Italiener, die gegen uns kämpfen.

Rom, 24. Aug. Die italienische Regierung hat die Botschafter in London und Paris angewiesen, den betreffen­den italienischen Staatsangehörigen, die dem in Paris und in London gebildeten Garibaldi-Korps beigetreten sind, mitzuteilen, daß sie aller und jeder Staatsbürgerrechte in Italien durch den Beitritt zu diesem Freikorps verlustig gehen.

Der deutsche Konsul i« Abo verhaftet.

Stockholm, 24. August. (W.T.B.) Nach hier vorliegenden zuverlässigen Meldungen ist der deutsche Konsul in Abo mit seiner Familie verhaftet und nach St. Petersburg gebracht, »lso nicht hingerichtet worden, wie es hieß.

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Nach -er Schlacht.

Die Walstatt von Mülhausen war schon Mitte voriger Woche vollständig gesäubert. Nach dem Ab­transport der Verwundeten, die übrigens zahlreich in den Ortschaften von Mülhausen untergebracht wurden, beerdigte man die Toten und vergrub zu­letzt die Pferdekadaver, wobei es nötig war, die Gru­ben mit Chlor zu überschütten, da die Hitze der letzten. Tage die Verwesung stark förderte. WaA die Be­erdigung der Toten anbelangt, so ist sie derart orga­nisiert, daß in jedem Ort ein Vertrauensmann für die Bestattung der in der Gemarkung Gefallenen, und zwar in Massengräbern verantwortlich gemacht wird. Während es noch im Kriege von 1870 vielfach der Brauch war, den Gefallenen die Stiefel! aus­zuziehen, um sie weiterhin dem Vaterlande dienst­bar zu machen, wurde in diesen schweren Tagen der deutsche Soldat., in seinem, vollen Ehrenkleide der Erde übergeben. Ueber Wertsachen und Barmittel, die sich bei ihm vorfanden und welch letztere im. Brustbeutel abgeschnitten wur­den, führt die Lazarettkommission genaue Listen und läßt unter Deponierung der Gegenstände beim Bür­germeister des Ortes von diesem die Quittungen aus­stellen. Später gehen diese letzten Andenken der teuren Gefallenen in den Besitz der Familienange­hörigen über. Die Bestattung der deutschen Toten erfolgt in der Weise, daß man sie in die Zeltbahnen hüllt, die sie ins Feld mitgenommen haben, und daß man in eigens vorgeschriebener Weise Freund und Feind nebeneinander bettet. Bemerkenswert.ist vielleicht noch der Umstand, daß bei den französischen Gefallenen im Durchschnitt 30 Mark vorgefunden wurden. Es bildet kerne Seltenheit, tote und ge­fangene oder verwundete Franzosen in Hausschuhen anzutreffen.

Landesnachrichten.

Wlenrttig. 28. August 1914.

Ausruf. Durch die deutsche Presse gehen zahl­reiche Nachrichten über Gewalttätigkeiten,denen unsere Landsleute an Leben, Leib und Gut in den ersten, Tagen des August dieses Jahres in Belgien aus­gesetzt gewesen sind. Das öffentliche Interesse er­fordert, daß amtlich festgestellt werde, inwieweit diese Nachrichten auf Wahrheit beruhen. Es ergeht daher hiermit an alle diejenigen, welche aus eigener Wahr­nehmung Mißhandlungen oder Grausamkeiten der belgischen Bevölkerung und Behörden gegen deutsche Reichsangehörige oder Angriffe auf ihr Eigentum bezeugen können, die Aufforderung, ihre Wahr­nehmungen bei der Polizeibehörde ihres Aufenthalts­orts zu Protokoll zu geben. Die Landesregierungen sind ersucht worden, die Ortsbehörden mit der Ent-

gegent iay E ööt VlttlliiMMrM - M die Protokolle an das Reichsamt des Innern ge langen zu lassen. Von der patriotischen Gesinnung und der Wahrheitsliebe des deutschen Volkes wird erwartet, daß alle diejenigen, die wesentliche Mit­teilungen aus eigener Wahrnehmung zu machen haben oder zuverlässige briefliche Nachrichten erhal­ten haben, dieser Aufforderung, bereitwillig Folge zu leisten. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, (gez.) Delbrück.

* ,Mermitzt." Ueber das in den Verlustlisten ausgeführte Wortvermißt" bringt eine! amtliche Mit­teilung folgende Aufklärung: Die Ln die Verlustliste übergehende Meldung eines Truppenteiles, eine Per­son werdevermißt", besagt lediglich, daß diese Per­son zurzeit der Meldung sich nicht bei ihrem Truppenteil befand und diesem auch über ihren Ver­bleib nichts bekannt war. Dies berechtigt aber noch nicht ohne weiteres zu der Annahme, daß der Ver­mißte etwa in die Gefangenschaft des.'Feindes.ge­raten wäre. Es kann vielmehr bei jedem Gefecht begegnen und begegnet bei größeren Gefechten häufig, daß Leute von ihrem Truppenteil'aus irgend welchen Ursachen abgesprengt werden ,u. ihn erst nach läng erer Zeit, unter Umständen erst nach Tagen wiedersinden. Ferner muß damit gerechnet werden, daß Verwundete häufig in ein Lazarett verbracht werden, ohne daß ihr Truppenteil sofort hiervon Kenntnis erlangt; dann werden s ie von ihrem Truppenteil als vermißt betrachtet und erst nach einiger Zeit ergibt sich aus den Lazarettmeldungen, daß sich derVermißte" in Wirklichkeit in irgend einem deutschen Lazarett be­findet, wo jeder der besten Pflege versichert sein darf. In allen Fällen wird die Richtigstellung des Sachverhaltes selbstverständlich mit der größtmög­lichen Beschleunigung herbeigeführt und bekannt ge­macht.

* Gefallen. Schon am Sonntag, gelangte die Nachricht hierher, daß Wilhelm Freiherr von Gültlingen, Oberstleutnant und Regiments-Kom­mandeur, vor dem Feind gefallen sei. Diese Nach­richt ist zwar noch nicht amtlich, aber sie wird 4>urch eine Todesanzeige bestätigt, in welcher Freifrau von Gültlingen d en Heldentod ihres Gatten anzeigt. In Berneck, dem Sitz des verstorbenen 'Freiherrn, und in Altensteig nimmt man an dem Hinscheiden des Freiherrn herzlichen Anteil.

* Zur Zahlung der Entschädigungen für die bei -er Mobilmachung auLgehobeuen Pferde, Wagen und Geschirre schreibt derStaats-Anz.": In diesen Ta­gen erfolgen durch die K'ameralämter die Zahlungen der Entschädigungen für die bei der Mobilmachung ausgehobenen Pferde, Wagen und Geschirre. Tie Empfänger werden wohl den größeren Teil des Gel­des zur Beschaffung von Ersatz für die abgegebenen Pferde usw. und zu anderen dringenden Ausgaben für ihren Betrieb und Haushalt nötig haben. Soweit dies aber nicht der Fall ist, werden sie gut Haran tun, das Geld nicht nutzlos bei sich zuhause liegen zu lassen, wo es -in Verlust geraten kann, sondern mit Rücksicht auf die großen Bedürfnisse des Reichs, Staats und der Gemeinden in der gegenwärtigen schweren Zeit möglichst bald ihre Steuern zu zahlen und das Uebrige bei Darlehenskassen, Banken usw. zinstragend anzulegen, womit sie nicht bloß im wohl­verstandenen eigenen, sondern auch im öffentlichen Interesse handeln. Auch die Staatsschuldeniassse nimmt jederzeit durch Vermittlung der Kameraläm- ter, welche zu näherer mündlicher und schriftlicher Auskunft bereit sind, Einzahlungen zur Staatsbuch­schuld entgegen. Zu hoffen ist, daß zahlreiche Emp-

auch nicht versäumen werden, ihren Verhältnissen entsprechend freiwillige Mehrbeträge wie auch Spen­den für das Rote Kreuz oder eine ähnliche vater­ländische Einrichtung zu Gunsten unserer im Felde stehenden Krieger oder der zurückgebliebenen Fami­lien derselben zu geben.

- Nagold, 24. Aug. Der Ausschuß des Bezirks­vereins vom Roten Kreuz, der Ausschuß des Be- zirkswohltLtigkeitsbereins, die Mitglieder der Liebes- gaben-Abteilung und der Unterstützungsabteikuntz vom Roten Kreuz hatten, verstärkt durch sämtliche Geistliche und Ortsdorsteher des Bezirks, heute Abend von vier bis sechseinviertel Uhr unter dem Vorsitz von Oberamtmann Kommerell und dem Mitvorsitz von Dekan Pfleiderer und Seminarrektor Dieterle eine Besprechung, die sich in erster Linie mit,de» Sammlung der Liebesgaben, die der große Krieg erfordert, beschäftigte und die zunächst das' Resul­tat zeitigte, alle Gaben für das R ote Kreuz zu Ham­meln, damit kein Mißverständnis unter den Gebern entsteht. Diese Gaben sollen sowohl für die Ausmar­schierten als für deren Angehörige zur Verteilung kommen und zwar nach gewissem, von den Bezirks!« Vereinsvorständen zu bestimmendem Prozentverhält­nis, falls der einzelne Geber nicht selbst diese Ver­teilung bestimmt. Für Familien, die indirekt durch den Krieg in Schaden und Verdienstlosigkeit Kom­men, soll die Gemeinde sorgen. D>er Ausschuß für die Gabenverteilung wurde durch Heranziehung weiterer Ortsvorsteher von Nagold, Altensteig, Haiterbach und Wildberg und der Geistlichen von Ebhausen und Walddorf verstärkt. Nachher referierten die einzelnen Vorstände der verschiedenen Abteilungen vom Roten Kreuz über ihre Tätigkeit. An Geld wurden bis jetzt dem Roten Kreuz 9654 Mark nebst vielen Na­turalgaben zur Verfügung gestellt, von welch letzteren ein guter Teil an die Zentralstelle in Stuttgart eingesandt werden soll. ;

r. Aichelberg, 23. Aug. Den Heldentod fürs

Vaterland starb laut amtlicher Verlustliste der 22 Jahre alte Dragoner Geo rg St Ml, Sohn der Mesner Bechtle'schen Eheleute hier. Stokl diente im 2. Jahr und war bei seiner Schwadron als kecker Reiter sehr beliebt. Vermißt wird Ka' Klumpp (Reg. 126), Sohn des Sägers Klumpp von der Aichelberger Sägmühle; schwer verwundet wurde Friedrich Großmann von Meistern. > 7 Erwähnt sei, daß für das Rote Kre uz hier zu­sammen der stattliche Betrag von 650 Mark gegeben wurde. Außerdem wurden viele Beeren für ssine große Anzahl von Flaschen Saft für die Krieger gesammelt. s

s. s Welzheim, S4. .Aug, (Blitzschlag.) Bei dem

letzten Gewitter schlug der Blitz in das Schulhaus in Ebni und zündete, so daß der Dach stock sofort in Flammen stand. Die Bewohner, zum Teil verletzt, konnten sich retten. <

ff Geislingen, 24. August. (Verwundetentrans­port.) Seit Samstag mittag bis Montag früh pas­sierten etwa 2600 Gefangene Franzosen den hiesi­gen Bahnhof, worunter gestern abend ein V erwun -7 deten-TransPort mit ca. 450 Mann. Die Begleit­mannschaften und Verwundeten wurden gelabt, und! wo es notwendig war, die Verbände erneuert. Zwei schwerverwundete Franzosen mußten hier ausgeladen werden und wurden in das Bezirkskrankenhaus ver­bracht. Der eine mit einem Schrapnellschuß u. mit Rippenbrüchen ist heute nacht gestorben, der andere ebenfalls mit einem lebensgefährlichen Gewehrschuß im Unterleib, liegt im Sterben.

Steinkirch befinde. Aber einen weißen Briefbogen ohne Aufschrift bitte damit man nicht etwa aus ihm meine gegenwärtige Adresse ersehen kann."

Die Hausdame machte ein unschlüssiges Gesicht und entfernte sich ohne Erwiderung. Offenbar mußte sie sich erst anderswo die nötigen Instruktionen holen. Die Folge aber war denn doch, daß sie das Verlangte brachte, und die Komtesse schrieb daraufhin jenen Brief an ihre Mutter, der vorübergehend auf Schloß Donnersberg eine so voll­ständige Beruhigung über ihr Schicksal erzeugte.

Zwei weitere Tage verstrichen genau so wie die vor­aufgegangenen, und immer mehr festigte sich während dieser Zeit Ediths Ueberzeugung, daß in diesem düsteren Hause überhaupt keinerlei Tätigkeit ausgeübt wurde, abgesehen vielleicht von derjenigen, die ihre eigene traurige Ange­legenheit betraf. Niemals gingen oder kamen Leute, die sie für die Besucher etwa vorhandener Patienten hätte halten können, und Tag und Nacht herrschte in dem unheimlichen Gebäude dieselbe Totenstille. Auch aus dem Zimmer im Zweiten Stock, an dessen Schwelle, wie sie bestimmt meinte, der Todesengel Wache hielt, drang nie ein Laut zu ihr herab. Und ebensowenig brachte man ihr die Nachricht, daß der Augenblick, auf den sie wartete, nahe sei. Wenn sie nach dem Ergehen des Kranken fragte wahrlich nicht aus mitfühlender Teilnahme, so bekam sie nicht- anderes zu hören als das immer gleiche:

o ,, -Es geht ihm schlecht, aber er ist noch immer am «eben."

. Daß sie sich über vieles scheinbar Unerklärliche beständig «en Kopf zerbrach, war begreiflich genug. Es schien ihr »«nahe unfaßbar, daß die Kunde von dem Unglücksfast 7 *>sEn Opfer der vermeintliche Graf geworden war, in- LH'chen nicht schon auf irgendeinem anderen Wege nach vchioß Donnersberg gelangt sein sollte. Es handelte sich immerhin um eine gesellschaftlich hochstehende und «chtige Persönlichkeit, deren plötzliches Verschwinden Nicht unbemerkt bleiben konnte. Und wenn auch sonst niemand

Unteres«- an . diesem jungen Manne genommo» hätte.

dem Major Brandenfels würde das Fehlen jeder Nachricht von ihm doch gewiß nicht gleichgültig geblieben sein, und bei ernstlichen Nachforschungen hätte man das Vorgefallene ihrer Meinung nach bald genug in Erfahrung bringen müssen.

Dann aber trat ein Ereignis ein, das ste mit Schrecke» erfüllte und ihr plötzlich eine ganz andere, höchst beängsti­gende Auffassung von dem wahren Charakter ihres ver­meintlich freiwiWgen Aufenthalt» in diesem Hause bei­brachte.

Von ihrem Platze hinter den halb erblindeten Fenster­scheiben aus war sie zur Zeugin einer kleinen Straßen­szene geworden, wie st« hier in diesem armseligen Viertel vielleicht nicht unter die besonder» aufregenden Dorkomm- nisse gerechnet wurde, die aber ans ihr empfindsames Ge­müt «ine« starken Eindruck gemacht hatte. Ein zerlumptes» elend und verhungert aussehendes Kind von acht oder neun Jahren hatte in einem aus einer alten Kohlenkiste hergestellten Fahrzeug ein ungefähr einjähriges Schwester- chen oder Brüderchen hinter sich hergeschleift, seine Aufmerk­samkeit war aber durch irgend etwas abgelenkt worden, so daß es nicht wahrgenommen hatte, wie der improvisierte Wagen immer näher an die Bordschwelle geriet, um schließ­lich vollständig umzukippen. Das kleine Kind wurde hin- ausgeschleudert und mußte sich wohl ernstlich verletzt haben, da es mit kreideweißem Gesichtchen regungslos liegen blieb, während ihm ein dünner Älutstreifen aus dem Munde sickerte.

IN tiefster Seele erschrocken, war di« Komtesse aufge­sprungen, und ihr erster Gedanke war, daß diesem armen Kinde der Straße sofort Hilfe gebracht werden müsse. Er war nach ihrem Dafürhalten ja noch ein Glück zu nennen, daß dem armen, kleinen Wesen dies Unglück gerade hier, fast unmittelbar vor der Tür einer Klinik, zugeftohen war) wo man ihm ohne Zeitverlust aus die richtige Art Beistand leisten konnte. Auch wenn Doktor Ptttius nicht anwesend sein sollte, mußten sich die Hausdame und die Pflegerin doch wobt hinlänglich.auf di« erste Hilfeleistung bei Unglücks­

fällen verstehen. Sie wollte die Zeit nicht damit verlieren, durch ein Klingelzeichen einen von den Hausbewohner» herbeizurufen, sondern sie wollte selbst hinaus, um das ohnmächtige Kind von dem schmutzigen Straßenpflaster auf­zuheben. Aber als sie, nachdem sie auf den Flur hin­ausgeeilt war, ihre Hand auf die Klinke der schweren, eichenen Haustür legte, mußte sie zu ihrem Erstaunen inne werden, daß dieselbe dem Druck nicht nachgab. Di« Tür war ohne allen Zweifel verschlossen; und im Schloß steckte kein Schlüssel. Blitzartig schoß ihr di« Frage durch den Sinn: Was soll das bedeuten? Wäre nicht das Fehlen der Schlüssels gewesen, so würde sie angenommen haben, daß lediglich Unberufenen der Eintritt verwehrt werden sollte. So aber blieb kaum ein« andere Deutung übrig, als daß es sich vielmehr darum handelte, irgend jemandes am Verlassen des Hauses zu hindern. Und die Folgerung lag nahe genug, daß dieser Jemand kein anderer war, als sie selbst.

War er denkbar, daß es sich so verhielt? War sie wirklich eine Gefangene in diesem unhsimlich düftern» ge­heimnisvolle« Hause?

(Fortsetzung folgt.)

Teilung. Ein Spaziergänger wird in den An­lagen von einem Räuber angefallen.Geld oder Leben!" schreit der Räuber.Gut," erwidert der Spaziergänger,was ist da zu machen? Hier habe ich achtzig Mark, die sollen Sie haben. Sie werden aber zuverlässig ergriffen werden, und dann fliegen Sie ins Loch."Kann schon sein."Außer Sie haben eisten guten Verteidiger "Ich werd' schon einen finden."Ist sogar schön gefunden. Ich bin nämlich Rechtsanwalt. Wollen Sste sich von mir verteidigen lassen'?"Jawohl, dazu bin ich bereit." Schön, ld!ann geben Sie mir mal gleich vierzig Mark retour als Kostenvorschuß."