Stuttgarter Liebesgabenzug für das" aktive 13. Ar­meekorps wird zu Beginn der nächsten Woche abgehen und Pakete bis zu 3 Pfund für unsere Soldaten in den aktiven Truppenteilen mit hinausnehmen. Die Pakete können im Untergeschoß des Rathauses, neben dem Haupteingang, abgegeben werden heute Samstag von! 8 Uhr früh b ißj 8 Uhr abends! und ams,Montag von 8 bis 4 Uhr. Es soll an eine Adresse grund-> sätzlich nm ein Paket abgegeben werden.

' " js Stuttgart, 25. Sept. (Truppenvereidigung.') Die Vereidigung d er vor 2 Wochen in den Dienst eingetretenen Ersatzmannschasten hat gestern vor­mittag in der Garnisonskirche stattgesunden.

js Stuttgart, 26. Sept. (Presseberichte sür das Ausland während des Krieges.) Die Stuttgarter Handelskammer teilt folgendes mit: Die vom Deut­schen Handelstag herausgegebenen Pressemitteilungen für das neutrale Ausland während des Krieges,> veren Erteilung an die außerordentlich zahlreichen einhei­mischen Interessenten durch das Bureau her Handels­kammer erfolgt, sind seither nur in 6 Sprachen (deutsch, französisch, englisch, italienisch, spanisch, por­tugiesisch) erschienen. Es ist beabsichtigt, die Nach­richten künftig auch in holländischer, schwedischer und norwegischer Sprache zu veröffentlichen.

ss Heilbronn,, 25. Sept. (Liebesgaben.) Die Quartierentschädigungsbeträge, auf die Heilbronner Quartierträger zu Gunsten des Roten Kreuzes ver­zichtet haben, haben die Summe von 10000 über­schritten.

Das Glöckl'ein des Glücks.

Roman von Ludwig Rohmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Frau von Wannoff erwartete ihren Gast und Ulrich im Hof. Sie hatte eifervoll Umschau gehalten und sah Ulrich nun in lebhafter Besorgnis entgegen.

Ulrich las ihr die bange Frage von den Augen ao. Er sprang aus dem Sattel und schloß die Mutter stürmisch in die Arme:Mutter, freust du dich, daß ich glücklich bin?"

Mein lieber, lieber Junge," sagte sie. Sie küßte ihn bewegt und setzte dann hastig hinzu:Wir sprechen später davon, wenn dein Vater in seinem Zimmer ist."

Aber soll er denn nicht gleich ?" ,

Es ist besser, wenn er erst morgen davon) er­fährt. Und er soll's auch nur von mir hören. Er würde vielleicht eine (schlechte Nacht, haben, wcnn wrr's ihm jetzt sagten, und die wollen wir ihm doch ersparen."

Doktor Petzold erfuhr das Ereignis, als er spät in der Nacht heimkam. Er nahm Eves Kopf zwischen feine großen Hände und sah ihr lange in die Augen.

Hast du ihn denn wirklich lieb ?"

Ja, Vater!"

Es gibt eine Redensart bei euch jungem Volk: Lieb zum Sterben"; hast du ihn so lieb?"

Ich weiß nicht, Vater. Wenü die Redensart heißen soll, daß ich für ihn sterben könnte, ich glaube, Vater, so lieb Hab' ich ihn."

Er gab sie frei und ließ sich müde in einen Sessel fallen.

Da kraucht man nun draußen herum und flickte und Pfuscht dem lieben Herrgott, der Natur und Gott weiß, wem sonst noch ins! Handwerk und will' der armen Menschheit Helsen. Und indem kommt da­heim das Schicksal sacht über die Schwelle und nimmt einem selbst das Liebste."

Eve erschrak:Vater, macht es dich denn nicht glücklich?"

Laß, Mädel, und hör nicht auf mich. Ich gönn' dir doch gewiß alles'Glück, das weißt du. Aber ich müßte dich doch weniger lieb haben, wenn es! mir leicht würde, dich von mir zu lassen. Ich muß morgen ganz früh heraus, damit ich nachmittags frei bin, wenn er kommt. Und nun geh' zu Bett. Du wirst gute Gesellschaft haben in deinen Träumen ich bin müde sehr müde."

Petzold schlief schon, als Frau Anna mit ver­weinten Augen nach einem der Bücher griff, die neben dem Bett ans einem Tischchen lagen. Darin blätterte sie, bis sie die Ballade vom Glöcklein< des Glücks fand: Wie der sterbende König seinem Sohn den Thron hinterläßt und ihm ein warnendes Weis­heitswort mit auf den Weg gibt:

Du denkst dir wohl die Erde noch als! ein Haus der Lust.

Mein Sohn, das ist Nicht also ; sei dessen früh bewußt.

Nach Eimern zählt das Unglück, nach Tropfen zählt das Glück, ^

Ich geb in tausend Eimern zwei Tropfen dir zurück."

Die Worte verschwommen vor ihren Blicken, und während das Buch ihren Händen entglitt, schloß sie die schmerzenden Augen.

Herr, mein Gott," stammelte sie inbrünstig,ich will nicht klagen, daß du all mir dass Ksönigswort hast zur bitteren Wahrheit werden lassen. Aber wenn es sein muß lade ich mehr nochi aufs uttch laß mich's fragen. Mein Mind aber, mein liebes, einziges): laß glücklich werden."

Ausland.

Aus Mexiko.

Amsterdam, 25. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Das .Handelsblad" meldet aus London: Zwischen Caranza und Villa ist der langerwartete Konflikt ausgebrochen. Villa hält sich zum Abmarsch nach Mexiko bereit. Es ist möglich, daß unter diesen Umständen amerikanische Truppen in Veracruz bleiben.

Sonntags-Gedanken.

f Deutsch.

Man hat scharf und in langen Aufsätzen und Reden darum gestritten, was' M heiße, deutsch zu sein. Dem Einen war es ein Wort, wie jedes ändere, dem Andern war es gar noch weniger, dem Dritten aber ein Wort der Ehrfurcht und tiefsten Bedeutung, ein Wort des Stolzes- Wo sind diese Meinungs­verschiedenheiten um des Wortes Sinn geblieben? Im ozeanischen Flutwall einer großen Zeit sind sie untergegangen, um als gemeinsame Welle von über­ragender Stoßkraft wieder emporzufluten. Reini­gend die wahnbesangenen Seelen, läuternd die in der Irre gewesenen Begriffe.

Was ist deutsch? Was muß der Grundbegriff in ihm sein, wenn wir soweit wir den Ausdruck auf unserer endlichen Erde brauchen dürfen ein Ewigkeitvolk sein wollen und können? Deutschtum

VI.

Potzblitz, Frau du hier bei mir? Ist was passiert? Was hast du denn?"

Frau von Wannoff ließ sich langsam auf einen Stuhl nieder, der beim Bett stand.

Wie du fragst und staunst. Wär's denn so ver­wunderlich, wenn ich dir nun einmal guten Morgen sagen und nach dir sehen wollte?"

Na, es kommt wenigstens' selten vor, wenn ich nicht gerade tagelang im Bett liegen muß." Er starrte sie aus verquollenen Augen unsicher an und richtete sich dann schnell auf.Du du hast etwas auf dem Herzen es ist etwas passiert!"

Sie Lächelte still:Ja, etwas, wovon du nun erfahren mußt, wenn's auch nichts schlimmes ist."

Na, Gott sei Dank! Es ist immer so 'ne Angst in mir, daß was schlimmes geschehen könnte. Aber nun schieß mal los mit deiner Neuigkeit! Was gibts ?" '

Sie sah ihm fest in die Augen undi sagte« lang­sam und mit schwerer Betonung:Ulrich hat sich gestern verlobt."

Frau du bist verrückt!"

Nein."

Aber das ist doch! Mein Sohn soll sich ver­lobt haben, und ich weiß nichts davon! ? Das ist doch Unsinn. Verliebt vielleicht, oder auch vernarrt; aber verlobt? Dazu haben doch auch wir ein Wort zu sagen, sollt' ich meinen! Aber nun sag mir ein­mal vor allem, an welcher er denn so prompt hän­gen geblieben sein soll?"

Das ist Wohl nicht das! rechte Wort," sagte Frau von Mjannoff müde. Dann nach einer kleinen Pause setzte sie still hinzu:Er hat die Eve Mtzold lieb -"

Wannoff ließ sich in die Kissen zurückfallen und lachte schallend auf.

Nein du," rief er zwischen ein,der Spaß ist ja einfach köstlich. Die Eve! Das Dioktormädel und mein Jung!"

Willst du mir nicht sagen, was daran so spasp haft ist?"

Na, du sür Ernst soll ich das Wahl doch nicht halten?"

Es wird dir wohl nichts! anderes übrig bleiben, liebex Wannoff."

Nun faß er wieder und das Blui schoß ihm jäh ins Gesicht. '

Also wahr und wahrhaftig Ernst?"

Wahr und wahrhaftig."

Na, da hört denn doch die Weltgeschichte auf! Ist der Bengel denn rein des Deiwels!? Die Eve Petzow! Bürgerlich; ohne Verbindung, ohne Geld! In so was verliebt man sich vielleicht aber doch nicht mehr. Und nun gar verloben und heiraten!" Er machte Anstalten, auszustehen.Ruf mir den Jungen, daß ich deutsch mit ihm rede!"

Das hätte keinen Zweck, lieber Wannoff, denn du würdest nichts erreichen. Bleib liegen und höre mich an."

Geh zum Kuckuck, du was! Hab ich mit dir zu schaffen! Den Jungen brauch ich und mit dem wert? ich besser ohne dich fertig." <

Das sollst du eben nicht. Ulrich hat mir noch gestern abend von seiner Verlobung erzählt"

Drück dich besser ans er ist nicht verlobt."

Er ist verlobt und ich bin Ku dev Ueberzeu- gung gekommen, daß! wir ihm nicht entgegen sein dürfen."

Ei sieh da," höhnte er,du bist zu der Ueber- zeugung gekommen du! Und darf man gehorsamst stach den Gründen fragen, die so überzeugend auf dich gewirkt haben?" , > :

j ist Treue. Darin liegt der ganze Wert unseres Volks « tumes. Und diese Treue, die man besang und die doch so vielen als leere Redensart galt, hat vor Le, erbärmlichen Untreue der Gegner voll und groß in unserem Volk das Auge samsgetan. Da hat jede. Sohn des Vaterlandes, gleichviel, wes seine Partei­zugehörigkeit war, sein Deutschtum voll Stolz ge sunden und empfunden. Er hat gewußt, daß dieses Deutschtum gleichzeitig ihm die Treue zu seines Vol kes Sein und Bleiben mit eherner Kraft aufzwang. Wie ehedem die Treue der germanischen Manne-: in unbedingter Gefolgschaft zu ihrem Herzog sich kündtat, so haben w i r's erleben dürfen erhabene : und erhebender Stunde, wie Deutschlands! Söhne um unfern Kaiser sich scharten zur Ausübung der schönsten Pflicht der Treue, haben es erleben dürfen, daß unser Kaiser einem Herzog gleich, keine Parteien mehr, sondern nur ein Volk, sein Volk kannte: Treue um Treue, Treue des Einezlnen der Gesamt heit, Treue der Gesamtheit und dem Einzelnem gegen über.... das ist's, was die Grundlage des Be grisses Deutsch ausmacht. Auf dieser Grundlage wer­den wir stets unüberwindlich sein.

Voraussichtliches Wetter

am Sonntag, den 27. September: Fortgesetzt heiter und trocken, nachmittags warm, morgens neblig.

ÄersM-r örtlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Druck und S-rlag der W. Rieker'scheu Buchdruckerei, R!t;uk e-.

Ach, Wannoff, die sind doch nicht schwer einzu­sehen. Die beiden jungen Menschen haben sich lieb und müssen glücklich werden"

Na, natürlich! Etwas anderes äls Weibersenti- Mentalitäten war von dir doch «gar nichts zu erwarten ! Mach endlich daß du raus kommst und ruf mir den Ulrich!" -

Später, wenn wir fertig sind, kannst du natür­lich auch mit ihm sprechen. Rufen werd' ich ihn erst, wenn ich dein Einverständnis habe."

Da kannst du lange warten! Und wenn dein süßer Sohn, der Herr Doktor, glaubt, daß er Hinte ­deiner Schürze sich verstecken kann, na schön, dann muß ich ihn mir selber herholen."

Bleib ruhig, Wannoff, ich bitte dich. Du mußt ja doch erst mich auhören." Sie war aufgestandei« und auf ihrem Gesicht lag jetzt ein harter,) eüt- schlosjener Zug.Ich gebe ohne weiteres zu, daß die Verlobung meinen eigenen Wünschen nicht ent­spricht. Wenigstens insofern nicht, als ich unserm Einzigen gern eine Frau gewünscht hätte, die alles besitzt, was Eve fehlt: Familie, Verbindungen, Ver­mögen."

Er nickte eifrig:Na, schön, da sind wir dock- einig !"

..Nicht (g anz. Es wäre mir nur lieb gewesen, wenn seine Wahl aus ein Mädchen gefallen wäre, das neben persönlichen Eigenschaften auch diese Vorzüge besitzt. Aber da er nun einmal eine andere Wahl getroffen hat, id a sich gegen Eve Petzold, die uns lieb wie eine Tochter ist, absolut nichtsjeiu- wenden läßt, so ist eben nichts z u ändern, und wir müssen ihnen unseren Segen geben."

Das ist wieder einmal echt weibliche Logik. Es ist einmal so, und deshalb müssen wir zustimmeu. Aber meinetwegen es liegt ja ohnedies nichts darin, wie du die Sache ansiehst; ich stimmef jeden­falls (nicht Au, und das entscheidet ja dochallesii. Sagen aber muß ich dir doch, daß wir erstens! grr nicht zustimmen müssen, und daß wir ganz gewiß und unter allen Umständen ihm keinen Segen mit­geben werden. Was nützt denn dein Segen, wenn Ulrich in Kleinheit und Niedrigkeit untergeht? Meinst du, daß das bißchen Weibesliebe und meinetwegen auch noch ein halbes Dutzend Kinder dazu sür ein verpfuschtes Leben Ersatz bieten könnten? Nein, du die Sache liegt anders: Wir haben einfach die ver­dammte Pflicht und Schuldigkeit, den Jungen vor Dummheiten zu bewahren, und darum muß mau ihm den Unsinn mit Eve ordentlich austreiben."

Ach, Wannoff ein Unsinn ist das eben nicht. Ulrich wird es nun zwar nicht leicht Habens um vorwärts zu kommen, aber ich kann mir recht gut 'vorstellen, daß d as nur Mund sür ihn ist. Jeden­falls aber ist er entschlossen, sein Glück festzuhajlten und er hat sich tatsächlich auch schon so( weit ge­bunden, daß er nicht mehr zurück kann." ^ Das alles ist doch wieder nur heilloser Un­sinn," rief er ungeduldig.Erstens ist Ulrich nie fest entschlossen dazu kenn ich ihn doch zuj gut, und ich wette, daß ich mit jedem seiner! festen Ent­schlüsse machen kann, was ich will! Und dann: ohne meine Zustimmung kann er sich ja gar nicht binden."

Und warum kann er das nicht? Mit sieben­undzwanzig Jahren ist mau volljährig, und Ulrich darf sich schließlich nicht nur um der Jahre willen als selbständig betrachten." «

Volljährig u. selbständig! Ich sollte meinen, die Selbständigkeit ist an die Voraussetzung gebunden, daß einer sich selbst erhalten kann undj da, ist es um unseren Jungen bisher wirklich noch nicht zum besten bestellt gewesen." -

(Fortsetzung folgt.)