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Nr. 234
Ausgabe in Altensteig - Stadt.
Mittwoch, den 7. Oktober.
Amtsblatt für Psalzgrafeuweiler.
1914.
Der Krieg.
Ein Angriff der verbündeten Japaner und Engländer auf Tsingtau unter großen Verlusten zurückgeschlagen.
Berlin, 6. Okt. (W.T.B. Nichtamtlich.) Die „B. Z. am Mittag* meldet: Von unserem Berichterstatter aus Rotterdam wird uns von heute mitgeteilt:
Beim ersten Sturmangriff auf die Infanterie-Werke auf Tsingtau wurden die vereiuigten Japaner «nd Engländer mit einem Verlust von SSO« Manu zurückgeschlagen. Die Wirkung der deutschen Geschütze und Maschinengewehre war vernichtend. Der rechte Flügel der Verbündeten wurde von dem östereichisch-ungarischen Kreuzer „Kaiserin Elisabeth" und dem Kanonenboot „Jaquard" wirksam beschossen. Die deutschen Verluste sollen gering sei«. Die Japaner warten Verstärkungen aus Japan ab.
Eine schwere Niederlage der Russen in den Karpathen.
Wien, 6. Okt. (W.T.B. s Nichtamtlich.) Amtlich wird verlautbar vom 5. Okt.: Die Operationen in Russisch-Polen und Galizien schreiten günstig vorwärts. Schulter an Schulter kämpfen die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen den Feind von Opat 0 w und Klimontow gegen die Weichsel zurück. In den Karpathen wurden die Russen am Uzsokerpasi vollständig geschlagen.
Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: Höser.
Die Lage im Westen.
Schöne Erfolge im Osten.
Großes Hauptquartier, 6. Okt. (W.T.B.) Die fortgesetzten Umfassungsoersuche der Franzosen gegen unseren rechten Heeresflügel dehnten die Kampffront bis nördlich Arras aus. Auch westl. Lille u. westl. Lens trafen unsere Spitzen feindliche Kavallerie. In unseren Gegenangriffen über die Linie Arras—Albert—Roye ist noch keine Entscheidung gefallen. Auf der Schlachtfront zwischen Oise und Maß bis Verdun und in Elsaß-Lothringen sind die Verhältnisse unverändert. Auch von Antwerpen ist nichts besonderes zu melden.
Auf dem östlichen Kriegsschauplatz ist der russische Vormarsch gegen Ostpreußen im Gouvernement Suwalki zum Stehen gebracht worden. Bei Suwalki wird der Feind seit gestern erfolgreich angegriffen. In Russisch-Pole« verstirben die deutschen Truppen am 4. Oktober eine russische Gardeschützenbrigade aus befestigter Stellung zwischen Opatow und Ostrowic und nahmen ihnen etwa 8000 Gefangene, mehrere Geschütze und Maschinengewehre ab. Am 5. Oktober wurden zweieinhalb russische Kavallerie- divifionen und Teile der Hauptreserve« von Jwangerod bei Radow angegriffen und auf die Jwangerod zurückgeworfen.
Unsere Erfolge in Ostasien.
Tie eingetvoffenen erfreulichen Meldungen der Waf- fentaten unserer wackeren Ostasierer wecken unser Interesse für eine genauere Kenntnis der Verteidigungsfähigkeit Kiautschous, die wir aus einem Artikel der N. A. Ztg. entnehmen. Tie „La Plata Post" schreibt hierüber:
Wer da glaubt, die gewaltsame Eroberung von Tsingtau set eine einfache Spazierfahrt für die Japaner, ist gewaltig im Irrtum: denn mit der Möglichkeit, daß die deutsche BesaZung einen Angriff ausgestgt sein würde, ohne vom Mutterland Hilfe erwarten zu können, hat man wohl, gerechnet und feine Einrichtungen danach getroffen.
Einen Angriff von der See aus hat Tsingtau feiner natürlichen Lage halber wenig zu fürchten. Der Hafen liegt hinter einem Höhenzuge, der die ganze Küste beherrscht. Auf diesem Höhcnznge befinden sich eine Anzahl Forts und Landbatterien, sämtlich vollständig ausgcbaut und mit schwersten Festnngs- und Küstengeschützen bestückt. Alle Forts sind so eingerichtet, daß sie vollkommen unabhängig von einander operieren können. Jedes Festungswerk hat seine eigenen Maschinenanlagen zur Erzeugung von Licht, Kraft, Dampf usw. An sedem Geschütz befinden sich Schlafränme für die Bedienungsmannschaften. Mit Proviant sind die einzelnen Forts auf lange Zeit versorgt, fo baß sie einer Einschließung durch einen Feind mit Ruhe rnt- gegenfehen können. Bon besonderer Wichtigkeit >st, daß man nicht auf den Import von Kohlen angewiesen ist, sondern zwei Kohlenschächte unmittelbar zur Verfügung hat.
Gefährlicher als von der Secseite aus ist der Angriff von der Landseite, aber nur deshalb, weil die Japaner -ort ihre Uebcr- macht besser zur Geltung bringen können. Auch die Land- scite ist in der Erwartung eines feindlichen Angriffes schon lange durch vorbereitete Werke verstärkt. In den Bergen befinden sich ei'ngehanene Geschußständc für Festungsgeschützc, die so eingerichtet sind, daß sic das Borgelände vollkommen beherrschen. Da es nun in China keine natürlichen Stützpunkte wie Wälder oder feste Städte gibt, so muß der Anmarsch eines Landheeres auf sehr große Schwierigkeiten stoßen, da unsere Geschütze mit Erfolg aufrüumen würden. Ferner sind die Wegeoeehältnisse derartig, daß man nur schwer vorwärts kommen kann. Jedenfalls wird, solange noch eine Granate vorhanden ist, kein Japaner seinen Fuß in die deutschen Festungswerke fetzen und sie werden sich ihre Köpfe an diesen Mauern noch blutiger rennen als seinerzeit an den Festungswerken Port Arthurs. Hat sich Deutschland in allen Sachen für den Kriegsfall gut vorbereitet, so ist dies in Kiautschou nicht minder der Fall.
Unsere Aussichten in Tsingtau.
Wie hier in der Heimat, so auch dort draußen. Ter Kaiser rief, und keiner blieb zuhause. Taugliche und Untaugliche, alle, die sich stark genug fühlten, ein Gewehr in die Hand zu nehmen oder sich sonst in den bedrohten Werken auf irgend eine Weise nützlich zu machen, eilten herbei. Tsingtau wurde plötzlich allen Deutschen gleich teuer, denn es war bedroht. Tie Deutschen in ganz Ostasien standen hinter ihren Landsleuten in der Heimat nicht zurück. Die gleiche Begeisterung dort wie hier. Nur mit dem Unterschied, daß in der Heimat stolzes Siegesbewußtsein den Opfermut des Volkes stärkte, während dort draußen die freiwilligen Verteidiger des deutschen Besitzes gefaßt sein mußten, auf der umbrausten Klippe bis zur äußersten Not aushalten oder sterben zu müssen. Mag geschehen, was da wolle, Tsingtau wird dem deutschen Namen nicht mehr entrissen werden können.
In Japan soll sich eine starke Strömung gegen den Krieg mit Deutschland geltend machen. — Eitles Gerede, das uns der Draht vermittelte. Wir wollen keine törichten Hoffnungen, die nur unseren Stolz beleidigen können. Japan braucht eilten Krieg, denn es droht ihm der innere Zerfall; das Gift, das die europäische Zivilisation in mancher Beziehung für die asiatischen Völker bedeutet, droht es zu zersetzen. Drum greift es zum Schwert. Der Raubzug nach Tsingtau soll das Interesse des Volkes ablenken. Sicherlich gibt es in Japan Parteien, die mit der Politik der Regierung nicht einverstanden sind. Japan braucht Reis, Rohstoffe und ein Siedlungsgebiet. Tie einen suchen das in China, die andern in der großen Welt. Die einen möchten asts China ein japanisches Indien machen, die andern, noch viel ehrgeiziger, träumen von einer japanischen Vorherrschaft auf dem stillen Ozean. Zu ersterem bot der Weltkrieg eine friedliche Möglichkeit, denn England und Rußland hätten den Forderungen ihres Freundes wohl kaum widersprochen. Zu letzterem soll der Weg üb.r Tsingtau führen, nicht etwa, weil er cinsieht, daß Tsingtau dem die Welten verbindenden Panamakaval gegenüber später einmal zum Endpunkt des gesamten Eisenbahnnetzes des nördlichen Asiens werden kann, sondern weil er in Tsina-
tan seine Verbündeten schädigen will. Ein Waffengang in den Diensten der Verbündeten verspricht einen größeren Lohn, als eine wohlwollende Neutralität. Japan greift gegen uns zu den Waffen, nicht so sehr, um Deutschland zu schädiget:, sondern um seinen Verbündeten, um England die Rechnung präsentieren zu können. Deshalb beeilt es sich auch nicht sonderlich, Tsingtau in seinen Besitz zu nehmen.
In China werden die Sympathien des Volkes in immer stärkerem Maße für Deutschland laut. Auch das hat uns der Draht gemeldet. Auch das ist eitles Gerede, das unbegründete Hcffjstrmgerl in sich birgt. Für die breiten Massen Chinas ist der Nichtchinese Ausländer; da gibt es keinen Unterschied zwischen Deutschen, Russen und Engländern. Der Chinese fühlt sich von akchn Ausländern bedroht. Er möchte sie alle außerhalb seiner Landesgrenzen wissen. So denkt das Volk. Die politisierenden Kreise wissen zwar, daß die nächste Gefahr von Rußland und Japan droht, aber auch Deutschland trauen sie nicht. China kann uns zunächst nichts nützen. Erst wenn der Japaner seinen Lohn für den Tsingtauer Raubzug auf chinesischem Boden sucht, erst dann werden die Hoffnungen des chinesischen Volkes uns entgcgencilen, erst dann wird das chinesische Volk, das bei seiner Friedensliebe und Weltabgeschlossenheit die kriegerische Rüstung vernachlässigt hat, in der eigenen Gefahr zu unterscheiden wissen und in Deutschland den Vorkämpfer seiner Existenz begrüßen. — Tsingtau steht also allein. Mit grimmem Humor hören wir, daß auch England, das wohl seinem Verbündeten nicht traut, in Schantung Truppen gelandet hat. Die ersten Gefechte haben stattgefunden, weit vor der eigentlichen Verteidigungslinie des deutschen Besitztums; deutscher Draufgängergeist hat den Feind nicht abgewartet, sondern ihn trotz seiner Ueber- macht im freien Felde ausgesucht. Die Feinde selbst berichten durch ihre Telegraphenagenturen ihre eigenen Verluste. Die Deutschen Tsingtaus wissen sich zu wehren. Und sie werden sich auch weiter zu wehren wissen!
Die Belagerung von Antwerpen.
Berlin, 5. Okt. Nicht nur aus den knappen Mitteilungen des deutschen Generalstabs über die planmäßigen Fortschritte der Belagerung von Antwerpen, sondern ebenso, vielleicht noch mehr, aus den Berichten der ausländischen Korrespondenten in holländischen, dänischen, schwedischen und englischen Blättern gewinnt man den Eindruck, daß die große belgische Festung in absehbarer Zeit in unsere Hände fallen wird. Und dann würde den Belgiern, namentlich auch den Bewohnern von Brüssel, wohl der letzte Zweifel daran schwinden, daß weder England, noch Frankreich die ihnen vor Beginn des Krieges zugesagte Hilfe leisten können. Damit werden auch manche Illusionen schwinden, die bisher noch gehegt werden und die Stimmung der Bevölkerung stark beeinflussen. Die Ueberlegenheit unserer Belagerungsgeschütze und ihre geniale Anwendung durch unsere Armeeleitung erweist sich auch bei dieser Belagerung von Antwerpen, wie schon vorher bei der Einnahme anderer fester Plätze. In den Berichten unseres Generalstabs wird davon wenig Wesens gemacht, aber man denke: was würden französische und englische Blätter schreiben, wenn ihre Armeen auf einem speziellen Gebiete ähnliche Erfolge aufzuweisen hätten!
Der Kommandant mahnt zum Ausharre«.
GKG. Der Kommandant von Antwerpen, General de Guise, mahnt in einer Veröffentlichung die Ant- werpener zum Ausharren. Ist der Proklamation, in der man Mischen den Zeilen das nahende Verhängnis der Stadt lesen kann, heißt es: „Wie die Kriegsgeschichte zeigt, kann bei der Belagerung einer befestigten Stadt diese selbst den Geschossen des Belagerungsheeres preisgegeben sein.. Sv haben in dem jetzigen Feldzug auch die Festungen Lüttich und Namur zu Anfang ein Bombardement aushakten müssen. Jstr Bewußtsein der Vaterlandsliebe, von der die mutige Antwerpens Bevölkerung erfüllt ist, bin ich sicher, daß sie dieselbe Ruhe und Kaltblütigkeit bewahren wird, die sie seit Beginn der Feindseligkeiten in so hohem Maße gezeigt hat, und daß sie mir auf diese Weise helfen wird, die mir übertragene Aufgabe zu erfüllen!"
Französischer Flottenangriff aus Cattaro wiederum abgewiesen.
GKG. Berlin, 6. Okt. Der „Berliner Vokalanz." meldet aus Rom: Nach dem „Corriere d'Jtalia" bombar-