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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Freudenstadt und Lalw.

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Montag, den 13. 3uli.

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

Ausgabe in Altensteig-Stadt

Ein schwerer Schlag für das Großserbentum.

Mm Freitag abend 9 Uhr erschien der russische Ge­sandte in Belgrad, v. Hartwig, beim österreichisch­ungarischen Gesandten Frhrn. v. Giesl, um ihm einen Besuch abzustatten. Während der Unterhaltung wurde Hartwig plötzlich von einem Unwohlsein befallen und starb nach wenigen Minuten, obgleich ärztliche Hilfe sofort zur Stelle war. Tie Leiche wurde in die russische Gesandtschaft geschafft. Es werden noch folgende Einzel­heiten berichtet: Während der Unterhaltung griff von Hartwig plötzlich gegen das Herz, beugte den Kopf und fiel vom Kanapee auf dm Fußboden. Frhr. v. Giesl sprang hinzu und hob ihn auf das Kanapee. Nach fünf Minuten war der Arzt zur Stelle. Gleich nach dessen Eintreffen gab Hartwig den Geist auf. Tie beiden anderen Aerzte, die kurze Zeit später erschienen, konnten nur noch den eingetretenen Tod infolge Herzschlags feststellen. Inzwischen war auch die Tochter Hartwigs m der öster­reichisch-ungarischen Gesandtschaft augekommen, doch fand sie ihren Vater nur noch als Leiche vor.

Tas Großserbentum hat einen schweren Schlag er­litten, eines ihrer Häupter, ja vielleicht das Haupt hat ganz unerwartet die Augen geschlossen. Um dies zu be­weisen, müssen wir etwas weiter ausholm. In Oester­reich stoßen die beiden Rassen zusammm, Germanen und Slawen. Tiefe dringen seit Jahren unaufhaltsam vor­wärts, so daß man ;a auch bei uns in Deutschland sich angewöhnt hat, von einer slawischen Gefahr zu sprechen. Tie Parole des Panslawismus lautet gegenwärtig Groß­serbentum. Man weiß, daß das kleine Serbien es kaum wagen würde, sich so mausig zu machen, wenn es sich nicht der Unterstützung Rußlands gewiß fühlte. Ruß­land benutzt diese serbische Strömung, um seine Grund­politik, die Donaunwnarchie nach Möglichkeit zu schä­digen, vMolgen zu können. Um diesem Streben größeren Nachdruck zu verleihen, hat es vor 5 Jahren nach Belgrad einen Gesandten geschickt, der die Garantie bot, kraft seines Amtes jedwede großserbische nationalistisch? Re­gung zu schüren. Herr v. Hartwig hat es binnen ganz kurzer Zeit verstanden, seinen (Anfluß in diesem Sinne geltend zu machen. Mit Jswolski und Tscharykow war er hauptsächlich das Sprachrohr jener gehässigen, gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn gerichteten russischen Expansionspolitik. Man wird nicht weit feh­len, wenn man die ersten Quellen der letzten Balkan­kriege im russischen Gesandtschaftspalais in Belgrad zu suchen geneigt ist. So sehr hat Hartwig es verstanden, im geheimen zu schüren, daß man bei Ausbruch des erstm Balkankrieges vor der fertigen Tatsache des Balkanbundes stand und auch während des Krieges hat er mit einer geradezu gefährlichen Geschicklichkeit operiert, so daß man in Petersburg nur zu tun hatte, die über diese allzu .offene Unterstützung seitens Rußlands erregten Gemüter wieder zu beschwichtchen. Nicht bloß russischer als der Zar, sondern sogar serbischer als der serbischste Serbe war Herr Hartwig, und auch bei uns hat man offen seiner Entrüstung Ausdruck verliehen, beim Bekannt­wer de n dieser unmenschlichen Hetze. Wie oft stellte sich Hartwig in Gegensatz zu der gemäßigten Politik Sa- sönows: das ist eben nur in Rußland möglich, daß ein Gesandter sich in so offenkundigen Gegensatz zur offiziellen Politik des Ministers des Mswäriigen setzen konnte. Herr v. Hartwig A'tte in seinen: Wesen etwas mit Telcassb Verwandtes. Auch der neulich wieder aufge­tauchte Gedanke einer Vereinigung Serbiens und Monte­negros wird aus sein Konto geschrieben. Nicht aus lauter Freundschaft und Vorliebe für die serbischen Brüder hätte Rußland einen serbischen Hafen an der Adria gerne gesehen, sondern in der stillen Hoffnung, dadurch selbst ans Mittelmeer zu gelangen. Nicht bloß für die russische und serbische Kriegspartei bedeutet der Tod dieses Mannes einen schweren Verlust, sondern für das ganze Serbentum überhaupt, wird es doch etwas schwer halten, für ihn einen Nachfolger zu finden ,der auch in seine Fuß­stapfen tritt. Diese Nachfolgerfrage wird für das Ver­hältnis Rußlands zu Oesterreich direkt zu einer Belast­ungsprobe. Schickt Rußland nochmals einen Mann von diesem Schlag nach Belgrad, so dokumentiert es geradezu sein offizielles Einverständnis mit der oft sehr persön­lichen Politik Hartwigs. Tie russisch-österreichischen Be­ziehungen würden sich unter diesen Umständen kaum bes­sern. Aber auch wenn der Nachfolger ans moderen Bahnen

wandeln sollte, die rmsischeii Fäden sind nach allen Seiten gesponnen, so daß cs trotzdem für Oesterreich-Ungarn weiter heißen wird: Sei ans der Hut. Oesterreich hat er stets als seinen Feind betrachtet, gegen Oesterrich war seine ganze Arbeit gerichtet, und nun mußte er auf österreichischem Boden, in der österreichischen Gesandt­schaft, also gewissermaßen in Feindesland, sein Leben lassen, das ist die Tragik seines Lebens. !

Angesichts dieser verhängnisvollen Tätigkeit des eben Verstorbenen ist es begreiflich, wenn durch die öster­reichischen und deutschen Blätter ein allgemeines Auf­atmen geht. In Wien wurde der Tod Hartwigs erst in später Nachtstunde bekannt. Ter späte Besuch Hart­wigs in der österreichischen Gesandtschaft erklärt sich daraus, daß der österreichisch-ungarische Gesandte Frhr. v. Gisel-Gieslingcn erst unmittelbar vorher aus Wien zurückgckchrt war. Baron Gisel hatte in Wien die Rück­kehr des Grafen Berchtold von der Audienz beim Kaiser m Ischl abgewartet, um persönlich die letzten Anweisungen für die in Belgrad zu unternehmenden Schritte entgegen­zunehmen. Eine 'politische Bedeutung wäre also sicher dieser Unterredung beizumessen gewesen, es ist aber doch mehr als fraglich, ob Rußland damit, wie das Wiener Tagblatt wissen will, den Vermittler zwischen Wien und Belgrad hätte spielen wollen; ausgerechnet Herr v. Hart­wig Vermittler zwischen Serbien und Oesterreich? Eine größere Unwahrscheinlichkeit ist doch kaum denkbar, i

Tie Wiener Presst widmet schon dem verstorbenen Gesandten Hartwig eingehende Nachrufe. TieZeit" chreibt: Hartwig war in Belgrad die Seele der Feind­schaft gegen Oesterreich und ist vielfach die Triebfeder erbischer Gegnerschaft und serbischen Widerstandes. Es >ürfte kaum zu viel gesagt sein, wenn behauptet wird, daß der österreichisch-serbische Streit niemals die großen Dimensionen und jene bedauerlichen Formen angenommen hätte, wenn Hartwig nicht unermüdlich geschürt und Serbien geschickt in falschem Wahn gehalten hätte. DieNeue Freie Presse" schreibt: Hartwig war Pan­slawist, aber in dem Sinne, daß er das ganze Slawen­gebiet unter dem Szepter des Zaren vereinigt sehen wollte und sein Ehrgeiz trieb ihn dazu, derjenige zu sein, der dieses große Werk durchführe. So kam es, daß er sich oft in direkten Widerspruch mit seiner Regierung setzte, well er russischer sein wollte, als der Zar.

Ter Eindruck in Berlin läßt sich dahin zusammen- sassen: Der Gesandte von Hartwig war während der letzten zwei Jahre einer der meistgenannten Diplomaten, die mit den Balkanfragen in Verbindung standen. Trotz seines deutschen Namens und seiner deutschen Abstammung war er die Seele der panslawistischen Bewegung und hie großen Erfolge der russischen Balkanpvlitik sind ihm in erster Linie zu verdanken gewesen. Insbesondere auf seine Veranlassung hat sich Rußland so vollkommen mit der serbischer: Politik verbrüdert, daß man sagen kann: Sein Tod ist für Serbien wohl ein größerer Verlust als für Rußland. Bevor Herr v. Hartwig nach Belgrad kam, vertrat er Rußland in Teheran. Auch dort trieb der sehr energische und rührige Mann eine eigene Politik, die sich mit der der Petersburger Regierung nicht immer deckte, sondern der Regierung mitunter erhebliche Schwie­rigkeiten bereitete. Vor allem erregte seine Politik wieder­holt das Mißtrauen Englands, das sich damals mit Rußland über Persien geeinigt hatte. Als er damals von Teheran nach Belgrad versÄt wurde, ist vielfach behauptet worden, daß dies auf Veranlassung der eng­lischen Regierung, die sich wiederholt über ihn beschwert hat, geschehen sei.

Rundschau.

Für den sozialdemokrMschen Parteitag,

der im September in Würzburg Zusammentritt, wird die vorläufige Tagesordnung schon jetzt veröffentlicht. Außer den üblichen Berichten des Parteivorstandes, der Kontrollkommission und der Reichstagsfraktion werden Referate erstattet werden überMilitärstaat und Demokratie",Wirtschaftspolitik und Koaliti­onsrechtshetze" und dergleichen mehr.

Englands «nd Teütschlan-s Seemacht. Angesichts des letzten Besuchs der englischen Flotte in Kiel schreibt die Times »einen längeren Artikel über die Entwicklung der deutschen Seestreit­kräfte. Das Blatt sucht darzutun, daß die Entspan­

nung zwischen den beiden germanischen Völkern Deutschland nicht verhindern wird, seine Seestreit- kräste weiter zu entwickeln. Im Gegenteil werde Deutschland noch mehr angespornt, auf dem bisheri­gen Wege weiter zu schreiten. Die Times weist schließlich darauf hin, daß Deutschland zwar die Zahl seiner Schlachteinheiten nicht vermehrt, jedoch seine Schlagkraft zur See ständig erhöht, indem die alten Kreuzer allmählich durch neue ersetzt werden.

Frankreichs letzte Anstrengungen.

In seinem Bericht der Heereskommission des fran­zösischen Senats über den von der Kammer angenommenen Gesetzentwurf, durch den der Kriegsminister und der Ma­rineminister zu einmaligen Ausgaben zu Zwecken der Bedürfnisse der nationalen Verteidigung ermächtigt wird, stellt Charles Humbert fest, daß diese Ausgaben kaum ge­nügen werden, uni alles das zu verwirklichen, was die Gegenwart erfordere, und um eine Heeresvermehrung zu schassen, die fähig sei, die gewaltige Entwickelung aus­zugleichen, die Deutschland seiner offensiven Macht gebe. Es sei keineswegs sicher, daß das Deutsche Reich mit dieser kolossalen Anstrengung Halt mache, der Frank­reich folge:: müsse, um nicht eines Tages vor dem Zu­sammenbruch zu stehen. Ter deutsche Generalstab verfolge ein ganz klares Ziel. Seine allmählichen Anstrengungen bewiesen den festen Willen, jederzeit über eine ansgebil­dete Armee zu verfügen, die bereit sei, unverzüglich ins Feld zu ziehen, ausgerüstet mit modernsten Waffen und gestützt aus beinahe uneinnehmbare Festungen. Unter diesen Bedingungen empfehle die Senatskommission der Regierung die Dringlichkeit der geforderten Kredite Tie Vervollständigungen, die das Programm nicht vorgebe, müßten so schnell wie möglich erfolgen und der .Kriegs­minister müsse in allernächster Zeit neue (Ermächtigungen fordern für außergewöhnliche Ausgaben. Eine neue be­trächtliche Anstrengung werde hiebei notwendig sein, wenn Frankreich wirklich mit der Aufrechterhaltung des Friedens die Ungesetzlichkeit seines vaterländischen Bodens und die Bewahrung des Platzes, den es sich in der Welt erobert habe, sichern wolle.

Tie Wahrheit über Frankreichs Marokkopolitik im Jahr 1W5.

In einer Rede bei einem Bankett in Raincy sprich Senator Aimond über die Stellung Frankreichs in Marokko und erwähnte dabei, wie die Differenzen mit Deutschland seinerzeit entstanden seien. Seine Erzählun­gen wichen iu manchen Punkten von den bisher veröffent­lichten Berichten ab.Tie Krisis begann", so sagte Ai­mond,vor neun Jahren an dem Tage, als Kaiser Wil­helm nach Tanger fuhr. Als die Nachricht hiervon ein­traf, berief der damalige Mimsterpräsioent Rouvier sein Kabinett zu einer außergewöhnlichen Sitzung zusammm und fragte seine Kollegen: Was wollen wir tun? Tel- cassö antwortete, wir werden ein Geschwader nach Tan­ger senden. Rouvier sagte darauf, das wäre der Krieg. Sind wir bereit? Und er fragte der Reihe nach seine Kol­legen. Als er zum Kriegsminister Bertranx kam, sagte dieser: Nein, wir sind nicht bereit. Ter Bericht des Gene­rals Sylvesträ, der dem mandschurischen Krieg beigewohnt hat, zeigt uns, daß die 600 Geschosse, die wir pro Geschütz rechnm können, in zehn Tagen aufgebraucht sind. Wir würden uns dann nicht weiter verteidigm können, und Unter diesen Umständen kann ich die Verantwortung für die nationale Verteidigung nicht übernehmen. Als Rou­vier sich daraus Delcassi- zuwandte, sagte dieser: Ich habe verstanden. Hier ist mein Portefeuille. Am nächsten Tage wurde das Kabinett rekonstruiert, und der Kriegsminister verlangte von der Militärkommifston die notwendigen Kredite."

Landesnachrichlen.

Wtevitrlg. is. Juli 1814.

6. Der vom hiesigen Gewerbe-Verein am Samstag ausgeführte Besuch der Ausstellung für Gesundheitspflege in Stuttga t erfreute sich, wie schon berichtet wurde, einer großen Beteiligung. Das Wetter war schön, wenn auch warm. Die Ausstellung selbst bietet in ihrer großzügigen Anlage so viel des Sehenswerten und Interessanten, daß ein Tag zur eingehenden Besichtigung kaum ausreicht. Die Ausstellung der Bäder und-Kurorte, welche im Stadtgatten