erfassen lönnre. Manche fordern daher, daß der Religionsunterricht aus den ersten Schuljahren oder überhaupt aus der Schule entfernt werde. Man ist sich dabei durchaus nicht klar, welch' großen Werte man dem Kinderherzen raubt. Es ist auch töricht, zu glauben, daß in der Religion alles verstanden werden müsse. Nicht müt dem Kopf, sondern mit dem Herzen ergreift man die Segnungen der Religston. Das Wort Jesu soll auch heute noch erfüllt werden: Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes. Es ist daher selbstverständlich und in der Christenheit sehr früh Brauch geworden, daß man schoih die Kinder zur Taufe bringt und sie damit von vornherein in die Gemeinschaft mit Gott stellt. Die christliche Liebe kommt damit schon dem Kinde entgegen, ehe es überhaupt etwas von seinem Dasein weiß. Mit Recht nimmt die christliche Gemeinde schon die kleinen Kinder i w ihre Mitte auf. Sie übernimmt! aber damit gleichzeitig die Verpflichtung, die Kleinen schon vom frühesten Kindesalter an zu Gott und göttlichen Dingen hinzusühren. Sie übernimmt damit aber auch die Verpflichtung, für das leibliche Wohl der Kinder zu sorgen. Man bedenke, daß das Liebesüwrt Jesu „Lasset die Kindlein zu mir kommen", der Fels ist. aus dem alle christlichen Kinderanstalten errichtet sind, die Waisenhäuser und Krüppelanstalten, die Krippen und Kinderhorte.
Ein seltsamer Edelstein.
Von Fritz Scitz.
Zu allen Zeiten hat der Mensch an farbigen oder glitzernden Steinen seine naive Freude gehabt. Römische Schriftsteller rühmen die Smaragde und Rubinen, mit denen die alten Inder ihre goldenen und silbernen Gefasst zierten. Unter der Aschendecke, die das römische Pompeji deckte, und in ägyptischen Gräbern fand man Edelsteine, deren Glanz einst eine junge Schöne schmückte. Schon 1650 v. Ehr. wurden die Smaragd- Gruben zu Kosseir am Roten Meer betrieben, wie uns eine alte Inschrift berichtet. Auch heute noch üben Schmucksteine eine besonderen Reiz auf das Auge aus, sie haben trotz der gesteigerten Ausbeute und der reicheren Auswahl ihren Wert zu behalten gewußt. Ein tadelloser Smaragd von nur 1 Karat (20,5 g) Gewicht kostet im Handel immer noch etwa 1000 Mark. Er erfreut sich also eines ähnlichen Ansehens wie Diamanten und Rubine.
Es muß deshalb jedem, der für die Zukunft unserer deutschen Kolonien Interesse hat, eine besondere Genugtuung sein, zu erfahren, daß vor einigen Jahren in Teutsch-Südwestafrika Edelsteine gefunden wurden, die sich nach den kürzlich abgeschlossenen wissenschaftlichen Untersuchungen. als besonders seltene Abart des Smaragdes erwiesen. Man hat dem neuen Edelstein, von dem bisher nur eine ganz kleine Ausbeute gewonnen wurde, den Namen Heliodor gegeben. ^lls ein „Sonnengeschenk" erschien er mit fernem goldig-hellen Glanz dem bekannten Schmuckkünstler W. Lucas von Cranach, dem man den Fund zur Begutachtung vorgelegt hatte. Freilich in seiner natürlichen Form ließ er noch nichts von dem prächtigen Feuer ahnen, das man jetzt an den fertig geschliffenen und gefaßten Heliodoren bewundert. Es waren vielmehr recht unansehnliche, durch Windschliff verunstaltete Kristalle, die man in den grobkörnigen Granitschichten bei Rössing an der Bahn, die Windhuk mit der Hafenstadt Swakopmund verbindet, in Nestern beieinander fand. Gleichzeitig wurden damals auch hellblaue Aquamarine aufgeschlossen und zur Untersuchung nach Berlin gesandt.
Schon nach oberflächlicher Prüfung zeigte sich, daß der neuentdeckte Edelstein in die Gruppe der Berylle einzureihen war. Aber gerade deshalb mußte der Fund mit den feinsten Mitteln untersucht werden, denn unter den Beryllen gibt es ganz verschiedene Genossen. So benützt man in einigen galizischen Ortschaften die bis zu 2 in langen, aber trüben und unreinen Kristalle von gemeinen Beryllen zu Türpfosten; dazu hätte man also nicht erst nach Südwest gehen müssen. Tatsächlich erwiesen sich die Funde als wertvoll, ja sie bewiesen einige ganz wunderbare Eigenschaften, die ihnen eine hervorragende Stellung unter allen Schmucksteinen sichern werden. Tie klargelbe Farbe des Minerals zeigt eine deutliche, wenn auch schwache, grüne Fluoreszenz, der Vergleich mit einem edlen Moselwein, den der Kaiser aufgestellt haben soll, muß als außerordentlich treffend bezeichnet werden. Bei künstlicher Beleuchtung erscheint der grüne Schimmer noch kräftiger. Er ist, wie die chemische Untersuchung ergab, auf einen ganz geringen Gehalt von Eisenoxyd zurückzuführen. Außerdem gelang es aber, noch winzige Spuren einer sehr seltenen chemischen Substanz, des Uranoxyds, nachzuweisen. Ihnen verdankt der Heliodor noch eine bei andern Beryllen sonst nicht beobachtete Eigenschaft: Unter dem Einfluß der geheimnisvollen Kathodenstrahlen beobachtet man an den Kristallen eine bläuliche Phosphoreszenz, während bei längerer Fortsetzung des Versuches die Farbe des Edelsteins in ein fahles Grau umschlägt.
Am Sitz der deutschen Edelstein-Industrie, in Idar in Thüringen, ließ man die ersten Heliodore schleifen. Cranach hat aus ihnen einen Ring, eine Krawattennadel und ein Kreuz als Anhänger gefertigt. Diese Schmuckstücke, die im Besitz des Kaisers sind, fanden bei einer öffentlichen, Ausstellung die hohe Bewunderung aller Renner. Man bedauerte nur, daß es sich um die einzigen' Edelsteine dieser Art handelt, die bisher überhaupt zu haben stud. Hoffen wir, daß unsere südlichste Kolonie im schwarzen Erdteil bald eine reichere Ausbeute an dielen
kostbaren Bodenschätzen gemährt, damir auch gewöhnliche Sterbliche sich des neuen Schmucksleins erfreuen können.
Zur StechmückevbekSrnpfrmg.
Wiederholt haben wir schon über Maßnahmen berichtet, die zur Bekämpfung der lästigen und als Ileber- träger der Malaria gefürchteten Stechmücken getroffen wurden und dabei auch die tierischen Bundesgenossen erwähnt, deren sich der Mensch dazu bedienen kaum Außer manchen Fischen, die die Mückenlarven im Wasser verzehren, kommen hier namentlich insektenfressende Vögel in Betracht, in erster Linie Schwalben. Zieht man an einem von Mücken bewohnten Sumpf einen Draht entlang, der von Schwalben der Gegend gerne als willkommene Sitzgelegenheit angenommen wird, so lassen diese so leicht keine Stechmücke über die derartig gezogene Grenze hinüberkommen. Dieses einfache und wenig kostspielige Mittel, das an manchen Plätzen bereits mit Erfolg ängewendet wurde, verdiente noch weitere Verbreitung. Aus Amerika kommt nun die Nachricht, daß sich als besonders wirksame Vertilger der Stechmücken Fledermäuse verschiedener Art bewährt hätten, und was die amerikanischen Fledermäuse leisteten, werden auch die unseren zuwege bringen. Ter Bakteriologe Dr. Campbell hat bei San Antonio in Texas ein auf Pfählen stehendes, pyramidenartiges Holzgebäude errichtet, das gegen 10 000 Fledermäusen als Wohnung dient. Diese Fledermäuse räumen unter den in der Gegend massenhaft vorhandenen Moskitos ganz gehörig auf, und seit Errichtung des Fledermausheinis hat die Malaria ringsum auffällig abgenommen, ebenso verschiedene Insektenplagen, die durch abends fliegende Kerbtiere verursacht wurden. Dabei hat sich der Fledermaus-Guano, der ein vorzügliches Düngemittel darstellt, als so wertvoll erwiesen, daß durch ihn allein die Kosten für die Errichtung des Fledermausheims in kurzer Zeit wieder eingebracht wurden. Das Beispiel Campbells verdiente auch bei uns uachgeahmt zu werden. vr. K. g.
Vermischtes.
8 Tie Hölle der Frauen. Wenn man dem Bericht eines Engländers, der von einer volkswirtschaftlichen Studienreise durch Portugal nach London zurückkehrte, Glauben schenken darf, sind die Portugiesinnen der arbeitenden Volksklassen wahrlich nicht aus Rosen gebettet. Nach diesem Bericht wstrd in Portugal zwei Drittel der Arbeit von Frauen verrichtet. Bei. der Bewirtschaftung der Weinberge und Oliven- pslanznngen, die die wichtigste Erwerbsquelle des Landes ausmacht, bleibt den Frauen die schwere Arbeit zu tun, unter der Oberaufsicht der Männer, die sich bequem im Schatten der Olivenbäume ausstrecken und zusehen, wie sich die armen Weiber in der Sonnenglut abrackern. Die Frauen arbeiten auch in den Steinbrüchen und sind dazu verurteilt, die schweren Lasten zum Fluß zu karren und dort zu verladen. Alle Last d er Arbeit ist den Frauen aufgebürdet, d enen dafür als Entgelt wahre Hunger- löhne gezahlt werden.
ß Mehr Witwen als Witwer. Die Zahl der .Witwen übertrifft namentlich in den Groß- und Industriestädten die der Witwer sehr erheblich. Das liegt nicht nur daran, daß der Mann in der Regel einige Jahre älter ist, als die Frau, sondern mehr noch an dem Unterschiede der Tätigkeit beider Teile. Tie rastlose und hastende Tätigkeit des Mannes reibt die Nerven in ganz anderer Weises aus unst untergräbt damit die Gesundheit schneller als die gleichmäßig? und ruhige Beschäftigung der Frau. Das spricht sich deutlich in der Tatsache aus, daß vom 20. Ws zum 45. Lebensjahre die durchschnittliche Lebensdauer der Frauen in den Städten um fünf Jahre größer Vst, als die der Männer- Auf dem Lande und in den Kleinstädten liegen die Verhältnisse für die Männer günstiger, so daß, von den Großstädten abgesehen, die Lebensdauer beider Geschlechter etwa die gleiche ist.
8 Die Schwammfischerei. Einer der gefährlichsten und schwersten Berufe ist der des Schwammfischers. An der Küste Griechenlands sind etwa 5000 Menschen in dieser Industrie beschäfftgt. TiisS Schwämme wachsen an Felsen auf dem Boden des Meeres und werden entweder durch Dregganker, durch Schleppnetze oder durch Tauchen heraufgeholt. Tie frühere Methode beim Tauchen war, nach „Tit- Bits" die, daß ein Mann, der in einer Hand einen schweren Stein hielt, von seinem Boote kopfüber ins Wasser sprang, die Schwere des Steines zog ihn sofort auf den Boden, und hier riß er einen großen Schwamm von seinem Bett los, ließ dann den Stein fallen und wurde dann sofort durch die Strömung an die Oberfläche des Wassers getragen. Der leichte Schwamm erhob sich hinter ihm von selbst. Nach dieser Methode fischte man noch vor einigen Jahren nach Schwämmen. Jetzt hat sich dies, dank den Taucherausrüstungen, vollkommen geändert. Syndikate üben die Aufsicht über die Fischerei aus, verleihen Anzüge, Netze und Ausrüstungen an die Kapitäne von Schwammsischerbooten und ziehen einen enormen Vorteil daraus. Wenn ein Mensch in große Meerestiefen hinabsteigt, so sollte er dies langsam und allmählich bewerkstelligen, so daß sich der Körper nach und nach an den sich immer mehr verstärkenden Druck des Wassers gewöhnen kann. Aber ein so langsames Hinabsteigen erscheint dem Bootseigentümer unpraktisch und lästig. Wenn ein Taucher
schnell aus den Meeresboden gelangt, so hat er natürlich mehr Zeit, unten zu bleiben" und Schwämme zu sammeln. Darum werden die Taucher über Bord geworfen und sinken wie Klötze plötzlich hinab, anstatt langsam hinabgesenkt zu werden. Diese gewissenlose Methode ist so verbreitet, daß 80 Prozent der Taucher an Lähmungen leiden, die sich natürlich mit den Jahren verschlimmern und ihr Ende beschleunigen. Gewöhnlich .gehen die Taucher einen Kontrakt auf die ganze Saison ein, welche den Frühling und Sommer umfaßt, und verdienen in dieser Zeit etwa 2000 Mark, so daß sich viele unter ihnen bereits zu einer gewissen Wohlhabenheit aufgeschwungen haben.
8 Ein griechisches Mädchen im türkischen Harem.
In diesen Tagen, da die Rassengegensätze zwischen Türken und Griechen wieder so gefährlich hervortreten, gewinnt ein soeben erschienenes neues Werk besonderes Interesse: die Autobiographie eines griechischen Mädchens, das in der Türkei und in einem türkischen Harem aufwuchs. „Ein/Kind des Orients" nennt Demetra Basta ihre Lebensgeschichte, die gch jeder Zeile die tiefe Kluft spüren läßt, die zwischen Türken und den in der Türkei lebenden Griechen gähnt. Demetra Baka erzählt von einer griechischen Verwandten, die niemals anders als mit einer leise vor sich hingemurmelten Verwünschung an einem Türken vorüberging. In dieser Tante Kalliroe lebt der typische unversöhnliche Haß des Griechen gegen das türkische Herrenvolk. Als Baky-Pascha, der als ein gütiger und lauterer Charakter bekannt war, und nie ein Unrecht begangen hatte, ein verlassenes altes griechisches Hans ay.kauf.en knallte, zeterte die alte Griechin über den „asiatischen Unhold und Mörder". Und als man sie zurechtweist, begehrt sie zornig auf: „Ein Türke — und ikefm Mördstr-.?" Sie yob den Blick zur Zimmerdecke: „O Gott der Christen, wohin kommen wir? Liegt 1453 so weit zurück, daß deine Kinder es vergessen haben? Ein Türke — und kein Mörder!" Schließlich kauft die Alte das Haus und brannte 40 Tage lang täglich dreimal Weihrauch, um den Bau von der Schmach zu reinigen, von einem Türken betreten worden zu sein. Wo solcher Haß weilt, ist- keine Harmonie möglich; die kleine Demetra zählte 5 Jahre, als man ihr eine griechische Fahne gab und sie lehrte, die Türken zu verabscheuen und zu hassen. Sie hat es redlich versucht und auch zeitweilig vollbracht. Bon den türkischen Spielgefährtinnen wendet sie sich ab, um von dem Ruhm dies alten Hellas! Zu itrLumen; stolz eckzählt sie den Türkinnen griechische Heldensagen, und als sie als junges Mädchen in den Harem tritt, ist alles an ihr Verachtung gegenüber den Türken. Der Harem bestand aus der ersten Frau und sechs weiteren Frauen, die sie Schwestern nannte, einigen verheirateten Töchtern und den Frauen der Söhne sowie zwei verheirateten Enkelkindern. Ueberall im Hause waren kleine Kinder, und da jede Dame mehrere Sklavinnen hatte, lebten hier über hundert Frauen und Kinder zusammen. Es gab wenig Möbel, nur Kissen, harte Sofas und kleine Tische, auf denen stets süße Getränke und Leckerbissen lagen, und wo sich die Erwachsenen und die Kinder auf Polstern gebettet, aufhielten, um zu naschen oder zu schlafen." Demetra Vaka kam schließlich nach Amerika, aber was sie von ihrem Leben in der Türkei erzählt, läßt vieles von den Ausschreitungen des' Rassenhasses im Orient auch dem Europäer verständlicher erscheinen.
Aus Erfahrr-Ug. — „Nein, Schwiegervater, ich bin ganz zufrieden, daß ich drei Buben Hab' und kein Mädel. Eh' man nachher für so'n Mädel einen
Dummen findet-!" — „O, das ist gar nicht
so schwer, lieber Schwiegersohn."
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lauk.
Druck und Berlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altenstcll
SrraOr im Sommer
haben viele Kinder ein Stärknngs-, s
mittA gerade rm/Svmmer er-' j
wekftstch'rynen Scotts Emulsion als !
eine Wohltat; denn nichts Besseres gibt es, als diese Zubereitung, welche !
ihnen alle Vorteile des Lebertrans bringt und sich i:i der warmen Jahreszeit ebenso gut nehmen läßt wie in der kalten. Also auch im Sommer befördert sie die Entwicklung kräftiger Muskeln und vor allem den Aufbau fester Knochen. Wer Scotts Emulsion — doch nur die echte — gebraucht, der wird auch im Sommer die besten Erfahrungen mit ihr
machen.
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Gehalt, ea.i Feinste« Medizinal-^ebertra»
150,0, prima Glyzerin 50,V, unterphosphorig- saurer Kall 4Z, unterphoHphortgsaureS Natron 2,0, pulv. Tragant 3,0, feinster arab. Gummi pulv 2,0. Wasser 129,0, Alkohol 11.0 Hierzu aromatische Emulsion mit Zimt-, Mandel- und Gaultheriaöl je 3 Tropfen.