Aus wiirttembergischen Feldpostbriefen!-
Das Volks- und Anzeigeblatt Winnenden bringt von einem Stuttgarter Grenadier ausgezeichnete Erlebnisse bei Verbuch zum Abdruck. > Wir entnehmen der Schlachtschilderung folgendes: Die Schlacht dauert nun ununterbrochen vier Tage. Ich glaube nicht^daß je einmal ein so erbitterter Kamps um die Existenz zweier Völker geführt wurde, wie dieser. Bisher hatten uns die Franzosen überall nachgegeben und nun sind sie dank unserer tadellosen Heeresleitung in die ihnen gelegte Falle geraten. Diese Falle wird ihnen zum Verhängnis werden. Sie versuchen daher auf unserer Seite mit aller Gewalt durchzubrechen und den eisernen Gürtel zu sprengen. Aber daß ihnen das- nicht gelingen wird, dafür sind wir schon da. Nun donnern die Kanonen schon seit Sonntag morgen 7 Uhr an den ganzen Tag fort von früh morgens bis spät in die Nachts hinein. Nur in der Nacht schweigen die ehernen Schlünde, scheinbar um auZFuruhen, um am Morgen beim ersten Dämmerschein mit neuer Gewalt ihre Geschosse auszuspeien. Wir haben im Schützengraben die Nacht verbracht, dem Feind aus 600 Meter gegenüber, welcher auch gute Schützengräben angelegt hatte. Beim ersten Kanonenschuß, reckten wir die Köpfe in die Höhe; das Geschoß fliegt übers uns hinweg, um hundert Meter , hinter uns mit donnerähnlichem Krach in ein Haberfeld einzuschlagen. Mit einem Schlag war wieder alles munter und die(Kfnak-- lerei der Infanterie geht weiter und die Sache wird wieder ungemütlicher. Die Jnfanteriegeschosse fürchten wir fast nicht mehr, da die meisten, über unsere Kopse wegpfeifen. Das Artilleriefeuer hat bei uns bis jetzt den größten Schaden angerichtet, welches den ganzen Tag in unseren Reihen wütet. Die Schrappnells sind die gefährlichsten Geschosse durch ihre große Streuung. Die Granaten, die über einen hinwegsliegen, erzeugen ern Geräusch, wie wenn erb ganzer Schnellzug in der Luft über uns hinwegfahre, und erzeugen einen ohrenbetäubenden Lärm. Nun ist die Schlacht wieder im Gange und nur die Nacht kann dem Morden wieder Einhalt tun. Noch einige Gefechtsmomente will ich aufführen. Wir hatten am Sonntag eine Anhöhe besetzt, auf welcher man einen großen Teil des Vorgeländes überschauen konnte. Es wurde fortwährend auf uns geschossen, konnten aber keinen Franzmann sehen, da alle hinter Garbenhaufen versteckt waren. Nur hie und da sah man hinter einer Garbe ein Käppi sich hervorheben — ein kurzer Knall — und es war Mieders verschwunden. Natürlich leuchteten wir auch hinüber und meistens hatte die iKfugel das richtige Ziel auch gesunden. Da unser Zug am weitesten rechts lag, erhielten wir den Auftrag, eine Straße, welche ungefähr 600 Meter an uns vorbeiführte, zu beobachten, auf welcher hie und da ganze Kolonnen daherkämen. Wir ließen sie jedesmal ganz nahe an uns herankommen und richteten dann ein rasendes Feuer auf sie. Wir hatten ein -nur zu gutes Ziel. Die Hälfte davon wälzte sich meistens aus dem Boden, während die andern davonliesen. Da auch noch ein Zug Maschinengewehre Lei uns war, wurden sie nur so hingemäht. — Ich kann jetzt nicht mehr weiter berichten, da die Zeit im Kriege sehr kostbar ist., Bei uns kommen die Franzosen nicht durch und wenn sie es noch einmal probieren sollten, werden sie sich noch einmal die Aöpse einrennen. Wir geben nicht nach und wenn alles draufgehen sollte — und unser Wahlspruch ist und bleibt: „Immer feste drauf!". <G. K. G.)
In der Freien Bolkszeitung kommt der Feldpostbrief eines Göppingers zum Abdruck, dem wir n. a. folgendes entnehmen: Jetzt fängt auch das'Gewehrfeuer der Franzosen an. Fühlen tut man es, aber sehen tut man keinen Franzosen, weil auf den Feldern meterhoher Hafer steht. Wir gehen immer weiter vor, wie auf dem Exerzierplatz. Von Hasten ist keine Spur. Mittlerweile hat sich auch die feindliche Artillerie gemeldet. Eine Granate schlägt nach der anderen vor, hinter und unter! uns ein, manchen von den Unseren in das Jenseitss befördernd. Di,e ersten Toten und Verwundeten sehe ich liegen. Wasser! ruft mir einer. Ich kann dem Bedauernswerten nicht Helsen, denn meine Feld->
flasche ist leer. Links« von uns stürmen die-
gerade ein Dorf. Ein Höllenlärm hebt an. Um und vor dem Dorfe müssen Minen gelegen haben, denn jeden Augenblick fliegt die Erde meterweise in die Höhe, alles in großem Umfange vernichtend. Oder waren es Granaten, die ihren Zweck dort so mörderisch erfüllten. An das Gewehrfeuer hat man sich nun gewöhnt. Man duckt sich nun gar nicht mehr, trotzdem die Kugeln hagelweise einschlagen. Nur das Granat- und Schrappnellseuer ist unheimlich. Da machst dir keinen Begriff, wie einem zu Mute ist, wenn die Artilleriegeschosse einschlagen, und Kugeln und Erde umherwersen. (G. Kl G.)
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8 I« welch meuchelmörderischer Weise unsere Feinde Krieg führe«, zeigt, wie der Heuberger Bote erzählt, eine Feldpostkarle von einem Unteroffizier in Spaichingen, der am 16. ds von Mülhausen aus u. a. schreibt: »Ich bin nach dreitägigem Gefecht noch glücklich am Leben. Es kam am Freitag, den 11. ds., abends zwischen 8 und 9 Uhr noch zum Bajonettkampf. Es war am Waldesrande. Die
Franzosen streckten die Gewehre. Der Offizier von ihnen verlangte einen Offizier von uns. Während der Hauptmann Storz von Schramberg zu ihm wollte, um zu unterhandeln, tat der französische Hauptmann einen Pfiff und 5 Meter von uns aus dem Wald gaben sie eine Salve auf uns ab. Da gab es Tote und Verwundete! Der Hauptmann war sofort tot. Wir gingen etwas zurück und blieben dann die Nacht draußen bei Sturm und Regen. Den nächsten Morgen wollten wir wieder vor, die Franzosen hatten sich aber zurückgezogen gegen Belfort.
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werden Bestellungen auf unsere Zeitung „Aus den Tannen- fortgesetzt entgegengenommen.
Landesnachrichten
IMeurteig. 36. September 1814.
* Die 26. württ. Verlustliste verzeichnet, nach 3 Leichtverwundeten vom Brigade-Ersatz-Bataillon Nr. 52, 3. Komp., vom Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 119 74 Namen und zwar: gefallen 27, verwundet 37, vermißt 10. Vom Landwehr-Jnsanterie- Regiment Nr. 119, sind aufgeführt 119 Namen, und zwar gefallen 15, verwundet 84, vermißt 20. Vom Reserve-Jnfanterie-Regiment Nr. 121 sind verzeichnet 102 Namen, und zwar: gefallen 7, verwundet 61, vermißt 27, erkrankt 6, verletzt 1. Vom Füsilier-Regiment Nr. 122 Heilbronn-Mergentheim sind verzeichnet 269 Namen, und zwar: gefallen 38, schwer verwundet 58, leicht verwundet 156, vermißt
17. Vom Landwehr-Jnsanterie-Regiment Nr. 122 sind verzeichnet 48 Namen, und zwar: gefallen 1, schwer verwundet 1, verwundet bezw. leicht verwundet 5, erkrankt und vermißt 9, vermißt 3(st erkrankt 2. Vom Landwehr-Jnsanterie-Regiment Nr. 124 enthält die Liste 110 Namen und zwar: gefallen
18, schwer verwundet 15, leicht verwundet 62, vermißt 15. Die Liste verzeichnet demnach insgesamt 725 Namen (gefallen 106, schwer verwundet 74, verwundet bezw. leicht verwundet 408, vermißt 119, erkrankt und vermißt 9, erkrankt 8, verletzt 1. Unter der Gesamtzahl befinden sich 11 Offiziere und 2 Osfizierstellvertreter (gefallen 3, schwer verwundet 5, verwundet bezw. leicht verwundet 4, erkrankt 1).
Wir entnehmen der Liste folgende Namen: Landwehrmann Johannes Renz aus Emmingen, OA. Nagold, verwundet, Arm; Oberleutnant der Landwehr Albert Grammel aus Freudenstadt, verwundet, linkes Bein; Landwehrmann Georg Mäder aus Freudenstadt, vermißt; Landwehrmann Anton Lohrer aus Gündringen, OA. Nagold, vermißt; Landwehrmann Friedrich Kühle aus Nagold, vermißt; Unteroffizier Johann Jakob Kusterer aus Unterhaugstett, OA. Calw, schwer verwundet; Landwehrmann Johann Schmelzte aus Hallwangen, OA. Freudenstadt, verwundet; Reservist Andreas Rommetsch aus Liebelsberg, OA. Calw, leicht verwundet, Brust; Reservist Karl Luz aus Haiterbach, OA. Nagold, leicht verwundet, rechter Arm.
Die preußischen Verlustlisten verzeichnen folgende Namen: Gefreiter Friedrich Kahn aus Baisingen, OA. Horb, tot; Musketier Hermann Wollmer aus Gechingen, OA. Calw, vermißt; Reservist Wilhelm Hornberger aus Klosterreichenbach, OA. Freudenstadt, leicht verwundet; Reservist Karl Kummer aus Glatten, OA. Freudenstadt, verwundet; Füsilier Wilhelm Schillinger aus Reinerzau, OA. Freudenstadt, schwer verwundet; Fahrer Johannes Niethammer aus Sulz, OA. Nagold, tot.
* Aus dem Felde der Ehre gefallen. Als erster der von hier im Felde stehenden Männer ist, wie aus der gestrigen Verlustliste hervorging, der Landwehrmann Christian Rentschler , Maurer hier, Vater von 6 Kindern, gebürtig aus Grömbach, fürs Vaterland gefallen. Er fiel am 6. September in den Vogesen. Ehre seinem Andenken! — Vermißt wird der Landwehrmann Marl Luz, Wagner hier, gebürtig aus Dem benachbarten Walddorf. Er stand ebenfalls in den Nogesen und ist bei einem Gefecht nicht mehr zu seinem Truppenteil zurückgekehrt.
* Sammlung fürs Rote Kreuz- Wie schon in
einer der letzten Nummern unseres Blattes geschrieben wurde, findet hier, und zwar am kommenden Montag, eine zweite Sammlung für das Rote Kreuz statt. Bei dieser Sammlung hat man Gelegenheit, zu bestimmen, ob man seine Gabe, den Zwecken des Roten Kreuzes oder der in Aussicht genommenen Sendung von Liebesgaben an die von hier im Felde stehenden Soldaten zuwenden Willi, bezw. wie viel man beiden Teilen zusließen lassen will. Beide Teile sind die Gaben bedürftig. Das Rote Kreuz sorgt in erster Linie für unsere Verwundeten und entfaltet auch sonst eine außerordentlich segensreiche Tätigkeit, wie dies insbesondere auch aus dem in der gestrigen Nummer unseres Blattes enthaltenen Bericht hervorgeht. Aber auch die Liebesgaben für unsere Soldaten sind von großer Wichtigkeit, was insbesondere die aus dem Felde Lei uns eintresfenden Soldatenbriefe bekunden. Die Gaben sind für die, die alles für uns« und« unser teures Vaterland aufs Spiel setzen. Da gilt es auch von uns daheim nicht kleinlich zn sein und nicht nach dem Nachbar zu sehen, ob der vielleicht nicht hätte mehr geben können, sondern selber das zu geben, was einem möglich ist. Also die Herzen aus und die Hände, es gilt unsterer großen Sache! z. ; f
* Für unsere Manien. Wie das „D. V." meldet, hat die Herzogin Philipp sich bereit erklärt^die Ueber- mittlung wollenen Unterzeugs an die Mannschaften des Ulanenregiments König Karl 19 im Felde zugleich mit ihren eigenen Sendungen besorgen zu wollen. Wer also einem Angehörigen dieses Ulanenregiments warme Unterkleider ins Feld schicken will, der darf das betreffende Paket bloß an die Adresse K. und K. Hoheit Herzogin Philipp von Württemberg, Prinzenbau, Stuttgart, s enden, mit genauer Angabe der Adresse des im Feld stehenden Regiments-Angehörigen und alles weitere wird durch die Herzogin, deren Gemahl 2. Chef dieses Ulanenregiments ist, ohne weiteres besorgt werden.
* 38 MV Eiserne Kreuze. In diesem Feldzug tonnten bis jetzt etwa 38000 Eiserne Kreuze erster und zweiter Klasse verliehen werden. Die vor dem Feinde verliehenen Orden und Ehrenzeichen können beim Tode des Inhabers den Hinterbliebenen auf deren Wunsch belassen werden. Auch ist gestattet, diese Auszeichnungen auf Wunsch der Beteiligten in den Kirchen aufzubewahren.
* Das! Geburtsfest der König im Die kirchliche Feier des Geburtsfestes «der Königin wird nicht am 4. Oktober, sondern am Sonntag, den 11. Oktober stattfinden.
* Versetzt. Das K. Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Verkehrsabteilung, hat am 22. Sept. d. I. den Stationsverwalter Bauz in Al- tensteig nach Vaihingen (Enz) Stb. auf Ansuchen versetzt.
* Der neue Fahrplan; für Schnell- und Personenzüge auf den württ. Staatsbahnen tritt nichk am Sonntag, 27. Sept., wie zuerst v om Staatsanzeiger belanntgegeben, in Kraft, sondern am Donnerstag, 1. Oktober 1914.
Komet. -Interessenten diene es zur Mitteilung, daß d er Komet zur Zeit mit bloßem Auge unterhalb der unteren Sterne des großen Bären (auch Wagen genannt) die ganze Nacht in nördlicher Richtung gut sichtbar ist. Er bildet mit den zwei Rädern oes Wagens ein Dreieck.
st Nagold, 25. Sept. (Die ersten Verwundeten.) Gestern kamen die ersten Verwundeten, sieben Rekonvaleszenten vom Reservelazarett Nagold, ins Lazarett nach Wart.
- Nagold, 25. Sept. Gestern Mittag wurde hierein deutscher (Krieger, Paul Müller von Dortmund, der im hiesigen Lazarett seinen Wunden erlegen ist, mit allen militärischen Ehren und unter zahlreicher Leichenbegleitung zu Grabe getragen. Chefarzt Dr. Bader legte im Namen des Lazaretts und ein Feldwebelleutnant im Namen des LandsturmbataillonK Calw einen Kranz am Grabe nieder. — Gestern Morgen wurde hier der 3. Franzose, der gleichfalls seinen Wunden erlegen ist, in aller «Stille zu seinen 2 Kameraden in die Erde gebettet.
Das E ferne Kreuz 2. Klasse hat u. a. Amtsrichter Albert Cuhorst, Oberleutnant im Ersatzbataillon Nr. 53 erhalten.
- Nagold, 25. Sept. Ein s chw er««er Ung lüs -- fall traf heute den hiesigen Schmied Schechintzer und seine zahlreiche Familie in dem tödlichen Sturz des braven und fleißigen Mannes, den derselbe in der Nähe von Sulz hiesigen Amts, wo er Tannenzapfen brach, von einer Tanne tat. Der Tod des Unglücklichen trat auf der Stelle ein. Der schwer heimgesuchten Familie, die auch einen Sohn im Felde stehen hat, wendet sich allgemeine und aufrichtige Teilnahme zu.
st Liebenzelk, 25. Sept. (In der Heimaterde.) Dieser Tage traf hier die Leiche eines hiesigen Soldaten ein, der im Lazarett in Kaiserslautern seinen Wunden erlag. Es ist der 21 Jahre alte ledige Grenadier vom Stuttgarter Regt. 119 Ludwig Beinberg, Goldarbeiter. Er wird hier in seiner Heimat beerdigt.
st Freudenstadt, 25. Sept. (Ein tapferes Geschlecht.) Nun hat auch der dritte Sohn von Frau v. Olberg, Hauptmann v. Olberg, Brigadeadjutant der 3. Gardeinsanteriebrigade, in den Kämpfen um Reims das Eiserne ''Kreuz erhalten.
st Stuttgart, 25. Sept. (Zur großen Armee.) Auf dem Pragfriedhof wurde heute nachmittag der im Kampfe für das« Vaterland gestorbene Unteroffizier d. R. und Sekretär des« christlichen Bekerns junger Männer und der christlichen Bereinigung von Schülern höherer Lehranstalten in Stuttgart, Friedrich Ritter, zur letzten Ruhe bestattet. Der Verstorbene wurde am 7. September bei Verdun verwundet. Als ihn die/Krankenträger holen wollten, bat er, sie möchten zuerst einen Schwerverwundeten wegtragen. Die Krankenträger kamen nicht mehr und so lag er zwei Tage und zwei Nächtes aufs -dem Schlachtfeld. Am 23. September starßjer !m^La;arett zu Bruchsal.
st Stuttgart, 25. Sept. (Bitte um Liebesgaben.) Für das Landwehr-Jnsanterie-Regiment 120 nimmt das Ersatz-Bataillon des Landwehr-Jnf. Regt. 120 Asperg bei Ludwigsburg freiwillige Gaben, bestehend in Geld oder Unterzeug« (wollengHemden, Unterhosen, Socken, Leibbinden, Puls- und Kniewärmer) danb> bar entgegen und wird für die Weiterbeförderung nach dem Kriegsschauplatz Sorge kragen. Neben warmem Unterzeug sind auch Zigarren, Zigaretten, Tabak, Schokolade, Zucker usw. erwünscht. — Der