hatte und ein«n bei der Oberamtssparkasse Calw angelegten Reservefonds von 3 080 Mark 73 Pfennig bilden konnte. Schultheitz Braun führte aus. das; an dem günstigen Abschluß in erster Linie die Gesundheit der Pferde und in zweiter Linie auch die Unterstützung des Vereins durch die K. Zentralstelle und den landw. Bezirksvereins schuld sei und sagte Herrn Rcgierungsrat Binder für die gütige Befürwortung zur Erlangung der Unterstützungen herzl. Dank. Regierungsrat Binder dankte dem Vorstand für die umsichtige Leitung des Vereins und dem Rechner für die übersichtliche und pünktliche Rechnungsführung und hob die Vorteile des Bezirkspferdeversicherungsvereins gegenüber Privatversicherungsgesellschaften hervor, weshalb er von jeher der Bildung dieser gemeinnützigen Bezirkseinrichtungen wohlwollend gegenübergestanden sei. Sodann wurde noch bekannt gegeben, daß der Verein im neuen Versicherungsjahr eine Zunahme von 20 Pferden mit einem Versicherungskapital von 13 000 Mark zu verzeichnen hat.
Zungdeutschlandbund. Der Ausschuß der hiesigen Ortsgruppe des Jungdeutschlandbundes bittet uns, folgenden Aufruf aus dem Bundesorgan in unsrer Zeitung zu veröffentlichen: An das Jungvolk der Ortsgruppe Calw! Ein dreifaches „Heil" und froh „Glück auf" zu Neujahr! Haltet das scheidende Jahr 1912 in Ehren, es brachte euch den Jungdeutschlandbund: wandert frohen Herzens ins neue Jahr, fest und zuversichtlich, denn ihr habt bewiesen, daß ihr lernen wollt, starke deutsche Männer zu werden, auf die sich das Volk und das Vaterland dereinst felsenfest verlassen kann. Ihr, die ihr mit uns wandert, wißt nun längst, was Jungdeutschland mit euch u. von euch will. Jetzt ist es eure Ehrenpflicht, all die andern in euren Bund zu rufen, die ihm noch ferne stehen. Männer sollen sie alle werden, furchtlos und treu. Auf euch allen ruht, die Zukunft unseres machtvollen Reiches, unseres großen geliebten Vaterlandes. Jeder Vater, jede Mutter, das ganze deutsche Volk muß zufrieden und stolz auf euch blicken und beim Anblick eurer Scharen sprechen können: „Lieb Vaterland magst ruhig sein!" Das kann es aber nur, wenn jeder Jungmann einen kerngesunden Körper besitzt, kraftvoll und ausdauernd, wetterhart, zäh, gelenk und gewandt und in ihm einen reinen Sinn und ein fröhliches und frommes Herz. Diese herrlichen Güter euch zu erwerben, hilft euch der Jungdeutschlandbund neben Elternhaus, Kirche, Schule und Lehre. Dereinst wenn diese Güter zum edlen Besitz jedes einzelnen von euch geworden sind, wird das deutsche Jungvolk in voller Kraft an die Stelle der alternden und arbeitsmüden Väter treten und in Treue das herrliche Erbe wahren und hüten, das euch in eurem Vaterlande be- schieden ist. Stark werde jeder einzelne für sich an Körperlraft und Charakter, stark aber auch in dem Empfinden für die Allgemeinheit, für das Wohl des ganzen Volkes. „Nur Einigkeit macht stark" hat euch Graf Zeppelin im Sommer zugerufen. Daran denket allezeit. Wollt ihr die Aufgaben lösen, die euch die Zukunft bringt, so achtet auf die Lehre Jungdeutschlands, daß treue Pfichterfüllung, Unterordnung und Selbstzucht, Gehorsam gegen Gott und Eltern, gegen Lehrer, Meister, Obrigkeit und Gesetz die Grundpfeiler der Ordnung sind, daß treue Kameradschaft, Brüderlichkeit, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft und die Liebe und Verehrung für König und Vaterland, Kaiser und Reich in euren Reihen nie versagen dürfen. Dankt euren Führern für alles, was sie euch im verflossenen Jahre selbstlos an Gutem erwiesen durch musterhaftes Betragen als echte deutsche Jungmänner und schreibet auch im neuen Jahr auf eure Fahnen den Wahlspruch: Furchtlos und treu mit Gott für König und Vaterland!
Der Ausschuß der Ortsgruppe Calw.
Ein Sonntagsgang im Winterwald. Samstag Abend! — Noch ist es im Wohnzimmer so hell, daß mein Sohn die am Samstag immer etwas reichlich ausfallenden schriftlichen Arbeiten für den Montag machen kann. Draußen schneits schon den ganzen Tag und noch immer rieseln leise die Flocken und bedecken alles mit ihrem lichten Weiß. Sachte kommt die Dämmerung ins Zimmer und: „Walter, lege deine Feder weg, du verdirbst dir die Augen!" so mahnt die Mutter, und endlich nach einigem Zögern hört der Junge auf zu
schreiben und tritt zu mir ans Fensterplätzchen und wird nun erst gewahr, wie sich die Welt umher ins Winterkleid gesteckt hat und der Wald in seiner weißen Pracht vor uns liegt. Ach Mutter, wie freu ich mich auf morgen und wie will ichs benützen, dieses seine Wetter. Ja ja, sagte ich, das wollen wir. wir nämlich, nicht du allein und nun verabreden wir, wie wirs machen wollen, um einmal so recht im Schnee einen Sonntagsspaziergang zu machen. Um 8 Uhr früh ging denn nun der Ausbruch von statten, ganz still, denn Mutter und Sohn sind keine große Gesellschaft. Nun den nächsten Weg hinauf in den Wald, aus der Stadt hinaus durch den Stadtwald. Georgenhöhe und dann Zavelstein zu. Welche Nutze und welche Pracht in dem schönen, stillen Winterwald, kaum regt sich etwas, nur ab und zu schüttelt eine Tanne ihre übervolle Schneelast ab, Sonnen- streifchen fallen herein durchs Dickicht und zaubern an freien Stellen ein Bild auf den Waldwiesen, daß man bedauert, den Anblick nicht festhalten zu können im Bilde. Nach einem gemütlichen Aufstieg am Hange nach dem vereisten „Zavclsteiner Brückle" stehen wir still an den Wiesen, welche im Frühjahr mit tausenden von Krokus, dem Frühlingsgruß des Schwarzwalds, besät sind. Jetzt gleichen sie einer glitzernden endlosen Schneefläche. Doch horch — was ist das? Glockenläuten von allen Seiten dringt jetzt herein in die sonntägliche. winterliche Stille, von Altburg, von Calw herauf, vom nahen Zavelstein, ja herüber vom Gäu klingen die mahnenden und ladenden Töne an unser Ohr. Wir nähern uns Zavelstein und nun sehen wir ein lebendes Bild von echtem Schwarzwälder Kirchgang, denn von allen Seitentälern kommen Kirchgänger in ihrer Tracht herbei, um oft nach weitem Gang zum Gotteshaus, in das sic eingemeindet sind, zu gelangen. Auch wir können nicht umhin, der Schar zu folgen und treten in das dörflich anmutende Gotteshaus, wo es uns bei Predigt und Gesang nun voll recht sonntäglich ums Herz wird und die Töne der ausklingenden Orgel begleiten uns dann nach einem Ständlein weg- wärts. Den gleichen Weg, den wir gekommen, gehen wir zurück, biegen dann aber zum Rötelbachweg ab und gehen den allerdings oft recht schwierigen Weg dem Flüßlein entlang weiter. Heute war es aber kein rauschendes Büchlein, überall hingen an den vermoosten Steinen und Stämmen, die zwischen dem festgefrorenen Vach lagen, lange Eiszapfen und ganz groteske Bilder gab es zu sehen, wenn auf einem Baumstumpf eine Schneehaube lag. und es hätte nur einiger Phantasie bedurft, um sich darunter ein Zwerggesicht vorzustellen und der Märchenwald wäre fertig gewesen. Nicht lange durften wir uns aber diese Naturwunder ansehen, denn die Zeit war vorgerückt und, wollten wir noch etwas für den Mittag übrig haben, so hieß es tapfer marschieren, oft über Hindernisse in Form von umgelegten Baumstämmen, oder einander aus der Schneemasse heraushelfend, die in den völlig unbegangenen Wegen lag. Aber endlich standen wir doch am Endziel unseres Marsches, warm gelaufen, hungrig, so wie es sein soll, um sich eines behaglichen Heims und eines schmackhaften Mahles zu erfreuen. Mein Junge aber sagte schon beim Heimweg: Heute mittag kommen aber die Schneeschuhe, sein Weihnachtsgeschenk, dran! Und wer soll es der Jugend verwehren, die wenigen Schnee- und Wintertage im Schwarzwald zu benützen! Also ein Stündchen Ruhe nach dem Mittagessen und dann fort mit den Freunden zum Skilauf. Mir aber wills sein, als sollte ich, nun ich mich in der Stille des schönen Morgenspaziergangs rückerinnernd erfreue, die Eindrücke desselben aufzeichnen, vielleicht erfreut sich doch Eine oder Einer daran. h/l. !<.
leuchteten in verzehrendem Feuer unter den langen, dunkeln Wimpern hervor.
Adrian wandte sich trotzig ab und ging mit schnellen Schritten in das Nebenzimmer, Beatrice aber lachte gellend auf: „Ich Närrin, ich kindische Törin!" Zornig ballten sich ihre Hände, dann warf sie mit stürmischer Gebärde Mantel und Schal über, was hatte sie länger in diesem Hause zu suchen?
Adrian stand indessen Toska gegenüber, die durch die geöffnete Tür diese eigentümliche Szene mit angesehen. Von der in italienischer Sprache geführten Unterhaltung hatte sie allerdings nur wenige Worte verstehen können.
Es war ihr klar geworden, daß die so urplötzlich hier auftauchende Fremde Adrians verlassene Braut sein müsse.
Wahrscheinlich hate das arme Mädchen im fernen Italien diese ganzen, langen Jahre sehnsüchtig die Heimkehr des Geliebten erwartet und war ihm endlich nachgereist, um sich Gewißheit über sein Schicksal zu holen. Empörung und Hoffnung rangen dabei in ihrem Herzen. Hoffnung, daß Beatrices Dazwischentreten vielleicht endlich die Bande lösen würden, die sie an Adrian ketteten, und Empörung, daß er das zärtlich liebende Mädchen verlaßen, um sie an seine Seite zu zwingen, die ihn haßte und verabscheute.
Enttäuscht aber krampfte sich ihr Herz zusammen, als Adrian ihr die hastigen Worte zuflüsterte. „Beatrice ist meine Pflegeschwester und Spielgefährtin. Ich
möchte nicht, daß sie daheim erfahren, welche erbärmliche Rolle ich in meinem eigenen Hause spiele und bist du deshalb wohl so freundlich, dich in Beatrices Gegenwart zu beherschen."
„Weshalb läßt du mich nicht hier? Ich störe ja doch nur eure Wiedersehensfreude," fragte sie gepreßt.
Er entgegnete zornig:
„Weil ich nicht weiß wie ich dein Fernbleiben vor Beatrice entschuldigen soll ohne die demütigende Wahrheit zu gestehen. Also bitte, führe keine deiner liebenswürdigen Szenen vor den Augen meiner Jugendfreundin auf," fügte er drohend hinzu, während er sie in das Nebenzimmer hinllberrollte.
„Fürchte nichts," erwiderte Toska kalt. „Ich habe stets in der großen Welt gelebt und Selbstbeherrschnmg schon als Kind gelernt."
Beatrice trat ihnen schon auf der Schwelle entgegen. Sie reichte Colonna mit kühlen Worten die Hand: „Lebe wohl, ich sehe, du bedarfst meiner nicht mehr, dein junges Glück will ich nicht stören."
Adrian hielt sie zurück und sagte weich: „So sollst du nicht von mir gehen, Beatrice. Bitter weh würde es mir tun, denn du warst doch die einzige Freundin meiner Kindheit, die einzige Vertraute meiner jugendlichen Hoffnungen. Selbstverständlich ist mein Haus auch das deine, Beatrice, und so weit es in meinen schwachen Kräften steht, will ich versuchen, dir hilfreich zu sein, um deinen Lebensunterhalt zu finden, wenn du hierbleiben willst . . ."
8t Bestanden» Prüfung. Bei der im Spätjahr oorge- nommenen Prüfung für den mittleren Justizdienst hat u. a. die Prüfung bestanden und ist zum Notariatspraktikanten be- stellt worden: Karl Mückle, Sohn des Hauptlehrers Mückle hier.
8cd. Mutmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist weiterhin vorwiegend trockenes, wenn auch zeitweilig trübes und zu vereinzelten Regenoder Schneefällen geneigtes Wetter zu erwarten.
Salmbach, 13. Jan. Jestern fand hier eine Versammlung statt, um über das Projekt einer elektrischen Bahn von Pforzheim nach Schömberg zu beraten. Es wurde eine Kommission eingesetzt, die das Projekt des Ingenieurs Raisch prüfen und den Gemeinden weitere Mitteilungen machen soll. Die Stimmung war durchaus günstig.
Württemberg.
Herrenberg. 13. Jan. Auf die Eingabe des Stadtschultheißenamts an die K. Eeneraldirektion der Posten und Telegraphen wegen einer Sonderfahrt zum Anschluß an den letzten Zug in Böblingen erging folgender Erlaß der K. Eeneraldirektion Die Ausführung der vom Stadtschultheißenamt angestrebte.r Sonderfahrten zum Anschluß auf den um 12,09 nachts in Böblingen eintreffenden Zug mittelst eines von Nagold nach Böblingen zu überführenden Kraftwagens ist nach Lage der Verhältnisse nicht tunlich. Die Generaldirektion bedauert daher, dem Gesuch nicht entsprechen zu können. Metzger.
Stuttgart, 13. Jan. In seinem Handschreiben an den scheidenden Staatsminister Dr. v. Pischek behielt sich der König noch eine besondere Ehrung vor. Diese ist nun dadurch erfolgt, daß der König den Staatsminister a. D. zum Mitglied der Ersten Kammer auf Lebenszeit ernannt hat.
Göppingen, 13. Jan. In Großeislingen ist ein 2 Jahre altes Kind auf seltsame Weise ums Leben gekommen. Es hatte kleine phosphorhaltige Knallplätzchen verschluckt, mit denen die Kinder Feuerwerk nach Art der Frösche zu machen pflegen. Die giftige Substanz wirkte tödlich. Der Fall sollte für Eltern eine Wahrnung sein.
Schramberg, 13. Jan. Im benachbarten Wolfach (Baden) wurde vor kurzer Zeit ein Kalb wegen Erkrankung notgeschlachtet. Eine Untersuchung des Fleisches fand nicht statt, da es im eigenen Haushalt des Eigentümers verwertet werden sollte. Nach dem Genuß des Fleisches erkrankte die ganze Familie, und der Eigentümer des Kalbes, ein Taglöhner und sein lljähriger Sohn sind bereits gestorben.
Oehringen, 13. Jan. Der verheiratete 48 Jahre alte Gipser Christian Klein von Gailsbach hat auf dem Heim weg in der Nähe von Eaisselhardt seinen eigenen, 19jährigen Sohn aus Anlaß eines Wortwechsels und anschließender Schlägerei durch einen Stich in die rechte Schläfe getötet. Der Sohn war sofort tot. Der Vater stellte sich der Polizei.
Friedrichshafen, 12. Jan. Am 22. September hat hier der Postanwärter Schenzle nach Unterschlagung von 16 000 Mark Amtsgelder die Flucht ergriffen. In London wurde er gefaßt. Jetzt ist seine Auslieferung an die deutschen Behörden erfolgt. Ueber Hamburg-Frankfurt gelangt er morgen im Eefangenenwagcn nach Ravensburg, wo er seiner Aburteilung entgegensieht. Bei seiner Verhaftung in London hatte er noch 5000 Mark bei sich. Ueber den Verbleib der übrigen 11000 Mark will er keine Rechenschaft ablegen.
Aus Welt und Zeit.
Ein Massenmörder.
Berlin, 11. Jan. Der dreifache Raubmord an dem Ehepaar Kallies und dem Dienstmädchen Anna Philipp in Ortwig ist jetzt vollständig aufgeklärt. Der vierzig Jahre alte Knecht Otto Schöne ist der Mörder. Er hat drei Spießgesellen. Einer von diesen, der 16jährige Arbeiter Ker- sten aus Adlershof, ist gestern in einer Berliner Wirtschaft verhaftet worden. Nach seinem Geständnis hat Schöne die drei Mordtaten allein begangen, nachdem er unter der Mithilfe der drei Spießgesellen das Ehepaar und das Dienstmädchen gefesselt und aus dem Geldspind 480 Mark ge-
„Wohl auch, um durch Stundengeben mein Brot zu verdienen, lachte das Mädchen spöttisch auf. „Nein, guter Adrian, Hilfe braucht Beatrice Escamillo nicht, solange noch ein Heller Ton in dieser Kehle ist."
Mit schneller Bewegung streifte sie die Handschuhe ab und eilte an das Klavier. Präludierend glitten die kleinen, braunen Hände über die weißen Tasten, dann stimmte sie eines jener schwärmerischen, leidenschaft- durHitterten Lieder an, wie sie daheim im sonnigen Italien die Gondoliere singen, wenn sie in leichter Barke über die Fluten der Lagune gleiten.
Glockenrein, voll unsagbar süßen Schmelzes, quollen die herrlichen Tonwellen zwischen den lächelnden Mädchenlippen hervor, höher, immer höher anschwellend, um endlich in weicher, melodiöser Ruhe zu weilen auf dem dreigestrichenen C.
Wie die sehnenden Klagen der Nachtigall, so sanft und leise verhallten die letzten Klänge von Beatrices wunderschönem Liede — und lautlos tiefes Schweigen herrschte minutenlang in dem kleinen Zimmer.
Toska saß abgewandten Hauptes am Fenster, um die andern die Tränen nicht sehen zu laßen, die von den wonnig süßen Melodien ihren Augen entlockt, jetzt weich und lind wie Balsam auf ihr in der Qual der letzten Monde schmerzerstarrtes Herz fielen.
Adrian aber war in einen Taumel des Entzückens versetzt.
(Fonjetzung folgt.)