Landesnachrichten-
Nttesrteig, 6. Oktober 1814.
* Die 33. württ. Verlustliste verzeichnet 339 Namen vom Infanterie-Regiment Nr. 12 i, Ludwigsburg, gefallen bezw. gestorben 15, schwerverwundet 10, verwundet bezw. leichtverwundet 124, vermißt 189, verletzt 1. Vom Grenadier-Regiment Nr. 123, Ulm, sind 105 Namen aufgeführt: gefallen 19, schwerverwundet 9, verwundet bezw. leichtverwundet 68, vermißt 9. Vom Landwehr-Jnfanterie-Regiment Nr. 125 sind es 245 Namen: gefallen 26, schwerverwundet 24, verwundet bezw. leichtverwundet 120, vermißt 75. Vom Infanterie-Regiment Nr. 126 Straßburg sind verzeichnet 244 Namen: gefallen bezw. gestorben 27, schweroerwundet 64, verwundet bezw. leichtverwundet 106, vermißt 41, erkrankt 6. Vom Ulanen-Regiment Nr. 20, Ludwigsburg sind aufgeführt 7 Namen (gefallen 1, schwerverwundet 2, leichtverwundet 3, vermißt 1). Die Lifte umfaßt sonach insgesamt 940 Namen und zwar gefallen bezw. gestorben 88, schwerverwundet 109, verwundet bezw. leichtverwundet 421, vermißt 315, erkrankt 6, verletzt 1. In der Gesamtzahl befinden sich 18 Offiziere und 3 Offizierstellvertreter (gefallen 6, schwer verwundet 2, verwundet bezw. leicht verwundrt 9, vermißt 4).
Die Liste enthält u. a. folgende Namen: Gefreiter Fridolin Teufel aus Göttelfingen, OA. Freudenstadt, vermißt. Reservist Christian Finkbeiner aus Allmandle, OA. Freudenstadt, vermißt. Grenadier Karl Schumacher aus Hailerbach, OA. Nagold, gefallen. Musketier Christian Finkbeiner aus Mitteltal, leicht verwundet, Kopf und Bein. Reservist Abraham Hetzet aus Freudenstadt, leicht verwundet, linker Arm. Reservist Gottlob Steiner aus Hallwangen, OA. Freudenstadt, leicht verwundet, rechtes Bein. Sanitäts-Gefreiter der Reserve Richard Emil Walz aus Nagold, leicht verwundet, Bauch. Musketier Otto Günther aus Baiersbronn, OA. Freudenstadt, infolge Verwundung gestorben. Reservist Otto Richard Ehmann aus Freudenstadt, leicht verwundet, linkes Bein. Reservist Johannes Schmelzle aus Baiersbronn, gefallen.
Musk. Jak. Kübler aus Pfalzgrafenweiler, schwer verw., Hals. Gefr. d. Res. Christian Schaber aus Freudenstadt, schwer verwundet, Bein. Res. Friedr. Mast aus Klosterreichenbach, schwer verw., Kopf. Res. Galtst. Wolfs aus Baiersbronn, vermißt. Gefr. d Res. Otto Müller aus Freudenstadt, vermißt. Res. Otto Schwab aus Klosterreichenbach, vermißt. Musketier Albert Fritz II aus Reute, O.-A. Frcudenstadt, vermißt. Musketier Karl Haas aus Freudenstadt, leicht verwundet, Brust. Hornist Karl Psohmann aus Nagold, schwer verwundet, rechter Arm. Musketier Gustav Klumpp II aus Baiersbronn, OA. Freudenstadt, vermißt. Musketier Chr. Bäuerle aus Rohrdorf, OA. Nagold, vermißt. Musketier Adam Walz aus Rohrdorf, OA. Nagold, leicht verwundet, rechter Arm. Musketier Jakob Joos aus Pfalzgrafenweiler, vermißt. Musketier Gottlob Springmann aus Freudenstadt, leicht verwundet, linker Arm. Ulan Georg Pfeifst aus Göttelfingen, OA. Freudenstadt, schwer verwundet, Bauch. Reservist Jakob Züsle aus Rinkenteich, Gde. Baiersbronn, leicht verwundet, linkes Bein. Reservist Friedrich Bürkle aus Ursental, OA. Freudenstadt, schwer verwundet, Kopf. Reservist Otto Morlock aus Rotmurg O.A. Freudenstadt, erkrankt.
* Pakete mit mehr als 10 Pfund. Sendungen von Be- kleidungs- und Ausrüstungsstücken von Lieferanten und von sonstigen Privatpersonen für Truppenteile und deren Angehörige, sowie für Heeresstellen auf dem westlichen Kriegsschauplatz sind, wenn sie mehr als 5 Kilogramm wiegen und daher nicht als Paket durch Vermittlung der Etappenkommandanturen befördert werden können, als Stückgut (mit Frachtbrief! aufzuliefern.
ich konnte sie am Ende doch nicht mit Gewalt zurückhalten. So blieb mir nichts anderes übrig, als mich in ihren Willen zu finden. Sie führte mich um ein Stück Weges zurück, und es zeigte sich, daß ihre Ortskenntnis sie nicht getrogen hatte. Ohne Mühe gelangten wir aus den Strand hinunter.
Als ich vorhin in meinem Schrecken den Kopf des Toten fallen ließ, hatte er sich auf die Seite gedreht; so konnte man das fahlgraue Gesicht sehen, ohne den Leichnam zu berühren. Plötzlich blieb Maria Slanicu stehen. Ihre Augen hatten sich weit geöffnet, und hastig stieß sie hervor:
„Aber das — das ist ja der Mann, der mich gestern nach dem Wege fragte!"
Um mich begann sich alles zu drehen. Aber ich sagte mir, daß ich gerade jetzt meine Selbstbeherrschung nicht verlieren durfte. Ich hatte keine Gewalt über meine Miene, und ich bin gewiß, daß mein Gesicht verzerrt war. Wenn sie mich jetzt ansah, mußte sie erkennen, was in meiner Seele vorging — und es war gut für mich, daß sie den Blick nicht von dem Antlitz des Toten wegwandte. Meiner Stimme wenigstens blieb ich Meister.
„Wie sollte das möglich sein!" entgegnet« ich. „Nach welchem Wege sollte Sie der Mann gefragt haben?"
Nun wandte sie sich mir doch zu. Und sie erschrak augenscheinlich über mein Aussehen.
„Nach welchem Wege?" wiederholte sie. „Er wollte zu Ihnen — und er fragte mich, wo Sie wohnten."
„Wo ich — Fräulein Slanicu, Sie müssen sich irren. Es ist ganz unmöglich — ganz unmöglich, hören Sie? — Es kann nur eine Verwechslung sein."
„Nein — es ist keine Verwechslung," beharrte sie. »Ich erkenne ihn bestimmt wieder. Und da — da ist ja auch sein Hut. — Gestern abend wollte ich noch etwas vom Kaufmann holen. Auf der Straße hielt mich der Mann an und fragte mich, ob ich nicht wüßte, wo der Leutnant Georg Lazar wohnte. Er müßte Sie noch am Abend sprechen. Ich wies ihn zurecht, und ich sah, wie er den Weg hierher einschlug. Ist er nicht gekommen?"
„Nein 1 — Ich habe ihn nie zuvor gesehen."
„Aber weshalb — weshalb sind Sie so erschrocken?
sehen ja au» wie ein Geist."
(Fortsetzung folgt.)
Soweit diese Sendungen für Truppenteile oder Heeresstellen bestimmt sind, hat die Linienkommandantur die Annahme zur Beförderung bis auf weiteres allgemein zugelassen. Bei Sendungen an einzelne Militärpsrsonen ist für jede Sendung ein Gesuch um Zulassung mündlich oder schriftlich, womöglich unter Vorlage des Frachtbriefs an die Linienkommandantur W in Stuttgart, neues Gebäude der K. Generaldirektion der Staatseisenbahnen, zu richten. Die für Liebesgaben geltenden besonderen Bestimmungen werden hiedurch nicht berührt.
In die Frachtbriefe ist die Adresse zum Beispiel in folgender Weise einzutragen:
An die Sammelstelle
zur Weiterbeförderung an Herrn Hauptmann N.
2. Komp., Jnf.-Regt. Nr. 127, XIII. (K. Württ.) Armeekorps.
Die Sammelstation des Truppenteils ist im einzelnen Falle bei der Linienkommandantur mündlich (nicht durch Fernsprecher), schriftlich oder telegraphisch (mit bezahlter Rückantwort) zu erfragen.
Der Vermittlung der Ersatztruppenteile und der Etappen- kommandanturen bedarf es bei diesen Sendungen nicht.
K. Linienkommandantur W Triebig
Major und Linienkommandant. Keppler
Oberfinanzrat und Betriebschef.
* Unbestellbare Feldpostsendungen. Nach 8 34 der Feldpost-Dienstordnung dürfen Feldpostsendungen, die an einen Truppenteil usw. abgegeben worden sind und den Empfängern aus irgend einem Grunde nicht zugestellt werden können — sei es, weil der Empfänger sich bei dem Truppenteil usw. nicht mehr befindet oder weil er abkommandiert, verwundet, vermißt oder tot ist — unter keinen Umständen bei dem Truppenteil zurückbehalten werden; sie sind vielmehr unverzögert an die Feldpostanstalt zurückzugeben. Der Absender einer Feldpostsendung ist aber befugt, durch einen entsprechenden Vermerk in der Aufschrift der Sendung zu bestimmen, daß sie im Falle der Unbestellbarkeit zur Verfügung des Truppenteils stehen (z. B. „Wenn unbestellbar, zur freien Verfügung des Truppenteils").
' Die Anleihe der Geringbemittelten. Die Begebung der Kriegsanleihe ist unter all dem Großen, was diese gewaltige, ernste Zeit in unserem Volke gezeitigt hat, ein neues leuchtendes Bild, das sich würdig den Taten des Heeres an die Seite stellt. Was an dieser Anleihebewegung so beispiellos und herzerhebend ist, das ist, wie der Reichsbankpräsident Havenstein ausführt, daß auch die Geringbemittelten, die nur von ihrer Hände Arbeit allmählich Ersparnisse sammeln und die kleineren Kapitalisten sich wie noch niemals und nirgends durch das ganze Land dazu drängten, diese Ersparnisse für die Kriegsanleihe darzubringen. Die Statistik der Zeichnungen ist erst für euva ülO Milliarden Zeichnungen aufgestellt. Wenn man sie etwa im gleichen Verhältnis auf die Gesamtzeichnung überträgt, so ergckt sich: Die Ziffer der Einzelzeichnungen stellt sich auf etwa 1 150000 Dir.; hiervon entfallen auf die Zeichnungen von 100 und 200 Mark nicht weniger als 200 000 Mark, auf die von über 200 bis 2000 Mark nicht weniger als 700000. An diesen kleinen Zeichnungen sind also 900 000 Einzelzeichner beteiligt.
- Nagold, 5. Okt. Im Laufe des heutigen Nachmittags machte der städtische Vorarbeiter G. Schmid seinem Leben durch Erhängen ein Ende. Was den sonst fleißigen und geschickten Mann in letzter Linie zu dem unglückseligen Schritt veranlaßt hat, entzieht sich unserer Kenntnis.
ss Freudenstadt, 5. Okt. (Ehrung.) Der Gemeinderat hat beschlossen, einer neuen Straße oberhalb des Stadtbahnhofs zu Ehren des Siegers in Ostpreußen den Namen Hin- denbnrgstraße zu geben.
Afghanistan, das Signal für den losbrechenden Islam.
Tie türkischen Nachrichten über die Erhebung Afghanistans haben begreifliches Aufsehen, aber auch einige Zweifel hervorgerufen. Man kann es nicht glauben, daß Häbbib Ullah Khan, der Emir des Pufferstaates zwischen Persien und Indien, plötzlich eine so große Streitmacht aufbringt, um 400000 Mann unter seinem Bruder Nasr Ullah Khan gegen Indien und 300 OM Mann unter feinem Dohne (Jüaitullah Khan) gegen die Russen zu senden. Und doch scheint es die Wahrheit zu sein, wenn man die Kenner der dortigen Verhältnisse hört.
Tie Vorgeschichte und die Gründe für den jetzigen Krieg sind folgende überaus wichtigen Tatsachen: England und Rußland haben 1907 nicht nur den bekannten Teilungsvertrag über Persien, sondern auch eine Konvention betreffs Afghanistan abgeschlossen. In dieser Konvention erklärte- die britische Regierung, daß sie keine Absicht habe, den politischen Status Afghanistan zu verändern. Tie russische Regierung erklärte ihrerseits, daß sie Afghanistan als außerhalb ihrer Jnteressenphäre liegend betrachte, sie verpflichte sich, in ihrem politischen Verkehr mit Afghanistan sich der Vermittlung der britischen Regierung zu bedienen und keinerlei Agenten nach Afghanistan zu entsenden. Tann heißt es wörtlich in jener Konvention: „Nachdem die britische Regierung in dem in Kabul am 21. März 1905 Unterzeichneten Vertrage erklärt hat, daß sie die mit dem verstorbenen Emir Abdur-Rachman getroffenen Vereinbarungen und Verpflichtungen anerkennt, und daß sie keinerlei Einmischung in die inneren Angelegenheiten Afghanistans beabsichtigt, verpflichtet sich Großbritannien, jenen Vertrag weder durch Annektion noch durch Besetzung irgend eines Teiles von Afghanistan zu verletzen, noch auch sich in die innere Verwaltung des Landes zu mischen, vorausgesetzt, daß der Emir den Verpflichtungen nach,.
js Herrenberg, 5. Okt. (Gut abgelaufen.) Mit einem verwundeten Offizier ist ein Auto bei dem Keck'schen Sägewerk auf eine Telegraphenstange aufgefahren. Trotzdem der Anprall sehr heftig war, kamen die Insassen mit dem Schrek- ken davon. Nur das Auto wurde stark beschädigt.
ss Stuttgart, 8. Okt. (Der König bei den Verwundeten.) Der König hat gestern nachmittag das hiesige Homöopathische Vereinslazarett an der Friedrichstraße besucht, wobei er sich mit jedem einzelnen der Verwundeten freundlich unterhielt und an sie Geschenke verteilen ließ.
ff Stuttgart, 5. Okt. (Neuer Verwundetentransport.) Gestern vormittag ist auf dem hiesigen Bahnhof ein neuer Verwundetentransport eingetroffen. Es waren ungefähr 250, die in die hiesigen verschiedenen Lazarette, die Schwerverletzten in Automobilen, die Leichtverletzten in Straßenbahnwagen, gebracht wurden.
js Stuttgart, 6. Okt. Die Polizeistunde ist in Stuttgart nunmehr wieder auf 12 Uhr nachts ausgedehnt worden.
(--) Bon den Fildern, 5. Okt. (Tie Wassernot.) Von den Fildern wird geschrieben: Ter am Donnerstags abend erstmals bemerkte Karbol- oder Lysolgeschmack hat sich bis Sonntag noch so stark vermehrt, daß das Leitungswasser ähnlich aus einem Krankenzimmer enrleerten Karbolwasser riecht. Auch Sachverständige, die sich schon mit der Untersuchung nach den beigemischten Chemikalien, beschäftigen, halten die bloße Verunreinigung durch Oeh ausgeschlossen. Es scheint an einer energischen Beseitigung des Uebelstandes zu fehlen, denn bis Sonntag ist noch nicht einmal mit der Entleerung der Leitungsröhren und Reservoirs begonnen worden. Für verschiedene Ortschaften bedeutet diese Verunreinigung einet gewisse Kalamität, nachdem die früher fast an jedem Hause angebrachten Pumpbrunnen größtenteils entfernt und meistenteils auch die Gemeindebrunnen, weil nicht mehr ganz der Neuzeit entsprechend, versiegt wurden., Jetzt rächt sich dieser allzu moderne Zeitgeist bitter. Ganze Straßenzüge sind ohne solchen Brunnen und eH muß nun mühsam von weit her das Wasser geholt werden.' Auch in den Villenkolonien herrscht begreifliche Erregung. Ueber die Ursache der Beimischung zum Wassev laufen natürlich die abenteuerlichsten Gerüchte herumu Wir wollen selbstverständlich nicht noch mehr Unruhy machen, sondern nur der Filderwasserversorgung die Bittck vorlegen, den Schleier über das Geheimnis zu lüften,; selbst dann, wenn die Ursache im „Grundwasserstrom" des Sammelschachtes beim nahen Neckar liegen würdet
ss Bietigheim, 5. Okt. (Ein Galgenvogel.) Der wegen Brandstiftung und Totschlag zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilte 27 Jahre alte Schreiner Heinrich Strom von Fleinheim ist in Soldatenkleidern, die er sich zu verschaffen wußte, vom Hohenasperg entwichen. Hier hat der Zuchthäusler Zivilkleider angelegt, wurde aber aukgegriffen und wieder nach Hohenasperg zurückgebracht.
js Heilbronn, 5. Okt. (Reiche Spende.) Herr und Frau Sperling von hier haben zum Andenken an ihren auf dem Felde der Ehre gefallenen Sohn, Leutnant Sperling, dem Noten Kreuz 10 000 Mark überwiesen, wovon 8000 Mark den ausmarschierten Kriegern und ihren Angehörigen und 2000 Mark dem Lazarett in Hornegg zugute kommen sollen.
js Mergentheim, 5. Okt. (Großfeuer.) In der Scheune des Schneidermeisters Mesch an der Hauptstraße von Königshofen brach Feuer aus, das schnell um sich griff. Da die Stroh- und Futtervorräte dem Feuer reiche Nahrung gaben, standen bald 13 Scheunen in Brand. Die Feuerwehren von Königshofen, Lauda, Unteralbach, Gerlachsheim, Sachsenflur, Beckstein, Tauberbischoffsheiip und Marbach hatten alle Mühe, konnten aber nur noch die angrenzenden Wohngebäude vor einem weiteren Umsichgreifen schützen. Trotzdem
kommt, die er in dem obenerwähnten Vertrage der britischen Negierung gegenüber eingegangen ist." Was waren dies für Verpflichtungen? Emir Habib Ullah war gegen Bezug eines jährlichen Trinkgelds von 18 Lakhs, das sind 2 400 000 Mark von der angloindischen Regierung gehalten, — im Auslande keine Vertreter zu unterhalten.
Tas ist wieder einmal echt englisch gewesen. Afghanistan sollte um jeden Preis totgeschwiegen werden. Tie Welt durste nicht erfahren, was dieses Land bedeutet und welche militärische Kraft es unter Umständen entwickeln kann. Ter Emir hat diese peinliche Abhängigkeit von Kalkutta beziehungsweise seit Ende 1911 von Delhi mit Bitterkeit ertragen, versuchte aber wenigstens inoffiziell ein Ende zu machen, indem er rm April 1912 einen geheimen („privaten") Nachrichtendienst mit Persien, der Türkei und Indien einrichtete. Es war in Wahrheit der Beginn einer Organisation des Islams mit der Spitze gegen England und Rußland. In dieser Politik wurde der Emir in den letzten Jahren von seinem ältesten Bruder Nasr Ullah Khan tatkräftig unterstützt, indem dieser bei jeder Gelegenheit unruhige Stämme des Landes, besonders an den Grenzen durch Hinweise auf die bald notwendig werdende Erhebung des Islams beruhigte und dem Reiche seines Bruders angliederte.
Ter Emir hat seit mehreren Jahren die afghanische Armee durch türkische Offiziere ausbilden lassen. Tie Bevölkerung Afghanistans beträgt annähernd fünf Millionen, und aus diesem Volksmaterial ist jeder waffenfähige Mann zum Militärdienst herangezogen. Ueber Persien hinweg haben sich starke Fäden mit der Türkei geknüpft, und Rußland wie England haben allen Grund, vor einem marschierenden Afghanistan zu zittern. Tie Mobilmachung des Emir ist fiir die Perser und für die Inder ein Signal. Reißt die afghanische Flutwelle iroch andere Völker des Islams mit sich, so bricht in Asien ein Sturm los, der für die europäischen Entscheidungen vor: größter Bedeutung ist. ..