Mithilfe her den Ernte-Arbeiten.
T-ie Ernte steht in vielen Landes gegenden unmittelbar bevor, vielfach ist sie in vollem Gange. Damit die Ernährung unserer Bevölkerung sicher gestellt wird, muß Vorsorge für. die rechtzeitige Einbringung deA Erntesegens getroffen werden. Dja durch die Einberufung einer großen Zahl von in der Landwirtschaft tätigen Männern es' vielfach an ausreichenden Arbeitskräften für die Erntearbeiten fehlt, wird an Arbeiter und Arbeiterinnen, welche in Städte n, JndustrieHbrton u. s. f. entbehrlich sind, die Bitte gerichtet, sich sü.r die Mitwirkung bei den Ejrnte-Arbeiten zur Verfügung zu stellen und sich bei den Arbeitsämtern und den MrbeitAn achw ei.- sen der Wanderarbeits'stätten zu melde.n.
Bei der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft haben sich bereitst Männer aus' verschiedenen Bb- rufs'ständen, welche Beruf und Amt nicht in der Stadt sesthält, sowie Mitglieder von Jugendbereinigungen und Verbänden zur Mitwirkung bei den Erntearbeiten angeboten. Weitere derartige Angebote sind erwünscht. Sie werden, soweit sie nichts unmittelbar beim nächsten Arbeitsamt erfolgen, von der Zentralstelle an das Arbeitsamt Stuttgart weitergegeben werden.
Lohn und Arbeitsbedingungen teilen! fne Arbeitsämter mit. p '
Die Landwirte werden ersucht, ihren Bedarf an Arbeitskräften bei den Oberämsiern anzumelden, welche die Anmeldungen an die Württ. Arbeitsämter und an die Arbeitsnachweise der Wanderarbeitsstätten schleunigst weitergeben.
Arbeitsämter befinden sich in Stuttgart, Ualen, Cannstatt, Eßlingen, Friedrichshafen, Geislingen, Gmünd, Göppingen, Hall, Heidenheim, Heil- öronn, Ludwigsburg, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Schwennigen, Tübingen, Tuttlingen, Ulm.
Arbeitsnachweise der Wanderarbeitsstätten befinden sich in Aalen, Backnang, Biberach, Blaubeuren, Böblingen, Calw, Crailsheim, Eßlingen, Geislingen, Gmünd, Göppingen, Hall, Heidenheim, Heilbronn, Herrenberg, Horb, Laubheim, Künzelsau, Leonberg, Leutkirch, Ludwigsburg, Mergentheim, Münsingen, Nagold, Oberndorf, Oehringen, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Saulgau, Dornahof, Schrozberg, Stuttgart, Tettnang-Friedpichshasen, Tübingen, Tuttlingen, Ulm, Vaihingen fa. E-, Wald fee Wangen und Wangen-Jsny.
Seitens der K. Eisenbahnverwaltung ist Fahrpreis-Ermäßigung sür.die. Befö rd e ru.n.g von E rnt e ar b eite r n in Aussicht gestellt worden, worüber demnächst weitere Bekanntmachung ergehen wird. - -
* Schulbesuch und Erntearbeit. Auf Anregung Seiner Königlichen Majestät haben sämtliche Oberschulbehörden die örtlichen Schulleitungen) ermächtigt, auch über den ordentlichen Umfang/der Ferien) hinaus den Unterricht insolange einzustellen, als dies durch die Rücksicht auf die Erntearbeiten, bei den Gewerbe- und Handelsschulen auch durch die Rücksicht auf ändere durch den Kriegszustand bedingte Bedürfnisse geboten erscheint. Zugleich sind die örtlichen/ Schulleitungen veranlaßt worden, die schulpflichtigen Kinder nicht landwirtschafttreibender Eltern zur frei-
„Sie waren zugegen, ms vem Grasen Vieser schwere Unfall zustieß?" fragte sie, während Weigelt die mitgebrachten Speisen und Getränke auf dem Tische anrichtete. Aber er antwortete mit einer Geste der Verneinung.
„Wäre ich zugegen gewesen, so hätte das Unglück wohl nicht geschehen können, gnädigste Komtesse. Ich erfubr es erst, als man auf Befehl meines Herrn nach mir schickte. Er war bei Bewußtsein gewesen, als man ihn hier einlieferte, und er hatte sofort den Wunsch geäußert, mich bei sich zu haben."
„Und wer hat Sie jetzt hierher zu mir geschickt?"
„Die Hausdame, gnädigste Komtesse! Sie meinte, es würde Ihnen angenehmer sein, von jemandem bedient zu werden, den Sie bereits kennen. Und ich habe hier ja auch leider sonst nichts zu tun."
Er wartete noch ein wenig, wie wenn er auf weitere Fragen gefaßt wäre. Da sie aber nicht erfolgten, zog er fich zurück, und Edith setzte sich zu dem einfachen, aber gut bereiteten Mahle nieder, dem sie nur insoweit zusprach, als es zur Stillung ihres nicht eben beträchtlichen Hungers unbedingt notwendig war. Als sie fertig war, klingelte sie, und wieder war es der Kammerdiener Weigelt, der auf dies Zeichen erschien. Schweigend verrichtete er seine Hantierungen und trug das Geschirr hinaus. Aber schon nach Verlauf von zwei Minuten kehrte er zum dritten Male zurück, um im Aufträge-der Hausdame auszurichten, daß ihr, falls sie es wünsche ein Schlafzimmer mit dem etwa benötigten Waschgerät zur Verfügung stehe, und daß er Befehl habe, es ihr zu zeigen.
Für den Augenblick lehnte die Komtesse dies freundliche Anerbieten indessen dankend ab, einigermaßen erstaunt, daß die Hausdame nicht stlbst gekommen war, um ihr diese Bequemlichkeit anzubieten.
Da sie nichts Besseres wußte, um die mit unerträglicher Langsamkeit dahinschleichende Zeit zu verbringen, trat Edith an das Fenster, um auf die Straße hinauszuschauen. Die unsauberen Gardinen und der anscheinend schon feit undenklichen Zeiten auf den Scheiben lagernde Staub machte« es ihr schwer, die Dinge, die sich draußen abspielten, mit voller Deutlichkeit zu erkennen. So viel aber sah sie doch, daß sie sich hier in einer recht armseligen Stadtgegend be- Huden mußte. Was da an Männern. Weibern und Lindern
legraphen- und Fernsprechverkehr mit dem Ausland.
Der Po st verkehr zwischen Deutschland und En g land ist gänzlich einn g «stellt. und findet auch aus dem Wege über andere Länder nicht mehr statt. Es werden daher keinerlei Postsendungen nach dem angegebenen fremden Land mehr angenommen, bereits! vorliegende oder durch die Briefkästen zur Ein- lieserung gelangende Sendungen werden den Absendern zurückgegeben. Der private Telegraphen- und Fernsprechverkehr zu und von diesem Land ist ebenfalls eingestellt. K. Generaldirettion der Posten und Telegraphen.
* Postsache. Infolge der Inanspruchnahme der Eisenbahn sür militärische Zwecke wird in nächster Zeit auf eine regelmäßige Postbeförderung nicht mehr gerechnet werden können. Demzufolge werden hier nur noch 2 Briefbestellungen etwa um 7 Uhr und 11 Uhr vormittags ausgeführt werden. Esm Abendbestellgang findet nicht mehr statt.
* Achtung! Dgs General-Kommando in Stuttgart hat bekannt gegeben, daß im Bereiche des Armee-Korps zahlreiche Agenten und Spione der feindlichen Mächte sich aufhalten, vielfach Männer in Frauenkleidung. Die Bevölkerung wird aufgefordert, größte Aufmerksamkeit auf alle verdächtigen Personen zu haben.
* In Beamteukreisen scheinen Zweifel darüber
zu bestehen, in welchem Umfang den zum Kriegsdienst eingezogenen Beamten ihr Diensteinkommen weiter gezahlt wird. Zur Aufklärung mag daher folgendes! dienen: :
Aus Grund des 8 66 des Reichsmilitärgefetzes vom 2. Mai 1874/6. Mai 1880 und der hiezu /erlassenen württembergischen Ausführungsbestimmun- tzen vom 9./12. November 1889 wird fowohk den etatmäßig angestellten als' den ständig gegen Entgelt beschäftigten Staats-Beamten und -Unterbeamten, die zum Kriegsdienst einberufen werden oder mit Zustimmung der Vorgesetzten Behörde freiwillig ein- treten, während der Dauer des Kriegsdienstes ihr persönliches Diensteinkommen unverkürzt sortgewLhrt. Nur wenn solche Beamte aus der Militärkasse die Besoldung eines Offiziers oder eines oberen Beamten der Militärverwaltung! erhalten, wird ihnen sieben Zehntel der Krieglsbesoldung auf das Mvildienstein- kommen angerechnet, jedoch Beamten, die einen eigenen Hausstand mit Familienangehörigen haben, beim Verlassen ihres Wohnorts nur, wenn und soweit das Zivildiensteinkommen und sieben Zehntel der Kriegsbesoldung zusammen den Betrag von 3600 (Ml. jährlich übersteigen. — Gleicbes gilt für die einhe- rufenen G emeinde- und Kö rp ers ch asts bebe a m t e n. V s . S1.-Anz.
* Treue Kameraden! Der Kriegerverein Ebingen entbietet allen zur Fahne Einberufenen ein herzliches Lebewohl. Es heißt in der patriotischen Kundgebung: Kameraden! Erfüllet unserem so schwer bedrohten Vaterland gegenüber Eure Pflicht und seid beruhigt über das Wohlergehen Eurer Angehörigen zu Haus. Nicht bloß wir, s ondern gewiß alle/Kreise unseres Volkes — davon sind wir fest überzeugt — werden ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Keines von Ihnen soll Not leiden, soweit es nur
vorüberging, schien Durchweg einer Gesellschaftsschicht anzugehören, mit der sie bisher kaum in persönliche Berührung gekommen war. Sie sah Zerlumpte und Betrunkene, sah jämmerliche Krüppel und allerlei andere unheimliche oder Mitleid einflößende Gestalten, von denen sie bis zu dieser Stunde nur aus Schilderungen als von dem Bodensatz der Großstadt gehört hatte.
Als sie endlich auf die Uhr sah, fand sie, daß es inzwischen doch bereits fünf Uhr nachmittags geworden war, und daß sie nun ernstlich daran denken muhte, ihre Vorkehrungen für die Nacht zu treffen. Selbst wenn sie den Wunsch gehabt hätte, heute noch nach Donnersberg zurückzukehren, wäre es jetzt zu spät dazu gewesen. Im Stein- kirchschen Hause würde sie selbstverständlich freudige Aufnahme gefunden haben, zu welcher Stunde auch immer sie dort anklopfen mochte, und der Unfall ihres Stiefbruders würde selbst ein Erscheinen am späten Abend hinlänglich erklären. Aber sie war sich in diesem Augenblick noch nicht klar darüber, ob sie den Wunsch haben würde, dorthin z« gehen. Das hing in allererster Linie jedenfalls von den weiteren Ereignissen droben im Krankenzimmer ab. Ob man ihr im äußersten Notfall hier im Hause würde ein Nachtquartier gewähren können, wußte sie ja nicht. Aber sie hielt es doch für sehr wahrscheinlich und war der Meinung, daß man sich gegen Bezahlung gern dazu bereit finden würde.
Sie war eben im Begriff, zu klingeln und um eine Unterredung mit der Hausdame zu bitte«, als cm die Tür geklopft wurde, und als auf ihr „Herein!" die hübsche junge Wärterin über die Schwelle trat.
„Graf Donnersberg ist bei Bewußtsein," meldete sie kurz. „Doktor Pittius ist bei ihm. Sie können gleich hinaufgehen, wenn es Ihnen beliebt. Aber der Doktor besteht darauf, bei der Unterredung zugegen zu stin, damit er in jedem Augenblick für ihr« Beendigung sorgen kann» falls der Zustand des Patienten es notwendig machen sollte. Der Herr Graf befindet sich i« sehr bedenklicher Verfassung. Und es sollte mich sehr wundern, wen» es überhaupt noch
mit ihm dauert."_
(Fortsetzung folgt.)
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zu schwer sein. — Dieses Versprechen werden gewiß alle Kriegervereine zu dem ihrigen machen.
* Bibelteile für die ausziehenden Truppen. Die
privilegierte württembergische Bibelanstalt hat infolge des! freundlichen Entgegenkommens des K. württ. Generalkommandos an sämtliche württember- gifchen Truppenteile in den für katholische und evangelische Mannschaften bestimmten Ausgaben insgesamt 40000 Bibelteile und neue Testamente unentgeltlich verteilen können. Die Schriften werden direkt an die einzelnen Kommandos gesandt und in den Kasernen unter Mithilfe von Sekretären und Mitgliedern der dem Südd. Jünglingsbund angehörigen Vereine zur Verteilung gebracht. Heute werdensiioch an die 17 Bezirkskommandos des Landes im ganzen ea. 20000 Bibelteile und Neue Testamente zur Verteilung an Reservisten und Leute des Landsturms versandt, so daß alle lwürttembergischen Mannschaften versehen sind. Für diese vorzügliche Vorsiorge und sür das große Opfer, das die Bibelanstalt damit gebracht hat, wird man ihr aufrichtigen Dank wissen,
* Zahlung i« Papiergeld. Die Annahme von
Papiergeld stößt bei den Zahlungsempfängern vielfach auf Schwierigkeiten. Diese Bedenken sinld aber in gar keiner Weife begründet, da für die Einlösung der Reichskassenscheine die Reichs- kafse hastet und für die Noten der Reichsbank und der Privatnotenbanken volle Deckung bei diesen vorhanden ist. !
Wegen der Reichskassenscheine wird voraussichtlich in den allernächsten Tagen ein Reichsgesetz erscheinen, durch das diese als gesetzliches Zahfr- lungs mittel erklärt werden. Die Noten der Reischsbank sind schon jetzt nach Art. 3 des Reichsgesetzes vom 1. Juni 1909 (Reichs gesetzblatt S. 515) gesetzliches Zahlungsmittel. Reichsbanknoten — und 'Reichskassenscheine, sobald das 'erwähnte Gesetz veröffentlicht) ein wird — können daher bei Zahlungen, die den Betrag der Noten und Reichs^-- kaffenfcheine erreichen, nicht zurückgewiesen werden, ohne daß der Empfänger in Annahmeverzug gerät (B. GB. Z 293) und die Folgen (dieses Verzugs zu tragen hat.
Gold ist während der Mobilmachung ausschließlich zu militärischen Ausgaben bestimmt.
Auch die Auszahlung in Silber kann nicht immer in dem vom Publikum gewünschten Umfang erfolgen, da in der letzten Zeit an die Banken und die öffentlichen Kassen in dieser Richtung ganz ungeheure Anforderungen gestellt worden sind. Djije öffentlichen Kassen sind bestrebt, so lange als irgend möglich kleine Beträge nur in Silber zu zahlen, bei größeren aber istldies nicht durchführbar und imußi Papiergeld mit in Zahlung gegeben werden.
Da das zu militärischen Zahlungen verwendete Gold und Silber in allernächster Zeit wieder in den Verkehr "zurückströmen muß, so ist zu hoffen, daß der Geldumlauf in Bälde wieder in ruhigere Bahnen kommen wird.
* An die Einberufenen. Da mancher Geschäftsmann in diesen Tagen ins! Feld ziehen muß und eine Erledigung von geschäftlichen Angelegenheiten von dort ans beinahe eine Unmöglichkeit ist, dürfte es im Interesse einer geordneten Geschäftsabwicklung während der Dauer des Feldzugs gelegen sein, wenn wenigstens Geschäftsleute, welche einen größeren Umtrieb haben, einer Bertrauensperfon (bei Verheirateten dürfte die Ehefrau die geeignetste Person sein) eine Generalvollmacht erteilen. Soweit es sich um Grundbuchsachen (Hypotheken und Liegenschaften) handelt, ist zur Gültigkeit der Vollmacht erforderlich, daß dieselbe beglaubigt ist. — Die Württ. Vereinsbank schreibt: Diejenigen unserer Konten- und Depotinhaber, die jbei, der Mobilmachung am Feldzug teilzunehmen haben u. während ihrer Abwesenheit eine Vertrauensperson über ihr Konto oder Depot bei uns verfügen zu lassen wünschen, erinnern wir an die rechtzeitige Erteilung der Bankvollmacht, sofern eine solche bei uns noch nicht vorliegt. Vordrucke sür Vollmachten verschiedener Art stehen bei uns zur Verfügung.
* Hilfsaktion. Der Verband Württ. Industrieller und der Württ. Landesverband des Hansa-Bundes bieten der Industrie, dem Handel und dem Gewerbe die Vermittlerdienste ihrer Geschäftsstellen, Stuttgart, Friedrichstraße 1L (Telephon 9393 und 9595) für alle durch die Kriegslage sich ergebenden Hilfsaktionen an, insbesondere für Regelung des Austausches frei werdender industrieller Arbeitskräfte an weiter arbeitenden Industrien und vor allem an die Landwirtschaft, femer für Unterbringung frei werdenden kaufmännischer und technischer Kräfte, sowie für die aushilfsweise Uebernahme von Betriebsleitungen, deren Chefs einberufen sind, durch geeignete noch verfügbare leitende Kräfte und für alle sonstigen notwendig werdenden Hilfsmaßnahmen. Der Vorstand des Verbandes Württ. Industrieller bittet, bei seiner Geschäftsstelle die Bedarfsfälle, aber auch ebenso die verfügbar werdenden freien Kräfte anzumelden, er wird mit den in Betracht kommenden amtlichen Stellen in steter Fühlung bleiben und an diese die Angebote und Nachfragen weiterleiten.
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