raubt hatte. — Der Mörder von Ortwig hat sich jetzt selbst als den Müllergesellen Sternickel bezeichnet, jedoch will er an der Tat weniger schuld sein als seine Mithelfer. Angeblich hat er aus Rache gehandelt, weil der ermordete Hofbesitzer ihm eine Schürze weggenommen und das ermordete Dienstmädchen, das er irrtümlich dieser Tat beschuldigte, ihn ..Du alter Strolch" angerufen habe. Uebrigens habe er nur Rache üben wollen, aber keinen Mord begehen wollen. Das älteste Mädchen habe er nur deswegen geschont, weil sie ihm die Schürze gegeben habe. Im Verlaufe des den ganzen Samstag über andauernden Verhörs ging der Verbrecher auch auf den Raubmord von Plagwitz ein und schob auch hier die Schuld besonders seinen Mithelfern zu. Es ist festgestellt, daß Sternickel sich immer unter anderen Namen all die Jahre hindurch meist im Oderbruch aufgehalten hat. Möglich ist dies namentlich dadurch geworden, daß die Bauern sich selten über die Persönlichkeit ihrer Knechte zu unterrichten pflegen. Nur einmal ist er ein Jahr im Gefängnis gesessen. Jetzt scheint er darauf hinaus zu wollen, als geisteskrank erklärt zu werden. — Das Geständnis, daß er wirklich der seit Jahren gesuchte Müllergeselle August Sternickel sei, Unterzeichnete Sternickel mit seinem richtigen Namen. Er gab genaue Schilderungen der dreifachen Mordtat in Ortwig, sowie des Mordes an dem Müller Knappe in Plagwitz bei Löwenberg. Weiter gestand er ein, eine ganze Reihe bisher unaufgeklärter Mordtaten während der letzten zehn Jahre verübt zu haben, darunter einen Mord in Berlin, einen weiteren in Oranienburg, den Mord an einem Gendarmen, der ihn verhaften wollte, und eine Reihe weiterer Kapitalverbrechen. Montag werden Sternickel und seine Komplizen nach Ortwig transportiert, um sich am Tatort gegenübergestellt zu werden, die er noch nicht zu Gesicht bekommen hat. Die Beerdigung der Opfer der Mordtat ist auf Montag nachmittag festgesetzt.
Rumänien gegen Bulgarien.
Rumänien beansprucht für seine, während dem gegenwärtigen Krieg zwischen Balkanbund und Türken beobachtete Neutralität von Bulgarien eine Entschädigung an Land. Bulgarien zögerte, auf diese Forderung einzugehen und hin und her gingen die Verhandlungen. Jetzt scheint sich die Sache aber gefährlich zuzuspitzen: Die rumänischen Truppen stehen unmittelbar vor dem Einmarsch in den Strich bulgarischen Landes, das Rumänien von Bulgarien zugewiesen erhalten wünscht. — Die unverhohlenste Freude legen die Türken darob an den Tag; denn, vorausgesetzt, daß der rumänische Einmarsch Tatsache wird, dann bedeutet dies eine zu ihren Gunsten ausschlagende Veränderung der Kriegslage.
London, 12. Jan. Am 13. Januar wird eine weitere Zusammenkunft der Botschafter stattfinden. Der nächste" Schritt ist die Vorlegung der von den Mächten beschlossenen Kollek- rivnote in Konstantinopel. Die gemeinsame Note der Botschafter rät der Pforte freundschaftlich und dringend, wegen Adrianopel nachzugeben und wegen der Aegäischen Inseln sich der Entscheidung der Großmächte anzuvertrauen. Das Ergebnis des letzten Ministerrats sind neue Weisungen an die Unterhändler in London, die Verhandlungen fortzusetzen und stützen.
Paris, 12. Jan. Kriegsminister Millerand hat seine Demission eingereicht. Die Demission ist angenommen und der Kolonialminister Lebrun zum Kriegsminister ernannt worden. An dessen Stelle tritt der Unterstaatssekretär im Finanzministerium Besnard. Das Unterstaatssekretariat der Finanzen wird aufgehoben.
Kopenhagen, 13. Jan. In Karlsstad in Schweden brach am Sonntag abend der sechsjährige Sohn eines Fabrikarbeiters auf dem Eise ein, ebenso die zu Hilfe geeilten Eltern und der achtjährige Bruder. Alle vier sind ertrunken. Die Leichen wurden gestern abend gefunden.
Landwirtschaft und Märkte.
Der Ausschuß des 10. Landw. Gauverbands (Calw, Freudenstadt, Nagold u. Neuenbürg) hielt Samstag unter dem Vorsitz des -Regierungsrats Hornung von Neuenbürg eine Sitzung im Gasthof zum Adler in Calw. Der Gauverbandskassier E a i s e r - Nagold, erstattete den Rechenschaftsbericht 1612 und den Bericht über das finanzielle Ergebnis des Far- rcnaufkaufs im Simmental 1912. Von den Beratungsgegenstände mögen folgende hervorgehoben werden: 1. Einem Antrag des 1. Gauverbands auf Unterstützung der Herausgabe eines landwirtschaftlichen Taschen- und Nachschlage- buchs wurde nicht entsprochen, weil ein dringendes Bedürfnis für ein solches Buch nicht vorliege. 2. Einer Anregung des K. Kriegsministeriums zufolge äußerte sich der Ausschuß über die Zeiten 1) welche unter normalen Verhältnissen hinsichtlich des landwirtschaftlichen Betriebs im Eaubezirk für militärische Einberufungen am wenigsten geeignet und 2) in denen Einberufungen ohne allzugroße Schädigung des landwirtschafl. Betriebs noch möglich sind und zwar zu Ziffer 1 in der Zeit vom 15.3-3V.4., vom 10.6—15.7. und vom 1,',.8—31.10. und zu Ziffer 2 die Zeit vom 15.7.—15.8. 3. Eine Anzahl Jagdpächter aus dem Oberamt Heilbronn hat die Vorverlegung der Hegezeit für Rebhühner (bisher 31. Aug.) auf Mitte August angestrebt, der Ausschuß äußert sich dahin, daß kein Grund zur Aenderung der erst im Jahr 1910 erlassenen Hegezeitvorschrift bezgl. der Feldhühner vorliege, bei diesem Anlaß möchte man aber die Aufhebung der Schonzeit für Wildtauben angeregt haben. Der Vorsitzende, Reg.- Nat Hornung teilte mit, daß er infolge seiner Versetzung nach Stuttgart seine Vorstandschaft niederlegen müsse, er verabschiedete sich mit warmen Worten und versicherte, daß ihm seine Tätigkeit als Vorstand und die Zusammenarbeit mit dem Ausschuß stets eine angenehme gewesen sei. Bei der hierauf folgenden geheimen Wahl wurde Regierungsral Binder in Calw zum Gauverbandsvorstand gewählt, welcher die Wahl dankend annahm und auf Vorschlag des seitherigen Sekretärs den Oberamtspfleger Fechter in Calw als Gauverbandssekretär und Kassier bestimmte. — (Wir sind genötigt, diesen Bericht aus dem „Gesellschafter" der in Nagold erscheint, abzudrucken, da wir keine Einladung zu der Sitzung erhalten hatten, einen Originalbericht also nicht veröffentlichen konnten. Redaktion d. C. Tagbl.)
Herrenberg, 11. Jan. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 85 Stück Milchschweine, Erlös pro Paar 55—65 Mk.; 60 Stück Läuferschweine, Erlös pro Paar 70—110 Mk. Verkauf schleppend.
Giindringen, 12. Jan. Beim heutigen Holzhieb im Gemeindewald Osterholz wurde unter andern größeren Stämmen auch ein Stamm von 30 Meter Länge mit einem Kubikinhalt von 6,12 Festmeter gefällt.
Stuttgart, 11. Jan. Echlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 276, Kälber 719, Schweine 756 Stück. Ochsen 1. Qual. 97—100 Mk., Bullen 1. Qual. 90—92 Mk., Bullen 2. Qual. 85—89 Mk., Stiere 1. Qual. 99—102 Mk., Jungrinder 2. Qual. 96—99 Mk., Jungrinder 3. Qual., 93—95 Mk., Kühe 2. Qual. 70-85 Mk., Kühe 3. Qual. 55—60 Mk., Kälber 1. Qual. 115—120 Mk.. Kälber 2. Qual. 109—114 Mk.. Kälber 3. Qual. 100-180 Mk.; Schweine 1. Qual. 86—90 Mk., Schweine 2. Qual. 87—88 Mk., Verlauf des Marktes: Kälber und Schweine lebhaft, Großvieh mäßig.
Eßlingen, 8. Jan. Auf dem heutigen Schweine- markt, auf dem lebhafter Handel herrschte, waren zugeführt 12 St. Läuferschweine, Preis 50—72 Mark, 25 Stück Milchschweine, Preis 28—34 Mark je das Stück.
Kirchheim u. T., 7. Jan. Zutrieb: 611 Stück Rindvieh und 385 Schweine. 24 Farren, das Stück zu 300—650 Mark, 154 Ochsen, das Stück zu 350—750 Mk. 128 Kühe, das Stück zu 320—650 Mark, 286 Kalbin- nen und Rinder, das Stück zu 170—705.Mark, 19 Kälber, das Stück zu 85—100 Mark, 135 Läuferschweine, das Stück zu 35—79 Mark, 250 Milchschweine, das Stück zu 25—35 Mark. Lebhafter Umsatz; hohe Preise.
Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen in Stei- nenbach, Gemeinde Flunau, Oberamt Tettnang. Die Seuche ist erloschen in Eschach, Gemeinde Altmannshofen, Oberamt Leutkirch und in der Vorstadt Birkendorf, Stadtgemeinde Bi berach ist wieder seuchenfrei.
Stuttgart, 13. Jan. Landesproduktenbörse. Der Getreidemarkt verkehrte in abgelaufener Woche in recht fester Haltung, hervorgerufen in der Hauptsache durch ungünstige politische Nachrichten und weiterhin infolge wesentlich höherer nordamerikanischer und argentinischer Offerten. Insbesondere war nachher Weizen gesucht, da die Bestände überall sehr klein und das Geschäft war hierin ziemlich belangreich. Die Kontraktsschwierigkeiten mit den argentinischen Abladern sind zugunsten der Empfänger erledigt und das Geschäft bq- ruht nunmehr auf soliderer Basis wie bisher. Auf heutiger gut besuchter Börse konnte sich das Geschäft nicht lebhaft entwickeln, da die Mühlen, die immer noch über schlechten Mehlabsatz klagen, die höheren Forderungen nicht bewilligen wollten. Wir notieren:
Weizen, württ.
20.—
bis
22.—
„ fränk.
2l.—
„
22.—
„
„ bayr.
21 —
„
23 —
„
Weizen Rum.
24.—
„
24.50
„
Ulka
23.76
„
24.25
„ Saxonska 24.25
„
24.75
„ Azima
23.50
„
24.—
„ Laplata
23.—
„
24.—
„
„ Kansas II 24.25
24.50
Kernen, neu
20.—
22.—
Dinkel, neu
14.—
15.50
Roggen
18.50
„
19.—
Gerste, württ.
19.—
„
21.—
„ bayr.
20.—
„
22.—
„ Tauber
21.—
22.—
„ fränk.
21.—
22.—
Futtergerste
17.—
17.50
Hafer, württ.
16.—
19.25
„ amerik.
20.—
20.25
russ.
20.50
21.75
Mais, Laplata
16.—
16.25
Tafelgrtes
34.—
34.50
Mehl 0 -
34.—
34.50
1
33.—
33.50
2
32 —
32.50
3
30.60
31.—
4
27.50
„
28 —
Kleie
9.50
„
10.—
„
(netto Kassa.)
Trost der Nacht.
Klage nicht, betrübtes Kind,
Klage nicht ums junge Leben,
Manche süße Lust verrinnt,
Doch manch Leid auch wird sich geben.
Ist der Tag so schön erwacht,
Mit der Morgenröte ferne:
Klage nicht, es hat die Nacht Einen Himmel und auch Sterne.
S p i t t a.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Amtliche und Privatanzeigen.
K. Oberamt Neuenbürg.
Ichweinemärkte.
Die Stadtgemeinde Neuenbürg sucht um die Erneuerung der ihr bis zum Jahr 1913 einschließlich erteilten Erlaubnis zur Abhaltung je eines Schweinemarktes in Verbindung mit den bestehenden 4 jährlichen Krämermärkten, nämlich an den Donnerstagen nach dem Matthiasfeiertag, vor dem Pfingstfest, nach dem Aegidiustag und nach dem Andreasfeiertaa. bis zum Jahre 1923 einschließlich nach.
Etwaige Einwendungen gegen dieses Gesuch sind binnen 14 Tagen, vom Tage nach dem Erscheinen dieses Blattes an gerechnet, hier anzubringen.
Den 10. Januar 1913.
Regierungsrat Hornung.
Zwangs-Versteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Breitenberg belegenen, im Grundbuch von Breilenberg Heft 29 Abteilung I Nr. 1—4, 6—8, 13, 15, 16, 19 zur Zeit der Eintragung des Bersteigerungsvermerkes auf den Namen des Karl Maier, Malermeisters in Pforzheim eingetragenen Grundstücke
die Hälfte am Geb. Nr. 34. 14 a 57 qm Wohnhaus. Räderstube. Hof-
raum — die Weikenmühle — an der oberen Teinach — Stockwerkseigentum — die Halste an 5 s 37 qm Hofraum bei der Scheuer
Nr. 35.
^ Schätzungswert 12 000 ^5.
Geb. Nr. 36, 1 s 58 bm Scheuer bei der Weikenmühle l 500
„ 36a, 1 s 50 qm, ein 2 stock. Stallgebäude das.,
die Hälfte an 07 qm Backofen an Geb. 36 d angebaut . . 200
„ „ 36c, 1 s 18 qm Kellergebäude. Anbau und
Hofraum bei der Weikenmühle 200 „
„ „ 44 und s 16 s 38 qm Wohnhaus, Sägmühle,
Anbau, Mahlmühle, Motorge- gebäude und Hofraum mit
Weiher daselbst. 6000 „
Zubehörden zur Mühle . . 1000 „
Parz. Nr. 362, 4 a 19 qm Baumwiese daselbst ... 100 „
,, „ 361/1, 15 s 76 qm Gras- und Baumgarten das. 500 „
„ „ 356/2, 8 s 67 qm „ u. Gemüsegarten das. 250 „
„ 359, 21 s 46 qm Wässerungswtese daselbst . 800 „
„ 360, 21 s 68 qm Oede im Tal. 200 „
„ „ 358/1,1 bs 12 sOl qm Wiese b. d. Weikenmühle 2500 „
Gesamtanschlag 14450 ^
am Srettag, den 28. Mörz 1913. nachmittags 2 Uhr.
auf dem Rathause in Breilenberg versteigert werden.
Der Bersteigerungsvermerk ist am 20. Dezemb. 1912 in das Grundbuch eingetragen.
Es ergeht die Aufforderung, Rechte, soweit sie zur Zeit der Eintragung des Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuch nicht ersichtlich waren, spätestens im Dersteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls sie bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Bersteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aus- Hebung oder einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Bersteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt.
Teinach. den 10. Januar 1913.
Kommissär:
Bezirksnotar Franz.
K.ev.Bezdksfch«lamt Neuenbürg
Die Handwerkskammer Reutlingen hat Heuer wieder einen „Ratgeber zur Berufswahl" zur Austeilung an die zur Schulentlassung gelangenden Knaben übersandt.
Die Schulvorstände, ersten und einzigen Lehrer wollen ihren Bedarf hieher anzeigen.
Neuenbürg. 13. Jan, 1913. Vez.-Sch.-Jnsp. Baumann.
K. Forstamt Stammheim, OA. Calw.
VerilhtiMllg.
Der auf Mittwoch, den 22. Januar, vorm. '/,10 Uhr ausgeschriebene
Nadelholz-Stangeu-Berklms
findet nicht im „Rößle", sondern
im „Baren" statt._
Ein paar gebrauchte, guterhaltene
SKI
hat billig zu verkaufen A. Weißmann, Altburgerstr. 278.
Verloren
ging am letzten Markt von Hirsau nach Ottenbronn eine
Taschenuhr.
Der ehrl.Finder wird gebeten, dieselbe im Adler in Ottenbronn abzugeben.