Eine schwere Gärung iu Indien.

jedoch eingestellt, da sich nicht fest stellen ließ, von wem die Schüsse abgegeben worden waren. Nach Einstellung des Verfahrens wurden die Verhafteten frei- gelassen. Soweit der Tatbestand. Er zeigt von neuem, wie ein gewisser Teil der französischen Presse arbeitet, um seine Zwecke im neutralen Nuslande zu erreichen.

Ein weiteres Opfer unserer U-Boste

WTB. London, 30. März. Die Admiralität teilt zur Versenkung des DampfersAquil a" noch mit: Der Dampfer, der von Liverpool nach Lissabon fuhr, wurde auf der Höhe von Pembvoke torpediert. 23 Mann von der Besatzung und drei Passagiere werden vermißt. Der Kavitän und 14 Mann wurden in Fishgugrd gelandet.

Auf eine Mine gelaufen

WTB. London, 30. (Reuter). Die Admiralität gibt bekannt, daß der holländische DampferA m st e l" auf der Fahrt von Rotterdam nach Goole Montag früh vier Uhr auf der Höhe von Flamborough auf eine Mine des deutschen Minenfeldes gelaufen ist. Die Besatzung wurde am Humber gelandet.

Der Streik der englischen Dockarbeiter dauert an.

WTB. London, 30. März. DieTimes" melden aus Liverpool: Während die Dockarbciter in Liver­pool Kitcheners Aufforderung nachkamen und den Wo­chenendstreik aufgaben, feierten inBirkenhaed .am Freitag wieder 1600 Mann. Man erwartet, daß das Kriegsamt energische Maßnahmen ergreifen wird. Die Stauung in Birkenhead ist so groß, daß viele Schiffe Teile der für sie bestimmten Ladungen zurück­lassen mußten. Man befürchtet, daß die Lage sich wäh­rend der Osterfeiertage verschlimmern wird, da die Arbei­ter von Karfreitag ab nicht arbeiten werden.

Schiffszusammenstoß

WTB. London, 30. März. DieM-orning Post" meldet: Das neue argentinische SchlachtschiffMoreno", das am Freitag von Hamptonroads abfuhr, stieß in derselben Nacht mit der BarkDelaware" von Newcastle zusammen. Die Barksank. DerM!»- ren o" ist gestrandet. Er wurde Sonntag früh wieder flott und setzte seine Reise fort. Er ist anscheinend un­beschädigt. Die Besatzung erzählt, daß das Steuer desMoreno" schlecht funktionierte.

Der österr.-ungar. Tagesbericht.

WTB. Wien» 30. März. Amtlich wird Verlautbart vom 30. März 1915 mittags: An der Karpathen­front entwickelten sich gestern im Raume südlich und östlich Lupkow wieder heftige Kämpfe. Starke russische Kräfte gingen erneut zum Angriff vor. Bis in die Nachtstunden dauerte der Kampf an. Der Feind erlitt große Verluste und wurde überall zurückge­schlagen. Zwischen dem Lupkower Sattel und dem Ilzsoker Paß wurde ebenfalls hartnäckig gekämpft.

Von den vor Przemysl zuletzt gestandenen rus­sischen Kräften wurden bei den Angriffen südlich D w er- nik die Truppen einer Division konstatiert.

In S üd o stg a li zi en, am Dunajek und ip Rus­sisch-Polen ist die Situation unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs:

von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die Furcht vor Hindenburg

GKG. Petersburg, 30. März. In der letzten mili­tärischen Wochenübersicht derNowoje Wremja" vom 25. März findet sich der Passus, es sei nach den üblichen sechs oder sieben Wochen Pause wieder eine der manöv­rierten lieb erraschungen Hindenburgs fällig. Es sei gar nicht wunderbar, wenn er nun auch einmal eine Eisenbahnfahrt nach der Bukowina unternehme.

Eine Sommerschlacht.

Von Detlev von Liliencron.

(Forisitzung.) (Nachdruck verboten.)

Im Gefecht erprobt sich erst der echte Soldat: im Kugelregen und vor der Spitze feindlicher Bajonette mutz es sich zeigen, ob er die erste und unentbehrlichst, Eigenschaft des Krieges. Mut und Unerschrockenheit besitzt.

Schon seit einer Stunde waren wir auf dem Marsch «n die Grenze. Es wollte zuerst keine rechteStimmung' autkommen. Zu gewaltig in uns allen drängte sich der Gedanke: wir sind im Krieg. Aber dann, als der voll, Mond unsern Helmen und Gewehren seinen beruhigenden Glanz lieh, als wir auf den Bergen die Fanale brennen sahen, begann bald hier, bald dort ein leises Gespräch mit dem Nebenmann: bald hier, bald da, wie aus Träumen, wollte der Gesang anheben. Und endlich tönte eins de, schwermütigen, wie mit finsterer Stirn gesungenen Lieder meiner Westfalen. Und dann, nun dann wechselten die alten, lieben, lustigen Soldatengesänge.

Vor der Kompagnie ritt schweigend unser Hauptmann. Alle, wir Offiziere nicht zum wenigsten, waren ihm schwärmerisch zugetan. Es gab kein schöneres Soldaten­gesicht. Wie ihm der dicke, lange Schnurrbart vom Wind« an die gebräunten Backen geweht wurde, wie klug sein Auge schaute. Er sprach nicht viel; ein gleichmäßiger, darf ich sagen stillheiterer Ernst verließ ihn nie. Von der nackten Wirklichkeit des Seins tief durchdrungen, fand er seine Ruhe, sein Glück in strengster Pflichterfüllung, in rastlosem Sorgen für das Wohl feiner Mitmenschen und im besonderen seiner Kompagnie.

Und munter, nach dem ersten Rendezvous, mar­schierten wir in die Nacht hinein. Der Schritt kam uns heute schneller vor. War es das gute Fieber im Soldaten, vom Höchstkommandierenden bis zum Trommler, an den Feind ru kommen?

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Nummer beginnt das neue Quartal.

Das gewaltige Ringen in den Karpathen

WTB. Wien, 30. März. Kriegsbcrichrerstatter der Blätter melden: Tie Kampfpause zu beiden Seiten der Duklasenrung dauerte nur 24 Stunden. Die Russen haben neue Reserven eingesetzt und die Kämpfe im Ondaw o- und Laborzatale sind wieder im vvllen Gange. Unsere Truppen leisten Ueber menschlich es in heroischer Tapferkeit. Auch gestern brachen wieder zahlreiche Angriffe des Feindes unter schwersten Verlusten zusammen. Besonders heftig gestalten sich noch immer die Kämpfe in der Gegend des Uzsoker- Passes und auf der Front westlich davon bis zur Bali- groderfiraße. Bisher konnten die Russen trotz ihrer kolos­salen Angriffe nicht an einem einzigen Punkt ihre Absicht, neuerlich nach Ungarn vorzustoßen, verwirklichen. Alle Karpathenkämpfe, mit Ausnahme des zähen Ringens in der Dnkla-Niederung, wo die Russen noch immer dieselben Stellungeu.mil ganz geringen Ab­weichungen der Front von der Grenze inne haben, wie im Januar, spielen sich auf galizischem Boden ab. In der Bukowina gab es auch gestern wieder einzelne für uns erfolgreiche Gefechte, während in Ostgalizien und an der ganzen übrigen Front Ruhe herrschte. j

Der Ersah für die gesunkenen franzö sisch en Kreuzer. ' MM:?

WTB. Mailand, 30. März. DemSeccflo" zufolge trafen gestern die französischen DreadnougthsBre­tagne" undProvence" in Neapel ein, welche den Gaulois" und denBouv et" bei den Dardanel­len ersetzen sollen.

Ein russisches Schwindelmanöver.

WTB. Konstantinopel, 30. März. Die russi­sche Flotte hat, wie die Agence Milli mitteilk, gestern einen Vorstoß in der Richtung auf den Bos­porus unternommen. Der russische Admiral Eber­hardt hat bei dieser Gelegenheit die Flotte zu dieser Aktion beglückwünscht und sie als einen Erfolg hingestellt, der es verdiene, eine der glänzendsten Waffentaten in der Geschichte der Flotte genannt! zu werden. Demgegenüber stellt dieAgence MM" fest, daß nicht ein einziges russisches Geschoß die Küstenbefestigungen am Bosporus erreicht habe. Die russische Flotte hielt sich außerhalb des Bereiches dieser Befestigungen. Nach Beschießung tür­kischer Wachsahrzenge, die vor dem Bosporus kreuzten, hat sich die russische Flotte miteinerSchnelligkeit entfernt, die wohl zu verstehen war. Das ganze Vor­gehen des russischen Admirals sei ein Bluff, darauf berechnet, sich einen Erfolg zuzuschreiben und darzutun, daß die russische Flotte im Schwarzen Meer große Rüh­rigkeit zeige. Auf diese Weise sollen die Alliierten vor den Dardanellen zu regerer Tätigkeit an gespornt und die Balkan st aaten beeinflußt werden.

Ich unterhielt mich mit Cziczan. Wir schlossen di« Kompagnie. Er wie ich sahen heut' zum erstenmal Tausende von Leuchtkäferchen in den Gebüschen. Zu all dem Nachtglanz wollten die Tierchen nicht Zurückbleiben.

Plötzlich wurde Halt befohlen. Die Kompagnien marschierten auf. Wachen und Posten wurden ausgestellt. Feldwachen und Kundschafter gingen ins Vorland. Das Bataillon biwakierte. Holz und Stroh kam nicht heran. Wir lagen, von unsern Mänteln zugedeckt, in einem Walde. Es war warm. Einmal erwachte ich: ich sah, wie mein Hauptmann, an einen Baum gelehnt, in den Mond schaute. Seine Augen leuchteten schwermütig und traurig. Nie hatte ich ihn so gesehen. Bald sanken meine Lider wieder, um sich gegen Mitternacht noch einmal zu öffnen. Ich bemerkte, daß einer die Gewehrpyramiden umging. Der Posten schien es nicht zu sein. Es war Cziczan, der, den Kleinen Waldersee in der Hand, leise fluchend, stille Wut im Gesicht, einige nicht ganz scharf ausgerichtete Ge­wehre ordnete. Zuweilen fiel der Mondschein auf di« beiden blanken Vorderzähne. Bald schlief ich wieder fest. . .

Früh am anderen Morgen waren wir schon wieder unterwegs. Es wurde unerträglich heiß. Cziczan lies wie ein Schäferhund an den Seiten der Kompagnie, bald hier, bald dort. Unaufhörlich klang seine heisere, bellende, zischende Stimme: aufmunternd, scheltend, gute Worte, böse Worte gebend: wie's kam. Und heiß und heißer ward es. Der Durst, dieser furchtbarste Feind des Sol­daten, quälte uns. Wir sahen wie Schornsteinfeger aus. Durch die dicke Staubkruste auf unseren Gesichtern bahnte sich der Schweiß Furchen und Rinnen; dann tröpfelte er auf Schultern, Brust und Nacken. Die Kragen waren schon durchnäßt. Gewehr und Tornister drückten schwer. Gesang und Gespräch waren längst verstummt. Jeder stierte nur mit starren Augen auf die Fersen seines Vorder­mannes.

Einmal marschierten wir wie durch die Wüst« Sahara, so viel Sand ringsum. Da rief plötzlich durch die Stille ein Berliner, der in meiner Kompagnie diente: Mir soll doch ejentlich verlangen, wenn det erste Kamel

GKG. Kopenhagen, 30. März.Berlingske Ti- dende" meldet aus London: Trotzdem man die Meldung, des deutschen Kaufmanns aus Indien mit Vorsicht auf­nehmen muß, bestehtn doch kein Zweifel, daß sich eine be­deutende Gärung in Indien vorbereitet- Ge­legentlich der Einbringung der Gesetzesvvrlage betreffend schärfere Vorsichtsmaßregeln für die öffentliche Sicherhett und die Verteidigung der britischen Interessen in Indien erklärte Craddow, daß viele Inder in der letzten Zett mit verwerflichenAnschauungen nach Indien zu­rückgekehrt seien. In Bengalen kam es zu einer A u f- ruhrbewegung und im westlichen Pendschab unter dem Druck der englischen Herrschaft zuPlünderunaen- und Brandstiftung und zu Kämpfen zwischen Mo­hammedanern und Hindus.Westminster Gazette" be­trachtet mit Sorge die Zustände, insbesondere die Schwierigkeiten, die das englische Oberhaus der Einführung der englischen Verfassung durchs die kürzlich beschlossene Vertagung machte. Das Blatt schlägt vor, daß man zur Beruhigung der Inder ihnen Versprechungen machen solle hinsichtlich der Erweiterung der indischen Nesormpolitik nach dem Kriege, da die Inder jetzt als Mitkämpfer in Europa ein Recht: auf bessere Behandlung als vorher erworben hätten. Die' patriachalische Art, mit der Indien das 19. Jahrhun­dert hindurch regiert worden sei, sei nur ein Uebergang- und müsse jetzt durch eine andere Regierungssorm abge­löst werden. Die großen Beschränkungen, die> England den indischen Eingeborenen stets auferlegt Habens könnten unmöglich aufrechterhalten wer-! den, da sie nur aus einem Unterschied der Rasse beruhten^ und der zivilisierten indischen Nation der heutigen Zett! unwürdig sei. Das bisherige englische System in Indien habe sich völlig überlebt.

Die Anarchie in Siidwest-Pvndschab.

WTB. London, 30. April.Morning Post" mel­det aus Kalkutta: Die Regierung des Pendschabss hat ein Kommunique mit Einzelheiten über die Anar­chie in Süd w est-P end schab veröffentlicht Darnach^ hatten die Ausweisungen keine politische Ursache. Sie waren aus die hohen Getreidepreise im Januar zurückzuführen und führten zu Plünderungen der Getreidelager durch die Hindus. Nach der Ein-i führuilg der Ausnahmegesetze sind in den Distrikten WanE und Mnzaffargarh keine neuen Ausschreitungen vorge--! kommen. Mehrere Hundert Personen sind verhaftet wor­den. Die Krisis ist vorbei. Mit dem Fallen der jGetreids» Preise werden bald wieder normale Zustände eintretem (Wer's glaubt! Die Red.)

Das Wahlergebnis in Japan

WTB. Tokio, 30. März. (Reuter). Die Wahlen brächten einen vollständigen Sieg der Regie-« rung und eine Niederlage der bisher mächtigen Seiy- kai-Partei, die 73 Sitze verlor, von denen die neue» von dem verstorbenen Fürsten Katsura gegründete, jetzt von Baron Kalo geführte Daschikai-Partei 55 gewann» Der Regierung ist eine Majorität von mindestens 40§- vielleicht 80 Stimmen sicher. f

Die deutsche Post nach Argentinien beschlagnahmt.

WTB. Basel, 30. März. Die Schweizerische Depeschen­agentur verbreitete eine Meldung des Corriere della Sera, daß der italienische Dampfer Regina Elena am 24. März von französischen Schiffen angehalten worden sei, die die deutsche Post nach Argentinien beschlagnahmt hätten.

uns bejejent." Alles lachte, um gleich wieder leise ächzend fortzumahlen.

Da blitzt uns ein Dorf entgegen. Kurzes Rendez­vous. Einige Leute werden vorgeschickt, die Bauern mit Wasser an die Türen zu stellen. Dann kommen wir nach. Im langsamen Vorwärtsziehen trinkt rechts und links die Kompagnie. Greise, Kinder, Männer, Weiber: alles steht mit Töpfen, Geschirren. Schüsseln, Eimern vor den Häusern. Wie sehr ist in uns Menschen der Selbster­haltungstrieb rege. Das Hab' ich beim hefriedigt werden­den Durst oft beobachtet. Jeder stürzt sich auf das nächste Wasser, reißt die Tasse, das Glas, den Kübel an sich. An den Lippen läuft, wie bei saufendem Vieh, wenn sie den Kopf aus dem Zuber heben, das Wasser hinah, auf Hals und Brust. Die Augen liegen stier, gierig, tierisch aus der kleinen Welle. Das Gesicht ist verzerrt.

Ah, wie hatte uns das wohl getan!

Und wieder ging es weiter. Adjutanten und Ordon­nanzen flogen bisweilen an uns vorbei nach vorn oder kamen uns entgegen. Eine trabende Batterie überholte uns. Die Geschützrohre gaben jenen eigentümlichen, schütternden Klang. Ein kurzer Wechselgrub der Offiziere, und schon ist sie vor uns. Die Sektionen, die sich an den einen Wegrand gedrängt hatten während des Vorüber­fahrens, ziehen sich wieder mehr auseinander. Die Pfeifen sind im Gang. Der säuerliche Geruch des Tabaks begleitet uns.

Endlich bogen wir in einen langen Hohlweg ein. Rechts und links drohen steile Felswände.

Es überkam mich ein etwas unheimliches Gefühl: wenn wir hier plötzlich von oben beschossen würden? Was würden Sie tun, Cziczan, wenn von allen Seiten Schüsse auf uns fielenDer Sergeant will nach seinem Waldersee greifen, aber, wie beschämt, besinnt er sich ein« Sekunde, läßt die Hand ruhen, und antwortet:Rechts und links um, in der Höhe, vorwärts, in der Höhe. Kuraschi, Leute, Kuraschi I"Bravo! Cziczan, daS wäre allerdings das einzig Richtige/,

(Fortsetzung folgt.)