oder auf Fuhrwerken in Sendungen von höchstens 500 Kilogramm ; 2) bei Bahntransporten bis 100 Kilogramm für jede Sendung. Für größere Sendungen als die bezeichneten sind beim schweizerischen Landwirtschaftsdepartement Sonderbewilligungen einzuholen, die in beschränktem Maße und unter Berücksichtigung des Obstertrages und der Obstverwertung im eigenen Lande erteilt werden. Händler, die bisher kein Obst ausgeführt haben, erhalten keine Ausfuhrbewilligungen; an andere Ausführer werden Ausfuhrbewilligungen im Verhältnis zu ihrer Obstausfuhr von 1910—1912 erteilt. Ausländische Käufer erhalten Ausfuhrbewilligungen in der Regel nur durch Vermittlung der Geschäftsstelle des Verbandes schweizerischer Obsthandels- und Obstverwertungsfirmen in Sursee oder von anderen gleichberechtigten Vereinigungen von Obstproduzenten bezw. durch ihre Lieferanten.
js Nagold, 30. Sept. (Wiederaufnahme des Unterrichts.) Das hiesige Lehrerseminar (Präparantenanstalt) hat gestern den Unterricht bei einer Zahl von 59 Schülern, darunter 29 neu eingetretene, wieder ausgenommen.
* Stuttgart, 30. Sept. Wie wir hören, hat auch die württembergische Unterrichtsverwaltung angeordnet, daß Angehörige der mit Deutschland oder Oesterreich-Ungarn krieg- führenden Staaten vom Besuch der öffentlichen Unterichts» anstalten und ebenso von jeder Unterrichtstätigkeit an diesen Schulen während des Kriegs ausgeschlossen werden. St.-Anz.
js Zuffenhausen, 30. Sept. (Vom Feindesland zurück.) Die vier Autos, die am Samstag in der Frühe mit Liebesgaben für unsere Truppen nach dem westlichen Kriegsschauplätze abgingen, haben ihren Bestimmungsort erreicht und sind gestern abend wieder hier eingetroffen. Die Begleiter waren froh, als sie das feindliche Feld wieder hinter sich hatten und der Gefahr, die sie umgab, wieder entronnen sind. Feindliche Kugeln sollen in größerer Zahl über sie hinweggegangen sein und eine momentane Rettung in einem Straßengraben war geboten. Einer der Begleiter ist an der Hand verletzt worden. Auch verschiedene Kriegstrophäen von den Franzosen sollen die Begleiter mitgebracht haben, worauf sie nicht wenig stolz sind, sowie verschiedene Pakete von den im Felde stehenden Kriegern an ihre Angehörige in Zuffenhausen.
ss Heilbron«, 30. Sept. (Das Seminar als Lazarett.) Die Einrichtung des Seminars als Lazarett geht der Vollendung entgegen. Es wird alsdann Raum zur Aufnahme von über 400 Verwundeten, sowie dem nötigen Pflegepersonal vorhanden sein. Der Unterricht fällt voraussichtlich im Winterhalbjahr 1914/15 ganz aus. Die beiden jüngsten Klaffen werden vom 15. Oktober ab in Kirchheim untergebracht. Die älteste Klaffe tritt zunächst zur stellvertretungsweisen Verwendung in den Schuldienst ein. Die übrigen Klaffen erhielten bis auf weiteres Verlängerung des Urlaubs.
Waibltugen. 30. Sept. (Tödlicher Unfall.) Der Mitte der fünfziger stehende Farrenhalter Schäfer von Baach ist von einem Farren im Stall derart an die Mauer gedrückt worden, daß er sofort tot war.
p: ss Saulgau, 30. Sept. (Eine schaurige Bluttat.) Der Pferdehändler August Litz in Pfullendorf hatte dort im Laufe des Nachmittags und abends in verschiedenen Wirtschaften gezecht und ist dann in seinem betrunkenen Zustand mit verschiedenen Personen in Streit geraten, wobei er den 58 jährigen Mechaniker Engelberg Gmeinder, der sich auf dem Heimweg befand, vor dem Gasthof zum grünen Baum erstach.
Ausland.
Aer neue Fürst von Albanien.
Zürich, 30. Sept. Wie eine Meldung der Köln. Ztg. aus Mailand besagt, hat nach zweitägigen Verhandlungen !
der albanische Senat den Sohn des früheren Sultans Abdul Hamid, Burchan ed Din Efsendi, zum Fürsten von Albanien gewählt.
Für das «r«e Quartal
werden Bestellungen auf unsere Zeitung „Aus den Tannen" fortgesetzt entgegengenommen.
Vermischtes.
8 Ein Husareustreich vom Zirteu-Regiment wird, wie die Zeitschrift „Deutscher Sport" meldet, auf einer Feldpostkarte aus Frankreich gemeldet. In einem Patrouillen-Gefecht gerieten die Zietenhusaren mit französischen Dragonern ins Handgemenge. Das scharfe Auge des Leutnants v. Falkenhausen erspähte dabei keinen andern, als den auf deulschen Rennbahnen weit und breit bekannten Leutnant A. de Fournas. Sich auf ihn stürzen und ihn gefangen nehmen, war das Werk weniger Augenblicke. Der schneidige Husarenstreich unseres jungen Herrenreiters fand schnell den verdienten Lohn: Das Eiserne Kreuz schmück: Lt. v. Falkenhausen's Brust. Das Husarenregiment von Zieten hat sich in dem Feldzuge übrigens ganz besondere Lorbeeren erworben, dafür spricht allein die Tatsache, daß der Kommandeur und 5 weitere Offiziere bereits mit dem Eisernen Kreuz geschmückt sind.
8 Der Krieg und der Staat. In dem Augenblick, wo der Staat ruft: Jetzt gilt es mir und meinem Desein ! muß die soziale Selbstsucht zurückireten und jeder Pcrleihaß schweigen. Ter E nzelne muß sein eigenes Ich vergessen und sich als Glied des Ganzen fühlen; er soll erkennen, wie nichtig sein Leben gegenüber dem Wohl des Ganzen ist. Darin eben liegt die Hoheit des Krieges, daß der kleine Mensch ganz verschwindet vor dem großen Gedanken des Staates; die Aufopferung der Volksgenossen für einander zeigt sich nirgendwo so herrlich wie im Kriege. In solchen Tagen scheidet sich die Spreu von dem Weizen. Jeder, der 1870 erlebt hat, versteht, was Niebuhr vom Jahre 1813 sagt, damals habe er empfunden, „die Seligkeit, mit allen Mitbürgern, dem Gelehrten und dem Einfältigen, ein Gefühl zu teilen, — und jeder, der es mit Klarheit genoß, wird sein Tagelang nicht vergessen, wie lebend, freundlich und stark ihm zu Mute war." (Heinrich von Treilschke in Politik. Vorlesungen gehalten an der Berliner Universität. 1. Band 1897.)
8 Was die Kinderbettelei einbringt. Die Spekulation auf die Mildtätigkeit der Menschen mit Hilfe von almosenheischenden Kindern hat sich allmählich zu einem beängstigenden Umfang ausgewachsen. Kürzlich hat ein wißbegieriger französischer Student, der sich authentisches Material über den verwerflichen Betrieb verschaffen wollte, selbst ein Kind gemietet und auf den Bettelgang geschickt. Er hat dabei fest- gestellt, daß dieses Gewerbe in den großen Städten täglich rund 16 Mark abwirst. Ueber die Art und Weise dieser Spekulation gibt die „Semaine litte- raire" die folgenden interessanten Aufklärungen. Das Kind, das die Mildtätigkeit des Publikums anruft, hat im allgemeinen schon in den Armen der Mutter oder der Frau, die dafür gilt, das Betteln gelernt. Es macht umso mehr Geld, je mitleids^- würdiger es erscheint. Es ist deshalb wichtig, daß es kränklich und schlecht genährt aussieht, und daß es vor Kälte zittert. Gelegentlich hilft man auch durch geeignete Mittel nach, wie jene Frau, die eine große Spinne in einer Nußschale befestigt und in ! das Steckkissen eingebunden hatte, um das Kind
Manne gehabt, uno er zeigte stch Uber meine Angelegenheit erstaunlich gut unterrichtet.
„Ja — ich war Offizier"
„Es wurde mir von einem Bekannten in Bukarest erzählt. Der Mann wußte nicht, weswegen Sie Ihren Abschied genommen hatten; aber er sagte mir, daß Sie nach Constanta gegangen seien. Wie kamen Sie darauf?"
„Es hatte mich jemand engagiert, seine Söhne zu unterrichten. Aber er war gestorben, noch ehe ich herkam, ohne daß ich es erfahren hatte. Ich konnte meinen Posten nicht antreten."
„Ein bißchen viel Unglück aus einmal. Das brachte Sie also in diese verzweifelte Lage."
Eine heiße Röte stieg in mein Gesicht.
„Ich versichere Ihnen, daß ich durchaus nicht verzweifelt bin," entgegnen ich. „Ich besitze wohl augenblicklich keine Barmittel mehr — oder doch so gut wie nichts — aber ich habe in Deutschland einiges gelernt und hoffe, einiges leisten zu können. Die militärische Studie dort, für die ich einen sicheren Abnehmer zu haben glaube, ist bald beendet, und ich bemühe mich auch um irgendeinen Hauslehrerpcfften. In der Zwischenzeit hoffte ich mich durch Vorträge und ähnliches durchzubringen."
„Da bin ich Ihnen heut im Wege gewesen. Slanicu teilte mir mit, daß Sie zufällig an dem gleichen Tage wie ich über ein ähnliches Thema sprechen wollten. Sie hatten Ihre Vorlesung längere Zeit angekündigt, und ich hätte Ihr Vorrecht trotz der Aufforderung des Groß-Bojaren nicht verletzt, wenn ich etwas davon gewußt hätte."
Ich zuckte die Achseln.
„Ich hatte kein Vorrecht," sagte ich. „Und es wäre für mich wohl nicht viel mehr dabei herausgekommen als die Anwartschaft auf ein paar Mittagessen."
Und als er schwieg, fügte ich hinzu:
„Der einzige Verlust, den ich dabei gehabt habe, ist «in« Einbuße an Selbstachtung. Ich wollte meine Vorlesung über die vaterländische Geschichte wirklich nur halten, um mir ein paar Lei zu verdienen. Und man darf sich da kein -patriotisches Mäntelchen umhängen."
Er sah mich an.
„Sie sind noch sehr jung," meint« er lächelnd. „Sonst würden Ihnen derartige Bedenken nicht kommen. Vor
träge von der Art, wie Sie ihn halten wollten, sind bei der Bildungsstuse, aus der die Landbevölkerung noch steht, immer gut und nützlich. Und daß Sie sich ein weniges damit verdienen wollten, gereicht Ihnen gewiß nicht zur Unehre. Bewunderungswürdig genug, daß Sie nicht schon zu anderen Mitteln gegriffen haben."
Er schwieg und starrte mit zusammengezogenen Brauen in die Flammep. Ich beobachtete ihn und empfing den Eindruck, daß es Gedanken unerfreulicher Art sein müßten, die ihn beschäftigten. Dabei ging mir durch den Kopf, was ich von diesem Manne im Laufe der Zeit gehört hatte. Es gab Leute, die ihn bis in den Himmel hoben — aber es gab auch viele, sehr viele, die ihm grimmig feind waren. Niemand versagte seiner unerschrockenen Kühnheit und seinem durchdringenden Verstände seine Bewunderung. Aber man schalt ihn hart und einseitig, und man war allgemein der Ansicht, daß er vor keinem Mittel zurückschreckte, wenn der gute Zweck es seiner Meinung nach verlangte. Er kämpfte für eine Heeres-Reorganisation und für die Einführung bedeutsamer Reformen. Namentlich für die Landbevölkerung, die ja noch fast durchweg aus Analphabeten besteht und keine Ahnung davon hat, um wie vieles besser als in der seit Jahrhunderten gepflogenen Art sie den überreichen heimatlichen Boden verwerten könnte, suchte er einen erträglicheren Zustand herbeizuführen, und unter ihr hatte er seine meisten Anhänger. Sein Name allein wirkte begeisternd und hinreißend auf die Bauern, und sie schworen auf jedes seiner Worte. Ungleich mächtiger und gefährlicher waren seine Gegner. Fast der gesamte rumänische Hochadel, die Groß-Bojaren, deren Reichtum in ihrem Landbesitz besteht und die fast alle einflußreichen öffentlichen Aemter in ihren Händen haben, suchten ihn niederzukämpfen. Nicht ohne Grund; denn viele der von ihm angestrebten Reformen richteten sich ja direkt gegen die Interessen hohen Adels.
Wirklich — wenn er da bis heute standgehalten halt«, so mußte er schon über ein ungewöhnliche» Maß rücksichtsloser Kühnheit und Standhaftigkeit verfügen. Und ma« hatte ihn ja nur anzusehen, um diese» Urteil bestätigt zu
finden.
Plötzlich strich er sich mit der Hand über die Stirn »nd wandte sich mir wteder zu.
zum Weinen zu bringen. Wenn auch nicht alle Bettler zu solchen Gewaltmitteln greifen, so lassen sie doch die armen Kinder Hunger leiden und schlagen sie unbarmherzige wenn sie nicht einträglich genug gearbeitet haben. Gewöhnlich sind es nicht die eigenen Kinder der Leute, sshondern fremde, die sie angenommen oder für die Bettelei gemietet haben. Dieses Geschäft steht in den Monaten Dezember und Januar in besonderer Blüte. Zur Weihnachts- und Neujahrszeit zahlt man in Paris für ein Kind gegen 20 Francs, und das Mietsgeschäft vollzieht sich wie ein regelmäßiger Engagementsvertrag in völlig korrekten, kaufmännischen und rechtlichen Formen.
Der tote Soldat.
Auf ferner fremder Aue Da liegt ein toter Soldat,
Ein ungezählter Vergessener,
Wie brav er gekämpft auch hat.
Es reiten viele Generale Mit Kreuzen an ihm vorbei,
Denkt keiner daß der da lieget,
Auch wert eines Kreuzleins sei.
Doch fern, wo er zu Hause,
Da sttzt beim Abendbrot,
Ein armer alter Vater Und seufzt, gewiß ist er tot!
st'Es ruft eine weinende Mutter,
W st ! Und schluchzet laut: Gott helf!
EM / Er har sich angemelder,
t. U;Die Uhr bleibt stehn auf elf.
Ta sitzt ein blasses Mädchen Und starrt ins Dämmerlicht,
Und ist er dahin und gestorben,
Meinem Herzen stirbt er nicht.
Drei Augenpaare schicken So heiß ein Herz nur kann,
Für den armen, toten Soldaten Ihre Tränen himmelan.
Und der Himmel nimmt die Tränen In seinem Wölkchen auf,
Bringt sie dem lieben Toten Hinüber in raschem Laus.
Legt sie auf seine Lippen Als kleines Tröpfchen Tau,
Damit er unbewemt nicht liege,
Auf ferner, fremder Au!
Handel und Verkehr.
Freudenstadt, 29. Sept. Vom Michaelimarkt. Der heutige Markt war nur wenig befahren, es zeigte stch auch nur geringe Kauflust. Nach Kartoffeln herrsch; e Nachfrage, die aber nichl befriedigt werden konnte. An Preisen wurden bezahlt: Für Milchschweine 12—20 Mk. pro Paar, für Läufer 30 bis 36 Mk. pro Paar.
Voraussichtliches Wetter .
am Freitag, den 2. Oktober: Vorerst noch heiter und trok- ken, dabei mild.
BsrsntLörttichrr Redakteur: Ludwig t: - t.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Ntt ni e .
„Was ich sagen wollte — jedenfalls bedauere ich, Zhren Plänen hinderlich gewesen zu sein. Als mir der Ortsoorsteher von Ihrem Vortrag erzählte, nahm ich mir sofort vor. Sie auf der Heimfahrt aufzusuchen und mich zu entschuldigen. Gut, daß ich es nicht auf morgen verschob. — Uebrigens hätte ich es wohl weniger eilig gehabt, wenn ich mich nicht hätte überzeugen wollen, ob Sie wirklich mit dem verabschiedeten Bukarester Offizier identisch sind."
„Herr Oberst! — Sie haben viele Fragen gestellt, und ich habe sie ohne jeden Rückhalt beantwortet. Darf ich mir nun auch meinerseits gestatten. Sie um eine Auskunft zu bitten?"
Er sah mich schweigend an. Ich nahm es für ein« Aufforderung, zu sprechen.
„Haben Sie meinen Vater gekannt?"
Der Zug, der jetzt auf seinem Antlitz erschien, ließ es mich begreifen, daß selbst seine gewaltigsten Gegner ihn fürchteten.
„Ja, ich habe ihn gekannt," sagte er. „Und wenn ich glauben müßte, daß Sie auch nur eine einzige Eigenschaft von ihm geerbt haben — mich würde jeder Bissen gereuen, den ich Ihnen vorhin reichte."
Ich fuhr auf. Mein Gesicht brannte.
„Unter solchen Umständen möchte ich Sie bitten, sich nicht länger aufhalten zu lassen," sagte ich mit zitternder Stimme. Aber er rührte sich nicht.
„Ich habe keine Veranlassung dazu," entgegnete er gelassen. „Ich habe nichts Uebles von Ihnen gehört. Und ich pflege einen Menschen nicht zu verachten, nur weil er einen —"
„Herr Oberst! — Ich werde Ihnen nicht gestatten, auch nur ein kränkendes Wort über meinen Vater zu sagen. Ich würde mich gezwungen sehen, es als eine persönliche Beleidigung zu betrachten."
Er sah mich scharf an, aber ich hielt seinen Blick ruhig aus. Da lächelte^er wieder. , . .
(Fortsetzung folgt.)