fürstlichen Beruf hat die Hohenzollern allezeit beseelt. Ihr gab Friedrich der Große die berühmte Prägung, er sei der erste Diener des Staates, ein Wort, zu dem sich unser Kaiser erst jüngst von neuem vor der Welt bekannte, als er seiner Freude und seinem Stolze Ausdruck verlieh, in solcher Zeit der erste Diener einer solchen Na­tion zu sein. ' Im Lande der Hohenzollern wuHe zur Wahrheit, daß Herrscher und Staat eins seien, daß Wohl und Wehe der Fürsten untrennbar verknüpft seien mit den Gejchiaen des Staates.

Die Hohenzollern schufen sich den Staat nicht nur, sie schufen sich das Volk, mit dem sie in der Entwickelung Deutschlands und Europas in steigendem Maße mitent­scheidend einzugreifen vermochten. Unter ihnen entstand und erstarkte das preußische Staatsbewusstsein zu einer politischen Machtgröße. Als aber die Stunde geschlagen hatte, erwuchs aus dem Staatsgedanken der Reichsgedanke und nahm machtvolle Gestaltung an. Mit Preußen ord­neten sich alle deutschen Staaten der Reichseinheit unter, *die es erst ermöglichte, die reichen Kräfte der deutschen Nation zur vollen Geltung zu bringen. Eine 40jährige Zew'pcnne hat gelehrt, daß die Pflege des eigenen Lebens jeden Staates und Stammes innerhalb der Reichsgemein­schaft für Deutschland keine Beeinträchtigung bedeutet. Sie Hai sich vielmehr als ergiebige Quelle schöpferischer Kraftcntfaltung in den Werken des Friedens und des Krie­ges bewährt. Und nun stehen Fürsten und Stämme ver­eint im Kampfe, um Seite an Seite mit dem Verbündeten Oesterreich-Ungarn den ruchlosesten Angriff abzuwehren. In welchem Geiste und mit welcher restlosen Hingabe unser Herrscher, ein echter Sproß seines großen Geschlechts, seinem hohen Berufe gerecht wird, tritt offen vor der Welt zurage. Mit frohem Mut darf unser Volk trotz des Ernstes der Zeit die Hohenzollern-Gedenkfeier begehen, in der unerschütterlichen Zuversicht, daß Deutschland ^mit Gottes Hilfe uach außen und nach innen größer aus der gegenwärtigen Prüfung hervorgehen wird.

Die Flieger über Lörrach.

EKG. Lörrach, 29. April. '

Gestern, Mittwoch, kurz vor 7 Uhr bestätigten drei Böller- fchüsse die vorausqeahnte Gefahr. Was noch im Bett liegt, springt erregt an die Fenster und schaut nach Westen. Die Fcidärbcitcr eilen von ihrer Arbeit, alles schaut mit Spannung dorthin, wo platzende Schrapnells das Heran>kommen eines feindlichen Flugzeuges ankündigen. Endlich sicht man auch den gefährlichen Vogel, seine graue Farbe ist nur schwer vom dunstigen Morgcnhimmel zu unterscheiden. Schrapnell auf Schrapnell platzt ein gewaltiges Schauspiel bietet sich den Markgräflern, solange der Klieger noch nicht in bedrohliche Nähe gekommen ist. Die kleinen Pünktchen, die immer größer werden, zuerst grau, dann immer Heller, stehen deutlich vom Horizonte ab. Der Flieger kommt näher, immer näher! Was aur den Straßen stand, flüchtet jetzt eiligst in die Häuser, in die Keller. Langsam, aber in großer Höhe, überfliegt der gefährliche Vogel den nördlichen Stadtteil von Lör­rach, genau wie das letzte Mat. Die Treffsicherheit der Bailon- abwchrgeschütze wird immer genauer.

Ein Schrapnell platzt dicht neben dem Flugzeug, eines über demselben. Dem Flieger wird es ungemütlich, wie cs scheint. Die Gefahr, getroffen zu werden, 'veranlaßt ihn, nach Nord osten a b z u sch w e n k e n, um in rasender Fahrt aus dem Geschoßbcreich zu kommen. Immer noch platzen die Schrapnells, aber sie erreichen den Feind nicht mehr. Hinter dem Hamburger Wald verschwindet er eiligst. Allmählich be­leben sich wieder die Straßen. Man bespricht eifrig de» ge­fährlichen undhohen" Besuch und atmet auf, daß man diesmal so glimpflich davon kam.

Doch nicht lange sollte die Freude dauern. Wiederum es war genau 7.50 Uhr platzen die Schrapnells am Himmel über dem Käjcrhoiz. Schulkinder flüchten pilend? An diö Schule oder springen in das nächste Haus, genau »ach den Anordnungen der Lehrer. Ganz nieder kömmt ei n z'w et­ter Flieger: deutlich hört man das Surren der Propeller. Und da hinter ihm ein dritter! Sie Kaminen, sie kommen! Alles flüchtet in die Keller, eiligst schließt man die Fensterläden, von einem zur Abfahrt bereite» Zug flüchten die Reisenden tn den Bahnhof. Die Stadt ist wie a u s g e st o r b e n. Nur das Surren der Propeller und das dumpsc Knallen der explo­dierende» Granaten harmonieren mit dem aufgeregten Zwitschern der ahnungsvollen Vögel. Sonst ist Totenstille. Jeden Augen­blick erwartet man eine Explosion der Fliegerbomben. Doch nach wenigen Minuten verschwanden beide wieder ln der Rich­tung, woher sic kamen, dem Belforter Loch zu. DieKeller- bewohner' kommen wieder aus ihrem Versteck lMvor. Doch keine Viertelstunde nerging, als schon ein vierter Flieger in Sicht kam, der dasselbe Manöver über der Stadt ausführtc, als wollte er die wieder in di- Keller GeMchtetcn zum Narren halten.

Inzwischen war es 9 Uhr geworden, als neue Böller­schüsse ertönte». Kurz? darauf nähert sich wieder ein Flieger in schwindelnder Höhe. Durch das Fernglas beobachte ich den Vogel, erkenne deutlich am Schwanz die flatternde Tri­kolor e und unterscheide deutlich die beiden Insassen, welche anscheincnb Erknndigungsfahrten aussührten. Alles steht diesmal aut der Straße: man hat sich schon an das Schauspiel gewöhnt und verfolgt eifrig die Evolutionen des Feindes. Langsam beschreib! er einige Kreise: flieht bis dicht an die Schweizer Grenze, kehrt wieder um, und kommt wieder, um nach einer Viertelstunde endgültig zu verschwinden, während jedoch bereits ein sechstes Flugzeug erscheint und dieselben Manöver aus­führt. Heftig k r ach e n d i e G e s ch ü tz c, doch es ist schwierig, die unangenehmen Gäste zu erreichen.

Während ich dies schreibe es ist halb elf Uhr ertönen neue Böllerschüsse und wiederum hört man das