Eine neue Gtreiffahrt des Zeppelinlnftfchiffes.

Ostende, 27. Sept. (Nicht amtlich) Ein Zeppelinluft­schiff unternahm in der letzten Nacht eine neue Streiffahrt, ohne jedoch über Ostende zu kommen. Es überflog Almost, Gent und Deynze, wo es um 1.30 fünf Bomben warst Da­rauf wandte es sich nach Thourout in der Richtung auf Courtral und Tournai und schlug schließlich die Richtung nach Osten ein.

Belgier im eigene» Laude.

Berlin, 28. Sept. Wie die Belgier im eigenen Lande Hausen, darüber meldet derNieuws Rotterdamsche Courant" lautBerl. Tagebl.": Bei einer Aktion von Antwerpen aus hatten die Belgier vorübergehend das Dorf Linden wieder besetzt. Dort hatte die niederländische Familie v. Blanken­hagen in ihrem Familienschloß auf eigene Kosten ein Lazarett eingerichtet, in dem auch etwa 40 belgische Verwundete liebe­voll verpflegt wurden. Auf den Dächern des Schlosses wehte die Rote Kreuz-Flagge und die niederländische Trikolore. Die belgischen Soldaten waren kaum in das Dorf gekommen, als sie auch schon in das Schloß eindrangen und es völlig zerstörten und in Brand steckten.

Der Kolonialkrieg.

London, 28. Sept. Das Reutersche Bureau meldet aus Pretoria vom 21. September: Die Polizeistation Riet- sontein ist am 19. September von einer deutschen Abteilung, etwa 200 Mann stark, genommen worden. (Notiz des W.T.B.: Es handelt sich um die ziemlich bedeutende englische Station Rietfontein, die östlich von Keetmannshoop liegt.

Bordeaux, 28. Sept. (W T.B.) Augagneur teilte dem Ministerium mit, daß das französische KanonenbootSur- prise" während der Operationen gegen Kamerun und Deutsch- Kongo Cocobeach besetzt habe. Cocobeach ist der frühere Name der Station Ukoko im deutschen Munigebiet, das durch den Vertrag von 1912 von Frankreich an Deutschland abgetreten wurde.

Ein holländischer Protest gegen die englische Deeräuberei.

Amsterdam, 27. Sept. Mit ungewöhnlicher Schärfe wendet sich derNieuwe Rotterdamsche Courant" gegen England, das während des russisch-japanischen Krieges aufs schärfste gegen Rußland protestiert habe, das Kohlen und Lebensmittel für absolute Konterbande erklärte. Heute tue England dasselbe, wie damals Rußland; es nenne Lebens­mittel und Brennmaterial zwar relative Konterbande, be­handle sie aber als absolute. Nun sei England noch einen Schritt weiter gegangen, indem es Güter, die nach der Lon­doner Erklärung überhaupt nicht als Konterbande angesehen werden dürsten, zu relativer, also in Wahrheit zu absoluter Konterbande mache. Das Blatt fährt wörtlich fort:Wir halten es für unsere Pflicht, mit Nachdruck darauf hinzu­weisen, daß die britische Regierung aus diese Weise handelt, wie Lord Lansdowne 1904 es gegenüber Rußland aus­drückte, nämlich ohne Achtung der wohlbekannten Rechte der Neutralen, und daß England von deni Nichlinkrasttreten der Londoner Seerechtsdeklaration Gebrauch macht, um den neutralen, also auch den niederländischen Handel in willkür­licher Weise zu knebeln."

Die französische Motte in der Adria.

Köln, 28. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) DieKöln. Zeitung" meldet aus Cigale in Dalmarien: Am 18. d. M. nachmittags bombardierten österreichisch-ungarische Kriegs­schiffe Antivari und vernichteten dabei eine größere Abteilung Montenegriner. Bei dieser Gelegenheit fingen wir eine draht­lose Depesche der französischen Flotte an die Montenegriner ab, worin letztere von den Franzosen aufgefordert werden, am 19. d. M. um 7 Uhr früh einen allgemeinen Angriff

Unsere Zeitung bestellen!

Ein neues Bezugsvierteljahr steht vor der Tür. Wie seither, so werden wir auch im näch­sten Quartal uns bemühen, unsere Leser durch zuverlässige Nachrichten von den Kriegsschauplätzen auf dem Laufenden zu halten und daneben, auch unter den jetzigen schwierigen Verhältnissen, unter denen die Zei­tungsbetriebe zu leiden haben, einen gediegenen Lesestoff zu bieten.

Wir fordern alle unsere Leser auf, sich die Zeitung bei der Post rechtzeitig für das neue Bezugsvierteljahr zu b e st e l l e n.

Dies gilt auch für die anläßlich des Quartalswechsels neu eintretenden Leser.

auf die Bocche di Cattaro zu unternehmen, die gleichzeitig von den Franzosen von der Seeseite angegriffen würde. Da man also unsererseits über die Absichten des Feindes genau unterrichtet war, konnien die entsprechenden Vorkehrungen getroffen werden. Am 19. d. M. um 7^ st Uhr begaben sich 3 kleine und l5 große französische Schiffe nach den Bocche und kamen im Nebel bis auf 6 Kilometer an die Küste heran. Unsererseits wollte man sie auf Minen fahren lassen, doch machten die Schiffe plötzlich Halt und begannen umzu­kehren. In dem Augenbick, als sie sich unseren Befestigungen auf der Seeseite zeigten, fiel von der Festung Kobila ein Signalschuß, worauf sofort 4 Batterien Salven von den Forts Lustica und Mamula losschossen. Dis Kanonade währte ungefähr eine Viertelstunde. Die Wirkung ist nicht ausgeblieben, denn gleich die erste Salr-e vernichtete ein französisches Kriegsschiff, das von nicht weni­ger als 24 Granaten aus einmal getroffen wurde, wobei alle 6 Schornsteine samt der Kommandobrücke in die Luft flogen. Dann folgte eine Feuersäule und als sich der Rauch verflüchtigte, war die Stelle, wo vorher der Franzose gestan­den, leer. Zwei andere erlitten schwere Havarien. Die übrigen verschwanden schleunigst. Die Franzosen hatten ins­gesamt 2 Treffer gemacht, wodurch auf unserer Seite 1 Mann schwer und einer leicht verwundet wurde. Die Absicht der Franzosen, die Radiostation Lustica zu vernichten, ist kläglich «Münzen.

Grenzplänkeleren au der russ.-ö sterr -uugar. Grenze.

Budapest, 28. Sept. Das Ungarische Korrespondenz- Bureau ist von kompetenter Seite ermächtigt worden, folgen­des bekannt zu geben: Bei Muzsoker Paß drang gestern eine mehrere Tausend Mann starke russische Truppenabteilung ein, die bei Malomret zwischen Fenyveswoelgy und Csontos zurückgeschlagen wurde. Im Maramoroser Komitat sind bei Tornya ebenfalls Plänkeleien mit den dort eingebrochsnen russischen Truppen und unseren zum Grenzschutz befohlenen Truppen im Gange. Von Munkacr und Huszt sind mehrere Truppenabteilungen unterwegs, um die Unseren zu unter­stützen. Alle diese Grenzplänkeleien sind von geringerer Be­deutung und geben, nachdem wir bei der Grenze und im Innern des Landes über genügend Truppen verfügen, keinen Anlaß zur Besorgnis.

Tie Cholera.

* Wien, 28. Sept. (W.T.B.) Das Sanitätsdepartement des Ministeriums des Innern teilt mit: Am 27. Sept. sind

zwei weitere Fälle von Cholera in Wien bakteriologisch festgestellt worden. Es handelt sich um zwei am 25. bezw. 26. d. vom nördlichen Kriegsschauplatz eingetroffene Militär­personen.

Die Leuchtturmfener.

Konstantinopel, 28. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Die Feuer auf den Leuchttürmen Kara, Burum und Jniada an der europäischen Küste und auf den Leuchttürmen in Chile an der asiatischen Küste des Schwarzen Meeres nahe dem Bosporus sind wieder angezündet worden.

Bemühungen für die in Frankreich festgehaltenen deutschen Frauen und Mädchen.

Berlin, 26. Sept. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: Nach Zeitungsmeldungen aus der Schweiz soll wegen der Erlaubnis zur Heimreise für deutsche Frauen, Kinder und nicht in wehrpflichtigem Alter stehende Männer, die in Frankreich festgehalten werden, zwischen der deutschen und der französischen Regierung eine Verständigung getroffen worden sein. Die Nachricht ist in dieser Form unzutreffend. Verhandlungen schweben allerdings, sie sind aber noch nicht zum Abschluß gebracht.

Englische Diktatur in Aegypten.

B-rlin, 27. Sept. (G.K.G) Wiener Blätter zufolge zu­folge gab England am 24. Scpt. den neutralen Staaten die vorübergehende Aufhebung der Regierungsgewalt des Khed ve von Aegypten für die Dauer des Kriegs und die Uebertragung der Regierung Aegyptens an das englische Militärkommando bekannt.

Die Wahrheit ins Ausland!

Hamburg, 28. Sept. Die «Hamburger Nachrichten" ver­öffentlichen eine Begrüßung des Generaldirektors Ballin der Hamburg-Amerikalinie an die Südamerikaausgabe derHam­burger Nachrichten" die den Freunden Deutschlands über See ein treues Bild der deutschen Waffsntaten, der deutschen Politik und der wirischaftlichen Kraft Deutschlands zu geben unternommen hat. Generaldirektor Ballin führt dabei aus: Viel zu lange habe Deutschland aus die Anständigkeit seiner Gegner auf dem Weltmarkt vertraut. Das Deutschland, das auch den südamerikanischen Staaten so viel gutes gebracht habe, sollte mutwillig dis Kostbarkeiten vergangener Jahr­hunderte über den Hausen werfen, um durch ein kriegerisches Abenteuer ganz Europa zu seinen Füßen zu zwingen? Ge­genüber den Bestrebungen der Feinde, den internationalen Nachrichtendienst zu monopolffieien, gelte es, nicht nur jetzt im Kruge, sondern auch nach dem Friedensschluß durch das gedruckte Wort die Wahrheit ins Ausland zu bringen.

Nnisormstücke heraus!

Berlin, 28. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Viele Fa­milien, deren Angehörige im Heere dienen oder gedient haben, befinden sich im Besitz von Uniformstücken. Mancher sieht die vielleicht gar als unnützen, die Schränke füllenden Ballast an, den er gern los werden möchte. Diese Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke, auch Exlrasachen, biete man irgend einem Ersatztruppenteil an. Sicher nimmt er sie gerne und sie finden zur verbesserten Einkleidung der dort in der Ausbil­dung begriffenen Kriegsfreiwilligen gute Verwendung.

Bon der Feldpost.

* Berlin, 28. Sept. (G.K.G.) Wie die Berl. Neuest. Nachr. von zuständiger Seite hören, haben zwischen der Heeres- und der Postverwaltung Verhandlungen stattgefunden, nach deren Ergebnis die bisher mangelhafte Postverbindung zwischen Heer und Heimat wesentlich verbessert wird. Wie bestimmt verlautet, sind bereits hinreichende Vorberei­tungen getroffen, um eine bessere Beförderung der Feldpost herbeizuführen. Man kann erwarten, daß schon in den nächsten Tagen die Feldpost imstande sein wird, allen billigen An­forderungen zu genügen.

W Lerekrurdt. M

Wer mutig für sein Vaterland gefallen, der baut sich selbst ein ewig Monument im treuen Herzen seiner Landesbrüder; und dies Gebäude stürzt kein Sturmwind nieder.

Körner, Juni 1812.

Ums Vaterland.

Roman E. PH. Oppenheim.

(Fortsetzung.) , (Nachdruck verboten.)

Mein« Ohnmacht mag nicht lange gewährt haben kaum über eine Viertelstunde. Aber sie dauerte eigentlich auch dann noch fort, als mir die Denkfähigkeit zurück- >«geben war. Die eisige Kälte meiner nassen Kleider war es wohl, die mich wieder ins Leben ries, und meine erst« Empfindung war, daß ich fror. Das Zimmer war nicht geheizt, und der Atem gefror in meinem Schnurrbart zu kleinen Eiszapfen. Der Frost schüttelte mich, daß m«ü»e Zähne auseinanderschlugen aber ich konnte mich nicht erheben, konnte nicht einmal bis zu meinem Bett kriechen. Es wurde mir auch gar nicht klar, daß etwa» Derartige» möglich sein könnte. Mein Wille schien völlig erloschen ich brachte es nicht einmal fertig, «inen Altm unter meinen Kopf zu schieben, obwohl das harte, unebene Holz der Dielen meine Stirn wund drückte. Das Heulen und Brausen des Windes, der noch mit unverminderter Heftigkeit vom Meer hereinstürzte, rief ein schwaches Erinnern an die Schrecknisse wach, durch die ich gegangen war; Einzelheiten kamen mir nicht zum Bewußtsein. Ich hatte offenbar starke» Fieber, denn ein Schüttelfrost von der Heftigkeit, wie «r mich befiel, konnte nicht von der äußeren Kälte allein rühren.

Dann übermannte mich eine Art Halbschlaf «ft, Dämmerzustand voll Unruhe und voll wirrer Träume, in denen das Leben der letzten Monate in otfionSren Bild«rn an mir vorüberzuziehen schien-

Ich sah mich wieder in der glänzenden Uniform den Boulevard oder die Calea Victoriei entlang bummeln traf all die Bukarester Freunde wieder, mit denen sich's so lustig leben ließ imParis des Orients" der Klub, die italienische Oper im National-Theater, die gesellschaftlichen Vergnügungen und Bälle der beginnenden Wintersaison all das wirbelte in einem bunten, farbenfprühendeti Tanze an mir vorüber. Ich suchte die lockenden Bilder fest­zuhalten aber anderes schob sich wie ein grauer Vor- Hang zwischen sie und mich. Das Schwere, Dunkle, das der kurzen, ungetrübt heiteren Zeit meines Bukarester Soldatenlebens gefolgt war auch das mußte ich jetzt noch einmal durchkosten, ein Trunk, dessen Herbigkeit ich bereits zur Genüge kannte. Ich glaubte den Brief wieder in den Händen zu halten, der mir Nachricht brachte von dem schweren Schicksalsschlag, der mich betroffen. Der Bukarester Rechtsanwalt, der mit der Verwaltung meines Vermögens betraut war, war eines Tages verschwunden. Man verhaftete ihn zwar sehr bald in Wien aber zu keinem anderen Zweck, als daß er sich eine Kugel vor den Kopf schoß. Von den ihm anvertrauten Geldern war auch nicht ein Lei mehr vorhanden. Ich mußte die Uniform aus- ziehen und über Nacht war ein Nichts aus mir ge­worden ein verabschiedeter Offizier, ohne Mittel, ohne besondere Ausbildung für irgendeinen Beruf ein Wrack, untauglich zum Leben und zum Sterben.

Ich war freilich nicht ganz ohne Kenntnisse in Deutschland hatte ich die Schule besucht und drei Semester National-Oekonomie und Sprachen studiert, ehe ich in meine Heimat Rumänien zurückkehrte und das verhalf mir endlich nach zahllosen fruchtlosen Versuchen zu einer Beschäftigung. Es ist ja in den vornehmen rumänischen Familien Sitte, die Kinder französisch oder deutsch erziehen zu lassen, und ein reicher Kaufmann in Constanta engagierte mich, nachdem er bei einem gelegentlichen Aufenthalt in Bukarest mit mir Rücksprache genommen hatte. Ich hörte zwar nach dieser mündlichen Unterredung nichts weiter von ihm, aber ich fuhr drei Wochen später getrost nach Con­stanta, wie es verabredet war. Als ich ankam, war der Mann seit acht Tagen tot, und die Witwe wollte nichts von mir sehen und hören-

Ich hätte ja nun.nach Bukarest zurückkehren könne»

aber ich vermochte mich nicht mehr dazu aufzuraffen. Und weil ich doch einige Offiziere der Garnison von Constanta kannte, quartierte ich mich in dem benachbarten Dörfchen Potesci ein. Der Ortsvorsteher Slanicu hatte die alte Baracke zu vermieten, die er stolz ein Häuschen nannte.

und

Ein Rattern, Prusten und Stoßen vor meiner Be- Hausung weckte mich aus meinen Träumen und aus meiner Lethargie. Ich brachte es fertig, meinen Oberkörper ein wenig aufzurichten, indem ich mich auf die Ellbogen stutzte, und starrte nach dem Fenster. Aber ich sah nichts als einen sehr Hellen Lichtschein, über dessen Ursachen ich mir ver- geblich den Kopf zerbrach ebenso, wie nur d,e Geräusche unerklärlich blieben. Dann klopfte es fest und energisch

an meine Tür. ^

Ich rührte mich nicht, und ich gab auch keine Antwort. Ob ich wirklich nicht kräftig genug war dazu, oder ob es ein Gefühl der Scham darüber war, in solcher Lage ge- funden zu werden jedenfalls ließ ich keine Aufforderung zum Eintritt ergehen. Noch einmal wiederholte sich das Klopfen nun, so erwartete ich, würde sich der Un­bekannte wohl wieder entfernen. ,

Aber mein Besucher, wer immer er sein mochte, dach» offenbar nicht an etwas Derartiges.

Die Tür wurde plötzlich geöffnet und mit dem . Fremden, von dem ich in der herrschenden Dunkelheit allerdings nichts sehen konnte, kam der Wind ins Zimmer, pfeifend und fauchend, riß Papiere vom Tisch, ließ sie eine Weile in der Luft flattern und sich dann mit schleifendem Geräusch auf den Boden legen, warf irgend etwas um und jagte mir einen neuen Schüttelfrost in die Glieder. Ich hörte jemanden einen halb unterdrückten Fluch brummen und die Tür heftig schließen. Ich hörte das Reiben eine» Streichholzes an der Zündfläche es flammte auf brannte hell, und ich glaubte mich entdeckt.

Der Mann, der da in meinem Zimmer stand, trug einen langen Ulster, der bi» an die Knöchel reichte, und große, plumpe, häßliche Stiefel. Das war da« erste, wo» ich von ihm sah da» erste, was ich im Leben vom Obersten Ioan Sutzko sah. Dann erblickte ich auch sei« Gesicht. Und von diesem Augenblick an war der Mann da in meinem Zimmer sr«ilich kein Fremder m«hr für mich.