die für und wider sich erhebenden Meinungen inter­essieren, der kann hier ganz interessante Studien ma­chen. Vor allem ist es interessant, sich aus den ausge­stellten Tabellen ein Urteil über die Vernünftigkeit oder Unvernünftigkeit in der Führung unserer Lebens­weise zu bilden. Vielleicht geht doch mancher nachdenk­lich und zu neuen Gedanken angeregt von dem Laden­fenster weg und damit wäre der Zweck der Ausstellung erreicht.

sei). Mutmaßliches Wetter. Für Freitag und Samstag steht zeitweilig trübes und nebeliges, dann wieder naßkaltes und auch zu vereinzelten Schneefällen geneigtes Wetter bevor.

Erderschütterungen waren noch am letzten Abend des Jahres in unserer Stadt und einzelnen Orten der Umgebung zu verspüren. Etwa Uhr traten sie, nicht lange und nicht stark, auf. Hoffen wir, datz sie im neuen Jahr nicht ausarten.

Bad Teinach, 2. Jan. Gestern wurde der verheira­tete, 32 Jahre alte Jakob Blaich im Stall von einem Pferde geschlagen. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus nach Calw gebracht, starb aber bald. Der Schlag hatte die Leber ver­letzt.

. )( Unterhaugstett, 1. Jan. Die Feiertage um

die Zeit der Jahreswende brachten auch in unser kleines Dörflein etwas Abwechslung. Am zweiten Weihnachtsfeierlage hielt der hiesige Turnverein im Gasthaus z. Schwane seine Weihnachtsfeier mit Gabenverlosung ab. Vor der Verteilung der Ge­winne erfolgte die Vorführung einiger kleiner humoristischer Theaterstücke, die von den zahlreich erschienenen Zuhörern mit lebhaftem Beifall aus­genommen wurden. Nachher folgte fröhlicher Tanz. Am Sylvester-Abend hatte der Militärverein seine Generalversammlung, um nochmals im alten Jahre gemütlich beisammen zu sein. Es wurden auch die nötigen Wahlen vorgenommcn. Zum Vor­stand wurde wieder Gemeinderat I. Bäuerle ge­wählt, welcher dieses Ehrenamt nun beinahe acht Jahre mit Geschick und Pflichteifer begleitet. Um Mitternacht meldeten dröhnende Pistolenschüsse den Eintritt des neuen Jahres und man beglückwünschte sich gegenseitig mit einem fröhlichenProsit Neu­jahr!" /

Pforzheim, 1. Jan. Der hiesige Bijouteriesabrikant Eliiil Haberstroh hat sich in seinem Eeschäftstokal mit Zyankali ver­giftet. Er litt an einer starken Nervenzerriittung, die ihn auch in den Tod getrieben haben soll.

Württemberg.

Zum Tode von Kiderlen Waechters.

Nach den neuesten Bestimmungen versammelt sich das Trauergefolge bei der Beisetzung des Staatssekre­tärs v. Kiderlen-Waechter am Donnerstag nachmittag ft. 8 Uhr vor dem Sterbehause, Friedrichstraße 3. Von dort wird sich der Trauerzug nach dem Pragfriedhof begeben, wo in der Kapelle eine kurze Trauerfeier durch Prälat v. Kolb stattfinden.wird.

In dem Nachruf, den die Frankfurter Zeitung dem Staatssekretär von Kiderlen-Waechter widmet, werden auch die Gründe besprochen, weshalb Herr v. Kiderlen- Waechter seiner Zeit beim Kaiser in Ungnade fiel. Das Blatt schreibt:Warum Wilhelm II. dem überall so beliebten Geheimen Legationsrat v. Kiderlen, der in der Caprivizeit lange Fahre als Vertreter des Aus­wärtigen Amtes sein Reisebegleiter gewesen war, grollte, und weshalb dieser Kiderlen daher so lange in Bukarest gewissermaßen wie in einer Verbannung sitzen mußte, das ist nicht vielen bekannt. Wir wissen es von dem jetzt Verstorbenen selbst. Er hatte als Reisebeglei­ter dem Staatssekretär v. Marschall neben dem amtli­chen Berichterstatter auch zuweilen, wie das allgemein

üblich ist, Privatbriefe geschrieben, Briefe, in die der Humor, der zu Kiderlens Wesen gehörte, zuweilen hin- e'nspielte, aber niemals, so hat er uns noch vor eini­gen Jahren versichert, irgend etwas, was den Respekt vor dem Kaiser in Wahrheit hätte vermissen lassen. Einzelne dieser Briefe sind offenbar in der Zeit, als Marschall erkrankte und aus dem Amte schied, oder kurz nachher dem Kaiser in die Hände gespielt worden. Von wem? das ist die Frage, die Kiderlen zuweilen mit einzelnen Vertrauten klug und scharfsinnig besprochen hat und auf die wir nicht weiter eingehen wollen. Der Kaiser mag den Eindruck gehabt haben, daß die eine oder andere Wendung dieser Briefe so etwas wie spöt­tisch sei. Er hat Kiderlen wohl für undankbar gehalten, und daher die lange Verstimmung. Durch Kiderlens Ernennung zum Staatssekretär hat der Kaiser gezeigt, daß er vor sachlichen Notwendigkeiten die persönliche Stimmung zurücktreten läßt.

Stuttgart, 31. Dez. Der König hat den Präsiden­ten des Steuerkollegiums v. Zeller zum Präsidenten des Evang. Konsistoriums ernannt. Der bisherige Prä­sident des Steuerkollegiums und nunmehr an die Spitze der evang. Konsistoriums berufene Präsident v. Zeller ist von Haus aus Kameralist, womit der Brauch, an die Spitze des Konsistoriums einen Juristen zu stel­len, wiederum wie bei Prälat v. Sandberger, unterbro­chen wurde. Präsident v. Zeller ist 03 Jahre alt. Er ist in der Laufbahn eines Finanzbeamten bis zum Mini­sterialrat im Finanzministerium aufgestiegen, wurde dann Direktor des statistischen Landesamts und war seit 1904 Präsident des Steuerkollegiums. Der Lan­dessynode gehörte er seit 1894 an. und war in der 6., 7. und 8. Synode ihr Präsident und als solcher zugleich Mitglied der Ersten Kammer, derer auch fernerhin als Präsident des Konsistoriums angehören wird.

Stuttgart, 31. Dez. In der Sitzung des Kesamtkol- legiums der Zentralstelle für die Landwirtschaft ließ sich der neue Staatsminister des Innern, Dr. v. Fleischhauer ^ wegen Krankheit entschuldigen. Der Vorsitzende, Regie-! rmligsdirektor v. Sting widmete dem zurückgetretenen Staatsminister Dr. v. Pischek herzliche Worte des Dan­kes für seine 19jährige Wirksamkeit auf dem Gebiete der Landwirtschaft. In seinem Bericht über die Frage der Erlassung gesetzlicher Vorschriften zur Bekämp­fung der schädlichen Auswüchse des Güterhan­dels beantragte Landwirtsckmftsinspektor Ströbel-lllm, der Minister möge zur Bekämpfung dieser Auswüchse ähnliche gesetzliche Vorschriften beantragen, wie in Bayern, durch das Eüterzertrümmerungsgesetz von 1910. Dieser Antrag fand einstimmige Annahme, da aus dem Referat eine Zunahme der Mißstände hervorging. Re­gierungsrat Gauger berichtete über die Aussührungsbe- stimmungen zum Gesetz betr. den Absatz von Kalisalzen. Auf seinen Antrag schloß sich das Kollegium einer Er­klärung an, die bei der Verhandlung des gleichen Gegenstandes in der Sitzung des Deutschen Landwirt­schaftsrates festgestellt wurde, insbesondere betr. eine Abänderung der Bestimmungen über die Sicherung ge­gen Antergehalt und über die Verwendung der Abgaben aus Paragraph 27. Daran schloß sich ein Vortrag des­selben Referenten über Maßnahmen zur Hebung der Schweinehaltung in Württemberg mit Ausführungen über die Schweinemastanstalt in Reuti, Be­zirksamt Neu-Ulm, und der Schweinezuchtstation in Weißenhorn. Dem Wunsche, die nächste Sitzung des Kollegiums in Ulm abzuhalten, um diese Anstalten besichtigen zu können, wurde beigetreten. Oberregie­rungsrat Baier erstattete den Bericht über die Gewäh­rung eines erhöhten Kredits durch die K. Staatshaupt­kasse an die landwirtschaftliche Genossenschaftskasse, ins-

Die Schule des Lebens.

19) Roman von Herbert v. Osten.

Du bist der einzige gewesen, der die unschöne, un­liebenswürdige Weyherr geliebt, und du hättest sie auch gut liebenswert gemacht, du mein Lehrer, mein Lieb, mein alles! aber dich wiesen sie ja, dem Wunsche des Sohnes nachgebend, zurück, die hochgeborenen El­tern. weil ihnen der Stammbaum unendlich viel lie­ber war. wie das Glück der einzigen Tochter."

Wieder legte sich der böse, verbitterte Ausdruck in das spitze Gesicht der alten Dame, welche die Stirn an die Scheibe gedrückt, hinausblickte in die sich herabsenkende Finsternis.

Jäh begann sich das Unwetter zu entladen, das lange schon drohend am Horizonte aufgestiegen war. Wild krachten und donnerten die düsteren Wolkenmassen aneinander, als erbebe der Himmel in seinen Grundfe­sten. Pfeifend fuhr der Wind durch die schauernden Bäume, die sich zitternd unter der Wucht des Sturmes krümmten, und lohend schossen die Blitze zur Erde hinab.

Toska stand allein im Park und bot die Stirn dem Toben der entfesselten Elemente. Starr und glanzlos schaute ihr dunkles Auge in die züngelnden Blitze, von dem Wunsch erfüllt, daß einer dieser todbringenden Feuerstrahlen ihr Haupt treffen möge. Und wilder jagte der Sturm über die mächtige Erde und in den

I schwülen Lüften ächzte und wimmerte es, wie mit tau- j > send gespenstischen Stimmen. .

i Endlich entluden sich auch die dunklen Regenwol­ken und sandten ihre feuchten Schauer auf die lechzen­den. verschmachteten Blumen, die Johannistriebe des sterbenden Sommers. Hart prasselten Hagelkörner und Regentropfen auf das arme, verleumdete Mädchen nie­der.

Verzweifelt, gebrochen an Leib und Seele, kehrte sie am Morgen, das regendurchnäßte Kleid schwer über den Boden schleifend, in das Stiftsgebäude zurück.

Erschöpft warf sie sich auf ihr Lager, aber selbst der Schlaf wollte sich ihrer nicht erbarmen.

Auch Percy Hochstraten sah mit brennenden Augen in den Dämmerschein des erwachenden Morgens. Er wußte, daß der Tag ihm nichts wie Martern bringen würde.

Jeder mitleidige, teilnehmende Blick der Kamera­den war ihm eine Qual. Aus jedem harmlosen Worte glaubte er eine Anspielung auf sein Unglück zu hören.

Bei seiner Mutter selbst fand er keinen Trost. Wenn er Tränenspuren an ihren lieben Augen sah, ballte er in ohnmächtigem Zorn die Hände, daß auch sie seinetwillen litt, verschärfte noch sein Elend. Sie wenigstens sollte glücklich sein, und um sie zu erfreuen, und der Welt zu zeigen, daß er der Treulosen nicht mehr nachtrauere, ritt er nach Merum und bat um die Hand seiner Jugendgespielin Edith.

Sie wurde ihm bereitwillig gewährt.

besondere über den Antrag, neben der bisher gewähr­ten l Million Staatskredit einen weiteren bis zu 2 Millionen reichenden Kredit einzuräumen. Der Antrag wurde enstimmig angenommen, desgleichen ein Antrag, sich gegen eine Ermäßigung des Frachtsatzes für Aus­landgetreide auszusprechen und für eine Erhöhung der Frachtsätze für die Mehlversendung einzutreten, um die einheimische Landwirtschaft und die Müller zu schützen.

Stuttgart, 31. Dez. Der Vorstand der Sektion III der Süddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft (Württemberg und Sigmaringen) hat anläßlich der Aufstellung der neuen Veamtendienstordnung die wegen der am 1. Januar 1913 in Kraft tretenden Reichsversicherungsordnung erforderlich wurde, den bisherigen Verwaltungssekretär Adolf Aldinger zum Sektions-Direktor ernannt.

Herrenberg, 31. Dez. Die Diebstahlsunter- fuchung gegen den Provisionsreisenden Künzler hat auch die Entdeckung eines Hehlers zu Tage gefördert. Als dieser Hehler, der Taglöhner Trautwein von.. Degerloch, vor Gericht stand, gebürdete er sich wie ein Tobsüchtiger, suchte den Untersuchungsrichter zu überfallen, zertrümmerte die Kanzleimöbel usw., bis er gefesselt und gebändigt war.

Freudenstadt, 1. Jan. Gestern früh starb »ach kurzem Leiden rn der Murgtalgemeinde Hugenbach der langjährige Schultheiß E. Wurster im 63. Lebensjahre. Der Tod des in weiteren Kreisen hochgeachteten Mannes hinterläßt in der Gemeinde eine fühlbare Lücke.

Böchingen, OA. Oberndorf, 31. Dez Um die hiesige Ortsvorsteherstelle haben sich beworben: Verwaltungsassistent Karl Kolb in Schramberg, Verwaltungspraktikant Herz in Schussenried (früher Stadtschultheißenamtassistent in Oberndorf), Ver­waltungspraktikant Kübler in Stuttgart, Verwal­tungspraktikant Spitzer in Wangen und Verwaltungs­praktikant Sommer in Emerkingen. Bei einer Wählerversammlung am Sonntag kamen Kolb und Herz in die engere Wahl.

Großküchen, 30. Dez. Der Steinhauer Sebastian Eberle, Vater von 7 Kindern, wurde im Walde beim Holzmachen von einem stürzenden Baume getroffen und wurde so schwer verletzt, daß er bald darauf verstarb.

Oberrot OA. Gaildorf, 31. Dezember. Gestern morgen 9 Ubr ist ein in Frankenberg, Tde. Ober­rot, im Dienst befindliches 14 Jahre altes Mädchen, gebürtig von Sanzenbach, an einem durch Regen mit Wasser angefüllten Steinbruch in der Niihe von Frankenbach tot aufgesunden worden. Das Mädchen scheint aus moralischen Gründen Selbst­mord begangen zu haben, die erste Annahme, datz sie von einer dritten Person in das Wasser ge­stoßen wurde, erwies sich nach angestellten Erhe­bungen als haltlos.

Ulm, 31. Dez. In ihrem 74. Jahrgang teilt heute die Ulmer Schnellpost ihren Lesern mit, daß sie mit der Nummer vom 31. Dezember ihr Erscheinen einstellen werde. Der Verlag erkärt, er habe sich seit Jahren mit großen Opfern um die Erhaltung und den Ausbau des Blattes bemüht. Die Unter­stützung seiner Bemühungen habe immer mehr nach­gelassen. Er bittet die bisherigen Leser des Blattes, ihr Abonnement auf die in Stuttgart erscheinende Deutsche Reichspost zu übertragen. Das Blatt war früher jahrzehntelang im Besitz der Familie Rübling und hat seither wiederholt den Besitzer gewechselt.

Aus Welt und Zeit.

Augsburg, 30. Dez. Durch die Erkrankung einiger Kinder wurde entdeckt, daß der Wasenmeister­gehilfe Stecker von der Städtischen Tisrleichen-

8. K a p i t e l.

Ein düsterer, regenschwerer Morgen war der Ee- witternacht gefolgt. Grau und wolkenbezogen der Him­mel, so weit das Auge reichte, mit einem Schlage kalt und herbstlich geworden, die gestern noch sonndurch- gkühte Luft. Ein rauher Wind strich unbarmherzig die welken fahlen Blätter von den Aesten.

Prasselnd trieb er die Regentropfen gegen die be­schlagenen Fensterscheiben des alten Stiftsgebäudes, ächzend und wimmernd zog er durch die Stätte des Kamins.-

Toska lag in einem Zustand dumpfer Betäubung auf ihrer Chaiselongue. Eine bleierne Müdigkeit hin­derte sie am Denken und schlich lähmend durch die schwe­ren Glieder. Mit glanzlosen überwachten Augen sah sic zu der Tante aus, als diese zu ihr in das Zimmer trat.

Mein Gott, da liegt sie noch immer und faulenzt," rief das alte Mädchen in Hellem Aerger, die Hände zu­sammenschlagend.Du tätest auch besser, dich etwas um deine Sachen zu kümmern, aber denkst du, deine Ausstattung wird von selbst fertig?"

Du weißt, daß ich leine Ausstattung mehr brauche," entgegnete Toska müde.

Nein, das weiß ich nicht", eiferte das alte Fräu­lein.Vorgestern hat Herr Colonna das erste Aufgebot bestellt und in drei Wochen ist Hochzeit."

Bitte, spare dir diese liebenswürdigen Scherze. Ich