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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Hreudenstadt und Lalw.
R«<kktio»u. vertagt» Rltenrteig.
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Ausgabe in Altensteig. Stadt. Donnerstag, den 6. August. ^ Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1V14.
Der Krieg mit Rußland» Frankreich und England.
Zu Rußland und Frankreich hat sich nun auch England als' unser offener Feind gesellt. Mit allen drei Staaten stehen wir nun im Krieg. Die Nachricht, daß auch En gHand die Sache der Königsmörder, Verschwörer und Wortbrüchigen vertritt, daß wir gezwungen sind, auch gegen dieses zu Wmpfeu, hat den Ernst unserer Lag? überall in unserem Volke erkennen lassen. EA gilt nun einen heißen Kampf zu kämpfen gegen unsere Feinde, für unser( «Vater- Land, für Recht und Gerechtigkeit, für die Sicherheit unseres! Landes und seiner friedlichen Bewohner- Der Kampf wird hart, aber es besteht im Hinblick auf unser einiges Volk, unser tüchtiges Heer und unsere Marine kein Grund zur Verzagtheit und zum Kleinmut. Im Gegenteil: Wir hasten nun klare Verhältnisse, wir wissen, wo unsere Feinde sind usiud könsinen uns entsprechend vorbereiten und gege.n sie Vorgehen. Was hätte es uns genützt, noch einige Zeit in Unklarheit England gegenüber zu sein. Schließlich wäre es uns doch in den Rücken gefallen. Nun heißt es: Alle Mann an Bord! Nun gilt es für unsere wehrfähigen Männer tüchtig zusammenzustehen, um unser Vaterland zu verteidigen, um unser Land, unsere Weiber und Kinder vor den feindlichen Horden zu schützen! Wer möchte da zurückblei- ben? Auf in den Kampf, in den heiligen Krieg für unser geliebtes deutsches Vaterland und für unsere Lieben i« der Heimat!
Aber auch 'Diejenigen, die in der Heimat bleiben müssen, sollen sich nun ganz in den Dienst des Vaterlandes u. in den Dienst der Nächstenliebe stellen.' Wir brauchen viele kräftige und mildtätige Hände, um die Alleinstehenden zu schützen, der Not zu steuern, Wunden zu heilen und den Bekümmerten beizustehen. t s
Für die Frauen gilt es, ihren kämpfenden Männern würdig zu sein. Ihnen nicht das Herz schwer! zu machen beim Abschied, denn sie ziehen ja aus für die Freiheit ihres Vaterlandes und die Sicherheit ihrer Lieben. Mutig sein ist jetzt Alles. Mögen unsere Frauen und Mädchen das folgende prächtige Gedicht von 1870, das! aus einem alten Gedichtheft entnommen wurde und uns von einer freundlichen Leserin zur Verfügung gestellt wurde, beherzigen: ! i
Es gilt der deutschen Ehr!
Jetzt, deutsches Mädchen! Deutsche Frau!
Jetzt gilt's des Landes Ehr!
Nun zeige, daß du Deutsche bist,
Ob dir auch bang und schwer!
Laß Bräut'gam, Sohn und Gatte ziehn Bezwing dein eigen Herz,
Wein einsam, weine ungesehn.
Doch zeige keinen Schmerz.
Die Träne, dies sei der Tribut,
Den du der Liebe gibst
Den höchsten zahl dem Vaterland
Den Mann gib, den du liebst!
Als Schützer wird zur Seite stehn Dem Teuren, in der Schlacht Gebet und Träne, die du wein'st,
In banger, finstrer Nacht!
Und hat auch dich zum Kampfplatz nicht Das Schicksal hingestellt Du kämpfst doch mit für's Vaterland Und bist als Frau auch Held.
Drum! Deutsches Mädchen! Deutsche Frau!
Ist dir auch bang und schwer i Verschließ die Lieb in deiner Brust!
Es gilt der deutschen Ehr!
Einwohner Württembergs!
Alle Mitteilungen über die Mobilmachung und über de« Abtransport von Truppen «nd sonstigen Kriegsformationen find verboten.
Auch anscheinend harmlose Nachrichten allgemeiner Art z. B. über Märsche von Truppen zu den Bahnhöfen, über ihre Abfahrt und ihre Fahrtrichtung find für den Feind von größter Bedeutung vnd müsse« unbedingt unterbleiben.
Der Feind darf erst durch den Angriff unserer Truppen erfahren, daß er die tapfere« Württemberger vor sich hat.
Jeder kann mit seinen im Felde stehenden Angehörigen in Verbindung bleiben. Alle Briefe, die in der Heimat, ohne Ortsaufschrift, aber mit dem richtigen Namen und Truppenteil versehe«, aufgegeben werden, erreiche» sicher ihr Ziel. Ebenso finden durch die Feldpost alle Sendungen unserer Soldaten ihren Weg in die Heimat.
Nachrichten unserer Soldaten aus dem Kriege dürfen aber nicht veröffentlicht werden. Der Feind kann ans ihnen oft wichtige Angabe» entnehmen.
Die Pflicht, über solche Nachrichten zu schweigen, ist hart, aber notwendiges Gebot der ernsten Zeit, die nufere Gegner heransbeschworen habe«.
Die Presse Württembergs wird hierin mit ihrem schon in den letzte« Tagen bewiesenen vaterländischen Sinne und Verständnis mit gutem Beispiel vorangehen.
Stuttgart, den 5. August 1914.
Der kommandierende General: v. Fab eck.
Die Erneuerung des eiferueu Kreuzes.
sj Berlin, 5. August. Durch Verordnung vom heutigen Tage hat der Kaiser und König für den gegenwärtigen Feldzug den Orden des Eisernen Kreuzes erneuert.
Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht über die Erneuerung des Eisernen Kreuzes folgende Urkunde: Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, König von Preußen usw. Angesichts der ernsten Lage, in die das teuere Vaterland durch den ihm aufgezwungenen Krieg versetzt ist, und in dankbarer Erinnerung an die Heldentaten unserer Vorfahren in den großen Jahren der Befreiungskriege und des Kampfes für die Einigung Deutschlands wollen wir das von unserem in Gott ruhenden Urgroßvater gestiftete Ordenszeichen des Eisernen Kreuzes abermals wieder aufleben lassen. Das Eiserne Kreuz soll ohne Unterschied des Ranges und Standes an Angehörige des Heeres, der Marine ur d des Landsturms, an Mitglieder der freiwilligen Krankenpflege und an sonstigen Personen, die eine Dienstverpflichtung mit dem Heere oder der Marine eingehen, oder als Heeres- und Marinebeamte Verwendung finden, als eine Belohnung der auf dem Kriegsschauplatz erworbenen Verdienste verliehen werden. Auch solche Personen, die daheim sich Verdienste um die deutsche Streitmacht und die seines Verbündeten erwerben, sollen das Kreuz erhalten. Demgemäß verordnen wir was folgt:
1. Die für diesen Krieg wieder ins Leben gerufene Auszeichnung des Eisernen Kreuzes soll wie früher aus zwei Klassen und einem Großkreuz bestehen. Das Ordenszeichen, sowie das Band bleiben unverändert; nur ist auf der Vorderseite unter dem W mit Krone das Jahr 1914 anzubringen.
2. Die zweite Klaffe wird an einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung im Knopfloch getragen, sofern es für Verdienste aus dem Kriegsschauplatz verliehen wird. Für daheim erworbene Verdienste wird es am weißen Bande mit schwarzer Einfassung verliehen. Die erste Klasse wird auf der linken Brust, das Großkreuz um den Hals getragen.
3. Die erste Klaffe kann nur nach Erwerbung derkzweiten Klaffe verliehen werden und wird neben diesem getragen.
4. Die Verleihung des Großkreuzes ist durch vorherige Erwerbung der 1. und 2. Klasse bedingt. Sie kann nur erfolgen auf eine gewonnene Entscheidungsschlacht, durch die der Feind zum Verlassen seiner Stellungen gezwungen wurde, oder für die selbständige, von Erfolg gekrönte Führung einer Armee oder Flotte, oder für dle Eroberung einer großen Festung, oder für die Erhaltung einer wichtigen Festung durch deren ausdauernde Verteidigung. 5. Alle mit dem Besitz des Militärehrenzeichens 1. und 2. Klaffe verbundenen Vorzüge gehen vorbehältlich der verfassungsmäßigen Regelung
einer Ehrenzulage auf das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse über. Urkundlich unter unserer höchsteigenhändigen Unterschrift und bei geordnetem königlichen Jnsiegel gegeben. Berlin, den 5. August 1914. Wilhelm I. U.. von Bethmann Hollweg, von Tirpitz, Delbrück, Beseler, von Breitenbach, Sydow, von Troit zu Solz, Frhr. von Schorlemer, Lerche, von Falkenhayn, von Loebell, Kühn, von Jagow.
Für Seefahrer.
Berlin, 5. Aug. In einer Sonderausgabe der vom Reichsmarineamt herausgegebenen Nachrichten für Seefahrer wird mitgeteilt: Im Kopenhagener Sund, im Königstief (Kongedyb), im Holländer Tief und in den Drogden liegen Minen. Die Fahrstraße der Dampfer geht durch die Flintrinne. Für Kopenhagen besteht Lotsenzwang. Die ungefähre Lage des Drogden Feuerschiffes ist 55 Grad 33 Min. nördlicher, 12 Grad 43 Min. östlicher Länge.
Kabelunterbrechung.
Berlin, 5. Aug. Die Kabel Emden—Vige, Emden— Azoren, Emden—Tenerifa sind unterbrochen. Telegramme, die über diese Kabel gehen, können nicht mehr angenommen werden.
Die Mobilisierung unseres Heeres «ud unserer Flotte.
js Berlin, 4. Aug. Eine amtliche Bekanntmachung besagt, daß die Mobilmachung unseres Heeres und unserer Flotte bisher ganz vorzüglich verlaufen ist. Die Zusammenziehung der Einberufenen, ihre Beförderung an die angewiesenen Plätze, kurz alles hat tadellos geklappt. Das Vertrauen der Bevölkerung in unsere militärische Organisation ist glänzend gerechtfertigt. Besonders wird hervorgehoben die Stimmung unter den Einberufenen. Volle Hingabe und Begeisterung, aber auch von dem Ernst der Stunde durchdrungen, sind alle der Gestellungsordre gefolgt. Das deutsche Volk darf die Zuversicht hegen, daß auch die weiteren militärischen Maßnahmen in der gleichen Ordnung und Planmäßigkeit ausgeführt werden.
Bittgottesdienste.
ss München, 5. Aug. Unter Teilnahme des Königs und der Königin, der bisher noch nicht in der Front stehenden Prinzen, der staatlichen und städtischen Behörden und unter dem Zudrange einer gewaltigen Volksmenge fand heute Vormittag 11 Uhr im Dom ein feierlicher Bittgottesdienst statt, wobei Kardinal von Bittinger den Segen des Himmels auf die scheidenden Truppen herabflehte. Die Majestäten waren bei der Abfahrt von der Kirche Gegenstand herzlicher Kundgebungen. Auch in der ev. Matthäuskirche wurde vormittags ein Bittgottesdienst abgehalten.
sf Berlin, 5. Aug. Heute vormittag zwischen 10 und 11 Uhr fand im großen Sitzungssaale des Abgeordnetenhauses ein Kriegsgottesdienst statt. Er soll heute Abend um 8 Uhr wiederholt werden.
Vom Zeitungswesen.
Berlin, 5. Aug. Es wird uns mitgeteilt, daß das Oberkommando 3 hiesigen Tageszeitungen aufgegeben hat, Extrablätter nur in soweit zu verbreiten, als es sich um die Wiedergabe der durch das Wolff'sche Telegraphenbureau verbreiteten Nachrichten und zwar unter Quellenangabe, handelt. 2. innerhalb 24 Stunden nur eine Auflage herauszugeben.
Eine Zentralstelle für den Arbeitsmarkt.
ss Berlin, 5. Aug. In einer heute Nachmittag im Reichsamt des Innern unter dem Vorsitz des Staatssekretärs Dr. Delbrück abgehaltenen Sitzung, bei der die zuständigen Ministerien und das Reichsamt vertreten waren, wurde die Errichtung einer Zentralstelle im Reichsamt des Innern für alle Angelegenheiten der Verteilung der ausländischen Arbeitskräfte über das Land, für die Beschaffung von Arbeitern und den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in Landwirtschaft und Gewerbe beschlossen. Die Leitung der Zentralstelle übernimmt Ministerialdirektor Dr. Lewald. Sie soll alle vorhandenen Organisationen sammeln und zusammenfaffen. Am 6. August findet eine Besprechung mit den wichtigeren Organisationen statt.