(G.K.G.) Die Daily Mail vom 32. Sept. gibt eine Reuternachricht aus Peking wieder, wonach ein japanisches Torpedoboot vor Kiautschou von einem deutschen Kreuzer vernichtet wurde. Das Telegramm fügt hinzu, daß dies das zweite Torpedoboot sei, das die Japaner verloren hätten, s
> Der deutsche Kreuzer „Emden".
London, 39. Sept. (W.T-B.) „Morning Post" meldet aus Calcutta: Ter deutsche Kreuzer „Emden" ankerte am Donnerstag früh in der Nähe von Pondicery und verschwand später.
„U. S".
Wilhelmshaven, 26. Sept. Das Unterseeboot „U. 9" ist zu vorübergehendem Aufenthalt gestern hier eingetroffen. Als das Boot in den Hafen einlief, hatte die tapfere Besatzung mit dem Kommandanten an der Spitze auf dem Oberdeck Ausstellung genommen. Auf dem Wege durch den Hafen wurden die Heimkehrenden von den Kameraden der im Hafen liegenden Schiffe mit drei stürmischen Hurras begrüßt. Als das Boot sich dem Hafen näherte, war die junge Frau des Kommandanten, der erst seit vier Wochen verheiratet ist, ihrem ^Gatten mit einer Pinasse entgegengefahren und hatte ihm die Ersten Grüße und Glückwünsche nach seiner Heldentat überbracht.
Eine amerikanische Stimme zur Vernichtung der ! drei engl. Kreuzer.
London, 39. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) „Central News' melden aus New-York vom 24. 9.: Hermann Ridder schreibt in der New-Iorker Staatszeitung: Die Vernichtung der drei englischen Kreuzer zeigt, daß Deutschland beginnt, seinen unversöhnlichsten Feind zu erkennen. Die Operationen deutscher Unterseeboote werden dem britischen Volke die Augen öffnen, daß der Krieg nicht nur ein kommerzielles Geschäft ist. Der Untergang der englischen Kreuzer ist nur der Anfang vom Ende.
Italien.
Rom, 29. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) In den letzten Tagen macht sich eine zweifellos gerechtere und besonnenere Epoche Deutschland gegenüber in der hiesigen Presse bemerkbar, obgleich natürlich gewisse italienische Organe auch jetzt noch den Text ihrer Auslassungen bestimmten verpflichtenden Rücksichten anpassen müssen. Im Ciornale d' Jtalia findet man jetzt täglich offene Briese von verschiedenen Seiten, die gegen die Uebertreibungen, besonders gegen die Reimser Hetze Stellung nehmen und die deutsche Kultur gegen den Vorwurf der Barbarei verwahren. So schreibt heute der frühere Unterstaatssekretär der schönen Künste Alfonso Luzifero, zunächst müsse man verbieten, daß Städte mit besonderen Baudenkmälern befestigt würden, dann kämen sie auch nicht in Gefahr, beschossen zu werden. Man könne nicht verlangen, daß, wenn man Geschütze im Schutze der Baudenkmäler ausstelle, der Feind die feindlichen mörderischen Batterien aus Verehrung für die Schönheiten des Baudenkmales schone. Ferner finden sich im Giornale d' Jtalia je ein deutsch-freundlicher Brief von Cesare de Lollis und vom Advokaten Ernesto Ascenzi. — „Tribuna" bringt einen Brief des Kommunalassessors, Ingenieur Sprega, der zunächst hervorhebt, daß der größere Teil der Baudenkmäler nicht zerstört worden sei, daß ferner die internationale As- soziazione mit ihrem internationalen Charakter am wenigsten der Ort sei für Proteste, durch die doch eigene Mitglieder mitbetroffen würden. Schließlich erinnerte Sprege an die Haltung Frankreichs während der Manubaaffaire und an
französischen Kammer, die der damalige Minister des Aeußern, jetzige Präsident, gegen Italien gebraucht habe.
Rom, 29. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Das Amtsblatt veröffentlicht eine Bekanntmachung, die Bürger, die Dienste in einer der kriegführenden Armeen genommen haben oder anzunehmen beabsichtigen oder auf irgend eine Weise eine Verletzung der Neutralität zu fördern beabsichtigen, davon in Kenntnis setzt, daß derartige Handlungen, die in Widerspruch stehen zu den Pflichten, die den Bürgern durch die Neutralität des Staates auferlegt sind, von der Regierung nicht gebilligt werden. Die Regierung erinnert in bester Absicht daran, daß diese Handlungen die Bürger nicht nur des Rechtes beraube, sich aus ihre Eigenschaft als Untertan eines neutralen Staates zu berufen, sondern sie auch den im Strafgesetzbuch und in dem Gesetz über die staatsbürgerlichen Rechte vorgesehenen Strafen aussetzt.
IVI o k § S O bchM kill MW kWlWkktöM MM AM!
Wer sich den Bezug unserer Zeitung für das neue Quartal noch nicht gesichert hat, der säume nicht länger und bestelle unsere Zeitung sofort!
TsG" Alle Postallstalten, Postboten, Briefträger, Agenten und Austräger unserer Zeitung nehmen Bestellungen für das neue Bezugsvierteljahr entgegen.
Bezugspreis: im Orts- und Nachbarortsverkehr Mk. 1.40, Außerhalb desselben Mk. 1.50.
Bulgarien.
Sofia, 29. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Die offiziöse „Narodi Prava' ist der Meinung, Bulgarien brauche nicht zu fürchten, bei der zu erwartenden Auseinandersetzung in seinem Gebiet geschädigt zu werden. Seine Neutralität habe kein anderes Ziel, als daß Bulgarien im Besitze der Grenzen bleiben will, die es zu Beginn des Krieges halte. Die Wahrung seiner unversehrlen Kraft erscheinte unter diesen z Bedingungen als sehr wertvolles Ergebnis und als Bürgschaft einer besseren Zukunft.
Straßenkundgebungen in Rumänien.
Wien, 29. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Die „Reichspost' meldet aus Bukarest: In Turnu-Severin fanden zwischen Sozialisten und Nationalisten Zusammenstöße statt. Beide Parteien hatten gleichzeitig an verschiedenen Punkten Versammlungen abgehalten und zwar die Sozialisten gegen einen Krieg Nach Schluß der Versammlungen veranstalteten die beiden Gruppen Straßenkundgebungen, wobei sie zusammengerieten. In dem entstehenden Handgemenge schlossen sich den Sozialisten viele Bürger an, sodaß die Nationalisten sich genötigt sahen, das Feld zu räumen. Es gab auf beiden Seiten Verwundete.
Wien, 39. Sept. Die „Südslawische Korrespondenz' meldet aus Bukarest: Die rumänische Regierung scheint entschlossen, gegen die seit einigen Tagen um sich greifenden Straßendemonstrationen, deren Hintermänner hier niemanden unbekannt sind, mit Wort und Tat energisch aufzutreten und gegen die Straßenpolitik Front zu machen, die man als Auswüchse am gesunden Körper bezeichnet. Gendarmen und Militär werden von der Regierung aufgeboten, um den Straßendemonstrationen ein Ende zu machen, während die offizielle Presse in scharfer Weise gegen diese Strömungen eine systematische Kampagne eröffnet.
Rußland und die Türkei
Wien, 29. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Die Blätter melden aus Konstantinopel: Die hiesigen Vertreter russischer Blätter haben gemäß der ihnen von der russischen Regierung erteilten Weisung die Türkei verlassen. Von russischer Seite wir die Maßregel damit erklärt, daß man von der Absicht der türkischen Regierung, alle russischen Zeitungskorrespondenten aus dem ottomanischen Gebiet auszuweisen, Kenntnis erlangt und cs für zweckmäßig erachtet habe, der Ausführung des Planes zuvorzukommen.
Die Dardanellen gesperrt.
Konstantinopel, 29. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Die Hafenpräfektur teilt amtlich mit, daß die Dardanellen heute früh gesperrt worden, sind da die Notwendigkeit dieser Maßregel erkannt worden sei. Kein Schiff wird demnach in die Dardanellen einlaufen oder dieselben verlassen können.
Dazu wird der Fkf. Ztg. aus Konstantinopel gemeldet: Die Maßregel wurde dadurch veranlaßt, daß gestern beim Auslaufen eines türkischen Kriegsschiffes ein englisches Torpedoboot dasselbe aufforderte, sich zurückzuziehen, unter der Drohung, es zu bombardieren. Zwischen der Türkei und England besteht gegenwärtig Friedenszustand. Die Aufforderung des englischen Kommodore ist daher ein feindlicher Akt, der umso schwerer ins Gewicht fällt, als er in den türkischen Gewässern ausgeübt wurde.
Aegypten.
Wien, 29. Scpt. (WTB. Nichtamtlich.) Die Süd- lavische Korrespondenz meldet aus Konstantinopel: Die in vielen Tausenden von Exemplaren verbreitete Sonderausgabe der angesehenen arabischen Zeitung Al Adel schreibt: Die englische Regierung hat Aegypten vollständig isoliert und sucht es von allen Verbindungen mit der Außenioelr abzuschließen. Alle Prinzen des Landes werden auf das strengste bewacht und viele in Gefangenschaft gehalten. Eine Reihe von Offizieren, die dem Khalifat treu geblieben sind, wurden aus dem ägyptischen Heere ausgestoßen. Englische Truppen sind nach Aegypten gebracht worden. So handelt jenes England, das alle Verträge der Welt verletzt und jetzt die edle Pose des Schützers der Ehre und der Rechte der Völker annehmen möchte. Aegypten gehört ganz und gar der Türkei. England hat es zu räumen. England, der größte Feind des Islam, das seit mehr als 50 Jahren die schwersten Missetaten gegen dir Ehre und das Ansehen des Khalifats verübt hat, soll und wird jetzt seinen Lohn finden.
Von des russisch-persischen Grenze.
Berlin, 29. Sept. Dem „Berl. Lokalanz." wird aus Konstantinopel gemeldet: Den türkischen Blättern zufolge hat in Siwedji an der russisch-persischen Grenze zwischen russischen Truppen und persischen Nomaden ein heftiger Kampf stattgefunden, wobei 2 russische Offiziere und 200 Mann gefallen sein sollen, sowie 4 russische Offiziere und 40 Soldaten verwundet wurden. Die Nachricht soll von amtlicher Seite bestätigt worden sein.
r eretrucbl.
Deutsche Freiheit, deutscher Gott,
Deutscher Glaube ohne Spott,
Deutsches Herz und deutscher Stahl Sind vier Helden allzumal.
Ernst Moritz Arndt.
Ums Vaterland.
Roman E. PH. Oppenheim.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Jean soll das Notwendigste tun/' sagte sie. „Und dann soll er im Automobil Wein und Eßwaren herbeischaffen. Tee wird ja doch wohl im Hause sein — daß ich ihm unterdessen etwas Warmes bereiten kann."
Sie kamen herein. Ich hörte das leise Rauschen ihrer Kleider, als sie zu mir trat.
„Armer Mensch l" sagte sie leise. „Er scheint sehr krank zu sein."
Ich öffnete die Augen und machte einen Versuch, mich zu erheben. Aber sie ließ es nicht zu. Eine Hand legte sie mir aus die Schulter und drückte mich mit sanfter Gewalt auf den Stuhl zurück.
„Nicht doch!" sagte sie lächelnd. „Sie müssen ruhig sitzen- bleiben. — Verzeihen Sie unser Eindringen. Der Herr Oberst wünschte sich zu entschuldigen, daß er Ihre Pläne gestört hat — und wie froh bin ich, daß wir gekommen find! Wir werden uns allerlei Freiheiten nehmen, aber Sie dürfen keinen Einspruch erheben — wir sind ja doch Nachbarn."
Der Himmel wußte, wie wenig mir danach zumute war, gegen irgend etwas Einspruch zu erheben. Ich kannte die Fremde nicht, die sich meiner hilfreich annehmen wollte, und war gewiß, sie nie zuvor gesehen zu haben. Aber ich zerbrach mir so wenig den Kopf darüber, wie sie dazu kam. uns „Nachbarn" zu nennen, als ich ihr etwas aus ihre
freundlichen Worte antwortete. Ich ließ nur alles geduldig mit mir geschehen, was die anderen über mich verhängten. Die junge Dame — denn daß sie noch sehr jung sein mußte, sah ich trotz meiner Gleichgültigkeit gegen das, was um mich her geschah — verließ das Zimmer, um sich in die anstoßende Küche zu begeben — den einzigen Raum, den die Hütte außer dem Gelaß, das mein Wohn-, Arbeits», Eß- und Schlafzimmer darstellte, auszuweisen hatte.
Ich aber wurde von dem Diener entkleidet und trocken gerieben. Welche Erleichterung ich empfand, als die schweren, harten Stiefel meine Füße nicht mehr drückten — welche Wohltat die Wärme des Bettes nach der eisigen Kälte meiner durchnäßten Kleider bedeutete — ich vermag es nicht auszusprechen. Und die Mattigkeit, die Schwere in den Gliedern, die ich vorher als eine Pein empfunden hatte — nun, wo ich mich nach Behagen ausstrecken konnte, waren sie mir kaum noch lästig. Auch jetzt noch war mir der Kopf zu benommen, als daß ich mich um die Vorgänge um mich her hätte kümmern sollen. Es ist mir deshalb auch nicht viel davon im Gedächtnis geblieben. Das erste, an was ich mich mit voller Klarheit erinnere, war, daß die unbekannte Wohltäterin mit einer Schale dampfenden Tees an mein Lager trat und mir die Tasse an die Lippen setzte. Das heiße Getränk belebte mich ungemein. Ich stammelte ein paar Worte des Dankes — aber sie ließ es nicht zu, daß ich sprach. Während sie sich dann leise mit dem Obersten Sutzko unterhielt, sah ich mich im Zimmer um. Sie hatten Feuer gemacht — der Wind ließ die Flammen lustig prasseln und knistern im Ofen. Und irgend jemand hatte auch die Blätter wieder aufgesammelt, die der Wind vorhin vom Tisch geweht hatte. Es konnte nur das Manuskript einer militär-wissenschaftlichen Arbeit sein, die ich begonnen hatte — und als ich den Kopf mit einiger Anstrengung in die Richtung wandte, in der Ioan Sutzko stand, sah ich die Blätter in seiner Hand. Gleichzeitig hörte ich ihn sagen:
„Er ist also doch identisch mit jenem Georg Lazar, von dem ich bereits in Bukarest hörte. Wie er hierher gekommen sein kann — und in diesem Zustand — ist mir unbegreiflich."
3ch räusperte mich -um Zeichen^, daß ich ihr Gespräch
seyr woyi verpanv unv vei narem Bewußtsein sei. Ioan Sutzko trat an mein Lager und sah einen Augenblick schweigend auf mich nieder. Dann ging er zu einem Korbe, den wohl der Diener gebracht haben mochte, nahm eine Flasche heraus und schenkte aus ihr in ein Glas.
Es war schwerer, feuriger Bordeaux, den er mir zu trinken gab, und wie neue Lebenskraft rann es durch meine Adern. Während ich das Glas noch in den Händen hielt, hob ich zufällig den Blick. Ich konnte von meinem Lager aus das Fenster sehen — und an eine Scheibe des Fensters gedrückt sah ich ein Gesicht — das Gesicht eines völlig Fremden, der von der Straße her in das Zimmer starrte und den Blick gerade auf mich gerichtet hielt.
2. Kapitel.
Oberst Ioan Sutzko neigte sich rasch zu mir nieder und stützte mich. Das Weinglas war meiner Hand entglitten und klingend und klirrend auf dem Boden zerschellt — sitzend hatte ich mich im Bett aufgerichtet und deutete mit zitternder Hand nach dem, Fenster. Der Oberst folgte der angegebenen Richtung mit den Blicken; aber er vermochte die Ursache meines rätselhaften Schreckens freilich nicht zu entdecken. Denn das Gesicht am Fenster war fast in dem Augenblick wieder verschwunden, da ich es wahrgenommen hatte. Ich weiß nicht, warum mich die seltsame Erscheinung mit einer so heftigen Furcht erfüllte — es konnte ja irgendein gleichgültiger Vorübergehender, ein Landstreicher oder Bettler gewesen sein, der da in mein Zimmer gespäht hatte. Und es trug wohl nur meine Krankheit schuld daran, daß ich dem Erscheinen dieses an sich durchaus nicht schrecklichen oder furchterregenden Menschenantlitzesj so große Bedeutung beimaß. Jedenfalls hatte sich's meinem Gedächtnis in den wenigen Sekunden, während deren ich seiner ansichtig gewesen war, unauslöschlich eingeprägt — und ich zitterte wieder wie in Fieberschauern. Meine Zunge schien am Gaumen zu kleben, und ich vermochte nicht zu sprechen. Sie gaben mir den Rest des Tees zu trinken: dann erst stammelte ich :
„Da war ein Mann — es hat jemand zum Fenster hereingesehen. Ein Gesicht war am Fenster."
, Der Oberst ließ mich in die Kissen zurückgleiten, ohne , ein Wort zu erwidern, und nahm die Lampe vom Tisch. Schweigend aina er zur Tür: als er gleich darauf wieder