Ein Kriegsbild aus Stuttgart.

Es giebt bei uns in unserem abgeschiedenen und friedlichen Schwarzwald manche Leute, die diesen Frieden und die Unberührtheit vom Krieg recht unbefriedigt läßt. Mindestens in unserer Landeshauptstadt möchten sie sein, um auch etwas zu sehen von den Dingen, die dort vor sich gehen. Wenigstens die Freude möchten sie haben, rote Hosen zu sehen! Wir können unseren Lesern zwar keine der unfreiwilligen Gäste mit roten Hosen und Käppi präsentieren, aber einem Kri egs - bild aus Stuttgart wollen wir Raum geben, das wir dem Schw. M. entnehmen und das auch unsere Leser in­teressieren und für eine recht unbequeme Reise in die Haupt­stadt entschädigen dürfte.

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Der Bahnsteig HI des Hauptbahnhofs ist für den im all­gemeinen noch spärlichen Verkehr gesperrt. Ernste Züge sind's, die da täglich einlaufen, sich immer mehr einander folgend. Die Verwundeten, Freund und Feind, kom­men hier an und werden ausgeladen, um auf die Laza­rette und Krankenhäuser der Stadt verteilt zu werden. Das Rote Kreuz im weißen Grunde herrscht hier; es kennt weder Freund noch Feind, und die Wunden, die der Kampf schlägt, sucht man hier zu lindern. Da stehen endlos Tragbahren, die Sanitätsmannschaften sind bereit, die Stuttgarter Be­rufsfeuerwehr hat ihre für den Sanitätsdienst besonders aus­gebildeten Mannschaften entsandt, und die Damen und Her­ren vom Roten Kreuz treffen alle Vorbereitungen, den ver­wundeten Kämpfern eine Labsal, eine Erquickung zu bieten. Dann fährt langsam ein Zug in die Halle; eine endlose Reihe von Güterwagen. An den Oeffnungen lehnen die leicht­verwundeten deutschen Krieger, dort wo ein Landwehrman steht, das Seitengewehr aufgepflanzt, da liegen Franzosen drin. Der Zug hält. Aus einem Personenwagen springt der Offi­zier der Begleitmannschaft und erstattet Meldung: 200 Schwerverletzte, 201 Leichtverletzte. Dann kurze Kommando­worte. Ein Zug Landwehrmänner kommt an. Das Bajo­nett wird aufgepslamt, und das Aus laden beginnt. Zu­nächst auf den Tragbahren die Schwerverwundelen. Die Deutschen zuerst, dann die Franzosen. In langen Reihen werden die Tragbahren ausgestellt, und als all die schwerer Verletzten ausgeladen sind, kommen die Leichtverwundeten. Sie werden nebeneinander aufgestellt und warten der Dinge, die da kommen. Wie schon gesagt, man kennt hier nicht Freund und Feind, und doch wird mit Recht ein Unterschied gemacht. Erst kommen unsere Streiter. Damen vom Roten Kreuz, die Hilfsreichen Sanitäter gehen an den Bahren entlang; mit weicher Hand legen sie da ein Haupt zu­recht, reichen dort Limonade, Kaffee, verteilen Zigarren und Zigaretten, die von den Kriegern mit Dank genommen wer­den. Und Blumen. Das sieht gar seltsam aus: wie ein bayrischer Infanterist mit der gesunden Hand zu der Zi­garette noch eine dunkelrote Rose nimmt, die so tief glüht.

wie das Blut, das durch den Verband des anderen Armes durchsickerte, Rosen und Blut! Der Mann lächelt, als ihm die Rose gegeben wird. . . Es sind manche schwere Verwundungen dabei, und die rühren meist von Granatsplit­tern her. Aber durchweg sind die wackern Bayern und Bade­ner guten Muts und freuen sich darauf, womöglich bald wieder hinauszukommen ins Feld! Wie ganz anders die Franzosen! Kleine, schmächtige und meist unterernährte Gestalten. Wie Kinder werden die Schwerverletzten von den Sanilätsmannschaften aus den Wagen gehoben und fort­getragen ; alle sind sie gedrückt und scheu. Stumpf blicken sie vor sich hin, als ihnen Jungmannen Wasser zu Trinken geben und Zwieback dazu, da sehen sie erst mißtrauisch auf, bevor sie das Glas nehmen. Ist das ein Wund.r ? Ihre Offiziere haben ihnen gesagt, sie müßten siegen oder sterben. Würden sie gefangen, dann schlüge man sie tot oder erschieße sie in Deutschland. So verwundern sie sich ob der Men­schenliebe, mir der sie im Feindesland behandelt werden. Sie sehen schrecklich aus, diese Piou-Pious mit den armseligen blauen Mänteln, den weiten roten Hosen, den leuchtenden Käppis. Es sind meist Infanteristen der verschiedensten Regimenter, dazu Artilleristen in ganz blauer Uniform und auch ein Alpenjäger aus der Umgegend von Nizza. Dem einen schauen sämtliche Zehen in Gottes weite Welt hinaus, doch im allgemeinen ist das Schuhwerk nicht schlecht. Viel­leicht, weil es die Leute selbst mitbringen mußten. Umso ärmlicher ist alles andere: der Rock, die Hose, die Kopf­bedeckung. Eine so minderwertige Garnitur gibt es bei uns gar nicht.

Alles in allem: man möchte Mitleid haben mit diesen Soldaten dergroßen Nation". Aber dieses Mitleid ist nicht angebracht: verspürt man eine Regung dazu, dann braucht man nur zu unfern deutschen Verwundeten zu gehen um von ihnen zu hören, wie die Vertreter diesesKultur­volkes" kämpfen. Es ist grauenvoll, was da von den Bayern und Badenern für Einzelheiten über die Hinterlist und Heimtücke der französischen Soldateska und nicht weniger über die der Grenzbevölkerung erzählt werden. Einige Bei­spiele: einem verwunderen deuffchen Offizier haben französische Soldaten die Haut von der Brust gezogen, den Adler vom Helm entfernt und ihm diesen Adler in die Brust gesteckt! Ein bayrischer Unterosfizier stillt das rinnende Blut eines verwundeten Franzosen. Als er dann drei Schritte entfernt ist, nimmt der gleiche Franzose sci.r Gewehr und zerschmettert mit einem Schuß dcm Bayern einen Arm! Deutsche Truppen stürmen vorwärts, französische Soldaten werfen sich in eine Blutlache, die deutschen Hallen sie für verwundet und stür­men weiter und dann schieben dieverwundeten" Fran­zosen! Einem verwundeten deutschen Offizier haben franzö­sische Soldaten Arme und Beine abzuback.m versucht! Und so lassen sich die Beispiele noch vermehren. Was die deut­schen Verwundeten über die Haltung der Grenzbevölkerung > sagen, bestätigt durchaus das, was man darüber da und

dort schon gelesen und gehört hat. Ein Bayer erzählt, daß in einem deutschen Grenzorr an einem Vormittag 26 Zivil­personen standrechtlich erschossen worden sind. Die Folgen sind klar und die Stimmung unserer Soldaten ist dement­sprechend ! Einen ehrlichen Z o r n haben sie, diese Krieger! Da liegt ein bayrischer Infanterist mit einem Vollbart von etwa 10 Tagen. Er erzählt: gegen 4 Regimenter hat unser Bataillon gestanden. Da mußten wir natürlich zurück. Aber dann und ein Lächeln huscht über die Bartstoppeln des gebräunten Gesichtsdann san mer wieder vor!" Und als ich dem Mann ein Extrablatt gab mit dem Neuesten, da lächelt er wieder:des hob i gwußt!"

An der Unterführung der Kronenstraße standen in langer Reihe Straßenbahnwagen, dazu Automobile, die sich frei­willig zur Verfügung stellten, Droschken, eigens dazu her­gerichtete Möbelwagen. In ihnen wurden die Verwundeten, von denen im Laufe des Tages mehrere Züge hier eintrafen, in die Lazarette gebracht. Es werden noch mehr Züge kommen. Das Rote Kreuz und all die anderen Stellen, die diese menschenfreundliche Arbeit auf sich nahmen, werden noch viel zu tun haben. Und sie werden der Unterstützung all derer sicher sein, die daheim geblieben sind, die nicht mehr können, als wie in Gedanken unsere tapferen Truppen draußen im Feld zu begleiten, als für die zurückbleibenden Familien zu sorgen, die Verwundeten zu pflegen.

Draußen wurden die tapferen deutschen Verwundeten, die Sieger mit brausendem Hurrah und Hoch empfangen von den Tausenden, die sich auf den Straßen gesammelt hatten, und die bis in die späten Abendstunden unterwegs waren und auf neue Siegesnachrichten warteten.

Konkurse.

Wilhelmine geb. Remmcle, Ehefrau des Möbelfabrikanten Emil Pfisterer in Uhlbach.

Voraussichtliches Wetter

am Mittwch den 26. August: Ziemlich heiter, h- bis schwül, vorerst noch keine neuen Gewitter.

B«r>uuwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Druck und Verlag l er W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenfteit

Fortgesetzt -W»

werden Bestellungen auf unsere Zeitung bei allen Postboten, Poftanstalten und den Agenten unserer Zeitung entgegen- geuommen.

K. Kameralamt Altensteig.

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Die Gelder für die bei der Mobilmachung am 5. d. Mts. ausgehobenen Pferde, Wagen und Geschirre können von Mittwoch, den 28. d. Mts. bei dem Kameralamt abgehoben werden. Die Inhaber der Anerkenntnisse werden aufgefordert, diese hieher vorzulegen und die ihnen zukommenden Schätzungssummen in Empfang zu nehmen.

Dabei wird folgendes bemerkt:

Den Besitzern ausgehobener Pferde werden die Schätzungssummen nur ausbezahlt, wenn sie das Eigentum Nachweisen. Dieser Nachweis kann insbesondere durch eine schriftliche Bestätigung des Ortsvorstehers oder einer anderen dem Kameralamt als zuverlässig bekannten Person lz. B. Mitglied des Gemeinderats, Staats- oder Gemeindebeamien) erbracht werden. Die Bestätigung kann aus das Anerkenntnis selbst gesetzt (s. das Muster unten) oder in einer besonderen Urkunde abgegeben werden.

Auch bei den Anerkenntnissen über ausgehobene Wagen u. s. w. muß das Eigentum nachgewiesen werden, wenn sich beim Kameralamt Zweifel ergeben sollten, ob der Inhaber des Anerkenntnisses auch Eigentümer der Gegenstände zur Zeit der Abnahme durch die Militärverwaltung war.

Ist eine Forderung für ausgehobene Pferde, Wagen oder Geschirre an eine andere Person abgetreten, so ist mit dem Anerkenntnis auch der Abtretungsvertrag ^Cessionsurkunde) vorzulegen. Ist eine Forderung ge­pfändet. so leistet das Kameralamt erst Zahlung, wenn ihm der Psandungs- beschluß zugestellt und das Anerkenntnis übergeben ist.

Den 24. August 1914.

Frornlet

Kameralverwalter.

Bemerkung:

Muster einer Bestätigung, auf die Rückseite des Anerkenntnisses zu setzen:

Ich bestätige, daß Herr .i von hier

zur Zeit der Abnahme des auf Seite 1 genannten Pferdes bei ber Mobilmachung Eigentümer desselben war.

, den August 1814.

1.

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der westlichen und östlichen Grenze L Mk. 1.

sind zu haben in der

W. Rieker'schen Buchhandlung.

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empkieklt ^

I LsrI Seimler reo. ^

Altensteig-Stadt.

Durch Verfügung des stellvertretenden Generalkommandos ist bis auf Weiteres vas Wiederiukrafttceten der

Polizeistunde

> angeordnet worden. Die Polizeistunde iir auf zehn Uhr abends ! festgesetzt.

i Den 25. August 1914.

Stadtschultheißenamt.

Altensteig.

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