Vernichtungsanstalt seit geraumer Zeit das dorthin verwiesene'Fleisch von kranken oder gefallenen Tieren, darunter solches von Kunden und Katzen zu Wurst verarbeitet hat und für 30 Pfg. das Pfund in großen Mengen verkaufte.
München, 31. Dez. Hier hat eine gestern nachmittag abgehaltene Versammlung der Milchproduzenten beschlossen, vom 1. Januar ab die Milchsperre über München zu verhängen, lieber die Ursache dieser Maßregel wird nichts mitgeteilt.
München, 31. Dez. Der bei dem gestrigen Eisenbahnunglück bei Brückberg schwerverletzte Schuhmachermeister Sel- inaier ist gestorben. Das Unglück hat somit 1 Opfer gefordert. ^ ^ ....
Wesel, 1. Jan. Zn Denekamp an der holländischen Grenze wurde an der alleinwohnenden wohlhabenden Witwe Raters ein Raubmord verübt. Die unbekannten Täter schlugen anscheinend zuerst der Frau den Kopf ab, raubten das Haus aus und zündeten dann das Gehöft an.
Schwetz, 31. Dez. Bei der gestrigen Reichstagsersatzwahl erhielt von den 15 908 abgegebenen gütigen Stimmen Landrat v. Halem (Reichsp.) 8017, Saß-Za- worski (Pole) 7865 und Parteisekretär Grygo (Soz.) 33 Stimmen. Zersplittert waren 3, ungültig 25 Stimmen, v. Halem ist damit wieder gewählt.
'Petersburg, 31. Dez. In amtlichen russischen Kreisen ist man über die Friedensverhandlungen sehr ruhig. Alle Anzeichen sprechen dafür, das; auch in der ^rage der Begrenzung Albaniens ein alle befriedigendes Kompromiß gefunden' wird Hartnäckig wird behauptet, das; die türkische Ver- ichleupuiigspolitik eine sehr nachdrückliche Einwirkung in Konstantinopel zur Folge haben werde, und daß die Großmächte einig seien, keinesfalls den Wiederausbruch des Krre- ges zuzulassen.
Belgrad. 31. Dez. Auf Verordnung des Kricgsminister; wurden die Wehrpflichtigen letzten Aufgebots, die zu Beginn des Krieges nur zu einer Kontrolloersammlung einberufen morden waren, zur Ausübung des Garnisondienstes einberufen.
Eetreideversorgung Europas spielen. Die heutige Börse war schwach besucht. Bei gut behaupteter Stimmung waren die Umsätze nicht von großer Bedeutung. Die nächste Börse findet am Dienstag, den 7. Januar 1913, statt. Wir notieren:
Weizen, würlt.
20 —
bis
22.— R,
„ sränk.
2l —
->->_
„ bavr.
21.—
23.— I
Weizen Rum.
23.75
24.25 „
Ulla
23.50
24.— „
Saxonska 23.76
24.25 .
„ Azima
23.50
„
24.—
„ Laplata
22.50
„
23.50
„ .Kansas II
24 —
„
24.50 „
Kernen, neu
20 —
22.—
Dinkel, neu
14.—
15.50 T'
Roggen
1850
10—
Gerste, würlt.
19.—
„
2l.— „
„ bayr.
20 —
„
22.—
„ Tauber
21.—
22.—
sränk.
21.—
„
22.— I
Futtergerste
16.75
„
17.25 „
Hafer, württ.
16.—
„
19.25 „
„ ainerik.
20.25
20.50 „
.. russ.
20.50
21.75 ..
Mais, Laplata
15.50
15.75 „
Tafelqries
34 —
34.50 „
Mehl 0
34.—
34.50 „
1
33.—
33.50
o
32.—
32.50
3
30.50
„
31.— „
1
27.50
28— „
Kleie
0.50
IO.— „
Landwirtschaft und Märkte.
Neuenbürg, 28. Dez. Dem heutigen Schweinemarkt waren 32 Stück Milchschweine zugeführt, welche alle zum Preise von 34—40 Mark verkauft wurden.
Stuttgart, 31. Dez. Schlachtviehmarkt. Zuge trieben: Großvieh 285, Kälber 575. Schweine 714 ^ Stück. Ochsen 1. Qual. 98—100 Mk., Bullen 1. Qual. 90—93 Mk.. Stiere 1. Qual. 99-102 Mk., Jungrinder 2. Qual. 96—98 Mk., Jungrinder 3. Qual., 93—95 Mk., Kühe 3. Qual., 55-65 Mk., Kälber 1. Qual. 116—122 Mk., Kälber 2. Qual. 110—147 Mk., Kälber 3. Qual. 100—110 Mk.; Schweine 1. Qual. 86—90 Alk., Schweine 2. Qual. 87—88 Mk., Schweine 3. Qual. 78—82 Mk. Verlauf des Marktes: Kälber lebhaft, sonst mäßig.
Mannheim, 1. Januar. In ihrem Jahresbericht sagt die Handelskammer in Mannheim, daß das abgelaufene Jahr ein Jahr der Hochkunjunktur gewesen sei. Aber jede internationale Verwicklung mache sich in Mannheim stark bemerkbar, da die Stadt mit dem Wirtschaftsleben aller Völker eng verknüpft ist und jährlich mehr als zwei Millionen Tonnen Güter im überseeischen Verkehr empfängt. Wenn die politische Unsicherheit anhalte, sei es ^nt der Hochkonjunktur bald vorbei: schon jetzt deuten gewisse Anzeichen auf einen Umschwung hin.
Stuttgart, 30. Dez. Landesproduktenbörse. Auf dem Getreidemarkie sind in abgelausener Woche keine wesentlichen Veränderungen zu verzeichnen, die Angebote von Rußland und Amerika sind nicht dringend und eher etwas teurer, während Argentinien, woher die Ernteberichte recht günstig lauten, nachgiebiger war. Letzteres Land wird jedenfalls in den nächsten Monaten die Hauptrolle in der
(netto Kossa.)
Weltmarktpreise: Weizen Berlin Dez 210.50 (pl. 3 75). Mai 209 (min. 0.25), Pest April 198.50 (pl. 1.50) Paris Dez. 220.65 (min. 2.05), Liverpool März 165 80 (pl. 1.35), Chigago Dez. 132 (min. 0.95), Roggen Berlin Dez 182 (pl. 8), Mai 174.25 (pl. 0.25), Hofer Berlin Dez. 173 (pl. 1.25), Mai 173.75 (pl. 0.50), Futtergerste südruss. frei Hambg. unverzollt Dez. 138 50 (pl. 2.25), Mais Laplata schwimm. 110.50 (pl. 1.50), Mixed Dez.—März 107 (min 150) Mark.
Vermischtes.
ii.-K. Was England an Kanarienvögeln verbraucht. Ein Statistiker hat hcrausgerechnet, daß in England alljährlich etwa 400 00t) Kanarienvögel abgesetzt werden, die ein Kapital von mindestens 2 Millionen Mark repräsentieren. Von dieser Riesenschar gefiederter Sänger stammen etwa 100 000 aus Deutschland, denn der Vorrang der deutschen Ka- narienzucht wird noch immer insofern von aller Welt anerkannt, als die Deutschen die gezüchteten Vögel am besten im Gesang auszubilden vermögen. Die übrigen drei Vierteile der auf den Markt gebrachten Kanarienvögel sind dagegen englisches Erzeugnis. Bei diesen englischen Kanarienvögeln wird von den Züchtern und Händlern weniger Wert auf den Gesang, als vielmehr auf Figur, Farbe und Zeichnung gelegt. Der Hauptplatz für diesen Handel ist die Stadt Norwich. Für gute Zuchtoögel werden hier ganz enorme Preise bezahlt, und Forderungen von 200—800 für hervorragend schöne Ausstellungsvögel oder von 3—5000 -R für einen bewährten und hoch prämierten Zuchtstamm sind durchaus nichts Seltenes. Die Kanarien- zucht kann also unter Umständen an England eine recht einträgliche Beschäftigung bilden.
K.-!<. Verspätete Verherrlichung des Generals Uhrich. Der Verein „Alsacien-Lorrain de Paris", der unter den nach Frankreich übergesiedelten oder vorübergehend dort weilenden Elsaß-Lothringern für die innere und äußere Wiedergewinnung der Reichslande seine chauvinistische Propaganda ausübt, veranstaltet alljährlich für seine nach Paris kommenden Landsleute Zusammenkünfte. Auf der kürzlich stattgehabten hielt nach Zeitungsberichten Herr Welschinger (wohl der bekannte Literarhistoriker und Geschichtsschreiber Henri W., der ja geborener Elsässer ist) einen Vortrag über die Verteidigung von Straßburg durch General Uhrich. Diese wurde als eine unvergleichliche Heldentat gerühmt, während der Redner Werders Angriffsmethode als die Barbarei eines überlegenen Gegners hinstellte und die durch das Bombardement des „wilden" Feindes in der Stadt angerichteten Zerstörungen in den schwärzesten Farben ausmalte. Nun, diese unvermeidlichen Verheerungen sind auch von den Deutschen
bin jetzt wahrhaftig nicht in der Lage, um diese fortwährenden Nörgeleien ruhig ertragen zu können."
„Und ich bin nicht in der Stimmung, mir deine unbescheidenen Bemerkungen gefallen zu lassen," gab die alte Dame scharf zur Antwort. „Wenn du es für passender hältst, ein Liebesverhältnis mit deinem Musiklehrer zu haben, anstatt ihn zu heiraten, so bin ich anderer Meinung, und da ich als deine einzige nahe Verwandte das Recht habe, über dich zu bestimmen, so werde ich dich nötigenfalls dazu zwingen, dich deinem Geliebten antrauen zu lassen. Dein Vormund gibt niir vollständig Recht."
„Mäßige dich in deinen Worten," rief Toska aufspringend und drohend der Tante entgegentretend.
„Herr Colonna brachte mir Nachricht von meinem armen Achim, der schwer erkrankt ist."
„Hahaha," lachte Jda Weyherr schneidend auf. „Weshalb hattest du das nicht gleich gesagt und weshalb mußten diese Nachrichten unter vier Augen mitgeteilt werden?" und als Toska keine Antwort gab, fügte sie spöttisch hinzu: „Seit wann besteht denn das intime Freundschaftsverhältnis zwischen Achim und deinem Lehrer, und weshalb hat Graf Hochstraten dir sein Wort zurückgegeben, wenn euer Zusammentreffen so harmloser Art war?"
„Ich kann diese abscheulichen Verdächtigungen nicht länger mitanhören!" klang es leidenschaftlich von Tos- kas Lippen. „Sofort werde ich an die Majorin Adler schreiben, daß sie mich morgen erwarten möchte."
„Du tust mir den größten Gefallen damit: aber bitte, packe deine Koffer selbst! Lisette mußte ich entlassen: denn wenn ich auch selbst dein Betragen keineswegs in Schutz nehme, so darf ich doch nicht dulden, daß die Dienstboten ihre Bemerkungen darüber machen."
„Wie verraten und verkauft bin ich hier!" stöhnte Toska, während sie sich an den Schreibtisch setzte und mit fliegenden Worten ein Billett an die Majorin Adler schrieb.
Das Stistsfräulein schickte sich an, das Zimmer zu verlaßen, aber auf der Schwelle wandte sie sich noch einmal um und sagte kurz:
„Ehe ichs vergesse, Leutnant Breithaupt wird vielleicht heute wegen des „Diamant" herauskommen. Ich hatte zufällig im Stadtblatt gelesen, daß er ein Pferd kaufen will und ihm deshalb den Diamant angeboten."
„Ohne mich um meine Einwilligung zu fragen?"
„Allerdings, denn daß du so wahnsinnig sein solltest, zu beabsichtigen, dir als Frau Musiklehrer ein Reitpferd zu halten, kann ich doch unmöglich annehmen. Danke mir lieber, daß ich die Sache so schnell erledigt habe! Geld tut dir doch wahrhaftig nötig, ich wüßte wenigstens nicht, wovon ich deine Trousseau bezahlen sollte!"
Toska biß sich die Lippen blutig, um ein' laut werdendes Schluchzen zu unterdrücken.
Freilich, die Tante hatte recht, auch als Gesellschafterin würde sie nicht in der Lage sein, ihren Diamant
beklagt worden, allein eine Festung ist schließlich doch dazu da, um im Kriege belagert zu werden, und der Vorwurf, die Gesetze der Humanität verletzt zu haben, kann nur gegen die kaiserliche Militärverwaltung erhoben werden, die den Waffenplatz Straßburg ohne einigermaßen ausreichenden Schutz egen das neuzeitliche Artilleriefeuer gelassen, trotzdem aber efohlen hatte, ihn bis aufs äußerste zu verteidigen. Was aber den General Uhrich betrifft, für den Welschinger ein Denkmal in der Hauptstadt verlangte, so scheint man in Paris nicht mehr zu wissen, daß er zwar nach der Uebergabe zuerst in ganz Frankreich als Held gefeiert wurde, daß aber schon bald einzelne Stimmen gegen ihn die schnöde Verdächtigung erhoben, er habe die Festung auf kaiserlichen Befehl übergeben. Ein in Tours eingesetzter Ausschuß sprach ihn frei, dagegen hat nach dem Kriege der Untersuchungsrat in Versailles seine mehr passive als aktive Verteidigung scharf getadelt. Zweifellos ist Uhrich, wie Fr. Regensberg im 2. Bande seines Werkes „1870/71" (Abt. 4: Der Kampf um die Festungen) eingehend nachweist, ein persönlich höchst ehrenhafter und tüchtiger General gewesen, der aber weder das Genie und die unbeugsame Energie eines Eneisenau oder Toketen besaß, noch auch die für den Festungskrieg erforderlichen Kenntnisse, zumal auf dem Gebiete der Artillerie und des Jngenieurwesens. Die Tapferkeit der französischen Offiziere und Kanoniere in Straßburg ist deutscherseits stets rückhaltslos anerkannt worden, dagegen kann die oberste Leitung der Verteidigung keineswegs als vorbildlich bezeichnet werden.
Die Hagia Sophia in Konstantinopel.
Von Sven Hedin*)
Wir zählen das Jahr 548 nach Christi Geburt. Eine der herrlichsten Kirchen der Christenheit ist soeben von den größten Baumeistern jener Zeit, Kleinasiaten, vollendet worden. Sechzehn Jahre hat die Arbeit gedauert und zehntausend Arbeiter unaufhörlich beschäftigt. Jetzt aber steht das Riesenwerk fertig da, und heute soll die Kirche der Heiligen Weisheit eingeweiht werden.
Der große Kaiser des Byzantinischen Reiches, Justi- nianus, kommt auf schnellem Viergespann dahergefahren und betritt in Begleitung des Patriarchen von Konstantinopel die Kirche. Ihr Inneres ist so weit wie ein Marktplatz, und 56 Meter hoch wölbt sich, einem Himmel gleich, die Kuppel. Justinian sieht sich um und freut sich seines Werkes. Er bewundert den bunten Marmor an den Wänden, die kunstvolle Mosaik im Goldgrund der Kuppel, die hundert Säulen aus rotem Porphyr und grünem Marmor, die Kuppel und Galerien tragen. Unermeßlich ist der Reichtum des Kaisers! Sieben Eoldkreuze hat er der neuen Kirche geschenkt, jedes einen Zentner schwer! Vierzigtausend Kelchdecken, alle mit Perlen und Edelsteinen gestickt, birgt die Sakristei, und vierundzwanzig Bibeln, die in ihren goldbeschlagenen Deckeln je zwei Zentner wiegen! Die Türbekleidungen der drei Portale sind aus Bauholz von der Arche Noah gezimmert und die Türen des Haupteinganges sind gediegenes Silber: die übrigen tragen prachtvolle eingelegte Arbeit aus Zedernholz, Elfenbein und Bernstein. Zwischen zwölf silbernen Säulen prangt, gleichfalls aus getriebenem Silber, aber vergoldet, das Allerheiligste dieses Tempels, ein Bild des Gekreuzigten, ein getreues Abbild jenes Kreuzes, das römische Barbaren mehr als 600 Jahre vorher in Jerusalem errichteten.
Das Gewölbe schwimmt in Licht. Silberne Kronleuchter über dem Haupt des Kaisers bilden eine mächtige Kreuzesform, ein Sinnbild des sieghaften Glanzes himmlischen Lichtes über die Finsternis der Erde. In der Kuppelmosaik leuchten die milden Antlitze der -Heiligen, die in stummer Andacht vor Gott knien, unter der Wölbung schweben die vier Cherubim. Und der Kaiser denkt des zweiten Buches Moses: „Die Cherubim breiteten ihre Flügel aus von obenher und deckten damit den Gnadenstuhl: und ihre Antlitze stunden ge-
! . *) Aus Hedins Volks- und Jugendbuch „Von Pol zu
> Pol". (Leipzig, Brockbaus. Gcb. I
behalten zu können. Schmerzlich seufzte sie auf, während sie in den Stall hinunterging. Dort schlang sie beide Arme um den Hals ihres Lieblings und drückte das Gesicht tief in die dunkle Mähne des Pferdes. Das kluge Tier wieherte leise, wie traurig, auf, während es mit dem Kopfe sanft die Schulter seiner jungen Herrin rieb, als wolle es sie trösten mit seiner Liebosung.
„Nicht war, du verstehst mich, mein kluger Diamant?" flüsterte Toska und schmiegte sich fester an das glänzende-Fell des edlen Tieres. „Und auch dich wollen sie mir nehmen, dich, meinen letzten Gefährten aus glücklicher Zeit! Und der rohe Breithaupt soll dein Herr werden, der so unbarmherzig mit seinen Pferden umgeht. Zu schänden reiten wird er dich, wie die arme Bella und dich dann an irgend einen erbarmungslosen Steinkarrenkutscher verkaufen, der dir das Mark aus den Knochen peitscht, mein stolzer, schöner Diamant! Und ich, die ich gelobt, daß nie ein anderer deinen Rücken besteigen soll, ich kann es nicht hindern.
Lange sah sie in die braunen, ausdrucksvollen Augen des Trakehners, dann wandte sie sich mit zuckenden Lippen ab u. schritt schnell dem Hause zu. Sie wollte wenigstens nicht Zeuge sein, wie man ihren Liebling fortführ'te.
Am nächsten Morgen erhielt Toska eine sehr höfliche, aber auch sehr kühle Ablehnung der Majorin Adler, bei Brunnstedts, bei Nordheims-
(Fortsetzung folgt.)