stoß von 20 000 Rassen, größtenteils Reiterei, gegen die Grenze der Bukowina wnrde bei Nowofielitza vollständig zurückgeschlagen. Dem Feind wurden mehrere hundert Ge­fangene abgenommen. In überstürztem Rückzuge ließen sie auf dem Kampfplatze viele Kriegsgeräte zurück.

Ein weiterer Sieg der Oesterreicher.

Wie», 26. Aug. (W. T. B.) Das Kriegsquartier meldet amtlich: Die 3 tägige Tchlacht bei Krasnik endete gestern mit einem völlige« Sieg unserer Truppe». Die Russen wurden auf der ganzen etwa 70 Km. breiten Front geworfen und haben fluchtartig den Rückzug gegen Ljublin angetreten.

Der verstorbene Papst über den Krieg.

Wie«, 25. Aug. (W.T.B.) Die .Reichspost* meldet aus Rom: Der Arzt des verstorbenen Papstes, Dr. Marchia- fava, äußerte gegenüber einem Korrespondenten derReichs- post', daß der Papst dringend gebeten worden sei, mit seiner großen Autorität gegen den Ausbruch des Krieges zu inter­venieren. Der Papst erklärte darauf wörtlich: Der einzige Herrscher, bei dem ich mit Aussicht auf Erfolg intervenieren könnte, weil dieser Monarch stets in Treue dem Heiligen Stuhl ergeben war, ist Kaiser Franz Joseph. Aber gerade bei ihm kann ich nicht intervenieren, denn der Krieg, den Oesterreich führt, ist gerecht, nur allzu gerecht.

Die Rnmäuier.

Bnkarest, 25. Aug. In einem dem König gewidmeten Huldigungsartikel schreibt dieJndependence Roumaine*: Wir wissen, daß was immer geschieht, der König die Nation zum äußersten Opfer nur auffordern wird, um die Lebens­interessen dieses lateinischen Landes zu wahren. Mehr denn je umgiebt die rumänische Nation den Thron Karls von Hohenzollern mit kindlicher Verehrung. Wir haben Ver­trauen zu ihm und alle werden wie ein Mann der Fahne folgen, die er trägt.

Bukarest, 25. Aug. König Karol, der einige Tage un­päßlich war, ist wieder hergestellt. Er hat heute die tür­kischen und griechischen Delegierten empfangen.

Auch die Oesterreicher hinausgeworfeu.

Wie«, 25. Aug. (W.T.B.) Die marokkanische Regie­rung hat dem diplomatischen Agenten Oesterreich-Ungarns in Tanger seine Pässe zugestellt und ihn zur sofortigen Abreise mit einem französischen Kreuzer gezwungen, der ihn nach Sizilien gebracht hat.

Französische Prahlerei.

Mit welchem Drucke die Tripel-Entente und ihre Presse fortgesetzt daran gearbeitet haben, Italien zum Eingreifen gegen seine bisherigen Verbündeten, besonders gegen Oester­reich-Ungarn zu veranlassen, zeigt eine Aeußerung des Pariser »Temps* über die angeblich kommenden Flottenoperationen der Tripel-Entente in der Adria:

Die Marine Franz Josephs wird bald nicht mehr sein. Wir unterdrücken so mit Hilfe Englands die Neben­buhlerschaft, die Italien in der Adria fürchtete. Die logische Folge der Ereignisse wird Italien klar und deut­lich die Interessengemeinschaft vor Augen führen, die die Mittelmeermächte in diesem von Deutschland entfachten Kriege gegen die deutsche Herrschaft vereinigt..

Es ist anzunehmen, daß es Italien nicht schwer fallen wird zu unterscheiden, was es höher einschätzen muß, die

Mitarbeiter entweoer diren gegen" vaar oder gegen Berei- ligung an Finanzgruppen den Haß gegen Deutschland gepre­digt haben, oder die Tatsache, daß die französichen Heere von den Hochvogesen bis über die Ardennen hinaus sich auf der Flucht befinden.

Englische Heldentaten.

Mailand. 24. Aug. Die Engländer hielten bei Gibral­tar das von Nerv-Jork kommende italienische Schiff .Ancona* an und zwangen nach voraufgegangenem Handgemenge 22 an Bord befindliche deutsche Reservisten abzusteigen und in­ternierten sie als Kriegsgefangene.

Das Moratorium in England.

London, 25. Aug. (W.T.B.) Das allgemeine Mora­torium, d. h. die Frist für den Aufschub aller Zahlungen, ist in ganz Großbritannien bis zum 4. Oktober verlängert worden.

Landesnachrichten.

Wtenrtelg. L8. August 1814.

Bekanntmachung.

Zur Feldpostbesörderung zugelasserre

Privatsendungen. ^

Wiederholte Anfragen geben der Generaldirek­tion Veranlassung, darauf hinzuweisen, daß die Be­förderung von Vrivatpaketen an Militärpersonen im Felde vorerst nicht möglich ist: sobald sie zugelasfen werden kann, wird dies besonders chekanntgegebew werden. Privatpakete nach Heeresteilen in festen Standorten (Garnisonen, Festungen, stehende La­zarette, Ersatztruppenteile usw.) im Jnlande werden s oweit nicht Ausnahmen bestehen bis Suf wei­teres noch gegen die sonst üblichen P ortosätze ange­nommen; die Sendungen müssen frankiert fein.

Im übrigen befördert die Feldpost in Privatan­gelegenheiten der Angehörigen des Heeres : gewöhn­liche Briefe bis zum Gewicht von 250 Gramm ein­schließlich, gewöhnliche Postkarten, Geldbriefe mit einem angegebenen Werte bis 1500 Mark einschließ- lichund bis zum Gewicht von 250 Gramm einschließ­lich, Postanweisungen über Beträge bis'VOO Mark einschließlich vom Feldheer nach der Heimat und bis 100 Mark einschließlich an die Angehörigen des Feld­heeres, Zeitungen. Bestellungen auf die in der Zei­tungspreisliste verzeichneten Zeitungen für Angehö­rige des Heeres werden sowohl von den Postanstalten in der Heimat als auch von den Feldpostanstalten (Feldpostämter, Feldpostexpeditionen und Seldpost- stationen) angenommen. Erhoben wird das gewöhn­liche Zeitungsgeld (ohne Bestellgeld) und' eine Gebühr für die Verpackung der Zeitung, die jedem Bezieher in besonderem Briefumschlag übersandt wird.

Ausgeschlossen sind von der Beförderung durch die Feldpost in Privatangelegenheiten: Einschreib­sendungen, Nachnahmesendungen, Postaufträge« Briefe mit Postzustellungsurtunde. Die Bezeichnung postlagernd" und das Verlangen der Eilbestellung dürfen bei den durch die Feldpostanstalten auszu­händigenden Sendungen nicht angewandt werden.

Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände für Truppenteile und deren Angehörige bleiben von der Versendung durch die Feldpost unbedingt ausge­schlossen, da grundsätzlich diese Sendungen von ben Ersatztruppenteilen durch Vermittlung der Etappen­behörden nach dem Kriegsschauplatz zu befördern sind.

PchMnöungen UND uoer ' me Postanstalten Auskunft.

Das Publikum wird bei diesem Anlaß ersucht, in seinem eigenen Interesse die Aufschrift der Feld­postsendungen recht deutlich und vollständig abzu­fassen. Es empfiehlt sich, zu Postkarten und Brief­umschlägen nur solche Formulare zu verwenden, die mit einem Vordruck für die Aufschrift und für die Angabe des Absenders versehen sind.

* Eine Zusammenstellung aus den beiden ersten würt- tem belgischen Verlustlisten ergibt folgendes: Gefallen 2 Offiziere, 32 Unteroffiziere und Mannschaften; schwer verwundet 4 Offiziere. 68 Unteroffiziere und Mannschaften; leicht verwundet (bezw. einfachverwundet") 4 Offiziere, 95 Unteroffiziere und Mannschaften; vermißt 120 Unter­offiziere und Mannschaften; erkrankt 20 Unteroffiziere und Mannschaften; gefangen 1 Mann. Die größte Verlustzahl entfällt hienach auf die Vermißten. Ueber ihr Schicksal ist vorerst nichts bekannt; sie brauchen aber nicht ohne weiteres den Gefallenen zugezählt zu werden (vergl. die gestrige Dar­legung), deren Zahl bis jetzt tröstlicherweise nicht sehr groß ist. Die nächstgrößte Zahl nach den Vermißten sind nur Leichtverwundete; dazu kommen eine Anzahl Kranker. Die Zahl der Schwerverletzten ist beträchtlich geringer. Ein beredtes Zeugnis für die Tapferkeit und die Tüchtigkeit unserer Leute ist der Umstand, daß die Zahl der bekannten Gefangenen sich bis jetzt auf einen einzigen Mann beschränkt. Nach dieser Aufstellung hat selbst das 126. Infanterie- Regiment, wenn man die Kriegsstärke eines Regiments bedenkt, keine übermäßigen Verluste. Es ist wichtig, dies festzustellen, da in Stuttgart und im Lande tagelang das Gerücht verbreitet war, das 126. Infanterie-Regiment sei nahezu aufgerieben worden. Die 5. Verlustliste, die im Reichsavzeiger veröffentlicht wird, weist folgenden Namen auf: Jnf.-Reg. Nr. 87 Musk. Gustav Bätsch aus Schön- münzach OA. Freudenstadt, leicht verwundet. Die 7. Verlustliste enthält u. a. den Namen Reservist Wilhelm Barth I aus Höfen OA. Neuenbürg. In der 1. bayerischen und der 1. Flotten-Verlustliste sind keine Würt- temberger und Hohenzollern enthalten.

* Zum Tode des Freiherrn Wilhelm von Gültlingea wird uns mitgeteilt, daß der Leichnam des Gefallenen heute nach Berncck übergeführt wird. Die Beisetzung wird später erfolgen.

* Freiwillige vor! In Weingarten und auch in ande­ren Garnisonen werden wieder Kriegsfreiwillige angenommen. Für Weingarten ist jedoch vor dem 1'. September auf eine Einstellung nicht zu rechnen. Sofortige Meldung empfiehlt sich bei dem Ersatzbataillon Jnf.-Reg. Nr. 180 in Tübingen; Ersatzbataillon des Reserve-Jnf.-Regt. Nr. 119 Stuttgart (Eberhard-Ludwig-Gymnastum); Ersatz - Landwehr-Bataillon Jnf.-Regt. Nr. 123 in Ravensburg.

ff Bringt Opfer! Bei der Hauptkaffe des Roten Kreuzes ist nun seit Kriegsausbruch an freiwilligen Beiträgen rund eine halbe Million grfloffen mit Einschluß des Ergebnisses der Haussammlung in Stuttgart vom 15. ds. Mts. Die von den siegreichen Schlachtfeldern eintreffenden Züge mit verwundeten und erkrankten Kriegern reden eine eindringliche Sprache, welche Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Roten Kreuzes herantreten und weiter herantreten werden. Die bereitgestellten Lazarette werden bald gefüllt und neue bereit zu stellen sein. Es gehören noch große Summen dazu, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Die größten bis jetzt eingegangenen Beträge sind 50 000 Mark von dem Verband. Württembergischer Metallindustrieller und 40 000 Mark von der Württembergischen Prioatfeuerversicherung. Auf größere Summen ist weiterhin sehnlichst zu hoffen. Es gibt rührende Beispiele von wirklichen Opfern wenig Vermögender.

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Lerekru cd».

Wer mutig für das Vaterland gefallen,

Der baut sich selbst ein ewig Monument Im treuen Herzen seiner Landesbrüder,

Und dies Gebäude stürzt kein Sturmwind nieder.

Th. Körner, Zriny 5. 22.

Art lätzt nicht von Art.

- c -7 k, Roman von H. Hill.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

26. Kapitel.

Als der Freiherr von Reckenburg seine beiden uner­warteten Besucher zum Nähertreten aufgefordert hatte, war ihm für den Moment die Anwesenheit des Doktors Odemar vollständig aus dem Gedächtnis entschwunden. Und er würde an sie erst wieder erinnert, als er de« jungen Schriftsteller^ der die Ankömmlinge noch nicht sehen konnte, sagen hörte:

»Setzen Sie sich, bitte, meinelwegen keinen Unan- nehmUchreiten aus, Herr Baron j Wenn di« Herren, wie ich vermute, von der KriminqlpRyei sei« sollten, st, stehe ich ihnen zur Verfügung." -

Schon beim «He« Wptt hast« sich von Reckenburg Nmgewendet, m« die betden andere» zunächst am Weiter, gehen zu hindern. ^

Mtz, ich vergaß, d«ch Ihrer da drinnen ein« Ueber- Achuna wartet^ sagte er.Ach hah« hier einen Gast, den Sie Heide kenne», nud ich mich Sie «^suchen, mir Ihr Wort staröüf 'zu geben, dich Sie z« Niemandem von seinem Hiersein sprechen worden, wenigstens nicht früher, als bis jch Sie ausdrücklich Ibres Versprechens entbunden habe. Ich werde.Ihnen später die nötigen Erklärungen geben, «itd -gegeN dtnBetdachk, als ob es sich dabei um sträflich« Lttve^hochdelv cktzavte^bravche-richi.-tftichcwohl nicht erst zu

Mm? rnn mri ck-n-, M-ik-O ' -rsr- '

verwahren wenigstens nicht Ihnen gegenüber, Herr Senator, auf dessen gute oder schlechte Meinung es mir ja allein an käme."

Der Amerikaner nickte stumm, und der Freiherr trat zum zweiten Male beiseite, um ihm und dem Major den Eintritt freizugeben. Der Senator war der erste, der die Schwelle des Arbeitszimmers überschritt, und ohne jedes Anzeichen von Ueberraschung streckte er dem inmitten des Gemaches stehenden Doktor Odemar seine Hand entgegen, als wäre es für ihn die natürlichste und selbstverständlichste Sache von der Welt, den jungen Schriftsteller hier vorzu­finden. Die Wirkung auf den Major aber war eine wesentlich andere. Beim Anblick des Flüchtlings blieb er wie in jähem Erschrecken stehen, und es hatte fast den An­schein, als ob er kehrtmachen und Hals über Kopf daoon- lausen wollte. Doch besann er sich im nächsten Moment eines anderen und ging mit langsamen, unsicheren Schritten auf ihn zu, um ihm ebenfalls die Hand zu schütteln, wobei er jedoch geflissentlich vermied, seinem Blick zu begegnen.

Der alte Glücksritter, der einst wegen seiner ^fernen Stirn in seinen Kreisen eine gewisse Berühmtheit genossen, hatte offenbar in der letzten Zeit die Herrschaft über seine Nerven vollständig eingebüßt. Und doch wäre ihm diese Herrschaft vielleicht niemals nötiger gewesen, als in der Stunde, die jetzt für ihn begann.

Nun wohl, meine Herrschaften," sagte der Freiherr, lasten Sie uns Platz nehmen und hören, was der Major uns mitzuteilen hat. Es müßte denn sein" und er warf dabei einen halb mitleidigen, halb verächtlichen Blick auf den kläglich in sich zusammengesunkenen alten Mann,daß er es vorzieht, den Senator wiederholen zu lasten, was er ihm erzählt hat."

»Es war keine Erzählung, sondern ein Schuldbe­kenntnis," warf der Amerikaner grimmig ein, und der -unglückliche Major stimmt« mit einem wehmütigen Kopf­nicken zu.

Ja, ei» Schuldbekenntnis," wiederholte er.Und darum geziemt es sich, daß ich es auch hier selber ableg«. Um st» mehr, als ich fett dem Augenblick, wo ich dies Ge­mach betteten, da» Bedürfnis fühle, es noch zu erweitern «nd z« vervollständigen."

Er chiett in««, wie wen» er erst Nut nnd Kraft sammeln

müsse für das, was er auszusprechen habe. Und während dieses peinlichen Schweigens erwog der Freiherr im stille» die Möglichkeit, daß vielleicht dieser Major selbst der Mörder des Grafen gewesen sein könnte, und daß er im Begriff stände, sein Verbrechen zu beichten. Aber er mutzte den Gedanken doch gleich wieder von sich weisen, denn es war ihm sehr wohl bekannt, daß der Polizeirat auch dies« Eventualität in Bettacht gezogen und durch seine Er­hebungen einwandfrei festgestellt hatte, daß eine Ver­dächtigung des Majors nach Lage der Dinge völlig aus­geschlossen sei.

Endlich hatte sich Brandenfels hinlänglich zusammea- gerafft, um fortzufahren:

Wenn Sie meine Handlungsweise und das Unrecht besten ich mich anzuklagen habe, richtig verstehen wollen» meine Herren, so müssen Sie sich vergegenwärtigen, daK beides in letzter Linie aus dem nicht unedlen Beweggrund, der brüderlichen Liebe und aus dem Wunsch« entsprungen ist, meine unglückliche, früh verstorben« Schwester an eine»; Manne zu rächen, der ihr Leben zerstört und sie im Stich; gelassen hatte, als Familienrücksichten ihn seine übereil geschlossene Ehe bereuen ließen. Ihr Stolz mag daran! ebensoviel Schuld getragen haben als seine Charakter-! schwäche; denn es war wohl nicht seine Absicht gewesen» sie und ihr Kind dem Elend zu überliefern. In meinen Augen aber blieb er darum doch ein Verräter, «nd ich würde sicherlich gleich nach dem Tode meiner Schwester Vergeltung an ihm geübt haben, wenn mir damals sein wirklicher Name bekannt gewesen wäre, und wenn ich eine Möglichkeit gehabt hätte, ihn ausfindig zu machen. So blieb mir zunächst nichts anderes übrig, als das ver­waiste Kind zu mir zu nehmen und es als mein eigenes zu erziehen, in der Hoffnung, mich seiner früher oder später gegen seinen Erzeuger als eines Werkzeugs metner Rach« bedienen zu können. Ich muß bemerken, daß mir di« Täuschung um so leichter wurde, als ich selbst von meiner früh verstorbenen Frau mit einem Söhnche« beschenk» worden war, da» ich schon vorher meine» unsteten und wenig vorbildlichen Lebens halber einer Verwandten» die es adoptieren wollte, zur Erziehung übergeben hatte. Denn, meine Herren, ich bin leider nicht der harmlose unä ehrwürdige Man», für de« Sie mich möglicherweise bisher gehasts» hgb«»r." , . ,

(Fortsetzung folgt.) ... : ,