dierten gestern nachmittag 3 französische Panzerschiffe und Kreuzer die Forts von Boche di Cattaro. Das Fort Lnstica erlitt nur geringe Beschädigungen. Dagegen Allen zwei Kreuzer erheblich beschädigt Morden sein. Zum Teil sind die Maschinen zerstört und die Schornsteine zertrümmert. Die beiden Kfteuzer fuhren langsam im Schlepptau der anderen Kreuzer nach Korfu.
Zu den „Grausamkeiten" der Deutschen.
Christiauia, 6. Okt. (W.T.B.) In »Asten Posten* veröffentlicht der norwegische Ingenieur Olsen, der aus Belgien gekommen ist, einen Bericht, wonach Meldungen von deutschen Grausamkeiten, von denen die Auslandspresse voll sei, mit größtem Vorbehalt aufgenomen werden müßten. Er habe etwas derartiges nicht gesehen. Wo ein Deutscher Strenge anwende, müßte dies sicherlich nur aus der härtesten Notwendigkeit geschehen. Brüssel sei sehr überrascht gewesen durch den Einmarsch der Deulschen, da die dorüae Presse noch am Tage zuvor geschrieben habe, die Lage für Belgien sei ausgezeichnet. Das Benehmen der deutschen Soldaten wie der Offiziere in Brüssel sei tadellos.
Abgestürzte Flieger.
Posen, 6. Okt. (W.T.B. Nicht amtl.) Gestern stürzten bei Ianno witz der erst kürzlich zum Lerunant beförderte Pilotchef Stiefvater und sein Begleiwffizier Pappe ab. Beide Flieger waren sofort tot.
Vom oberungarischen Kampfschanplatz.
WTB. Budapest, 6. Okt. (Nicht amtlich.) Der Sonderberichterstatter des Az Est meldet: Der Kampf mit den eingedrungenen russischen Streitkräften ist noch nicht vollständig beendet. Es ist zur Zeit noch unmöglich, einen eingehenden Bericht zu geben, indessen kann schon gesagt werden, daß nordwestlich von Maramaros-Sziget und bei Tareczkocz die eine russische Kolonne zurückgeschlagen wurde. An diesen Gefechten haben auch inzwischen eingetroffene deutsche Strei-.kräfte teilgenornmcn. Zwischen Polena und Aknos machten die Russen einen letzten Versuch, unsere Reihen zu durchbrechen, allein auch hier wurden sie zurückgeschlagen. Unsere Truppen verfolgten die sich zurückziehenden Russen. Es wurden viele Gefangene gemacht und das Komitat Bcreg ist vom letzten Mann russischer Jnvasionstruppen befreit.
GKG. Budapest, 6. Okt. Es ist erwiesen, daß die russischen Truppen nur auf Schleichwegen, die ihnen von Verrätern gezeigt wurden, über die Karpathen in ungarisches Gebiet einbrechen konnten.
Die Operationen in Russisch-Pole«.
W.T.B. Wie», 6. Okt. (Nicht amtl.) Amtlich wird verlautbart vom 6. Okt.: Das plötzliche Vorgehen der deutschen und österreichisch-ungarischen Streitkräfte in Russisch- Polen scheint die Russen vollständig überrascht zu haben. Sie verschoben zwar starke Kräfte aus Galizien nach Norden, wurden jedoch bei dem Versuch, die Weichsel in der Richtung Opatrow zu überschreiten, von den Verbündeten über den Fluß zurückgcworfen. Unsere Truppen haben den russischen Brückenkopf bei Sandomir erobert. In Galizien rücken wir planmäßig vor. Bei Tarnobrzeg wurde eine russische Infanteriedivision unsererseits geworfen. Der stellvertr. Chef des Generalstabs: von Höfer, Generalmajor.
Zur Reise des Zaren an die Front.
WTB. London, 6. Okt. (Nicht amtlich.l Nach einer Petersburger Meldung der Moruingpost erfolgte die Abreise des Zaren zum Kriegsschauplatz in Galizien in aller Stille nur mit kleinem Gefolge und ohne Hofbeamte. Tie Anwesenheit des Zaren auf dem Kriegsschauplatz bedeutet keine Einschränkung der Handlungsfreiheit des Oberbefehlshabers, Großfürst Nikolai Nikolaje-
witsch. Der Zar wolle nur die Truppen ermuntern und anfenern.
Russische „Freiheit".
Das Pariser Blatt „Gucrre sociale" veröffentlicht einen Brief eines politischen Gefangenen in Rußland. In diesem erzählt der Schreiber, daß die Behandlung der Gefangenen seit dem Kriegsausbruch in ganz Rußlaich unmenschlich geworden sei, daß Knutenhiebe und Quälereien an der Tagesordnung seien. Der Brief schließt: Wir wünschen, daß durch den Krieg allen Völkern Freiheit, Unabhängigkeit und Gerechtigkeit geschenkt wird.
Neue Niederlagen der Serben.
GKG. Berlin, 6. Okt. Aus Sofia meldet die „B. Z.": Bei den letzten Kämpfen östlich der Drina wurde die serbische Sumatschia- und Morawa-Division fast vollständig ausgerieben. Im ganzen haben die Serben bisher 13 000 Tote und 50000 Verwundete.
Kämpfe zwischen Gerben und Bulgaren.
W.T.B. Wien, 6. Okt. (Nichtamtlich.) Die »Reichs- post* meldet aus Sofia: Vorgestern in Strumitza angekommene Flüchtlinge erzählen, daß zwischen Serben und Bulgaren erbitterte Kämpfe bei Jstip statifinden. Die Serben hätten Verstärkungen erhalten und es finde eine regelrechte Belagerung der Stadt Jstip statt. Ueber 200 bulgarische Familien aus der Stadt seien gefesselt in das Innere des Landes gebracht worden.
Die Aufftandsbewegnng in griechisch Mazedonien.
WTB. Sofia, 6. Okt. (Nicht amtlich.) Das Blatt Dnewnik erfährt, daß auch in griechisch Mazedonien die Anfstandsbewegung einen großen Umfang annimmt. Es hätten sich dort viele, zumeist aus Muselmanen bestehende Banden von je etwa 200 Mann gebildet. Eine von diesen Habs kürzlich zwischen Ostrowo und Wladow (bei Wodena) drei Bahnbrücken zerstört, deren eine mehrere hundert Meter lang war. Eine aus einheimischer bulgarischer Bevölkerung gebildete Bande habe am vergangenen Donnerstag einen achtstündigen Kampf gegen serbische Truppen bei Gewgheli bestanden und sich dann ins Gebirge zurückgezogen.
Rätselhaftes Verschwinde» eines Unterseebootes.
Rom, 6. Okt. (W.T.B.) Die »Ag. Stef.' veröffentlicht folgendes: Das Haus Fiat San Giorgio di Muggiano in Spezia teilte gestern Abend um 5 Uhr dem Chefkomman- danten von Spezia mit, daß ein Unterseeboot, das auf der Werst des Hauses vollendet werden sollte, plötzlich gestern mit ungewisser Bestimmung abgefahren ist, indem es eine Ausfahrt aus der Werft zu Versuchen mit seinen funkentelegraphischen Anlagen dazu benutzte. Das in Betracht kommende Unterseeboot soll nach den Versicherungen des Hauses vollständig unbewaffnet sein und unter dem Kommando eines Angestellten des Hauses mit einer aus 15 Personen, Ingenieuren und Arbeitern, des Hauses bestehenden Besatzung bestehen. Das Unterseeboot war für Rechnung einer fremden Macht gebaut, die infolge des Ausbruches des Krieges, da sie die von Italien e.klärte Neutralität achtete, das Unterseeboot nicht abnehmen konnte. Die Direktoren, in deren Hand der Bau des Bootes lag, haben dem Marineminister förmliche Versicherungen gegeben, sie hätten ohne vorherige ministerielle Erlaubnis der Abfahrt des Unterseebootes nicht ihre Zustimmung gegeben. Der Minister gab, sobald er benachrichtigt worden war, sofort Anweisung, nach dem Unterseeboot zu suchen. Außerdem beauftragte der Marine- Minister den Generalsekretär Vizeadmiral Nicastro, sich nach Spezia zu begeben und eine strenge Untersuchung einzuleiten. Gegen die Schuldigen werden strenge Strafen verhängt werden, abgesehen von den Strafen, welche gemäß der geltenden Strafgesetze gegen sie verhängt werden können.
s GKG. Rom, 6. Okt. Das geheimnisvolle Ber- s schwinden des, wie man hier annimmt, für Rußland > erbauten, wegen des Kriegsausbruchs aber nicht abgelieferten Unterseeboots von der Fiat-Werst in Spezia- San Giorgio erregt in Italien größtes Aufsehen. Ter Fall ist noch nicht geklärt: vor allem ist es noch nicht sicher, ob fremde Anstifter vorhanden sind, oder ob nur Abenteurerkust des Führers, eines ehemaligen italienischen Marineoffiziers namens Belloni, die Tat veranlaßte. Die Nachforschungen nach dem Schiss sind bisher offenbar erfolglos geblieben. Man nimmt an, daß er sich nach Bastia (Corsika) gewendet hat. Munition soll nicht an Bord sein. Ter „Povolo Romano" hält den Zwischenfall für außerordentlich schwer. Es erscheine kaum glaublich, daß kein Einverständnis oder leichtfertiges Verschulden der Werft varliege. Es werde nickst schwierig sein, die auswärtige Macht festzustellen, welche die Gesellschaft oder .ihr Personal bestochen habe. Unzweifelhaft werde die Regierung strengstens in dieser Sache Vorgehen, in der der gute Name der nationalen Industrie und auch der der Nation selbst in Mitleidenschaft gezogen sei.
GKG. Mailand, 6. Okt. Man nimmt hier an, daß der Führer des verschwundenen Unterseebootes in einem Anfall von Unzurechnungsfähigkeit gehandelt hat. An Bord befanden sich außer ihm etwa zehn Mann. Das Unterseeboot Hll schon?« M»»» iranzmnfthen Hafen ein- gekanfen sein.
Die letztere Meldung ist unserer Ansicht nach sehr natürlich.
(W.T.B.) Rom, 6. Okt. „Messagers * meldet aus Spezia: Die Schiffswerft Muggiano hat in der vergangenen Nacht eine Depesche aus Bastia von dem Ingenieur Ronchi erhalten, der sich an Bord des verschwundenen Unterseebootes befand und um die Erlaubnis bittet, zurückkehren zu dürfen. Die Werft forderte Ronchi telegraphisch auf, der Besatzung Weisung zu erteilen, dem Führer des Unterseebootes Bellonie nicht zu gehorchen und mit dem Unterseeboot auf die Ankunft eines italienischen Torpedobootes zu warten, das das Unterseeboot zurückholen werde.
W.T.B. Rom, 6. Okt. (Nicht amtl.) Der russische Botschafter teilt mit, daß das verschwundene Unterseeboot tatsächlich von Rußland bei der Werft Fiat San Giorgio in Spezia bestellt worden sei. Infolge des Kriegsausbruches habe jedoch Rußland die Werft ersucht, das Boot noch zu behalten. Schließlich komme Rußland nicht in Betracht bei der von den Zeuungen berichteten Entführung des Bootes.
Dis Kupferverschiffurrgen.
WTB. Washington, 6. Okt. (Nicht amtlich.) Nach einer Besprechung zwischen dem englischen Botschafter und dem Staatssekretär Bcyan wurde bekannt gegeben, daß amerikanische Knpserverschiffungen nach neutralen Ländern durch britische Schiffe nicht verhindert werden, wenn durch Uebereinkommen zwischen Exporteuren und Empfängern nachgewicsen wird, daß sie nur für den Verbrauch in neutralen Ländern bestimmt sind.
Friedensarbeit Amerikas.
WTB. Newyork, 6. Okt. Staatssekretär Bryan sagte gestern in einer Versammlung zu Gunsten des Friedens, daß Präsident Wilson mit Ungeduld die Gelegenheit erwarte, neue Schritte bei den Mächten zu tun, durch die die kriegführenden Nationen zum Frieden gebracht werden könnten. Gestern waren alle Kirchen und Synagogen dicht gefüllt und heute füllen die Miorgenblätter ihre Spalteil mit den Friedenspredigten des Erzbischofs von Newyork, Kardinal Farlcy, und der Pastoren, Priester und Rabbiner. Versammlungen zn dem gleichen Zwecke haben auch an anderen Teilen des Landes staltgefundeu.
M rerelrucdt. M
Ueber dir an jedem Orte Fangt das Unbegrenzte an,
Und zur Ewigkeit die Pforte Ist dir üb'rall aufgetan.
Martin Greif.
Ams Vaterland.
Roman E. PH. Oppenheim.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
In diesem Augenblick gewahrte ich i» einiger Ent» sernung einen Mann, der einen Schubkarren vor sich herschob — sicherlich der Fischer, der nach dem Verunglückten luchte. Und da beging ich die größte aller Unklugheiten, die doch im Grunde nichts war, als eine Folge meines bisherigen Verhaltens. Ich neigte mich gegen Maria Slanicu vor und sagte hastig:
„Können Sie nicht vergessen, daß jener Mann Sie nach meiner Wohnung fragte?"
.Weshalb?"
.Weil ich keine Ungelegenhelten haben möchte — weil ich krank bin und keine Aufregungen ertragen würde. Der Mann hat sicherlich in der Dunkelheit einen Fehltritt getan und ist hier herabgestürzt. Es ist im Grunde nichts anderes, als hätte ihn die See hierhergetrieben. Aber wenn man es erfährt» daß der Tote nach meiner Wohnung gefragt hat — so — so wird man mich mit tausend Fragen behelligen."
All das hatte ich überstürzt hervorgestoßen. Sie schien im höchsten Grade verwirrt und starrte mich völlig verständnislos an.
.Aber ich weiß nicht — was kann es Ihnen denn t>» — Sie Laben .doch den Mann gar nicht Lesehen.
Aber wenn sie es ourcyaus wonen — fragen wrro man mich ja nicht."
Der Fischer war uns jetzt ganz nahe. Und dringender noch als zuvor sagte ich:
„Ich versichere Ihnen, daß ich aus triftigen Gründen nicht wünsche, in diese Angelegenheit hineingezerrt zu werden — und daß Sie mir einen sehr großen Gefallen täten, wenn Sie schwiegen."
„Es ist gut," erwiderte sie, die Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern dämpfend. „Ich will tun — was Sie verlangen."
Hätten mein krankhafter Zustand und die furchtbare Stimmung, in die mich all die dunklen, geheimnisvollen Geschehnisse versetzt hatten, mich nicht der Fähigkeit beraubt, über Menschen und Dinge klar zu urteilen, so hätte mich die Art des Mädchens die Torheit meines Beginnens wohl erkennen lassen müssen. Aber ich achtete nicht aus ihr Be- nekmen — mein ganzes Bemühen ging darauf aus, dem Fischer, der nun herangekommen war, eine leidlich beherrschte Miene zu zeigen. Der Mann setzte seinen Schubkarren nieder und trat grüßend zu uns.
„Neue Arbeit für den Totengräber, Herr — wie?" sagte er und lüftete die Mütze, um sich über das borstige Haar zu fahren.
„Leider — ja," entgegnete ich. „Der Mann ist wohl gestern im Sturm ertrunken. Er muß schon lange hier liegen — der Wind hat ja einen ganzen Sandhügel auf seine Füße getürmt."
Wie ich es nicht anders hatte erwarten können, schätzte auch der Fischer die Entfernung vom Meere mit den Augen ein. Und er schüttelte den Kops.
„Es muß ärger gewesen sein als je," meinte er. „Das Meer ist ein Teufel — wünschte, ich brauchte es nicht mehr zu sehen. In diesem Jahr war's noch gnädig. Aber voriges Jahr hatte ich sechs, Herr — gerade so viel, wie ich zählen kann."
Er rollte Sen Schubkarren neben den Toten, und schweigend sahen wir seinem Beginnen zu. Er aber schüttelte von neuem den Kopf.
„Sollte meinen, daß es ein Fremder ist," sagte er. .Sieht nicht ^us wie ein Ertrunkener. — Fassen Sie mit
än, Herr. Wenn ich iyn verladen habe, fahre ich nach ' Polesci."
Ich schlch'z meine Augen halb und biß die Zähne aufeinander, während ich den harten Dienst verrichtete. Als es beendet war, perlte der Schweiß in großen Tropfen auf meiner Stirn, und diesmal war ich es, der Mari« Slanicus Arm nahm, um eine Stütze zu finden. Ein Sack wurde über den Leichnam gebreitet, und der Fischer machte sich mit seiner traurigen Bürde auf den Weg.
Schweigend folgten wir ihm. Eine Viertelstunde lang ging'? am Strande hin; dann mühte er sich einen schmalen Pfad hinaus, der zur Straße emporführte. Ich fühlte, daß mich meine Begleiterin während der ganzen Zeit unausgesetzt ansah; aber sie sagte nichts, und ich war ihr dankbar, daß sie mich nicht zum Reden zwang. Auf der Straße vernahmen wir plötzlich hinter uns den Hufschlag eines Pferdes. Und als ich den Kopf wandte, erkannte ich die Prinzessin, die wohl einen Morgenritt unternommen hatte. Ihre Wangen waren gerötet, und sie erschien mir heut noch schöner und lieblicher als gestern. Und doch wünschte ich, es wäre mir gerade jetzt diese Begegnung erspart geblieben.
Ich grüßte ehrerbietig, und Maria Slanicu, die sich von meinem Arm losgemacht hatte, knickste tief. Neben mir hielt die Prinzessin ihr Pferd an und sagte, nachdem sie uns zugenickt hatte:
„Was ist das, Herr Lazar?"
Dabei deutete sie auf den Fischer, der mit dem Schubkarren seinen Weg ruhig fortgesetzt hatte.
„Ein Bedauernswerter, der im Meer verunglückte, Durchlaucht!" erwiderte ich.
„O! — Der arme Mensch," sagte sie in aufrichtigem Bedauern. „Es hat also doch ein Schiffsunglück gegeben? — Ich war so froh, als mir mein Vater heute sagte, daß er keine schlechten Nachrichten erhalten hätte."
„Ich glaube auch nicht, daß es ein Schiffsunglück ge- eben hat," meinte ich. „Es ist wohl nur ein einzelner» er über Bord gerissen wurde."
.Ein Fischer?"
.Wohl kaum. Er trug städtische Kleider."
.Armer Mensch!" wiederholte die Prinzessin noch einmal. . .Wer weiß, wo man sich um ihn aräme» wir».